Zum Player springenZum Hauptinhalt springenZur Fußzeile springen
  • 7.7.2025
Eine 54-jährige Buchhalterin wird an ihrem Arbeitsplatz
regelrecht hingerichtet. Alles sieht nach einem Auftragsmord
aus.

Kategorie

📺
TV
Transkript
00:00Der Auftrag heißt Mord.
00:20Hier, nimm!
00:22Nicht mal fangen kannst du!
00:24Sorry, Mann, das ist echt schwer mit an.
00:27Denk ja nicht dran, irgendjemanden davon zu erzählen.
00:30Sonst bringe ich dich um.
00:32Hast du mich verstanden?
00:33Immersdorf, eine ruhige Wohngegend.
00:35Die Großstadtkriminalität ist hier kaum ein Thema.
00:39In diesem Haus lebte eine angestellte Buchhalterin.
00:42Sie führte ein eher unauffälliges Leben.
00:45Völlig unerwartet wird sie Opfer eines kaltblütigen Mordes.
00:48Und schnell stellt sich heraus, es war ein Auftragsmord.
00:51Aber wer steckt dahinter und warum?
00:54Knapp fünf Jahre sucht die Polizei nach Antworten,
00:57bis sich ein Mann meldet, der die Täter kennt.
01:00Ist seine Aussage der Schlüssel zur Lösung des Falls?
01:08Berlin-Wilmersdorf, Februar 1993.
01:12Hier lebt Karin Ebert.
01:14Die 54-Jährige arbeitet als Buchhalterin in einem Autohaus.
01:18Sie hat eine Tochter und einen Enkel.
01:21Ihr Lebensgefährte Hans Balke hat zwar eine eigene Wohnung,
01:24verbringt aber die meiste Zeit bei ihr.
01:29Karin Ebert war seit Anfang an in diesem Betrieb beschäftigt
01:32und war sozusagen auch die rechte Hand des Inhabers.
01:36Aufgrund ihrer langjährigen Zugehörigkeit
01:39hatte sie zu ihrem 25. Jubiläum
01:42eine besondere Überraschung von ihrem Chef geschenkt bekommen.
01:46Soll ich lieber?
01:47Nein, nein, nein, nein, nein, nein.
01:48Karin, Sie machen heute gar nichts.
01:50Sie lassen sich einfach nur feiern.
01:57Liebe Karin,
01:59wir beide kennen uns seit ich vor 25 Jahren
02:03als kleiner Händler in Neukölln angefangen habe.
02:08Sie waren von Anfang an dabei,
02:10haben immer an mich geglaubt
02:12und Sie waren sich in all den Jahren
02:14wirklich für nichts zu schaden.
02:17Doch, doch, doch, doch, doch, doch.
02:19Egal, wer Hilfe gebraucht hat
02:21oder einfach mal ein offenes Ohr,
02:23dann waren Sie immer für jeden da.
02:25Ah, und dann habe ich noch eine
02:26klitzekleine Kleinigkeit.
02:30Dürfen Sie gerne aufmachen.
02:32Der beißt nicht.
02:36Das ist dieser Wahnsinn.
02:38Zwei Wochen Galapagos-Inseln für Hans und mich.
02:40Sind Sie sicher?
02:42Ich glaube schon.
02:44Vielen Dank.
02:47Sehr gerne.
02:48Das großzügige Geschenk ihres Chefs
02:50berührt Karin Ebert sehr.
02:53Ihre engste Vertraute ist Tochter Stefanie Heinze.
02:55Wow.
02:57Oh, das ist echt ein Traum.
02:59Wie viel sowas wohl kostet?
03:0225.000 Mark.
03:05Nicht schlecht.
03:06Hat mir Ines verraten.
03:08Sie hat die Rechnung verbucht.
03:09Mama,
03:11du hast doch fälschliches Gewissen, oder?
03:13Ja.
03:14Ach komm, du bist jeden Pfennig wert.
03:16Ohne dich,
03:16da wäre doch dein Chef immer noch
03:17in seiner kleinen Klitsche
03:19und würde da seine Gebrauchtwagen verkaufen.
03:21Ach du, ja, ist doch so.
03:22Das habe ich ja auch gesagt.
03:24Das ist absolut angemessen.
03:26Mein Chef hat mir zum 10-Jährigen
03:28gerade mal einen warmen Handschlag geschenkt.
03:30Aber dafür darfst du sie jetzt begleiten.
03:32Ich freue mich.
03:33Komm, darauf trinken wir.
03:39Bald darauf fliegen Karin Ebert
03:41und ihr Lebensgefährte
03:43für zwei Wochen
03:43auf die Galapagos-Inseln.
03:45Am 17. Februar 1993 kehren sie zurück.
03:59Doch jemand hat längst bemerkt,
04:01dass sie wieder da sind.
04:10Komisch, ist gar nicht abgeschlossen.
04:12Weh.
04:26Ach, das ist aber eine schöne Überraschung.
04:29Hallo, mein Schatz.
04:30Was für schön, dass du da bist.
04:31Da hat's nur her.
04:32Na, du?
04:33Hi.
04:35Ach, wie war's?
04:36Erzähl.
04:36Ein Traum.
04:37Es ist wirklich das letzte Paradies
04:38auf unserer Erde.
04:39Unfassbar schön.
04:40Da gibt's Tiere.
04:41So was hast du in deinem ganzen Leben
04:42noch nicht gesehen.
04:43Du, aber sag mal, wo ist ein Felix?
04:45Oh, der ist auf dem Kindergeburtstag.
04:46Ach, schade.
04:47Ich wollte ihn überraschen.
04:48Guck mal.
04:50Das kannst du ihm geben.
04:51Der ist ja süß.
04:52Da wird er sich freuen.
04:53Ja.
04:54Der kommt erst mal rein.
04:56Frau Karin Ebert war eine sympathisch wirkende Familienfrau,
05:01Mutter, Großmutter,
05:03die einen hohen Stellenwert
05:04und Achtung erfahren hat in der Firma.
05:06Gegen 9.30 Uhr am ersten Arbeitstag von Karin Ebert hält sich ein fremder Mann auf dem Gelände
05:13des Autohauses auf.
05:15Etwa zwei Stunden später erscheint der Unbekannte auch im Büro des Kfz-Unternehmens.
05:20Was er will, sagt er nicht.
