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  • vorgestern
In einem Mietshaus fällt plötzlich der Strom aus. Eine
Bewohnerin klingelt an der Wohnungstür über ihr - niemand
öffnet. Jochen Strecker, der "Disco-König" Berlins, wurde
ermordet.

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Transkript
00:00Herr Strecker!
00:23Fürstendamm, im Herzen des alten Westberlins.
00:26Er schüttert im Jahr 2013 ein kaltblütiges Verbrechen in die Berliner Club-Szene.
00:32Jochen Strecker, der sogenannte Disco-König, wird in seiner Wohnung tot aufgefunden.
00:37Die Ermittler stehen vor einer großen Herausforderung, denn am Tatort lassen sich kaum Spuren finden.
00:44Die Diskothek First, gegründet im Westberlin der 80er Jahre, wurde schnell zu einer Institution.
00:50Wer dazugehören wollte, tanzte hier, lange bevor der Techno den Osten eroberte.
00:55Mittendrin Jochen Strecker, charmanter Gastgeber und prominentes Zähnegröße.
01:01Hallo, ich weiß nicht, ich bin voll heute Abend. Geh einfach durch.
01:04Hallo, das ist so schön.
01:07Hey, schön, dich zu sehen.
01:10Willst du noch so?
01:11Ja, wir sind jetzt drinnen.
01:14Hey Jochen, ist ganz schön voll heute.
01:17Ja, zum Glück sage ich dir. Du, ein bisschen Werbung könnte ich trotzdem vertragen.
01:21Könnt ihr nicht mal wieder eine kleine Geschichte über uns machen?
01:24Ich kann es mal der Redaktion geben.
01:26Ich war Society Reporter, also Kolumnist und war viel in der Nacht unterwegs und ab und zu eben auch im First und die Partys dort waren absolut legendär.
01:34Jochen Strecker war ein amüsander Mensch. Er hat das lokal legendär gemacht.
01:41Viele Prominente waren natürlich da, zum Beispiel Brigitte Nielsen oder Michael Douglas und so. Das war sein Leben.
01:50Jochen Strecker stammt aus Fulda in Hessen. In Berlin hat er sich damals eine Karriere als Gastronom aufgebaut.
01:57Der 59-Jährige ist Single und homosexuell.
02:02Strecker gilt als unterhaltsam, gastfreundlich und hilfsbereit.
02:06Du, Jochen, ich stecke gerade in Schwierigkeiten.
02:13Okay, ich weiß nicht, wo ich die nächsten Tage bleiben soll.
02:18Also einen Schlafplatz kann ich dir immer anbieten.
02:21Was denn für Schwierigkeiten?
02:23Kann ich dir so einfach sagen.
02:26Später vielleicht.
02:29Was ist denn los, Lorenzo?
02:34Hast du was ausgefressen?
02:36Du, äh, wo kann ich hier irgendwo raus?
02:40Ähm, äh, Michael, ähm, zeig doch Lorenzo mal, Hansa, nimmst du bitte, unser Getränkelager, hm?
02:49Na jetzt schau nicht so, sondern nimm ihn und geh.
02:52Ja.
02:52Jochen Strecker war auf jeden Fall auch ein hilfsbereiter Mensch, auch bei Leuten, die es nicht so ganz genau genommen haben mit dem Gesetz und hat auch mal zwei Augen zugedrückt.
03:14Februar 2013.
03:16Jochen Streckers Arbeitstag endet häufig erst in den Morgenstunden.
03:21In Berlin-Wilmersdorf, nicht weit von seinem Club, wohnt der Gastronom in einer großzügigen Altbauwohnung.
03:28Morgen, Jochen.
03:31Ja, guten Morgen.
03:33Du, ich hab frische Brötchen.
03:35Wie wärst du mit dem Frühstück?
03:36Ach du, das klingt verlockend, aber ich brauch erstmal eine Pause.
03:39Morgen.
03:40Morgen.
03:40Morgen, Lina.
03:42Später?
03:43Auf einen Kaffee?
03:43Ja, gut, am Nachmittag gegen drei, kommst du zu mir?
03:48Schön, ich freu mich.
03:49So machen wir es, bis später.
03:50Tschüss.
03:52Ich hab mit Jochen Strecker im gleichen Haus gewohnt, fand ich dann auch sympathisch und er war lustig und wir waren gleich irgendwie gut befreundet, würde ich jetzt mal sagen.
04:03Und wie läuft's im Moment?
04:06Also gestern war der Laden erstaunlich voll.
04:09Was für in alten Seiten.
04:13Entschuldigung.
04:14Herr Strecker, das hier lag in der Küche.
04:17Sie sollten das nicht immer so offen rumlegen lassen.
04:19Sie haben ganz recht, ich muss noch zur Bank.
04:22Sind noch Einnahmen aus dem Club.
04:24Ich sperre das kurz weg.
04:25Allein schon seine Wohnungseinrichtung, das sah schon sehr nach Geld aus.
04:30Das hat er sich natürlich alles mal gekauft, als er noch viel Geld hatte.
04:37Jochen hatte einen Lebensgefährten, mit dem er da in die Wohnung eingezogen ist.
04:42Und die haben sich aber getrennt.
04:47Das ist doch Khalid.
04:50Ja, aber das ist vorbei.
04:53Lass uns ein Käffchen trinken.
04:55Ich fliege übrigens nach Paris in zehn Tagen.
05:02Dann bist du nächste Woche aber noch da, oder?
05:04Ja, warum?
05:06Na, da ist meine OP.
05:07Du wolltest mich doch besuchen.
05:09Ach, Anitalein.
05:10Na klar komme ich dich da besuchen.
05:12Das habe ich dir doch versprochen.
05:14Doch Jochen Strecker wird den Besuch bei seiner Freundin schuldig bleiben.
05:22Und auch die Reise nach Paris wird der 59-Jährige nicht antreten.
05:26Jochen?
05:37Ah, die Limmel.
05:38Ja, die Limmel.
05:39Alles gut?
05:41Hallo, Jochen.
05:42Hey, Lorenzo.
05:43Komm her, komm her.
05:45Ach, hallo, Franz.
05:45Wir sehen uns.
05:47Du hast dich aber heute rausgeputzt.
05:49Ja, ich trappe dich.
05:50Und?
05:52Ist die Polizei immer noch dein schlimmster Feind?
05:54Ach, nein.
