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  • 2.7.2025

Kategorie

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Musik
Transkript
00:00Dienstag, 29. April 1980, im Haus der Familie Levke, Schönberg an der Ostsee.
00:30Zweig!
00:38Du lass mich allein, lass mich so'�ne, Königreich.
00:57Geh weg!
01:03Vor allem hilft ihr jetzt auch nicht mehr.
01:07Geh weg!
01:16Was hast du kriegen, was du verdient?
01:18Geh weg!
01:26Vor Jahrmillionen wandelten die großen Alten auf der Erde und nannten sie ihr Eigen.
01:34Dann verschwanden sie in der Finsternis zwischen Sternen und kalter Unendlichkeit.
01:42Und doch beobachten sie uns in ihrem ewig währenden Schlummer.
01:46Wehe dem Tag, an dem sie erwachen, um erneut ihre Herrschaft auszuüben.
01:53Nur wenige wissen von ihnen und die meisten leben in Angst.
01:59Ihre Diener lauern in den Schatten und greifen nach uns im Raum zwischen Träumen und Wachen.
02:07Die Sphären anderer Welten brechen allzu schnell.
02:10Realität ist nur ein kurzer Wippernschlag.
02:22Samstag, 1. November 2008.
02:25Vor dem Levkehaus, Schönberg, an der Ostsee.
02:29Der Morgennebel waberte gespenstisch um das alte Anwesen.
02:35Von den drei Stockwerken des weißen Holzhauses waren nur die Dachfenster zu erkennen.
02:40In der Ferne vernahm man das rauschende Ostsee.
02:43Andere Geräusche wurden vollständig vom Dunst verschluckt.
02:46Als ich die weiße Wand durchschritt, spürte ich, wie die Feuchtigkeit mein Gesicht streifte und meine Kleidung benetzte.
02:54Ich fröstelte. Dieser Ort war nicht gerade einladend.
03:00Komischer Ort, zu dem du mich zum Entspannen eingeladen hast, Alfred.
03:03Ach, ernst. Es wirkt nur etwas abgeschieden.
03:05So ein Quatsch.
03:07Aber wenn es erst mal Mittag ist, dann hat man einen herrlichen Blick zum Schönwager Strand.
03:11Das ist eine Bruchbude, Herr Dr. Wagner.
03:14Wenn es Herrn Dr. Garner nicht passt, dann kann er sich ja wieder in sein Institut verziehen
03:19und seinen verstaubten Forschungen über die Völkerkunde nachgehen.
03:23Alfred hatte leider recht. Wir brauchten beide etwas Urlaub.
03:27Ruhe tut dir ganz gut, nachdem, was du mir über die Ereignisse im Harz erzählt hast.
03:34Ungerne erinnerte ich mich an die Geschehnisse des Aprils zurück.
03:37Wie versprochen hatte ich Alfred alles darüber berichtet.
03:40Und so kam er vor einem Monat in mein Büro gestürmt.
03:43Er knallte einen Katalog auf den Tisch mit der Aufschrift, idyllisches Ferienhaus zu vermieten, direkt an der Ostsee.
03:49Das Ganze war nicht allzu teuer und Schönberg war von Hamburg schnell zu erreichen.
03:53Also hatte ich zugesagt.
03:54Nun standen wir hier mitten im dichten Nebel, vor dem wohl einsamsten Ferienhaus in ganz Schleswig-Holstein.
04:01Man kann hier ja die Hand vor Augen nicht sehen.
04:04Pass auf, dass du nicht stolperst.
04:05Warum brauchst du auch ausgerechnet zwei Koffer für lächerliche drei Tage?
04:10Als Leiter der Historischen Bibliothek der Universität Hamburg nehme ich natürlich etwas zu lesen mit.
04:16Niedlich, wie du das ganze Gestrüpp watschelst.
04:19Dein Bauch gerät hier richtig in Schwingungen.
04:21Soll das eine Anspielung sein?
04:24Oh nein, nein, gewiss nicht.
04:26Na dann ist ja gut.
04:28Alfreds kleiner japanischer Wagen stand einsam vor der Auffahrt des Grundstücks.
04:33Der weitläufige Garten war recht verwildert, sodass wir sicherheitshalber zu Fuß hinauf zum Haus gegangen waren.
04:39Leise raschelte das Unterholz.
04:41Eine Trauerweide schälte sich auf dem Nebel.
04:44Ihre Äste hingen schlaff herab.
04:46Ihr Stamm war zum Haus geneigt.
04:48Im ersten Moment glaubte man, dass sich eine gewaltige Frau weinend gegen das Levkeanwesen presste.
04:54Irgendwie unheimlich.
04:56Und?
04:57Ach, hier ist die Veranda.
04:59Da geht es zum Eingang.
05:00Schau, da ist eine Hollywood-Schaukel.
05:03Aber, aber kein Lüftchen bewegt sich.
05:07So, welcher der ganzen Schlüssel war es denn nun?
05:11Der Nebel lag noch immer über dem Anwesen und umschloss uns.
05:15Tentakelgleich waberte er auf uns zu und ringelte sich um unsere Beine.
05:19Ich fühlte mich unwohl.
05:20Diese totale Stille, nur unterbrochen durch das Schnaufen Alfreds.
05:24Das Knarren der Dielen unter unseren Füßen machte mich nervös.
05:27Wie sollte ich hier eine Woche lang entspannen können?
05:30Der ist sowieso schon, der Gami.
05:32Aber der, nein.
05:34Ach so, nun aber.
05:36Ach, auch nicht.
05:37Das ist ja zum verrückt werden.
05:39Eigentlich sollten wir zu den Besitzern fahren und unser Geld zurückfordern.
05:42Ja, so ein Quatsch.
05:43Ich will doch meine Zeit nicht verplempern und zurück zu den Kühners fahren.
05:46Na, zumindest weiß ich, warum sie das Geld für ein paar Tage im Voraus wollten.
05:51Von Nahem betrachtet ist das Levka-Anwesen wirklich sanierungsbedürftig.
05:55So ist das eben mit alten Häusern.
05:57Wir sind hier fernab von Nachbarn und anderen.
06:00Stören Frieden.
06:01Das wird herrlich.
06:03Ruhe.
06:04Entspannung, keine Telefone, keine Handys.
06:08Ein toller Strandblick und jede Menge Spaß.
06:11Und das Ambiente passt doch zu zwei Geisteswissenschaftlern wie uns.
06:16Wenn du meinst.
06:19So?
06:20Reinspazieren.
06:21Ich war erstaunt.
06:22Ein kleiner Flur führte in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer.
06:30Große Fenster zeigten den Osten auf den Strand, der aber im Moment durch weißen Dunst verdeckt war.