05:22Kann ich Ihnen helfen?
05:31Was war das denn jetzt?
05:35Autohaus Müller, Ebert am Apparat.
05:36Vier Stunden später fällt der Mann erneut am Autohaus auf.
05:44Er ist nicht allein.
05:53Hilfers!
06:03Gelärm kam doch von hier oben.
06:05Ja, ich glaube auch.
06:05Karin?
06:08Karin?
06:11Karin?
06:12Wir brauchen sofort einen Notarzt.
06:17Die Nissen.
06:19Das ist gut.
06:25Kurz darauf treffen die Rettungskräfte am Tatort ein.
06:29Doch für Karin Ebert kommt jede Hilfe zu spät.
06:31Als wir eingetroffen sind, war die Frau schon tot.
06:37Sie muss innerhalb weniger Minuten verblutet sein.
06:39Ist das die Tatwaffe?
06:44Eine Schrotflinte.
06:45Die Patrona hat bei dem Kaliber bestimmt über 100 kleine Stahlkurvin.
06:49Abgesägt ist die Streuweite noch größer.
06:51Kein Wunder, dass die Frau sofort verblutet ist.
06:55Brauchen Sie uns noch?
06:56Nee, nee, danke.
06:59Okay, dann fahren wir.
07:02Sind das auch Einschüsse hier im Schrank und am Drucker?
07:05Ja, genau.
07:07Habt ihr noch eine weitere Patronenhülse gefunden?
07:09Nein, nur die einen.
07:10Also war das ein einziger gezielter Schuss?
07:12Sieht ganz so aus, ja.
07:14Ein Profi?
07:15Ja, ist möglich.
07:17Aber warum hat er dann die Tatwaffe zurückgelassen?
07:20Norbert, kommst du mal bitte?
07:24Können Sie mich hören?
07:26Frau Kegler?
07:28Schlecht.
07:29Der Mann hat direkt an ihrem Kopf vorbei auf Karin Ebert geschossen.
07:33Frau Kegler, ich möchte, dass sich der Notarzt ihr Ohr anschaut.
07:37Der ist noch draußen auf dem Hof, ja?
07:40Kommen Sie, ich bringe Sie raus.
07:52Es geht hier gar nicht gut.
07:54Bitte setzen Sie sich doch.
07:59Vielleicht wäre es gut, wenn wir Ihren Chef noch dazuholen könnten.
08:02Herr Müller ist im Urlaub.
08:05Aber wir haben ihn schon angerufen.
08:06Er war ganz aufgelöst.
08:10So wie wir alle hier.
08:14Und Ihre Familie?
08:15Wissen Sie da vielleicht was?
08:17Ärger mit Ihrem Freund oder der Tochter?
08:20Das kann ich mir nicht vorstellen.
08:24Die hat sie uns heute Morgen noch geschenkt.
08:27Ein Souvenir von Galapagos.
08:28Und jetzt ist sie tot.
08:30Können Sie uns vielleicht noch irgendwas zu dem Täter sagen?
08:33Haben Sie ihn gesehen?
08:35Er war nicht besonders groß.
08:37Hatte dunkle Haare und ein Schnauzbart.
08:41Glaube ich zumindest.
08:43Er hat so südländisch ausgesehen.
08:46Umfangreiche Ermittlungen und Vernehmungen haben ergeben,
08:48dass die Reinigungskraft der Firma an dem betreffenden Tag eine Beobachtung gemacht hat.
08:54Dahingehend, dass ein Mann, der durch sie nicht zugeordnet werden konnte,
08:57als Angestellter der Firma, sich in auffälliger Art und Weise auf dem Gelände umgesehen hat.
09:02Passend dazu hat eine Anwohnerin beobachtet,
09:07wie sich zwei Männer dort in einem Bereich der Einfahrt auch an diesem Tag aufgehalten haben.
09:12Die Beschreibungen der Zeuginnen haben dann dazu geführt,
09:15dass ein sehr gutes Phantombild angefertigt werden konnte.
09:18Von einem südländisch wirkenden Mann mittleren Alters mit sehr vollem dunklen Haarwuchs und einem Oberlippenbart.
09:25Ja, jetzt sind wir an dem Ort, wo dieses kaltblütige Verbrechen passiert ist.
09:29Herr Thiele Frommisch, was sehen wir denn hier?
09:31Wir sehen in der Tatruppenappe diese Tankstelle, die damals, wie wir auf dem Bild sehen, schon vorhanden war.
09:38Und wenn wir nach links gucken, sehen wir hier ein Gebäude, das das ehemalige Büro war, wo dann später die Tat geschah.
09:47Wenn Sie beide jetzt nochmal hier sind. Ich meine, die Tat war 1993 und jetzt sieht man das alles nochmal.
10:00Was für Erinnerungen löst das aus?
10:02Die Erinnerung ist nie weg gewesen an diese Tat. Man wird nicht vergessen, als wir das Büro betreten haben, die Situation, wie die Frau dort lag.
10:13Frau Misch, was war denn Ihr Bauchgefühl, als Sie am Tatort waren?
10:16Das Bauchgefühl ist erstmal ein Schockgefühl auch. Man ist ja Mensch und hat Emotionen und ist natürlich erstmal auch persönlich berührt.
10:28Damit muss man für eine gewisse Zeit umgehen und sich sammeln, bevor man so gesetzt ist und gesammelt ist, dass man dann klar denken kann und Fakten und Beweise zusammentragen kann.
10:37Was war Ihre Intuition in dem Moment?
10:40Dass es eine sehr konkrete, ausbaldowerte, geplante Auftragstötung war.
10:46Routinemäßig besichtigen die Beamten die Wohnung der Ermordeten noch am selben Abend.
10:51Polizei! Ist jemand in der Wohnung?
10:58Irgendwas Auffälliges?
11:01Nee.
11:04Wir sollten die Wohnung von den Kollegen sichern lassen.
11:07Die hat sie sich wahrscheinlich von ihrem Galapagos-Urlaub mitgebracht.
11:13Noch vor fünf Tagen war die Frau am vielleicht friedlichsten Ort der Welt.
11:17Kaum ist sie wieder zu Hause, wird sie am helllichten Tag erschossen.
11:20Ist ja irgendwie tragisch, oder?
11:35Misch, hallo?