05:56Eher ein nerviger Begleiter, der ab und zu auftaucht.
06:01Du siehst heute eher so aus, als würdest du die Nacht erobern und nicht das Revier.
06:06Das Oberteil würde ich dir am liebsten heute noch ausziehen.
06:09So einfach kriegst du mich nicht drum, mein Freund.
06:12Hi, Schatz.
06:14Hi, Jochen.
06:15Hey, schön, dass du da bist.
06:17Ich bin nur auf dem Sprung mit Angel hier.
06:18Wir ziehen noch weiter.
06:19Hi.
06:20Rette ihn lieber von mir, bevor ich ihn noch verführe.
06:24Da mache ich mir keine Sorgen.
06:26Der ist sowas von hetero.
06:29Wie siehst du?
06:31Später.
06:32Ja, was soll ich sagen?
06:34Tja.
06:35Ah, Markus.
06:37Jochen Strecke hat wahnsinnig gerne geflirtet.
06:39Das nützte seinem Geschäft.
06:40Er war ein Geschäftsmann.
06:42Ja, also dieser Lorenzo, der passte durchaus so in das Beuteschema von dem Jochen Strecke.
06:48Auch an diesem Tag hat Jochen Strecke erst in den Morgenstunden Feierabend.
06:53Sein Mitarbeiter fährt ihn nach Hause.
06:55Ach, mal wieder später geworden.
06:58Ja.
07:00Ich freue mich jetzt auf mein Bett.
07:01Das glaube ich auch.
07:02Um 8.57 Uhr erhält Jochen Strecke eine SMS, die für die Ermittlungen der Polizei später von großer Bedeutung sein wird.
07:20Vier Stunden später.
07:27Was ist denn?
07:29Jochen Streckers Nachbarin bemerkt einen Stock tiefer ein Wasserfleck an der Decke ihres Badezimmers.
07:37Ach nee, wo kommt denn jetzt das ganze Wasser her?
07:41Ein simpler Wasserschaden.
07:42Danach sieht es zunächst aus.
07:44Die alarmierte Nachbarin klingelt bei Jochen Strecke, doch niemand öffnet die Tür.
07:49Herr Strecke!
07:54Der Hausmeister wird informiert und stellt die Hauptwasserleitung ab.
07:58Am nächsten Tag versucht er der Sache auf den Grund zu gehen, doch die Tür von Jochen Streckers Wohnung bleibt verschlossen.
08:04Auch seine Familie erreicht ihn nicht.
08:06Die einzige, die einen Schlüssel zu Streckers Wohnung hat, ist die Putzfrau, die zwei Tage später nach dem Rechten sieht.
08:13Oh Gott, was ist denn das für ein Chaos hier?
08:24Das gibt es ja nicht.
08:31Hallo?
08:36Herr Strecker?
08:37Herr Gleitzel, wir sind hier am Ludwig-Kirch-Platz, 600 Meter vom Kudamm entfernt, hinter uns die Wohnung, in der es passiert ist.
08:51Sie waren an diesem Tag sehr schnell da. Welchen Eindruck hatten Sie vom Tatort?
08:55Also zunächst mal, die Wetterlage damals war zufällig genauso wie heute.
08:59Am Tatort sah es recht chaotisch aus.
09:03Also sämtliche Schränke und Schublehnen waren geöffnet und durchsucht.
09:07Wir haben allerdings an der Wohnungstür keine Gewalteinwirkung feststellen können.
09:12Deshalb konnten wir daraus schließen, dass Herr Strecker den Täter entweder selbst reingelassen hat in die Wohnung oder der Täter einen Schlüssel hatte.
09:21Außerdem konnten meine Kollegen feststellen, dass trotz der Unordnung, die dort in der Wohnung herrschte, der Täter offenbar gründlich geputzt hatte.
09:30Also es gab diesen Wasserschaden und der Tatort wurde gereinigt. Das hat es Ihren Kollegen der Spurensicherung natürlich auch schwer gemacht.
09:38Oh ja, allerdings. Also es sind sämtliche Flächen geputzt worden, Gläser sind abgewaschen worden und es ist sogar am Tatort gesaugt und der Staubsaugerbeutel mitgenommen worden.
09:52Also jetzt galt es, Spuren zu finden, die die Täter möglicherweise übersehen haben. Also quasi die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
09:59Was haben wir denn? Er hat Stichverletzungen an Hals und Oberkörper und Abwehrverletzungen am Arm.
10:06Die Sektgläser hat auf jemanden gewartet, wa?
10:11Mhm. Kam offensichtlich nicht zum Einsatz.
10:14Die Jacke im Waschbecken, Wasser haben voll aufgedreht. Vielleicht war das Absicht. Alles unter Wasser setzen, um Spuren zu vernichten.
10:24Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass der Wasserschaden praktisch nicht absichtlich verursacht wurde.
10:30Denn immerhin haben meine Kollegen vor Ort noch eine Tasche im Korridor gefunden, in der sich Beutestücke befunden haben, die ja mitgenommen werden sollten.
10:40Und in der Küche lag noch ein ganzer Batzen an Bargeld.
10:44Es wirkt aber auch so, als hätten der oder die Täter das Ganze nicht richtig zu Ende gebracht. Was war Ihre Theorie?
10:50Was zum Beispiel hätte passiert sein können, ist, dass der Täter Teile der Beute schon rausgeschafft hat auf den Hausflur und dann ist die Tür zugefallen.
11:03Oder aber es gab irgendeinen anderen Grund, warum er plötzlich die Flucht ergreifen musste.
11:06Herr Gleitz, Sie sind ein erfahrener Ermittler, haben schon viele Tatorte gesehen. Was hat Ihnen die Spurenlage gesagt in Bezug auf den oder die Täter?
11:16Also zunächst mal Stichwort abgewaschene Gläser. Das sprach für eine Bewirtungssituation, die vor der Tat stattgefunden hat.
11:24Und aus der Auffindesituation des Leichnams von Herrn Strecker konnte man auf eine gewisse sexuelle Komponente schließen.
11:34Und außerdem haben wir an dem Ort auch abgelesen, dass der Täter offenbar sehr gut vorbereitet war und wusste, dass es bei Herrn Strecker was zu holen gab.
11:44Und Sie haben in der Badewanne das Telefon von Jochen Strecker gefunden.
