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00:01Guten Tag, meine Damen und Herren. Anfang November, das heißt, der Winter steht praktisch vor der Tür.
00:07Damit rückt auch ein Thema erneut in den Mittelpunkt des Interesses, das seit Jahren immer wieder für Ärger sorgt.
00:12Die Entwicklung der Heizkosten. Es vergeht kaum ein Monat, in dem es nicht neue Negativmeldungen aus diesem Bereich gibt.
00:20Unsere erste Warnung ist heute deshalb von ganz besonderer Aktualität.
00:24Sie befasst sich mit kriminellen Geschäften rund ums Heizöl.
00:27Denn es sind nicht nur die Scheichs und die Multis, die die Rechnung für die warme Stube kräftig beeinflussen.
00:35Seit dem Öl zu einem besonders kostbaren Stoff geworden ist, nutzen auch eine ganze Reihe anderer zwielichtiger Gestalten die Chance, damit schnell das große Geld zu machen.
00:53Ja, bitte.
00:54So, ich bin jetzt fertig.
00:55Ja, ist gut, ich komme gleich.
00:57Franz Reuter ist Lehrer an einer Hauptschule und wohnt in einer Vorstadt-Siedlung von Düsseldorf.
01:06Er besitzt seit acht Jahren ein kleines Einfamilienhaus, das, wie es heute üblich ist, mit Öl beheizt wird.
01:15Natürlich ärgert sich auch Franz Reuter über die steigenden Heizölpreise.
01:19Aber im Grunde genommen hat er sich, so wie die meisten Bundesbürger, mit der unerfreulichen Entwicklung, die seinen Geldbeutel immer mehr belastet, resignierend abgefunden.
01:28So, das waren 1430 Liter, macht 829,40.
01:46Mensch, das ist ja ein dicker Brocken. Wie viel ist denn das auf einen Liter?
01:50Das sind 58 Pfennig pro Liter. Das ist ein Pfennig weniger als vor einer Woche.
01:53Ja, vor drei Jahren waren es gerade mal 20 Pfennig.
01:55Vor ein paar Jahren waren die Ölscheichs auch noch mit weniger zufrieden.
02:001430 Liter? Das ist ja viel mehr, als ich gedacht habe. Dass da so viel reingegangen ist. Ich habe bloß mit 1200 gerechnet.
02:06Doch, doch, das stimmt schon. 1430 Liter. Die Uhren gehen hundertprozentig genau. Die werden vom Eichamt ständig kontrolliert.
02:13Na ja, ich glaube es hin, ja.
02:15Vielleicht lassen Sie mal Ihren Brenner nachschauen, dass der zu viel verbraucht.
02:18So, wenn Sie so gut sind, hier mal unterschreiben. Die Rechnung kommt dann mit der Post.
02:22Na ja, hilft ja doch nichts. Gehen Sie mal her.
02:26Franz Reuter weiß natürlich, dass sich die Endsumme auf seiner Ölrechnung aus zwei Komponenten zusammensetzt.
02:33Aus dem Literpreis und der gelieferten Menge.
02:35So fällt der Ratschlag des Tankwagenfahrers, den Brenner kontrollieren zu lassen, durchaus auf fruchtbaren Boden.
02:52Also Herr Reuter, der Brenner ist okay. Herr Kessl ist auch in Ordnung. Alles optimale Werte. Können Sie ganz beruhigt sein, da geht kein Öl verloren.
03:00Ja, komisch. Das verstehe ich nicht. Wir hatten auch keinen so strengen Winter, ne? Und ich habe wenigstens 500 Liter mehr verbraucht.
03:06Woher wissen Sie das so genau?
03:08So wissen Sie nicht. Ich bin Lehrer. Bei mir geht es immer akkurat so. Ich schreibe da alles auf.
03:12Kriegen Sie denn wirklich immer so viel Öl, wie Sie bezahlen? Ich meine, der Fahrer kann sich ja mal irren.
03:17Ne, ne, da gibt es nicht zu irren. Die haben doch geeichte Uhren an ihren Wagen.
03:21Das habe ich mir neulich genau angesehen. Na, weil ich mich nämlich schon gewundert habe.
03:25Ich wäre da nicht so sicher.
03:27Wie meinen Sie das?
03:28Na ja, im Vertrauen gesagt, unter den Kollegen hört man da so einiges, was da so laufen soll.
03:33Ach, und Sie meinen, dass man da in den Zählern was machen kann?
03:36Also hören Sie mal, ich kenne einen Fahrer, der lebt auf ziemlich großem Fuß.
03:40Er fährt zwei dicke Autos und zweimal im Jahr fliegt er für vier Wochen auf die Bahamas.
03:43Ach, machen Sie doch keine Sachen.
03:45Na ja. Überlegen Sie doch mal.
03:48Wenn so ein Fahrer zehn Kunden am Tag hat und schlabbert bei jedem ungefähr 100 Liter,
03:52dann sind das zusammen 1000 Liter und bei den heutigen Preisen macht das 500 Mark am Tag.
03:56Ach, das ist ja ein Hammer. Und Sie glauben wirklich, dass sowas läuft?
04:01Na ja, wie gesagt, man hört zu aller Hand.
04:04Ja, wie kann man das denn feststellen?
04:05Sie müssen halt, wenn Sie eine neue Lieferung kriegen, vorher und nachher genau messen, was drin ist.
04:10Und wie macht man das?
04:11Lassen Sie sich einen Peilstab einbauen. Die Dinger bringen sehr genaue Werte.
04:14Also das will ich machen. Das will ich jetzt wissen.
04:16Als ein paar Monate später Herr Reuter erneut Öl bekommt, hat er inzwischen einige Vorkehrungen getroffen,
04:28um dem Geheimnis des erhöhten Verbrauchs auf die Spur zu kommen.
04:31Ja, bitte?
04:36Ich hab das Öl. Sind Sie doch so gut und bringen Sie den Schlüssel raus für den Tankstutzen.
04:40In Ordnung, ich komme.
04:43Taschen. Oh, neues Gesicht. Wo ist denn der Kollege, der sonst immer kommt?
04:47Der hat Urlaub.
04:47Aha. Wie lange?
04:48Noch drei Wochen.
04:50Da ist der Tankstutzen, ja.
04:51Erwarten Sie noch einen Moment. Ich gehe eben runter und stelle die Reizung ab.
04:54Ich sage Ihnen dann Bescheid, wenn Sie anfangen können.
04:55Ist in Ordnung.
04:56Franz Reuter hat seinen Tank noch einmal vermessen und einen relativ genau anzeigenden Peilstab einbauen lassen.