11:36Heinze, ich wollte eigentlich meine Mutter sprechen.
11:40Wer sind Sie denn?
11:42Hier ist Sabine Misch von der Polizei.
11:46Das Autohaus hat mich angerufen.
11:49Ist was mit meiner Mutter?
11:50Wissen Sie irgendwas?
11:52Frau Heinze,
11:54könnten Sie vielleicht noch heute zu uns auf die Dienststelle kommen?
11:58Ja, ja, kein Problem.
12:01Mach ich.
12:06Ich habe keine Ahnung, wer meiner Mutter sowas antun konnte.
12:09Ich bin total unter Schock.
12:14Ich bin total unter Schock.
12:16Es macht alles keinen Sinn.
12:18Entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt fragen muss, aber gab es vielleicht Probleme?
12:23Also, bei der Arbeit, im Freundeskreis oder bei Ihnen in der Familie irgendwas, was uns weiterhelfen könnte?
12:31Nein, meine Mutter ist...
12:32Meine Mutter war überall beliebt.
12:38Gab es vielleicht trotzdem mal mit den Kolleginnen was?
12:42Und wenn, dann würde ich das wissen.
12:49Ich sehe schon.
12:51Sie und Ihre Mutter, Sie standen sich sehr nah, hm?
12:54Ja.
12:54Wir haben uns alles erzählt.
12:58Fast jeden Tag telefoniert.
13:01Wir haben uns mehrmals die Woche gesehen.
13:04Hans, also ihr Lebensgefährte, der hat immer gesagt, wir sind eher wie Freundinnen, nicht wie Mutter und Tochter.
13:17Sie sagten jetzt gerade, der Lebensgefährte, wenn ich da nochmal nachhaken darf.
13:22Gab es da vielleicht Schwierigkeiten oder Konflikte?
13:26Mit der Hans?
13:28Nein, das war total harmonisch.
13:32Die haben nie gestritten oder so.
13:34Können Sie mir sagen, wie lange sich die beiden kannten?
13:38Nach dem Tod meines Vaters sind sie zusammengekommen.
13:40So zehn Jahre.
13:44Und seitdem war Hans für mich immer wie so ein Artersatzpapa.
13:50Er hat alles für uns getan, also für mich.
13:52Und Mama, ich verstehe das nicht.
13:57Ich habe wirklich keine Idee, wer das tun kann.
14:01Sie hat nie irgendjemandem irgendwas getan.
14:06Noch am selben Abend wird auch der Lebensgefährte befragt.
14:10Danke, dass Sie so spät noch hergekommen sind.
14:18Eine Frage.
14:20Sie haben doch auch eine eigene Wohnung, richtig?
14:23Ja, ich bin, also ich war die meiste Zeit bei Karin.
14:31Warum?
14:32Weil wir die Wohnung ihrer Lebensgefährtin versiegelt haben.
14:35Deshalb.
14:36Ja.
14:36Also wenn Sie da jetzt irgendwas draus brauchen, dann sagen Sie uns einfach Bescheid.
14:40Dann gehen wir gemeinsam rein.
14:42Gut.
14:42Noch mal mein Beileid, Herr Balke.
14:46Beileid.
14:48Ich bringe Sie raus, ja.
14:52Im Falle einer Alarmierung der Mordkommission ist es so,
14:57dass es wichtig ist, schnellstmöglich Erkenntnisse zu erlangen,
15:03um den flüchtigen Täter keine große Chance zu geben,
15:07sich weiter weit zu entfernen,
15:10beziehungsweise irgendwelche Verdenkungsmaßnahmen durchzuführen.
15:12So, sind wir vollzählig?
15:17Ja, alle da.
15:18Wir haben schon mal angefangen.
15:20Gut.
15:21Habt ihr inzwischen den Besitzer von der Autofirma erreicht?
15:24Er ist morgen in Berlin, hat seinen Urlaub sofort abgebrochen
15:27und ist schon auf der Rückreise mit seiner Frau.
15:29Es gibt rund 60 Mitarbeiter in der Firma, verteilt auf drei Filialen.
15:34Der Laden von dem Müller brummt seit der Wende.
15:36Davor war das eher so eine kleine Klitsche.
15:39Ich meine, wer weiß mit welcher Art von Geschäften der so expandiert hat.
15:42Frau Ebert hatte eine absolute Vertrauensstellung.
15:46Als Buchhalterin und rechte Hand vom Chef.
15:50Wenn der irgendwas schwarz gemacht hat,
15:52dann hat sie das auf jeden Fall gewusst.
15:54Und musste vielleicht genau deshalb weg?
15:56Die meisten illegal verkauften Autos gehen ins Ausland.
16:00Möglicherweise hat der Chef so den Killer getroffen.
16:03Dass wir es von der Tatbegehungsart hier mit einem Auftragsmord zu tun haben,
16:08ist ziemlich offensichtlich.
16:09Wir sollten uns also die Firma auf jeden Fall genauer anschauen.
16:12Zum damaligen Zeitpunkt verlief die Ermittlungsarbeit in der Form,
16:16dass nach der ersten Spurenaufnahme und Beweisaufnahme vor Ort am Tatort
16:21die Ermittlungsrichtungen festgelegt werden müssen.
16:24Also wie zum Beispiel Zeugenvernehmungen, Ermittlungen in den Wohnhäusern,
16:28Einsendung der Waffe ans Bundeskriminalamt.
16:30Und eine tägliche Auswertung der Informationen stattfindet,
16:34um für den nächsten Tag neue Ermittlungsrichtungen festlegen zu können.
16:37Fünf Tage vor dem Mord ist Karin Ebert mit ihrem Lebensgefährten von den Galapagos-Inseln zurückgekommen.
16:44Also aus Südamerika.
16:46Was, wenn Karin Ebert unwissentlich als Drogenkurier missbraucht wurde?
16:50Ich weiß nicht nur, wer hat ein bisschen weit hergeholt, oder?
16:55Finde ich nicht.
16:57Brasilien, Ecuador, Peru, Kolumbien.
17:00Dort sitzen die großen Drogenkartelle.
17:02Und genau von dort ist sie mit ihrem Freund zurückgeflogen.
17:05Direkt nach Berlin.
17:07Wo es reichlich Abnehmer gibt.
17:08Wir sollten auf jeden Fall die Koffer und Taschen der beiden untersuchen.