11:48Scheint sein Handy zu sein. Kriegst du es wieder zum Laufen?
11:51Tja, versuchen werden muss. Geht sofort in die Kriminaltechnik.
11:55Wir wussten natürlich, dass das Handy lange im Wasser gelegen hatte, also vielleicht sogar zu lange, um das Handy nochmal funktionsfähig zu machen.
12:01Aber wir hatten natürlich die Hoffnung, dass wir auf dem Handy Daten finden, die uns weitere Ermittlungsanhalte geben.
12:07Und damit sollten Sie recht behalten.
12:09Die Nachricht vom Tod Jochen Streckers ging rum wie ein Lauffeuer bei Angehörigen, Freunden, aber auch in den Medien.
12:16Es ist ein riesiger Schock für die Putzfrau, als sie die Leiche von Jochen Strecker findet.
12:21Ich lag zu der Zeit im Krankenhaus und ich habe abends im Fernsehen gesehen mein Haus und aus diesem Haus wurde die Leiche von Jochen gebracht.
12:31Und das war ganz furchtbar für mich. Man kennt das ja alles nur aus dem Fernsehen, dass jemand ermordet wird, aber doch nicht in seinem privaten Umfeld.
12:40Das war mir, also von daher habe ich gedacht, Moment mal, in welcher Realität lebst du denn?
12:46Ja, das ist die Realität. Dein Freund ist ermordet worden.
12:51Im Landeskriminalamt Berlin übernimmt das Team der 5. Mordkommission die Ermittlung.
12:57Tja, bisher ist leider völlig unklar, ob Jochen Strecker seinen Mörder gekannt hat.
13:00Wissen wir schon, was alles fehlt, Franziska?
13:02Mehrere teure Uhren, Wertgegenstände, Geld und mindestens eine Bankkarte. Die Kollegen sind schon dran.
13:08Hervorragend. Das haben wir zum Todeszeitpunkt.
13:12Noch nichts Konkretes. Der Zeitpunkt des Wasserschadens lässt darauf schließen, dass die Tat schon Sonntagvormittag passiert ist.
13:18Gefunden wurde Jochen Strecker erst Dienstag.
13:21Vielleicht ging es ja um Drogen.
13:22Ja klar, das ist denkbar. Oder diejenigen einfach nur ums Geld.
13:27Was für uns? Wir haben vermutlich was. Wahrscheinlich der Täter.
13:32Am Dienstagabend hat eine Person Geld mit der IC-Karte des Opfers in der Bank abgehoben.
13:37Schau dir mal das Bild der Überwachungskamera an.
13:40Was könnte da sein?
13:42Tja, wahrscheinlich männlich, circa 1,85. Aber es ist völlig unmöglich, den zu identifizieren, oder?
13:50Was meint ihr?
13:51Die Bilder aus der Überwachungskamera haben uns, abgesehen von der Größe und der Statur des Geldabhebers, eigentlich keine neuen Hinweise gegeben.
14:00Was wir allerdings herausgefunden haben, war, dass noch am Tattag, also am Abend des Sonntags, kurz vor Mitternacht, mit der Geldkarte von Herrn Strecker in einer Bank 500 Euro abgehoben wurden.
14:15Und nach Mitternacht sind dann nochmal in einer anderen Bank dreimal 500 Euro abgehoben worden.
14:23Von daher wussten wir natürlich da auch das Tatmotiv, nämlich Habgier. Es handelte sich also um einen Raubmord.
14:33Hamza Amari ist der letzte seiner Mitarbeiter, der Jochen Strecker lebend gesehen hat.
14:37Ja? Kriminalpolizei. Wir hätten da mal ein paar Fragen an Sie.
14:42Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann.
14:44An dem Morgen, als Herr Strecker ermordet worden ist, da haben Sie ihn nach Hause gefahren, ja?
14:49Ist Ihnen da eventuell irgendwas Besonderes aufgefallen?
14:53Nein. Er war wie immer eigentlich gut drauf.
14:56Ich habe gedacht, dass er sicher gleich schlafen wird.
15:00Ich erinnere mich nur, dass Jochen ein SMS bekommen hat.
15:04Aber ich glaube nicht, dass das etwas Wichtiges war.
15:07Na gut. Falls Ihnen noch was einfallen sollte, dann melden Sie sich bitte, ja?
15:14In der Rechtsmedizin wird der Leichnam von Jochen Strecker untersucht.
15:18Hallo.
15:19So, dann wollen wir doch mal.
15:23Die Verletzungen offenbaren die Brutalität des Täters.
15:26Sehen Sie diese Stichwunde? Es muss einen ziemlich heftigen Kampf vor der Badewanne gegeben haben.
15:32Sehen Sie hier?
15:34Schnittwunde am Unterarm.
15:36Ja. Ganz kleine Abwehrverletzung.
15:39Der erste Stich ging jedenfalls in die Brust.
15:43Drei in den Rücken.
15:45Das Opfer muss dann das Bewusstsein verloren haben.
15:48Was interessant ist,
15:50es sieht so aus, als ob die Tat nicht in einer Handlung stattfand,
15:54sondern in zwei.
15:55Wie ist das hier gemeint?
15:56Neben den Stichen in Brust und Rücken.
15:59Kommen Sie mal ran.
16:00Gibt's noch zwei weitere Stiche.
16:06Hinter dem Ohr,
16:08einen in den Hals
16:09und einen quer durch die Halsstruktur.
16:13Diese Stiche wirken insgesamt auch energischer als die ersten.
16:15Als Todesursäglich wurde ein Stich an der rechten Halsseite festgestellt.
16:20Dieser drang nahezu horizontal in den Hals ein,
16:25durchtrennte die Luftröhre und auf der gegenüberliegenden Seite die großen Blutgefäße.
16:30Dieses führte zu einem erheblichen Blutverlust und zu einer Einatmung vom Blut.
16:34Zwei Tage nach dem Leichenfund gibt es den ersten großen Ermittlungsansatz.
16:41Sekunde bitte mal gerade.
16:42Thomas, wart jetzt.
16:43Eine super Nachricht.
16:45Sie haben es tatsächlich hingekriegt.
16:46Die Kriminaltechnik hat das Handy von Strecke wieder zum Laufen gebracht.
16:49Und da ist ein Chatverlauf drauf, den müssen wir uns ansehen.
16:51Wahnsinn, super.
16:52Du, geh schon mal rein, die anderen sind schon drin.