06:36Zwar wirkte alles etwas veraltet, aber im Gegensatz zum nebel erfüllten Garten in keinster Weise gespenstisch.
06:42Wie ich von den Vermietern wusste, hatte man die Inneneinrichtung der Vorbesitzer übernommen und nur einige Reinigungsarbeiten durchgeführt.
06:49Weg mit den schweren Koffern.
06:54So, dann schauen wir uns einmal um.
06:56Gute Idee.
06:58So.
07:01Oh, sieh nur.
07:02Jede Menge Bücher.
07:05Ach, nö.
07:06Der Lichtschalter geht nicht.
07:08Oh, als ob ich nicht sowas erwartet hätte.
07:11Pessimist.
07:12Wir werden wohl doch nochmal mit dem Künast sprechen müssen.
07:15Vielleicht brauchen wir einen Elektriker.
07:17Ach, ach, ach, was.
07:18Hier stehen genug Kerzen herum.
07:20Das wird ja wohl reichen.
07:22Komm schon, Ernst.
07:24Das musst du dir ansehen.
07:26Fantastisch.
07:27Regale voller Bücher.
07:29Und eine echte Wanduhr.
07:31Was haben wir denn hier?
07:33Der zerbrochene Krug von Heinrich von Kleist.
07:37Ziemlich alte Ausgabe.
07:38Das ist eine richtig kleine Privatbibliothek.
07:42Ich sehe Lexika, Romani und Fachliteratur.
07:46Der Vorbesitzer muss ziemlich belesen gewesen sein.
07:50Und hier, Ernst Moritz Arnst, philosophische Texte.
07:54Ja, der Vorbesitzer war ein Liebhaber der deutschen Romantik.
07:58Ich muss doch gleich mal sehen, ob...
08:01Sofort war Alfred damit beschäftigt, die Bücherrücken zu studieren.
08:05Ich schaute mich um.
08:06Ein Kamin zierte das Wohnzimmer und eine Treppe führte hinauf zur Galerie.
08:10Dort oben musste es zu den Schlafzimmern gehen und eine Leiter führte sicher auf den Dachboden.
08:15Den würden wir nicht aufsuchen.
08:17Wir wollten hier Ferien machen.
08:18Und keinen Staub fegen.
08:20Na, was sagst du Ernst?
08:21Richtig nobel, oder?
08:23Gut, allerdings.
08:25Wenn hier abends der Kamin brennt, wird es hier richtig gemütlich.
08:28Noch ein Gläschen Wein, dazu ein gutes Buch.
08:31Und, na gut, okay, der Urlaub ist perfekt.
08:32Hervorragend.
08:33Ich wusste, es würde dir gefallen.
08:36Richten wir uns also ein.
08:38Schaffst du deine Koffer hinauf, oder soll ich helfen?
08:41Also, nur weil ich 47 bin und du 15 Jahre jünger, heißt das nicht, dass ich zum alten Eisen gehöre.
08:47Ich schaffe das schon, du, du, Herr Spageltarzan, du.
08:52Oben soll es zwei Schlafzimmer geben und ein zusätzliches Bad.
08:57Such dir einen Raum aus, ich sehe mich derweil hier unten um.
09:01Das tat ich auch.
09:03Beide Schlafzimmer hatten einen Blick zum Garten und waren gemütlich eingerichtet.
09:07Jedes hatte einen großen Spiegel und mehrere Ölbilder mit Ansichten von Schiffen.
09:11Meist bei peitschender See, nur eines fiel mir auf, das in einer Bucht ankerte.
09:15Darunter stand in goldenen Lettern, Jelena in der Schönberger Bucht.
09:19Ich wählte das Zimmer, das ich insgeheim den Jelena-Raum nannte.
09:23Ein breites Himmelbett stand in seiner Mitte.
09:25Ungastlich wirkt nur die Gitter vor den Fenstern, die im gesamten Obergeschoss angebracht waren.
09:30Ich machte mich wieder auf den Weg nach unten.
09:36Ein Musikband über Franz Schubert.
09:41Karl Friedrich Gottlaub-Wetzels, Briefe des Mannes im Mond an mich. Interessant.
09:47Und ich dachte, du hast Urlaub, Herr Bibliotheker.
09:50Das sind wirklich einzigartige Raritäten. Komisch, dass die Vermieter das nicht bemerkt haben.
09:56Die Vorbesitzer müssen wirklich reich gewesen sein. Die Bücher sind ein kleines Vermögen wert.
10:01Wollen wir weiter das Haus durchstöbern oder gehen wir etwas essen?
10:05Gut, Ruth, ich komme ja schon. Ach, schau doch nur diesen Gedichtband von Heinrich Alme an.
10:11Alfred, jetzt komm!
10:13Ja, ja, ist ja schon gut. Fahren wir in die Stadt. Ich habe einen Bärenhunger.
10:17Als wir das Haus verließen, umfing uns sofort wieder der Nebel.
10:21Als ich mich an der Gartenmauer umsah, war das Haus um Weißen nicht mehr zu erkennen.
10:26Ich steig ein!
10:28Bin schon dabei!
10:29So, das macht dann 22,47 Euro.
10:31So, das macht dann 22,47 Euro.
10:33Moment, äh, ach, dieses elende Kleingeld.
10:35So, das macht dann 22,47 Euro.
10:36Moment, äh, ach, dieses elende Kleingeld.
10:38Na? Urlaube?
10:43Ja.
10:44Ja, okay.
10:45So, das macht dann 22,47 Euro.
10:47Moment, äh, ach, dieses elende Kleingeld.
10:51Na? Urlaube?
10:54Ja.
10:56Ehh, das macht dann 22,47 Euro.
10:58Moment, äh, ach, dieses elende Kleingeld.
11:03Na? Urlaube?
11:05Urlaube?
11:06Ja, wir genießen die Ruhe hier in Schönberg.
11:09Sie haben sich doch sicher in das Ferienhaus gemiedet, nicht?
11:12Ja, das, äh, Lebkehaus.
11:15Ist das was mit dem Anwesen?
11:17Das allerdings ist seit über 20 Jahren hier.
11:21Bis die Kühn ist es gekauft und in den Ferien hast du das gemerkt, ja.
11:25Aber ich würde dich an die Ehren gehen, wenn man den alten Lebke dort hängt, aufgefunden hat.
11:31Wie bitte?
11:32Ja, seine Frau war plötzlich weg und kurz darauf hat er sich erheckt.
11:37Unfassbar.
11:38In der Galerie hat er gehören.
11:41Naja, aber es war ich ja doch, dass der nicht ganz so richtig deckte.
11:47Hat sich mit irgendwelchen Matrosenpack abgegeben.
