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True-Crime-Reportage Deutschland 2025 +++ Der 12-jährige Ronny
aus Brandenburg an der Havel wurde 1992 ermordet, zerstückelt
und vergraben. Einer der Ermittler von damals berichtet, wie
der Mörder überführt werden konnte. Und auch die Eltern von
Ronny erzählen von diesen schweren Tagen voller Angst und
Verzweiflung. Es sind Sommerferien, als sich der 12-jährige
Ronny auf den Weg zu seinen Freunden
.....
aus Brandenburg an der Havel wurde 1992 ermordet, zerstückelt
und vergraben. Einer der Ermittler von damals berichtet, wie
der Mörder überführt werden konnte. Und auch die Eltern von
Ronny erzählen von diesen schweren Tagen voller Angst und
Verzweiflung. Es sind Sommerferien, als sich der 12-jährige
Ronny auf den Weg zu seinen Freunden
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TVTranskript
00:00Willkommen an diesem Sonntagabend, willkommen zu einem Täter-Opfer-Polizei-Extra.
00:20Heute zu einem Verbrechen, das bereits aufgeklärt werden konnte.
00:23Ein Verbrechen, das über 30 Jahre zurückliegt, aber bis heute alle berührt und auffühlt, die damit zu tun hatten.
00:30Das Opfer, ein zwölf Jahre alter Junge aus Brandenburg an der Havel.
00:34Es war ein Nachmittag in den Sommerferien und das Letzte, was die Mutter des Jungen von ihrem Sohn hörte, war, ich gehe nochmal raus ein bisschen spielen.
00:42Danach war er verschwunden.
00:48Spät am Abend machen sie sich auf den Weg an jenem 3. August 1992.
00:53Kriminalkommissar Gerd Schmicker und sein Kollege Thomas Krumm fahren durch Brandenburg an der Havel.
00:59Mit im Auto sitzt ein 37-jähriger Mann, der mit dem Verschwinden eines Kindes zu tun haben soll.
01:09Die Kommissare ahnen nicht, was sie auf dem Laubengrundstück erwartet, zu dem sie dieser Mann führen wird.
01:15Sie hoffen nur, endlich etwas über den zwölfjährigen Ronny P. zu erfahren, der seit Wochen vermisst wird.
01:28An jenem Montagabend hört Gerd Schmicker ein Geständnis, das er nicht vergessen wird.
01:33Bis heute ist es für den inzwischen pensionierten Kriminalkommissar nicht einfach, über das zu sprechen, was damals passierte.
01:41Wie sagt der Pischrein? Nicht gut. Denn einer sagt, da liegt der Körper, da liegt der Kopf.
01:49Das ist der Deutsche gesagt, er hat nie geköpft.
01:55In zwei, vier Jahren Jungen.
01:57Wie sagt man, dass ein Kind tot ist?
02:04Denn Eltern, die lange gehofft haben, dass ihr Junge lebt.
02:10In Brandenburg macht sich Kommissar Schmicker auf den Weg und klingelt dann bei den Eltern von Ronny P.
02:16Zwei Polizeibeamten oder Kriminalpolizei standen vor der Tür und hatten mir dann mitgeteilt,
02:23dass sie meinen Sohn gefunden haben und dass er tot wäre.
02:34Und da habe ich dann danach gefragt, woran ist er denn gestorben oder was ist passiert?
02:41Darüber können wir keine Informationen geben.
02:45Wir sind noch beim Ermitteln.
02:48Am nächsten Tag sind wir mit dem Auto durch die Stadt gefahren
02:52und mein Mann hat eine Zeitung aus dem Kiosk geholt,
02:58wo eine große Überschrift stand, Kind wurde geköpft.
03:07Erst Monate später wird Marina P. erfahren, was ihrem Sohn angetan wurde.
03:14Im Landgericht Potsdam findet im Februar 1993 der Prozess gegen den Täter statt.
03:19Auch Marina P. begegnet ihm.
