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  • 18.6.2025
Nicht im Studio anrufen! Wenn Sie sachdienliche Hinweise zu den gezeigten Fällen haben, kontaktieren Sie bitte die zuständige Polizeidienststelle.

Inhalt der Sendung (Spoiler): https://www.wikixy.de/XY_gel%C3%B6st_(16)_vom_18.06.2025

Rechteinhaber Impressum: https://www.zdf.de/service-und-hilfe/zuschauerservice/impressum-zdf-100.html

Kategorie

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TV
Transkript
00:00Der Auftrag heißt Mord.
00:20Hier, nimm!
00:22Nicht mal fangen kannst du!
00:24Sorry, Mann, das ist echt schwer mit an.
00:27Denk ja nicht dran, irgendjemanden davon zu erzählen.
00:30Sonst bringe ich dich um.
00:32Hast du mich verstanden?
00:47Berlin-Wilmersdorf, eine ruhige Wohngegend.
00:50Die Großstadtkriminalität ist hier kaum ein Thema.
00:53In diesem Haus lebte eine angestellte Buchhalterin.
00:56Sie führte ein eher unauffälliges Leben.
00:58Völlig unerwartet wird sie Opfer eines kaltblütigen Mordes.
01:02Und schnell stellt sich heraus, es war ein Auftragsmord.
01:06Aber wer steckt dahinter und warum?
01:08Knapp fünf Jahre sucht die Polizei nach Antworten, bis sich ein Mann meldet, der die Täter kennt.
01:14Ist seine Aussage der Schlüssel zur Lösung des Falls?
01:17Berlin-Wilmersdorf, Februar 1993.
01:27Hier lebt Karin Ebert.
01:28Die 54-Jährige arbeitet als Buchhalterin in einem Autohaus.
01:33Sie hat eine Tochter und einen Enkel.
01:35Ihr Lebensgefährte Hans Balke hat zwar eine eigene Wohnung, verbringt aber die meiste Zeit bei ihr.
01:40Karin Ebert war seit Anfang an in diesem Betrieb beschäftigt und war sozusagen auch die rechte Hand des Inhabers.
01:51Aufgrund ihrer langjährigen Zugehörigkeit hatte sie zu ihrem 25. Jubiläum eine besondere Überraschung von ihrem Chef geschenkt bekommen.
02:01Soll ich lieber?
02:02Nein, nein, nein.
02:03Karin, Sie machen heute gar nichts. Sie lassen sich einfach nur feiern.
02:07Liebe Karin, wir beide kennen uns seit ich vor 25 Jahren als kleiner Händler in Neukölln angefangen habe.
02:22Sie waren von Anfang an dabei, haben immer an mich geglaubt und sie waren sich in all den Jahren wirklich für nichts zu schaden.
02:31Ach, doch, doch, doch, doch, doch, doch, doch. Egal, wer Hilfe gebraucht hat oder einfach mal ein offenes Ohr, dann waren Sie immer für jeden da.
02:39Ah, und dann habe ich noch eine klitzekleine Kleinigkeit.
02:44Dürfen Sie gerne aufmachen.
02:46Der beißt nicht.
02:50Das ist ja der Wahnsinn. Zwei Wochen Galapagos-Inseln für Hans und mich.
02:55Sind Sie sicher?
02:57Ich glaube schon.
02:57Vielen Dank.
03:01Sehr gerne.
03:02Das großzügige Geschenk ihres Chefs berührt Karin Ebert sehr.
03:07Ihre engste Vertraute ist Tochter Stefanie Heinze.
03:09Wow.
03:11Oh, das ist echt ein Traum.
03:14Wie viel sowas wohl kostet?
03:1625.000 Mark.
03:19Nicht schlecht.
03:20Hat mir Ines verraten.
03:22Sie hat die Rechnung verbucht.
03:24Mama, du hast doch kein schlechtes Gewissen, oder?
03:27Ja.
03:28Komm, du bist jeden Pfennig wert.
03:30Ohne dich, da wäre doch dein Chef immer noch in seiner kleinen Klitsche und würde da seine Gebrauchtwagen verkaufen.
03:36Ja, ist doch so.
03:37Das habe ich ja auch gesagt.
03:38Das ist absolut angemessen.
03:40Mein Chef hat mir zum Zehnjährigen gerade mal einen warmen Handschlag geschenkt.
03:44Aber dafür darfst du sie jetzt begleiten.
03:46Ich freue mich.
03:48Komm, drauf, trinken wir.
03:49Bald darauf fliegen Karin Ebert und ihr Lebensgefährte für zwei Wochen auf die Galapagos-Inseln.
04:06Am 17. Februar 1993 kehren sie zurück.
04:10Doch jemand hat längst bemerkt, dass sie wieder da sind.
04:24Komisch, ist gar nicht abgeschlossen.
04:26Wie?
04:27Ach, das ist aber eine schöne Überraschung.
04:43Hallo, mein Schatz.
04:44Was ist denn schön, dass du da bist?
04:46Na, Hans, komm her.
04:47Na, du?
04:48Hi.
04:49Ach, wie war's? Erzähl.
04:50Ein Traum.
04:51Es ist wirklich das letzte Paradies auf unserer Erde.
04:54Unfassbar schön.
04:54Da gibt es Tiere.
04:55So was hast du in deinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
04:58Du, aber sag mal, wo ist ein Felix?
04:59Ach, der ist auf dem Kindergeburtstag.
05:00Ach, schade.
05:01Ich wollte ihn überraschen.
05:02Guck mal.
05:04Das kannst du ihm geben.
05:05Der ist ja süß.
05:06Da wird er sich freuen.
05:08Ja.
05:08Der kommt erst mal rein.
05:09Frau Karin Ebert war eine sympathisch bürgende Familienfrau, Mutter, Großmutter, die einen
05:17hohen Stellenwert und Achtung erfahren hat in der Firma.
05:21Gegen 9.30 Uhr am ersten Arbeitstag von Karin Ebert hält sich ein fremder Mann auf dem Gelände
05:27des Autohauses auf.
05:29Etwa zwei Stunden später erscheint der Unbekannte auch im Büro des Kfz-Unternehmens.
05:34Was er will, sagt er nicht.