05:06Daran kann er jetzt ablesen, dass er noch ziemlich exakt 3100 Liter Öl besitzt.
05:12Nach Abschluss der Lieferung kann er also feststellen, wie viel Öl in seinen Tank geflossen ist.
05:23So, ist alles klar.
05:24Ja, es kann losgehen.
05:28Sie brauchen mich wohl nicht dabei, hm?
05:30Nee, nee. Das läuft ja von alleine.
05:32Na schön, dann kann ich ja noch mal reingehen.
05:33Sie können mir ja Bescheid sagen, wenn es so weit ist, ne?
05:35Dauert ja nicht lange.
05:36Ach, in zehn Minuten ist das vergessen. Ich klingle dann wieder.
05:39Der Fahrer des Tankwagens bemerkt nicht, dass er es diesmal mit einem Kunden zu tun hat, der die Lieferung genau kontrolliert.
05:45So tut er, was manche Ölfahrer in einem unbeobachteten Augenblick tun.
05:51Er schaltet für einen Moment die Ölzufuhr ab und lässt Luft aus einer leeren Tankkammer durch den Schlauch strömen.
05:58Da er den sogenannten Gasmessverhüter kurzgeschlossen hat, läuft das Zählwerk weiter, obwohl, wie im Schauglas deutlich sichtbar, kein Öl aus dem Wagen abfließt.
06:12Beim Abschluss des Tankvorgangs zeigt die Uhr schließlich 1120 Liter.
06:23Und fertig?
06:24Ja, ich bin dann soweit.
06:25Okay, ich komme gleich.
06:28Die Kontrolle, die Herr Reuter im Keller vornimmt, ergibt, dass sein 4000 Liter Tank tatsächlich vollgepumpt worden ist.
06:35Das bedeutet, dass er 900 Liter Öl erhalten hat.
06:42Draußen am Wagen lässt sich Franz Reuter von seinem Wissen nichts anmerken.
06:47Na, wie viel ist denn reingegangen?
06:49Genau 1120 Liter.
06:51Hm, sind es ja doch wieder über 1000 geworden.
06:55Hätte ich gar nicht gedacht.
06:55So genau kann man das meistens gar nicht feststellen in so einem Haustag.
06:58Die Leute glauben fast immer, dass sie weniger Verbrauch haben, als dann wirklich ist.
07:02Dann soll ich das da wohl auch noch unterschreiben, ne?
07:04Ja, bitte, wenn Sie so freundlich sind.
07:06Sie kennen das ja schon.
07:09Ja, inzwischen weiß ich Bescheid.
07:13Franz Reuter weiß natürlich, dass seine Feststellungen noch keinen großen Beweiswert haben.
07:21Danke.
07:22Widerschauen.
07:22Widerschauen.
07:29Deshalb beschließt er, der Sache weiter auf den Grund zu gehen.
07:32Unauffällig folgt der Hauptschullehrer an diesem Nachmittag dem Tankwagen durch die Stadt
07:47und merkt sich die Kunden, bei denen der Fahrer Öl abliefert.
07:57Die Tour endet schließlich vor einem verlassenen Fabrikgelände am Rande der Stadt.
08:02Hier beobachtet Franz Reuter dann einen höchst dubiosen Entladevorgang.
08:13Der Fahrer des Tankwagens füllt Öl in einen alten Tank, der auf dem Hof liegt.
08:19Er benutzt aber nicht die Leitung, die über die Uhr geht.
08:22Er schließt vielmehr einen Schlauch an ein Auslaufventil an,
08:24so dass das Öl aus dem Tank läuft, ohne vom Zählwerk erfasst zu werden.
08:35Entschuldigen Sie, dem gehörten die Fabrik da drüben.
08:38Können Sie mir sagen, wo da das Büro ist?
08:40Büro?
08:41Die haben kein Büro mehr, die haben schon lange zugemacht.
08:45Da ist aber doch gerade eben so ein Lastwagen reingefahren.
08:48So ein Tanker.
08:50Ach der?
08:51Der kommt fast jeden Abend.
08:53Ich weiß auch nicht, was der da macht.
08:54Aha.
09:02Der aufmerksame Hauptschullehrer hat, wie die Polizei wenig später feststellt,
09:05ein illegales Zwischenlager für gestohlenes Heizöl entdeckt.
09:0940.000 Liter fasste der Tank auf dem alten Fabrikgelände.
09:13Wenn sich genug angesammelt hatte, wurde das gestohlene Öl weiterverkauft.
09:17In den Monaten, bevor die Polizei erschien,
09:19sind allein über 100.000 Liter umgesetzt worden.
09:24Beim Landeskriminalamt in Stuttgart gibt es einen Beamten,
09:27der alle Tricks und Maschen auf diesem Gebiet kennt.
09:29Und er weiß auch, wie groß der Schaden ist, der hier angerichtet wird.
09:33In der Bundesrepublik sind viele tausend Tankwagen zum Endverbraucher unterwegs.
09:39Wobei einige Fahrer und auch selbst Unternehmer
09:42auf illegale Weise in die eigene Tasche wirtschaften.
09:47Die Tricks, mit denen die Kunden dabei betrogen werden, sind vielseitig.
09:53Die vorgeschriebenen Gasmessverhüter können ausgeschaltet werden,
09:58sodass Luft statt Öl in den Tank gepumpt wird.
10:01Auch das Zählwerk kann auf vielfache Weise manipuliert werden.
10:07Wird ein Tankwagen mehrere Stunden in die Sonne gestellt,
10:11können durch die normale Wärmeausdehnung einige 100 Liter Heizöl gut gemacht werden.
10:17Auch Wasserzusätze sind möglich.
10:20Und schließlich kann auch das Heizöl in der Schlauchtrommel jederzeit entleert werden.
10:25Tankwagenkontrollen haben bis zu 40 Prozent Beanstandungen gegeben.
10:32Daraus müssen wir schließen, dass jährlich einige hunderttausend Tonnen Heizöl
10:37betrügerisch doppelt verkauft werden.
10:39Sicher, die meisten Heizölhändler und ihre Fahrer werden ihr Geschäft korrekt betreiben.
10:46Aber mit schwarzen Schafen des Gewerbes muss man natürlich rechnen.
10:49Für den normalen Heizölkunden ist es allerdings schwierig,
10:52sich gegen die raffinierten Tricks zu schützen, mit denen er geprellt werden kann.
10:56Deshalb ein paar Verhaltensmaßregeln.