03:22Ich wurde gerade in dem Augenblick in den Gerichtssaal gebracht,
03:27als die Bilder von dem Tatort gezeigt wurden.
03:31Und der Richter hat es den Beisitzenden zur Ansicht gezeigt.
03:35Und man sah das Entsetzen auf den Gesichtern.
03:38Und ich habe es ja nie gesehen.
03:44Und man hat mir auch immer abgeraten, jemals so Abschied zu nehmen von ihm.
03:52Das würde ewig dann eben doch bei mir in Erinnerung bleiben.
03:57Sie versucht, ihren Sohn so in Erinnerung zu behalten, wie er das Haus verließ.
04:06Am 22. Juli 1992, fröhlich und unbeschwert,
04:11neugierig auf Abenteuer mit seinen Freunden.
04:15Es sind Sommerferien.
04:17Und Ronny hatte sich zum Fußballspielen verabredet.
04:20Er sollte ja um 6 Uhr nach Hause kommen.
04:25Ja, er kam um 6 Uhr nicht.
04:27Na gut, manchmal kam er immer etwas verspätet.
04:30So eine halbe Stunde.
04:32Dann kommt die Wut hoch.
04:33Warum kommt der nicht?
04:35Ja, oh, dem werde ich was erzählen, weil der schon wieder zu spät kommt.
04:41Ja, und dann kommt Wut und Angst dazu.
04:45Beides mischt sich.
04:46Zum Schluss ist nur noch die Angst da.
04:50Nach Stunden des Wartens, des Telefonierens mit Bekannten,
04:55mit Freunden von Ronny, setzt sich der Vater ins Auto
04:58und fährt durch die nächtlichen Straßen von Brandenburg an der Havel.
05:03Die Suche ist vergebens.
05:05Schließlich melden die Eltern ihren Sohn bei der Polizei als vermisst.
05:09In der Regel ist es so, wenn Kinder oder Jugendliche verschwinden
05:14oder als vermisst gemeldet werden,
05:16dass die nach ein, zwei Tagen selbstständig nach Hause kommen.
05:19Bei dem Ronny war es dann so,
05:20dass es vom Zeitpunkt seines Verschwindens an
05:23keine einzige Hinweise gab,
05:27wo er sich aufhalten könnte.
05:30Und da muss man schon in Betracht ziehen,
05:33dass er möglicherweise durch eine unbekannte Person
05:36irgendwo festgehalten wird und eingesperrt ist.
05:39Und die schlimmste Sache ist eben nur,
05:42dass er in die Waldverbrechung zum Opfer gefallen ist.
05:47Und das war bis dahin absolut noch nicht klar.
05:51Polizeihubschrauber, Staffel, schönen guten Tag.
05:53Dann beginnt eine Suchaktion.
05:56Polizeihubschrauber überfliegen ab dem 23. Juli 1992
05:59die Umgebung von Brandenburg.
06:03Auch die Wälder werden von Suchmannschaften durchkämmt.
06:07Zwei Tage nach dem Verschwinden hat Gerd Schmicker erste Hinweise
06:10auf eine Person, die Ronny zum Mopedfahren eingeladen haben soll.
06:15Doch wer ist der Mopedfahrer?
06:17Die Ermittler gehen damit 1992 auch in die Öffentlichkeit.
06:23Sie hoffen auf weitere Hinweise.
06:25Eine Spur, die sie zu Ronny führt.
06:28Für die Familie beginnt ein Albtraum.
06:31Die Zeit des Wartens.
06:33Dann kann man nicht schlafen.
06:36Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich nicht geschlafen habe.
06:39Ich glaube, das sind zwei, drei Tage gewesen.
06:42Zum Schluss fällt man einfach um und der Körper macht schlapp.
06:47Das ist, ich weiß nicht, wie man das irgendwie jemandem beibringen kann,
06:55was man da durchmacht.
06:58Ronny hat noch Geschwister.
07:01Eine ältere Schwester und einen Bruder, der vier ist.
07:04Sie erleben das Drama hautnah mit.
