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  • 23.6.2025
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Transkript
00:00Als Hitler in Österreich einmarschiert, ist Robert Wolf nach Prag ausgewichen und arbeitet dort im politischen Untergrund.
00:09Seine Frau ist mit ihrer Tochter, dem Organisten Manuel Hohler, in die Schweiz gefolgt.
00:14Susanne und ihr Mann haben Probleme mit ihrem neu erworbenen Gasthof und Vater Vollmer ist inzwischen pensioniert.
00:30Was hättest du getan, wenn der Zug Verspätung gab?
00:42Dann hätte ich versucht, dass der Busfahrer wartet, in meinem perfekten Italienisch.
00:47Italienisch?
00:49Ja, hier spricht kaum einer Deutsch, die sprechen nicht mal Schweizerdeutsch.
00:53Wie kannst du dich dann mit den Leuten unterhalten?
00:55Mühsam, aber allmählich geht's, schau, ich bin hier in Übung.
01:01Erst musste ich Französisch lernen, dann Wienerisch, dann hab ich mir auf Tschechisch die Zunge zerbrochen.
01:06Naja, und jetzt lerne ich eben Italienisch, verdanke ich alles unserem Führer.
01:12Ach, Vicky, ich freue mich ja so, dich wiederzusehen.
01:17Wie lange haben wir uns nicht gesehen?
01:20Das lässt sich leicht nachrechnen.
01:22Die Rieke ist jetzt sechs.
01:25Wir kennen uns nur von Fotos.
01:28Ja, aber das wird sich jetzt hoffentlich ändern.
01:31Du musst uns jetzt jedes Jahr einmal besuchen.
01:34Oder du uns.
01:36Du kennst hier noch gar nicht unser Hotel.
01:38Und Vater würde sich auch so freuen.
01:43Ich bin schon so neugierig auf Manuel.
01:46Und auch dein Haus.
01:49Mein Haus, ja.
01:51Es ist übrigens ein ehemaliges Kloster.
01:53Ein Kloster?
01:54Ja, warum?
01:56Ich hätte nie gedacht, dass du noch mal in einem Kloster landen würdest.
02:04So, komm rein.
02:05Hier lebst du.
02:06Buongiorno, Signora.
02:08Ja, und das hier ist Signorina Zampieri aus dem Geschlecht der Haustrache.
02:12Was?
02:12Ja, ich versuche seit einem Jahr, sie zu domestizieren, leider mit nur wechselndem Erfolg.
02:18Guten Tag.
02:19Buongiorno, Signora Bombach.
02:21Sie hat permanent Angst, ich könnte Manuel von der Arbeit abhalten.
02:24Aber willst du nicht ablegen?
02:26Sie versteht kein Wort Deutsch.
02:28Du brauchst keine Angst zu haben.
02:30Mach doch nicht mal den Versuch.
02:31Komm.
02:32Und wo ist denn nun Manuel?
02:36Oder ist er gerade...
02:37Nein, er ist da, aber er arbeitet.
02:38Sein nächstes Konzert ist in 14 Tagen.
02:41Ach ja?
02:41Ja.
02:41Und was willst du trinken, meine liebe kleine Frau Bombach?
02:48Und hier werden wir schlafen, das heißt, falls wir nicht die Nacht durchquatschen.
02:54Aber ist das nicht euer Schlafzimmer?
02:55Ja.
02:56Und am Anfang hat die Zampieri immer die Betten auseinandergerückt, weil wir doch nicht verheiratet sind.
03:03Nein, das möchte ich nicht.
03:04Das Haus hat doch sicher auch noch andere Zimmer.
03:06Ja, natürlich jede Menge, aber Manuel arbeitet sowieso nachts.
03:10Das heißt heute wahrscheinlich nicht, aber im Prinzip.
03:12Na siehst du, ich möchte auf keinen Fall durch meinen Besuch Umstände machen.
03:15Susanne, dein Besuch dauert nur eine Woche und die werden wir Tag und Nacht miteinander verbringen.
03:19Ist das klar?
03:20Manuel wird mich hassen.
03:22Also das Gefühl ist ihm vollkommen fremd.
03:24Und außerdem hat er im Moment wirklich viel zu tun mit seinem heiligen Erasmus und Mauritius.
03:29Mit wem?
03:30Na das, was er komponiert.
03:32Einem Gemälde von Matthias Grünewald nachempfunden.
03:34Also, kurz gesagt, abendländisches und exotisches ins heutige übertragen.
03:41Aha.
03:44Mein Gott, ist das hier schön.
03:46Von diesem Panorama kann man doch nur träumen.
03:49Aber manchmal können einem die Berge ganz schön auf die Pelle rücken.
03:54Wie meinst du das?
03:57Susanne, sie können einem Angst einjagen.
04:00Es gibt hier Stimmungen, da hat man permanent Gänsehaut.
04:05Hühnerhaut, wie es auf Schweizerdeutsch heißt.
04:08Ich meine, jetzt im Frühjahr ist es besser, aber im Winter, das Tal ist so eng, da kommt kaum Sonne rein.
04:15Warum lebt ihr dann hier?
04:19Man sagt doch, dass Tessin wäre so schön.
04:21Ja, aber weißt du, Manuel ist hier aufgewachsen.
04:27Hier ist sein Haus.
04:29Da drüben ist seine Kirche und seine Orgel.
04:32Ich dachte nur...
04:32Sei mal still, vielleicht können wir ihn spielen hören.
04:37Ich glaube, das ist er nicht.
04:39Um halb vier bringe ich Manuel immer seinen Kaffee.
04:53Kommst du mit?
04:58Ja.
05:00Das ist er also.
05:02Der berühmte Manuel Bula.
05:04Sieht doch auch schon von hinten sehr eindrucksvoll aus, oder?
05:07Kann er sich nicht mehr umdrehen?
05:10Leider nein.
05:11Ich fürchte, da müssen wir uns schon nach oben gehen.
05:18Halb vier.
05:19Mhm.
05:19Dein Kaffee ist pronto.
05:21Und außerdem darf ich vorstellen, das ist Susanne Bombach, meine kleine Schwester.
05:26Wie schön.
05:26Sind Sie gut angekommen?
05:27Wie war die Reise?
05:28Danke, gut.
05:29Aber wollen wir nicht du sagen?
05:33Sehr gern.
05:34Allerdings muss ich dich tadeln, Viktoria.
05:38Ja, warum?
05:39Du hast mir verschwiegen, dass deine kleine Schwester eine Schönheit ist.
05:44Und mir hat sie verschwiegen, dass Manuel Hohler ein Charmeur ist.
05:47Also, wenn ihr fertig seid mit Komplimenten, dann darf ich vielleicht eingießen.