16:54Ihr kommt gleich nach.
16:56So, da bin ich wieder.
16:58Ja, war eine gute Nachricht gewesen.
17:00Ja.
17:00Okay, Leute, Strecke hat offensichtlich Besuch erwartet.
17:05Das war kurz vor dem Mord.
17:07Genau.
17:07Der Chat beginnt mit der Nachricht eines Unbekannten.
17:10Thomas, magst du den Unbekannten mal lesen?
17:11Ja.
17:12Franziska, kannst du ein bisschen scrollen?
17:13Das wäre gut.
17:157.37 Uhr, aber bitte diskret, Kuss.
17:18Strecke, bin bei der Abrechnung.
17:20Melde mich gleich.
17:22Hoffe, du hast mich nicht vergessen.
17:23Und wann kann ich kommen?
17:25Um 8.33 Uhr schreibt Strecke, Schatz, bin noch im Laden.
17:29Circa 30 Minuten.
17:31Da auf der Unbekannte.
17:32Okay, sag Bescheid, wenn du losfährst.
17:33Freue mich, Kuss.
17:35Und um 9.04 Uhr, okay, komme, mein Schatz.
17:379.16 Uhr, Strecke, meine Schönheit, bin daheim.
17:40Dann kommt, bin gleich da.
17:42So, und ganz offensichtlich ein Date, denn Strecke schreibt hier jetzt, Badewasser läuft
17:46schon ein.
17:47Danach gibt es eine längere Pause.
17:49Um 11.44 Uhr schreibt Strecke, Schade, dass du nicht mehr gekommen bist.
17:53Ich hatte mich gefreut.
17:54Und kurz danach, gut, dann hol ich mir jetzt einen Escort.
17:57Um 11.47 Uhr antwortet der Unbekannte, sorry, Schafe, es, komisch geschrieben, nicht, aber
18:04ich rufe dich abends an.
18:05Kuss.
18:06Daraufhin, Strecke, okay.
18:07LKA 1, Delikte am Menschen, Herr Glatzel, das hier ist Ihre Wirkungsstätte.
18:15Lassen Sie uns über diesen Chatverlauf reden.
18:17Sie gehen davon aus, es war der Chat zwischen Jochen Strecker und seinem mutmaßlichen Mörder.
18:22Und dann ist so eine lange Pause dazwischen.
18:24Wie haben Sie sich die erklärt?
18:25Wir sind recht spontan darauf gekommen, nachdem wir diesen Chat ausgewertet haben, dass alle
18:32Nachrichten, die praktisch in der Zeit ab 11.44 Uhr erfolgten, von Jochen Strecker aus,
18:40dass die ihm in die Schuhe geschoben wurden, täterseitig, also dass der Chat fingiert gewesen
18:46ist.
18:47Denn wir mussten uns fragen, warum, fragt Jochen Strecker erst über zwei Stunden später seinen
18:55Besuch, wo er denn bleibt.
18:56Und außerdem hat Herr Strecker nie, wie in dem Chat angekündigt, einen Escort-Service angerufen.
19:04Im Gegenteil, es fand auf diesem Handy überhaupt keine Aktivität mehr statt.
19:08Das klingt aber so, als wären Sie dem Täter in diesem Moment schon recht nah gewesen.
19:12Leider nein.
19:13Wir waren noch meilenweit entfernt.
19:15Wir konnten zwar ermitteln, dass der Chat von einer Prepaid-SIM-Karte ausgeführt wurde.
19:22Wir konnten natürlich auch die Rufnummer dazu ermitteln.
19:25Aber den Inhaber dieser SIM-Karte herauszufinden, das sollte noch eine echte Herausforderung
19:30werden.
19:31Haben wir inzwischen Namen von dem Chat-Pater?
19:32Nee, die SIM-Karte wurde wohl mit gefälschten Daten registriert.
19:35Ja, wie das immer ist.
19:37Dann überwachen wir die Nummer ab jetzt.
19:38Wir brauchen die Verbindungsdaten.
19:39Franziska, du kümmerst dich um richterlichen Beschluss, ja?
19:41Ja, klar.
19:42Top.
19:42Eine Woche später, der Durchbruch.
19:47Also, das ist die Nummer, über die der Chat auf Streckers hin gelaufen ist?
19:51Ja.
19:52Und wird über die Nummer noch telefoniert?
19:54Nein, keine Telefonate mehr.
19:56Mhm.
19:57Thomas, du hattest doch noch was zum Telefonanbieter.
19:59Ja, wir haben über den Telefonanbieter herausgefunden, in was für einem Handy-Modell diese Prepaid-SIM-Karte
20:05eingelegt war und konnten so die Gerätenummer ermitteln.
20:09Das heißt, das Gerät ist identifiziert.
20:12Daraufhin haben wir dann bei allen Telefonanbietern nachgefragt, ob eine SIM-Karte von Ihnen aktuell
20:17in diesem Gerät in Gebrauch ist und haben tatsächlich eine positive Rückmeldung erhalten.
20:23Und, wem gehört die Nummer?
20:26Einem Antoni Kowalski.
20:29Ah, noch in Gebrauch, oder?
20:31Ja.
20:32Und im ständigen Austausch mit einer anderen Nummer.
20:34Wir haben in unseren Datenbanken recherchiert und haben festgestellt, dass er bereits wegen
20:41Eigentums- und Gewaltdelikten in Erscheinung getreten war.
20:44Zumindest war dieser Mann für uns dringend tatverdächtig, weil wir ihm vorgeworfen haben,
20:52er ist der Inhaber von dieser SIM-Karte, er hatte die Verabredung mit Herrn Strecker, er hat
20:58Herrn Strecker getötet und deshalb haben wir für diesen Mann ein Haftbefehl beantragt
21:03und auch bekommen.
21:05Die Verhaftung von Antoni Kowalski steht kurz bevor.
21:08Franziska, der Haftbefehl ist da, das heißt die Zielfahne.
21:12Entschuldige.
21:14Ja, Hülle?
21:16DNA-Treffer.
21:18DNA-Treffer.
21:20Ja, und wer ist es?
21:23Chris.
21:24Okay.
21:25Ja, danke.
21:26Ja, schick es einfach rüber.
21:28Mhm, tschüss.
21:30DNA aus der Runde?
21:31Ja.
21:31Sehr großartig.
