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  • 29.5.2025
Nicht im Studio anrufen! Wenn Sie sachdienliche Hinweise zu den gezeigten Fällen haben, kontaktieren Sie bitte die zuständige Polizeidienststelle.

Inhalt der Sendung (Spoiler): https://www.wikixy.de/Spezial_%E2%80%93_Aktenzeichen_XY_..._gel%C3%B6st_(2)_vom_28.11.2018

Rechteinhaber Impressum: https://www.zdf.de/service-und-hilfe/zuschauerservice/impressum-zdf-100.html

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Transkript
00:00:00Guten Abend und herzlich willkommen zur zweiten Ausgabe von XYZ.
00:00:30Heute stellen wir Ihnen drei Verbrechen vor, die die Polizei viele Jahre lang beschäftigt haben, bis sie als gelöst zu den Akten gelegt werden konnten.
00:00:39Und daran, liebe Zuschauer, waren Sie nicht ganz unbeteiligt. Denn in allen drei Fällen waren Ihre Hinweise mitentscheidend für die Aufklärung.
00:00:47Gemeinsam schauen wir jetzt hinter die Kulissen der Polizei und erhalten einen tiefen Einblick in die Ermittlungsarbeit.
00:00:53Vom Mord bis zur Verurteilung. Diese Arbeit ist spannend und oftmals voller Überraschungen.
00:00:59Denn mitunter dauert es ja Jahre, bis ein Täter endlich gefasst werden kann.
00:01:04Wieder mit dabei Deutschlands bekannteste Kriminalpsychologin Lydia Benecke.
00:01:08Sie wird uns also heute Einblicke geben in die finstere Psyche der Täter.
00:01:14Guten Abend.
00:01:14Ja, wir haben es heute mit drei ganz verschiedenen Tätertypen zu tun. Vom sadistischen Sextäter bis zum brutalen Raubmörder, zu denen Sie uns dann gleich hochinteressante Details sagen können.
00:01:25Sehen wir uns das erste Verbrechen an. Ein junger Mann, ein Fußballfan aus Offenbach, wird bei einer Schlägerei so schwer verletzt, dass er den Rest seines Lebens im Rollstuhl sitzen wird.
00:01:36Schnell scheint klar, wer der Gewalttäter ist. Zeugen gibt es genug, doch niemand will gegen den gefürchteten Mann Aussagen.
00:01:43Eine schier ausweglose Situation für die Ermittler. Doch sie geben nicht auf.
00:01:51Mein Name ist Marc Herbert. Viele kennen mich bereits. Ich bitte um eure Hilfe, den Täter zu finden, der mir das angetan hat. Dankeschön.
00:02:04Im Frühjahr 2012 bezieht Marc Herbert seine erste eigene Wohnung.
00:02:10Und wohin mit dem Ding?
00:02:12Stell es einfach da ab.
00:02:13Der 23-jährige Servicetechniker lebt in Offenbach. Er ist großer Fan der Kickers Offenbach.
00:02:19Weißt du, was das Beste ist? Ab jetzt hast du immer sturmfreie Bude. Die Ladies werden Schlange stehen.
00:02:26Tut mir einen Gefallen und räumen Sachen auf der Kiste auf den Tisch, ja?
00:02:29Alles klar.
00:02:32Schönes Bild.
00:02:34Naja, ich weiß nicht.
00:02:36Das sind die Originalunterschriften von den Offenbachern.
00:02:40Habt ihr schon gesehen?
00:02:41Guck mal an.
00:02:42Endres Lenz Stein.
00:02:46Sag mal, von wem hast du eigentlich deinen guten Geschmack geerbt?
00:02:49Von dir natürlich.
00:02:53Wir haben es hier mit einem Fall zu tun, der an sich nicht sehr kompliziert war.
00:02:58Er fand in der Öffentlichkeit statt und viele Zeugen waren zu erwarten.
00:03:02Aber das Gegenteil war der Fall. Es hat sich niemand gemeldet. Und wenn nur anonym.
00:03:06Prost.
00:03:07Prost.
00:03:08Prost.
00:03:09Prost.
00:03:14Marc Herbert besucht am 25. August 2012 nach einem Spiel der Kickers Offenbach ein Sommerfest am Beberer Aussichtsturm.
00:03:22Was darfst du sagen?
00:03:24Wir hätten gerne zwei Bier und was zu essen.
00:03:26Gerne.
00:03:27Kartoffelsalat.
00:03:29Und Fleisch.
00:03:30Fleisch haben wir auch, aber gib mir fünf Minuten.
00:03:32Dann haben wir Pastakes.
00:03:33Bestens.
00:03:34Super.
00:03:35Hey, hi Marc.
00:03:36Hey, Michael.
00:03:37Ist klar bei dir.
00:03:39Das ist Michael.
00:03:40Das ist Theo.
00:03:41Hi.
00:03:42Wie geht's?
00:03:43Ich hab voll den Hunger und voll den Durst.
00:03:45Bestell, was du willst.
00:03:46Das geht auf mich.
00:03:47Echt jetzt?
00:03:48Freut meinen Sozialen.
00:03:50Du hast echt gute Kumpels.
00:03:52Mich inbegriffen.
00:03:53Also dann hätte ich gerne so ein lecker Bierchen und so ein Fleisch, bitte.
00:03:57Wiechen hab ich mir schon gedacht.
00:03:58Und Fleisch fünf Minuten, dann kommst du nochmal.
00:04:00Alles klar.
00:04:01Dankeschön.
00:04:02Boah.
00:04:03Das war gut.
00:04:04Vielen Dank nochmals, gell?
00:04:05Kein Thema.
00:04:06Wartest du schon mal für den Turm hier oben?
00:04:07Nö.
00:04:08Schon lange her.
00:04:09Wollen wir.
00:04:10Wir brauchen schon.
00:04:11Entschuldigung.
00:04:12Wir kommen gleich wieder.
00:04:13Passt du kurz auf den Platz auf?
00:04:14Ja klar.
00:04:15Danke dir.
00:04:1615 Jahre her bei mir.
00:04:17Boah.
00:04:18Geil.
00:04:19Gibt's keine Aufmerksamkeit?
00:04:20Ja.
00:04:21Das ist schon lange her.
00:04:22Wollen wir?
00:04:23Komm schon.
00:04:24Ja.
00:04:25Entschuldigung.
00:04:26Wir kommen gleich wieder.
00:04:27Passt du kurz auf den Platz auf?
00:04:28Ja klar.
00:04:29Danke dir.
00:04:3015 Jahre her bei mir.
00:04:33Boah.
00:04:34Geil.
00:04:35Gibt's keine Aufmerksamkeit?
00:04:36Ja.
00:04:37Das ist schon lange her.
00:04:38Wollen wir?
00:04:39Ja.
00:04:40Wir kommen gleich wieder.
00:04:41Passt du kurz auf den Platz auf?
00:04:42Ja klar.
00:04:43Danke dir.
00:04:44Geil.
00:04:45Gibt's keinen Aufzug?
00:04:46Ja.
00:04:47Danke schön.
00:04:48Wir kommen doch nicht freiwillig hoch.
00:04:49Boah.
00:04:50Jungs.
00:05:00Wo wohnst du?
00:05:01Weiß ich nicht.
00:05:03Du weißt nicht, wo du wohnst?
00:05:06Doch, aber jetzt...
00:05:07Boah.
00:05:08Geile Aussicht.
00:05:09Was ist denn das für ein Lärm hier plötzlich?
00:05:12Schau mal ins Kernrohr.
00:05:16Hey.
00:05:17Kann ich mal?
00:05:18Hey.
00:05:19Junge, werd mal nicht frech.
00:05:20Halt auf den Maul.
00:05:22Was hast du gesagt?
00:05:24Nichts.
00:05:25Was du gesagt hast, will ich wissen.
00:05:27Geht dich nichts an.
00:05:28Bist du auf die Fresse, Hammer oder was, du Spass?
00:05:31Hey.
00:05:32Bescheuert oder was?
00:05:33Komm.
00:05:34Das klemmen wir unten.
00:05:35Wieso denn?
00:05:36Kleiner Schisser.
00:05:37Na gut.
00:05:38Wenn du Stress willst, geh vor.
00:05:40Geht zuerst, komm.
00:05:41Soll ich mitkommen?
00:05:42Nee, lass mal.
00:05:43Das haben wir schnell geregelt.
00:05:44Komm.
00:05:45Probleme?
00:05:46Na wohl.
00:05:47Komm mal her.
00:05:48Jetzt siehst du das Stadion.
00:05:50Cool.
00:05:51OFC.
00:05:52OFC.
00:05:53Oh geil.
00:05:54Hey.
00:05:55Okay.
00:05:56Pass auf.
00:05:57Komm.
00:05:58Komm.
00:05:59Komm.
00:06:00In den ersten Bruchteilen von Sekunden wurde mir relativ schnell klar, dass sich das eben
00:06:11nicht um eine bloße Schlägerei handelt, sondern dass das hier sehr brutal und aggressiv
00:06:16zur Sache geht und dass hier sofort etwas passieren muss.
00:06:19Das Opfer war wie eine Puppe.
00:06:36Er war völlig passiv, völlig regungslos und es wurde einfach nur auf ihn eingeschlagen
00:06:42und später dann auch eingetreten.
00:06:43Hey.
00:06:44Hör auf.
00:06:45Was war denn der Scheiß?
00:06:46Habt ihr was gesehen?
00:06:47Nein.
00:06:48Nein.
00:06:49Nicht wirklich.
00:06:50Das Gesicht des Täters habe ich kaum gesehen, das waren ja nur Bruchteile von Sekunden.
00:07:08Wenige Minuten später kümmert sich ein Rettungsteam um die Erstversorgung von Marc Herbert.
00:07:14Hallo.
00:07:15Hallo.
00:07:16Verstehen Sie mich?
00:07:17Ich will jetzt den Kopf belegen mit deinem Stift weg an.
00:07:26Hallo, verstehen Sie mich?
00:07:27Hallo.
00:07:28Ja.
00:07:29Das geht überhaupt nicht.
00:07:30Ja, genau.
00:07:31Nein.
00:07:32Ja.
00:07:33Ja, genau.
00:07:34Nein.
00:07:35Warte auf.
00:07:37Wo die Medikamente runtergefahren wurden, habe ich so langsam wieder realisiert, was passiert
00:07:53Was passiert ist. Also, dass ich meine Beine nicht bewegen kann und meinen Oberkörper nicht bewegen kann.
00:08:03Einen Rüssel im Hals habe, in dem ich beatmet werde und nicht sprechen konnte.
00:08:11Mein Vater hat mir eigentlich direkt gesagt, was Sache ist.
00:08:17Dass ich vom Halbnis ab Verschliffs gelenkt bin.
00:08:23Die Dritte des Täters haben Marks innere Organe verletzt. Und sie haben drei seiner Halswirbel gebrochen.
00:08:30Nervenstränge wurden dabei durchtrennt.
00:08:33Und daraufhin habe ich eigentlich die Hoffnung verloren und keine Lust mehr auf mein Leben gehabt.
00:08:41Viel geweint, eine lange Zeit gebraucht, bis ich wieder einigermaßen psychisch in der Lage war, vorwärts zu sehen.
00:08:54Von dem Fall selbst haben wir als Kommissariat erst wenige Tage später erfahren,
00:09:00nachdem feststand, dass auch gegebenenfalls ein versuchtes Tötungsdelikt im Raum stand.
00:09:06Die ersten Maßnahmen von uns waren dann, die bekannten Zeugen zu vernehmen.
00:09:10Es war überall Blut und der konnte weder seine Beine noch seine Arme bewegen.
00:09:16Das war schrecklich.
00:09:18Die Schlägerei selbst, haben Sie die auch gesehen?
00:09:21Nee, da war Tee und ich noch oben auf dem Turm.
00:09:24Wie wir das geahnt hätten denn?
00:09:25Wie würden Sie den Mann beschreiben, der sich auf dem Turm mit Mark Herbert angelegt hat?
00:09:32Er ist so ein stämmiger Typ, kräftig gebaut, muskulös.
00:09:37Ein Bart hatte er, glaube ich.
00:09:40Größe?
00:09:41Also wenn ich das mit mir so vergleiche, 1,75, 1,80 vielleicht.
00:09:46Was hat er an?
00:09:53Jeansjacke, glaube ich, aber ganz sicher bin ich mir nicht.
00:09:57Ja, die zwei Freunde von Mark Herbert, die haben uns natürlich eine recht gute Beschreibung liefern können.
00:10:02Von dem Täter, viel wichtiger und interessanter, war dann ein dritter unabhängiger Zeuge,
00:10:07der später uns einen sehr guten und wichtigen Hinweis gegeben hat.
00:10:11Wir waren zu viert auf dem Turm, meine Freunde und ich.
00:10:15Und Sie haben den Täter da oben gesehen?
00:10:18Ja.
00:10:19Die waren auch zu viert.
00:10:21Der Mann, den Sie suchen, noch so ein Typ und zwei Mädels.
00:10:28Gehörten die zusammen?
00:10:29Ja, absolut sicher.
00:10:32Von da an war natürlich klar, dass das Leute sind, die den Täter kannten, vermutlich auch namentlich,
00:10:37die mit Sicherheit den Beginn des Streits mitbekommen haben, der auf dem Turm anfing.
00:10:44Und die für uns ab da sehr wichtige Zeugen waren.
00:10:49Hallo.
00:10:51Kann ich kurz zu Ihnen?
00:10:52Ja, bitte.
00:10:52Danke.
00:10:57Hallo, Mark.
00:11:00Wie geht's dir?
00:11:03Die Polizei hat heute noch mal mit mir gesprochen.
00:11:07Die brauchen ein Phantombild von dem Täter.
00:11:13Könntest du da helfen?
00:11:16Im Weinenverlauf haben wir dann gemeinsam mit Mark Herbert ein Phantombild erstellen lassen von dem Täter.
00:11:22Das Phantombild war sehr gut.
00:11:25Wir haben das dann veröffentlicht in der Zeitung und per Plakataushang.
00:11:29Und dann hat sich auch ein Zeuge gemeldet, namentlich, der Hinweise geben konnte.
00:11:34Auch dieser Zeuge hat am 25. August das Sommerfest am Biberer Aussichtsturm besucht.
00:11:40Ganz sicher bin ich nicht, aber es könnte sein, dass ich ihn kenne, ja.
00:11:44Woher?
00:11:45Aus einer Kneipe.
00:11:47Treffen sich immer die Kickers-Fans.
00:11:50Stimmt so, gell?
00:11:51Ciao.
00:11:51Einen schönen Tag.
00:12:00Wissen Sie, der hatte immer so eine Methode.
00:12:04Mach mal Platz hier.
00:12:05Ja.
00:12:06Hat sich immer einen ausgesucht, der total voll war und sich nicht mehr richtig wehren konnte.
00:12:11Soll ich alles zweimal sagen, oder was?