17:12Auch wenn sie die schon ausgepackt haben.
17:14Vielleicht ist da irgendwas im Innenfutter versteckt.
17:17Ah, und für die Fahndung müssen wir noch das Bild rausgeben.
17:21Hast du das gerade mal?
17:22Ja.
17:24Die Teams bestanden damals aus zwei Personen, die aufeinander eingespielt waren.
17:30Und dadurch haben wir die Möglichkeit gehabt, relativ schnell zu reagieren.
17:35Am nächsten Tag erhöht sich der Druck.
17:38Während die Spurensicherung die Tatwaffe im Labor untersucht,
17:41nehmen Kommissar Thiede und seine Kollegin Misch die Wohnung des Opfers unter die Lupe.
17:46Jeder Raum, jedes Detail könnte die entscheidende Verbindung liefern.
17:50Zwischen Opfer, Motiv und Mörder.
17:53Auch nichts.
17:55Bei dir?
17:57Keine Spuren von Drogen oder ähnlichem.
18:00Ja, und die Schlöster sind auch unversehrt.
18:01So wie der Lebensgefährte ausgesagt hat, ist Ihnen noch niemand am Flughafen aufgefallen, der Sie verfolgt hätte.
18:08Vor dem Haus haben Sie auch niemanden bemerkt.
18:19Ja?
18:20Herr Müller?
18:21Inge Paul, mein Kollege Herbert Kleist von der dritten Mordkommission.
18:25Wir haben telefoniert.
18:26Äh, äh, bitte setzen Sie sich doch.
18:28Danke, dass Sie so schnell zurückgekommen sind.
18:33An Urlauber sowieso nicht mehr zu denken.
18:35Schauen Sie mal.
18:38Die hat sie mir noch von Galapagos mitgebracht.
18:43Lagen hier bei mir im Regal und jetzt...
18:46Jetzt kann ich mich nicht mal mehr bei ihr bedanken dafür.
18:49Das tut uns leid.
18:50Ich weiß überhaupt nicht, wie das jetzt weitergehen soll ohne Karin.
18:56Sie war meine rechte Hand.
18:58Und das über zwei Jahrzehnte lang.
19:01Demnach hatte Frau Ebert einen sehr verantwortungsvollen Posten und Einblick in sämtliche Geschäfte Ihrer Autofirma?
19:07Äh, ist korrekt, ja.
19:09Sie hat sogar meine Privatabrechnung gemacht.
19:11Sprich, sie wusste quasi alles über mich.
19:13Sie verstehen sicher, dass wir gerade deshalb auch hier ermitteln müssen?
19:16Also in der Firma?
19:17Absolut, ja.
19:19Es gibt ja genügend zwielichtige Gestalten auf dem Automarkt.
19:22Es ist wahrscheinlich wenig, wenn ich Ihnen sage, dass wir nicht dazugehören.
19:25Ein Blick in Ihre Buchhaltung könnte das klären.
19:30Äh, selbstverständlich.
19:32Sie können sofort anfangen.
19:33Ich sage Frau Weber Bescheid, dass sie Ihnen alles zeigen soll.
19:35Wir haben hier keine Geheimnisse.
19:38Das ist Ihr Testament.
19:41Zwei Briefe.
19:42Einer an den Lebensgefährten.
19:45Einer für die Tochter.
19:47Beide verschlossen.
19:50Hm, das ist offen.
19:54In der Verfügung, wer Ihre Wertgegenstände bekommen soll.
19:58Da scheinen auch einige Freunde und Bekannte drauf zu stehen.
20:01Das Testament war datiert 1986.
20:04Aufgrund der sieben Jahre, die hier vergangen sind, konnten wir ausschließen, dass dieses Testament in irgendeiner Form mit der begangenen Tat in Verbindung zu bringen ist.
20:17Also ist die Tochter Alleinerbin.
20:19Und was ist mit dem Lebensgefährten?
20:21Er bekommt eine goldene Uhr und ein paar kleinere Wertgegenstände.
20:25Nicht wirklich viel.
20:26Trotzdem.
20:28Die Frau hatte ein gutes Einkommen und einiges gespart.
20:32Vielleicht ein Motiv?
20:33Hm, das sehe ich nicht.
20:36Sabine und ich, wir haben die beiden mehrfach befragt.
20:39Tochter und Mutter hatten ein außergewöhnlich gutes und enges Verhältnis.
20:45Nachbarn, Freunde, alle haben das bestätigt.
20:49Genauso verhält sie sich mit dem Lebensgefährten.
20:51Abgesehen davon sind beides absolut bodenständige Menschen.
20:54Was ist mit der Firma?
20:58Auf den ersten Blick alles sauber.
21:00Und der Müller ist absolut kooperativ.
21:02Aber wir sind auch keine Experten in Sachen Buchhaltung.
21:05Vielleicht sollten wir die Kollegen vom Wirtschaftsdezernat dazu holen?
21:08Unbedingt, mach das.
21:11Was ist denn mit der privaten Korrespondenz der Frau?
21:14Seid ihr da weitergekommen?
21:16Mhm, es gab Ärger mit dem Mieter über ihr.
21:19Sie hat ihm und der Hausverwaltung mehrfach wegen Lärmbelästigung geschrieben.
21:22Und es gab noch zwei Briefe vom Vermieter an sie.
21:26Er hat ihr Geld angeboten, wenn sie auszieht.
21:29Offenbar wollte der Vermieter die Wohnung verkaufen und hier deshalb kündigen.
21:33Nach den beiden Briefen hatte sich das Thema aber erledigt.
21:36Abgesehen davon ist das Ganze auch schon gut acht Jahre her.
21:40Ist auch nicht gerade üppig als Motiv.
21:45Eine integere Frau.
21:47Ohne nennenswerte Konflikte mit einem überschaubaren Leben.
21:59Wem ist ihr Tod so viel wert, dass er dafür einen Killer engagiert?
22:05Sorry, ich war noch im Labor.
22:07Wegen der Waffe.
22:08War das ja interessant.
22:09Hatte was Neues?
22:10Hat sich vielleicht gelohnt.
22:12Fingerspulen gibt es zwar keine, ist auch nicht verwunderlich.
22:14Die Flinte ist mit Sicherheit durch etliche Hände gegangen.
22:20Sie wurde schon 1975 von Spanien nach Deutschland verkauft.