11:52Ist doch klar, dass ihm die Frau wegrennt.
11:55Manche behaupten sogar, dass seine Freunde ihm die Schlinge umgelegt haben.
12:00Hey, das sind doch sicher nur Gerüchte.
12:02Nee, nee, nee.
12:03Die Polizei hat bochenlang nach Lieskis Freunden gesucht.
12:07Es gab eine richtige Fahndung, ein riesen Gedüns.
12:10Die Kirle haben sie nie gefunden.
12:13Wie vom Erdboden verschluckt.
12:15Offiziell hat Lieske selbst nur verübt.
12:18Aber jeder in Schönberg kennt die Vorheit.
12:22Ich schluckte und bezahlte etwas angespannt unseren Einkauf.
12:26Kaum waren wir aus dem Laden gekommen, blickte ich Alfred vorwurfsvoll an.
12:30Na, da hast du uns ja ein tolles Ferienhaus besorgt.
12:34Hey, also das mit dem Erhängten ist Jahre her.
12:38Hast du etwa Angst?
12:39In jedem Haus in Deutschland ist schon mal jemand gestorben.
12:43Wahrscheinlich wurde er kaltmütig umgebracht.
12:45Ach, das würde doch gar nicht bewiesen.
12:47Nur das Geschwätz einer abergläubischen alten Tratsstante.
12:50Nun komm, ich lade dich zum Essen ein.
12:53Und wir vergessen die ganze Sache.
12:57Lass uns einen angenehmen Urlaub haben.
13:00Es soll hier ein ganz vorzügliches Fischrestaurant geben.
13:04Oh, hab ich einen Hunger.
13:07Ich grummelte noch eine Weile, Lies ist aber dabei.
13:10Nach dem Essen machten wir noch eine Spazierung am Strand.
13:13Kurz rief ich bei unserem Vermieter an, um einen Elektriker kommen zu lassen.
13:17Man sagte mir, dass man sich schnellstmöglich darum kümmern würde.
13:21Erst am späten Abend kam mir wieder zurück zum Levke-Anwesen.
13:30Ach, ist das herrlich hier so am Kamin.
13:34Stimmt schon.
13:36Sag los, dir ist langweilig.
13:38Ja, entspannen muss gekonnt sein.
13:41Endlich hatte ich Zeit und mir war langweilig.
13:44Gerade überlegte ich mir, doch ein Buch aus dem Regal zu ziehen,
13:47da begann es zu regnen.
13:49Dicke Tropfen platschten gegen die Scheiben.
13:51Kaum zehn Minuten später zuckten helle Blitze auf
13:53und tauchten den Garten in ein bizarres Bild.
13:56Der Nebel war zwar verschwunden,
13:58aber nun versperrte eine undurchdringliche Regenwand die Sicht.
14:01Die Trauerweide bewegte sich im Wind
14:03und bei jedem Blitzen schien sie eine andere Position für den Haus einzunehmen.
14:08Sag mal ernst, hm?
14:09Ja?
14:10Hey, nicht so schreckhaft.
14:13Ich dachte mir gerade, dass ich eine Flasche Wein aus der Küche holen könnte.
14:18Möchtest du auch etwas?
14:19Ja, bitte.
14:21Nee, irgendwie, nicht so, oder?
14:23Hoffentlich ist das Wetter morgen besser.
14:26Eigentlich wollte ich zum Stand.
14:28Ach, uns geht ja das Feuerholz aus.
14:31Oh, stimmt.
14:31Kannst du dich darum kümmern?
14:33Mit diesen Worten marschierte Alfred davon.
14:36Was für eine Gemeinheit.
14:38Ging er doch in die Küche Wein holen und ließ mich die Arbeit machen.
14:41Ich seufzte kurz.
14:42Gut, was blieb mir anderes übrig?
14:44Ich zog meinen Regenmantel an und marschierte durch die Hintertür hinaus.
14:49Der Regen peitschte mir in Fürsicht.
14:53Verdammt und zugenäht.
14:54Ein toller Urlaub.
14:56Ich kann gar nichts mehr richtig erkennen.
14:58Oh, zum Teufel war nochmal der blöde Schotten Scheibenkleister.
15:06Äh, ist das so tot schick.
15:10Und nun nimmt auch der Wind zu.
15:15Ah, endlich.
15:19Der Kölz ist ja da.
15:24Was war das?
15:28Nichts mehr zu hören.
15:31Draußen ist auch niemand.
15:33Hallo?
15:35Hallo?
15:36Ich hätte schwören können, dass ich eine Frau gehört habe.
15:40Ich blickte mich um.
15:42Nichts war zu sehen.
15:44Spielten mir meine Sinne ein Schattenreif?
15:46Es war nicht das erste Mal, dass ich mit übernatürlichen Phänomenen konfrontiert war.
15:51War dies auch eins?
15:52Ich ging auf Nummer sicher.
15:54Ähm, ist hier...
15:56Ist hier vielleicht eine paranormale Energie, die versucht Kontakt aufzunehmen?
16:02Ich kam mir ziemlich bescheuert vor.
16:04Der Regen durchnässte mich und es blieb weiterhin still.
16:07Brauchte ich tatsächlich Urlaub?
16:09Na, schnell zurück ins Haus.
16:11Oh, und ans warme Feuer.
16:14Oh, oh.
16:15Oh.
16:15Hallo?
16:17Hallo?
16:18Hallo?
16:20Ist doch jemand.
16:21Oh, oh.
16:22Oh, oh.
16:23Oh, oh.
16:24Oh, oh.
16:25Oh, oh.
16:26Erschrocken blickte ich mich im Regen um.
16:28Unsicher, wo heute das Geräusch gekommen war.
16:30War es tatsächlich eine Stimme gewesen?
16:33War es tatsächlich eine Stimme gewesen?
16:34Irgendetwas war von mir durch den Regen geruscht.
16:36Eine Gestalt.
16:37Ich hatte sie nicht genau erkennen können.
16:39Aber da war eindeutig etwas gewesen.
16:41Oder doch nicht.
16:42Langsam bewegt sich mich in diese Richtung.
16:44Der schlammige Boden schmatzte unter meinen Füßen.
16:48In der Zwischenzeit war ich nass bis auf die Haut.
16:54Was ist denn?
16:56Hallo?
16:57Wer ist da?
16:58Ist alles in Ordnung?
17:00Ich kann sicherlich helfen.
17:01Ich kenne mich ein wenig in der Materie aus.
17:03Es war eine Frauenstimme gewesen.
17:05Da war ich mir sicher.
17:06Keine Antwort drang an mein Ohr.
17:08Vielleicht war ich hier auf ein Wesen jenseits physikalischer Erklärbarkeit getroffen.