10:59Sie sind im Übrigen auch in einem Faltblatt enthalten,
11:03das vom Landeskriminalamt Stuttgart herausgegeben worden ist.
11:07Zunächst soll das Zählwerk des Tankwagens bei Beginn der Lieferung auch wirklich auf Null stehen.
11:15Während des Tankvorgangs sollten Sie nach Möglichkeit am Wagen stehen bleiben
11:18und das Schauglas im Auge behalten.
11:21Das Öl muss dort ohne Luftbläschen durchlaufen.
11:25Und dann empfiehlt es sich, wie gesagt, den Inhalt im eigenen Öltank vor und nach der Lieferung
11:30möglichst genau nachzumessen.
11:32Der Einbau eines entsprechenden Peilstabes ist da eine Ausgabe, die sich vielleicht bezahlt macht.
11:39Soviel zum Thema Heizöl.
11:43Die zweite Falle, die heute auf unserem Programm steht, gehört in ein ganz anderes Gebiet.
11:49Auf beinahe kuriose Weise erinnert Sie zunächst an den berühmten Speck in der Mausefalle.
11:54Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass der Speck nur vorgetäuscht wird,
11:58dass Opfer dann aber trotzdem in der Falle sitzt.
12:00Angesprochen werden in diesem Zusammenhang in der Regel nur Männer.
12:05Männer mit einem ganz bestimmten persönlichen Problem.
12:09So, die Quittierung hat.
12:11Das ist alles dabei.
12:13Alles, hoffen wir es.
12:14So, ich brauche mal einen Faltenbalk für eine IT2000.
12:19Wie ist denn das mit dem Heizkörper? Ist denn der Zwischenzeit da?
12:22Guck mal da.
12:23Technischer Kundendienst?
12:28Ja.
12:29Sagen Sie mal eben Name und Adresse.
12:34Kleinen Moment, ich glaube die Monteure sind gerade noch da.
12:38Leute, hier ist eine Frau Bornschein, Lange Straße.
12:41Sie sagt, bei ihr war gestern ein älterer Herr.
12:45Wer hatte das denn?
12:46Ich.
12:47Wieso, was ist denn damit?
12:49Reklamation, die Maschine soll undicht sein.
12:52Könnten Sie heute Nachmittag nochmal vorbeischauen?
12:54Ja, muss ich ja wohl.
12:56Sagen Sie, ich komme so gegen drei, ich mache erst mal Mittag.
12:59Friedhelm Joost, Techniker bei einer Kundendienstfirma für Haushaltsgeräte,
13:02hat ein Problem, unter dem er mehr leidet, als er zugibt.
13:05Er ist 31 Jahre alt, wird aber ständig für wesentlich älter gehalten.
13:11Schuld daran ist, wie er es selbst ein wenig verschämt ausdrückt,
13:15seine zu hohe Stirn.
13:17Auf gut Deutsch, eine ziemlich ausgeprägte Glatze,
13:20mit der ihn seine Kollegen auch immer wieder einmal aufziehen.
13:23Nein, ich dachte so heute, ihr habt heute einen Humor,
13:25wirklich nicht mehr zum Aushalten, das reicht bis langsam.
13:27Ich kenne auch einen guten Witz von dem Dicken da.
13:29Okay, wenn du die Brotter riecht, dann riecht du doch nicht mehr.
13:31Ihr könnt es nicht, ihr könnt es nicht langsam, dann lasst mich wirklich mal in Ruhe.
13:35Und ich schnauze jetzt rein.
13:37Ist das mal ein?
13:38Ja, ja, sehr gut.
13:41Obwohl er sich schon oft darüber geärgert hat,
13:44reagiert Friedhelm Joost immer wieder besonders gereizt,
13:47wenn er auf den vermeintlichen Makel seines Äußeren angesprochen wird.
13:51Und er ist natürlich auch ein immer wieder zu verführender Interessent
13:54für Haarwuchsmittel der verschiedensten Art.
13:57Manchmal wundert er sich ein wenig, woher die Firmen,
13:59die Präparate dieser Art vertreiben, ausgerechnet seine Adresse haben.
14:03Er weiß nicht, dass jede Antwort auf solche Werbebriefe, die er zurückschickt,
14:08einen neuen Impuls auslöst.
14:11Denn die Firmen schicken nicht nur ihre Werbung,
14:13sondern sie tauschen auch ihr Adressenmaterial untereinander aus.
14:20Friedhelm Joost ist Junggeselle.
14:22Sein häuslicher Alltag lebt von der Improvisation.
14:25Es gibt niemanden, den es stört, dass er während des Essens die Post liest.
14:32Der Brief des Haarinstitutes Hildesheim, den er an diesem Tag bekommen hat,
14:37enthält ausnahmsweise keine Aufforderung zum Kauf eines Haarwuchsmittels,
14:41sondern lediglich die Einladung, an einer Verlosung teilzunehmen.
14:45Als Gewinn ist ein Toupet im Wert von 1200 Mark ausgesetzt.
14:49Die Teilnehmer brauchen nichts weiter zu tun, als eine nummerierte Postkarte einzuschicken.
15:00Da der Kundendienstmonteur keinerlei Risiko erkennen kann,
15:03entschließt er sich, an der Gratisverlosung teilzunehmen.
15:07Nach der Mittagspause erledigt Friedhelm Joost an diesem Tag
15:10als erstes die Reklamation bei der Dame, die ihn als älteren Herrn in Erinnerung hatte.
15:16Tut mir leid, dass Sie nochmal herkommen mussten, aber als ich waschen wollte, ist das Wasser unten rausgelaufen.
15:21Na ja, dann wollen wir mal.
15:23Durfte nur eine Kleinigkeit sein.
15:25Für einen erfahrenen, älteren Mann sicherlich nicht zu schwer.
15:29Auweia, da bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten.
15:32Ich habe das am Telefon schon gemerkt.
15:34Reparieren Sie mir die Maschine trotzdem.
15:36Na ja, das kommt ganz auf die Wiedergutmachung drauf an.
15:40Ich würde sagen, Sie räumen jetzt erstmal die ganzen lassen Lappen da weg.
15:42Friedhelm Joost versteht sein Handwerk.
15:48Und wenn die Kunden auch noch nett sind, ist er gelegentlich sogar ein glücklicher Mensch.
15:58Die Verlosung in Hildesheim hat er ein paar Wochen später schon fast wieder vergessen,
16:02als er erneut einen Brief von dem H-Institut bekommt.
16:05Friedhelm Joost wird aufgefordert, nach Hildesheim zu kommen, um für das gewonnene Toupet Maß nehmen zu lassen.