22:23An ein Jagdgeschäft im Sauerland.
22:24Das sind fast 20 Jahre.
22:26Vielleicht hat der Händler noch das Waffenbuch von damals.
22:28Versuch wäre es jedenfalls wert.
22:30Die Dienstreise ins Sauerland hatte ergeben, dass es tatsächlich dieses Waffengeschäft mit dem dazugehörigen Waffenbuch auch gab.
22:39Es gab auch reguläre Eintragungen, die darin enthalten waren und die einen klaren Käufer aufgezeigt haben, der auch im Sauerland wohnhaft war.
22:46Der Mann hat klare Aussagen gemacht, dass er sich nie an so eine Waffe erinnern konnte und auch nicht wusste, wie seine Personalien in dieses Waffenbuch gelangt sind.
22:54Also sind wir davon ausgegangen, dass der Händler, der über dieses Waffenbuch verfügt hat, möglicherweise einen illegalen Verkauf unterm Tresen vorgenommen hat.
23:05Und damit war die Spur tot.
23:08Während die Kripo nach wochenintensiver Ermittlungen immer noch nach einem Motiv sucht, kündigt Tochter Stefanie die Wohnung ihrer Mutter.
23:16Ich mag die Sachen von Mama gar nicht in die Kissen packen.
23:27Geht mir genauso.
23:32Das fühlt sich so schrecklich an.
23:33Felix hat das alles noch gar nicht richtig verstanden.
23:48Er glaubt, dass seine Oma bald wiederkommt.
23:51Im Landeskriminalamt stößt inzwischen ein neuer Kollege zum Team der dritten Mordkommission dazu, Uwe Behrens.
24:06Und was haben die Kollegen vom Wirtschaftsdezernate rausgefunden?
24:10Nichts.
24:12Nach monatelanger Suche in sämtlichen Buchungen.
24:15Die Autofirma absolut sauber.
24:17Ah.
24:21Sabine Misch, Uwe Behrens.
24:24Willkommen im Team.
24:25Danke.
24:26Ja, äh, setz dich.
24:27Wir reden gerade über den Fall Karin Ebert.
24:29Äh, Kaffee?
24:30Ja, bitte.
24:31Ich kam im Oktober 1993 zur dritten Mordkommission.
24:34Die Ermittlungen waren eigentlich ausgereizt, kann man fast sagen.
24:37Man hat sich dann dazu entschlossen, die Tatwaffe in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
24:42Und da man natürlich bestrebt war, ein möglichst breites Publikum dafür zu gewinnen,
24:46kam es halt dazu, dass Norbert Tieder dann seinerzeit in der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst aufgetreten ist und die Waffe dort präsentiert hat.
24:57Diese abgesägte Schrotflinte, meine Damen und Herren, gehört zu einem der rätselhaftesten Mordfälle, die wir je in dieser Sendung behandelt haben.
25:04Die Chancen stehen vielleicht gar nicht schlecht, mit Hilfe dieser zurückgelassenen Waffe die Täter zu ermitteln.
25:11Diese Mordwaffe weist nämlich mehrere markante und einmalige Merkmale auf.
25:16Es wurden aber nachträglich auffällige Veränderungen vorgenommen, die man am besten deutlich machen kann,
25:21wenn man die Tatwaffe mit dem Ursprungsgewehr vergleicht.
25:24Herr Tidi, hier haben wir verschiedene Fotos vom Tatort und hier sehen wir die Tatwaffe.
25:35Nach der XY-Sendung gab es 52 Hinweise auf diese Tat, zwei davon bezüglich der Tatwaffe.
25:42Eine Kellnerin wollte die meinem Bekannten gesehen haben. Wie hat Ihnen das weitergeholfen?
25:45Die Kellnerin hatte gleich am Abend nach der Sendung angerufen und dann hat sie mir dann eben erzählt,
25:51dass sie der Meinung ist, dass sie diese Waffe bei einem Bekannten vor langer Zeit gesehen habe.
25:58Der saß aber zu dieser Zeit in Haft, in einer anderen Sache.
26:02Und die damaligen Kollegen, die dort diesen Fall bearbeitet haben, haben einen Zufallsfund gefunden,
26:10nämlich eine andere Waffe, die so aussah wie unsere.
26:14Das heißt, das konnte die Waffe nicht sein, weil die Waffe bei der Justiz war und gleichzeitig ja nicht am Tatort gewesen sein kann.
26:23Richtig und auch deshalb schon nicht, weil die Waffe 1992 sichergestellt wurde und seitdem in der Asservatenkammer der Justiz sich befand,
26:33sodass diese Waffe als Tatwaffe unbedingt auszuschließen war, weil es war ja ein Jahr erst später, als dieses Delikt passierte.
26:42Damit war ja Ihre Spur eigentlich auch tot.
26:45Ja, es war natürlich enttäuschend. Die Spur war absolut tot und das war auch eine der letzten Spuren, die wir zu bearbeiten hatten
26:56und mussten dann leider feststellen, dass wir keine weiteren Anhaltspunkte in diesem Fall hatten.
27:02Und somit waren vorläufig, waren diese Ermittlungen beendet.
27:12Es vergehen vier Jahre ohne einen neuen Hinweis auf den oder die Täter.
27:18Doch dann kommt plötzlich wieder Bewegung in den Fall.
27:21Moment, mein Kollege kommt gerade rein.
27:24Für dich.
27:25Fernsehen.
27:27Behrens?
27:28In diesem Moment kam halt die Anfrage von einem Fernsehsender, der nachfragte, ob dieser Fall nochmal in einer Ausstrahlung präsentiert werden könnte.
27:39Und zu schauen, ob sich eventuell noch weitere Zeugen dadurch generieren lassen.
27:44Die Sendung wird auch in der Justizvollzugsanstalt von Bayreuth geschaut.
27:58Dort ist ein Mann inhaftiert, der seit Jahren aus Angst schweigt.
28:03Ja, ist durch. Danke euch. Ja, melden uns gleich nochmal.
28:15JVA Bayreuth. Von einem Nikos Georgiou.
28:21Sagt mir nichts.
28:22Ja, der sitzt laut Kollegen wegen Drogenhandel ein.
28:25Der hat die Sendung gesehen zu unserem Fall Karin Ebert.
28:29Na, das war vor meiner Zeit.