17:12Meine vordergründige Angst blieb der Neugier des Wissenschaftlers.
17:16War dies die Chance, die ich so lange suchte?
17:18Würde ich hier die Antworten finden zu den Fragen, die mich seit zwei Jahren quälten?
17:25Vorsichtig ging ich weiter in die Richtung, in der ich die Gestalt vermutete.
17:29Aus der Regenwand schälten sich die dunklen Konturen der Trauerweibe.
17:33Ihre Äste bewegten sich knackend im Wind.
17:36Ich war ihr bisher noch nie so nah gewesen.
17:39Sie war alt.
17:40Sehr alt.
17:42War sie die vermeintliche Gestalt gewesen?
17:45Nein, ich war mir sicher, dass ich in dunklen, menschlichen Konturen fühle.
17:50Oh mein Gott!
17:53Ein Kreuz!
17:53Als die herabhängenden Äste vom Wind fortgeweht wurden, kam ein verwittertes Stück Holz durch den knorrigen Wurzeln zum Vorschein.
18:03Ein Kreuz.
18:04Ich stand vor einem Grab.
18:06Ich fröstelte.
18:07Ich fröstelte, beugte mich herab, um die Lettern zu entzuttern.
18:11Doch schon senkten sich die Äste wieder zurück und die Blätter wisperten wieder leise.
18:15Hatte ich dies etwa als Seufzen gehalten?
18:17Die Stimme hatte mich hierher geleitet?
18:18Unmöglich.
18:19Die Stimme hatte mich hierher geleitet.
18:21Dies war zu offensichtlich, um es meiner überreizten Fantasie anzurechnen.
18:26Erschrocken würbelte ich herum.
18:31Ein hagerer Mann in Blaumann stand vor mir.
18:33Sein ungepflegter Bart triefte vor Regenwasser.
18:36Er trug eine Werkzeugkiste und an seinem Gürtel befanden sich Schraubenschlüssel und ein Hammer.
18:41Nicht erschrecken.
18:43Ich bin Elektriker.
18:46Ich soll Strom reparieren.
18:48Das ging ja schnell.
18:49Die Künast schicken sie, oder?
18:51Da, Künast.
18:53Ich soll Strom reparieren.
18:55Gute.
18:56Dann folgen Sie mir mal ins Haus, Herr, äh...
18:58Cosmic.
18:59Ah.
19:00Boris Cosmic.
19:01Okay.
19:02Sie glauben mir, das Haus zu betreten?
19:05Natürlich.
19:06Wie sollen Sie sonst das Stromproblem lösen?
19:08Ah.
19:09Wie nur.
19:11Etwas enttäuscht, meine Forschung unterbrechen zu müssen, führte ich den Elektriker ins Haus.
19:16Ich war pitschnass und blickte mich im Türrahmen noch einmal um.
19:20Doch kein Seufzen drang mehr an mein Ohr.
19:22Na, das hat aber lange gedauert.
19:27Alles in Ordnung.
19:28Ernst?
19:28Da ist das Holz.
19:31Ich muss mich umziehen.
19:32Der Urlaubsregen hat mich erwischt.
19:34Ich habe die Züge aufgemacht.
19:40Willst du auch etwas?
19:42Ich gehe auf Dachboden.
19:44Dort ist Stromkasten.
19:46Oh.
19:47Und wer sind denn sie?
19:49Frau Paris Cosmic.
19:50Ich soll Strom reparieren.
19:52Der Elektriker.
19:53Halt hier in der Kühe, fangen wir das Licht wieder.
19:55Ich mochte den Kerzenschein.
20:00Herr Cosmic.
20:02Hier entlang geht es zum Dachboden.
20:05Dabei.
20:08Und auch ein paar Tipps.
20:10Jetzt.
20:12Jetzt.
20:12Ah, schön.
20:22So, hier ist der rein.
20:24Dankeschön.
20:26Was hast du eigentlich da draußen gemacht?
20:28Ich war schon in Sorge.
20:29Nichts.
20:30Gar nichts.
20:31Ich wollte Alfred erst morgen von meinem Fund berichten.
20:34Da bitte, dein Buch.
20:35Hä?
20:36Ich hätte mich beinahe draufgesetzt, als ich aus der Küche kam.
20:40Aber, aber ich habe gar kein Buch herausgenommen.
20:43Na, dann ist es sicher hierher geflogen.
20:46Opa, ja.
20:49So, wo war ich?
20:52Ach ja, Herr Faust ist im Garten.
20:55Macht sich mein Freund über mich lustig?
20:57Hat er das Buch womöglich einfach hingelegt?
20:59Oder etwa doch nicht?
21:02Der Strom immer noch kaputt.
21:05Ich komme morgen wieder.
21:07Gut, gut.
21:08Das ist kein Problem.
21:10Sie sehen ja, wir machen es uns gemütlich.
21:12Ein Wein kostet?
21:14Yes.
21:15Ich trinke mein Arbeiten.
21:17Oh, sehr löblich.
21:19Und dann.
21:20Ich jetzt gehe.
21:21Warten Sie.
21:22Ich bringe Sie zur Tür.
21:23Danke.
21:26Dann bis zum nächsten Mal.
21:29Er schüttelte mir die Hand und ich kehrte zurück ins Wohnzimmer.
21:34Komischer, Karl, oder?
21:35Hey, pass auf.
21:37Deine Hand ist ganz schmerzig.
21:38Fast keines der Bücher an.
21:40Bäh.
21:40Was ist das?
21:41Grafis.
21:42Ja, ja, irgendwas.
21:43Hey, lass mir auch was für den Chips übrig.
21:46Nimm ruhig und lass mich lesen.
21:48Ich setzte mich, griff in die Chipstüte und nippte am Bein.
21:52Dann klappte ich das Büchlein auf, dessen schwarze Einband nichts über sein inneres Preis gab.
21:56Die ersten Zeilen verriet mir doch schnell den Inhalt des Buches.
22:00Es war ein Tagebuch.
22:01Oh, nee.
22:02Die Blätter waren mit einer feinen, säuberlichen Schrift beschrieben.
22:08Scheinbar von einer Frau.
22:09Ich blätterte zurück.
22:11Elisabeth Levke stand auf der ersten Seite.
22:14Es gehörte sich zwar nicht in den Privataufzeichnungen Fremder zu lesen, und mir war auch etwas unwohl dabei, aber meine Neugier war stärker.
22:21Ich überflog die ersten Seiten.
22:22Montag, 21. April 1980.
22:27Henrik ist wieder eifersüchtig.
22:30Ich habe nur Briefe meiner kranken Mutter erhalten.
22:34Aber er glaubt, ich habe einen Geliebten.