16:30Diese Reise ist ihm natürlich einen Tag Urlaub wert.
16:32Am Ziel erwarten Herrn Joost ein überaus freundlicher Empfang,
16:37allerdings nach und nach auch ein paar weniger angenehme Eröffnungen.
16:41Was Sie gewonnen haben, Herr Joost, ist etwas in dieser Qualität.
16:45Na ja.
16:46Das ist nicht schlecht, keineswegs, aber es ist eben Standardqualität.
16:51Ach so.
16:53Sehen Sie hier am Scheitel, da sieht man eben nachher doch, dass es ein Toupet ist.
16:58Na ja, da gebe ich Ihnen schon recht.
17:00Ich würde Ihnen etwas in dieser Art empfehlen.
17:05Normalerweise sehr teuer, aber Sie, Glückspilz, brauchen ja nur den Unterschiedsbetrag zu bezahlen.
17:13Das wären dann rund 800 Mark.
17:16800 Mark?
17:17Friedhelm Joost hat eigentlich damit gerechnet, einen Gratis-Toupet zu bekommen.
17:22Und nun soll er plötzlich 800 Mark zuzahlen.
17:26Also schön gut, ich nehme das.
17:28Da war wenigstens meine Fahrt nach Hildesheim und mein Tag Urlaub nicht so ganz umsonst gewesen.
17:32Das ist recht, Herr Joost.
17:33So, dann darf ich mich bitten, dass Sie mal Platz nehmen.
17:35Ja.
17:35Die Standardausführung des Toupets scheint auch ihm etwas zu primitiv.
17:43Aber er bringt es nicht übers Herz, einen Gewinnanspruch einfach verfallen zu lassen.
17:48Wien, Straße, welche Nummer?
17:51Sechs.
17:52Sechs.
17:53So, das waren 2000.
17:56Nur ist 1200.
17:58Bleiben 800.
18:00Ja.
18:00So, dann darf ich Sie bitten, den Kaufvertrag zu unterschreiben.
18:04Und die Aufzahlung?
18:07Haben Sie so viel Geld dabei?
18:09Nee, natürlich nicht.
18:10Wieso? Muss man das dann direkt bezahlen?
18:12Bei H-Ersatz immer.
18:14Es wird ja nach Maß gemacht.
18:15Aber Sie können mir natürlich auch einen Euro-Scheck geben.
18:18Wir haben Sie doch bestimmt dabei, oder?
18:20Ja.
18:24Nachdem Friedhelm Joost den Vertrag unterschrieben und die 800 Mark per Scheck bezahlt hat, geht
18:29er zum Maßnehmen in die Kabine.
18:31Und hier bahnt sich dann die nächste Überraschung an.
18:34Der Verkäufer erwähnt eine folgenschwere Konsequenz des Geschäftes, allerdings so beiläufig,
18:39dass Herr Joost die volle Bedeutung an diesem Tag noch nicht durchschaut.
18:43Wir werden dann später alle paar Wochen nach Ihrem Toupet schauen, damit Sie lange Freude daran haben.
18:50Wieso heißt das? Ich muss dann nochmal herkommen.
18:52Muss schon sein, Herr Joost.
18:54Aber Sie werden sehen, es lohnt sich.
18:56So, wollen wir es nochmal probieren?
18:58In der Firma machen die Kollegen über das in Arbeit befindliche Toupet weniger Witze,
19:03als Friedhelm Joost zunächst befürchtete.
19:05Es gibt sogar ein bisschen Unterstützung für die geplante Verjüngungskur.
19:09Ihre Lieblingskundin hat übrigens angerufen.
19:11Ah ja? Und wer?
19:13Na, die Frau Bornschein.
19:16Ich glaube, die macht Ihre Maschine absichtlich kaputt, damit Sie kommen.
19:19Ach was.
19:20Ich habe gesagt, sie muss eine Woche warten.
19:22Wieso? Wir haben doch Luft.
19:24Stimmt.
19:25Aber nächste Woche haben Sie doch Ihre neue Frisur.
19:27Und dann gibt es auch keine Verwechslung mehr mit einem älteren Herrn.
19:31So ein Quatsch. Das ist mir völlig egal.
19:33Also mir brauchen Sie doch nichts zu erzählen.
19:35Nun machen Sie schon. Sie wollen auf Ihren freien Tag in Hildesheim vorarbeiten.
19:41Tschüss.
19:45Herr Joost, hier haben wir unser Prachtstück.
19:48Pünktlich einen Monat nach seinem ersten Besuch sitzt Herr Joost wieder in der Kabine des H-Instituts.
19:54Na, gefällt es Ihnen?
19:55Ja, gut.
19:56Will ich es nur noch schnell rauskennen.
19:58Er ist mit dem Ergebnis durchaus zufrieden.
20:01Die Eröffnung, die ihm der Verkäufer dann im weiteren Verlauf des Gesprächs macht, ist allerdings weniger angenehm.
20:08Na, Herr Joost, da sitzt doch jetzt ein ganz anderer Mensch.
20:11Tja, ist kaum zu glauben, was das ausmacht.
20:13Das ist wirklich irre.
20:15Und dann müssen Sie jetzt künftig alle vier bis sechs Wochen zu uns kommen.
20:18Das macht 70 Mark pro Sitzung.
20:20Wieso? Kann ich mir das Ding denn nicht selber auf und absetzen?
20:22Im Prinzip schon, aber es muss ja auch kontrolliert und gepflegt werden, sonst ist das schnell kaputt.
20:26Und dazu ist es einfach zu wertvoll.
20:29Ich schlage vor, bitte.
20:32Sie buchen sechs Sitzungen, das macht 420 Mark.
20:35Wenn Sie es nicht gleich bezahlen können, genügt es, wenn Sie uns einen Wechsel unterscheiden.
20:40Es gelingt dem Verkäufer, Herrn Joost, zu überzeugen, dass der ganze bisherige Aufwand sinnlos wäre,
20:46wenn er jetzt nicht auch noch die Sitzungen für Kontrolle und Pflege seines Toupets buchen würde.
20:51Der Monteur lässt sich sogar dazu verführen, einen Wechsel zu unterschreiben,
21:01der ihn unwiderruflich zur Zahlung verpflichtet.
21:04Und als alle Unterschriften geleistet sind, setzt der Verkäufer schließlich zum nächsten Angriff auf den Geldbeutel seines Kunden an.
21:11Oh, vielen Dank.
21:13Und wenn Sie schon da sind, Herr Joost, sollten wir jetzt vielleicht gleich mal darüber reden, was wir als Zweit-Toupet nehmen.