05:36Kann ich Ihnen helfen?
05:39Was war das denn jetzt?
05:49Autohaus Müller, Ebertabapparat.
05:54Vier Stunden später fällt der Mann erneut am Autohaus auf.
05:58Er ist nicht allein.
06:07Hey, was?
06:09Der Lärm kam doch von hier.
06:19Ja.
06:19Ich glaube auch.
06:21Karin?
06:22Karin?
06:25Karin?
06:27Wir brauchen sofort einen Notarzt.
06:31Ines.
06:33Ines.
06:33Ines.
06:33Ines.
06:34Ines.
06:34Ines.
06:34Ines.
06:34Ines.
06:34Ines.
06:39Kurz darauf treffen die Rettungskräfte am Tatort ein.
06:43Doch für Karin Ebert kommt jede Hilfe zu spät.
06:45Als wir eingetroffen sind, war die Frau schon tot.
06:51Sie muss innerhalb weniger Minuten verblutet sein.
06:53Ist das die Tatwaffe?
06:58Eine Schrotflinte.
07:00Die Patrone hat bei dem Kaliber bestimmt über 100 kleine Stahlkugeln.
07:03Abgesägt ist die Streuweite noch größer.
07:05Kein Wunder, dass die Frau sofort verblutet ist.
07:09Brauchen Sie uns noch?
07:11Nee, nee.
07:12Danke.
07:13Okay, dann fahren wir.
07:14Sind das auch Einschüsse?
07:18Hier im Schrank und am Drucker?
07:20Ja, genau.
07:21Habt ihr noch eine weitere Patronenhülse gefunden?
07:23Nein, nur die eine.
07:24Also war das ein einziger gezielter Schuss?
07:26Zieht ganz so aus, ja.
07:28Ein Profi?
07:30Ja, ist möglich.
07:32Aber warum hat er dann die Tatwaffe zurückgelassen?
07:35Norbert, kommst du mal bitte?
07:38Können Sie mich hören?
07:40Frau Kegler?
07:43Schlecht.
07:44Der Mann hat direkt an ihrem Kopf vorbei auf Karin Ebert geschossen.
07:47Frau Kegler, ich möchte, dass sich der Notarzt ihr Ohr anschaut.
07:51Der ist noch draußen auf dem Hof, ja?
07:54Kommen Sie, ich bringe Sie raus.
08:06Das geht hier gar nicht gut.
08:09Bitte setzen Sie sich doch.
08:09Vielleicht wäre es gut, wenn wir Ihren Chef noch dazuholen könnten.
08:16Herr Müller ist im Urlaub.
08:19Aber wir haben ihn schon angerufen.
08:21Er war ganz aufgelöst.
08:25So wie wir alle hier.
08:28Und Ihre Familie?
08:30Wissen Sie da vielleicht was?
08:31Ärger mit Ihrem Freund oder der Tochter?
08:33Das kann ich mir nicht vorstellen.
08:38Die hat sie uns heute Morgen noch geschenkt.
08:41Ein Souvenir von Galapagos.
08:43Und jetzt ist sie tot.
08:44Können Sie uns vielleicht noch irgendwas zu dem Täter sagen?
08:48Haben Sie ihn gesehen?
08:48Er war nicht besonders groß, hatte dunkle Haare und ein Schnauzbart, glaube ich zumindest.
08:58Er hat so südländisch ausgesehen.
09:00Umfangreiche Ermittlungen und Vernehmungen haben ergeben, dass die Reinigungskraft der Firma an dem betreffenden Tag eine Beobachtung gemacht hat.
09:08Und dahingehend, dass ein Mann, der durch sie nicht zugeordnet werden konnte als Angestellter der Firma, sich in auffälliger Art und Weise auf dem Gelände umgesehen hat.
09:16Passend dazu hat eine Anwohnerin beobachtet, wie sich zwei Männer dort in einem Bereich der Einfahrt auch an diesem Tag aufgehalten haben.
09:26Die Beschreibungen der Zeuginnen haben dann dazu geführt, dass ein sehr gutes Phantombild angefertigt werden konnte.
09:32Von einem südländisch wirkenden Mann mittleren Alters mit sehr vollem dunklen Haarwuchs und einem Oberlippenbart.
09:39Ja, jetzt sind wir an dem Ort, wo dieses kaltblütige Verbrechen passiert ist.
09:43Herr Thiele Frommisch, was sehen wir denn hier?
09:45Wir sehen in der Tatdruckmappe diese Tankstelle, die damals, wie wir auf dem Bild sehen, schon vorhanden war.
09:52Und wenn wir nach links gucken, sehen wir hier ein Gebäude, das das ehemalige Büro war, wo dann später die Tat geschah.
10:02Wenn Sie beide jetzt nochmal hier sind. Ich meine, die Tat war 1993 und jetzt sieht man das alles nochmal. Was für Erinnerungen löst das aus?
10:16Die Erinnerung ist nie weg gewesen an diese Tat. Man wird nicht vergessen, als wir das Büro betreten haben, die Situation, wie die Frau dort lag.
10:27Frau Misch, was war denn Ihr Bauchgefühl, als Sie am Tatort waren?
10:30Das Bauchgefühl ist erstmal ein Schockgefühl auch. Man ist ja Mensch und hat Emotionen und ist natürlich erstmal auch persönlich berührt.
10:42Damit muss man für eine gewisse Zeit umgehen und sich sammeln, bevor man so gesetzt ist und gesammelt ist, dass man dann klar denken kann und Fakten und Beweise zusammentragen kann.
10:52Was war Ihre Intuition in dem Moment?
10:54Das ist eine sehr konkrete, ausbaldowerte, geplante Auftragstötung war.
11:01Routinemäßig besichtigen die Beamten die Wohnung der Ermordeten noch am selben Abend.
11:05Polizei! Ist jemand in der Wohnung?
11:13Irgendwas Auffälliges?
11:15Nee.
11:18Wir sollten die Wohnung von den Kollegen sichern lassen.
11:22Die hat sie sich wahrscheinlich von ihrem Galapagos-Urlaub mitgebracht.
11:27Noch vor fünf Tagen war die Frau am vielleicht friedlichsten Ort der Welt.