22:37Egal, wie sehr ich etwas anderes beteure oder ihm gar die Briefe zeige, er glaubt mir einfach nicht.
22:46Scheinbar standen die Vorbesitzer vor einer ernsthaften Ehekrise.
22:49Eine Lektüre, die nicht gerade das Richtige für einen Urlaub war.
22:54Trotzdem las ich weiter.
22:56Mittwoch, 23. April 1980.
23:00Henrik war wieder bei den Matrosen der Jelena.
23:03Ich kann diese russischen Seeleute nicht leiden.
23:06Einmal waren sie auch bei uns.
23:08Raue Burschen und keine Mien.
23:11Es ist nicht der richtige Umgang für Henrik.
23:14Aber seit unserem letzten Streit ist er immer öfter bei ihm und tritt.
23:20Er trinkt sowieso viel zu viel.
23:23Ich mache mir ernsthaft Sorgen.
23:26Meistens sitze ich den ganzen Abend in der Schaukel vor dem Haus und warte, dass er heimkommt.
23:32Oft gehe ich einheim zu Bett.
23:35Ich flätterte einige Seiten weiter.
23:38Der Text war kaum zu lesen, als wären die Zeilen Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen.
23:43Donnerstag, 24. April 1980.
23:46Henrik ist nicht mehr derselbe.
23:49Er hat mich geschlagen.
23:51Heute war wieder ein Brief meiner Mutter gekommen.
23:54Er hat getobt, beschimpfte mich und sagte, ich würde unsere Ehe mit Füßen treten.
23:59Dann schlug er mich zweimal.
24:03Danach ging er wieder zu seinen neuen Freunden.
24:07Wo ist noch mein Henrik?
24:10Wo?
24:10Tränen.
24:13Es mussten Tränen gewesen sein.
24:15Welches Drama hat es sich hinter diesen Mauern abgespielt?
24:19Ich blickte zu Alfred.
24:20Doch dieser war in seinem Sessel eingeschlafen.
24:22Fieberhaft las ich weiter.
24:24Was war nur geschehen?
24:26War das genannte Schiff das gleiche, das in meinem Zimmer an der Wand hing?
24:29Dienstag, 29. April 1980.
24:34Sie haben einen merkwürdigen Stein mitgebracht.
24:38Er war siebenzackig und schwarz.
24:41Ich hatte mich auf die Galerie geschlichen und hinabgespäht.
24:44Sie haben gesungen und lasen auf einem aufgeschlagenen Buch auf dem Tisch.
24:49Henrik und seine neuen Freunde.
24:52Der Vollmond hatte das Wohnzimmer in ein fahles Licht getaucht.
24:56Dann hat der Stein beleuchtet.
24:58Ich habe es gesehen.
25:00Mein Hochstrecken hat mich verraten.
25:03Sie bemerkten mich sofort.
25:05Henrik wurde unglaublich zornig.
25:08Wie ein Wilder stürmte er hinauf und schrie mir Verwünschung entgegen.
25:13Ich habe mich ins Schlafzimmer eingeschlossen.
25:16Gott weiß, was er tut, wenn er mich in die Finger bekommt.
25:20Er schlägt wie verrückt gegen die Tür.
25:22Aber ich kann seine Freunde unten lachen hören.
25:29Oh Gott, ich habe solche Angst.
25:34Hier endeten die Einträge.
25:36Mit steifen Fingern schloss ich das Buch.
25:39Er hatte seine Frau umgebracht.
25:41Davon war ich überzeugt.
25:43Er hatte sie getötet.
25:44Mein Urlaub begann mit einer furchtbaren Geschichte.
25:47War denn niemandem dieses Tagebuch aufgefallen?
25:49Aber was bewies das schon?
25:51Nur weil ich eine Frauenstimme im Garten gehört und dieses Buch gelesen habe, war alles sonnenklar?
25:58Alfred!
25:59Hey!
26:00Alfred!
26:01Wach auf!
26:02Das solltest du mal lesen.
26:04Das ist das Tagebuch von Elisabeth Levke.
26:06Und?
26:06Das ist die Frau des Hauseigners.
26:08Der Kerl, der hängt, aufgefunden wurde.
26:10Ja.
26:10Ich glaube, dass er seine Frau umgebracht hat.
26:13Zumindest hat er ihr etwas Schreckliches angetan.
26:16Äh, das ist ein schlechter Witz, oder?
26:19Oh nein!
26:21Und hier soll das drin stehen?
26:23Lies es einfach!
26:24Und du übertreibst mich?
26:26Alfred, ich glaube, ich habe draußen ein Grab gefunden.
26:29Was?
26:31Wir müssen mit den Besitzern reden.
26:33Mit der Polizei.
26:35Sofort!
26:35Kein Telefon, kein Handy.
26:36Vergessen?
26:37Und wenn wir mit dem ganzen Wein im Kopf zur Polizei fahren, behalten wir uns gleich da.
26:41Gut.
26:42Ja, stimmt.
26:43Äh, das hat bis morgen Zeit.
26:47Es geht ja nur um Tote, oder?
26:50Hast du recht, ja.
26:51Es geht nur um Tote.
27:06Wo bin ich?
27:09Au!
27:10Was zum Teufel!
27:11Ich konnte mich nicht mehr bewegen und über mir verlahm ich ein bösartiges Lachen.
27:16Es roch nach Erde und wann immer ich mich aufzurichten versuchte, stieß ich gegen morsches altes Holz.
27:22Es war kalt und eng.
27:23Ich will hier raus!
27:25Hilfe!
27:25Verdammt!
27:26Hilfe!
27:32Ein Traum.
27:34Ein Traum.
27:35Es war nur ein verdammter Traum.
27:36Es war mitten in der Nacht.
27:40Ich war schweißgebadet.
27:41Eine Weile starte ich an die Decke des Himmelbettes.
27:44War dies etwa das Bett, in dem Elisabeth und Henrik geschlafen hatten?
27:47Ich schauderte unwillkürlich.
27:49Ist Alfred noch wach?
27:54Was macht denn auf einen Krach?
27:59Ob er sich noch einen Mitternachtssnack geholt hat?
28:02Ein Glas Wasser wäre mir jetzt auch recht.
28:06Moment mal.
28:07Wenn ich Alfred im Nebenzimmer schnarchen höre, wer ist dann unten?
28:11Was für ein Toll!
28:14Puh!
28:15Nur der Ast eines Baums am Fenster.
28:18Der Wind hatte die Äste der Pflanze gegen die Scheibe schlagen lassen.
28:22Beinahe bildete ich mir im Fallenlicht des Mondes ein, dass es die Trauerweide war.
28:27Aber das war unmöglich.
28:29Befand diese sich doch auf der anderen Seite des Hauses.