00:12:13Lass mich in Ruhe.
00:12:15Sag mal, du hast sie wohl nicht mehr, Ali!
00:12:16Hey, spinnst du?
00:12:23Flasse!
00:12:29Hey, was soll?
00:12:30Hey, zerpiss dich, okay?
00:12:43Ist dir nichts passiert?
00:12:44Oder?
00:12:46Später ging es rum, dass bei den Verletzten beide Beine gebrochen waren.
00:13:01Kommen die Polizei damals?
00:13:03So viel, ich weiß nicht.
00:13:06Ich meine, vor dem Typen hatten alle Angst.
00:13:08Weil er so brutal und aggressiv ist.
00:13:11Da will keiner was sagen.
00:13:12Wie heißt der Kerl?
00:13:17Der heißt Peter Brecht.
00:13:20Haben Sie diesen Herrn Brecht zufälligerweise am 25. August auf dem Aussichtsturmfest gesehen?
00:13:27Nein.
00:13:30Gut.
00:13:31Trotzdem, vielen Dank, es hat mir sehr geholfen.
00:13:32Ja.
00:13:41Guten Tag zusammen.
00:13:43Herr Brecht?
00:13:44Ja?
00:13:45Repo Roffenbach.
00:13:48Lüssen wir kurz reinkommen?
00:13:50Warum?
00:13:53Waren Sie am Aussichtsturmfest?
00:13:55Was für ein Fest?
00:13:58Am 25. August am Biberer Turm.
00:14:02Nee.
00:14:04Wie auch immer, ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss für Ihre Wohnung.
00:14:09Wir haben dann eine Wohnungsdurchsuchung bei den Beschuldigten gemacht, in der Hoffnung, dort Beweise erhebliche Dinge zu finden, wie zum Beispiel Kleidung, die er am Tattag getragen hat.
00:14:24Die Wohnungsdurchsuchung verlief leider negativ, nur damit war wieder alles offen.
00:14:29Wiedersehen.
00:14:30Tschüss.
00:14:32Jetzt hat er was von Dreck am Stecken.
00:14:35Eindeutig.
00:14:35Doch die Polizei hat nichts gegen den Mann in der Hand.
00:14:43Ist Ursaft okay?
00:14:45Nach 13 Monaten Aufenthalt in Klinik und Reha wird Marc Herbert im September 2013 nach Hause entlassen.
00:14:53Vielleicht wird Marc das Beatmungsgerät ja irgendwann nicht mehr brauchen.
00:14:58Da bin ich ganz sicher, weil Marc ist stark.
00:15:03Du schaffst das.
00:15:06Meine Eltern haben es so geregelt, dass ich bei ihnen wieder einziehen konnte.
00:15:12Ich hatte mein Pflegebett und eine 24 Stunden Pflege, die ich wahrscheinlich mein ganzes Leben bei mir haben werde.
00:15:20Warum melden die sich nicht?
00:15:31Kaffee?
00:15:34Wen meinst du?
00:15:35Da draußen laufen drei Zeugen rum, die ganz genau wissen, was Sache ist.
00:15:43Die beiden Mädels und der Typ, die auf dem Turm waren.
00:15:47Solange die nicht aussagen, dass er mit dem Täter da oben war und dass er sich mit dem Opfer Marc Herbert angelegt hat, solange können wir den nicht einsacken.
00:15:55Ganz einfach.
00:15:56Vielleicht haben Sie Angst oder Sie wollen nicht als Verräter dastehen.
00:16:03Ja, oder beides.
00:16:05Vielleicht müssen wir die anders ansprechen.
00:16:08Persönlicher.
00:16:10Direkter.
00:16:12Ja, wahrscheinlich hast du recht.
00:16:17Sagen wir, unser Täter, der verkehrt doch in der Kicker-Szene, oder?
00:16:21Mhm.
00:16:21Ja, die haben doch da sicher auch ein Stadionsprecher.
00:16:26Wir waren natürlich schon zunächst mal überrascht über den Anruf der Polizei.
00:16:30Wir haben uns dann entschieden, dass wir das Pokalspiel gegen SVW in Wiesbaden, das war am 8.04.2014, nutzen, um diesen Appell an die Fans zu richten.
00:16:39Ich habe mich dann auf den Platz gestellt, habe den Text vorgelesen und damit nochmal an den 25. August 2012 erinnert.
00:16:46Marc ist seitdem vom Hals abwärts gelegt.
00:16:51Wir haben dann über die Videotafel das Phantombild des Täters gezeigt, mit den damaligen Daten.
00:17:04Und direkt im Anschluss dann die Videobotschaft von Marc Herbert.
00:17:09Hallo, mein Name ist Marc Herbert.
00:17:12Viele kennen mich bereits.
00:17:15Ich bitte um eure Hilfe, den Täter zu finden, der mir das angetan hat.
00:17:21Danke schön.
00:17:23Da war es im Stadion so still, wie ich es in 25 Jahren als Stadionsprecher noch nie erlebt habe.
00:17:30Die Aktion im Stadion, die sehr emotional war und die Leute ergriffen gemacht hat, hat dann leider auch nichts gebracht.
00:17:38Die drei Zeugen, wichtige Zeugen vom Aussichtsturm, die dabei waren, haben sich nicht gemeldet.
00:17:45Und wir haben dann überlegt, dass wir zu XY gehen, um den Fall einem noch größeren Publikum zugänglich zu machen.
00:17:52Wir haben ja im Film gesehen, dass der Täter nicht allein auf dem Aussichtsturm gewesen ist.
00:17:58Er befand sich offensichtlich in Begleitung eines Mannes.
00:18:01Und zwei junge Frauen waren ebenfalls dabei.
00:18:02Mit denen würden Sie logischerweise ganz gerne reden, nicht?
00:18:05Ja, das sind sehr wichtige Zeugen für uns.
00:18:07Sie sind oder haben in der Tat nichts zu tun.
00:18:10Wir binden diese Zeuginnen, sich mit uns in Verbindung zu setzen.
00:18:14Natürlich gilt das auch für allen anderen Zeugen, die bei uns noch keinen Kontakt gesucht haben.
00:18:19Die Resonanz nach der Sendung war wirklich sehr groß.
00:18:23Ganz viele Leute haben die Belohnung aufgestockt.
00:18:26Leider waren letztendlich aber die drei Zeugen, die wir gesucht haben, nicht dabei.
00:18:30Nichts, absolut nichts.
00:18:35Das wird nichts mehr.
00:18:36Den Fall können wir knicken.
00:18:39Ich habe was für euch.
00:18:42Ein Hinweis im Fall Aussichtsturm.
00:18:44Ist über die Zentrale reingekommen.
00:18:46Anonym?
00:18:47Davon haben wir genug.
00:18:49Stefan, lies es.
00:18:51Könnte interessant sein.
00:18:52Sie könnte was sein.
00:19:04Das Mädchen, das Sie suchen, heißt Lisa Herrmann.
00:19:07Welches Mädchen?
00:19:09Wahrscheinlich eins von denen, die auf dem Aussichtsturm waren.
00:19:12Das war was Neues.
00:19:13Zeig mir her.
00:19:14Ja, mit genauen Angaben.
00:19:16Sogar mit Telefonnummer.
00:19:17Heute haben wir ja diesmal Glück.
00:19:21Letzter Versuch.
00:19:24Das ist der blödeste Spruch, der hier erfunden wurde.
00:19:26Wenn es das schon tausendmal gehört.
00:19:30Hallo?
00:19:39Äh, ja.
00:19:41Ja, das bin ich.
00:19:41Ja, das bin ich.
00:19:44Warum?
00:19:47Ja, ich weiß, von welchem Fall Sie reden.
00:19:51Ja.
00:19:53Ja, ich... ich... ich komme dann.
00:19:56Auf Wiederhören.
00:19:58Was ist los?
00:20:00Das war die Polizei.
00:20:03Gegen der Sache im Aussichtsturm.
00:20:06Scheiße.
00:20:09Was willst du denen sagen?
00:20:17Ja, also eigentlich haben wir nichts gesehen.
00:20:22Nee.
00:20:24Wir haben nichts gesehen.
00:20:31Ich habe Angst.
00:20:33Ich auch.
00:20:34Frau Herrmann.
00:20:48Danke, dass Sie gekommen sind.
00:20:51Schon okay.
00:20:52Also, Frau Herrmann.
00:20:57Wir wissen, dass Sie am 25. August 2012
00:21:00mit dem Beschuldigten Peter Brecht
00:21:02auf dem Biberer Aussichtsturm waren.
00:21:06Das ist doch richtig, oder?
00:21:11Nein.
00:21:11Aber Sie kennen Herrn Brecht?
00:21:17Nein.
00:21:19Den kenne ich nicht.
00:21:23Das Opfer ist seit der Tat
00:21:24querschnittsgelähmt.
00:21:28Schauen Sie sich die Bilder ruhig mal an.
00:21:32Wollen Sie den, der das getan hat,
00:21:34wirklich schützen?
00:21:35Waren Sie damals mit Herrn Brecht
00:21:39auf dem Turm?
00:21:40Ich weiß nicht.
00:21:42Wir können Ihnen natürlich nachweisen,
00:21:43dass Sie da oben waren.
00:21:45Es gab schließlich genug Zeugen.
00:21:48Aber dann haben Sie ein Problem
00:21:49mit dem Gesetz.
00:21:54Ich habe aber nichts gesehen.
00:21:56Also waren Sie mit Peter Brecht
00:21:57auf dem Turm?
00:21:59Ich will mit der Sache
00:22:00nichts zu tun haben.
00:22:01Jetzt reden Sie endlich,
00:22:02oder wollen Sie, dass noch jemand
00:22:03halb totgeschlagen wird?
00:22:05Also eigentlich,
00:22:10eigentlich kenne ich den Peter
00:22:12gar nicht richtig.
00:22:14Die Petra kennt ihn viel besser.
00:22:19Ja, also,
00:22:20an dem Tag waren wir zuerst
00:22:22an der Kneipe und dann
00:22:23sind wir zusammen alle
00:22:25auf dieses Fest am Aussichtsturm.
00:22:27Und dann sind wir hoch
00:22:28auf den Turm
00:22:29und wollten einfach nur
00:22:30die Aussicht genießen.
00:22:33Und dann kommen da so
00:22:34drei Typen und
00:22:35waren total laut.
00:22:38Und dann ist halt der Peter
00:22:39ausgerastet.
00:22:41Das ist halt mit einem runter.
00:22:44Die Zeugin hat uns dann
00:22:46endlich bestätigen können,
00:22:47dass unser Verdächtiger
00:22:48tatsächlich auf dem Fest war
00:22:50und auch tatsächlich
00:22:51derjenige war,
00:22:52der mit Mark Herbert
00:22:53auf dem Turm
00:22:54in Streit geraten ist.
00:22:55Damit war dann für uns
00:22:57der Fall so weit
00:22:57ausermittelt,
00:22:58dass wir vor Gericht
00:22:59gehen konnten.
00:23:01Drei Wochen nach
00:23:02der Ausstrahlung
00:23:03des Falls
00:23:04in Aktenzeichen XY
00:23:05wird der Täter
00:23:07an seinem Arbeitsplatz
00:23:08festgenommen.
00:23:09Am 15. September 2016
00:23:18wird er wegen versuchten
00:23:20Totschlags in Tateinheit
00:23:22mit schwerer Körperverletzung
00:23:23zu einer Freiheitsstrafe
00:23:25von elf Jahren verurteilt.
00:23:26Wir sehen uns
00:23:27auf der Dienststelle.
00:23:27Ja, ist gleich.
00:23:29Tja,
00:23:30hast du gut hingekriegt.
00:23:34Unterschlossene Riegel.
00:23:36Dass der Täter
00:23:37geschnappt wurde,
00:23:39ist
00:23:39erfreulich,
00:23:43kann man sagen.
00:23:46Er hat elf Jahre bekommen.
00:23:49Er sitzt momentan
00:23:50noch im Gefängnis.
00:23:54Ihm geht's dort
00:23:54nicht so schlecht.
00:23:56Er hat
00:23:57drei warme Mahlzeiten,
00:24:00kann
00:24:01dort einen Job anfangen,
00:24:03wenn er möchte
00:24:03und kann schon
00:24:06im Kiosk
00:24:06was zuerst kaufen.
00:24:09Also meine Gefühle
00:24:09sind nicht
00:24:10negativ
00:24:11oder hasserfüllt.
00:24:14Ich hoffe nur für ihn,
00:24:17dass er ein bisschen
00:24:18zu Besinnung kommt.
00:24:21Im Sommer 2017,
00:24:24fünf Jahre nach der Tat,
00:24:25zieht Marc Herbert
00:24:26zum zweiten Mal
00:24:27bei seinen Eltern aus.
00:24:29Er kann wieder
00:24:30ohne Maschine atmen.
00:24:32Marc Herbert
00:24:32hat insgesamt
00:24:33zwei Jahre
00:24:34in verschiedenen Kliniken
00:24:35verbracht
00:24:36und sechs Operationen
00:24:38über sich ergehen lassen müssen.
00:24:40Ich glaube,
00:24:41es hängt
00:24:42etwas schief.
00:24:44An seinem Wunsch,
00:24:45sich ein eigenes Leben
00:24:46aufzubauen,
00:24:47hat sich nichts geändert.
00:24:49Was meinst du?
00:24:52Ja, ein bisschen vielleicht, oder?
00:24:54Mhm.
00:24:55Also für mich persönlich
00:24:56ist wichtig,
00:24:58dass Leute denken,
00:25:02dass es nach jedem Tief
00:25:03wieder einen aufgibt.
00:25:06Bei mir war es nicht einfach,
00:25:08aber einfach kann jeder.
00:25:09eine wirklich bemerkenswerte
00:25:16Einstellung.
00:25:17Ja, und wir können sagen,
00:25:18ein Glück,
00:25:19dass dieser unfassbar
00:25:20aggressive und gefährliche Mann
00:25:21doch noch gefasst
00:25:22und zur Rechenschaft
00:25:23gezogen werden konnte.
00:25:24Fangen wir direkt an,
00:25:25steigen ein.
00:25:26Was ist das für ein Typ?
00:25:27Mit welcher Art von Mensch
00:25:28haben wir es hier zu tun?
00:25:30Bei solchen Gewalttätern
00:25:31sehen wir häufig,
00:25:32dass Gewalt schon früh
00:25:33eine Rolle gespielt hat
00:25:34in der Biografie.
00:25:35Sehr häufig berichten sie,
00:25:36wenn sie in Therapie sind,
00:25:38dass es schon in der Familie
00:25:39oder in dem Milieu,
00:25:40in dem sie aufgewachsen sind,
00:25:41sehr viel Gewalt gab,
00:25:42dass sie Zeugen von Gewalt waren
00:25:44und auch selbst Opfer
00:25:45und dass das irgendwann gekippt ist.