11:31Kaum ist sie wieder zu Hause, wird sie am helllichten Tag erschossen.
11:35Ist ja irgendwie tragisch, oder?
11:49Misch, hallo?
11:50Heinze, ich wollte eigentlich meine Mutter sprechen.
11:55Wer sind Sie denn?
11:57Hier ist Sabine Misch von der Polizei.
12:00Das Autohaus hat mich angerufen.
12:03Ist was mit meiner Mutter?
12:05Wissen Sie irgendwas?
12:07Frau Heinze,
12:09könnten Sie vielleicht noch heute zu uns auf die Dienststelle kommen?
12:12Ja, ja, kein Problem.
12:15Mach ich.
12:20Ich hab keine Ahnung, wer meiner Mutter sowas antun konnte.
12:25Ich bin total unter Schock.
12:28Macht alles keinen Sinn.
12:33Entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt fragen muss, aber gab's vielleicht Probleme?
12:38Also bei der Arbeit im Freundeskreis oder bei Ihnen in der Familie?
12:43Irgendwas, was uns weiter helfen könnte?
12:45Nein, meine Mutter ist...
12:46Meine Mutter war überall beliebt.
12:52Gab's vielleicht trotzdem mal mit den Kolleginnen was?
12:56Und wenn, dann würde ich das wissen.
13:03Ich seh schon.
13:05Sie und Ihre Mutter, Sie standen sich sehr nah, hm?
13:07Ja.
13:10Wir haben uns alles erzählt.
13:12Fast jeden Tag telefoniert.
13:15Wir haben uns mehrmals die Woche gesehen.
13:18Hans, also ihr Lebensgefährte.
13:22Er hat immer gesagt, wir sind eher wie Freundinnen, nicht wie Mutter und Tochter.
13:32Sie sagten jetzt gerade der Lebensgefährte.
13:35Wenn ich da nochmal nachhaken darf.
13:37Gab's da vielleicht Schwierigkeiten oder Konflikte?
13:41Mit der Hans?
13:43Nein, das war total harmonisch.
13:46Die haben nie gestritten oder so.
13:48Können Sie mir sagen, wie lange sich die beiden kannten?
13:52Nach dem Tod meines Vaters sind sie zusammengekommen.
13:55Ja, so zehn Jahre.
13:58Und seitdem war Hans für mich immer eher wie so ein Arters als Papa.
14:04Er hat alles für uns getan, also für mich.
14:06Und Mama, ich verstehe das nicht.
14:11Ich habe wirklich keine Idee, wer das tun kann.
14:16Sie hat nie irgendjemandem irgendwas getan.
14:21Noch am selben Abend wird auch der Lebensgefährte befragt.
14:24Danke, dass Sie so spät noch hergekommen sind.
14:32Eine Frage.
14:34Sie haben doch auch eine eigene Wohnung, richtig?
14:37Ja, ich bin, also ich war die meiste Zeit bei Karin.
14:45Warum?
14:46Weil wir die Wohnung ihrer Lebensgefährtin versiegelt haben.
14:50Deshalb.
14:50Ja.
14:51Also wenn Sie da jetzt irgendwas draus brauchen, dann sagen Sie uns einfach Bescheid.
14:54Dann gehen wir gemeinsam rein.
14:56Gut.
14:57Nochmal mein Beileid, Herr Balke.
15:01Beileid?
15:01Ich bringe Sie raus, Herr.
15:07Im Falle einer Alarmierung der Mordkommission ist es so, dass es wichtig ist, schnellstmöglich Erkenntnisse zu erlangen,
15:17um den flüchtigen Täter keine große Chance zu geben, sich weiter weit zu entfernen bzw. irgendwelche Verdenkungsmaßnahmen durchzuführen.
15:28So.
15:30Jetzt sind wir vollzählig.
15:31Ja, alle da.
15:33Wir haben schon mal angefangen.
15:34Gut.
15:35Habt ihr inzwischen den Besitzer von der Autofirma erreicht?
15:38Er ist morgen in Berlin, hat seinen Urlaub sofort abgebrochen und ist schon auf der Rückreise mit seiner Frau.
15:43Es gibt rund 60 Mitarbeiter in der Firma, verteilt auf drei Filialen.
15:47Der Laden von dem Müller brummt seit der Wende.
15:50Davor war das eher so eine kleine Klitsche.
15:53Ich mein, wer weiß mit welcher Art von Geschäften der so expandiert hat.
15:57Frau Ebert hatte eine absolute Vertrauensstellung.
16:00Als Buchhalterin und rechte Hand vom Chef.
16:04Wenn der irgendwas schwarz gemacht hat, dann hat sie das auf jeden Fall gewusst.
16:08Und musste vielleicht genau deshalb weg?
16:10Die meisten illegal verkauften Autos gehen ins Ausland.
16:13Möglicherweise hat der Chef so den Killer getroffen.
16:18Dass wir es von der Tatbegehungsart hier mit einem Auftragsmord zu tun haben, ist ziemlich offensichtlich.
16:24Wir sollten uns also die Firma auf jeden Fall genauer anschauen.
16:26Zum damaligen Zeitpunkt verlief die Ermittlungsarbeit in der Form, dass nach der ersten Spurenaufnahme und Beweisaufnahme vor Ort am Tatort die Ermittlungsrichtungen festgelegt werden müssen.
16:38Also wie zum Beispiel Zeugenvernehmungen, Ermittlungen in den Wohnhäusern, Einsendung der Waffe ans Bundeskriminalamt und eine tägliche Auswertung der Informationen stattfindet, um für den nächsten Tag neue Ermittlungsrichtungen festlegen zu können.
16:52Fünf Tage vor dem Mord ist Karin Ebert mit ihrem Lebensgefährten von den Galapagos-Inseln zurückgekommen.
16:58Also aus Südamerika.
17:01Was, wenn Karin Ebert unwissentlich als Drogenkurier missbraucht wurde?
17:04Ich weiß nicht nur, ob er ein bisschen weit hergeholt, oder?
17:09Finde ich nicht.
17:11Brasilien, Ecuador, Peru, Kolumbien. Dort sitzen die großen Drogenkartelle.
