Nach dem Amoklauf in Graz mit zehn Todesopfern hat die Polizei am Dienstag weitere Ermittlungsdetails preisgegeben. Wie Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, auf einer Pressekonferenz ausführte, wurden zwei Überlebende aus dem Spital entlassen. Das Motiv des 21-jährigen ehemaligen Schülers stehe weiter nicht fest, sagte Lohnegger. Klar ist indessen, dass der Täter noch unmittelbar vor der Tat ein Foto in den sozialen Medien gepostet hatte.
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00:00Nach dem Amoklauf in Graz hat die Polizei am Dienstag weitere Ermittlungsdetails bekannt gegeben.
00:05Das Motiv für die Tat des 21-Jährigen ist weiter unklar.
00:10Aufgrund der bisherigen Ermittlungserkenntnisse zum Täter können wir natürlich auch mit Gewissheit sagen,
00:18dass er im Laufe der Jahre allgemein für das Phänomen der School Shootings,
00:24also den Amokläufen auf Bildungseinrichtungen, eine wesentliche Leidenschaft entwickelt hat.
00:29Er verherrlicht nicht nur allgemein die Daten, sondern auch die Täter bzw. Täterinnen, die diese Daten gesetzt haben.
00:40Ansonsten zum Motiv des Täters, auch was weiterhin herumgrassiert mit Mopping, Vorwürfen und dergleichen,
00:48da erlaube ich mir hinzuweisen, wir von der Polizei haben diesbezüglich weiterhin keine Kenntnisse.
00:56Klar ist indessen, dass der Täter noch unmittelbar vor der Tat ein Foto in den sozialen Medien gepostet hatte.
01:02Der Fokus liegt dabei auf seinen Schuhen.
01:05Das sind schwarze Einsatzschuhe bzw. sogenannte Kampftiefel.
01:11Dieses Lichtbild hat der Täter selbst in den sozialen Netzwerken konkret auf X gepostet.
01:19Zu den weiteren sozialen Medien, zu den Erkenntnissen, wir haben derzeit ca. 30 Accounts, die dem Täter zuzurechnen sind.
01:32Allerdings ist von unserer Ermittlungsgruppe und vor allem vom Bundeskriminalamt, vom Cybercrime Competence Center, dem sogenannten C4,
01:43hier wirklich lückenlos festzustellen, welche Accounts, welche Profile wurden vom Täter tatsächlich selbst angelegt
01:52und wo handelte es sich um Fake-Accounts.
01:57Die Accounts, die wir derzeit entsprechend untersuchen, wurden zwischen 2019 und 2025 erstellt.
02:07Von unserer Seite wurde, nachdem diese Accounts auch dann durch die mediale Verbreitung in der Öffentlichkeit standen, auch gelöscht.
02:16Hier erlaube ich es mir, auf ein paar Spekulationen einzugehen.
02:22Die Polizei, und das bin ich den Ermittlerinnen und Ermittlern, sowohl der Ermittlungsgruppe, aber auch dem Bundeskriminalamt, einfach dazu verpflichtet.
02:30Diese Accounts waren uns sehr wohl bekannt.
02:34Allerdings, nur damit sie ein Verständnis entwickeln können, wir wollen uns natürlich schon anschauen,
02:39und hier haben wir natürlich auch Erfahrungen von den Accounts des Attentäters von Wien beispielsweise,
02:46wer postet unmittelbar nach der Tat auf diesen Accounts.
02:51Sobald diese Accounts in den Fokus der gesamten breiten Öffentlichkeit gelangen,
02:56sind sie für uns kriminalpolizeilich wertlos.
03:01Deshalb werden solche Accounts von uns auch gelöscht.
03:04Die Löschung erfolgt natürlich auch deshalb, weil es für uns, und auch aus meiner persönlichen Sicht, erschreckend ist,
03:12welche Gutheißungen hier bei den einzelnen Accounts, wo auch Videos von anderen School-Shootings hochgeladen wurden, stattfinden.
03:23Die Anzahl ist, und das erlaube ich mir nach 30 Jahren, im Polizeidienst einfach nur erschreckend.
03:31Lassen Sie mich noch ein paar Worte zu einem jetzt erkennbaren Phänomen anmerken.
03:36In dieser einen Woche mussten wir allein in Graz zu über 30 Einsätzen an Schulen ausrücken,
03:43da offenbar sogenannte Trittbrettfahrer die derzeitige Situation aus mir persönlich nicht nachvollziehbaren Gründen offenbar ausnutzen.
03:52Immer wieder erlangen auf diversen Social-Video-Kanälen Ankündigungen von Amokläufen oder Drohungen
03:59in verschiedenen steirischen Schulen ein.
04:02Solche Ankündigungen sind selbstverständlich von der Polizei ernst zu nehmen
04:06und lösen jedes Mal einen entsprechenden polizeilichen Einsatz aus,
04:11der bislang glücklicherweise immer ohne Vorkommnisse beendet werden konnte.
04:16Die Ermittlungen am Tatort sind mittlerweile abgeschlossen.
04:19Zur Zahl der abgegebenen Schüsse verwies Lohnecker auf die laufenden Ermittlungen,
04:23genauso wie zur Frage nach möglichen Mitwissern.
04:25Von den verletzten Opfern befinden sich derzeit noch neun im Spital, zwei konnten entlassen werden.