07:07Meine Tochter war ja nun schon 14.
07:11Die ist ähnlich wie ich.
07:13Die macht alles mit sich alleine aus.
07:17Mein Jüngster, da hatte ich eine ganz, ganz liebe Kollegin,
07:21die sofort reagiert hat.
07:24Die hat ihr gesagt, ich nehme den Kleinen,
07:27es sind Sommerferien und wir fahren Boot oder machen Unternehmungen.
07:32Die hat sozusagen den Jungen ferngehalten von allem.
07:36Dieser Brief erreicht die Familie vier Tage nach Ronnys Verschwinden.
07:42Am 26. Juli 1992.
07:45Liebe Mama, es ist schon bereits 23.45 Uhr und ich möchte dir ein paar nette Zeilen schreiben.
07:51Weil ich ein Moped geklaut habe, habe ich mir nicht nach Hause getraut.
07:56Ich bin mit meinem Kumpel nach Berlin gefahren und ich werde bei ihm wohnen.
08:00Er ist sehr nett und ich kann machen, was ich will.
08:02Mein Herz ist, das klopfte wie doll und verrückt.
08:04Im ersten Moment dachte man ja, es ist wirklich ein Brief von meinem Sohn.
08:10Aber da standen viele Sachen drin, die hätte er nie geschrieben.
08:16Beziehungsweise die Schriftart war ja gar nicht die von meinem Jungen.
08:23Ich war mit meinem Kumpel am Freitag in Potsdam Stadt und fand eine Brandenburger Zeitung am Bahnhof.
08:31Und dort werde ich gesucht.
08:32Keine Polizei, sonst komme ich gar nicht nach Hause.
08:35Die Familie ist sich sicher.
08:37Ronny hat diesen Brief nie geschrieben.
08:42Sie übergeben ihn der Polizei.
08:43Dieser Brief, der hat uns ein ganz bisschen weitergebracht.
08:50Und zwar war auffällig gewesen erstmal die Anschrift.
08:57Da hat bloß Familie P. gestanden.
08:59Ich meine, als Sohn weiß ich, wie mein Vater oder meine Mutter mit Vornamen heißen.
09:03Die zweite Sache ist die, dass der Brief oder die Schreibweise des Verfassers nicht einem zwölfjährigen Jungen entspricht.
09:16Weiterhin hatte der Ronny Rechtschreibschwierigkeiten und dieser Brief war fast fehlerfrei.
09:22Bei der Polizei werden die Ermittlungen nach dem Auftauchen des Briefes noch einmal intensiviert.
09:30Familie, Nachbarn, Freunde zum wiederholten Mal befragt.
09:35Kommissar Schmicker erinnert sich an überlange Arbeitstage, an denen er nur zum Duschen kurz nach Hause kam.
09:43Von dem unbekannten Mopedfahrer gibt es inzwischen eine Zeichnung, die auch veröffentlicht wird mit der vermissten Meldung von Ronny.
09:52Doch trotz Hinweisen hat die Polizei das Gefühl, sie jagt ein Phantom.
09:56Aber diesen Mann mit dem Moped gibt es tatsächlich.
09:59Wir haben es im Nachhinein durch ein paar Jungs erfahren, dass da ein Mann war mit dem Moped.
10:07Und der wollte ihnen unbedingt das Mopedfahren beibringen.
10:13Aber er darf das nicht zu Hause erzählen, weil es ja mit zwölf Jahren noch nicht erlaubt ist, Moped zu fahren.
10:19Und diesbezüglich hat er auch nichts erzählt.
10:25Dann kommt der 3. August 1992. Der Tag, der die Wende bringen wird.
10:31Zwölf Tage nach Ronnys Verschwinden werden Kommissar Schmicker und sein Kollege in Brandenburg zu einem Einbruch gerufen.
10:38Als Täter werden zwei Jugendliche gefasst.
10:40Die werden bei der Vernehmung auf dem Revier von Gerd Schmicker auch zu Ronny befragt.