28:31Und was schreibt er?
28:32Ja, ich kenne die Männer, die die Frau ermordet haben.
28:36Die von dem Autohaus in Kreuzberg.
28:38Das sind zwei Griechen.
28:41Genau wie er.
28:43Was meinst du? Weiß der wirklich was? Oder will der sich nur wichtig machen?
28:46Das können wir nur herausfinden, wenn wir ihn befragen.
28:48Uwe Bayreuth ist über 400 Kilometer von Berlin entfernt.
28:52Vielleicht können die Kollegen aus Franken ihn erstmal befragen.
28:54Dann wissen wir, ob an der Sache was dran ist.
28:57Ich mach da mal an.
28:58Also wenn sie dann tatsächlich merken, okay, das hat Substanz, dann geht der Puls höher.
29:04Und dann ist man tatsächlich so ein bisschen im Jagdfieber.
29:07Sie hatte braune Haare, war nicht sonderlich groß und sie war so etwa 50 Jahre alt.
29:18Das Foto war damals in jeder Zeitung und man hat es auch in dem Fernsehbeitrag gezeigt.
29:24Sagt also nicht viel.
29:25Ihre Wohnung war in Wilmersdorf.
29:29Die Straße weiß ich nicht mehr, aber ich könnte es auf einer Karte zeigen.
29:33Das ging auch durch die Presse.
29:35Haben Sie ihn nicht mehr.
29:40Hören Sie.
29:42Ich war selber dort und hab mir drei Tage lang den Arsch abgefroren,
29:46weil ich die Frau für die beiden beobachten sollte.
29:49200 Mark haben die mir dafür gegeben.
29:51Ja, aber selber haben die für den Mord bestimmt 10.000 kassiert.
29:56Ich hab sogar die Waffe gesehen, mit der sie es gemacht haben.
29:59So eine abgesägte Flinte war das.
30:06Wer sind die beiden?
30:08Können Sie uns Namen nennen?
30:11Warum musste die Frau weg?
30:12Ich sag nichts mehr.
30:14Die machen mich kalt, verstehen Sie?
30:15Ich meine, die haben eine Frau getötet.
30:19Was machen die wohl mit mir, wenn die erfahren, dass ich ausgepackt hab?
30:23Der Zeuge machte ja seine Aussage von der Bedingung abhängig,
30:26dass er in ein Zeugenschutzprogramm überführt wird,
30:30weil er sich am Leib und Leben bedroht sah.
30:33Letztendlich liegt unser Interesse als Ermittlungsdienststeller,
30:36als Mordkommission natürlich darin, eine Aussage zu erhalten
30:40von einem potenziell wichtigen Zeugen.
30:42Man wägt natürlich als Ermittler ab,
30:46ob man der Zeugenschutzdienststelle einen solchen Fall anbietet.
30:49Weil man muss natürlich sich vorstellen,
30:52dass es zum einen arbeitsintensiv als auch kostenintensiv ist.
30:56Ich weiß nicht, Uwe.
30:58Klar, er hat ein paar Andeutungen gemacht,
31:00aber ob das denen da oben reicht, dass wir so ein Programm durchziehen?
31:03Das ist mehr, als wir in all den Jahren hatten, Uli.
31:05Und außerdem deckt sich's mit der Aussage von diesem Kellner.
31:08Hast du die da?
31:09Ja, warte.
31:12Hier.
31:15Er hatte nach der Ausstrahlung angerufen und von einem Gespräch erzählt,
31:18dass er mit angehört hat.
31:19Zwischen zwei Männern in seinem Lokal.
31:21Die beiden haben darüber gesprochen, dass sie jemanden erschossen haben.
31:24Für 10.000 Mark mit einer abgesägten Schrottflinte.
31:27Betrag und Waffe würden passen.
31:29Eben.
31:30Außerdem war von einem Auftragsmord die Rede.
31:31Und einer der beiden Männer hatte einen Schnauzbart.
31:38Genau wie auf dem Phantombild damals.
31:41Und du bist dir sicher, dass das ausreicht?
31:43Ja.
31:44Und das werde ich den Chefs auch sagen.
31:46Dieser Zeuge ist vielleicht die einzige Chance,
31:47die wir überhaupt noch haben, um den Mord an Karin Eber zu lösen.
31:50Ich spreche jetzt mit dem Anwalt Dr. Christian Sigismund, Experte für Zeugenschutz.
31:55Und Sie haben auch, Herr Sigismund, über dieses Thema promoviert.
31:59Wie funktioniert Zeugenschutz?
32:01Zeugenschutz geht von relativ einfachen Maßnahmen,
32:03wie dem Abparken eines Polizeifahrzeuges vor dem Haus des Zeugen,
32:06bis hin zur kompletten Umsiedlung des Zeugen mit Tarnpapieren,
32:11vielleicht sogar noch mit seiner kompletten Familie, teilweise sogar ins Ausland.
32:15Das gibt es alles.
32:16Das ist aber im Einzelfall abhängig von der Prognose.
32:18Wenn man in Krimis hört, dass jemand zu einem Zeugen sagt,
32:22wir können dich schützen, da kriege ich immer so eine Gänsehaut.
32:26Wie lange geht so ein Schutz und wie effektiv ist der wirklich?
32:30Also zeitlich gibt es keine Untergrenze und auch keine Obergrenze.
32:33Also das kommt im Einzelfall tatsächlich dann von der sogenannten Gefährdungsprognose,
32:37hängt es ab, die die Behörden machen.
32:40Die Behörden geben keine konkreten Zahlen raus.
32:42Sie sagen aber, dass noch nie ein Zeuge im Zeugenschutz sein Leben gelassen hat.
32:46Das bedeutet also, der Zeugenschutz ist relativ effektiv.
32:49Das klingt ziemlich aufwendig und auch teuer.
32:52Gibt es Zahlen dazu? Was kostet so eine Zeugenschutzmaßnahme?
32:55Offizielle Zahlen gibt es heute nicht.
32:57Man könnte es hochrechnen aus amerikanischen Zahlen der 70er, 80er.
33:01Da waren es bis zu 100.000 Dollar pro Jahr.
33:03Und wenn Sie das alles auf den heutigen Wechselkurs umrechnen,
33:06dürften Sie so zwischen 500.000 und 600.000 Euro bis Dollar liegen.