21:32Von dem Wasserglas.
21:33Von Kowalski?
21:35Nein.
21:35Wie nein?
21:37Das ist von einem Marad Sahin, das ist wohl ein weiterer Bekannter von Strecker.
21:43Kennen wir den?
21:44Nee.
21:52Hier, ein Foto.
21:58Plötzlich, Herr Glatzel, kommt noch ein zweiter möglicher Täter ins Spiel.
22:03Das war für uns wirklich eine große Überraschung.
22:07Und dieser Mann, der war auch schon polizeibekannt und war zuletzt wegen einer Raubtat zu vier
22:14Jahren Haft verurteilt.
22:16Und zur Zeit des Mordes, zum Nachteil von Jochen Strecker, hätte er diese Haftstrafe eigentlich
22:22absitzen müssen.
22:23Er ist allerdings aus einem Hafturlaub im Jahr 2012 nicht mehr zurückgekehrt und war
22:31seitdem aufgrund eines Haftbefehls zur Strafvollstreckung gesucht.
22:35Wie hat das Ihre Ermittlungen weitergebracht?
22:37Na ja, also wir mussten jetzt natürlich erst mal klären, wer in welcher Form beteiligt
22:43war.
22:44Vielleicht gab es ja eine ganz neutrale Erklärung dafür, warum dieser Mann in der Wohnung von
22:49Herrn Strecker gewesen ist.
22:51Ja, genau, richtig.
22:53Und die Kerze an.
22:55Genau.
22:57Ach, hier schon wieder.
23:00Wir haben jetzt doch nochmal ein paar Fragen.
23:02Natürlich.
23:03Worum geht's?
23:04Dieser Mann hier, ist der Ihnen bekannt, oder?
23:08Ja, das ist Lorenzo.
23:09Er ist regelmäßig hier.
23:11Sie kennen diesen Mann als Lorenzo, nicht als Marad Zahin?
23:14Marad Zahin?
23:15Ja.
23:15Nee, nur immer als Lorenzo.
23:18Ein guter Bekannter von Jochen.
23:20Guter Bekannter oder mehr?
23:22Keine Ahnung.
23:24Nee, ich glaube nicht.
23:26Also Jochen fand ihn schon attraktiv, aber der wusste ja, dass der Lorenzo nicht auf Männer
23:30steht.
23:32Ich glaube, der mochte den einfach.
23:34Der wusste ja auch, dass der was ausgefressen hat.
23:38Der Herr Strecker wusste, dass der Mann polizeilich gesucht war.
23:42Polizeilicher gesucht?
23:44So genau weiß ich nicht, was Jochen da wusste.
23:47Wir haben uns natürlich schon gefragt, warum ausgerechnet ein Vertrauter von Herrn Strecker
23:52und dazu noch ein Stammgast aus seiner Diskothek Herrn Strecker töten sollte.
23:57Aber wir hatten ihn definitiv in Verdacht, etwas mit der Tat zu tun zu haben.
24:02Wir haben nämlich auch durch verdeckte Ermittlungen, also vor allem durch Telefonüberwachung herausbekommen, dass
24:10dieser Mann ausgerechnet zu der Zeit in Kontakt stand mit unserem Hauptverdächtigen, also mit
24:16Herrn Kowalski.
24:17Gut zwei Wochen nach dem Mord am Disco-König Jochen Strecker schlagen die Zielfahnder zu.
24:24Polizei!
24:25Tante Bewegung!
24:25Hände aus da!
24:26Entspann dich!
24:27Bleib doch mal locker!
24:28Bleib doch mal locker!
24:29Nimm mal deine Waffe runter!
24:31Das ist doch gut!
24:31Entspann dich doch!
24:32Ja, okay!
24:33Das tut weh, Mann!
24:34Scheiß Bullen!
24:35Ihr findet sowieso nichts!
24:36Ich hab nichts!
24:37Ich bin sauber!
24:39Kowalski und Marat Sahin, die kennen sich aus der JVA Tegel.
24:43Danke.
24:44Meint ihr, die beiden haben zusammen Überfälle begangen?
24:47Die Akte von beiden ist dick.
24:49Die haben ein langes Vorstrafenregister.
24:51Erpressung, Einbruch.
24:52Boah, nee, das geht nicht.
24:54Nimm mal einen Zucker, bitte.
24:55Naja, jedenfalls sollten wir für beide...
24:57Du auch?
24:58Nee.
24:59Für beide sollten wir einen Durchsuchungsbeschluss beantragen.
25:03Marat Sahin, der hat eine Freundin.
25:05Bei der wohnt er auch seit Oktober 2012.
25:07Ach, dann müssen wir unbedingt einen Besuch abstatten.
25:10Ja.
25:11Chris, machst du das?
25:12Ja, klar.
25:13Nimm Matthias mit.
25:14Kümmer ich mich drum.
25:15Die Wohnungsdurchsuchungen waren wirklich äußerst ergiebig.
25:18An der Meldeanschrift von Herrn Kowalski konnten meine Kollegen genau das Handy sichern,
25:25das er für die Tat verwendet hatte.
25:28Und an der Anschrift der Freundin von Herrn Sahin, da hat diese meinen Kollegen das Sakko
25:35übergeben, das Herr Sahin bei seinem letzten Besuch im First getragen hatte.
25:40Wo sind denn die anderen Sachen, die er anhatte?
25:43Die sind nicht mehr da.
25:44Was bedeutet das?
25:45Ich habe Marat nach dem First mit ein paar Klamotten im Arm gesehen.
25:49Als ich ihn gefragt habe, was er damit machen will, hat er gesagt, er braucht das Zeug nicht mehr.
25:53Die Klamotten hat er dann weggeschmissen.
25:55Außerdem hat diese Freundin später erzählt, dass Herr Sahin plötzlich über einen außergewöhnlich
26:03hohen Geldbetrag verfügte und ihr dafür einen teuren Friseurbesuch ermöglicht hat und sie
26:10auch einmal zum Essen eingeladen hat.
26:1415 Tage nach dem Mord am legendären Diskokönig beginnt die Vernehmung der beiden Tatverdächtigen.
26:19Herr Sahin, Sie sind ja als Beschuldigter im Mordfall Jochen Strecker.
26:26Wollen Sie sich dazu äußern?
26:29Ich habe nichts zu tun.