10:47Und tatsächlich. Die beiden kennen den abenteuerlustigen Jungen.
10:52Und sie erinnern sich auch an den Mopedfahrer, der wohl Dieter heißt und Kinder anspricht.
10:57Es stellt sich Folgendes heraus.
10:59Dass in der Landesklinik in Brandenburg eine männliche Person behandelt wird, auf denen die Personbeschreibung zutrifft.
11:11Also das heißt, dass er mit dem Moped zur Behandlung kommt, eine integrale Hemdtrich, eine Tasche bei sich hat,
11:19tätowiert ist und dort eben regelmäßig auftaucht.
11:24Nach der Vernehmung mit den Jugendlichen greift Gerd Schmicker zum Hörer und ruft in der Landesklinik Brandenburg an.
11:36Gab es bei euch mal einen Patienten auf den Namen Dieter? Mitte 30. Leicht tätowiert.
11:46Fährt ein Moped, vielleicht hilft das.
11:48Ein Pfleger bestätigt, dass in der Landesklinik tatsächlich ein Mann in Behandlung ist, auf den die Beschreibung zutrifft.
11:58Plötzlich gibt es einen Namen und noch mehr.
12:02Es wurde auch mitgeteilt, dass er eine Haftstrafe verbüßt hat wegen sexuellem Missbrauch von Kindern und versuchten Mord.
12:11Er wurde vorzeitig außer Haft entlassen, aber dafür eine geschlossene Abteilung oder Anstalt eingewiesen und zur Behandlung.
12:22Und zu diesem Zeitpunkt, jetzt zum 3. August 92 hin, hatte er Therapieurlaub.
12:28Der Mann mit dem Moped ist Dieter W., ein 37-jähriger Brandenburger, der auch Therapieurlaub hatte, als der 12-jährige Ronny verschwindet.
12:42Dieter W. war vorher wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs immer wieder verurteilt worden.
12:47Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt ihm eine sadistisch-perverse Triebstörung mit der Bereitschaft, Messer zum Verletzen oder gar Töten einzusetzen.
12:58Caroline Klemke ist Kriminalpsychologin. Sie hat sich mit dem Fall von Dieter W. beschäftigt.
13:05Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu und Theorien dazu, ob das heilbar ist oder nicht.
13:14Es ist sicherlich linderbar, würde ich sagen, dass das plötzlich ganz weg gewesen sein soll.
13:21Das finde ich sehr unwahrscheinlich und zeigt sich ja dann auch in seinem Verhalten.
13:26Der hat ja schon, während er noch untergebracht war, wieder sexuellen Kontakt zu Jungen gesucht.
13:35Warum Dieter W. trotzdem eine positive Prognose hatte, also immer wieder Freigang bekam, hatte mit einer jungen Frau zu tun, der Mutter eines kleinen Jungen.
13:45Die lernt er 1991 kennen.
13:48Gleich beim ersten Treffen offenbart er, dass er in Behandlung ist und wegen versuchten Mordes zwölf Jahre im Gefängnis saß.
13:56Mehr erzählt er nicht.
13:58Weil sie ihn sympathisch findet, glaubt sie ihm, dass er mit seinem alten Leben abgeschlossen hat.
14:03Das ist von seiner Geschichte her jemand, dessen Rückfahrgefahr grundsätzlich erhöht ist.
14:10Aber auf der einen Seite steht das Recht der Personen auf Freiheit und Selbstbestimmung und auf der anderen Seite steht das Recht,
14:17der Gesellschaft vor Menschen geschützt zu werden, die eine Störung aufweisen, die sie gefährlich macht.
14:24Und dafür gibt es keine, am Ende gibt es dafür keine gute Lösung.
14:27Kommissar Gerd Schmicker und sein Kollege machen sich am 3. August 1992 auf die Suche nach Dieter W. in Brandenburg an der Havel.
14:40In der Gartensparte Harmonie, wo er eine kleine Parzelle hat, treffen sie niemanden an.