21:19Wie bitte?
21:19Nun ja, hatte ich Ihnen das nicht gesagt?
21:22Sie brauchen natürlich ein zweites.
21:24Wieso das denn?
21:25Sehen Sie, echte Haare, aus denen Ihr Toupet besteht, sind etwas Natürliches.
21:30Ja.
21:30Wenn Sie sich in der Sonne bewegen, bleichen Sie aus, die Rotpigmente kommen heraus.
21:34Aha.
21:35Dann entstehen Farbunterschiede, die weggetönt werden müssen.
21:38Na, und dann die Reinigung.
21:39Ja, und?
21:40Das dauert natürlich alles ein paar Tage.
21:43Und währenddessen wollen Sie ja wohl nicht mit Ihrer Halbglatze rumlaufen und Ihr neues Image wieder völlig zerstören.
21:48Oh Mann, um Gottes Willen, das habe ich ja überhaupt gar nicht gewusst.
21:51Wenn Sie kein Toupet zum Wechseln haben, dann bedeutet das, dass Sie fürs Waschen und Färben immer zweimal kommen müssen.
21:56Einmal zum Abgeben und einmal zum Wiederholen.
21:58Also hören Sie, langsamer reicht es mir jetzt aber.
22:01Wenn Sie den Haareersatz in der gleichen Qualität nehmen, dann hätten Sie immer etwas Frisches zum Wechseln.
22:06Das ist eine einmalige Ausgabe von 2000 Mark.
22:09Dann sparen Sie nicht nur das Geld für die doppelten Fahrten, dann kann Ihnen überhaupt nichts mehr passieren.
22:14Nein, ich habe jetzt genug.
22:16Jedes Mal kommen Sie mit irgendwas Neuem.
22:18Aber nein, dann haben Sie wirklich alles.
22:21Ich will jetzt nichts mehr.
22:22Ich will kein zweites Toupet, ich will jetzt überhaupt nichts mehr.
22:25Dann ist alles, was Sie bisher haben, so gut wie nichts mehr wert.
22:28Das ist mir auch egal.
22:29Erst war es kostenlos, Preisausschreiben.
22:32Dann kamen 800 Mark dazu und dann noch 420 Mark für Ihre Sitzungen da.
22:36Und jetzt soll ich nur mal 2000 Mark für so ein Ding bezahlen?
22:38Nee.
22:39Bei mir ist Schluss.
22:41Wenn Sie im Moment vielleicht nicht flüssig sind...
22:43Was? Dann nehmen Sie Ihr Ding wieder zurück und geben Sie mein Geld.
22:45Und mein Wechsel für die Sitzungen auch.
22:47Das Toupet gehört Ihnen.
22:49Sie haben es bestellt und bezahlt.
22:53Und die Sitzung genauso.
22:54Sie können Sie jederzeit in Anspruch nehmen.
22:57Nehmen Sie es mit, Herr Just.
22:59Und überlegen Sie sich das Ganze noch einmal.
23:02Friedhelm Just ist eine rühmliche Ausnahme unter den Kunden des dubiosen Haar-Instituts.
23:07Er hat sich, wenn auch mit Verlust, von noch größerem Schaden aus der künstlich erzeugten Abhängigkeit befreit,
23:14in die er mithilfe eines raffinierten und ausgeklügelten Systems verstrickt worden ist.
23:19Alle Kunden, die länger dazu gebraucht haben, haben noch mehr Lehrgeld bezahlt.
23:23Der Trick, mithilfe von Preisausschreiben oder auch mit Geschenken eine ganz spezifische Abhängigkeit zu erzeugen,
23:30wird natürlich auch in anderen Bereichen gerne praktiziert.
23:35Zum Beispiel mit Bettwäsche, die man angeblich gewonnen hat und die man nur ausgeliefert erhält,
23:40wenn man einen weiteren Posten Wäsche bestellt.
23:43Eine andere beliebte Masche.
23:45Auf der Straße werden Schallplatten zum Geschenk angeboten,
23:49aber erst ausgehändigt, nachdem man an einem nahegelegenen Verkauf stand,
23:53eine Beitrittserklärung zu einem Buchclub unterschrieben hat.
23:58Also, wenn Ihnen Ähnliches passiert, sagen Sie auch bei solchen Angeboten ruhig einmal, nein, danke.
24:06Auch im nächsten Fall ist es zunächst einmal eine Zwangslage,
24:10in der sich die Opfer befinden und die von den Betrügern sehr geschickt ausgenutzt wird.
24:16Eine Zwangslage im Übrigen, die recht verbreitet ist, nämlich akuter Geldmangel.
24:21Und das ist dann eine günstige Ausgangsposition für Kreditbetrüger.
24:26Moin, wie geht's dir dann?
24:42Moin, Paul.
24:43Da siehst du ja, ich bin schon wieder am Reparieren.
24:46Immer wieder sind die Dinger kaputt.
24:47Ist jedes Jahr derselbe Erja.
24:48Ich fahr gerade mal rüber zu mir und guck, wie es bei mir aussieht.
24:52Oh, bei dir sieht es sehr gut aus, gell?
24:54Ich könnte dieses Jahr wirklich eine gute Ernte gebrauchen.
24:57Ich weiß sonst nicht, wie ich über die Runde kommen soll.
25:00Die Erbssachen mit meiner Schwester, die hat mir verdammt zugesetzt.
25:03Die hab ich doch völlig auszahlen müssen.
25:04Und die Sparkassen, was sagt die dazu?
25:07Bei denen hab ich für die neue Maschine so viel aufnehmen müssen, die wollen nicht mehr.
25:10Die haben mich sowieso schon gefragt, ob ich das überhaupt backe.
25:12Das ist immer das Gleiche. Die gäbe es bloß denen, die es nicht brauchen.
25:15Na ja, im nächsten Jahr wird es dann bestimmt wieder laufen.
25:18Da machen sich die Anschaffungen bestimmt bezahlt.
25:20Sag mal, wie wär's denn mit einer anderen Bank?
25:22Ich meine, bist du weiter weg? Frankfurt oder so?
25:24Die stecken doch alle unter einer Deck.
25:25Die erkundigen sich doch gleich immer überall.
25:28Und wie wär's mit einer ausländischen Bank?
25:30Du, ich hab da was gelesen. Ich glaub, ich hab die Zeitung noch daheim.
25:34Da gibt irgend so ein Araber ganz günstige Kredite.
25:37Ich hab schon überlegt, ob ich's selber machen soll.