17:17Und genau von dort ist sie mit ihrem Freund zurückgeflogen. Direkt nach Berlin.
17:21Wo es reichlich Abnehmer gibt.
17:23Wir sollten auf jeden Fall die Koffer und Taschen der beiden untersuchen.
17:26Auch wenn sie die schon ausgepackt haben. Vielleicht ist da irgendwas im Innenfutter versteckt.
17:31Ah, und für die Fahndung müssen wir noch das Bild rausgeben. Hast du das gerade mal?
17:36Ja.
17:38Die Teams bestanden damals aus zwei Personen, die aufeinander eingespielt waren.
17:44Und dadurch haben wir die Möglichkeit gehabt, relativ schnell zu reagieren.
17:50Am nächsten Tag erhöht sich der Druck.
17:52Während die Spurensicherung die Tatwaffe im Labor untersucht,
17:55nehmen Kommissar Thiede und seine Kollegin Misch die Wohnung des Opfers unter die Lupe.
18:01Jeder Raum, jedes Detail könnte die entscheidende Verbindung liefern.
18:05Zwischen Opfer, Motiv und Mörder.
18:07Auch nichts.
18:09Bei dir?
18:11Keine Spuren von Drogen oder ähnlichem.
18:14Ja, und die Schlösser sind auch unversehrt.
18:15So wie der Lebensgefährte ausgesagt hat, ist ihnen noch niemand am Flughafen aufgefallen, der sie verfolgt hätte.
18:22Vor dem Haus haben sie auch niemand bemerkt.
18:25Ja?
18:34Herr Müller?
18:36Inge Paul, mein Kollege Herbert Kleist von der dritten Mordkommission. Wir haben telefoniert.
18:40Äh, bitte setzen Sie sich doch.
18:43Danke, dass Sie so schnell zurückgekommen sind.
18:47An Urlaub war sowieso nicht mehr zu denken.
18:50Schauen Sie mal.
18:50Die hat sie mir noch von Galapagos mitgebracht.
18:58Lagen hier bei mir im Regal und jetzt kann ich mich nicht mal mehr bei ihr bedanken dafür.
19:04Das tut uns leid.
19:04Ich weiß überhaupt nicht, wie das jetzt weitergehen soll ohne Karin. Sie war meine rechte Hand.
19:13Und das über zwei Jahrzehnte lang.
19:15Demnach hatte Frau Ebert einen sehr verantwortungsvollen Posten und Einblick in sämtliche Geschäfte Ihrer Autofirma?
19:21Äh, ist korrekt, ja. Sie hat sogar meine Privatabrechnung gemacht.
19:25Sprich, Sie wusste quasi alles über mich.
19:27Sie verstehen sicher, dass wir gerade deshalb auch hier ermitteln müssen? Also in der Firma?
19:32Absolut, ja.
19:33Es gibt ja genügend zwielichtige Gestalten auf dem Automarkt.
19:36Es ist wahrscheinlich wenig, wenn ich Ihnen sage, dass wir nicht dazu gehören.
19:39Ein Blick in Ihre Buchhaltung. Könnte das klären?
19:44Äh, selbstverständlich.
19:46Sie können sofort anfangen. Ich sage Frau Weber Bescheid, was sie Ihnen alles zeigen soll.
19:50Wir haben hier keine Geheimnisse.
19:51Das ist Ihr Testament. Zwei Briefe. Einer an den Lebensgefährten. Einer für die Tochter. Beide verschlossen.
20:04Hm, das ist offen.
20:08In der Verfügung, wer ihre Wertgegenstände bekommen soll. Da scheinen auch einige Freunde und Bekannte drauf zu stehen.
20:14Das Testament war datiert 1986. Aufgrund der sieben Jahre, die hier vergangen sind, konnten wir ausschließen, dass dieses Testament in irgendeiner Form, mit der begangene Tat, in Verbindung zu bringen ist.
20:32Also ist die Tochter Leinerbin. Und was ist mit dem Lebensgefährten?
20:35Er bekommt eine goldene Uhr und ein paar kleinere Wertgegenstände. Nicht wirklich viel.
20:42Trotzdem. Die Frau hatte ein gutes Einkommen und einiges gespart. Vielleicht ein Motiv?
20:47Hm, das sehe ich nicht.
20:50Sabine und ich, wir haben die beiden mehrfach befragt.
20:54Tochter und Mutter hatten ein außergewöhnlich gutes und enges Verhältnis.
20:58Nachbarn, Freunde. Alle haben das bestätigt. Genauso verhält sie sich mit dem Lebensgefährten.
21:06Abgesehen davon sind beides absolut bodenständige Menschen.
21:10Was ist mit der Firma?
21:12Auf den ersten Blick alles sauber. Und der Müller ist absolut kooperativ.
21:16Aber wir sind auch keine Experten in Sachen Buchhaltung.
21:19Vielleicht sollten wir die Kollegen vom Wirtschaftsdezernat dazu holen?
21:22Unbedingt, mach das.
21:23Was ist denn mit der privaten Korrespondenz der Frau? Seid ihr da weitergekommen?
21:30Mhm. Es gab Ärger mit dem Mieter über ihr.
21:33Sie hat ihm und der Hausverwaltung mehrfach wegen Lärmbelästigung geschrieben.
21:37Und es gab noch zwei Briefe vom Vermieter an sie.
21:40Er hat ihr Geld angeboten, wenn sie auszieht.
21:43Offenbar wollte der Vermieter die Wohnung verkaufen und ihr deshalb kündigen.
21:47Nach den beiden Briefen hatte sich das Thema aber erledigt.
21:50Abgesehen davon ist das Ganze auch schon gut acht Jahre her.
21:53Das ist auch nicht gerade üppig als Motiv.
21:59Eine integere Frau.
22:05Ohne nennenswerte Konflikte mit einem überschaubaren Leben.
22:10Wem ist ihr Tod so viel wert, dass er dafür einen Killer engagiert?
22:19Sorry, ich war noch im Labor.
22:21Wegen der Waffe.
22:22War das ja interessant. Habt ihr was Neues?
22:24Hat sich vielleicht gelohnt.
22:26Fingerspuren gibt's zwar keine, ist auch nicht verwunderlich.