00:25:47Sie haben irgendwann
00:25:48einen Mechanismus erlernt,
00:25:49nämlich, wenn ich traurig bin,
00:25:50wenn ich Angst habe,
00:25:51wenn ich hilflos bin,
00:25:53dann wandeln sie das in Wut um.
00:25:55Das ist die Sekundäremotion.
00:25:56Und Wut lassen sie aus
00:25:58und das ist ihre Art
00:25:58der Emotionsregulation.
00:25:59Und irgendwann spüren sie
00:26:00nicht mehr Traurigkeit,
00:26:01Angst oder Hilflosigkeit,
00:26:03sondern sie sagen,
00:26:03ich hatte ein schlechtes Gefühl
00:26:04und wurde wütend.
00:26:05Das geht dann ganz schnell
00:26:06und dann bin ich raus
00:26:08und habe die Wut rausgelassen.
00:26:09Und das Schlimme ist halt,
00:26:10dass sie lernen,
00:26:10sich danach besser zu fühlen
00:26:12und gleichzeitig leider
00:26:13in den Milieus,
00:26:14in denen solche Täter häufig aufwachsen,
00:26:17bekommen sie auch
00:26:18eine gewisse Form von Respekt.
00:26:19Zumindest meinen sie das.
00:26:20Sie sagen,
00:26:21andere schauen dann zu mir auf
00:26:22oder andere haben plötzlich Angst vor mir
00:26:25und gehen mir aus dem Weg.
00:26:26Und dadurch fühlen sie sich mächtig,
00:26:27weil sie sehr häufig
00:26:28eigentlich machtlos sind
00:26:29und eigentlich sich als Versager fühlen.
00:26:32Also durch Wut und Gewalt
00:26:33holen sie sich dieses Erfolgserlebnis.
00:26:35Wie schafft es eine Person
00:26:36jetzt überhaupt,
00:26:37derartig viel Angst
00:26:38und Schrecken zu verbreiten,
00:26:39dass niemand mehr wagt,
00:26:41gegen sie vorzugehen?
00:26:42Hier haben wahrscheinlich
00:26:42verschiedene Mechanismen
00:26:43eine Rolle gespielt.
00:26:45Einerseits kann man davon ausgehen,
00:26:47dass dieser Täter
00:26:47auch in eben gewaltaffinen Milieus
00:26:49aktiv war.
00:26:50Und das sind Milieus,
00:26:52in denen eine gewisse Art
00:26:53von Einstellung gilt,
00:26:55nämlich Männer prügeln sich auch mal.
00:26:56Es gibt eine Toleranz für Gewalt
00:26:58und niemand möchte ein Verräter sein.
00:27:01Das heißt,
00:27:02diese Milieus neigen nicht dazu,
00:27:04andere Gewalttäter zu verraten.
00:27:05Und dann gibt es natürlich auch Zeugen,
00:27:07die aus anderen
00:27:07gesellschaftlichen Gruppen kommen.
00:27:10Aber die anderen Zeugen,
00:27:11die unterliegen dem Prinzip
00:27:12der Verantwortungsdiffusion.
00:27:14Das ist ein psychologischer Begriff
00:27:15und der bedeutet,
00:27:16umso mehr Menschen von etwas wissen
00:27:18oder etwas mitbekommen,
00:27:20umso mehr haben sie das Gefühl,
00:27:21ich muss doch gar nichts tun.
00:27:22Es gibt ja genug andere,
00:27:23die was tun können.
00:27:23Die Verantwortung teilt sich dann
00:27:25gefühlt unter alle auf.
00:27:27Und so ist es zum Beispiel,
00:27:28wenn jemand in einer Notsituation ist,
00:27:30hat er mehr Chancen,
00:27:31Hilfe zu bekommen,
00:27:32wenn eine Person es mitbekommt,
00:27:34als wenn 20 Menschen drumherum stehen.
00:27:35Umso mehr Menschen etwas mitbekommen,
00:27:37umso weniger greifen statistisch gesehen ein.
00:27:39Und bei Zeugen ist es dasselbe.
00:27:40Zeugen denken sich dann,
00:27:42naja, der Täter ist ja als Gewalttäter bekannt.
00:27:44Das war allgemein bekannt dort
00:27:46in diesen eben Gegenden.
00:27:48Und dann denken sich diejenigen,
00:27:49warum soll ich was sagen
00:27:50und meinen Namen in eine Akte sozusagen
00:27:52einfließen lassen als Zeuge,
00:27:54wenn doch andere genauso gut was sagen könnten.
00:27:56Und am Ende sagt niemand etwas.
00:27:57Und das war genau das Phänomen hier.
00:27:59Das ist erstaunlich.
00:27:59Ich habe gedacht,
00:28:00das ist eher umgekehrt.
00:28:01Wie kann man es schaffen,
00:28:03diesen Zustand zu durchbrechen?
00:28:04Also, dass doch ein Zeuge bereit ist,
00:28:07auszusagen.
00:28:09Dadurch, dass eben Menschen
00:28:11zum Beispiel Angst haben,
00:28:12auszusagen oder eben die Verantwortung
00:28:14auch unter den anderen aufteilen,
00:28:16dadurch muss man eine bestimmte Strategie
00:28:18vernehmlich ihre Emotionen ansprechen.
00:28:20Weil die meisten Menschen,
00:28:21die möchten natürlich eigentlich
00:28:22sich nicht eingestehen,
00:28:23wenn sie zum Beispiel
00:28:24nicht Verantwortung übernehmen
00:28:25und sagen dann,
00:28:25naja, eine Schlägerei,
00:28:27ein Opfer,
00:28:28das ist abstrakt.
00:28:29Aber in dem Moment,
00:28:30wo sie wirklich zum Beispiel
00:28:31in einem Film
00:28:31das Opfer als Mensch kennenlernen
00:28:33und wo sie die Folgen sehen
00:28:34und wo sie automatisch mitfühlen,
00:28:36in dem Moment
00:28:37kehrt so ein Gefühl
00:28:38von Verantwortung
00:28:39im besten Fall zurück.
00:28:40Und das ist genau das Richtige,
00:28:41nämlich den Menschen zu zeigen,
00:28:43es ist nicht irgendeine abstrakte Tat,
00:28:45es ist ein Mensch
00:28:45und echtes Leid.
00:28:46Und die Zeugen,
00:28:47wenn die das spüren,
00:28:48sind sie eher bereit,
00:28:49eben etwas zu sagen.
00:28:50Gewaltbereite,
00:28:52gewalttätige Menschen
00:28:53bauen sich ja,
00:28:54das haben Sie mir gesagt,
00:28:55oftmals eine Scheinwelt auf.
00:28:56Kann es sein,
00:28:57dass ein gewaltbereiter Mensch
00:28:59auf der einen Seite
00:28:59in der Lage ist,
00:29:00einen anderen Mann
00:29:01in den Rollstuhl zu prügeln,
00:29:03nach Hause geht
00:29:04und dann seine Kinder umarmt?
00:29:06Leider ist das
00:29:07bei eben solchen
00:29:08intensiven Gewalttätern
00:29:09gar nicht so untypisch.
00:29:11Die haben sehr viele Strategien,
00:29:13um sich selbst
00:29:13eigentlich als gute Menschen
00:29:15zu sehen.
00:29:16Beispielsweise haben sie
00:29:17Rechtfertigung
00:29:17für ihre Aggressionen,
00:29:18sie tun so,
00:29:19als hätten andere es verdient,
00:29:20was sie tun.
00:29:22Und häufig schaffen sie es deswegen,
00:29:24morgens aufzustehen,
00:29:25in den Spiegel zu sehen
00:29:26und zu sagen,
00:29:26eigentlich bin ich ja
00:29:27gar kein schlechter Mensch
00:29:28und dann können sie auch
00:29:29ein liebender Familienvater sein.
00:29:31Warum traf es an diesem Tag
00:29:33ausgerechnet Mark Herbert
00:29:34und vor allen Dingen
00:29:35mit dieser großen Wucht?
00:29:37Leider muss man sagen,
00:29:38dass es hier nicht
00:29:38um Mark Herbert
00:29:39als Person ging,
00:29:40als Individuum,
00:29:42sondern dieser Täter
00:29:43war dafür bekannt,
00:29:44dass er eben
00:29:45Gewalt gerne ausagierte.
00:29:46Ich kenne das
00:29:47von vergleichbaren Tätern,
00:29:48dass sie häufig so etwas sagen
00:29:49wie immer wieder
00:29:50steigt so ein Gefühl auf,
00:29:51ich bin gereizt
00:29:52und ich muss in gewissen
00:29:53Abständen die Wut rauslassen.
00:29:55Manche Täter haben zu mir
00:29:56gesagt, wenn ich nicht einmal
00:29:57die Woche eine Prügelei
00:29:58angezettelt habe,
00:29:59dann ist mir die Decke
00:30:00auf den Kopf gefallen
00:30:01und ich war nur noch
00:30:02schwierig zu meinen
00:30:03nahen Angehörigen.
00:30:04Das heißt,
00:30:04sie nutzen das
00:30:05als Emotionsregulation
00:30:06und leider haben sie
00:30:07Strategien.
00:30:08Zum Beispiel suchen die Täter
00:30:09dann Situationen
00:30:10und inszenieren Situationen,
00:30:11um sich eine Rechtfertigung
00:30:12zu geben,
00:30:13um Gewalt auszuüben.
00:30:14Und das sehe ich auch hier.
00:30:15Typischerweise provozieren sie.
00:30:16Beispielsweise würde ein solcher
00:30:17Täter in eine Disco gehen
00:30:18und extra eine Frau anmachen,
00:30:20von der er sieht,
00:30:21dass sie mit Partner da ist,
00:30:22weil er dann nämlich merkt,
00:30:24der Partner muss jetzt
00:30:25seine Freundin verteidigen
00:30:26und dann hat der Täter
00:30:28eine Rechtfertigung.
00:30:29Das heißt,
00:30:29sie schaffen und inszenieren
00:30:30Situationen,
00:30:31um sich Rechtfertigungen
00:30:32zu schaffen,
00:30:33um dann die Gewalt
00:30:33rauszulassen
00:30:34gegen vollkommen Unbeteiligte.
00:30:35Also solchen Konflikten
00:30:37unbedingt aus dem Weg gehen.
00:30:38Auf jeden Fall ist eben
00:30:39ganz wichtig,
00:30:40solche Täter provozieren
00:30:41und sie sind es gewohnt.
00:30:42Und deswegen,
00:30:43wenn sie von einem
00:30:44unbekannten Mann
00:30:44in irgendeiner Situation
00:30:45provoziert werden,
00:30:46rate ich,
00:30:47gehen sie aus der Situation raus,
00:30:49lassen sie sich
00:30:49auf keinen Fall darauf ein.
00:30:51Der Klügere gibt nach.
00:30:52Sehr aufschlussreich.
00:30:53Bis hierhin danke ich Ihnen
00:30:54erstmal für diese ersten
00:30:55Einschätzungen.
00:30:56Wir machen weiter.
00:30:57Der Fall Frank Gust
00:30:58gehört zu den größten Fällen
00:30:59der deutschen
00:31:00Kriminalgeschichte.
00:31:01Gust ist ein Serienmörder,
00:31:03der vor etwa 20 Jahren
00:31:04mehrere Frauen
00:31:05auf unvorstellbar
00:31:06grausame Weise getötet hat.
00:31:08Für die Kriminalgeschichte
00:31:09ist dieser Fall so wichtig,
00:31:11weil er die Grenzen
00:31:12der damaligen
00:31:12Ermittlungsmöglichkeiten
00:31:13aufzeigt.
00:31:14Die Kripo ermittelte
00:31:15nämlich lange Zeit
00:31:16in die falsche Richtung,
00:31:18ohne wirklich Fehler
00:31:18gemacht zu haben.
00:31:20Dass Frank Gust
00:31:20doch noch als Mörder
00:31:22hinter Schloss
00:31:22und Riegel gebracht werden
00:31:23konnte,
00:31:24hat auch viel
00:31:24mit Aktenzeichen XY zu tun.
00:31:37Mein Name ist Frank Gust.
00:31:38Ich fuhr abends,
00:31:41ich meine es war schon dunkel,
00:31:42ziellos in der Gegend herum.
00:31:44Ich kam aus Richtung Essen
00:31:45und bog auf die A3.
00:31:46Da stand eine Trämperin
00:31:47mit Gepäck.
00:31:54Na wo bist du hin?
00:31:55Zu Nordwijk
00:31:56in den Niederlanden
00:31:57in den Süden.
00:31:58Das ist weit.
00:31:59Oder zumindest
00:32:00in den nächsten
00:32:01Rastzettel?
00:32:03Oder gar nicht.
00:32:04Cool.
00:32:04Die Anhalterin
00:32:08ist Südafrikanerin,
00:32:10lebt jedoch
00:32:11zur Zeit
00:32:11in den Niederlanden.
00:32:13Gerade ist sie
00:32:13auf dem Rückweg
00:32:14von einer mehrwöchigen
00:32:15Europa-Reise.
00:32:16Nur noch 100 Kilometer
00:32:42trennen die Trämperin
00:32:43von ihrem Zuhause.
00:32:48What's wrong?
00:32:50What's wrong?
00:32:54Is there a problem
00:32:55with the car?
00:32:58No, no.
00:33:00So why are we stopping then?
00:33:02Ich muss noch mal
00:33:06auf Toilette.
00:33:08Okay.
00:33:08Okay.
00:33:23No, stop!
00:33:25Leave me alone!
00:33:26I said leave me alone!
00:33:28Auf dem Parkplatz
00:33:30vergewaltigt der Mann
00:33:31die junge Anhalterin.
00:33:34Hey, komm.
00:33:35Ist doch alles gut, oder?
00:33:36Komm.
00:33:37Steig aus.
00:33:38Steig aus.
00:33:41Nimm mich an.
00:33:43Nimm mich an!
00:33:44Please!
00:33:44Ist doch alles gut, oder?
00:33:47Ja.
00:33:47Der Mann fürchtet,
00:33:55auf der ausgeworfenen
00:33:56Patronenhülse
00:33:57seine Fingerabdrücke
00:33:58hinterlassen zu haben.
00:34:06Ich habe mir dann überlegt,
00:34:08dass es am besten wäre,
00:34:09wenn sie nicht mehr
00:34:09identifiziert werden könnte,
00:34:11damit man zwischen uns
00:34:12keine Verbindung herstellen kann.
00:34:13Am nächsten Morgen
00:34:19wird die Leiche
00:34:19der 27-jährigen Mary Turner
00:34:21in den Niederlanden
00:34:22aufgefunden.
00:34:28Der Täter
00:34:29hat ihr Kopf
00:34:29und Hände
00:34:30abgetrennt.
00:34:37Der niederländischen
00:34:38Polizei
00:34:39ist sofort klar,
00:34:40dass der Fundort
00:34:41wegen zu geringer
00:34:42Blutspuren
00:34:42nicht der Tatort
00:34:44gewesen sein kann.