25:39Drei Prozent oder sowas will der haben.
25:41Drei Prozent?
25:42Das war ja wahnsinnig günstig. Komm doch mal vorbei.
25:45Ist gut, Paul.
25:47Du, das kann aber nach neune werden.
25:48Das macht nix. Also bis heute Abend.
25:51Manfred Wetzel ist Winzer.
25:53Sein Weinbaubetrieb liegt in einer kleinen Gemeinde im Rheingau.
25:57Durch eine Erbauseinandersetzung ist er vor Jahresfrist finanziell in die Klemme geraten.
26:02Dann hat er relativ viel Geld aufnehmen müssen, um den veralteten Betrieb mit neuen Maschinen auszustatten.
26:08Und schließlich steht im Herbst eine weitere große Anschaffung bevor.
26:12Manfred Wetzel hat eine leistungsfähige Abfüllanlage bestellt, damit er seinen Wein in Zukunft mit besserem Gewinn selbst vertreiben kann.
26:20Da siehste, ich hab doch recht gehabt.
26:25Ich wollte wirklich nur drei Prozent.
26:26Ich kann das hier gar nicht begreifen.
26:30Bei unserer Bank hier, da ist doch inzwischen unter zehn Prozent gar nix mehr zu machen.
26:35Weiß der Himmel, aber da hast du es ja schwarz auf weiß.
26:38Arabische Gelder zu günstigen Konditionen.
26:40Drei Prozent bei entsprechender Sicherheit.
26:43Interessent melden sie sich bei und dann steht da irgend so eine Nummer.
26:46Na ja, schade kannst du nicht, wenn ich mich da mal melde.
26:49Und wenn das mit den drei Prozent wirklich stimmt, dann wird es genau das, was ich brauche.
26:53Ich stricke dir die Daumen.
26:54Das kann ich auch gebrauchen.
26:55Weiß der Himmel.
26:56Manfred Wetzel schreibt auf das Inserat.
26:59Und zu seiner großen Überraschung erhält er wenige Tage später, nach einigen telefonischen Kontaktgesprächen,
27:05nicht nur eine Einladung, sondern auch noch ein Ticket für einen Freiflug nach Zürich.
27:09Hier in der Schweiz sollen nämlich die Kredite vertraglich unter Dach und Fach gebracht werden.
27:21So betritt der Winzer aus dem Rheingau an einem Dienstag im August etwas unsicher zwar,
27:26aber voller Erwartung die Ankunftshalle des Flughafens Zürich-Kloten.
27:32Sehen Sie Herr Wetzel aus Bundesrepublik?
27:34Ja, ja.
27:35Guten Tag.
27:36Soll ich Sie abholen?
27:37Bitte kommen Sie.
27:38Danke.
27:39Manfred Wetzel glaubt zunächst, seinen Augen nicht zu trauen,
27:45als er von einem jungen Araber mit einem großen amerikanischen Straßenkreuzer abgeholt wird.
27:56Die Fahrt geht in ein elegantes Zürcher Hotel,
27:59in dem der potente Geldgeber, der die billigen Kredite anbietet, residiert.
28:05Der Mann, der das Inserat aufgegeben hat, nennt sich Mustafa Al-Bassam.
28:09Ich hatte da im letzten Jahr eine Erwachszeit mit meiner Schwester zu leisten.
28:12Er bewirtet den Winzer mit Champagner.
28:14Die gesamte Atmosphäre verstärkt bei Manfred Wetzel den Eindruck, dass er es mit einem hochkarätigen internationalen Geschäftsmann zu tun hat.
28:27Nachdem der Winzer seine Situation geschildert hat, kommt Al-Bassam dann sehr schnell zur Sache.
28:31Normalerweise, wir machen größere Geschäfte.
28:35Aber Sie können bekommen eine halbe Million, wenn Sie haben Sicherheit.
28:39Sicherheit ist zum Beispiel Eintragung in ein Grundbuch.
28:42Ihre Grundstücke sind doch unbelastet, oder?
28:45Nicht ganz, aber im zweiten Rang könnte ich schon noch was eintragen lassen.
28:49Ist gut. Dann Sie bringen Urkunde vom Notar, wir machen Vertrag und Sie kriegen Geld.
28:56Das wäre ja sehr schön, aber ganz ehrlich gesagt, ich kann das noch gar nicht begreifen.
29:02Drei Prozent, das wäre doch wahnsinnig günstig.
29:04Ist doch gut für Sie. Oder wollen Sie mehr zahlen?
29:07Nein, nein, um Gottes Willen, nein, aber das ist ja ungewöhnlich.
29:12Wissen Sie, bei uns in Deutschland ist es viel teurer, so ein Kredit.
29:14Kann ich Ihnen erklären. Ich bin nur Vermittler.
29:18Dieses Geld kommt aus Saudi-Arabien, Familie des Prinzen. Ölgeld.
29:25Es soll investiert werden in Europa.
29:28Deswegen müssen wir billiger sein als Banken in Deutschland.
29:32Außerdem, Allah verbietet Wucher, zu großes Geschäft mit Geld.
29:37Zahatak, auf Ihr Wohr.
29:47Sagen Sie, wie ist das? Wer ist denn eigentlich mein Vertragspartner?
29:51Läuft alles über mich. Ich habe Vollmacht von Prinzen.
29:55Es soll alles vertraulich bleiben. Sie verstehen, der Prinz möchte nicht zu viel Gerede haben.
30:00Ach so. Na ja, auch gut. Kann mir ja auch im Prinzip egal sein.
30:05Aber kriege ich denn das Geld hier gleich mit, oder wie ist das?
30:10Nein, nein. Das Geld wird direkt von Schweizer Bank nach Deutschland überwiesen,
30:15sobald Vertrag perfekt ist.
30:17Ja, noch was. Sie kriegen ja Ihre Sicherheit durch die Grundbucheintragung.
30:23Aber was habe ich denn für eine Sicherheit, dass das Geld auch kommt?
30:26Ja, Allah, Herr Alman. Ihr Deutschen. Immer voller Misstrauen.
30:31Aber ich kann Sie beruhigen. Referenzen. Schweizer Banken. Wie viele wollen Sie haben?
30:36Eins. Zwei. Genügt Ihnen das?
30:40Ich kann nicht so gut Englisch. Was steht denn da drin?
30:48Die Bank bestätigt, dass 40 Millionen Dollar bei ihr liegen und dass ich darüber verfügen kann.
30:54Reicht Ihnen das, Herr Wetzel?
30:56Gott sei Dank brauche ich nicht ganz so viel.