33:10Ist das so eine Kosten-Nutzen-Rechnung am Ende?
33:13Richtig. Es ist eine, wenn Sie so wollen, Wette auf die Zukunft durch die Behörden.
33:18Wie investieren wir was in den Zeugen, damit wir am Ende möglicherweise eine Aussage bekommen,
33:22die uns in dem konkreten Ermittlungsverfahren weiterhilft.
33:25In unserem Fall ein hoher Wetteinsatz, der sich für die ermittelnden Beamten lohnen sollte.
33:29Denn was der Inhaftierte, der Kripo dann erzählte, war jeden Deal wert.
33:34Kurz darauf befragen die Berliner Kommissare den Mann in der Justizvollzugsanstalt in Bayreuth.
33:42Danke.
33:46Behrens, Kripo Berlin. Mein Kollege Zettler.
33:49Guten Tag, Herr Georgio.
33:50Ich bin Ihnen nicht sicher. Warum haben Sie mich noch nicht verlegt?
33:54Sie kommen nach unserem Gespräch in eine andere Haftanstalt. Unter neuem Namen.
33:57Ihr Anwalt ist den Vertrag doch mit Ihnen durchgegangen. Der Zeugenschutz läuft.
34:01Okay.
34:04Kommen wir zu den beiden Männern. Wann und wo haben Sie die kennengelernt?
34:08Etwa drei Jahre vor dem Mord an der Frau. Irgendwann 1990 in der Szene in Wedding.
34:14Also Spielhallen, Kneipen, Boxclubs und so. Die waren da jeden Tag unterwegs.
34:20Haben die da auch gearbeitet?
34:21Nee. Die hatten keine Jobs. Aber immer Geld.
34:25Woher?
34:26Habe ich mich ja auch gefragt. Irgendwann habe ich mitgekriegt, dass die Geld eintreiben. Für so einen Deutschen.
34:31Von dem haben Sie auch die Waffe bekommen und wollten ja auch ursprünglich, dass ich das mache.
34:39Hier.
34:40Nimm.
34:40Ich hätte das auch ohne Gips nicht gemacht. Ehrlich. Ich bring doch keinen um. Auch nicht für Geld.
34:49Aber Sie haben die Frau beobachtet. Für 200 Mark.
34:51Ja, aber zu solchen Typen sagt man auch nicht nein. Ich meine, die haben mir ja da schon gedroht. Also habe ich es gemacht.
34:59Ich habe drei Tage lang vor dem Haus der Frau gestanden. Die wollten sie zuerst dort umbringen, glaube ich. In ihrem Haus.
35:05Wir sind also zu dritt rein. Und da habe ich so viel Lärm gemacht, dass eine Nachbarin rausgekommen ist.
35:14Warum? Dachten Sie, die lassen von ihrem Plan ab?
35:18Ja, irgendwie schon. Aber dann haben sie den Deutschen angeschleppt. Und wir sind der Frau gefeuert bis zu diesem Autohaus.
35:26Den Deutschen?
35:28Wir machen es hier.
35:40Kann's gehen.
35:42Und damit war der Auftrag für Sie also erledigt?
35:44Ja. Ich bin dann mit der U-Bahn weitergefahren und habe die auch nicht mehr gesehen. Also vor dem Mord an der Frau.
35:51Wer von den beiden hat geschossen?
35:52Weiß nicht genau. Ich denke aber Panna. Der war zwar jünger, hat aber immer gesagt, wo es lang geht.
35:58Panna. Kurzform für Panna Giotis.
36:01Richtig. Der andere ist Atta von Athanasius.
36:05Nachnamen?
36:05Weiß ich nicht. Die finden sie aber. Die sind immer noch in der Szene unterwegs.
36:11Und der Deutsche, der Auftraggeber?
36:13Wilfried. Macht irgendwas mit Wohnungen oder Immobilien. Mehr weiß ich auch nicht.
36:20Ein Makler oder irgendwie sowas?
36:21Genau. Ich glaube, darum ist es auch gegangen. Irgendwie. Um die Wohnung der Frau.
36:28Wie? Um die Wohnung?
36:31Das müssen Sie jetzt schon erklären.
36:33Ach, ich habe nur mitbekommen, wie der Deutsche gesagt hat, dass sich die Wohnung besser verkaufen lässt, wenn sie leer ist.
36:41Herr Behrens, wir stehen jetzt vor dem Haus, um das es geht, mit der Wohnung von Frau Ebert, die gleichzeitig das Motiv darstellt, nachdem sie fünf Jahre lang gesucht haben.
36:53Das ist schon unglaublich.
36:54Tatsächlich ein unfassbares Motiv. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass Frau Ebert zum damaligen Zeitpunkt einen sehr niedrigen Mietzins hatte.
37:02Das heißt, sie hat keine 900 D-Mark für diese große Wohnung bezahlt und dann nach ihrem Tode die Wohnung für sage und schreibe 3000 Mark erneut weitervermietet wurde.
37:12Er schließt sich so ein bisschen tatsächlich die Motivlage der Täter.
37:17Der Vermieter hatte Frau Ebert auch Briefe geschrieben, hatte sie aufgefordert, die Wohnung aufzugeben, hatte ihr auch ein Angebot gemacht.
37:25Im Nachhinein konnten Sie da das Motiv schon erkennen?
37:28Rückblick betrachtet könnte man jetzt schon sagen, ja, es gab damals schon Hinweise.
37:31Allerdings wurde seitens des Vermieters und Eigentümers kein Druck entfacht.
37:36Das heißt, er hatte Frau Ebert gefragt, ob sie bereit ist, die Wohnung zu verlassen, hatte ihr eine nicht unmiträchtliche Summe dafür geboten.
37:43Das hatte sie allerdings abgelehnt. Sie hatte höhere Forderungen gestellt, auf die der Eigentümer und Vermieter dann letztendlich nicht eingehen wollte.
37:49Der Zeuge konnte keine Auskunft zum Aufenthaltsort der beiden Täter geben.
37:55Wie haben Sie die identifiziert und auch gefunden?
37:57Es bedurfte schon, sag ich mal, intensiver Ermittlungsarbeit, um Puzzleteile zusammenzuführen.
38:02Wir hatten dann teilweise nur einen Vornamen, wir hatten dann Anhaltspunkte, wo könnte die Wohnung in etwa gelegen haben.