26:34Also dieser Mann, der hier Marat Sahin genannt wird, der war definitiv der Freundlichere in dem
26:42Moment von den beiden Beschuldigten.
26:44Ich möchte sagen, fast schon schüchtern etwas in sich gekehrt.
26:48Wie ich später erfahren habe, soll er wohl in etwas prekären Verhältnissen aufgewachsen sein.
26:55Seine Mutter soll wohl viel getrunken haben und wechselnde Partnerschaften gepflegt haben.
27:02Und einige dieser Partner sind dann wohl auch gegenüber ihren Kindern gewalttätig geworden,
27:08sodass er sich wohl schon früh um seine Geschwister kümmern musste.
27:13Und irgendwann ist er dann wohl auf die schiefe Bahn geraten.
27:16Herr Strecker ist tot.
27:18Wie gut haben Sie ihn denn gekannt?
27:21Ich war mal bei ihm zu Hause und dann hat er mir angeboten, bei ihm zu übernachten,
27:29als ich in den Schwierigkeiten war.
27:32Wir haben Ihre DNA an einem Glas in seiner Wohnung gefunden.
27:36Ich war mal da, habe ich ja gerade gesagt.
27:38Um wie viel Uhr haben Sie das Försten verlassen und wo sind Sie danach hingefahren?
27:45So circa um sieben Uhr ungefähr.
27:49Und dann bin ich mit einem Taxi zu Leuten gefahren.
27:51Es ist wirklich wahr.
27:55Was haben Sie denn da ein gehabt?
27:57Ein T-Shirt und eine Jeans.
27:59Bei der Hausdurchsuchung bei Ihrer Freundin wurde nur ein Sakko von Ihnen gefunden.
28:03Die anderen Kleidungsstücke, die sollen Sie weggeschmissen haben.
28:06Warum?
28:08Weil ich die eben nicht mehr gut fand.
28:11Ja, Ihre Freundin hat außerdem ausgesagt, dass Sie nach dem 3. März über auffällig viel Bargeld verfügt haben sollen.
28:17Schon so, hört, 3000 Euro.
28:19Das finden wir bemerkenswert.
28:20Denn soweit wir das wissen, haben Sie keine Arbeit und sind chronisch eher Klamm.
28:25Also ein, woher kam das Geld?
28:27Gut, ich kann Ihnen alles wirklich logisch erklären.
28:31Bitte.
28:32Aber ich muss ja erst mal mit meinem Anwalt sprechen.
28:41Und?
28:42Was denkst du?
28:43Drei Löffel Zucker, ne?
28:44Drei Löffel Zucker, dank dir.
28:48Ich denke inzwischen, dass Marat Sahin das Date vom Strecker gewesen ist, nicht der Kowalski.
28:54Interessant. Warum?
28:55Na ja, bitte dich.
28:57Das ist der genau Streckers Typ.
28:59Ja?
29:02Der Herr Kowalski zu von Ihnen.
29:04Der Herr Kowalski.
29:05Herrfühlen bitte.
29:06Setzen Sie sich.
29:13Herr Kowalski, Sie sind als Beschuldigter im Mordfall Jochen Strecker hier.
29:19Ich habe überhaupt keine Ahnung, was das hier alles soll.
29:21Ich kenne diesen Strecker doch gar nicht.
29:23Haben Sie irgendwas gegen mich in der Hand?
29:25Sie können von mir keine Spuren in der Wohnung gefunden haben.
29:30Ich war nämlich gar nicht da.
29:32Und mit Ihnen rede ich sowieso nicht.
29:35Na, das ist aber schade.
29:37Es ist nämlich so.
29:38Herr Kowalski, wir wissen, dass von einem Ihrer Handys Kontakt mit Jochen Strecker aufgenommen worden ist.
29:44Insofern ist dann zumindest dieses Gerät mit dem Mordfall irgendwie verbunden.
29:48Habe ich vielleicht verliehen.
29:51Habe ich vielleicht verliehen.
29:51Weiß ich nicht mehr.
29:54Ich habe viele Handys, verstehen Sie?
29:56Aus beruflichen Gründen.
29:57Und ich werde jetzt hier auch nichts mehr sagen.
30:02Hey, nichts mehr aufschreiben, was ich hier sage, ja?
30:04So, Herr Kowalski, jetzt mäßigen wir uns mal ein bisschen, wenn es irgend geht, ja?
30:08Dieser Beschuldigte hat offiziell die Aussage verweigert.
30:12Das heißt also, wir durften kein Protokoll aufnehmen.
30:16Aber wir sind trotzdem miteinander ins Gespräch gekommen.
30:19Und er hat uns wichtige Informationen gegeben, die eigentlich zum Täterwissen gehören.
30:24Also so hat er sich als möglicher Mittäter ins Spiel gebracht.
30:28Natürlich nur scherzhaft im Konjunktiv.
30:30Vielleicht habe ich hier unten gewartet.
30:35Ey, bei der Obduktion hättet ihr doch sehen müssen, dass ich allein von der Größe her nicht der Täter sein kann.
30:41Ihr müsst auch mal ein bisschen nachdenken.
30:43Insgesamt verhielt er sich uns gegenüber doch recht überheblich.
30:47Und hat praktisch auch gesagt, wir könnten ihm gar nichts.
30:50Und am nächsten Tag sei er wieder draußen und wir sollen mal unsere Arbeit richtig machen.
30:56Der Kowalski hat jetzt doch einiges rausgelassen.
30:59Er kannte sogar die Verletzung des Opfers.
31:02Das hat aber nirgendwo in der Presse veröffentlicht.
31:04Außerdem hat er erwähnt, dass eventuell ein Escort beteiligt gewesen sein könnte.
31:08Und das wissen wir ja auch nur aus dem Chatverlauf.
31:10Also wieder absolutes Täterwissen.
31:15Herr Glatzl, in solch einem Vernehmungsraum saßen Sie auch Antoni Kowalski gegenüber.
31:19Hat er sich in den Gesprächen mit Ihnen selbst verraten?
31:23Also ich würde sagen, ja, das hat er.
31:27Wahrscheinlich dachte er in dem Moment, wir könnten ihm nichts, weil wir ja seinem Wunsch entsprochen hatten, nicht mitzuprotokollieren.
31:35Er war sich auch deshalb so sicher, weil er wusste, er hat keine Spuren hinterlassen am Tatort.
31:42Trotzdem, dann gab es etwas, womit er nicht gerechnet hat.