05:50Macht das.
05:51Ich spiele euch jetzt mal ein neues Thema vor.
05:54Daran sollte ich die Nachwelt die Zähne ausbeißen.
05:56Teuflisch leh.
05:58Pardon.
05:58Das sollte man eigentlich von einem frommen Stück nicht sagen.
06:12Frommes Stück, das klingt doch sehr lustig.
06:15Natürlich, wir sagten, dass fromm sein gleichbedeutend mit Ernstsein ist.
06:20Manchmal bekomme ich allerdings auch Schwierigkeiten.
06:23Wieso?
06:23Der Chordirektor von Lenzer Heide ist ein guter Freund von mir.
06:29Er bat mich einmal ein Orgelkonzert zu geben, zur Erbauung der Gäste.
06:33Da habe ich dann leider nicht nur Bach, sondern auch eigene Kompositionen gespielt.
06:38Wieso leider?
06:40Der Pfarrer fand meine Musik unangemessen.
06:44So werde ich wohl in seiner Kirche nicht mehr spielen dürfen.
06:47Hat dir übrigens die Zampieri verraten, was es zur Feier des Tages zu essen gibt?
06:53Wirklich toll.
06:55Die Musik?
06:56Das hätte ich mir ja denken können.
06:57Was hättest du dir denken können?
06:59Der Mann, für den du Robert verlassen hast, musste ja außergewöhnlich sein.
07:02Ja.
07:03Habt ihr nie an Heirat gedacht?
07:05Susanne, ich bin nicht geschieden.
07:07Ja, ich weiß, aber stehst du mit Robert noch in Verbindung?
07:11Mit Robert?
07:12Ja, er ist jetzt wieder in Paris und...
07:15Ach, erzähl, wie geht's Vater?
07:17Du meinst, wie er sich mit seinem Ruhestand zurechtfindet?
07:20Du, der ist äußerst aktiv.
07:22Der hält jetzt Meisterkurse ab.
07:24Da gibt er sogar politischen Unterricht.
07:26Politik?
07:27Na, das macht ihm ja bestimmt Spaß, wie ich ihn kenne.
07:30Ja.
07:30Kannst du dich noch erinnern, wie er uns mit seinen politischen Vorträgen das Frühstück vermisst hat?
07:35Wieso vermisst?
07:36Er hat sich halt politisch auf dem Laufenden gehalten.
07:37Ist doch nicht schlecht, oder?
07:39Es ist bloß schade, dass er 33 die falschen Schlussfolgerungen gezogen hat.
07:43Ist Werner in der Partei?
07:45Natürlich, muss er doch.
07:47Wieso muss er?
07:48Ortsgruppenleiter Großhäusers, einer unserer wichtigsten Stammgäste.
07:51Verstehst du?
07:53Er und seine Freunde geben viel Geld bei uns aus.
07:56Ah ja.
07:57Dann natürlich.
08:02Aber wir hatten doch gesagt, keine Politik, nicht wahr?
08:07Entschuldige, Susanne.
08:10Keine Politik.
08:12Ich wollte dich mal was fragen.
08:15Bitte?
08:15Bin ganz ohr.
08:17Glaubst du an Gott?
08:20Wie kommst du denn darauf?
08:22Weil wir eben in der Kirche waren.
08:26Letztes Jahr, da war ich doch so lange krank.
08:29Da hatte ich viel Zeit nachzudenken.
08:30Ich glaube, man braucht etwas, woran man sich halten kann.
08:35Und jetzt gehe ich wieder viel öfter in die Messe.
08:40Ich nicht.
08:43Ich bin tief enttäuscht von der Kirche.
08:46Die lassen doch so viel Unrecht zu.
08:49Die tun auch nichts, wenn man die Leute einfach ins KZ steckt.
08:52Bloß weil sie eine andere Meinung haben.
08:55Und Manuel, ist der religiös?
08:56Manuel.
09:01Auf seine Weise, sehr sogar.
09:06Buonasera.
09:08Siehste, hier kann man freundlich grüßen und kriegt nicht mal eine Antwort.
09:15Ich wollte dich auch was fragen.
09:17Ja?
09:18Werner und du, seid ihr glücklich?
09:21In eurer Ehe, meine ich.
09:23Aber das habe ich dir doch oft genug geschrieben.
09:24Du hast von eurer Arbeit geschrieben, also vom Restaurant, von deinem Kind.
09:30Ich meine, das hat sich immer alles sehr gut angehört, aber...
09:32Ich liebe meinen Mann.
09:34Du weißt, ich habe ihn lange warten lassen.
09:37Ich habe meinen Gefühlen nicht getraut.
09:40Und viele haben geglaubt, ich hätte nur geheiratet, damit mein Kind einen Vater hat.
09:45Das war vor acht Jahren.
09:47Aber inzwischen ist mir klar geworden, ich liebe ihn.
09:53Und er mich auch.
09:56Und von Jahr zu Jahr wird es mehr.
10:00Ich bin sehr dankbar für so viel Glück.
10:02Ich freue mich für dich.
10:05Und ich mich für dich.
10:07Weißt du, wir haben nächtelang darüber gesprochen.
10:09War das richtig, dass du Robert verlassen hast?
10:13Aber einem so starken Gefühl muss man wohl nachgeben.
10:17Dann ist alles einfach.
10:19Einfach.
10:20Aber Vicky, seit ich dich kenne, behauptest du, Deutschland steht unmittelbar vor Kriegsausbruch.
10:30Stimmt doch.
10:31Und, haben wir Krieg?
10:34Noch nicht.
10:36Aber es reicht doch, dass die Nazis drauf lossteuern.
10:39Aber die Nazis.
10:41Auch so ein Schlagwort.
10:42Das sind hauptsächlich Menschen wie du und ich, Maichi.
10:45Die wollen leben und leben lassen.
10:47Ihr Niveau ist vielleicht ein wenig kleinbürgerlich.
10:51Aber sonst?
10:53Da ist mir doch neulich etwas passiert.
10:55Wo war das nur, Erinner?
10:57Eisleben, ja.
10:58Geburtstadt Luthers.
11:00Also, ihr müsst euch das vorstellen.
11:03Ein Orgelkonzert mit Werken von Schütz und Bach.
11:05Alles tot ernst.
11:07Andächtig.
11:08Treudeutsch, sagt man ja wohl.
11:11Die örtliche Nazi-Prominenz streng ausgerichtet nach brauner Hierarchie.
11:15Und anschließend wurde im selben Konzertsaal Sekt gereicht.
11:24Ich habe amerikanischen Jazz gespielt.
11:28Und was sich dann abspielte, so etwas von Entfesselung und Begeisterung, kann man sich nicht vorstellen.