00:34:45Die Leiche
00:34:46kann schnell
00:34:46identifiziert werden.
00:34:48Und die Polizei
00:34:49findet sogar
00:34:49DNA vom Täter.
00:34:51Allerdings
00:34:51ist die DNA
00:34:52nicht in der Datenbank.
00:34:54Somit führt die Spur
00:34:55zunächst nicht weiter.
00:34:581995
00:34:58wandte sich
00:35:00die niederländische
00:35:00Polizei
00:35:01an Aktenzeichen
00:35:02XY ungelöst
00:35:03mit der Bitte
00:35:04um Mithilfe.
00:35:05Denn der Tatort
00:35:06bzw. der Auffindeort
00:35:07der Leiche
00:35:08befand sich unmittelbar
00:35:09an der deutsch-niederländischen
00:35:10Grenze.
00:35:11Die junge Frau
00:35:12war vergewaltigt
00:35:13und dann getötet worden.
00:35:14Der Täter
00:35:14hat ihre Leiche
00:35:15auf bestialische Weise
00:35:16verstümmelt
00:35:17und vermutlich
00:35:18aus einem Auto heraus
00:35:19in den Wald geworfen.
00:35:21Ein Verbrechen,
00:35:22das selbst die
00:35:22Polizeibeamten
00:35:23zutiefst schockiert hat.
00:35:25Es gab Hinweise
00:35:26zu dem Fall
00:35:26während der Sendung
00:35:27und nach der Sendung.
00:35:29Doch keiner
00:35:29dieser Hinweise
00:35:30führte unmittelbar
00:35:31zum Täter.
00:35:32Die niederländischen
00:35:33Ermittler
00:35:34haben den Fall
00:35:35Mary Turner
00:35:35daraufhin
00:35:36zu den Akten
00:35:37legen müssen.
00:35:38Zwei Jahre
00:35:43vergehen.
00:35:44Herbst
00:35:441996
00:35:45während einer
00:35:46Messe
00:35:47in Essen.
00:35:58Abend.
00:36:00Na du?
00:36:00Wie heißt du?
00:36:01Was?
00:36:02Na wie du heißt.
00:36:04Silke.
00:36:04Was machst du?
00:36:07Alles was du dir
00:36:08leisten kannst.
00:36:10Komm steck an.
00:36:12Ich habe dann
00:36:12die nächste Tat
00:36:13im Herbst begangen.
00:36:15Im Verlauf der Messe
00:36:15bin ich an einem Abend
00:36:16auf den Essener
00:36:17Straßenstrich gefahren.
00:36:19Dort habe ich mir
00:36:19ein Mädchen geholt
00:36:20ohne speziell zu selektieren.
00:36:24Sie ist eingestiegen
00:36:25und wir sind losgefahren.
00:36:27Das Mädchen
00:36:28war total heil.
00:36:29Sie ist auf dem
00:36:30Beifahrersitz
00:36:30fast eingeschlafen.
00:36:31Später wird der Täter
00:36:35aussagen,
00:36:36dass er erst
00:36:36im Verlauf
00:36:37des Kontaktes
00:36:38auf die Idee kam,
00:36:39die Frau zu töten.
00:36:41Während des
00:36:42Geschlechtsverkehrs
00:36:42habe ich mit der
00:36:43rechten Hand
00:36:43die Waffe ergriffen.
00:36:45Dann habe ich
00:36:45absichtlich laut
00:36:46gehustet,
00:36:46um das Geräusch
00:36:47des Harnspannens
00:36:48zu überdecken.
00:36:50Dann habe ich
00:36:50die Waffe
00:36:50auf ihren Hinterkopf
00:36:51gerichtet.
00:36:55Ich kann mich noch
00:36:55ganz genau
00:36:56daran erinnern.
00:36:57Wir waren die ganze
00:36:57Nacht in einem
00:36:58anderen Fall
00:36:59unterwegs gewesen
00:37:00und saßen morgens
00:37:01bei der Frühbesprechung.
00:37:02Da kam die
00:37:02Meldung rein,
00:37:03dass ein Autofahrer
00:37:04auf einem
00:37:04Wirtschaftsweg
00:37:05den Leichnam
00:37:06einer Frau
00:37:07aufgefunden hatte,
00:37:08der übel
00:37:08zugerichtet worden
00:37:09war.
00:37:16Der Täter
00:37:17hatte dem Opfer
00:37:18den Kopf
00:37:18abgeschnitten
00:37:19und offensichtlich
00:37:20mitgenommen.
00:37:21Darüber hinaus
00:37:22waren Brust,
00:37:23Bauch
00:37:23bis hin zum
00:37:24Genitalbereich
00:37:25aufgeschnitten
00:37:26worden.
00:37:27Der Täter
00:37:27hatte das Herz
00:37:28entnommen
00:37:28und dem
00:37:29nackten
00:37:30Leichnam
00:37:30zwischen den
00:37:31gespreizten
00:37:31Beinen
00:37:31abgelegt.
00:37:33Bei der
00:37:33Identifizierung
00:37:34der Toten
00:37:34hatten wir
00:37:34zunächst Glück.
00:37:35Die Frau
00:37:36war in Essen
00:37:36erkennungsdienstlich
00:37:37behandelt worden,
00:37:39allerdings 50
00:37:39Kilometer
00:37:40von Mönchengladbach
00:37:40entfernt.
00:37:41Auch ansonsten
00:37:42hatte die Frau
00:37:43keinerlei Bezüge
00:37:43nach Mönchengladbach.
00:37:45Erschwerend kam
00:37:45hinzu, dass die
00:37:46Frau sich im
00:37:47nicht sesshaften
00:37:47Milieu
00:37:48aufhielt,
00:37:49drogenabhängig
00:37:50war und auf dem
00:37:51Straßenstrich ihrer
00:37:53Tätigkeit
00:37:53herrging.
00:37:55Danke.
00:37:55Danke.
00:37:55Dutzende Beamte
00:37:58suchen monatelang
00:37:59auf dem
00:38:00Straßenstrich
00:38:00nach Zeugen,
00:38:01die Silke
00:38:02Drescher
00:38:02zuletzt
00:38:03gesehen haben.
00:38:04Dann
00:38:04werden sie
00:38:05endlich
00:38:05fündig.
00:38:09Das ist doch
00:38:09die Silke.
00:38:11Die hatte
00:38:12Stress
00:38:13mit so einem
00:38:13Typen.
00:38:14Was meinen
00:38:15Sie mit
00:38:15Typen?
00:38:17Freier eben.
00:38:21Kennen Sie
00:38:21den Mann
00:38:22näher?
00:38:22So, kommen Sie
00:38:27rein.
00:38:28Hi.
00:38:28Nochmal danke, dass
00:38:29Sie gekommen sind.
00:38:31Meinen Kollegen
00:38:31kennen Sie ja.
00:38:32Hallo.
00:38:34Sie wissen, worum
00:38:34es heute geht?
00:38:35Klar, Mann, um
00:38:36Silke und
00:38:38ihren Zuhälter.
00:38:40Zuhälter?
00:38:42Wir dachten, es
00:38:43war ein Freier, den
00:38:44Sie in der Tat
00:38:44nachgesehen haben.
00:38:45Ja, manche
00:38:46ja.
00:38:49Kommen Sie
00:38:49hierher, bitte.
00:38:50Der Kripo
00:38:51gelingt es, einen
00:38:52Mann ausfindig
00:38:52zu machen, der
00:38:53mit Silke
00:38:54Drescher Streit
00:38:55hatte und als
00:38:56ihr letzter
00:38:57Freier in
00:38:57Frage kommen
00:38:58könnte.
00:38:59Okay, wir
00:39:00können.
00:39:00Licht, bitte.
00:39:04Eine
00:39:04Gegenüberstellung
00:39:05mit der
00:39:05Prostituierten
00:39:06soll Klarheit
00:39:07schaffen.
00:39:13Ich
00:39:14weiß
00:39:14nicht.
00:39:17Ohne was
00:39:18zu
00:39:18trinken.
00:39:21Versuchen
00:39:23Sie es
00:39:23noch mal.
00:39:24Bitte
00:39:25alle
00:39:25einmal um
00:39:2590 Grad
00:39:26nach
00:39:26rechts
00:39:26drehen.
00:39:34Bei der
00:39:35Gegenüberstellung
00:39:35mussten wir dann aber
00:39:36feststellen, dass die
00:39:37Frau, die aus dem
00:39:38Drogenmilieu kam, erheblich
00:39:39unter Betäubungsmitteln
00:39:41stand.
00:39:41Letztendlich konnte sie
00:39:42sich nicht erinnern.
00:39:43Wir mussten die
00:39:44Maßnahme erfolglos
00:39:45abbrechen.
00:39:46Oder der mit der
00:39:47Brille vielleicht.
00:39:48schau dir das mal an.
00:39:50Die
00:39:52Kripo dehnt ihre Ermittlungen
00:40:06ins benachbarte Ausland aus.
00:40:08In den
00:40:08Niederlanden stoßen sie
00:40:09schließlich auf den Fall der
00:40:11ermordeten Anhalterin
00:40:12Mary Turner.
00:40:13Thomas, schau dir das mal an.
00:40:16Die Holländer haben sich
00:40:17gemeldet.
00:40:18Mary Turner, 27 Jahre alt.
00:40:20Sie war als Tramperin
00:40:20unterwegs und wurde auf dem
00:40:21Rückweg vom Urlaub ermordet.
00:40:23Das ist jetzt gut zwei Jahre
00:40:24her.
00:40:25Du meinst eine Parallele zu
00:40:26unserem Fall Silke?
00:40:27Ich weiß es nicht, Thomas.
00:40:29Aber die Holländer haben
00:40:30eine DNA vom Täter.
00:40:32Ja, Friedhelm, wir aber
00:40:33leider nicht.
00:40:34Mary Turner wurde
00:40:35vergewaltigt und erschossen.
00:40:37Kopf und Hände waren
00:40:37abgetrennt.
00:40:38Die Hände von Silke waren
00:40:42aber unversehrt.
00:40:43Aber die ganze Art und Weise,
00:40:45wie die Frauen verstümmelt
00:40:45wurden, da gibt es
00:40:46Parallelen.
00:40:48Ich weiß nicht, Friedhelm.
00:40:49Die Frau in Holland war eher
00:40:50Zufallsopfer.
00:40:51Aber Silke Drescher hat sich
00:40:53der Täter ausgesucht.
00:40:54Obwohl es vieles darauf
00:40:55hindeutete, dass der Fall
00:40:56kein Einzelfall bleiben
00:40:57würde, hatten wir keine
00:40:58Chance, den Täter zu finden.
00:41:00Es gab weder Zeugen noch
00:41:02objektive Spuren.
00:41:03Und auch mit der DNA aus
00:41:05dem holländischen Fall
00:41:06kamen wir nicht weiter.
00:41:07Der Mann war damals
00:41:08in keiner Datenbank
00:41:09registriert.
00:41:11So mussten wir letztendlich
00:41:12die Ermittlungen
00:41:12in Ruhe instellen.
00:41:24Etwa ein Jahr
00:41:25nach der Sache mit Silke
00:41:26hatte ich Ruhe.
00:41:28Auch diese Gewaltfantasien
00:41:29waren nicht mehr vorhanden.
00:41:31Ein Jahr später
00:41:32fingen sie dann wieder an.
00:41:34Ich weiß nicht mehr,
00:41:34was damals der Auslöser
00:41:35dafür war.
00:41:37Hallo, ich bin Sabine.
00:41:53400 Mark.
00:41:55Okay.
00:41:56Wenn ich dich feststellen darf.
00:41:59400 Mark.
00:41:59Okay.
00:42:06Okay.
00:42:08Aber zuerst das Geld, ja?
00:42:09Ja.
00:42:09Der Grund für die dritte Tat
00:42:30und die Planung dafür war,
00:42:32dass ich einmal ein Opfer
00:42:33leiden sehen wollte.
00:42:34diese Sache hatte ich schon
00:42:36in meiner Fantasie
00:42:36genau durchgeplant.
00:42:41Weißt du,
00:42:43dass du mein Auto
00:42:44eingestiegen bist.
00:42:47Das war der letzte
00:42:48Fehler in deinem Leben.
00:42:50Was in diesem Auto
00:42:51passiert,
00:42:52übersteigt jegliche
00:42:53Vorstellungskraft.
00:42:54Die Prostituierte heißt
00:43:05Sabine Wohlat
00:43:06und lebt in Bottrop.
00:43:08Sie wurde nur 26 Jahre alt.
00:43:10Ein Schuss in den Hinterkopf
00:43:13beendete ihr Leben.
00:43:16Danach hat der Täter
00:43:16ihre Hände abgetrennt.
00:43:18Abgetrennt.
00:43:19Nach dem dritten Mord
00:43:24kommen schließlich
00:43:25alle Ermittler
00:43:26an einem Tisch zusammen.
00:43:27Ein niederländischer Profiler
00:43:29erkennt Parallelen
00:43:31in den Mordfällen.
00:43:32Ich denke,
00:43:33es handelt sich bei
00:43:34Ihrem Täter
00:43:36um einen Serienmörder.
00:43:39Wie kommen Sie denn da drauf?
00:43:41Na, schauen Sie mal.
00:43:44Beide Frauen,
00:43:45Miri Turner
00:43:46und Silke Drescher,
00:43:47wurden in der Nähe
00:43:48von Militärflughäfen gefunden.
00:43:50Die Schnittwunden
00:43:51an den Leichen
00:43:52und das Abtrennen
00:43:53von Kopf und Händen
00:43:54sind ähnlich.
00:43:56Die Anhalterin,
00:43:57also Mary Turner,
00:43:57war nach unserem
00:43:58Dafürhalten eher
00:43:59ein Zufallsopfer,
00:44:00während Silke Drescher
00:44:01wohl zielgerichtet
00:44:02auf dem Straßenstrich
00:44:03ausgesucht wurde.
00:44:04Die Anhalterin
00:44:06war nur der Auftakt.
00:44:08Erst danach ist der Täter
00:44:09auf den Geschmack gekommen.
00:44:13Sagt man das so?
00:44:13Mit den beiden Prostituierten
00:44:15hat er sich dann
00:44:16ein Milieu gesucht,
00:44:18indem er leicht
00:44:19an die Frauen rankommt.
00:44:21Ich weiß nicht.
00:44:24Nach dem,
00:44:25was wir aus der
00:44:25operativen Fallanalyse wissen,
00:44:28beendet sich das
00:44:28Täterverhalten
00:44:29nach einiger Zeit.
00:44:31Das Schneiden an den Leichen
00:44:32befriedigt ihn nicht mehr.
00:44:34Jetzt bereitet es ihm Lust,
00:44:35die Frauen zu quälen,
00:44:36solange sie noch am Leben sind.
00:44:40Sorry, Luke,
00:44:41aber ich bin nicht überzeugt
00:44:43von der Idee
00:44:43eines Serienmörders.