22:30Die Flinte ist mit Sicherheit durch etliche Hände gegangen.
22:32Sie wurde schon 1975 von Spanien nach Deutschland verkauft.
22:37An ein Jagdgeschäft im Sauerland.
22:39Das sind fast 20 Jahre.
22:40Vielleicht hat der Händler noch das Waffenbuch von damals.
22:43Versuch, wer ist jedenfalls wert.
22:44Die Dienstreise ins Sauerland hatte ergeben, dass es tatsächlich dieses Waffengeschäft mit dem dazugehörigen Waffenbuch auch gab.
22:53Es gab auch reguläre Eintragungen, die darin enthalten waren und die einen klaren Käufer aufgezeigt haben, der auch im Sauerland wohnhaft war.
23:00Der Mann hat klare Aussagen gemacht, dass er sich nie an so eine Waffe erinnern konnte und auch nicht wusste, wie seine Personalien in dieses Waffenbuch gelangt sind.
23:09Also sind wir davon ausgegangen, dass der Händler, der über dieses Waffenbuch verfügt hat, möglicherweise einen illegalen Verkauf unterm Tresen vorgenommen hat.
23:19Und damit war die Spur tot.
23:22Während die Kripo nach wochenintensiver Ermittlungen immer noch nach einem Motiv sucht, kündigt Tochter Stefanie die Wohnung ihrer Mutter.
23:30Ich mag die Sachen von Mama gar nicht in die Kisten packen.
23:41Das geht mir genauso.
23:46Das fühlt sich so schrecklich an.
23:58Felix hat das alles noch gar nicht richtig verstanden.
24:00Er glaubt, dass seine Oma bald wiederkommt.
24:12Im Landeskriminalamt stößt inzwischen ein neuer Kollege zum Team der Dritten Mordkommission dazu, Uwe Behrens.
24:20Und was haben die Kollegen vom Wirtschaftsdezernat herausgefunden?
24:23Nichts.
24:25Nach monatelanger Suche in sämtlichen Buchungen.
24:29Die Autofirma absolut sauber.
24:31Sabine Misch, Uwe Behrens.
24:38Willkommen im Team.
24:39Danke.
24:40Ja, äh, setz dich.
24:42Wir reden gerade über den Fall Karin Ebert.
24:43Kaffee?
24:44Ja, bitte.
24:45Ich kam im Oktober 1993 zur Dritten Mordkommission.
24:49Die Ermittlungen waren eigentlich ausgereizt, kann man fast sagen.
24:52Man hat sich dann dazu entschlossen, die Tatwaffe in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
24:56Und da man natürlich bestrebt war, ein möglichst breites Publikum dafür zu gewinnen, kam es halt dazu, dass Norbert Thiede dann seinerzeit in der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst aufgetreten ist und die Waffe dort präsentiert hat.
25:11Diese abgesägte Schrotflinte, meine Damen und Herren, gehört zu einem der rätselhaftesten Mordfälle, die wir je in dieser Sendung behandelt haben.
25:19Die Chancen stehen vielleicht gar nicht schlecht, mithilfe dieser zurückgelassenen Waffe die Täter zu ermitteln.
25:24Diese Mordwaffe weist nämlich mehrere markante und einmalige Merkmale auf.
25:29Es wurden aber nachträglich auffällige Veränderungen vorgenommen, die man am besten deutlich machen kann, wenn man die Tatwaffe mit dem Ursprungsgewehr vergleicht.
25:44Herr Thiede, hier haben wir verschiedene Fotos vom Tatort.
25:47Und hier sehen wir die Tatwaffe.
25:48Nach der XY-Sendung gab es 52 Hinweise auf diese Tat, zwei davon bezüglich der Tatwaffe.
25:56Eine Kellnerin wollte die bei einem Bekannten gesehen haben. Wie hat Ihnen das weitergeholfen?
26:00Die Kellnerin hatte gleich am Abend nach der Sendung angerufen und dann hat sie mir dann eben erzählt, dass sie der Meinung ist, dass sie diese Waffe bei einem Bekannten vor langer Zeit gesehen habe.
26:12Der saß aber zu dieser Zeit in Haft, in einer anderen Sache. Und die damaligen Kollegen, die dort diesen Fall bearbeitet haben, haben einen Zufallsfund gefunden.
26:24Nämlich eine andere Waffe, die so aussah wie unsere.
26:29Das heißt, das konnte die Waffe nicht sein, weil die Waffe bei der Justiz war und gleichzeitig ja nicht am Tatort gewesen sein kann.
26:37Richtig. Und auch deshalb schon nicht, weil die Waffe 1992 sichergestellt wurde und seitdem in der Asservatenkammer der Justiz sich befand, sodass diese Waffe als Tatwaffe unbedingt auszuschließen war,
26:51weil es war ja ein Jahr erst später, als dieses Delikt passierte.
26:56Damit war ja Ihre Spur eigentlich auch tot.
26:59Ja, es war natürlich enttäuschend. Die Spur war absolut tot. Und das war auch eine der letzten Spuren, die wir zu bearbeiten hatten.
27:10Und mussten dann leider feststellen, dass wir keine weiteren Anhaltspunkte in diesem Fall hatten. Und somit waren vorläufig diese Ermittlungen beendet.
27:26Es vergehen vier Jahre ohne einen neuen Hinweis auf den oder die Täter. Doch dann kommt plötzlich wieder Bewegung in den Fall.
27:36Moment, mein Kollege kommt gerade rein. Für dich.
27:39Fernsehen.
27:40In diesem Moment kam halt die Anfrage von einem Fernsehsender, der nachfragte, ob dieser Fall nochmal in einer Ausstrahlung präsentiert werden könnte.
27:53Und zu schauen, ob sich eventuell noch weitere Zeugen dadurch generieren lassen.
27:58Die Sendung wird auch in der Justizvollzugsanstalt von Bayreuth geschaut.
28:13Dort ist ein Mann inhaftiert, der seit Jahren aus Angst schweigt.
28:17Ja, ist durch. Danke euch. Ja, melden uns gleich nochmal.
28:29JVA Bayreuth. Von einem Nikos Georgiou. Sagt mir nix.