11:33Nazis.
11:35Das sind Übergangserscheinungen.
11:37Manuel, du bist naiv.
11:41Lieb und naiv.
11:43Wie du meinst, Maichi.
11:45Hauptsache, ich behalte recht.
11:47Schmeckt's?
11:48Sehr gut, vielen Dank.
11:50Du musst ja eigentlich sehr verwöhnt sein.
11:52Dein Mann, der muss ja ein Künstler sein in der Küche, nach allem, was die Lickeser erzählt.
11:56Ja, das stimmt.
11:58Leider wird es immer schwieriger, die Qualität zu halten.
12:01Und vieles kriegt man heute nur noch durch Beziehung.
12:03Na, die habt ihr ja wohl.
12:05Wie heißt euer Ortsgruppenleiter?
12:12Ich fürchte, der Abend war nicht sehr gelungen.
12:19Wieso?
12:21Das Essen war doch sehr, sehr gut.
12:22Ich meine das Gespräch.
12:28Immer wenn ich mit Manuel über Politik rede, bekommen wir Streit.
12:34Warum tust du es denn?
12:37Ich dachte, ein Grund, warum du von Robert weg bist, war die Politik.
12:41Ja, aber nicht so, wie du meinst.
12:48Ich habe einfach die Angst nicht mehr ausgehalten, dass die Nazis ihn irgendwann schnappen.
12:54Deswegen habe ich versucht, ihn davon abzubringen, dass er sich politisch betätigt.
13:01Aber er konnte nicht anders.
13:05Und du kannst auch nicht anders.
13:07Und sonst?
13:19Was sonst?
13:22Abgesehen von der Politik.
13:27Da ist alles in Ordnung.
13:29Und wenn ich dich jetzt dasselbe frage, wie du mich?
13:37Was?
13:40Seid ihr glücklich, du und Manuel?
13:48Ich weiß es nicht.
13:55Was weißt du noch?
13:59Ich gebe mir solche Mühe, alles richtig zu machen.
14:05Aber was machst du denn falsch?
14:11Manuel braucht mich nicht.
14:16Aber du hast doch gesagt, er liebt dich.
14:22Er hat seine Musik.
14:24Manuel braucht keinen Menschen.
14:32Deswegen kann er ja hier leben.
14:36Weißt du, für einen Mann ist der Beruf das Wichtigste im Leben.
14:41Das muss man irgendwann einsehen und verstehen.
14:44Ich bin so entsetzlich allein, Susanne.
14:59Sprecht ihr manchmal darüber?
15:02Ja.
15:05Manuel nimmt uns ja auch zu jedem Konzert mit.
15:08Aber wenn Rieke jetzt in die Schule kommt...
15:14Ich weiß.
15:18Ich bin undankbar.
15:21Manuel tut alles für uns, aber er braucht uns nicht.
15:29Weißt du, ich habe eine Idee.
15:31Wenn Manuel seine nächste Reise macht, kommst du zu uns.
15:37Wir würden uns darüber so freuen.
15:39Und Vater auch.
15:41Und dann hast du Zeit zu überlegen,
15:44ob du zu Manuel zurückgehen willst oder nicht mehr.
15:47Nein, Susanne.
15:53Ich habe eine Entscheidung getroffen, die ich für richtig hielt.
15:58Und es ist mir nicht leicht gefallen, von Robert wegzugehen.
16:02Das kannst du mir glauben.
16:07Aber du kennst mich doch.
16:12Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe...
16:14Du hast es doch auch geschafft, in deiner Ehe.
16:34So, meine Herren, dann wollen wir uns die Damen mal ansehen.
16:44Wer ist in der Sitz?
16:55Ich.
16:56Durchaus achtbar, Herr Biermann.
16:59Die Nackenrolle ist vielleicht ein bisschen üppig, aber ich...
17:02Ich bin der Meinung, wir schneiden heute nicht mehr so kurz, Kreishandwerksmeister.
17:06Die 20er Jahre sind überwunden.
17:08Wo haben Sie eigentlich Ihre Lehrzeit absolviert, Herr Biermann?
17:12Im Frisiersalon Vollmann.
17:14Aha.
17:16Dann ist Herr Biermann im wahrsten Sinne des Wortes Ihr Meisterschüler, Herr Vollmer.
17:21Dann interessiert mich aber, wie Sie in den anderen Fächern stehen, Herr Biermann.
17:28Buchführung.
17:29Leider nicht so erfreulich benotet.
17:32Bleibt noch das nationalpolitische Wissen.
17:36Aber, aber, Herr Biermann.
17:37Sie wissen nicht, welche Mitgliedsnummer der Führer in der Partei hat?
17:40Nummer eins habe ich doch hingeschrieben.
17:42Leider falsch.
17:43Adolf Hitler hat die Mitgliedsnummer sieben.
17:45Das weiß doch jedes Schulkind.
17:46Aber ich bin kein Schulkind, Kreishandwerksmeister.
17:49Herr Biermann, bitte.
17:50Haben Sie denn niemals meinen Kampf gelesen?
17:51Da steht es doch drin.
17:52Nein.
17:53Ist mir zu hoch.
17:54Ich bin Friseur und kein Geschichtsprofessor.
17:56Herr Biermann, ich muss doch wirklich sehr bitten.
17:57Wie ich sehe, sind Sie seit 1928 in der S.A.
18:01und deswegen...
18:01Alter Kämpfer.
18:02Jawohl.
18:04Als andere noch die Schulbank gedrückt haben,
18:05habe ich mich mit den Kommunisten herumprügeln müssen.
18:08Wie ich sehe, haben Sie von 15 Fragen nur 5 beantwortet.
18:11Und davon 3 auch noch falsch.
18:13Es tut mir leid, aber ich habe mir wirklich die größte Mühe gegeben.
18:18Tja, das tut mir dann auch leid für Sie.
18:21Verzeihen Sie, aber das ist ja geradezu ein niederschmetterndes Ergebnis.
18:25Ich möchte daraus meine Konsequenzen ziehen.
18:27Aber wieso denn?
18:27Das Ergebnis ist ja befriedigend.
18:29Befriedigend nennen Sie das.
18:31Von 21 Prüflingen nur 4 den Meisterbrief bekommen.
18:34Für mich der Aufgabe nicht mehr gewachsen.
18:36Befriedigend meine ich im Sinne der Staatsführung.
18:39Herr Vollmer, Sie sind ein Mann mit politischem Weitblick.
18:41Lassen Sie uns offen miteinander reden.
18:43Ich brauche Ihnen nicht zu sagen,
18:44dass Deutschland unter Arbeitskräftemangel leidet.
18:47Besonders in der Rüstungsindustrie.