38:07Diese ganzen Informationen zusammen haben dann letztendlich die Identifizierung ermöglicht.
38:12Wir haben dann festgestellt, dass einer der beiden ausführenden Täter tatsächlich noch in Berlin wohnhaft ist.
38:18Er konnte dann hier auch festgenommen werden. Der zweite Täter war in Griechenland zu dieser Zeit.
38:23Der Mann schweigt, äußert sich weder zu der Tat, noch zu seinem Mittäter oder dem Auftraggeber.
38:31Doch die Kripo hat sein Telefon schon Tage vor der Festnahme abgehört und weitere Zeugen befragt.
38:40Kurz darauf findet die Polizei den Namen des Maklers heraus und nimmt ihn an seiner Wohnadresse fest.
38:47Kann ich Ihnen helfen?
38:50Guten Tag, Behrens mein Name, von der dritten Mordkommission. Sind Sie Herr Peschel?
38:55Äh, ja, aber Mordkommission? Da muss es sich um eine Verwechslung handeln.
39:00Sie werden verdächtigt, den Mord an Karin Ebert in Auftrag gegeben zu haben.
39:03Sie haben das Recht zu schweigen und sich einen Anwalt hinzuzuziehen.
39:07Das hat mir gar nichts der Name.
39:09Wir nehmen Sie jetzt mit, okay?
39:10Okay.
39:10Wie gesagt, da haben Sie sicher den Falschen erwischt.
39:19Das glaube ich nicht, Herr Peschel.
39:22Wir haben unsere Hausaufgaben nämlich gemacht und wir wissen, dass Sie da mit drin hängen.
39:26Und zwar so richtig.
39:28Der Tatvorwurf gegen Sie lautet daher Anstiftung zum Mord.
39:31Also nein, damit habe ich nichts zu tun.
39:34Mir ist zwar bekannt, was da passiert ist, das stand ja auch überall in der Presse und im Fernsehen war es ja auch.
39:38Aber das waren ja wohl zwei Türken damals.
39:42Griechen.
39:44Panagiotis und Athanasius, auch bekannt als Panna und Atta.
39:48Wir wissen, dass die beiden Geld für Sie eingetrieben haben.
39:53Die beiden haben mir mal Sachen zum Kaufen angeboten, vermutlich Heelerware.
39:58Die brauchen immer Geld, aber das habe ich natürlich nicht gemacht.
40:02Die Wohnung von Frau Ebert, die gehört einem Orthopäden.
40:05Dr. Lenze.
40:08Sie waren Patient bei ihm.
40:11Kamen Sie beide so auf die Idee mit dem Mord?
40:13Nein, so war das nicht.
40:15Der Lenze hat damit nichts zu tun.
40:17Der kannte die beiden ja gar nicht.
40:19Ja?
40:20Wie war es dann?
40:21Der Lenze hat damals ein paar Immobilien gekauft.
40:24Ich habe ihn beraten, sozusagen.
40:26Dabei hat er sich dann irgendwann mal beklagt, dass die Frau kaum Miete bezahlt und ob ich die Wohnung für ihn verkaufen könnte.
40:31Hm, also haben Sie sich die Wohnung von Frau Ebert angeschaut?
40:35Ja, ich war einmal dort.
40:38Schönes Objekt.
40:39Aber keine Chance bei der geringen Miete.
40:41Die wollte keiner.
40:42Der Lenze, der hat der Frau sogar Geld geboten, dass sie auszieht.
40:4650.000 Mark.
40:49Das war ihr zu wenig, das muss man sich mal vorstellen.
40:52Es ist ja nicht so, als ob der Lenze oder irgendwer gesagt hätte, es gibt nur eine Lösung.
40:56Verstehen Sie?
40:57Nein, verstehe ich nicht, ehrlich gesagt.
40:59Verstehe ich auch nicht.
41:00Man denkt halt laut nach, dass die Wohnung sich besser verkaufen würde, wenn sie leer wäre, zum Beispiel.
41:06Leer war sie ja dann. Aber erst nach dem Mord.
41:10Der Makler hatte gehofft, die Wohnung teuer verkaufen zu können, um die entsprechende Provision zu kassieren.
41:16Und so hat er, wohl auf eigene Faust, die Mieterin aus dem Weg räumen lassen.
41:21Herr Peschel, ich frage Sie jetzt noch einmal ganz direkt.
41:23Hat dieser Herr Lenze den Mord bei Ihnen oder direkt bei den beiden Männern in Auftrag gegeben?
41:29Nein.
41:29Also haben Sie auf eigene Faust gehandelt und die beiden Männer engagiert, damit Sie Karin Eberter schießen?
41:34Nein, wie oft denn noch?
41:35Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Und der Lenze auch nicht.
41:42Jetzt möchte ich auf meinen Anwalt warten.
41:44Wenn eine Wohnung verkauft wird und dann über einen Makler, kassiert der natürlich eine Maklerprovision.
41:49Von daher war es aus unserer Sicht dann auch nur logisch, dass dann in den Gerichtsverhandlungen es zur Verurteilung der beiden ausführenden Täter als auch des Maklers gekommen ist.
42:04Aufgrund aller Zeugenaussagen und der Gesamtumstände werden der Schütze und der Makler zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes und Anstiftung zum Mord verurteilt.
42:15Zwei Jahre später wird ihr Komplize nach Jugendstrafrecht wegen gemeinschaftlichen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt.
42:25Dem Eigentümer von Karin Eberts Wohnung konnte eine Tatbeteiligung nie nachgewiesen werden.
42:32Im Rahmen der Ermittlungen waren dann letztendlich eine Vielzahl von Zeugen gehört worden, die alle letztendlich durch ihre Aussage mitgeholfen haben, die Tat zu klären.
42:40Aber es gab halt keine Geständnisse von den Tätern, sodass es dann in einem doch recht lange dauernden Indizienprozess zur Verurteilung der Täter kam.
42:57Über vier Jahre nach dem Tod von Karin Ebert konnte der Mord endlich geklärt werden.
43:03Vier weitere Jahre später saßen alle Täter hinter Schloss und Riegel.
43:06Es bleibt ein erschütternder Fall mit einem nach wie vor unglaublichen Motiv.
43:11Das war XY gelöst. Mein Name ist Sven Voss.

Empfohlen