28:36Ja, der sitzt laut Kollegen wegen Drogenhandel ein. Der hat die Sendung gesehen zu unserem Fall Karin Ebert.
28:41Na, das war vor meiner Zeit. Und was schreibt er? Ich kenne die Männer, die die Frau ermordet haben. Die von dem Autohaus in Kreuzberg. Das sind zwei Griechen.
28:55Genau wie er.
28:57Was meinst du? Weiß der wirklich was oder will der sich nur wichtig machen?
29:00Das können wir nur herausfinden, wenn wir ihn befragen.
29:03Uwe Bayreuth ist über 400 Kilometer von Berlin entfernt.
29:06Vielleicht können die Kollegen aus Franken ihn erstmal befragen. Dann wissen wir, ob an der Sache was dran ist.
29:11Also wenn sie dann tatsächlich merken, okay, das hat Substanz. Dann geht der Puls höher. Und dann ist man tatsächlich so ein bisschen im Jagdfieber.
29:26Sie hatte braune Haare, war nicht sonderlich groß und sie war so etwa 50 Jahre alt.
29:32Das Foto war damals in jeder Zeitung. Und man hat es auch in dem Fernsehbeitrag gezeigt. Sagt also nicht viel.
29:39Ihre Wohnung war in Wilmersdorf. Die Straße weiß ich nicht mehr, aber ich könnte es auf einer Karte zeigen.
29:47Das ging auch durch die Presse. Haben Sie ihn nicht mehr?
29:54Hören Sie. Ich war selber dort und habe mir drei Tage lang den Arsch abgefroren, weil ich die Frau für die beiden beobachten sollte.
30:02200 Mark haben die mir dafür gegeben. Ja, aber selber haben die für den Mord bestimmt 10.000 kassiert.
30:10Ich habe sogar die Waffe gesehen, mit der sie es gemacht haben. So eine abgesägte Flitte war das.
30:21Wer sind die beiden? Können Sie uns Namen nennen?
30:25Warum musste die Frau weg?
30:26Ich sage nichts mehr. Die machen mich kalt. Verstehen Sie?
30:31Ich meine, die haben eine Frau getötet. Was machen die wohl mit mir, wenn die erfahren, dass ich ausgepackt habe?
30:37Der Zeuge machte ja seine Aussage von der Bedingung abhängig, dass er in ein Zeugenschutzprogramm überführt wird,
30:44weil er sich am Leib und Leben bedroht sah.
30:47Letztendlich liegt unser Interesse als Ermittlungsdienststelle, als Mordkommission natürlich darin,
30:52eine Aussage zu erhalten von einem potenziell wichtigen Zeugen.
30:57Man wägt natürlich als Ermittler ab, ob man der Zeugenschutzdienststelle einen solchen Fall anbietet,
31:04weil man muss natürlich sich vorstellen, dass es zum einen arbeitsintensiv als auch kostenintensiv ist.
31:10Ich weiß nicht, Uwe. Klar, er hat ein paar Andeutungen gemacht, aber ob das denen da oben reicht,
31:16dass wir so ein Programm durchziehen?
31:17Das ist mehr, als wir in all den Jahren hatten, Uli. Und außerdem deckt sich's mit der Aussage von diesem Kellner.
31:22Hast du die da?
31:23Ja, warte.
31:28Hier. Er hatte nach der Ausstrahlung angerufen und von einem Gespräch erzählt, dass er mit angehört hat.
31:33Zwischen zwei Männern in seinem Lokal. Die beiden haben darüber gesprochen, dass sie jemanden erschossen haben.
31:37Für 10.000 Mark mit einer abgesägten Schrottflinte.
31:41Betrag und Waffe würden passen.
31:43Eben. Außerdem war von einem Auftragsmord die Rede.
31:47Und einer der beiden Männer hatte einen Schnauzbart.
31:53Genau wie auf dem Phantombild damals.
31:56Und du bist dir sicher, dass das ausreicht?
31:57Ja. Und das werde ich den Chefs auch sagen.
32:00Dieser Zeuge ist vielleicht die einzige Chance, die wir überhaupt noch haben, um den Mord an Karin Ebert zu lösen.
32:04Ich spreche jetzt mit dem Anwalt Dr. Christian Sigismund, Experte für Zeugenschutz.
32:09Und Sie haben auch, Herr Sigismund, über dieses Thema promoviert. Wie funktioniert Zeugenschutz?
32:15Zeugenschutz geht von relativ einfachen Maßnahmen wie dem Abparken eines Polizeifahrzeuges vor dem Haus des Zeugen
32:20bis hin zur kompletten Umsiedlung des Zeugen mit Tarnpapieren, vielleicht sogar noch mit seiner kompletten Familie, teilweise sogar ins Ausland.
32:30Das gibt es alles, ist aber im Einzelfall abhängig von der Prognose.
32:33Wenn man in Krimis hört, dass jemand zu einem Zeugen sagt, wir können dich schützen, da kriege ich immer so eine Gänsehaut.
32:41Wie lange geht so ein Schutz und wie effektiv ist der wirklich?
32:45Also zeitlich gibt es keine Untergrenze und auch keine Obergrenze.
32:48Also das kommt im Einzelfall tatsächlich dann von der sogenannten Gefährdungsprognose, hängt es ab, die die Behörden machen.
32:53Die Behörden geben keine konkreten Zahlen raus. Sie sagen aber, dass noch nie ein Zeuge im Zeugenschutz sein Leben gelassen hat.
33:00Das bedeutet also, der Zeugenschutz ist relativ effektiv.
33:03Das klingt ziemlich aufwendig und auch teuer. Gibt es Zahlen dazu? Was kostet so eine Zeugenschutzmaßnahme?
33:09Offizielle Zahlen gibt es heute nicht. Man könnte es hochrechnen aus amerikanischen Zahlen der 70er, 80er.
33:15Da waren es bis zu 100.000 Dollar pro Jahr. Und wenn Sie das alles auf den heutigen Wechselkurs umrechnen, dürften Sie so zwischen 500.000 und 600.000 Euro bis Dollar liegen.
33:24Ist das so eine Kosten-Nutzen-Rechnung am Ende?
33:27Richtig. Es ist eine, wenn Sie so wollen, Wette auf die Zukunft durch die Behörden.