00:44:44Wir standen der Methode
00:44:46der operativen Fallanalyse
00:44:47damals kritisch gegenüber.
00:44:49Es war absolutes Neuland
00:44:50für uns
00:44:51und bei der Polizei
00:44:51in Nordrhein-Westfalen
00:44:53überhaupt noch kein Thema.
00:44:56Monate später
00:44:57sind die drei Frauenmorde
00:44:59noch immer nicht geklärt.
00:45:00Da macht eine junge Studentin
00:45:02in Kiel
00:45:02eine ungewöhnliche Aussage.
00:45:05Sie möchten eine Aussage machen?
00:45:07Ja.
00:45:07Kommen Sie doch bitte rein.
00:45:09Okay.
00:45:09Das ist so eine seltsame Geschichte,
00:45:12die ich einfach nicht
00:45:13mehr aus meinem Kopf rauskriege.
00:45:14Worum geht es denn?
00:45:15Um den Mord
00:45:16an einer jungen Anhalterin.
00:45:19Ich war letztens
00:45:20bei meinem Vater
00:45:21zum Mittagessen.
00:45:23Der hat jetzt eine neue Frau
00:45:24und da hat sie so eine seltsame Geschichte
00:45:27von ihrem Sohn erzählt.
00:45:28Also, dass sie ihm
00:45:30die Karten gelegt hat.
00:45:32Die Frau
00:45:32ist die Mutter
00:45:34von Frank Gust.
00:45:35Mit Tomate.
00:45:49Wie machst du das?
00:45:55Hallo Mutter.
00:45:56Schön, dass du uns
00:45:57beim Abendessen störst.
00:45:59Was hast du mit dem Tod
00:46:00zu tun, Frank?
00:46:01Was?
00:46:03Was hast du es gerade gesagt?
00:46:04Was hat Papa?
00:46:06So, ich weiß auch nicht.
00:46:08Du weißt,
00:46:08dass die Karten
00:46:09jedes Mann recht behalten.
00:46:10Und bei dir
00:46:11habe ich jetzt
00:46:13dreimal hintereinander
00:46:13die Todeskarte gezogen.
00:46:16Sag mal, spinnst du?
00:46:17Was ist denn los, Frank?
00:46:19Das hat etwas zu bedeuten.
00:46:20Alles gut.
00:46:21Und ich will jetzt wissen, was?
00:46:23Muss das jetzt sein?
00:46:24Wir sind gerade beim Abendessen.
00:46:26Du kommst jetzt vorbei.
00:46:27Sofort.
00:46:28Ich will mit dir reden.
00:46:29Ja, okay.
00:46:29Ich komme gleich.
00:46:33Wer war denn das?
00:46:34Das war Mutter.
00:46:39Ich habe sie mitgenommen.
00:46:43Wir sind auf den Parkplatz gefahren und...
00:46:47naja, wir hatten...
00:46:49sechs.
00:46:50Und danach...
00:46:55keine Ahnung,
00:46:57irgendwie ist die Sache
00:46:58aus dem Ruder gelaufen.
00:47:01Genau genommen war es kein...
00:47:03Wort.
00:47:08Du hast also jemanden getötet?
00:47:10Nein, eben nicht.
00:47:13Es war eher...
00:47:14Es war eher ein Unfall.
00:47:24Vielleicht ist an der ganzen Sache ja auch gar nichts dran.
00:47:27Aber ich muss das einfach mal jemandem erzählen.
00:47:30Sie haben sich genau richtig verhalten.
00:47:31Ich werde das an die Kollegen in Hessen weiterleiten.
00:47:33Wenn Sie mir das noch unterschreiben möchten, bitte.
00:47:36Mhm.
00:47:40Ich danke Ihnen.
00:47:42Gerne.
00:47:43Alles Gute.
00:47:43Danke.
00:47:47Kripo Korbach, Rats.
00:47:49Ja, guten Tag, Schröder von der Polizei Kiel.
00:47:51Ich habe hier eben eine Aussage
00:47:54einer jungen Frau entgegengenommen.
00:47:56In dem Zusammenhang ist auch der Name Frank Gust gefallen.
00:47:59Gust?
00:48:00Ja, der Name sagt mir was.
00:48:03Moment.
00:48:04Ich kannte Frank Gust dienstlich.
00:48:06Ich hatte ihn ein Jahr vorher
00:48:07als Zeugen in einer Vermissten-Sache vernommen.
00:48:10Bei der vermissten Person
00:48:11handelte es sich um die Tante seiner Ehefrau.
00:48:16Die vermisste Person stammte aus Bottrop,
00:48:19hatte sich zuletzt bei der Familie Gust aufgehalten.
00:48:22Und Frank Gust war der Letzte,
00:48:23der die vermisste Person lebend gesehen hat.
00:48:26Frank Gust, genau.
00:48:28Genau so hieß der Mann.
00:48:30Ja, wir haben ihn damals
00:48:31in einer Vermissten-Sache vernommen.
00:48:34Es ist aber nichts dabei herausgekommen.
00:48:36Sie sprach von einem Mord an einer Anhalterin.
00:48:39Aha.
00:48:40Von dem Mord an einer Anhalterin
00:48:43wissen wir bisher noch nichts.
00:48:45Natürlich war die Sache
00:48:46mit den Tarotkarten seltsam.
00:48:47Ich habe Frank Gust auf die Sache angesprochen.
00:48:51Er hat mir gesagt,
00:48:52dass er von dem Mord in der Zeitung gelesen habe.
00:48:55Um sich wichtig zu machen,
00:48:57habe er seiner Mutter gegenüber erklärt,
00:48:59dass er mit dem Mord zu tun habe.
00:49:01Es sei aber ein Unfall gewesen.
00:49:03Aufgrund der Aussage von Frank Gust
00:49:05haben wir bundesweit
00:49:06nach einer getöteten Anhalterin gesucht,
00:49:09sind aber zunächst nicht fündig geworden.
00:49:11Die Kripo Korbach meldete sich 1999
00:49:15bei Aktenzeichen XY ungelöst
00:49:17und bat um Unterstützung.
00:49:19Ich habe mich dann im Herbst 1999
00:49:21auf den Weg nach Hessen gemacht,
00:49:22um mit dem Sachbearbeiter
00:49:23die Details zu besprechen.
00:49:25Im Laufe des Recherchegesprächs
00:49:28hat mir der Sachbearbeiter
00:49:29von einem Fall erzählt,
00:49:31einen Mord an einer Anhalterin,
00:49:33den er nicht einordnen konnte.
00:49:34Mir fiel in dem Zusammenhang
00:49:37dann relativ schnell sofort
00:49:38der Mord an Mary Turner ein,
00:49:40den ich ja drei Jahre zuvor
00:49:42recherchiert hatte für Aktenzeichen XY.
00:49:45In Holland.
00:49:47Diese Verknüpfung brachte die Kripo Korbach
00:49:50auf die Spur von Frank Gust.
00:49:52Wo in Holland?
00:49:54In Ede.
00:49:56Gut, ich würde mal versuchen,
00:49:58die Kollegen dort zu erreichen.
00:50:00Die holländischen Behörden
00:50:01hatten uns ein DNA-Profil
00:50:03zur Verfügung gestellt.
00:50:05Es war jetzt erforderlich,
00:50:07ein DNA-Muster
00:50:09von Frank Gust zu erstellen.
00:50:15Guten Tag, Herr Gust.
00:50:17Rats von der Kripo in Korbach.
00:50:19Wir kennen uns.
00:50:21Ich erinnere mich.
00:50:23Sagt Ihnen der Name Mary Turner etwas?
00:50:27Sie wurde vor fünf Jahren
00:50:28tot aufgefunden.
00:50:31In Holland.
00:50:31Die Kollegen haben damals
00:50:34DNA von ihr genommen.
00:50:37Ja, und?
00:50:38Wir müssen davon ausgehen,
00:50:39dass es da eine Verbindung
00:50:41zu Ihnen gibt, Herr Gust.
00:50:43Ich muss Sie deshalb
00:50:43vorläufig festnehmen.
00:50:46Auf der Dienststelle werden wir
00:50:47dann eine Speichelprobe
00:50:49von Ihnen nehmen.
00:50:52Um die DNA abzugleichen.
00:50:57Das können Sie sich sparen.
00:50:58Ich war das.
00:51:03Damit habe ich nicht gerechnet.
00:51:05Ein Geständnis an der Wohnungstür.
00:51:07Wir haben dann das DNA-Muster
00:51:09von Frank Gust mit dem DNA-Muster
00:51:11der holländischen Behörden
00:51:13abgeglichen und
00:51:14über Einstimmung festgestellt.
00:51:16Damit war klar,
00:51:17dass Frank Gust
00:51:18für den Mord
00:51:19an der Mary Turner
00:51:20verantwortlich ist.
00:51:22Die Ermittler aus Korbach
00:51:23leiten ihre Erkenntnisse
00:51:25über Frank Gust
00:51:26an die Sonderkommission
00:51:27in Duisburg weiter,
00:51:29die noch immer
00:51:29mit den Morden
00:51:30an den beiden Prostituierten
00:51:32befasst ist.
00:51:33Aber wie es nur,
00:51:34hat ja auch Silke Drescher
00:51:35und Sabine Wohler getötet.
00:51:37Naja, dieses Abschneiden
00:51:38von Gliedmaßen?
00:51:39Vielleicht hat dieser Profiler
00:51:41wirklich recht
00:51:41und ist wirklich ein Serientäter.
00:51:43Aber wie sollen wir ihm
00:51:44das denn nachweisen?
00:51:46Ich sehe da bis jetzt
00:51:47keine Möglichkeit.
00:51:48Allerdings.
00:51:49Und selbst bei Mary Turner
00:51:50könnte er sich noch irgendwie
00:51:51rausreden auf einen Unfall.
00:51:53Was weiß ich.
00:51:53Also spurentechnisch gesehen
00:51:55können wir ihm
00:51:56jedenfalls gar nichts.
00:51:57Ja, wir müssen sehen,
00:51:58was wir aus ihm rauskriegen,
00:51:59wenn er uns gegenüber sitzt.
00:52:02Sinn und Ziel
00:52:03des Gesprächs war,
00:52:05uns wirklich kennenzulernen,
00:52:06seine Einstellungen
00:52:08kennenzulernen
00:52:09und einfach
00:52:11eine Gesprächsbereitschaft
00:52:13zu wecken,
00:52:13Vertrauen aufzubauen,
00:52:15um auch weiterhin
00:52:16miteinander umgehen zu können.
00:52:18Kann ich rauchen?
00:52:19Kein Thema.
00:52:20Raucherbuch gibt es hier nicht.
00:52:21Komm, dann nimm sie doch.
00:52:22Einfach Platz.
00:52:22Danke.
00:52:23Wir haben eine gute
00:52:26Gesprächsatmosphäre gefunden
00:52:28und dann auch einfach
00:52:30die Frage in den Raum gestellt,
00:52:32wie wir uns weiterhin
00:52:34anreden wollen
00:52:35und haben ihm das
00:52:36Du angeboten.
00:52:37Er ist da gerne
00:52:38drauf eingestiegen,
00:52:39weil auch einfach
00:52:40mit der Anrede
00:52:42Du und dem Vornamen
00:52:44natürlich auch ein Gespräch,
00:52:46das ja irgendwann
00:52:47möglicherweise auch
00:52:48intime Bereiche geht,
00:52:50wesentlich leichter fällt.
00:52:51Frank,
00:52:52in deiner Wohnung
00:52:53ist eine Waffe gefunden worden.
00:52:55Selbst gebaut.
00:52:57Schalldämpfer sogar.
00:52:58Ja.
00:53:00Ich habe selber
00:53:00auf einer Drehbank
00:53:01ein rundes Stück
00:53:02aus einem Aluminiumblock
00:53:03gedreht
00:53:03und ein Loch eingebohrt.
00:53:06Ist gar nicht so einfach,
00:53:07Georg.
00:53:08Frank Gust war Jäger
00:53:09und kannte sich von daher
00:53:11gut mit Waffen aus.
00:53:13Er hat uns da
00:53:13regelrecht Vorträge
00:53:15gehalten
00:53:16über Waffen.
00:53:17Und hast du die Waffe
00:53:18auch mal ausprobiert?
00:53:21Bitte?
00:53:22Was denkst du denn?
00:53:24Du musst doch
00:53:24die Eindringtiefe prüfen.
00:53:27Je nach Munition
00:53:27ist es mal so oder so.
00:53:30Warum ist dir das
00:53:30so wichtig?
00:53:31Also die Sache
00:53:31mit der Eindringtiefe?
00:53:35Das so.
00:53:36Ist doch egal.
00:53:37Da habe ich jetzt
00:53:38aber einen ganz anderen
00:53:38Eindruck.
00:53:40Du bist Fachmann.
00:53:41Bei dir ist nichts
00:53:41zufällig.
00:53:42Weißt du, Frank,
00:53:45aus der Aufwändesituation
00:53:47von getöteten Menschen
00:53:48können wir Rückschlüsse ziehen
00:53:50auf den Täter
00:53:51und auf seine Motivation.
00:53:55Warum der Mord?
00:53:56Warum auf diese Weise?
00:54:00Allerdings
00:54:00nicht ohne deine Hilfe.
00:54:05Hörst du uns, Frank?
00:54:06Besteht die Möglichkeit,
00:54:12dass ich morgen
00:54:12vielleicht mit meiner Frau
00:54:13reden könnte?
00:54:16Was möchtest du
00:54:17mit deiner Frau besprechen?
00:54:20Sie soll die Sache
00:54:21nicht aus den Medien erfahren.
00:54:27Holt mir meine Frau her
00:54:28und ich erzähle euch alles.
00:54:31Wir haben die Frau
00:54:32also am nächsten Tag
00:54:34zu der Vernehmung geholt.
00:54:35und haben sie
00:54:37kurz darauf vorbereitet,
00:54:39ihr gesagt,
00:54:40dass möglicherweise
00:54:42sie da schlimme Dinge
00:54:43zu hören
00:54:44bekommen könnte.
00:54:46Frank, was ist los?
00:54:47Rute.
00:54:49Bitte setzen Sie sich.
00:54:50Wir hatten die Hoffnung,
00:54:52dass er von
00:54:53allen drei Tötungen
00:54:54berichtet,
00:54:55konnten es aber
00:54:56zu dem Zeitpunkt
00:54:57nicht wissen.
00:54:59Rute, ich muss dir
00:55:00was erzählen.
00:55:04Ich habe da
00:55:05vor fünf Jahren
00:55:06im September 94
00:55:08eine Anhalterin
00:55:09mitgenommen.
00:55:12Damit fing es
00:55:13eigentlich an.
00:55:16Ich wollte sie
00:55:16nicht töten.
00:55:19Jedenfalls nicht sofort.