18:50Da kann es doch nur im Sinne der Staatsführung liegen,
18:53dass möglichst viele kleine Handwerksbetriebe aufgeben.
18:56Verstehen Sie?
18:57Und dass dadurch die Arbeitskräfte für die Industrie freigesetzt werden.
19:02Das ist doch nur logisch.
19:05Herr Biermann wird im Volkswagenwerk arbeiten.
19:08Soll das der Sinn der neuen Handwerksordnung sein?
19:10Wenn Sie es genau nehmen wollen?
19:11Ja.
19:13Ja, aber...
19:14Wäre es da nicht ehrlich und anständiger,
19:16man würde die notwendigen Arbeitskräfte...
19:19Ja, wie soll ich sagen?
19:21Einfach Dienst verpflichten,
19:22zwangsweise in die Rüstungsindustrie einschleusen.
19:24Das geht nicht, Herr Vollmer.
19:26Warum denn nicht?
19:26Wir sind nicht in Russland.
19:29Bei uns im nationalsozialistischen Deutschland
19:31gibt es keine Zwangsarbeit nach bolschowistischem Muster.
19:34Dann habe ich Ihnen den ganzen Krempel vor die Füße geschmissen.
19:37Wollen Sie doch sehen, wo Sie in der Lehrkraft herquingen.
19:40Fritz.
19:40Mit mir nicht, Annette.
19:43War das nicht ein bisschen unklug, Fritz?
19:45Unglug.
19:48Wenn man Zwang anwendet,
19:49dann soll man das offen sagen
19:50und sich nicht hinter fingierten Prüfungsergebnissen verschanzen.
19:53Macht sich denn keiner Gedanken darüber,
19:54wie deprimierend das für die Prüflinge ist?
19:57Eine Schande ist das.
19:58Du darfst dich nicht so gehen lassen, Fritz.
20:00Das ist meine Meinung.
20:02Und die wird man wohl auch offen sagen dürfen.
20:04Natürlich.
20:04Aber man muss doch nur nicht mit aller Gewalt anecken.
20:07Komm, setz dich.
20:09Ich bring dir ein Obst, glaube ich.
20:10So beruhige.
20:11Sieh mal, Fritz, ein paar Handwerksbetriebe haben zumachen müssen.
20:15Ist denn das nun so weltbewegend?
20:18Es gibt doch noch genügend andere.
20:19So.
20:21Die müssen zumachen.
20:22Ausschluss vorbei.
20:24Weißt du, wann ich das schon mal gehört habe?
20:26Vor 1933.
20:29Da hat sich auch keiner um uns gekümmert.
20:31Da kommt ein ruhig verretnerst, kleiner Handwerksmeister.
20:33Und dann hat Hitler gesagt, er will den Mittelstand stärken.
20:36Das hat er doch auch.
20:38Geht's dir schlecht?
20:39Nein, natürlich nicht.
20:41Aber wir konnten, um die Führung dazu, uns auf kalten Wege aus der Produktion auszuschalten.
20:46Das ist ungerecht.
20:49Rücksichtslos.
20:50Da werden feierliche Versprechungen nicht eingehalten.
20:53Das ist wie mit der Tschechoslowakei.
20:55Also, was hat die Tschechoslowakei mit deinen Meisterkursen zu tun?
20:59Sehr viel.
21:01Wer hat denn vor einem Dreivierteljahr gesagt, dass Soldatenland wäre der letzte Gebietsanspruch?
21:05Fritz, bitte reg dich nicht so auf.
21:07Ich habe manchmal richtig Angst um dich.
21:08Und wer ist nach Böhm einmarschiert?
21:09Fritz, die deutsche Wehrmacht.
21:12Auf Befehl Hitlers.
21:13Also, Fritz, das verstehst du nicht.
21:15Das ist wegen der Einkreisungspolitik.
21:16Ach, was Einkreisungspolitik?
21:19Wortbruch ist das!
21:21Das geht gegen Troll und Glauben.
21:23Damit, damit versündigt man sich gegen Recht und Ordnung.
21:26Fritz, was ist denn?
21:27Ist das nicht gut?
21:28Das ist nichts, nichts zu sein.
21:32Pass auf mich, das ist es.
21:33Ich muss mal zum Arzt gehen.
21:35Ach, sieh mal, Fritz.
21:37Wir haben doch nur noch ein paar gute Jahre vor uns.
21:41Der Führer hat bis jetzt alles geschafft.
21:44Die Leute haben gemeckert, aber hat Recht behalten.
21:47Und das mit der Tschechoslowakei, das musste wahrscheinlich sein.
21:50Wir sind doch sonst umgeben vom feindlichen Ausland.
21:52Im Westen die Franzosen, unser Erbfeind.
21:57Und im Osten die Sowjetrussen.
21:59Stell dir doch mal vor, dem Stalin fällt es plötzlich ein,
22:01uns aus heiterem Himmel zu überfallen.
22:12Viktoria!
22:13Oh, die Friderike!
22:15Mein Gott, wie so groß geworden!
22:17Kommt rein, Fritz, du hast Besuch!
22:19Viktoria ist da!
22:20Viktoria, Kind!
22:21Warum hast du denn nicht geschrieben?
22:25Na, wir hätten euch doch vom Bahnhof abgeholt, Friederike!
22:28Weißt du, ich habe mich ganz plötzlich zu dieser Reise entschlossen.
22:31Sonst hätte ich natürlich telefoniert.
22:33Ja, und an der deutschen Grenze hat es da keine Probleme gegeben.
22:36Nein, die haben nicht mal gemerkt,
22:38dass mein Pass schon seit zwei Jahren abgelaufen ist.
22:40Und auch nicht wegen Friederike?
22:42Wegen Rieke?
22:43Ja?
22:44Nein, auch nicht.
22:47Dürfen wir uns setzen, wir sind seit zwei Stunden unterwegs.
22:50Komm, Fritz, komm!
22:51Habt ihr Hunger?
22:52Na klar!
22:53Stell dir vor, wir haben heute schon Lebensmittelkarten bekommen.
22:55Ich mache euch gleich ein paar Brote her.
22:57Kommst du mit mir in die Küche?
22:58Ja.
22:58Schön, komm.
22:59Siehst du deinen Mantel aus?
23:00Genau.
23:05Danke.
23:05Ja.
23:11Willst du mir ein bisschen?
23:15Na nun, frag mich schon.
23:16Wie lange bleibst du?
23:23Ich gehe nicht mehr zurück, Vater.
23:27Ja.
23:31Susanne hat dir schon einige Andeutungen gemacht.
23:33Ich habe immer versucht, Verständnis für meine Töchter zu haben.