33:32Wie investieren wir was in den Zeugen, damit wir am Ende möglicherweise eine Aussage bekommen, die uns in dem konkreten Ermittlungsverfahren weiterhilft.
33:39In unserem Fall ein hoher Wetteinsatz, der sich für die ermittelnden Beamten lohnen sollte.
33:43Denn was der Inhaftierte, der Kripo dann erzählte, war jeden Deal wert.
33:50Kurz darauf befragen die Berliner Kommissare den Mann in der Justizvollzugsanstalt in Bayreuth.
33:56Danke.
34:00Behrens, Kripo Berlin. Mein Kollege Zettler.
34:03Guten Tag, Herr Georgio.
34:05Ich bin dir nicht sicher. Warum haben Sie mich noch nicht verlegt?
34:08Sie kommen nach unserem Gespräch in eine andere Haftanstalt. Unter neuem Namen.
34:11Ihr Anwalt ist den Vertrag doch mit Ihnen durchgegangen. Der Zeugenschutz läuft.
34:15Okay.
34:18Kommen wir zu den beiden Männern. Wann und wo haben Sie die kennengelernt?
34:22Etwa drei Jahre vor dem Mord an der Frau. Irgendwann 1990 in der Szene in Wedding.
34:28Also Spielhallen, Kneipen, Boxclubs und so. Die waren da jeden Tag unterwegs.
34:34Haben die da auch gearbeitet?
34:35Ach, nee. Die hatten keine Jobs. Aber immer Geld.
34:39Woher?
34:40Habe ich mich ja auch gefragt. Irgendwann habe ich mitgekriegt, dass die Geld eintreiben. Für so einen Deutschen.
34:46Von dem haben sie auch die Waffe bekommen und wollten ja auch ursprünglich, dass ich das mache.
34:53Hier.
34:54Nimm.
34:54Ich hätte das auch ohne Gips nicht gemacht. Ehrlich. Ich bring doch keinen um. Auch nicht für Geld.
35:03Aber Sie haben die Frau beobachtet. Für 200 Mark.
35:06Ja, aber zu solchen Typen sagt man auch nicht nein. Ich meine, die haben mir ja da schon gedroht. Also habe ich es gemacht.
35:12Ich habe drei Tage lang vor dem Haus der Frau gestanden. Die wollten sie zuerst dort umbringen, glaube ich. In ihrem Haus.
35:21Wir sind also zu dritt rein und da habe ich so viel Lärm gemacht, dass eine Nachbarin rausgekommen ist.
35:28Warum? Dachten Sie, die lassen von ihrem Plan ab?
35:32Ja, irgendwie schon. Aber dann haben sie den Deutschen angeschleppt. Und wir sind der Frau gefolgt bis zu diesem Autohaus.
35:40Was? Den Deutschen.
35:47Wir machen es hier.
35:54Kann's gehen.
35:56Und damit war der Auftrag für Sie also erledigt?
35:59Ja. Ich bin dann mit der U-Bahn weitergefahren und habe die auch nicht mehr gesehen. Also vor dem Mord an der Frau.
36:05Wer von den beiden hat geschossen?
36:06Weiß nicht genau. Ich denke aber Panna. Der war zwar jünger, hat aber immer gesagt, wo es lang geht.
36:13Panna. Kurzform für Panagiotis.
36:15Richtig. Der andere ist Atta von Athanasius.
36:19Nachnamen?
36:20Weiß ich nicht. Die finden sie aber. Die sind immer noch in der Szene unterwegs.
36:25Und der Deutsche, der Auftraggeber?
36:26Felfried. Macht irgendwas mit Wohnungen oder Immobilien. Mehr weiß ich auch nicht.
36:34Ein Makler oder irgendwie sowas.
36:36Genau. Ich glaube, darum ist es auch gegangen. Irgendwie. Die Wohnung der Frau.
36:42Wie? Die Wohnung?
36:45Das müssen Sie jetzt schon erklären.
36:46Ach, ich habe nur mitbekommen, wie der Deutsche gesagt hat, dass sich die Wohnung besser verkaufen lässt, wenn sie leer ist.
36:59Herr Behrens, wir stehen jetzt vor dem Haus, um das es geht, mit der Wohnung von Frau Ebert, die gleichzeitig das Motiv darstellt, nachdem Sie fünf Jahre lang gesucht haben. Das ist schon unglaublich.
37:08Tatsächlich ein unfassbares Motiv. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass Frau Ebert zum damaligen Zeitpunkt einen sehr niedrigen Mietzins hatte, das heißt, sie hat keine 900 DM für diese große Wohnung bezahlt und dann nach ihrem Tode die Wohnung für sage und schreibe 3000 DM erneut weitervermietet wurde, erschließt sich so ein bisschen tatsächlich die Motivlage der Täter.
37:30Der Vermieter hatte Frau Ebert auch Briefe geschrieben, hatte sie aufgefordert, die Wohnung aufzugeben, hatte ihr auch ein Angebot gemacht. Im Nachhinein konnten Sie da das Motiv schon erkennen?
37:42Rückblick betrachtet könnte man jetzt schon sagen, ja, es gab damals schon Hinweise. Allerdings wurde seitens des Vermieters und Eigentümers kein Druck entfacht.
37:50Das heißt, er hatte Frau Ebert gefragt, ob sie bereit ist, die Wohnung zu verlassen, hatte ja eine nicht unmiträchtliche Summe dafür geboten.
37:57Das hatte sie allerdings abgelehnt. Sie hatte höhere Forderungen gestellt, auf die der Eigentümer und Vermieter dann letztendlich nicht eingehen wollte.
38:04Der Zeuge konnte keine Auskunft zum Aufenthaltsort der beiden Täter geben. Wie haben Sie die identifiziert und auch gefunden?
38:12Es bedurfte schon, sage ich mal, intensiver Ermittlungsarbeit, um Puzzleteile zusammenzuführen. Wir hatten dann teilweise nur einen Vornamen.
38:18Wir hatten dann Anhaltspunkte, wo könnte die Wohnung in etwa gelegen haben. Diese ganzen Informationen zusammen haben dann letztendlich die Identifizierung ermöglicht.