00:55:20ich kann mich erinnern,
00:55:26dass sie irgendwann
00:55:27meine Hand ergriffen hat
00:55:28und die relativ
00:55:29festgedrückt hat
00:55:30und auch bis zum Ende
00:55:31des Gesprächs
00:55:32nicht mehr losgelassen hat.
00:55:34Die dritte Frau
00:55:34hieß Sabine.
00:55:37Ich habe sie mir
00:55:37auf dem Straßenstrich
00:55:38in Essen geholt.
00:55:42Diese Frau
00:55:42sollte langsam sterben.
00:55:43und sie sollte wissen,
00:55:47dass sie stirbt.
00:55:52Dass du in mein Auto
00:55:53eingestiegen bist,
00:55:54war der letzte Fehler
00:55:56in deinem Leben.
00:55:56Ich glaube das
00:56:09alles nicht.
00:56:11Frank, was redest
00:56:12du denn da?
00:56:15Es ist genauso,
00:56:16wie ich es habe.
00:56:20Ich bringe sie raus,
00:56:21Frau Kust.
00:56:21Am 21. September 2000
00:56:27wird der 31-jährige
00:56:29Frank Kust
00:56:29zu einer lebenslangen
00:56:30Haftstrafe verurteilt.
00:56:33Bei der Urteilsverkündung
00:56:34sagt Kust
00:56:34im Gerichtssaal,
00:56:36es ist gut,
00:56:37dass ich nie mehr rauskomme.
00:56:40Eine Mordserie,
00:56:41die uns fassungslos zurücklässt.
00:56:43Lydia Benecke,
00:56:44es ist unglaublich,
00:56:45dass ein Mensch
00:56:45auf den ersten Blick
00:56:46wie du und ich
00:56:47zum bestialischen Mörder wird.
00:56:49Wie geht so was?
00:56:49Wie ist so was möglich?
00:56:50Wie würden Sie
00:56:51Frank Kust beschreiben?
00:56:53Frank Kust ist ein
00:56:53spezielles Fallbeispiel
00:56:54für einen sehr extremen,
00:56:56aber auch Gott sei Dank
00:56:57sehr selten vorkommenden Täter.
00:56:59Er hat einen erhöhten
00:57:00Psychopathiewert,
00:57:01der ergibt sich aus einer
00:57:02Mischung aus Komponenten
00:57:03von Persönlichkeitsstörungen
00:57:05und hinzu kommt
00:57:05ein gefährlicher sexueller
00:57:07Sadismus mit extremen
00:57:08Tötungsfantasien.
00:57:09Und diese Kombination gilt
00:57:11eben auch als besonders gefährlich.
00:57:13Die Persönlichkeitsstörungen,
00:57:14die hier eine Rolle spielen,
00:57:16sind eine emotional
00:57:16instabile Persönlichkeitsstörung.
00:57:18Das bedeutet,
00:57:19dass er in seinen Gefühlen
00:57:20in verschiedene Richtungen schwankt,
00:57:22dass er Menschen mal
00:57:23idealisiert und wieder abwertet,
00:57:24dass er große Probleme hat
00:57:25mit Nähe und Distanz
00:57:27und dass er halt auch
00:57:28heftige Wut empfindet.
00:57:30Das Ganze ist auch gemischt
00:57:31mit narzisstischen Komponenten,
00:57:33also einem Gefühl
00:57:34von Überlegenheit
00:57:34gegenüber anderen,
00:57:35mit dem er
00:57:35Selbstwertprobleme kompensiert
00:57:37und auch dissozialen Komponenten.
00:57:39Er hat eine hohe
00:57:39kriminelle Energie.
00:57:41All das zusammen
00:57:41hat ihn zu einem
00:57:42so gefährlichen Täter gemacht.
00:57:43Also Frank Kust ist
00:57:44in jeder Hinsicht
00:57:45ein extremer Täter.
00:57:46Was hat ihn
00:57:47zu solch brutalen Taten getrieben?
00:57:49Eine so auffällige
00:57:51und sehr schwer gestörte
00:57:52Persönlichkeit
00:57:53ist immer das Ergebnis
00:57:55einer Mischung
00:57:56aus Umweltfaktoren
00:57:57und genetischen Faktoren.
00:57:59Das heißt,
00:57:59niemand wird
00:58:00so geboren.
00:58:01Die Umweltfaktoren,
00:58:02die eine Rolle spielen,
00:58:03die also so eine Störung
00:58:05dann auslösen,
00:58:06sind für gewöhnlich
00:58:07eine Mischung
00:58:07aus emotionalen
00:58:08und oder körperlichen
00:58:09und oder sexuellen
00:58:10Misshandlungen.
00:58:11Umso mehr davon,
00:58:12umso früher
00:58:13und umso länger,
00:58:13umso größer die Chance,
00:58:15dass Schwierigkeiten entstehen
00:58:16und ein mögliches Ergebnis
00:58:18ist genau leider
00:58:18im extremen Fall
00:58:19eine solche Persönlichkeit
00:58:20wie im Frank-Gust-Fall.
00:58:22Jetzt ist es so,
00:58:23dass diese Faktoren
00:58:25in seiner Kindheit
00:58:25auch diskutiert wurden.
00:58:27Er selbst hat beschrieben,
00:58:28dass er keine vernünftige
00:58:29Beziehung zu seiner Mutter
00:58:30jemals aufbauen konnte.
00:58:31Er hat sie erlebt,
00:58:32als eher kühl,
00:58:33teilweise auch grausam
00:58:34ihm gegenüber.
00:58:35Er hatte auch
00:58:36kein gutes Verhältnis
00:58:37zu seinem Stiefvater.
00:58:38Seinen leiblichen Vater
00:58:39hat er nie wirklich
00:58:40kennengelernt
00:58:40und er hatte also
00:58:42sehr viel das Gefühl
00:58:43als Kind,
00:58:43einsam zu sein,
00:58:45ungeliebt zu sein,
00:58:46minderwertig zu sein.
00:58:47Das war der Ursprung
00:58:48seiner vielen,
00:58:48vielen schlechten Gefühle,
00:58:50die sich auch schon
00:58:50sehr früh in Hass
00:58:52und in Gewaltfantasien
00:58:53manifestiert haben.
00:58:54Als Frank Guss
00:58:55zehn Jahre alt war,
00:58:56gab es wohl
00:58:57die ersten Anzeichen,
00:58:59dass er,
00:59:00um es mal vorsichtig auszudrücken,
00:59:02etwas von der Norm abweicht.
00:59:03Was waren das für Anzeichen?
00:59:05Er hat zu diesem Zeitpunkt
00:59:06bereits einen Suizidversuch begangen
00:59:09und er hat Tiere gequillt.
00:59:10Jetzt muss man dazu sagen,
00:59:12zu diesem Zeitpunkt
00:59:13war er ein Junge,
00:59:14der sich von seiner Mutter
00:59:15ungeliebt und vernachlässigt fühlte,
00:59:17ebenso wie von seinem Stiefvater,
00:59:18den biologischen Vater,
00:59:19hat er nie kennengelernt.
00:59:21Er wurde,
00:59:22zumindest sagte er das,
00:59:23wohl auch von einem Nachbarn
00:59:25sexuell missbraucht.
00:59:26Es kamen viele Dinge zusammen.
00:59:27Er war ein Einzelgänger,
00:59:28fühlte sich ungeliebt,
00:59:29hatte sehr viel Wut in sich.
00:59:31Die Wut hat sich dann
00:59:32in Gewaltfantasien eben umgesetzt
00:59:34und die Gewaltfantasien
00:59:35waren zum Beispiel eine Fantasie wie,
00:59:38da war ein Mädchen in der Nachbarschaft,
00:59:39die er besonders wenig leiden konnte
00:59:41und er stellte sich dann,
00:59:42wenn er ein Tier nahm
00:59:43und es quälte vor,
00:59:44dass das dieses Nachbarsmädchen ist,
00:59:45gegen das er schlechte Gefühle hatte.
00:59:47Anfangs waren das eben Wutfantasien.
00:59:50Das Ganze hat sich dann aber leider
00:59:51mit seiner Entwicklung
00:59:53immer krasser gesteigert.
00:59:54Kann man das eigentlich verallgemeinern?
00:59:57Also wer als Kind Tiere quält,
00:59:58der wird zwangsläufig zum Mörder?
00:59:59Das kann man so nicht verallgemeinern.
01:00:02Es gibt schon bekannterweise eben
01:00:05Untersuchungen, die sagen,
01:00:06ganz besonders extrem sexuell-sadistische,
01:00:08psychopathische Serientäter
01:00:09sind häufiger als Kinder und Jugendliche
01:00:12mit dem Quälen von Tieren aufgefallen.
01:00:14Allerdings auch nicht alle diese Täter.
01:00:16Umgekehrt gibt es immer wieder
01:00:17zum Beispiel Kinder und Jugendliche,
01:00:19die in Form eines Experimentalverhaltens
01:00:22über eine kurze Zeit
01:00:24gegen Tiere gewalttätig sind
01:00:25und das dann aber selbst überwinden
01:00:28im Laufe ihrer Entwicklung.
01:00:29Dann gibt es aber auch Kinder und Jugendliche,
01:00:31die zum Beispiel bestimmte Schwierigkeiten haben,
01:00:33tatsächlich psychische Auffälligkeiten
01:00:35und die aus denen heraus Tiere quälen.
01:00:37Da würde ich dann sagen,
01:00:38wenn das Kind länger und intensiver
01:00:40als andere Kinder seines Alters,
01:00:42also nicht im Experimentierverhalten,
01:00:44das sich rauswächst,
01:00:45sondern wirklich über längere Phasen
01:00:46so ein Verhalten zeigt
01:00:47und besonders grausam dabei ist,
01:00:49dann sollte ein Kinder- und Jugendpsychotherapeut
01:00:51eingeschaltet werden,
01:00:52weil im Zweifelsfall nicht unbedingt
01:00:54dieses Kind zu einem Mörder wird,
01:00:56aber es ein Hinweis darauf ist,
01:00:57dass das Kind Hilfe braucht.
01:00:59Auch wenn natürlich nicht jedes Kind
01:01:00eben dadurch automatisch
01:01:02ein so krasser Täter werden würde.
01:01:04Zwischen dem Quälen von Tieren
01:01:05und seinem ersten Mordopfer
01:01:06ist noch einiges passiert mit Frank Gust.
01:01:08Was genau?
01:01:10Ja, die gewalttätigen Fantasien,
01:01:11die er bereits,
01:01:13als er zehn Jahre alt war,
01:01:14gegen Tiere ausgelebt hat,
01:01:15die haben sich dann während seiner Pubertät
01:01:18mit dem Erwachen der Sexualität gekoppelt.
01:01:21Und dann wurden die Gewaltfantasien
01:01:22zu sexuellen Gewaltfantasien.
01:01:24Das ist sehr tragisch,
01:01:26weil diese Mischung aus krassen Gewaltfantasien
01:01:28mit sexueller Erregung
01:01:29die Grundlage ist
01:01:30für den gefährlichen sexuellen Sadismus,
01:01:32bei dem Täter also dadurch erregt werden,
01:01:34dass Menschen Angst haben
01:01:35und Schmerzen haben
01:01:36und sie die totale Kontrolle
01:01:38über diese Opfer haben.
01:01:40Leider hat er also
01:01:41diese sexuelle Kopplung
01:01:42im Laufe seiner Pubertät erlebt.
01:01:45Das Quälen von Tieren
01:01:46reichte ihm nicht mehr.
01:01:47Man muss auch dazu sagen,
01:01:48dass er zunehmend auch
01:01:49größere Tiere gequält hat,
01:01:50weil er sich stets vorstellte,
01:01:52es seien Menschen.
01:01:53Und der nächste Entwicklungsschritt hier war,
01:01:55dass er in Leichenhallen eingedrungen ist
01:01:58und dort auch Leichen
01:02:00ganz bestialisch verstümmelt hat
01:02:02und sie auf eine Art zurückgelassen hat,
01:02:04mit der er gleichzeitig
01:02:06auch die Hinterbliebenen quälen wollte.
01:02:08Er stellte sich vor,
01:02:09wie eben die Hinterbliebenen
01:02:10oder die Mitarbeiter der Leichenhalle
01:02:11diese bestialisch eben zugerichtete Leiche
01:02:14in bestimmten Posen vorfinden würden.
01:02:15Er wollte also diesen psychischen Aspekt haben
01:02:19und auch das hat ihn befriedigt.
01:02:21Also ist alles ganz, ganz schaurig.
01:02:23Noch eine Stufe weiter.
01:02:24Wie kam es dann zum ersten Mord?
01:02:25Bei ihm hat sich die Gelegenheit geboten,
01:02:28weil er eine Anhalterin mitnahm,
01:02:30sich überlegte,
01:02:31niemand habe ihn gesehen.
01:02:33Das heißt,
01:02:33das wäre schon mal eine Möglichkeit,
01:02:35um eben seine Fantasie
01:02:36in die Tat umzusetzen.
01:02:37Und als ihm klar wurde,
01:02:37dass die Frau aus dem Ausland kam,
01:02:39dachte er,
01:02:40dass die Chance dann noch größer sei,
01:02:41damit davon zu kommen.
01:02:42Das heißt,
01:02:43wahrscheinlich hat er diese Gelegenheit
01:02:45als den optimalen Moment erfasst,
01:02:47um diese Fantasie
01:02:48Wirklichkeit werden zu lassen.
01:02:50Ganz bezeichnend auch hier wieder
01:02:52das Doppelleben von Frank Gust.
01:02:54Er hat es geschafft,
01:02:55sich eine bürgerliche Welt aufzubauen,
01:02:57Ausbildung, Beruf,
01:02:59geheiratet, ein Kind.
01:03:00Wie ist das möglich?
01:03:02Gerade bei genau dieser Art von Tätern,
01:03:04also psychopathische,
01:03:05sexuell-sadistisch motivierte Täter,
01:03:08sieht man sehr häufig,
01:03:09dass die eben eine Frau und Kinder haben
01:03:10und dieses Doppelleben führen,
01:03:12was viele Menschen besonders gruselig finden.
01:03:14Der Hintergrund ist,
01:03:16dass diese Täter eigentlich immer
01:03:17eine Familienkonstellation hatten als Kinder,
01:03:20die sie nicht als optimal erlebt haben
01:03:21und sich wünschen,
01:03:23eine heile Familie zu haben
01:03:24und müssen aber irgendwie auch
01:03:26diese düstere Seite von sich befriedigen.
01:03:28Und dann entstehen eben diese Leben,
01:03:31in denen der Täter nach Hause kommt
01:03:32von einer Tat
01:03:33und sein Kind in den Arm nimmt.
01:03:34Denn er hat ja seine Tat
01:03:36prinzipiell als etwas erlebt,
01:03:37was ihn erstmal kurzzeitig entlastet.
01:03:39Und deswegen fühlt er sich
01:03:40auch nicht schlecht dabei.
01:03:41Warum hat er diesen ersten Mord
01:03:43ausgerechnet seiner Mutter gestanden?