23:41Aber, als du Robert verlassen hast, und nun das,
23:51nur du wirst ja wissen, was du tust.
23:54Wie immer.
23:55Vater, ich glaube, ich war noch nie so verzweifelt.
24:08Wenn die Rieke nicht wäre, ich...
24:11Kind, versündige dich nicht.
24:17Und keine Angst, ich...
24:19Ich bin noch dazu viel zu feig.
24:24Und was sollen wir denn?
24:29Susanne hat angeboten, dass wir bei ihr wohnen können.
24:34Ich kann ihr im Hotel helfen.
24:36Für die erste Zeit jedenfalls.
24:38Ja.
24:38Frau Drosch hat gesagt, es gibt wichtige Nachrichten im Radio.
24:47Von den polnischen Gräueltaten habt ihr doch hoffentlich auch in der Schweiz gehört.
24:51Gestern sind sie in Bromberg in eine volksdeutsche Wohnung eingedrungen
24:54und haben blindlings um sich geschossen.
24:56Vater, Mutter, zwei Kinder auf der Stelle tot.
24:58Ist das nicht schrecklich?
24:59Das gibt Krieg.
25:00Und sie vergab dem Führer und Reichskanzler ein Memorandum.
25:10Danach hat sich die königlich-britische Regierung gegenüber der deutschen Regierung bereit erklärt,
25:15ihre Vermittlung zu direkten Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen
25:19über die strittigen Probleme zur Verfügung zu stellen.
25:22In ihrer Antwortnote hat sich die deutsche Reichsregierung im Interesse des Friedens bereit erklärt,
25:29die englische Vermittlung anzunehmen.
25:31Das ist die Lösung.
25:33Englisch-deutsche Vermittlung.
25:34Der Reichskanzler an seiner Auffassung...
25:35Viktoria, es kommt doch nichts im Krieg.
25:36...die polnischen Provokationen unerträglich beworben.
25:38Ausgesetzt, dass Hitler nicht in Polen einmarschiert.
25:40Nun wurden in der vergangenen Nacht volksdeutsche Flüchtlinge,
25:43die bei...
25:44Die polnischen Gräueltaten immer ärger werden.
25:46Hört und hört!
25:46...die polnischen Grenzbeamten mehrfach beschossen,
25:48nachdem sie sich vorher auf deutschem Boden in einem Getreidefeld verborgen gehalten hatten.
25:53Dabei kamen drei Volksdeutsche ums Leben.
25:56Am Morgen wurden deutsche Zoll- und Grenzbachbeamte
25:59auf deutschem Gebiet nahe dem Zollamt Neuberstein
26:01von einer polnischen Formation heftig unter Feuer genommen.
26:05Hitler hat ein fabelhaftes Propagandaministerium.
26:08Schluss jetzt!
26:09Radio aus!
26:11Jetzt ist doch schließlich eine Familie!
26:15So.
26:17Und nun sollen wir auf deine glückliche Heimkehr anstoßen.
26:19Nichts besuchen!
26:28Victoria?
26:30Victoria?
26:34Ja, mein Auto.
26:36Oh, oh, oh.
27:06Ich habe damit wieder jeden Rock angezogen, der mir einst selbst der heiligste und teuerste war.
27:26Ich werde ihn nur ausziehen nach dem Sieg oder ich werde dieses Ende nicht erleben.
27:36Als nationalisches Recht und als deutscher Soldat gehe ich in diesem Kampf mit einem starken Herzen hinein.
27:45Mein ganzes Leben war nichts anderes als ein einziger Kampf für mein Volk, für seine Wiederauferstehung, für Deutschland.
27:53So, wir wollen ein Essen, ja?
28:00Deutschland, Sieg heil!
28:02Sieg heil!
28:03Habt ihr nicht gehört? Sieg heil!
28:05Sieg heil!
28:06Äh, Frau Susanne, bringen Sie mir doch bitte noch ein Viertel.
28:09Moment.
28:10Wer ist denn das?
28:12Meine Schwester, Herr Ortsgruppenleiter.
28:14Sagen Sie doch nicht immer Ortsgruppenleiter zu mir.
28:17Ich heiße Erich.
28:18Theresa?
28:25Es ist Krieg.
28:27Ja, ja, natürlich.
28:30Ich muss noch die Speisekarten schreiben.
28:32Das ist ja Zeit. Wir essen erst mal.
28:34Ja, macht mal.
28:37Ach, Herr Ortsgruppenleiter, wie ist das eigentlich mit der Verdunklung?
28:41Dürfen die Wirtshaus-Schilder auch nicht mehr angeleuchtet werden?
28:43Totale Verdunklung, Herr Bobach.
28:45Ist aber schlecht für den Geschäftsgang.
28:47Gibt's denn eine Entschädigung?
28:48Ein Monat, höchstens zwei, und wir sind mit dem Polen fertig.
28:51Ja, na.
28:51Sieg heil, Herr Ortsgruppenleiter.
28:53Dankeschön, Theresa.
28:55Ich bin Optimist.
28:56Damit habe ich schon immer recht behalten.
28:57Schon 33.
28:58Werner?
28:59Was geht Ihnen mit mir?
29:01Ja.
29:02Das ist also Ihre Schwägerin.
29:05Wie heißt sie noch gleich?
29:06Viktoria.
29:07Nein, nein, ich meine mit dem Nachnamen.
29:08Wolf.
29:09Viktoria Wolf.
29:10Ah, ja.
29:10Ich möchte dir den Ortsgruppenleiter vorstellen.
29:20Großholz.
29:22Freut mich.
29:23Er hatte ein paar Fragen.
29:24Vielleicht kann er dir helfen.
29:26Fragen?
29:27Wie mir Ihre Schwester sagt, sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?
29:30Ja.
29:32Wie lange waren Sie denn weg?
29:34Sechs Jahre.
29:35Sechs Jahre?
29:36Ist denn da Ihr Pass noch gültig, Frau Wolf?
29:42Ich glaube, Sie sind noch nicht richtig bei uns gemeldet.
29:45Ich frage wegen der Anmeldung für die Lebensmittelkarten.
29:49Wo waren Sie denn so lange?
29:52Ich war in der Schweiz.
29:53Schweiz.
29:54Ja, die Schweiz ist groß.
29:56Natürlich nicht so groß wie Großdeutschland.
29:58Ich habe meiner Schwester geraten, zurückzukommen, weil Sie verstehen, Herr Großholz, bei dem Arbeitskräftemangel, jetzt wo die meisten Männer einrücken müssen, Eingehilfe von uns ist schon eingezogen.
30:09Und außerdem, du hast doch längst eingesehen, dass es ein Fehler war, Deutschland zu verlassen, nicht, Vicky?