31:46Also er saß ja mittlerweile in Untersuchungshaft und einer seiner Mithäftlinge hat sich an uns gewandt und hat eine Aussage gemacht.
31:55Denn offensichtlich hat Kowalski auch ihm gegenüber einiges an Täterwissen preisgegeben.
32:00Also er hat gegenüber dem Mithäftling gesagt, dass er Strecker den Rest gegeben hat.
32:07Also so hat er das wohl selbst formuliert.
32:10Damit spielte er wohl auf die tödlichen Stiche im Halsbereich an.
32:16Warum hat Kowalski all diese konkreten Dinge zur Tat dem Mithäftling erzählt?
32:20Naja, also meine persönliche Meinung ist, dass er damals so strukturiert gewesen ist, dass er sich mit dieser Geschichte auch bei anderen Kriminellen Respekt verschaffen wollte.
32:35Da beide Beschuldigte schweigen, steht ein schwieriger Indizienprozess bevor.
32:40Bernd Glatzl und sein Team versuchen mithilfe der Ermittlungsergebnisse den Tathergang so genau wie möglich zu rekonstruieren.
32:47Also, durch die Telefonüberwachung wissen wir, dass die beiden sich am Samstagabend, den 2. März, bei Kowalski zu Hause waren.
32:56Beide haben Schulden und brauchen dringend Geld.
32:59Also, wir machen es so wie abgemacht.
33:02Keine Fehler. Verstanden?
33:05Was für Fehler?
33:07Der Plan steht doch.
33:11Das sind die Handys.
33:12Für die Tat verwenden sie Handys, die man nicht zu ihnen zurückverfolgen kann. Das glauben sie zumindest.
33:20Mara Zahin kommt um 2.20 Uhr nachts im First an. Dort ist er bekannt als Lorenzo. Er kommt mit Strecke ins Gespräch.
33:29Ah, Lorenzo!
33:31Hallo, Chef!
33:32Hey, du hast dich aber heute rausgeputzt.
33:36Extra für dich.
33:38Das Roberteil würde ich dir am liebsten heute noch ausziehen.
33:41So einfach kriegst du mich nicht rum, mein Freund.
33:45Schon da muss ein Strecker eine intime Begegnung in Aussicht gestellt haben.
33:50Der hat ihn dann in die Falle gelockt.
33:53Mara Zahin hat Strecker vorgespielt, dass er Interesse an ihm hat.
33:57Ich will dann jetzt gehen.
34:00Bleib doch noch.
34:03Wir sehen uns doch später.
34:10Meine Schönheit, bis gleich.
34:12Bis gleich.
34:13Zwischen 7 Uhr früh und 8 Uhr 30 sind dann beide nochmal in die Wohnung von Kowalski und haben die SIM-Karten in die Handys gelegt.
34:24Exakt. Und dann chattet Zahin mit Strecker.
34:28Kurz danach müssen die beiden zur Wohnung von Strecker hier fahren sein.
34:31Aber nur Zahin geht zur Wohnung. Kowalski wiederum.
34:34Der wartet unten.
34:38Da bin ich.
34:41Komm mal rein.
34:43Schön, dass du da bist.
34:50Klar.
34:52In der Wohnung, da wird Mara Zahin einen Strecker dann hingehalten haben, um auf den richtigen Moment zu warten.
34:57Wahrscheinlich.
34:58Und so weit getrunken, ein bisschen geplaudert, ich kann mir nicht vorstellen, dass Zahin jetzt Zärtlichkeiten mit Strecker gewollt hat.
35:03Das wird richtig schön.
35:16Es ist 9 Uhr 30.
35:18Jochen Strecke hat keine Ahnung, dass Mara Zahin nur auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen.
35:23Ja, ich glaube, er ist tot.
35:28Ist er tot?
35:45Ja, ich glaube, er ist tot.
35:46Scheiße.
35:47Das über den Kopf.
35:49Lass über die Hände.
35:51Warte, warte.
35:53Ich kann nicht so ruhig.
35:56Ganz ruhig, ganz ruhig.
35:57Es ist alles okay.
36:04Scheiße, der hat noch Puls.
36:06Ich habe das noch.
36:07Okay.
36:11Kowalski setzt die tödlichen Stiche am Hals.
36:14So.
36:14Und beim Heben in die Wange, da müssen sich die Faserspuren von dem T-Shirt von Mara Zahin auf den Bademantel und das Opfer übertragen haben.
36:23Inzwischen haben wir übrigens auch die Bestätigung, dass auf dem Sakko von Mara Zahin identische Faserspuren, also von dem T-Shirt, gefunden worden sind.
36:35Die beiden durchwühlen Schubladen.
36:37Dabei nehmen sie verschiedene Wertgegenstände mit, darunter mehrere Uhren und Schmuck.
36:45Anschließend fingieren sie den SMS-Chatverlauf auf Jochen Streckers Handy, um die Polizei in die Irre zu führen.
36:52Wobei wir immer noch nicht wissen, warum sie einen Teil der Beute im Flur liegen lassen und das offen herumliegende Bargeld nicht mitnehmen.
36:59Das deutet darauf hin, dass sie in Hektik waren.
37:01Ja, aber das sind Fragen, die uns die beiden wohl nicht beantworten werden.
37:04Es sei denn, einer packt noch vor Gericht aus.
37:08Zwei Männer, die auf ihren Prozess warten.
37:12Bevor wir dazu kommen, spreche ich mit Frau Dr. Nachla Zahin, forensische Psychiaterin.
37:17Sie waren an verschiedenen forensischen Kliniken tätig, sind Gutachterin.
37:22Wie ist das aus Ihrer Sicht einzuordnen, wenn ein Täter, wir haben ihn Mara Zahin genannt, das Vertrauen des Opfers missbraucht und ihn dann beraubt und tötet?
37:31Wieso macht jemand sowas?
37:32Das ist ein ganz klassischer Fall von Raubmorden in dem Milieu, wo das Opfer als wohlhabend bekannt ist oder sich als wohlhabend darstellt.
37:44Und dann eben Täter sich mit dem späteren Opfer anfreunden, in Anführungsstrichen, und dann den Vertrauensvorschuss ausnutzen, um Personen auszurauben.
37:55Aber dann auch umzubringen, weil sich ja Täter und Opfer kennen, kann das Opfer im Grunde nicht überleben, denn das Opfer könnte den Täter ja beschreiben.
