Am Tag nach dem Amoklauf in Graz hat sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Graz mit politischen Amtsträgern getroffen, bevor er sich in einem Statement an die Bevölkerung gewandt hat.
Thumbnail: APA/Erwin Scheriau
Mehr zum Thema und die neuesten Updates auf https://www.derstandard.at.
00:00Wir sind heute nach Graz gekommen, um unter anderem mit dem Landeshauptmann zu sprechen
00:07und natürlich mit der Bürgermeisterin von Graz und einigen anderen Kollegen zu treffen.
00:16Die Gespräche waren, wie soll ich sagen, einerseits natürlich von dem Schrecken,
00:25von dem Horror geprägt, den wir gestern alle erlebt haben.
00:30Aber andererseits wurde der Polizeieinsatz sehr gewürdigt.
00:36Es ging schnell, es hätte schlimmer kommen können, so furchtbar das auszusprechen ist.
00:44Die anderen Bundesländer haben sich schon gemeldet, um mit Rat und Tat
00:52und vor allem mit entsprechenden Personaleinsatz zur Seite zu stehen, wo immer notwendig ist.
01:00Aber es stellen sich darüber hinaus natürlich Fragen für die Zukunft.
01:04Eine Frage betrifft, dieser 21-Jährige hatte Waffen für den Einsatz bereit.
01:17Ist die Rechtslage wirklich so, dass sie modernen Anforderungen genügt?
01:26Das wird zu prüfen sein.
01:29Und das Zweite ist, vielleicht noch wichtiger, wie kann die Sicherheit von Schulen und Kindergärten,
01:37was das anlangt, besser garantiert werden.
01:43Garantiert ist vielleicht das falsche Wort.
01:45Einfach besser gesichert werden, weil 100%ige Sicherheit wird es nie geben.
01:51Ich habe mir heute bei den kurzen Wegen durch die Stadt gedacht, theoretisch könnte jemand aus einem Fenster schießen
01:59oder aus dem fahrenden Auto.
02:01Also 100%ige Sicherheit wird es nicht geben.
02:03Aber der Schock über die toten Kinder und Jugendlichen, der sitzt natürlich ganz, ganz tief.
02:13Das hat es in Österreich in diesem Ausmaß noch nie gegeben.
02:18Und ich verstehe, dass Graz trauert, aber es trauert auch die ganze Steiermark, es trauert ganz Österreich.
02:24Und wir haben sehr, sehr viele, wie soll ich sagen, mitfühlende Botschaften aus dem europäischen Ausland vor allem bekommen,
02:39die alle entsetzt sind über das, was hier passiert ist.
02:44Natürlich, das sind unsere freundschaftlich verbundenen Nachbarn in der Europäischen Union.
02:50Alle nehmen das sehr ernst, was hier passiert ist.
02:54Und wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir ein bisschen mehr tun können,
02:59um den Lehrern und Lehrerinnen, um den Schülerinnen und Schülern das Gefühl von mehr Sicherheit zu geben.
03:07Jeder reagiert anders, glaube ich, auf diese Situation.
03:12Manche, oh Gott, Schule ist gefährlich.
03:15Andere, nein, ich will jetzt wieder in die Schule gehen, da fühle ich mich gut aufgehoben.
03:19Das ist individuell ganz unterschiedlich.
03:21Sowohl was die Schüler und Schülerinnen betrifft, wie was die Lehrerinnen und Lehrer betrifft.
03:27Das verstehe ich auch.
03:29Also, Graz ist leider im Fokus.
03:35Es ist eine wunderschöne Stadt, die wir sehr gern mögen.
03:38Es ist halt leider hier passiert.
03:41Aber wir werden zusammenstehen und wir werden zusammen alles tun, um dieses Leid irgendwie, irgendwie...
03:50Was hätte ich gesagt, im Griff zu behalten, ist auch der falsche Ausdruck.
04:00Aber Ihnen beizustehen, so gut es irgendwie geht, das kann ich, glaube ich, für ganz Österreich versprechen.
04:06Wenn ich mir vorstelle, dass einer meiner Söhne in die Schule gegangen wäre und zu Mittag nicht mehr heimkommt,
04:28was soll ich den Eltern sagen, das ist schrecklich, schrecklich einfach.
04:33Das ist eine neue Diskussion zum Thema Waffenrecht.
04:43Das ist etwas, was gerade überall diskutiert wird.
04:45Es wird ein bisschen vorgebrochen.
04:46Es sei zu liberal in Österreich.
04:48Was wird da jetzt angestoßen seitens der Politik?
04:50Das werden wir uns sicher, also wir, das werden sich Politikerinnen und Politiker sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene mit Sicherheit anschauen.
05:00Wie ist es möglich, dass ein 21-Jähriger Kurz- und Langwaffe besitzt und die Möglichkeit hat,
05:08entsprechende Munition zu kaufen und damit dieses grässliche Unheil anzurichten.
05:14Also ich habe auch schon Medien entnommen, dass Österreich angeblich ein liberales Waffenrecht hat.
05:20Aber unabhängig von dieser Frage, wie können wir die Wahrscheinlichkeit solcher Morde in Zukunft verhindern.
05:30Nicht zu 100 Prozent, das wird nie möglich sein.
05:33Aber die Wahrscheinlichkeit verringern, dass so etwas vorkommen kann.