14:46Die Ermittler fahren zum Wohnhaus von Dieter W., wo er mit der jungen Frau und ihrem Sohn lebt.
14:52Aber auch dort klingeln sie vergeblich.
14:54Als sie am Nachmittag wieder zur Laubenkolonie aufbrechen, haben sie Glück.
15:01Dieter W. arbeitet in seinem Garten.
15:05Einmal angesprochen.
15:07Erst hat er das ja nicht mitgekriegt.
15:09Hier war es ein bisschen lauter gesprochen.
15:12Und da ist er dann auf jeden Fall richtig hochgeschreckt.
15:16Und haben wir uns vorgestellt, wer wir sind.
15:20Von der Polizei und so, ob wir ihn mal sprechen können.
15:22Und gleich auf dem Weg hin zu ihm, hat er auf uns einen sehr nervösen Eindruck gemacht.
15:30Also auf jeden Fall hatten wir so das Gefühl, dass er so denkt, naja, jetzt haben sie mich.
15:41Jedenfalls haben wir dann gefragt, ob er bereit wäre, uns mit in seine Wohnung zu nehmen.
15:48Und ja, können wir machen, kein Problem.
15:54Die Kommissare Schmicker und Krumm lassen sich in der Wohnung die Sachen zeigen, die Dieter W. beim Mopedfahren trägt.
16:01Sie entsprechen der Beschreibung, die die Jugendlichen bei der Vernehmung abgegeben haben.
16:07Dann entdeckt Gerd Schmicker in der Wohnung einen handgeschriebenen Zettel von Dieter W.
16:11Und die Handschrift kam uns bekannt vor.
16:14Und da waren wir uns schon so gut wie sicher, nicht hundertprozentig, muss ich dazu sagen,
16:21dass er was mit dem Verschwinden des Jungen zu tun hat.
16:25Ronny P. ist da seit zwölf Tagen vermisst.
16:30Deshalb wird Dieter W. erst mal nur wegen des Verdachts der Kindesentführung und Freiheitsberaubung festgenommen.
16:37Die Ermittler informieren darüber auch ihren damaligen Chef, Norbert Langerwischen.
16:41Als die dann anriefen, da konnte man ja nur noch sagen, so jetzt nähert sich das ganze Ding der Klärung.
16:49Da gingen wir immer noch von dem Sexualdelikt aus und dachten immer noch, der wird schon noch irgendwo sein.
16:55Wer weiß, wo er den hat.
16:57Aber da wurde es dann klarer und dann haben sie den ja auch nicht mehr losgelassen.
17:01Also dann waren sie ja permanent an dem dran, an dem Täter und sind ihm ja auch nicht mehr von der Seite gewichen, sag ich jetzt mal.
17:08Und dann wird auch die Vernehmung intensiver.
17:11Um 17 Uhr beginnen die Kommissare am 3. August mit der Vernehmung von Dieter W.
17:18Was haben Sie am Mittwoch, den 22.07. gemacht?
17:22Das war doch mein Geburtstag. Da hatte ich Fahrschule, ein kleines Kreuz.
17:29Da hat man dann richtig gemerkt, er war auf ihn mir erleichtert und hat gesagt,
17:33da war ich in Kleinkreuz gewesen zur Fahrschule und ab auf den Lkw gesessen.
17:38Man konnte auch erst mal ein Beleg vorführen.
17:41Ja, da haben wir auch schon gedacht, naja, ein gutes Olivi.
17:48Es gibt Jugendliche, die aussagen, dass sie öfters andere Jugendliche zum Mopedfahren einladen.
17:57Ja, stimmt. Ich bin ein-, zweimal dort gewesen und habe mich mit Jugendlichen zum Mopedfahren getroffen.
18:05Das waren aber keine Kinder. Kinder. Das hört sich so gefährlich an.
18:12Dieter W. redet sich raus und gibt über die Mopedfahrten nur zu, was die Ermittler durch Zeugenaussagen belegen können.