28:33Nachdem ich mich vom Schrecken erholt hatte, öffnete ich beruhigsam die Tür.
28:36Unten konnte man hören, wie Türen geöffnet und geschlossen wurden.
28:45Der Einreicher gab sich keine besondere Mühe, unentdeckt zu bleiben.
28:49Ich warf einen kurzen Blick zurück in mein Zimmer und das starrte.
28:52Ich sah in den Spiegel hinter mir.
28:54Darin konnte ich mein Angesicht erkennen, die geöffnete Tür und die Galerie.
28:59Aber auch eine Gestalt.
29:00Sie war erdverschmiert und ihr langes, dunkles Haar hing verstaubt an ihr herab.
29:04Sie hatte Bollen und halbverweste, offene Wunden.
29:08Ihre leeren Augen starrten mich an.
29:11Ihre Hände waren abwehrend ausgestreckt.
29:13Sofort wirbelte ich herum.
29:17Was vom Teufel geht hier?
29:18Wo ist sie hin?
29:19Was hat das so bedeuten?
29:21Vielleicht war dies die Chance, auf die ich so lange gewartet hatte.
29:25Übernatürliche Phänomene.
29:26Eine Tote.
29:28Womöglich ein Geist.
29:29Ich sammelte meinen ganzen Mut zusammen und schlich aus meinem Zimmer vorsichtig die Treppe hinab.
29:34Die Geräusche waren verstummt.
29:37Ich fand die Türen verschlossen vor.
29:40Es war alles ruhig.
29:42Ach, ey, was?
29:44Oh, ist es kalt.
29:46Oh, Gott, der Weinfleisch hat sich raureif gebildet.
29:49Ich blickte mich um und erstarrte.
29:52Von der Galerie baumte der Körper eines Mannes.
29:55Seine Hände waren blutig und sein Gesicht zornverzerrt.
29:58Er glotzte mich hasserfüllt aus dunklen Augen an und lachte.
30:01Ich stolperte rückwärts, stieß den Tisch um und wollte etwas rufen, schreien.
30:05Doch mein Blick war auf die Erscheinung geheftet.
30:08Dann fiel ich über den Sessel und krachte zu Boden.
30:10Oh, Gott.
30:10Ernst, hey, Ernst!
30:30Was zum Teufel!
30:32Ach, je!
30:33Hey, hey, hey, ganz ruhig.
30:36Bleib doch erst mal sitzen.
30:37Oh, mein Kopf!
30:38Siehste, das hast du nun davon.
30:42Du bist gestolpert.
30:44Was geisterst du auch nachts hier herum?
30:47Geistern ist der richtige Ausdruck.
30:49Alfred, ich habe sie gesehen.
30:52Die Toten, sie waren da.
30:54Wie bitte?
30:56Also, hör mal, seit deiner Reise in den Brocken
30:58fassest du mir ein wenig zu oft von paranormalen Phänomenen.
31:02Alfred schaute mich verwirrt an
31:03und so berichtete ich stockend über die Geschehnisse.
31:06Ich war selbst nicht ganz sicher,
31:08was ich eigentlich gesehen hatte.
31:10Selbst wenn du Geister gesehen hast,
31:13warum gehen sie noch hier um?
31:15Sie wollte mich warnen.
31:17Was?
31:18Wer?
31:18Sie wollte mich vor ihm warnen.
31:21Los, komm!
31:22Ja, ja, nicht zu schnell.
31:23Komm, schnell!
31:25Das auf leeren Magen.
31:27Ich könnte nicht vorher frühstücken.
31:29Komm!
31:30Ich stürmte hinaus.
31:31Der Regen hatte längst aufgehört.
31:33Nur der Nebel war am Morgen zurückgekehrt.
31:35Doch ich ließ mich davon nicht abhalten.
31:36Ich stürze zum Schuppen,
31:38griff nach dem Spaten und kämpfte mich durch die Äste der Trauerweide.
31:41Wie ein Wilder begann ich zwischen den Wurzeln zu graben.
31:44Der Boden war noch feucht vom Gäste überlegen
31:45und die Arbeit ging erstaunlich schnell von statt.
31:48Alfred stand hinter mir, sprach aber nicht.
31:50Du bist doch etwas gestoßen.
31:59Ja, eine Hölzerne Kiste.
32:01Sie ist total morsch.
32:03Warte, wenn ich den Spaten zwischen Deckel und Kiste drücke, dann...
32:08Oh, mein Gott!
32:12Ein halbverwestes Skelett.
32:14Sieh nur, das verrottete Kleid.
32:17Es muss eine Frau gewesen sein.
32:19Schau nur ans...
32:20Auf der Deckelinnenseite...
32:22Die...
32:22Die Kratzspuren...
32:23Er hat sie lebendig begraben.
32:26Oh, mein Gott!
32:26Er hat sie lebendig begraben.
32:54Es steht nichts weiter in dem Tagebuch, aber all dies hier muss etwas mit dem schwarzen Stein zu tun haben.
33:22Vergiss das Ganze. Wir sollten die Polizei alarmieren.
33:26Verstehst du denn nicht? Das ist meine Chance.
33:29Hä?
33:30Hier erfahren wir etwas über paranormale Erscheinungen.
33:32Bist du wahnsinnig? Wenn hier der Geist von diesem Levke umgeht und er seinem früheren Ich gleicht, dann ist das kein Wesen, mit dem ich mich anlegen möchte.
33:43Bitte, Alfred. Womöglich werde ich nie wieder die Gelegenheit haben, Geister zu untersuchen.
33:48Warum bist du nur so stur? Du, du wirst uns alle ins Verdamm stürzen.
33:52Nein. Kurz haderte ich mit mir. Ich konnte Alfred unmöglich die Wahrheit erzählen. Aber warum auch nicht? Bisher hatte ich ihm immer vertrauen können. Er hat mir immer geglaubt.
34:02Es ist wegen Lisa.
34:04Deiner Schwester?
34:05Ja. Seit dem Verkehrsunfall vor drei Jahren liegt sie im Koma. Aber sie ist nicht tot. Ich habe sie gehört.
34:12Äh, äh, äh, klar. Das ist ganz normal. Koma-Patienten sprechen oft.
34:18Nein. Sie war in meiner Wohnung. Ein Licht. Es schwebte über den Boden.
34:23Was?
34:23Sie hat mich angefleht, ihr zu helfen.
34:25Äh, äh, davon hast du mir nie erzählt.
34:28Natürlich nicht. Du hättest mich ververrückt erklärt.
34:31Aber, aber, aber, aber, das mit Necron auf den Brocken, glaube ich dir doch auch.
34:35Ja, aber das ist erst, seit du dich mit den ganzen okkulten Büchern beschäftigst.