38:25Wir haben dann festgestellt, dass einer der beiden ausführenden Täter tatsächlich noch in Berlin wohnhaft ist.
38:32Er konnte dann hier auch festgenommen werden. Der zweite Täter war in Griechenland zu dieser Zeit.
38:38Der Mann schweigt, äußert sich weder zu der Tat noch zu seinem Mittäter oder dem Auftraggeber.
38:45Doch die Kripo hat sein Telefon schon Tage vor der Festnahme abgehört und weitere Zeugen befragt.
38:51Kurz darauf findet die Polizei den Namen des Maklers heraus und nimmt ihn an seiner Wohnadresse fest.
39:01Kann ich Ihnen helfen?
39:05Guten Tag, Behrens mein Name, von der dritten Mordkommission. Sind Sie Herr Peschel?
39:09Äh, ja, aber Mordkommission? Da muss es sich um eine Verwechslung handeln.
39:15Sie werden verdächtigt, den Mord an Karin Ebert in Auftrag gegeben zu haben. Sie haben das Recht zu schweigen und sich einen Anwalt hinzuzuziehen.
39:21Sagt mir gar nichts der Name.
39:23Wir nehmen Sie jetzt mit, okay?
39:24Wie gesagt, da haben Sie sicher den Falschen erwischt.
39:34Das glaube ich nicht, Herr Peschel.
39:36Wir haben unsere Hausaufgaben nämlich gemacht und wir wissen, dass Sie da mit drin hängen.
39:40Und zwar so richtig.
39:42Der Tatvorwurf gegen Sie lautet daher Anstiftung zum Mord.
39:45Nein, damit habe ich nichts zu tun.
39:48Mir ist zwar bekannt, was da passiert ist, das stand ja auch überall in der Presse und im Fernsehen war es ja auch.
39:52Aber das waren ja wohl zwei Türken damals.
39:56Griechen.
39:58Panagiotis und Athanasius, auch bekannt als Panna und Atta.
40:03Wir wissen, dass die beiden Geld für Sie eingetrieben haben.
40:08Die beiden haben mir mal Sachen zum Kaufen angeboten, vermutlich Heelerware.
40:13Die brauchten immer Geld, aber das habe ich natürlich nicht gemacht.
40:16Die Wohnung von Frau Ebert, die gehört einem Orthopäden.
40:19Dr. Lenze.
40:23Sie waren Patient bei ihm.
40:25Kamen Sie beide so auf die Idee mit dem Mord?
40:27Nein, so war das nicht.
40:29Der Lenze hatte damit nichts zu tun.
40:32Der kannte die beiden ja gar nicht.
40:33Ah, wie war es dann?
40:35Der Lenze hat damals ein paar Immobilien gekauft.
40:38Ich habe ihn beraten, sozusagen.
40:41Dabei hat er sich dann irgendwann mal beklagt, dass die Frau kaum Miete bezahlt und ob ich die Wohnung für ihn verkaufen könnte.
40:45Hm, also haben Sie sich die Wohnung von Frau Ebert angeschaut?
40:49Ja, ich war einmal dort.
40:52Schönes Objekt.
40:53Aber keine Chance bei der geringen Miete.
40:55Die wollte keiner.
40:57Der Lenze, der hat der Frau sogar Geld geboten, dass sie auszieht.
41:0050.000 Mark.
41:03Das war ihr zu wenig, das muss man sich mal vorstellen.
41:06Das ist ja nicht so, als ob der Lenze oder irgendwer gesagt hätte, es gibt nur eine Lösung.
41:10Verstehen Sie?
41:11Nein, verstehe ich nicht, ehrlich gesagt.
41:13Verstehe ich auch nicht.
41:15Man denkt halt laut nach, dass die Wohnung sich besser verkaufen würde, wenn sie leer wäre, zum Beispiel.
41:20Leer war sie ja dann. Aber erst nach dem Mord.
41:24Der Makler hatte gehofft, die Wohnung teuer verkaufen zu können, um die entsprechende Provision zu kassieren.
41:30Und so hat er, wohl auf eigene Faust, die Mieterin aus dem Weg räumen lassen.
41:35Herr Peschel, ich frage Sie jetzt noch einmal ganz direkt.
41:37Hat dieser Herr Lenze den Mord bei Ihnen oder direkt bei den beiden Männern in Auftrag gegeben?
41:43Nein.
41:44Also haben Sie auf eigene Faust gehandelt und die beiden Männer engagiert, damit Sie Karin Eberter schießen?
41:48Nein, wie oft denn noch?
41:51Ich habe mit der Sache nichts zu tun.
41:53Und der Lenze auch nicht.
41:56Jetzt möchte ich auf meinen Anwalt warten.
41:57Wenn eine Wohnung verkauft wird und dann über einen Makler, kassiert der natürlich eine Maklerprovision.
42:04Von daher war es aus unserer Sicht dann auch nur logisch, dass dann in den Gerichtsverhandlungen es zur Verurteilung der beiden ausführenden Täter als auch des Maklers gekommen ist.
42:15Aufgrund aller Zeugenaussagen und der Gesamtumstände werden der Schütze und der Makler zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes und Anstiftung zum Mord verurteilt.
42:30Zwei Jahre später wird ihr Komplize nach Jugendstrafrecht wegen gemeinschaftlichen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt.
42:39Dem Eigentümer von Karin Eberts Wohnung konnte eine Tatbeteiligung nie nachgewiesen werden.
42:46Im Rahmen der Ermittlungen waren dann letztendlich eine Vielzahl von Zeugen gehört worden, die alle letztendlich durch ihre Aussage mitgeholfen haben, die Tat zu klären.
42:54Aber es gab halt keine Geständnisse von den Tätern, sodass es dann in einem doch recht lange dauernden Indizienprozess zur Verurteilung der Täter kam.
43:12Über vier Jahre nach dem Tod von Karin Ebert konnte der Mord endlich geklärt werden.
43:17Vier weitere Jahre später saßen alle Täter hinter Schloss und Riegel.
43:21Es bleibt ein erschütternder Fall mit einem nach wie vor unglaublichen Motiv.
43:26Das war XY gelöst. Mein Name ist Sven Voss.

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