30:59Aber wie gesagt, 500.000 würde ich ganz gerne aufnehmen.
31:02Gut. Sie bringen Grundbuchbestellung von Ihrem Notar, wir machen Vertrag und ich überweise Ihnen das Geld.
31:10Wenn Sie die Provision bezahlt haben, in bar, deutsche Mark oder Schweizer Franken, wie Sie wollen.
31:15Ach so, ja, die Provision. Das war ein Prozent.
31:21Können Sie da nicht ein bisschen runtergehen? Das wären ja sonst 5.000 Mark für mich.
31:25Sie wollen mit mir handeln? Wegen ein Prozent Provision?
31:29Sie kriegen guten billigen Kredit und ich soll umsonst arbeiten.
31:32Nein, tut mir leid. Ein Prozent Provision oder kein Geschäft.
31:36Das war ja nur mal eine Frage. Selbstverständlich kann ich die 5.000 aufbringen.
31:41Also gut, Sie wissen Bescheid. Hier sind die Papiere, die Unterlagen für Ihren Notar.
31:46Sie können Grundschuld bestellen und wir machen Vertrag. Oder nicht.
31:51Ich rufe Sie nächste Woche an. Wenn ja, dann sehen wir uns wieder.
31:55Ich rufe Sie jetzt zum Flughafen, ich habe eine Verabredung mit zwei anderen Kunden aus Deutschland.
32:05Wiedersehen, Herr Wetzel. Wiedersehen. Und sehr vielen Dank.
32:07Manfred Wetzel ist der Verhandlungstaktik des Arabes nicht gewachsen.
32:11Mal jubial, mal aufbrausend hat der Geldverleiher es verstanden, den Winzer fest an die Angel zu nehmen.
32:17Dass die vorgelegten Referenzen der Schweizer Banken falsch und die geschäftlichen Beziehungen zu einer arabischen Familie erfunden sind, kann Manfred Wetzel nicht erkennen.
32:28Zu Hause im Rheingau steht er dann allerdings noch vor dem Problem, kurzfristig die 5.000 Mark aufzubringen, die Mustafa al-Bassam als Provision verlangt hat.
32:37Das war wirklich ein guter Tipp von dir, Paul. So billig wäre ich hier nie an eine Darlehe herangekommen.
32:42Ja, ist ja prima, wenn alles so klappt.
32:44Die Sach mit der Grundbucheintragung, die habe ich beim Notar auch schon in die Wege geleitet.
32:50Jetzt habe ich bloß noch das Problem mit der Provision.
32:52Was denn für Provision?
32:54Na ja, ist ja klar. Der Al-Bassam, der macht das ja nicht umsonst.
33:00Der will ja bei dem Geschäft auch was verdienen.
33:02Und bei Abschluss wird 1% der Kreditsumme als Provision fällig.
33:05Das wären 5.000 Mark bei mir.
33:07Ich verstehe. Und die 5.000 hast du im Moment nicht.
33:10Genau.
33:15Sag mal, Paul, könntest du mir die 5.000 vielleicht vorschießen?
33:20Nur für 10 bis 14 Tage, bis das Geld auf meinem Konto ist.
33:22Weckst es dann sofort wieder.
33:24Tja.
33:26Das ist so ein Ding.
33:28Na ja.
33:29Ich kann es dir nicht übel nehmen, wenn du Nein sagst.
33:31Aber ich weiß nicht recht, wo ich das Geld sonst auftreiben soll.
33:34Und es wird auch wirklich nur für die paar Tage.
33:37Wir können das doch für uns behalten.
33:40Ich meine, wenn du Angst hast, wie in der Ilse.
33:41Na, das nicht. Und wenn ich es mache, ist es Sachs zwischen uns.
33:45Außerdem kann ich dich jetzt nicht im Stich lassen.
33:47Paul, du, das wäre ja prima.
33:49Schließlich habe ich dich ja erst draufgebracht auf die Sache.
33:52Also danke, Paul.
33:53Du, das werde ich dann nicht vergessen.
33:55Das mache ich auch gut, wenn ich erst wieder flott bin.
33:56Knapp 14 Tage später unterschreibt Manfred Wetzel bei einem zweiten Besuch in Zürich den Vertrag mit Al-Bassam.
34:05Er ist voller Zuversicht und er glaubt fest, dass ihm der schnell und unbürokratisch erworbene Kredit aus seinen Schwierigkeiten heraushilft.
34:14So, Herr Wetzel, die Papiere sind in Ordnung.
34:18Das Geld haben Sie dabei?
34:20Ja.
34:20Ja.
34:20Ja.
34:20Ja.
34:26Hier, wie vereinbart, 5000 Mark.
34:35Und Sie weisen noch die Darlehenssumme gleich an.
34:38Wie hier geschrieben, das Geld wird transferiert von Schweizer Bank auf Ihr Kopf.
34:42Wie lange wird denn das dauern? Ich meine, bis wann kriege ich denn das Geld?
34:46Nun, Schweizer Banken arbeiten ja recht gut. Eine Woche, höchstens zwei.
34:51Vielleicht können Sie ein bisschen nachhelfen. Sie wissen ja, ich brauche das Geld ziemlich dringend.
34:54Geduldig wartet Manfred Wetzel in den nächsten Tagen darauf, dass sein schmales Konto durch eine kräftige Kreditspritze aufgebessert wird.
35:04Nachdem mehr als zwei Wochen vergangen sind, wird der Winzer langsam unruhig.
35:08Ohne allerdings recht zu wissen, was er nun machen soll.
35:12Jawohl.
35:13Hallo, ist jetzt alles in Ordnung?
35:15Hast du dein Geld?
35:15Na, immer noch nicht. Ich verstehe das auch nicht. Du musst längst da sein.
35:19Einen Nachmittag gehe ich nochmal zur Bank. Wann ich es habe, komme ich gleich bei dir vorbei.
35:22Ist in Ordnung. Also auf den einen Tag kommt es auch nicht an.
35:26Durch Urlaub halten.
35:29Ach, guten Tag, Herr Wetzel. Ich bin's nochmal.
35:31Ich wollte nur nochmal fragen, ob inzwischen für mich was eingetroffen ist.
35:34Mhm.
35:34Nein, da ist nur eine Abhuchung von der Versicherung.
35:43Das gibt's doch nicht.
35:45Könnte es nicht sein, dass heute doch was eingetroffen ist.
35:47Ich meine, dass vielleicht bloß der Auszug noch nicht da ist.
35:50Mal sehen.
35:51Nein.