01:03:46Ich glaube, dass er inszeniert hat
01:03:49in vielen Bereichen.
01:03:51Wir wissen, dass er nicht nur
01:03:52seiner Mutter gegenüber
01:03:53dieses Geständnis gemacht hat,
01:03:55sondern offenbar Andeutungen,
01:03:57dass er vielleicht auch Menschen getötet hat,
01:03:59in jedem Fall aber auch Tiere getötet hat,
01:04:01gegenüber verschiedenen Menschen
01:04:02in seinem Umfeld schon vorher getätigt hat.
01:04:05Bei ihm gibt es zwei Gründe,
01:04:06meiner Meinung nach.
01:04:07Nämlich einerseits ist das ein Beziehungstest.
01:04:09Er wollte wissen, würde diese Frau
01:04:11meine Mutter auch zu mir halten,
01:04:13wenn sie weiß, ich bin ein Täter.
01:04:14Er hat ein ambivalentes Verhältnis zu ihr.
01:04:16Er liebt sie und er hasst sie.
01:04:18Das wurde immer wieder sehr deutlich.
01:04:19Er hat geäußert, dass er sie zutiefst hasst.
01:04:21Und andererseits wollte er sie trotzdem
01:04:22auch immer wieder treffen für eine ganze Weile.
01:04:25Dementsprechend glaube ich,
01:04:26er wollte sehen, ob seine Mutter
01:04:27immer noch zu ihm hält.
01:04:29Und außerdem ist das natürlich
01:04:30emotionale Grausamkeit ihr gegenüber.
01:04:32Also auch eine Form von Bestrafung zu sagen,
01:04:34dein Sohn ist ein Täter.
01:04:36Und dass er später seiner Frau gegenüber
01:04:38auch sehr, sehr, sehr detaillierte Schilderungen
01:04:41zu seinen Taten gegeben hat.
01:04:43So detailliert, dass es auch schon emotional
01:04:44offenkundig grausam war.
01:04:46Ich denke, auch hier wird diese Ambivalenz deutlich.
01:04:48Denn auch der Frau gegenüber
01:04:49hatte er sicherlich sowohl gute
01:04:50als auch schlechte Gefühle.
01:04:51Das ist ein Teil der emotional
01:04:52instabilen Persönlichkeit in ihm.
01:04:54Das heißt, er hat diese beiden Komponenten befriedigt.
01:04:57Den Beziehungstest hält die Person weiter zu mir.
01:04:59Und auch die Grausamkeit.
01:05:01Und gleichzeitig die Reinszenierung.
01:05:02Also das Wiedererleben der Taten beim Erzählen.
01:05:06Ja, eine grausame Mordserie
01:05:08mit dem menschlichen Vorstellungsvermögen
01:05:10nicht nachvollziehbar.
01:05:12Ja, und das Tragische daran,
01:05:13es ist nicht nur das Leben der Opfer
01:05:14und deren Familien das Guss zerstört hat,
01:05:17sondern natürlich auch das seiner Frau
01:05:18und seines eigenen Kindes.
01:05:21Ja, da wird wieder ganz deutlich,
01:05:22ein Verbrechen hat fast immer viele Opfer.
01:05:25Genauso wie jetzt auch in unserem letzten Fall.
01:05:27Es geht um den Tod einer 65 Jahre alten Frau aus Hannover.
01:05:32Die Polizei zog bei ihren Ermittlungen
01:05:33wirklich alle Register.
01:05:35Aber es gab keine Spur, keine Täterbeschreibung,
01:05:38absolut nichts, was den Mörder hätte überführen können.
01:05:41Dieses Verbrechen, so sah es aus,
01:05:43würde ungesünd bleiben.
01:05:45Doch durch einen XY-Zuschauer
01:05:47wurde der Fall geklärt.
01:05:48Und zwar auf eine Weise,
01:05:49die man sich kaum hätte vorstellen können.
01:05:55Sehende.
01:05:57Eine kleine Stadt zwischen Hannover und Hildesheim
01:05:59mit rund 25.000 Einwohnern.
01:06:06Hier leben Katharina und Paul Kramer.
01:06:09Sie wohnen im Nebenhaus ihrer ehemaligen Bäckerei.
01:06:12Er schüttelt sich und schüttelt sich
01:06:15und wirft sein Säcklein hinter sich.
01:06:18Er rückt sich gut an.
01:06:20Ja, ein bisschen üben muss ich schon.
01:06:21Paul Kramer ist sozial sehr engagiert.
01:06:24Dieses Jahr will er beim Kinderkarneval
01:06:27Akkordeon spielen.
01:06:30Ja?
01:06:30Hast du noch ein bisschen Geld zum Einkaufen?
01:06:33Warte mal schnell.
01:06:40Sieht nicht gut aus.
01:06:42Dann muss ich noch was holen.
01:06:44Ein bisschen was ist ja noch auf dem Konto.
01:06:46Sag mal, wenn du da bei den Kindern spielst,
01:06:52kriegst du da ein bisschen was dafür.
01:06:54Quatsch.
01:06:56Ich nehme doch für die Kinder kein Geld.
01:06:59Oh Paul.
01:07:00Du kommst doch mit zum Einkaufen
01:07:02oder sitze lieber.
01:07:03Die Eheleute beziehen nach der Aufgabe ihrer Bäckerei
01:07:08eine kleine Rente.
01:07:11Das Geld reicht gerade so zum Leben.
01:07:17Meine Güte.
01:07:20Die Tomaten sind auch schon wieder.
01:07:21Am Nachmittag des 5. Februar 2007
01:07:24kommen Katharina und Paul Kramer vom Einkaufen zurück.
01:07:28Ihre Tochter Franziska wohnt im Haus nebenan.
01:07:31Hallo Franziska.
01:07:32Papa, was soll das denn?
01:07:35Du weißt doch, dass du nicht so schwer tragen sollst.
01:07:39Komm, lass mich.
01:07:44Du brichst uns noch mal zusammen.
01:07:47Und Mama, warum hast du denn nichts gesagt?
01:07:49Ich hätte euch doch gefahren.
01:07:50Wollte ich ja.
01:07:52Aber du kennst auch den Sturkopf.
01:07:53Ja, jetzt ist klar.
01:07:57So was ich möchte doch mal setzen.
01:07:58Paul Kramer ist schwer herzkrank.
01:08:03Ihm wurden 4 Bypässe gelegt.
01:08:06Deshalb musste er die Bäckerei 1992 aufgeben.
01:08:10Seitdem ist er Frührentner.
01:08:19Ja.
01:08:20Sag mal, wie machst du das?
01:08:22Und noch eine.
01:08:30Katharina, mein Herz.
01:08:32Das hält das schon aus.
01:08:39Abracadabra, dreimal schwarzer Kater.
01:08:43Was sagst du jetzt?
01:08:44Aber du schubbelst nicht, ja?
01:08:49Oh nein, niemals.
01:08:55Was ist denn das?
01:08:57Um die Uhrzeit?
01:08:58Wahrscheinlich nicht, Franziska.
01:08:59Ihr habt vielleicht noch was auf dem Herzen.
01:09:01Dann sage ich doch,
01:09:02dass es halt sich nicht immer Sorgen machen um uns.
01:09:04Ja.
01:09:13Na?
01:09:14Was sind Sie?
01:09:15Was denn?
01:09:16Was wollen Sie?
01:09:18Katharina!
01:09:20Hilfe!
01:09:21Was wollen Sie?
01:09:23Was machen Sie hier?
01:09:24Gut!
01:09:24Der Täter raubt 80 Euro.
01:09:50Danach verschwindet er, ohne weiter nach Beute zu suchen.
01:09:54Katharina!
01:10:05Katharina!
01:10:07Katharina!
01:10:15Ja?
01:10:16Komm rüber, schnell.
01:10:18Wir sind überfallen worden.
01:10:21Frag nicht, komm rüber!
01:10:22Katharina!
01:10:27Katharina!
01:10:30Für Katharina Kramer kommt jede Hilfe zu spät.
01:10:33Katharina!
01:10:34Sie ist tot.
01:10:38Das war ein sehr emotionaler Fall.
01:10:41Wir hatten eigentlich nichts in der Hand, um diesen Fall lösen zu können.
01:10:44Und die Chancen auf eine Aufklärung, die standen eigentlich bei null.
01:10:52Ich bin da noch in der Nacht selbst zum Tatort gefahren, bin dort spätabends angekommen.
01:10:57Es war eine recht gespenstische Szene.
01:11:01Die Spurensicherer waren schon bei der Arbeit.
01:11:04Direkt auf dem gleichen Grundstück wohnt die Tochter mit ihrem Mann.
01:11:09Die waren natürlich auch da und das war schon sehr bewegend.
01:11:13Wenn man sich vorstellt, dass die eigene Mutter nur wenige Meter von der eigenen Haustür entfernt getötet wird,
01:11:29war das schon was, was auch uns, die wir häufiger mit solchen Delikten zu tun haben, schon etwas mitgenommen hat.
01:11:36Das muss ich schon sagen.
01:11:37Wir kümmern uns.
01:11:39Wir melden uns bei Ihnen.
01:11:40Guten Abend.
01:11:52Guten Abend.
01:11:53Guten Abend.
01:11:55Eine der großen Schwierigkeiten in diesem Fall war, dass wir quasi überhaupt gar keine Täterbeschreibung hatten.
01:12:01Der Mann war sofort niedergeschlagen worden, konnte uns zum Aussehen des Täters überhaupt nichts sagen, auch später nicht.
01:12:08Sonstige Zeugen gab es nicht.
01:12:09Die Frau war tot, sodass wir uns voll und ganz auf die Spurensicherer verlassen haben, die ihre Arbeit sofort aufgenommen haben.
01:12:18Und?
01:12:19Nichts.
01:12:20Jedenfalls so gut wie eine marginale DNA-Spur an der Kleidung der Frau.
01:12:25Bringen uns aber nichts.
01:12:26Rechtsmedizin?
01:12:28Auch nichts.
01:12:29Nicht einmal ein brauchbarer Hinweis auf die Tatwaffe.
01:12:32Hier.
01:12:34Möglicherweise eine Taschenlampe, heißt es nur.
01:12:36Es schien jemand zu sein, der schnelles Geld braucht.
01:12:41Es sind dann zwangsläufig auf Drogensüchtige oder Obdachlose gekommen, die es dort in Sehende durchaus gibt.
01:12:47Haben dann diese Szene bearbeitet, haben uns dort wochenlang aufgehalten, haben mit den Leuten gesprochen, haben unsere Ermittlungen getätigt.
01:12:56Aber letztendlich standen wir am Ende wieder mit leeren Händen da.
01:12:59Knapp ein Jahr nach dem Überfall erliegt Paul Kramer seinem Herzleiden.
01:13:04Mein Vater, der war halt schon seit Jahren herzkrank.
01:13:09Hat er sich denn nach dem Überfall einigermaßen erholt?
01:13:14Nein.
01:13:16Es ging ganz schnell bergab.
01:13:18Ich bin mir sicher, wenn das alles nicht passiert wäre, ja, dann wäre er jetzt noch da.
01:13:28Die Angehörigen waren schwer traumatisiert.
01:13:31Oft ist es ja so, dass die Angehörigen einen Abschluss finden, wenn ein Täter festgenommen ist, wenn eine Verurteilung stattgefunden hat.
01:13:38Das konnten wir in dem Fall bis dahin alles nicht bieten.
01:13:41Der zuständige Kollege hat einen Aktenstapel von ca. sieben Bänden in seinem Zimmer liegen gehabt, der auch schon eine Staubschicht angesetzt hatte.
01:13:50Er hat sich allerdings geweigert, die Akten zu schließen, weil er die Hoffnung nicht aufgeben wollte,
01:13:55dass es vielleicht doch von irgendwoher noch den entscheidenden Hinweis geben könnte, um diese schrecklichen Verbrechen aufklären zu können.
01:14:04Ja, und dann kam der Anruf.
01:14:06Ja, okay. Ja, so machen wir es.
01:14:08Ich gebe Ihnen Bescheid.
01:14:10Alles klar.
01:14:11Wiederhören.
01:14:13Du rätst nicht, wer gerade angerufen hat.
01:14:15Wer?
01:14:17Aktenzeichen XY.
01:14:18Wollen den Fall in die Sendung nehmen.
01:14:20Bieten uns ihre Hilfe an.
01:14:22Wirklich?
01:14:24Also ich habe ehrlich gesagt kaum noch Hoffnung, dass wir den Kerl schnappen.
01:14:27Auch nicht mit XY.
01:14:29Komm, lass es uns versuchen.
01:14:33Okay, das machen wir.
01:14:35Aber nur mit Genehmigung der Staatsanwaltschaft.
01:14:37Ja, liebe Zuschauer, wieder ein schlimmer Mord, der auch einen erfahrenen Polizisten erschüttert.
01:14:45Das Hauptkommissar Peter Messing von der Kripo Hannover ermittelt, ist jetzt hier im Studio.
01:14:49Begrüße ihn ganz herzlich.
01:14:50Herr Messing, wenn man sieht, wie brutal der Täter hier zugeschlagen hat, dann bleibt nur Fassungslosigkeit.
01:14:55Und das sehr wichtig ist nun, dass wir uns, glaube ich, mal den Tatort genau anschauen.
01:14:59Er liegt rund 20 Kilometer südöstlich von Hannover und zwar in der Stadt Seende.
01:15:03Wir möchten jetzt von den Zuschauern wissen, wer am Montag, dem 5. Februar 2007 gegen 20.30 Uhr oder auch vielleicht davor verdächtige Wahrnehmung in der Nähe des Tatorts gemacht hat.
01:15:14Ja, liebe Zuschauer, können Sie der Kripo Hannover und Herrn Messing helfen?
01:15:18Dann melden Sie sich bitte entweder hier direkt bei uns im Studio oder bei der Kripo in Hannover.
01:15:22Die Belohnung in diesem Mordfall beträgt exakt 3000 Euro.
01:15:26Messing, besten Dank und wäre schön, wenn das Telefon schon gleich klingt.
01:15:29Ja, danke schön.
01:15:31Ja.
01:15:31Kripo Hannover und Messing.
01:15:32Ja.
01:15:35Unmittelbar nach der Sendung gehen einige Hinweise bei der Kripo ein.
01:15:39Eine heiße Spur ist jedoch nicht darunter.
01:15:44Das ist gut.
01:15:46Sieben Wochen nach der Ausstrahlung der Sendung, Ende Januar 2009, kam dann der zweite spannende Anruf in diesem Fall.
01:15:53Und zwar von einem Justizangestellten aus Kiel, der uns mitteilte, dass dort in der Gatva A. Kiel eine Person sitzt, ein Obdachloser,
01:16:00der uns konkrete Hinweise zu unserem Fall geben könne.
01:16:05Sie kommen bitte mit.
01:16:08Also um das nochmal klarzustellen, mir geht's nicht um die 3000 Euro Belohnung.