18:22Dann erklärt er aber, dass er an jenem 22. Juli mit Ronny zumindest eine Zeit lang unterwegs war.
18:28Und er macht den Kommissaren sogar ein Angebot.
18:31Ich zeige ihm die Stelle, wo er bei mir aufgestiegen ist und wo ich ihn wieder abgesetzt habe.
18:39Kurz danach verlassen die Ermittler mit Dieter W. das Polizeirevier.
18:43Kommissar Schmicker versucht, den Mann noch während der Fahrt zu einem Geständnis zu bringen.
18:47Sie haben doch darauf gewartet, dass wir kommen. Und jetzt sind wir da.
18:51Ich habe gesehen, wie nervös Sie waren.
18:53Und jetzt möchten wir wissen, wo der Junge ist. Wir möchten es von Ihnen wissen.
18:56Doch Dieter W. behauptet weiter, den zwölfjährigen Ronny an einer Brücke abgesetzt zu haben.
19:05Es ist fast 22 Uhr, als er dem Druck der Kommissare nicht mehr standhält.
19:10Und plötzlich sagt, sie sollen mit ihm zum Garten fahren.
19:15Dort würden sie den Jungen finden.
19:26Als wir dann im Garten gewesen sind, hat er dann gezeigt, links neben der Laube liegt der Kopf.
19:35Und hinter der Hecke, wo das Toilettenhäuse entstand, der Körper.
19:40Der Körper liegt da.
19:41Das Einzige, was er dazu gesagt hat, dass er den Kopf mit der Baumsege abgetrennt hat.
19:49Und mehr nicht.
19:50Selbst so erfahrene Kriminalkommissare wie Gerd Schmicker und Thomas Krumm brauchen einen Moment, um diese Aussage zu begreifen.
20:00Dann informieren sie Norbert Langerwisch.
20:03Selbst wenn man erwirkt wird oder wenn man durch einen Schlag zu Boden kommt, bleibt ja der Kopf dran.
20:10Also da der Kopf woanders war, oder da eine Trennung zwischen Kopf und Körper folgte, war also klar, es liegt auf jeden Fall ein Tötungsverbrechen vor.
20:19Er versuchte sich ja da rauszudrehen, obwohl er ganz genau wusste, es ging nicht mehr.
20:25Er konnte das ja nicht erklären.
20:27Und für uns war das schon in dem Fall eines der Grausammerenverbrechen.
20:33Dieter W. stellt das Geschehen als einen tragischen Unglücksfall dar.
20:40Er hätte mit Ronny Mopedfahren geübt und ihn an diesem 22. Juli zu sich in den Garten eingeladen.
20:49Im Laufe des Zusammenseins wäre es zum Streit gekommen und Ronny hätte plötzlich ein Fartenmesser in der Hand gehalten.
20:57Da hätte er sich bedroht gefühlt und nur so eine Schnur um Ronnys Hals gelegt und zugezogen.
21:02Der erzählt ja wirklich eine hanebüchene Geschichte, wie das Opfer in das Messer und wer wann wie gestürzt ist und gefallen ist.
21:12Also dieses, das Opfer ist ins Messer gestürzt, wird immer gern genommen, sage ich dazu.
21:16So, dass das Ganze als Unfall getarnt wird.
21:21Die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchungen widerlegen die Aussagen von Dieter W.
21:28Der zwölfjährige Ronny starb, weil er gefesselt und mit einem Messer angegriffen wurde.
21:34Das sind zwei sehr gezielte Stiche gewesen, die den Jungen fast unmittelbar getötet haben.
21:39Dieser Täter hat sehr viel Gewalt auch nach der Tötung des Jungen angewendet und war dabei sexuell erregt.
21:48Er hat Trophäen mitgenommen und die Leiche verstümmelt.
21:52So, als wenn nichts gewesen wäre, fährt Dieter W. nach der Tat in Brandenburg zum Hort seines siebenjährigen Ziehsohns,
22:03holt ihn dort ab, macht Abendbrot und bringt ihn ins Bett.