36:02Da war halt gar keine Bewegung auf dem Konto.
36:04Da ist nichts gekommen für Sie.
36:06Ja.
36:07Sagen Sie mal, wie lange dauert denn sowas längstens, so eine Überweisung aus der Schweiz?
36:12Tja, in einer Woche muss man ungefähr rechnen.
36:15Aber viel länger kann das eigentlich nicht dauern.
36:17Mein Gott, und ich warte schon drei Wochen.
36:18Ja, ich kann mir leider nichts anderes sagen.
36:22Na ja.
36:23Danke, Wiedersehen.
36:24Wiedersehen.
36:25Es vergehen weitere zwei Wochen, ohne dass die 500.000 Mark bei der Sparkasse im Rheingau eintreffen.
36:32Und auch sonst hört Manfred Wetzel nichts von dem Mann, der sich in Zürich Al-Bassam genannt hat.
36:38So sucht er schließlich Rat und Hilfe bei der Polizei.
36:44Für den Winzer gab es, wie Sie sich wohl denken können, eine böse Überraschung.
36:48Bei der Kriminalpolizei war der arabische Geldvermittler nämlich kein Unbekannter.
36:53Vor Manfred Wetzel hatten bereits zahlreiche andere Kreditsuchende beträchtliche Provisionen gezahlt,
36:58ohne dass auch nur in einem Fall das versprochene Darlehen überwiesen worden wäre.
37:03Mehrere Millionen Mark hat allein dieser Betrüger kassiert.
37:06Und manche der Betrogenen mussten sogar Konkurs anmelden.
37:11Für Manfred Wetzel kam eine andere Peinlichkeit dazu.
37:13Er steht jetzt auch bei seinem hilfsbereiten Nachbarn mit 5000 Mark in der Kreide.
37:20Also, auch wenn es manchmal ein bisschen teurer ist.
37:24Man fährt bei Kreditgeschäften im Zweifel immer besser mit Instituten, die man kennt und bei denen man weiß, mit wem man es zu tun hat.
37:31Das waren drei Filmbeispiele.
37:37Unseren vierten Fall wollen wir Ihnen wie gewohnt in Form eines Experiments zeigen.
37:42Dabei geht es heute um ein Thema, das der Kriminalpolizei seit vielen Jahren auf den Nägeln brennt.
37:46Um Ladendiebstahl.
37:49Jahr für Jahr entstehen Schäden in Millionenhöhe.
37:51Allein 1979 sind bei der Polizei rund 300.000 Diebstähle dieser Art angezeigt worden.
37:58Was die Sache so ärgerlich macht, ist die Tatsache, dass diese Schäden letztlich von uns allen mitbezahlt werden müssen.
38:04Denn es ist ja bekannt, dass die Firmen solche Verluste bei ihren Preisen mehr oder weniger einkalkulieren.
38:11Unser Experiment behandelt natürlich nur einen der vielen Tricks auf diesem Gebiet, aber einen recht wirkungsvollen, wie sich zeigt.
38:21Zunächst einmal läuft alles ganz regulär.
38:27Unser Mitarbeiter Bernd Schröder betritt, wie jeder andere Kunde auch, mit seinem leeren Einkaufswagen einen großen Selbstbedienungsmarkt.
38:41Hier nimmt er dann aus den Regalen die unterschiedlichsten Waren im Wert von insgesamt rund 100 Mark.
38:47Und auch an der Kasse nimmt zunächst noch alles seinen gewohnten Gang.
38:53Mit dem gefüllten Einkaufswagen und dem Kassenbon verlässt unser Mann jetzt rasch das Geschäft und verstaut die eingekauften Waren im Kofferraum seines Autos.
39:17Dann betritt er erneut den Supermarkt, wieder mit einem leeren Wagen.
39:24Er packt genau die gleichen Waren noch einmal ein.
39:27Dazu kommt nur noch eine angeblich vergessene Kleinigkeit.
39:30In unserem Fall drei Dosen Kondensmilch.
39:32Ich habe nur die Milch vergessen eben, ich war schon mal da gerade eben.
39:35Haben Sie gesehen? Ich habe einen Zettel noch da.
39:37Ich weiß auch nicht.
39:38Wissen Sie noch, gut.
39:39Ich hoffe schon, ich darf was mit dem Koffer.
39:41Ja, ja. Großen Zettel dabei gehabt, trotzdem vergessen.
39:46Okay, Dankeschön.
39:47Der zweite Einkauf war also praktisch umsonst.
39:50Und noch dreimal versucht Bernd Schröder den raffinierten Trick.
39:54Ich habe den Sachvergessen eben, das habe ich gerade schon bezahlt bei Ihnen.
39:57Ich bin gerade schon mal durchgegangen.
39:58Also aber nicht mehr mit mir in den Laden, gell.
40:00Wenn wieder so was ist, müssen Sie die Waren bei mir vorne stehen lassen und Sie holen dann das Vergessene noch bei.
40:05Aber nicht mehr die bezahlte Waren mit mir in den Laden nehmen.
40:08Ich wollte es Ihnen nur sagen, gell, dass es nächstes ist.
40:11Okay, ja.
40:13Immer bei der Kassiererin können Sie es nicht dran stehen lassen, gell.
40:16Ja, es ist mir erst eingefallen, da war ich schon da vorne, wissen wir.
40:18Ja.
40:23Schönen Dank, ne?
40:24Ich habe bloß die Büchsemilch noch vergessen, eben.
40:26War gerade schon mal da.
40:28Hier ist mein Zettel noch, gell, von eben.
40:31Okay.
40:33Was kostet die?
40:341,80.
40:351,80.
40:36Danke.
40:40Ich habe einen großen Einkaufszettel gehabt und doch vergessen.
40:44Danke.
40:45Wiederschauen.
40:46Wie gesagt, die Rechnung zahlen im Endeffekt wir alle auf dem Umweg über die Preise.
40:54Und deshalb muss es auch im Interesse von uns allen liegen, dass die Firmen organisatorische oder bauliche Maßnahmen treffen,
41:01die es unmöglich machen, zum zweiten Mal mit angeblich demselben vollen Einkaufswagen an die Kasse zu kommen.
41:07Der Trick wäre auf diese Weise dann praktisch undurchführbar gemacht.
41:11Eine neue Folge von Vorsicht Falle steht Anfang des nächsten Jahres im Programm.
41:17Vorher sehen wir uns aber vielleicht schon bei einer der Exemplon-Sendungen wieder.
41:21Bis dahin darf ich mich verabschieden.
41:23Auf Wiedersehen.