01:16:15Ich will einfach nur, dass dieser Kerl hinter Gitter kommt.
01:16:17Kriminalhauptkommissar Messing und Kriminaloberkommissar Esser befragen den Zeugen in der JVA Kiel.
01:16:24Was wollen Sie uns erzählen?
01:16:26Der Typ, der der alten Frau das angetan hat, ich glaub den kenn ich.
01:16:33Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher.
01:16:36Und woher kennen Sie ihn?
01:16:38Das war letztes Jahr.
01:16:40Da hab ich ihn kennengelernt in Bremen.
01:16:44Obdachlos wie ich.
01:16:45Wir haben gesoffen, gequatscht und dann haben wir uns einen Zug nach Hamburg gesetzt.
01:16:50Warum?
01:16:53Keine Ahnung, weiß ich nicht mehr.
01:16:56Einfach so, damit's nicht langweilig wird.
01:17:00Im Zug haben wir geredet.
01:17:02Uns erzählt von den Sachen, die man halt so erlebt.
01:17:05Und da hat er mir dann diese Geschichte erzählt.
01:17:08Es war wirklich die hatteste Nummer, die ich bis jetzt durchgezogen hab.
01:17:12Scheiße, Mann.
01:17:13Ich war also im Zug nach Hamburg.
01:17:19Unterwegs hab ich gemerkt, ich brauch noch was.
01:17:21Heroin?
01:17:23Age.
01:17:26Ich sag dir, da ging's beschissen.
01:17:28Ich war voll auf Turkey.
01:17:32Du musstest mir irgendwie Geld beschaffen für neuen Stoff.
01:17:34Ich bin dann ausgestiegen und dann zu Fuß in irgendeinem Kaff gelandet.
01:17:42Da war dann schon alles dunkel draußen.
01:17:44Dann war da diese Bäckerei.
01:17:47Ich hab nirgendwo ein Licht gesehen.
01:17:49Ich bin dann zum Hintereingang, hab die Zunge rausgeholt und...
01:17:52Zur Sicherheit hab ich aber nochmal geklingelt.
01:17:54Auf einmal steht da diese Frau vor mir.
01:18:02Da bin ich ausgetickt.
01:18:05Hab sie und ihren Mann...
01:18:08...mit der Zange.
01:18:15Für 80 Euro.
01:18:18Scheiße, Mann.
01:18:24Dass die Frau tot war, hat er mir nicht erzählt.
01:18:28Sonst hätte ich wahrscheinlich früher was gesagt.
01:18:35Wo finden wir diesen Mann?
01:18:37Keine Ahnung.
01:18:38Seit damals hab ich den Typen nie wieder gesehen.
01:18:40Einen Namen?
01:18:41Haben Sie einen Namen für uns?
01:18:43Ich hab versucht, mich zu erinnern.
01:18:47Ich hab's echt versucht.
01:18:50Keine Chance.
01:18:52Wenigstens einen Vornamen.
01:18:53Sie werden sich doch irgendwie angesprochen haben.
01:18:56Ja, aber...
01:18:57Ist weg.
01:19:02Einen Obdachloser und einen Namen.
01:19:04Den finden wir ja nie.
01:19:06Einmal hat er ihn gesagt, glaub ich.
01:19:09Weil wir sind da gesessen und dann kam der Kontrolleur.
01:19:13Morgen.
01:19:14Die Fahrscheine, bitte.
01:19:20Ich glaub, den...
01:19:21...den hab ich verloren.
01:19:23Das ist ja jetzt blöd, ey.
01:19:25Ja, ich hab...
01:19:26...neinen, glaub ich, auch vergessen mitzunehmen.
01:19:29Können Sie sich ausweisen?
01:19:31Wenn's sein muss.
01:19:32Haben Sie einen Personalausweis dabei?
01:19:34Ja.
01:19:37Ohne festen Wohnsitz?
01:19:42Sie auch.
01:19:44Kann man so sagen.
01:19:45Schwarz gefahren.
01:19:46Also der Name.
01:19:51Ich hab keine Ahnung.
01:19:54Schwarz gefahren.
01:20:01Danke für die Aussage.
01:20:04Wenn's was nützt?
01:20:06Ich denke schon.
01:20:07Sofort fragt Peter Messing die Daten der Schwarzfahrer in dem entsprechenden Zeitraum ab.
01:20:15April in einem Regionalzug von Hamburg nach Bremen.
01:20:19Richtig.
01:20:20Ich warte.
01:20:21Sie haben bestimmt schon alles gelöscht.
01:20:23Die Daten der Schwarzfahrer müssen Sie noch haben, sagt sie.
01:20:25Selbst wenn wir die Namen kriegen...
01:20:26Ich höre.
01:20:29Ohne festen Wohnsitz, wissen wir bereits.
01:20:35Fantastisch.
01:20:36Ja, ich schicke Ihnen alles rüber, sobald ich im Büro bin.
01:20:39Danke, wiederhören.
01:20:41Wir haben einen Namen und ein Geburtsdatum.
01:20:43Was sagst du jetzt?
01:20:44Na immerhin.
01:20:45Aber ohne Adresse.
01:20:46Steig ein.
01:20:52Ein Name ohne Adresse.
01:20:54Der Typ kann überall sein.
01:20:55Aber wir haben einen Ansatz.
01:20:57Oh, schau mal her.
01:21:00Ich fass es nicht.
01:21:01Das ist ja unglaublich.
01:21:02Ich hab ihn.
01:21:03Weißt du, wo der Schwarzfahrer jetzt gerade ist?
01:21:06Ja, da ist uns dann buchstäblich der berühmte Kommissar Zufall zur Hilfe gekommen.
01:21:11Der Verdächtige saß tatsächlich in Haft in Bremen in der Justizvollzugsanstalt wegen Schwarzfahrens und diversen Ladendiebstählen.
01:21:20Wir haben dann mit der Staatsanwaltschaft gesprochen, haben ihn dann aus Bremen abgeholt,
01:21:25ihn zur Staatsanwaltschaft nach Hildesheim gefahren, wo er dann vernommen worden ist.
01:21:30Ich hab damit nichts zu tun.
01:21:33Doch.
01:21:34Und wir wissen alles.
01:21:37Scheißwissen Sie.
01:21:38Ich lass mir doch hier nichts anhängen.
01:21:40Sie können mir überhaupt nichts nachweisen.
01:21:42Kleine Gedankenstütze.
01:21:44Der Regionalzug von Bremen nach Hamburg.
01:21:47Sie erinnern sich?
01:21:48Der Zeuge, dem Sie alles erzählt haben, wird gegen Sie aussagen.
01:21:58Also.
01:22:01Plötzlich war da der Mann im Flur.
01:22:03Da hab ich zugeschlagen.
01:22:05Und die Frau, die fing an sich zu wehren, die hab ich dann auch...
01:22:10Ich wollte verhindern, dass sie mich verfolgt.
01:22:11Mit was genau haben Sie zugeschlagen?
01:22:16Mit der Rohrzange.
01:22:19So eine mit verstellbaren Maul, die hatte ich damals immer dabei.
01:22:23Falls sich mal die Gelegenheit für einen Bruch ergibt.
01:22:26Wo ist die Rohrzange jetzt?
01:22:28Die hab ich weggeworfen in...
01:22:30in Aachen, ins Gebüsch, bei einer Kirche.
01:22:32Ich...
01:22:39Ich...
01:22:39Ich wollte die Frau nicht umbringen.
01:22:44Ich wollte niemanden umbringen.
01:22:46Das müssen Sie mir glauben, wirklich.
01:22:49Ich hab gedacht...
01:22:50Ich hab gedacht, sie steht wieder auf.
01:22:58So, einmal bitte stehen bleiben.
01:23:00Der Angeklagte ist dann am 08.07.2009,
01:23:05also gut zweieinhalb Jahre nach der Tat,
01:23:08zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
01:23:10Wir sind sehr froh, dass uns über diese Möglichkeit
01:23:13der Öffentlichkeitsverhandlung in dieser Form,
01:23:15also über Aktenzeichen XY,
01:23:18doch noch der entscheidende Hinweis zugegangen ist,
01:23:21um diese Tat, die die Bevölkerung wirklich sehr beeindruckt hat,
01:23:25aufklären zu können.
01:23:30So, das wird Ihr neues Zuhause sein.
01:23:36Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.
01:23:37Ein Fall von Beschaffungskriminalität mit tödlichem Ende.
01:23:54Mit welchem Typus Täter haben wir es hier zu tun?
01:23:56Das ist ein sehr trauriges Beispiel für einen Täter,
01:24:00der wahrscheinlich selbst nie geglaubt hätte,
01:24:02dass er ein Tötungsdelikt begehen würde.
01:24:04Er war nicht vorbestraft wegen Körperverletzungsdelikten,
01:24:08also niemand, der es gewohnt ist,
01:24:10Gewalt, heftige Gewalt vor allem gegen Menschen auszuüben,
01:24:14sondern er war in seiner kriminellen Vorgeschichte
01:24:16eher Dieb und Einbrecher.
01:24:18Und ich gehe davon aus,
01:24:20dass dieser Täter tatsächlich mit einer derartigen Eskalation
01:24:23selbst nicht gerechnet hat.
01:24:25Ja, wenn einem Menschen so eine Situation entgleitet,
01:24:28wenn sie eskaliert,
01:24:29dann hat man ja immer noch die Möglichkeit,
01:24:31den Rückzug anzutreten.
01:24:32Wieso ist der Täter hier auf Konfrontation gegangen?
01:24:35Die Vorgeschichte ist hier zu beachten.
01:24:38Er war in einem Stadium von Drogenentzug.
01:24:41Das wirkt sich körperlich und psychisch sehr stark aus.
01:24:45Und er war also getrieben von dem Wunsch,
01:24:47seine Symptome dahingehend mit eben der nächsten Drogendosis
01:24:51jetzt wieder runter zu regulieren.
01:24:53ist dann recht ungezielt in diese Wohngegend gegangen
01:24:56und hatte noch im Hinterkopf,
01:24:57dass ihm jemand im Gefängnis mal den Tipp gegeben hat,
01:25:00wenn du schnelles Geld brauchst,
01:25:01brich ein bei einem Bäcker oder Metzger,
01:25:04die haben immer Bargeld in der Kasse.
01:25:06Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf
01:25:08sah er dann das Schild Bäckerei,
01:25:10war also in starken Symptomen
01:25:12und glaubte wohl, er könnte jetzt,
01:25:13weil es schon Abend und dunkel war
01:25:14und der Laden nicht mehr geöffnet sein würde,
01:25:16da könnte er also schnelles Geld bekommen.
01:25:18Er war wohl der Meinung, dass niemand zu Hause ist,
01:25:22hat auch kein Licht scheinbar gesehen
01:25:23und hat sogar geklingelt in der Annahme,
01:25:26naja, wenn da jemand ist, dann wird er die Tür öffnen.
01:25:28Er hat nicht damit gerechnet,
01:25:29dass die Tür etwas verzögert geöffnet wurde.
01:25:32Und just in dem Moment stand er bereits da
01:25:34und wollte die Tür aufbrechen.
01:25:36Damit hatte er nicht gerechnet, offenkundig.
01:25:39Warum hat der Täter sich diesem anderen Obdachlosen offenbart?
01:25:43Auch das ist für mich ein Indiz dafür,
01:25:45dass er das Bedürfnis hatte, darüber zu sprechen,
01:25:47obgleich er in diesem Moment noch nicht einmal wusste,
01:25:49dass die Frau verstorben ist.
01:25:50Er dachte, er hätte diese älteren Menschen schwer verletzt.
01:25:54Er wusste noch nicht, dass er jemanden getötet hat.
01:25:56Dennoch hatte er offensichtlich das Bedürfnis,
01:25:58darüber zu sprechen und auch eben in diesem Gespräch zu offenbaren,
01:26:02dass das für einen sehr geringen Geldbetrag erfolgt ist.
01:26:05Ich gehe also davon aus, dass er mit sich haderte
01:26:06und dass er nur deswegen das dann auch jemandem mitgeteilt hat.
01:26:10Abschließende Frage.
01:26:11Was tue ich, wenn ich nachts auf der Straße unterwegs bin
01:26:14und überfallen werde, bedroht werde, mit einer Waffe ausgeraubt werde?
01:26:18Gerade eben, wenn es um finanziellen Gewinn von Tätern geht,
01:26:21muss man immer sagen, kein finanzieller Verlust ist es wert,
01:26:25die eigene Gesundheit oder das Leben zu riskieren.
01:26:27Und genau an solchen Extrembeispielen sieht man,
01:26:30dass die Reaktion eines Täters unberechenbar ist.
01:26:33Und deswegen ist es ratsam, wenn ein Täter ihr Geld will,
01:26:37ihre Wertgegenstände will, händigen Sie diese aus,
01:26:39versuchen Sie ruhig zu bleiben.
01:26:41Denn der Täter will das Geld und wird voraussichtlich,
01:26:44wenn er nur finanziell motiviert ist,
01:26:45dann auch eben schnell den Tatort verlassen.
01:26:47Versuchen Sie nicht, den Helden zu spielen.
01:26:49Ja, wertvolle Ratschläge waren das, die man unbedingt befolgen sollte.
01:26:53Wobei ich Ihnen natürlich wünsche,
01:26:54dass Sie niemals in eine solche Situation geraten.
01:26:57Wenn Sie noch Fragen haben,
01:26:58Lydia Benecke steht Ihnen jetzt direkt im Anschluss noch für Fragen
01:27:02im Facebook-Live-Chat zur Verfügung.
01:27:04Und dann sage ich an dieser Stelle vielen Dank
01:27:06für spannende Einblicke in die Kriminalpsychologie
01:27:08und in menschliche Abgründe.
01:27:10Schaurig war es allemal.
01:27:12Lydia Benecke war das Deutschlands bekannteste Kriminalpsychologin.
01:27:16Das war es für heute, liebe Zuschauer.
01:27:18Wie immer wird die Sendung heute Nacht wiederholt
01:27:21und Sie können die Ausgabe auch in der ZDF Mediathek anschauen.
01:27:25Wir sehen uns dann wieder, wenn Sie wollen, in zwei Wochen.
01:27:27Dann bei Aktenzeichen XY ungelöst.
01:27:30Wer weiß, vielleicht können Sie auch da wieder
01:27:32den entscheidenden Hinweis geben.
01:27:34Mittwoch, 12. Dezember, 20.15 Uhr hier im ZDF.
01:27:38Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:27:57Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:27:58Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:27:59Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:00Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:01Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:02Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:03Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:04Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:05Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:06Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:07Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:08Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:09Bis dahin eine gute Zeit.
01:28:10Bis dahin eine gute Zeit und bleiben Sie sicher.
01:28:11Bis dahin eine gute Zeit.
01:28:12Bis dahin.
01:28:13Bis dahin.
01:28:14Bis dahin.
01:28:15Bis dahin.
01:28:16Bis dahin.

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