22:08Danach fährt er zurück in den Garten, wo er die Leiche eines Kindes zerstückelt und vergräbt.
22:15In den Wochen danach wird die Mutter von Ronny schwer krank.
22:18Ich war ja nah dran, um mir das Leben zu nehmen.
22:23Es war zwar alles ein halbes Jahr später nach seinem Tod,
22:27aber ich habe immer gesagt, lasst mich nicht alleine, lasst mich nicht alleine.
22:31Ich bringe mich um. Ich glaube, das tut nicht weh, wenn ich aus dem dritten Stock springe.
22:36Und bin dann zur Behandlung in die Landesklinik gegangen
22:41und bin bei kalten Regen durch den Regen gelaufen, um zu spüren, dass ich noch lebe.
22:48Monate später wird vor dem Landgericht im Potsdam Anklage gegen Dieter Weg
22:54wegen Mordes und sexuellen Missbrauchs von Kindern erhoben.
23:00Zum ersten Mal sieht Marina P. den Mörder ihres Sohnes.
23:04Der Mann war für mich irgendwie so unscheinbar, so abwesend, als wenn ihm das gar nicht interessiert.
23:16Also für mich sah auch nicht aus, als weil er ängstlich wäre oder irgendwelche Reue verspürt.
23:23Und das macht einen wütend. Das macht einen richtig wütend.
23:30Ich meine, es wurde hier zwar ein Urteil gefällt, vielmehr nicht das Erste.
23:37Es ist ja noch mehr, er ist ja in Berufung gegangen, also fühlte er sich sogar noch unschuldig.
23:44Aber letztendlich sind wir für unser Leben lang verurteilt, ein Kind zu verlieren.
23:52Denn das kommt nicht wieder.
23:541994 wird Dieter Weg zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt.
24:02Seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
24:07Den Fall Ronny P. konnte Gerd Schmicker nie mehr vergessen.
24:10Bis zur Pensionierung standen die Akten in seinem Dienstzimmer.
24:14Es war schwer abzuschalten, ganz schwer.
24:20Und man hat das Bild immer wieder vor sich gesehen und alles.
24:24Es hat eine Weile gebraucht.
24:28Und es nimmt mir Gerd so mit.
24:35Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden.
24:39Marina P. sagt, niemals.
24:41Wo ich in der Behandlung war, da hat man mich gefragt, ob ich träume.
24:47Und da habe ich gesagt, ich träume nicht, ich kann nicht träumen.
24:50Und eigenartigerweise ist dann wirklich mal ein ganz intensiver Traum gewesen.
25:00Es klingelt an der Tür, die macht die Tür auf.
25:06Und mein Sohn steht vor der Tür.
25:08Ich habe nie von meinem Sohn vorher geträumt.
25:16Und sagte zu mir, komm Mutti.
25:20Wir machen uns heute einen schönen Tag.
25:23Und da sehen wir uns nie wieder.
25:31Und das war es dann auch.
25:33Wir hatten einen schönen Tag gemacht.
25:34Und er kam nie wieder an meinen Träumen vor.
25:49Wir haben heute vor allem auf die Opferseite geschaut.
25:51Wir wollten zeigen, wie auch Jahrzehnte später all die Menschen noch kämpfen,
25:55die mit so einem Verbrechen zu tun hatten.
25:56Ob als Angehörige oder auch als Ermittler.
25:58Dennoch ein letztes Wort zum Täter.
26:01Er gilt bis heute als gefährlich und wird weiter hinter Gittern im Maßregelvollzug behandelt.
26:05Zumindest hier hat die Justiz gelernt.
26:08Das war es für heute.
26:09Danke fürs Zuschauen.
26:10Am nächsten Sonntag gibt es eine weitere Reportage,
26:12eine weitere Extra-Ausgabe.
26:14Da geht es um die neun toten Babys von Frankfurt-Uder.
26:17Mehr dazu nächste Woche.
26:19Bis dahin, alles Gute.
26:20Bis dahin, alles Gute.
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