34:39Apropos Bücher. Du hast doch von diesem, äh, schwarzen Stein gesprochen. Lass mich mal sehen.
34:46Ähm, hm. Siebenzackig leuchtet bei Mondlicht. Aber natürlich.
34:53Was natürlich?
34:53Komm mit. Ich habe davon gehört. In, in, in, Laszlo Ranics, äh, in Nocturnia. Da, da stand etwas über den, äh, in, äh, Nacht-O-Nix.
35:04Komm mal. Ja.
35:08Er stürmte die Treppe hinauf und ich folgte sofort. In seinem Zimmer durchsuchte er seine Koffer und ich musste mit einem Schmunzeln feststellen, dass in einem der beiden nur Bücher lagen.
35:18Hatte sich mein Freund doch etwas Lektüre mitgenommen. Es dauerte nicht lange.
35:22Da reichte mir Alfred ein abgegriffenes Buch. Ich wusste, dass es eine Kopie des berüchtigten Werkes von Laszlo Ranics war.
35:29Das Original lag in Hamburg unter Verschluss. Er hielt mir eine Seite entgegen, auf der ein gezackter Stein zu sehen war. Ich las die Worte darunter.
35:38Und so ließen die Donaten, die im kalten Norden Estlands lebten, einen Stein fertigen und sprachen zu ihren Vätern und deren Vätern.
35:47Also, bis weit aus der Vergangenheit riefen sie die Seelen der Toten herbei.
35:52Der Stein kann die Toten herbeirufen.
35:54Aber wieso jetzt? Und wieso ist er noch im Haus?
35:58Henricks, Freunde? Also die Matrosen müssen den Nacht-O-Nix gefunden und hierher gebracht haben.
36:05Vielleicht wurde der Stein aktiviert.
36:07Wir haben Vollmond. Im Tagebuch ist doch auch vom Vollmond die Rede.
36:11Und warum auch Elisabeth?
36:13Na, sie ist doch auch eine Tote, die hier liegt.
36:16Henricks Leiche liegt sicher nicht hier begraben.
36:18Ich glaube, Elisabeths Herumgeistern hat nichts mit Henrik zu tun.
36:22Es ist, naja, es ist normal.
36:25Normal?
36:26Ja, wenn man davon ausgeht, dass paranormale Phänomene zur realen Welt gehören, wie Gravitation und Elektrizität.
36:33Geister wandern, wenn es noch etwas zu tun gibt.
36:35Ja, ja, das sagt der Volksglauben.
36:37Richtig. Der sagt auch, dass Geister am Ort bleiben, bis sie gerecht wurden.
36:42Aha.
36:43Elisabeth will womöglich, dass ihr Körper gefunden und ihr Mord aufgeklärt wird.
36:47So findet sie ihre letzte Ruhe.
36:49Vielleicht hast du recht.
36:50Oh, verdammt kalt hier auf einmal.
36:54Ja, stimmt.
36:57Die Maschine ist einfach verschlossen.
36:59Was geht hier vor?
37:02So.
37:02Wir rannten zur Galerie, doch was wir im Flur sahen, verschluck uns im Atem.
37:10Eine Gestalt blickte uns zöhnisch an.
37:12Es war der Erhängte.
37:13Das musste Henrik sein.
37:14Er grinste und ging langsam zur Treppe.
37:17Er war gebeugt und trug einen zerfetzten Anzug.
37:19Sein Hals war auf widerliche Weise verringt.
37:22Die Luft war eiskalt.
37:23Ihr kam mir nicht, niemals.
37:27Wir gaben vorgesehenen Platz für Zweifahrzeige Hämmer.
37:31Ernst, was ist das?
37:34Los, weg hier, ins Zimmer.
37:39Verriegeln.
37:44Ernst, dein Zimmerfenster ist auch verbittert.
37:47Was sollen wir machen?
37:49Versuch aus dem Bettlacken ein Seil zu machen.
37:50Heißblumen am Fenster.
37:53Geister vor der Tür.
37:55Ich will hier raus.
37:57Das Gitter rührt sie nicht.
37:59Aber, aber, da draußen ist jemand.
38:01Ruf um Hilfe.
38:02Hey, sie.
38:03Hallo.
38:03Hey, sie.
38:04Nein, nicht weggehen.
38:05Halt.
38:05Nein, danke.
38:05Hilfe.
38:06Hey.
38:06Wir kennen es einfach abgehauen.
38:08Wir sind nichts.
38:09Wir waren da.
38:10Im Spiegel.
38:12Eine Gestalt.
38:13Ich erkannte sofort die erdbedeckte Frau im Spiegel.
38:15Elisabeth.
38:16Sie deutete auf ein Bild.
38:17Die Renner.
38:18Ich wandte mich ab, stieß Alfred zur Seite und riss das kleine Gemälde von der Wand.
38:22Ein Hohlraum ist hinter dem Bild.
38:29Wie geht der eisig Buch?
38:31Ein Stein.
38:32Ich suche ja schon.
38:33Halt ihn irgendwie auf.
38:34Na, aufhalten.
38:36Unter einem wandenden Toten.
38:38Wie bitte soll ich ihn aufhalten?
38:40Schlag ihn mit dem Stuhl.
38:42Ha, ich hab den Stein.
38:44Alfred hatte sich in der Zwischenzeit in den Stuhl gegriffen und stand unsicher neben der Tür.
38:48Zerstöre den Stein.
38:49Mit aller Kraft schmetterte ich den kleinen kantigen Stein gegen die Wand.
38:53Es passiert nichts.
38:54Der Stein ist noch ganz.
38:56Das Buch muss es sein.
38:57Ich betrachte das in Leder geschlagene Buch.
39:00Jenseitige Zauberei, wie sie genutzt werden kann von einem, der die Zeichen kennt.
39:04In wilder Hass stück ich den Wälzer auf.
39:06Der Stein hat mal was liegen.
39:09Jetzt hab ich euch.
39:10Geht mit meinem Stein.
39:12Noch einmal bitte, wenn nicht glaubt.
39:15Nein, auf mich euch.
39:16Alfred entschmetterte den Stuhl über den Schädel des Toten.
39:21Ein fauliger Kopf brach an der Seite auf.
39:24Doch das Wesen stand noch.
39:26Langsam warnte es sich Alfreds.
39:28Ernst, jetzt!
39:29Ah!
39:30Oh, ich schmied dir die Möse aus.
39:32Ernst, pass mich!
39:33Du, ich jetzt!
39:34Nein!
39:35Ernst!
39:36Aber hier, nachgehend.
39:38Geist, Weiche!
39:40Bei Nargos und Baragon.
39:42Bei Nargos.