30:13Bitte?
30:14Schön, schön.
30:15Dann kommen Sie mal morgen zu mir auf die Ortsgruppe, damit ich Ihnen einen vorläufigen Ausweis ausstellen kann.
30:20Ja.
30:20Und jetzt trinken wir einen auf meine Rechnung.
30:23Der Krieg muss doch gefeiert werden.
30:25Prost, der Auskunft leider.
30:26Prost.
30:27Prost.
30:27Prost.
30:27Prost.
30:50Prost.
31:20Wie ist doch dritte Etage, Herr Oberst?
31:25Naja, hoffentlich ist die Dame auch zu Hause.
31:27Ja, nicht was Sie, denke ich, Herr Zimmerling.
31:29Ich möchte nur die Adresse eines Kameraden erfahren aus den Ruhrtagen.
31:32Habe ich seit 34 nicht mehr gesehen.
31:34Soll ich Sie begleiten, Herr Oberst?
31:35Nein, nein, ich nüge.
31:36Ach, machen Sie doch mal einen kleinen Abstecher ins Schuhhaus.
31:39Soll ja bemerkenswert hübsche Mittige in hier Baden-Wagen.
31:42Werde mein Bestes tun, Herr Oberst.
31:44Naja, also Sie als dekorierter Polenkämpfer haben ja sicher alle Chancen.
31:48Also Sie haben ja gehört.
31:49Ab ins Kuhhaus.
31:57Entschuldigung.
32:03Na bitte, was ist los?
32:05Verzeihen Sie mir, die Frau, dass ich so unangemeldet erscheine.
32:08Kattenstedt, Oberst im Generalstab.
32:10Ah!
32:12Kommen Sie neu herein.
32:14Danke.
32:16Es hat also doch etwas genützt.
32:19Bitte, was?
32:20Sie kommen in der bewussten Angelegenheit, Herr Oberst.
32:24Kattenstedt.
32:25Wir hatten schon einmal das Vergnügen, die Frau, ich weiß nicht, ob Sie noch daran erinnern.
32:29Bei der Hochzeit Ihres Sohnes Walter bin ich ganz plötzlich reingeschneit.
32:33Ja, richtig.
32:35Damals mit dieser Friseurstochter.
32:38Na ja, hängt das nicht zusammen mit Walter's plötzliche Abrufung in den Ruhrkämpfen?
32:45Genau.
32:46Genau.
32:47Nee, die Frau haben ein phänomenales Gedächtnis.
32:49Ja.
32:51Ja.
32:53Bitte.
32:55Bitte darf ich vorstellen.
32:57Oberst Kattenstedt.
32:59Herr Ströbel, wir arbeiten gemeinsam an einem System.
33:06So, so.
33:07Wir sind ganz kurz vor dem Ziel.
33:10Vorausgesetzt natürlich, dass mein Sohn mir endlich die Sondergenehmigung verschafft.
33:14Als Einwohnerin von Baden-Baden ist mir bisher der Besuch der Spielbank verboten.
33:18Ja, äh, darf ich Ihnen einen Cognac anbieten?
33:25Herr Kattenstedt, bitte schön.
33:34Herr Ströbel, die Flasche ist leer.
33:37Tut mir leid.
33:39Bitte, die Frau, ich möchte Sie nicht unnötig inkommodieren.
33:42Ich bin nur gekommen wegen der Adresse Ihres Sohnes.
33:44Bitte, wie gut, dass man sich endlich von Seiten des Generalstabs der Sache hat.
33:48Moment, auch die Polizei ist ja überhaupt kein Verlassen hin.
33:54Die haben eine Aussageprotokolle und damit Schluss.
33:57Wir sollen diese superlaternen Beamten auch wissen,
33:59welche strategische Schätze hier in meiner Wohnung verboten sind.
34:04Übrigens,
34:07macht es Ihnen etwas aus, wenn Herr Ströbel...
34:12Ganz und gar nicht.
34:12Ja, ich meine bitte, die Heimhaltung.
34:15Nun gut.
34:15Also, ich habe es natürlich schon seit längerer Zeit bemerkt.
34:21Aber den richtigen Beweis hatte ich erst, als ich den Trick mit dem Zwirnsfaden angewendet habe.
34:28Bitte?
34:29Was für ein Trick?
34:32Das strategische Vermächtnis meines Mannes.
34:36Bis zum nächsten...
34:38Bis zu dem tragischen Ereignis.
34:43Und Sie wissen hier wahrscheinlich, mein Mann hat sich in einem Anfall von Schwermut das Leben genommen.
34:49Aber bis kurz vor seinem Tode hat er noch an seinem strategischen Vermächtnis gearbeitet.
34:54Seine Analyse bis zur feindlichen Besetzung der Höhe 214 hier kommen konnte.
35:01Das durfte doch für den kommenden Feldzug in Frankreich von unschätzbarem Wert sein.
35:06Nicht wahr?
35:07Welche Katastrophe, wenn diese Dokumente in die Hand des Feindes fehlen?
35:12Ich bemerke also, wie diese Person, meine Pulsfrau, sich fast ausschließlich hier im Wohnzimmer zu schaffen macht.
35:22Zunächst habe ich natürlich nur beobachtet.
35:25Und dann habe ich einen Zwirnsfaden über das Buffet gespart.
35:31Und, Ergebnis?
35:35Der Zwirnsfaden war am nächsten Tag zerrissen, entfernt.
35:39Und da habe ich die Person natürlich sofort gestellt.
35:43Und, was glauben Sie?
35:45Sie leugnet alles ab.
35:49Da war für mich der Fall klar.
35:52Da steckt der französische Geheimdienst dahinter.
35:55Du siehst im Büro.
36:01Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, Herr Oberst, dass Sie mich sofort verständigt haben.
36:15Lassen wir den Oberst weg.
36:16Dazu haben wir zu viel gemeinsame Vergangenheit.
36:20Wann haben Sie Ihre Frau Mutter zum letzten Mal gesehen?
36:22Um dreiviertel Jahr meiner Arbeit in Berlin, Sie müssen verstehen.
36:25Die Stahlindustrie auf Hoftouren.
36:26Ja, ja, ich weiß.
36:28Ich hatte auch kaum Zeit für private Dinge.
36:30Ihre Briefe klangen eigentlich immer recht vernünftig.
36:35Das heißt, meine Mutter war schon immer etwas exaktiert, müssen Sie wissen.
36:39So wie ich die Sache sehe, wäre es wohl am besten, eine medizinische Kapazität zu konsultieren.
36:43Ja, ich bin für morgen früh bei Professor Fierschröter angemeldet.
36:46Gott sei Dank war meine Mutter sofort ein Verstanden mit einer Untersuchung.