38:02Der zweite Täter, wir haben ihn Antoni Kowalski genannt, ist der aggressivere Part in dem Duo, kommt aber aus stabileren Familienverhältnissen.
38:10Ist das ein Widerspruch?
38:12Nein, das ist kein Widerspruch, sondern wie sich eine Persönlichkeit entwickelt, ist ja immer von vielen Faktoren abhängig.
38:18Und irgendwann entscheiden sie sich auch im Leben dafür, was für einen Lebensstil sie führen wollen.
38:23Und es gibt eben Menschen, die sich auch sehr bewusst, sehr aktiv für einen kriminellen Lebensstil entscheiden, weil sie das als schillernd erleben,
38:31weil es wenig Anstrengung erfordert, jedenfalls im Vergleich zu anderen bürgerlichen Lebensentwürfen.
38:37Und weil es eventuell auch ihrem eigenen Selbstbild von gewalttätiger Durchsetzungsfähigkeit mehr entspricht.
38:43Bis heute ist unklar, wie hoch die Beute tatsächlich war.
38:47Fest steht, mit den Tätern hinter Gittern und dem laufenden Prozess ist dieser Kriminalfall noch längst nicht abgeschlossen.
38:55Mai 2014. Der Prozess vor dem Landgericht Berlin läuft bereits.
39:01Die Angeklagten sind in der Justizvollzugsanstalt Moabit untergebracht.
39:06Da kommt es zu einem unfassbaren Ereignis.
39:09Mit einem Zellennachbarn flüchtet Maratsahin aus der normalerweise gut gesicherten Haftanstalt.
39:15Die JVA Moabit gilt als bestens gesichert. Wir sehen es hier auch nochmal.
39:20Deshalb die Frage, wie konnte das passieren? Wie konnten die beiden ausbrechen?
39:25Ja, also das war wirklich unglaublich. Und die ganze Sache auch noch während die Hauptverhandlungen schon lief.
39:31Nach all dem, was ich weiß, hat er sich wohl gemeinsam mit einem Mitgefangenen,
39:35der übrigens nichts mit unserer Tat zu tun hat, ganz klassisch mit Bettlaken abgeseilt.
39:42Und dann sind beide über die Haupteingangspforte entkommen.
39:45Mit dem Bettlaken abgeseilt, dann haben Sie ja vorher auch noch Gitterstäbe durchgesägt.
39:51Aber dann ist man ja immer noch nicht draußen.
39:53Ja, also ich kann jetzt übrigens auch nicht sagen, womit Sie die Gitterstäbe durchgesägt haben.
39:57Aber was ich weiß, ist, dass der Bereich über der Haupteingangspforte wohl mit einem NATO-Draht gesichert war.
40:05Und an diesem NATO-Draht wurde nun ausgerechnet zu dieser Zeit gebaut.
40:09Und da war eine Lücke in diesem NATO-Draht.
40:11Und die beiden Gefangenen sind dann offenbar durch diese Lücke entkommen.
40:17Aber woher sie von diesen Baumaßnahmen wussten, da habe ich keine Ahnung.
40:21Wirklich spektakulär. Sofort wird eine internationale Fahndung eingeleitet.
40:27Auch Aktenzeichen XY ungelöst unterstützt die Polizei bei der Suche nach den Flüchtigen.
40:33Die Staatsanwaltschaft setzt eine Belohnung von 5000 Euro aus.
40:36Für Hinweise zur Ergreifung von Marat Zahin.
40:40Der flüchtige Mithäftling wird schnell geschnappt.
40:43Marat Zahin jedoch bleibt ganze zehn Wochen lang verschwunden.
40:46Bis ein Hinweis aus der Sendung Aktenzeichen XY schließlich zu ihm führt.
40:52Polizei!
40:55Fuck!
40:56Nicht jetzt!
40:58Der Hinweis auf seinen Aufenthalt, der kam gerade noch rechtzeitig.
41:02Der hatte seine Vorbereitung für die Ausreise aus Deutschland bereits abgeschlossen.
41:08Gefälschte Dokumente, genügend Bargeld.
41:10Was wir wissen ist, dass der Hinweisgeber sich an die Polizei bzw. an Aktenzeichen XY vor allem wegen des Geldes gewandt hat.
41:21Im Landgericht Berlin wird der Prozess fortgeführt.
41:25Nach 62 Verhandlungstagen und einem 20 Monate langen Prozess streiten die Angeklagten die Tat weiterhin ab und beschuldigen sich gegenseitig.
41:35Am 29. Juni 2015 fällt schließlich das Urteil.
41:39Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil.
41:44Die Angeklagten werden wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu jeweils einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
41:52Die Unterbringung des Angeklagten Kowalski in der Sicherungsverwahrung wird angeordnet.
41:58Für mich gehört dieser Fall zu den spektakulärsten Fällen, die ich bei der Mordkommission bisher bearbeitet habe.
42:06Ich fand nämlich persönlich bemerkenswert, wie wir von Anfang an, wo wir erstmal gar nichts wussten, bis zum Ende so viele Details klären konnten,
42:18dass wir praktisch am Schluss wirklich sagen konnten, wer hat wann was gemacht, wer hat welche Stiche gesetzt und so weiter und so fort.
42:25Also mit diesem Detailreichtum klären wir selten Taten auf.
42:29Jochen Strecke. Also er fehlte es allen sehr, alle sprechen wir drüber.
42:37Es gibt keine großen Feier mehr, nachdem er nicht mehr da ist.
42:41Er konnte eben Leute zusammenbringen und arrangieren und so weiter.
42:47Und alle fühlten sich wohl.
42:48Er war ein großartiger Gastgeber.
42:53Und das ist dann, als es so geendet hat, tragisch.
42:56Das hat er nicht verdient.
42:59Schrecklich.
43:02Die Diskothek First war einst ein Hotspot im Berliner Nachtleben.
43:07Untrennbar verbunden mit ihrem schillernden Besitzer, dem Diskokönig Jochen Strecker.
43:12Heute sieht dieser Ort ganz anders aus.
43:15Nach dem Tod von Jochen Strecker musste das First schließen.
43:19Eine Ära ging zu Ende.
43:21Aber für die Angehörigen brachte die Aufklärung seines Falls zumindest ein Stück Frieden.
43:27Das war XY gelöst.

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