36:51Wenn der Anlass nicht so bedauerlich wäre,
36:54der Zweck ist jedenfalls erreicht.
36:55Ich wollte wieder Verbindung mit dem alten Kameraden aufnehmen.
37:00Scheinen ja ein großes Tier in der Rüstungsindustrie geworden zu sein, Bildstock.
37:04Mein Ordnungsoffizier hatte größte Schwierigkeiten, bei Ihnen überhaupt vorzudringen am Telefon.
37:09Immerhin hat mir dieser Status erlaubt, bis in Ihr Allerheiligstes vorzudringen.
37:14Sie sind zufrieden?
37:16Ja, dienstlich gesehen schon.
37:17Das Organisatorische hat mir ja immer schon gelegen.
37:20Ja, ja.
37:21Organisation kommt so.
37:23Tempi passati.
37:24Verzeihung, Herr Oberst.
37:25Ich komme.
37:29Wie heißt es so schön im Bandstein des Dienstes, ewig gleichgesteckte Uhr?
37:34Mittagslage beim Kommandierenden.
37:37Ach, Sie bleiben doch höchstwahrscheinlich noch ein paar Tage in Baden-Baden.
37:40Wie wär's mit einem kleinen Abstieg ans Redland?
37:42Nicht schlecht.
37:43Private Meinungsaustausch.
37:45Meine O2 wird mit Ihnen einen Termin ausmachen.
37:46So, und nun zeige ich Ihnen noch unseren Teil.
37:59Ach, wie schön bei Ihnen, Herr Putz.
38:03Die Zeit ist so barbarisch.
38:06Da weiß man so ein idyllisches Fleckchen, eh du besonderes, Schatz.
38:10Und Ihre Mitarbeiter sehen alle aus wie einzelne Kölfe.
38:13Mutter, ich halte es für das Beste, wenn du zu uns nach Berlin kommst.
38:17Musst du mir schon wieder Vorschriften machen?
38:21Oder ist es dir zu kostspielig?
38:22Michi, deinen Herrn Professor unterziehen.
38:25Das ist nicht das Problem, Mutter, aber du wirst dir hier vielleicht einsam vorkommen.
38:29Das glaube ich ganz und gar nicht.
38:30Erstens kenne ich den Herrn Professor schon lange.
38:33Von unserem gemeinsamen Theater ab und zu machen.
38:36Und zweitens, wir sind doch noch die vielen netten Menschen,
38:41die alle so viel Zeit haben.
38:42Ach, Sie spinnen kaputt.
38:56Man darf doch auch Besucher fahren, Herr Professor.
38:59Aber natürlich nur die Frau.
39:00Alles, was der Therapie nicht abträglich ist, dürfen die Patienten.
39:03Wen meinst du, Mutter?
39:05Doch nicht etwa diesen Herrn Strübel.
39:07Mich dich gefälligst nicht in meiner Angelegenheit.
39:10Schließlich habe ich den komplizierten Spionage frei.
39:12Ganz alleine aufgekehrt.
39:14Der Herr Professor findet das auch fantastisch.
39:17Du kümmerst dich überhaupt nicht um deine alte, arme Mama.
39:20Aber Mutter, ich habe dir eben vorgeschlagen, nicht mit nach Berlin zu nehmen.
39:25Später vielleicht.
39:26Jetzt habe ich noch eine wichtige Angelegenheit in Baden-Baden zu erledigen.
39:30Aber Mutter.
39:30Tut mir leid, Frau Victoria, aber diesmal kann ich Ihnen wirklich nicht helfen.
39:37Herr Großholz, das Kind hat nichts mehr anzuziehen.
39:40Sie braucht unbedingt einen Wintermantel.
39:42Schauen Sie sich das doch an.
39:43Ja, ja.
39:44Und Ihre Schwester, die hat doch auch ein Kind.
39:47Kann man dem da nichts umändern?
39:49Friedrich trägt seine Sachen auf.
39:51Und außerdem möchte ich meiner Verwandtschaft nicht dauernd zur Last fallen, wenn Sie das verstehen.
39:56Ja, natürlich verstehe ich das.
39:58Herr Gott, nochmal, die Kleiderkappe ist ja nicht meine Erfindung.
40:01Und diese Anordnung betreffend nicht-arische Mitbürger schon gar nicht.
40:04Sie sehen Sie doch selbst.
40:08Juden bekommen keine Kleiderkarte.
40:12Aber Friederike ist doch halb-arisch.
40:15Frau Victoria, das mit der Lebensmittelkarte habe ich gerade noch so durchdrücken können.
40:19Aber Kleiderkarte?
40:21Dafür ist die Gauleitung in Karlsruhe zuständig.
40:23Und da habe ich nicht nur Freunde sitzen, das können Sie mir glauben.
40:26Da gibt es immer eine 150-prozentige.
40:30Aber passen Sie mal auf.
40:31Kann ich Sie im Moment einsprechen?
40:33Magst du ein Bonbon?
40:34Gerne.
40:35Wann bist du denn geboren, mein Kind?
40:37Am 21. April 1933.
40:41Oh, na bitte, da bist du ja knapp am Führersgeburtstag vorbeigerutscht.
40:47Danke.
40:48Würden Sie bitte mit reinkommen?
40:49Ja.
40:49Setz dich.
40:50Das ist schön, ne?
40:54April 1933 und wo...
40:58Wie verstehen Sie mich bitte nicht, Frau Victoria?
41:01Wo waren Sie...
41:02Juli, August 1932?
41:08In Berlin, warum?
41:09Berlin!
41:10Tolle Stadt!
41:12Ringelpitz mit anfassen, wieder bei Jener Sargas.
41:14Bitte nehmen Sie Platz.
41:16Danke.
41:16Also, für mein Mann und mich war der Aufenthalt nicht sehr erfreulich.
41:23War Ihr Mann aus beruflichen Gründen in Berlin?
41:26Ja.
41:28Da hat er sich also viel allein lassen müssen.
41:30Ich weiß nicht, worauf Sie hinaus wollen, Herr Großholz.
41:36Wirklich nicht?
41:37Nein.
41:39Eine schöne Frau wie Sie, allein in einer großen Stadt, kleines Hotel oder Pension, interessante,
41:46charmante Männer, kann denn Liebe Sünde sein?
41:50Verstanden?
41:53Was ich bräuchte, ist eine eidesstattliche Erklärung und alle Probleme werden glatt aus der Welt geschafft.
41:59So, Holz in Ferse gekommen.
42:01Hast du das gehört, Annette?
42:03Was denkt sich dieser Punze eigentlich?
42:05Vater, Großholz hat es wahrscheinlich nur gut gemeint und außerdem habe ich natürlich abgelehnt.
42:10Gott sei Dank.
42:11Aber den Herrn, den kauf ich mir doch mal.
42:13Du darfst dich nicht zu aufregen, den daran, was der Arzt gesagt hat.
42:16Wollst du mir ein Glas Wasser?
42:18Bitte.
42:22Vater, willst du dich nicht hinlegen?
42:25Nein, nein, lassen.
42:27Wo hast denn deine Tropfen, Vater?
42:29Annette wohl schon.
42:35Wiedersehen, Friederike.
42:36Wiedersehen, sehr.
42:37Wiedersehen, Annette.
42:40Übrigens, das wird in letzter Zeit sehr schlimm mit ihm.
42:46Jede Kleinigkeit bringt ihn in Rage.
42:49Wir sollten darauf rücksichtigen, ihm Victor reden.
42:51Annette, komm mal bitte.
42:52Ja, gleich.
42:55Wir müssen einfach versuchen, alle Unannehmlichkeiten von ihm fernzuhalten.
43:01Was denn für Unannehmlichkeiten?
43:07Friederike.
43:07Missverstehe mich nicht.
43:11Nur solange sich sein Zustand nicht entscheidend gebessert hat.
43:14Das ist nicht mehr der Jüngste.
43:16Der Krieg und eben all diese Unannehmlichkeiten.
43:22Ist gut, Annette.
43:23Ich habe verstanden.
43:24Ein Blitzsieg, wie er im Buche steht.
43:35Und hinter der Front?
43:38Himmler lässt seine SS-Einsatzgruppen ausschweren,
43:41um die Polen auf den Status eines Helotenvolks herabzudrücken.
43:44Die ganze polnische Oberschicht soll systematisch eliminiert werden.
43:50Ist da von gar nichts bis Berlin gedrungen?
43:52Nein.
43:54Aber wie kann man das überhaupt?
43:58Was ich erfahren habe, Bielstöck, und zwar auf ganz dienstlichem Wege.
44:03Solche Gräueltaten kann man sich in seiner kühnsten Fantasie nicht ausmalen.
44:06Mörder und Räuber wurden im Rücken der kämpfenden Truppe.
44:11Angeblich unter höchster Duldung.
44:13Hitler persönlich?
44:14Nein.
44:15Hier geschieht alles anonym.
44:17Bei Nacht und Nebel.
44:19Massenmord an Unschuldigen.
44:23Und das Oberkommando?
44:25Wie verhält sich Brauchitsch?
44:26Weiß Generalstadtchef Halder von den Ausschreitungen.
44:28Was ich tun konnte, ihn zu informieren, ist geschehen.
44:32Jetzt kommt es nur darauf an, was für Konsequenzen er daraus zieht.
44:36Die Stimmung ist explosiv.
44:38Mehr kann ich dazu im Augenblick nicht sagen.
44:42Haben Sie gewählt?
44:44Wir haben heute gewählt auf der Karte.
44:45Das ist markenfrei.
44:46In einer halben Stunde gibt es hier keinen nieren Platz mehr.
44:48Vielleicht sollten wir Herrn Gemahl für unser Casino engagieren.
44:52Bedauere, aber mein Mann ist unabkömmlich.
44:54In jeder Hinsicht.
44:56Aber wenn du vielleicht einen Moment Zeit hättest, Halder.
44:59Ja.
45:00Entschuldigen Sie mich, bitte.
45:06Ihr bei euch seit wann?
45:13Seit drei Monaten.
45:15Sie hat große Probleme.
45:16Das Kind, ja.
45:17Ja.
45:18Der Vater kann auch nicht helfen.
45:19Er ist sehr krank.
45:21Das tut mir leid.
45:22Das Herz.
45:22Ja.
45:24Weißt du, bei uns hier weiß jeder, mit wem sie verheiratet war oder noch ist.
45:29Würde nicht eine alleinstehende Frau mit Kind in Berlin viel weniger auffallen?
45:34Vielleicht könnte sie in deiner Fabrik irgendwas arbeiten.
45:37Das ist ja eine Überraschung.
46:07Also, das ist meine Friederike.
46:13Tag, mein Kind.
46:14Tag.
46:15Ich habe jetzt auch zwei Kinder.
46:17Söhne.
46:18Ja, ich habe davon gehört.
46:20Friederike, kommst du mir helfen in der Küche?
46:27Willst du dich nicht setzen?
46:28Oder komm, wir gehen nach unten und trinken ein Glas Wein zusammen.
46:31Ich weiß nicht, ob du unbedingt einen alten Bekannten wiedersehen willst.
46:34Kattenstedt, du erinnerst dich?
46:36Der uns damals die Hochzeitsnacht versaut hat.
46:38Das ist so unendlich lange her.
46:44Willst du damit sagen, dass ich inzwischen vergreist bin?
46:48Du siehst jedenfalls fabelhaft aus.
46:51Danke.
46:51Ja, ich habe gehört, du bist glücklich verheiratet.
46:57Und du?
47:01Ich freue mich, dich wiederzusehen.
47:04Lassen wir es dabei, bitte.
47:07Victoria, ich möchte dich etwas fragen.
47:09Setz dich doch, bitte.
47:10Ich kann mir vorstellen, dass das Leben hier für dich nicht ganz einfach ist.
47:19Für dich und das Kind.
47:22Allerdings.
47:24Juden raus.
47:25Die Rieke bekommt nicht mal eine Kleiderkarte.
47:29Ich möchte dich bitten, mit deiner Tochter nach Berlin zu kommen.
47:34Was?
47:35Ja.
47:36Ich bin inzwischen Juniorchef in einem großen Betrieb.
47:39Ich könnte dich unterbringen.
47:42In einem Rüstungsbetrieb?
47:45Nein, danke, Walter.
47:46Ich komme schon allein zurecht.
47:48Nein, Vicky, das kommst du nicht.
47:55Weißt du, unser Land ist nicht mehr, was es einmal war.
48:03Das sagst du.
48:05Ich bin auch nicht mehr der, den du kennst.
48:07Ich habe.
48:10Wir müssen versuchen.
48:13Ich weiß nicht, wie ich dir das so rasch erklären soll.
48:16Sag bloß, du hast Zweifel an Hitler.
48:22Ich will dir helfen, Victoria.
48:25Und ich kann dir helfen, aber nicht hier, sondern in Berlin.
48:29Herrgott, noch mal, das musst du doch akzeptieren können,
48:31nach allem, was zwischen uns mal war.
48:32Ich bin mein super Feuer.
48:47Dein Mann ist auch nicht.
48:48Gut, ich bin.
48:52Ich bin mein super ist.
49:01Amen.
49:31Amen.

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