39:42Hände Stürnen.
39:44Es wird!
39:45Mach, Alter!
39:46Mach, Alter!
39:47Schnell!
39:49Ich bin doch fast!
39:50Lass mich vom irdischen Leben.
39:51Nicht länger sollst du wandern.
39:53Bei den Siegen Jura am Stachoschla in Wüsten sein Ägypten muss.
39:57Pass auf, Ernst!
39:58Erlaubt ihr, kürz mich bannen!
40:04Der Tote hatte mir das Buch aus der Hand geschlagen und drängte mich an die Wand und schluckte
40:08der Geruch von Erde und Fäulnis entgegen.
40:10Weiche!
40:11Bei Nargos und Baragon.
40:13Weiche!
40:14Verdammte Scheiße!
40:15Weiche!
40:17Kein Schall.
40:17Mit aller Kraft schluck ich dem Toten den Stein ins Krieg.
40:20Ich entwandte es dem Leben, rannte zu Alfred und riss ihm das Buch auf der Hand.
40:25Es rückt mich bloß raus!
40:27Weiche! Weiche bei Nargos und Baragon!
40:30Nach Olives!
40:31Führe seine Seele!
40:33Fähre reich zurück!
40:40Bis dahin?
40:41Erst fort!
40:44Verschwunden, wie auch der Stein!
40:47Es ist vorbei!
40:48Hier!
40:49Das ist erst ein Buch gefangen!
40:52Oh mein Gott!
40:53Alfred hielt mir eine vergilbte Fotografie hin.
40:55Auf dem Bild sah man die Jelena und davor drei Matrosen mit Henry.
41:00Mit aufgerissenen Augen betrachtete ich den Seemann ganz rechts.
41:04Boris Kosmitsch!
41:06Ich glaube, ich könnte jetzt...
41:08Das bedeutet ja dann...
41:09Ein Schluckverkauf!
41:11Hans!
41:11Ich sprang auf und stürmte die Leiter hinauf ins Dachgeschoss.
41:14Das Licht des Mondes beschien in staubigen Boden.
41:16Die Dielen waren bedeckt mit schwarzen Zeichen einer mir unbekannten Sprache.
41:20Was ist da oben?
41:22Ich weiß jetzt, wie der Onix aktiviert wurde!
41:24Wenn man einen Pfenniğin super macht, dann wir schon mal wieder rein.
41:31Untertitelung des ZDF, 2020
42:01Sie haben also einfach das Grab geöffnet?
42:11Ich hatte das Kreuz gesehen und als wir dieses Tagebuch fanden, wollten wir Klarheit schaffen.
42:17Wir hätten sonst keine ruhige Minute mehr gehabt, Frau Kommissarin.
42:21So etwas ist die Aufgabe der Polizisten.
42:23Frau Böhmer, wir haben den Leichnam geborgen.
42:26Gut, warten Sie noch, ich bin hier gleich fertig.
42:29Natürlich.
42:30Ist sonst noch etwas passiert?
42:32Ja, ein Mann hat sich als Elektriker ausgegeben und war im Haus.
42:35Sein Name war Boris Kosnitsch.
42:37Hat er etwas gestohlen?
42:38Nein.
42:39Geben Sie meinem Kollegen nachher eine Beschreibung des Mannes.
42:41Wir schauen mal, ob wir etwas tun können.
42:44War das alles?
42:45Ähm, ja.
42:46Mir ist die zersplitterte Tür im Obergeschoss aufgefallen.
42:48Ein Missgeschick meinerseits.
42:50Ich hatte mich eingeschlossen und der Schlüssel war abgebrochen.
42:55Herr Garner hat mich befreit, indem er mit einem Stuhl die Tür einschlug.
43:00Verstehe, dann wünsche ich weiterhin schönen Urlaub.
43:06Urlaub?
43:07Die glaubt doch nicht wirklich, dass wir daran noch denken können.
43:10Genau.
43:10Wir kehren zurück zur Universität.
43:13Ich kann mir im Moment keinen schöneren Ort als hinter meinem Schreibtisch vorstellen.
43:17Du sagst es, alter Freund.
43:20Und einen Happen in der Mensa wäre das Größte.
43:23Haha, viel Fraß.
43:25Sag mal, Ernst, was glaubst du hat Kosnitsch mit der ganzen Sache zu tun?
43:30Vielleicht hat er den Onix gesucht und nicht gefunden.
43:33Wahrscheinlich wusste er von Elisabeths Geist und glaubte über sie den Stein zu finden.
43:38Es war klar, dass sie ihm nicht helfen würde.
43:41Und als er uns sah, da...
43:42Dachte er sich die Nummer mit dem Elektriker aus.
43:44Der muss uns belauscht haben, als wir angereist sind.
43:48Ich wette, er war auch der Kerl vorhin im Garten.
43:50Das denke ich auch.
43:52Er wollte wohl, dass Henrik uns umbringt und sich danach in aller Ruhe den Nacht-Onix holt.
43:56Was war das bloß für einen Kerl?
43:58Er hat mich damals ausdrücklich gefragt, ob er das Haus betreten darf.
44:03Merkwürdig, oder?
44:04Ja, ja, ja.
44:07Nachdem wir der Polizei eine Beschreibung von Kosnitsch hinterlassen hatten, reisten wir ab.
44:12So schnell würde sich keiner von uns Urlaub fern von Hamburg wünschen.
44:15In den folgenden Tagen studierte ich das merkwürdige Buch.
44:19Der Titel deutete auf Kenntnisse hin, die der gewöhnlichen Wissenschaft unbekannt waren.
44:23Womöglich würde es mir bei den vielen Fragen über die jenseitige Welt helfen.
44:28Vielleicht kann ich so eines Tages zum Geist meiner Schwester Kontakt aufnehmen.
44:31Zur selben Zeit, Polizeikommissariat Bad Herzburg.
44:50Steffen, da will nicht jemand in deinem Büro sprechen.
44:54Und jetzt? Bettina, hätte sie nicht abwimmeln können?
44:58Nein, ging nicht.
44:59Verdammtes Feierabend. Wer ist es denn?
45:02Keine Ahnung. Irgendwer vom Ministerium. Anzug und Knopf im Ohr sah wichtig aus.
45:08Ach toll. Ausgerechnet jetzt.
45:11Ist ein komischer Kerl. Sein Gesicht ist völlig vernarbt. Nicht gerade ansehnlich.
45:17Was will er?
45:18Hat er nicht gesagt.
45:20Na dann.
45:21Ah. Herr Kommissar Steffen Gottschalk nehme ich an.
45:32Und Sie sind?
45:35Konrad von Esch. Leiter der MEP. Hier. Meine Karte.
45:40Oh. Stempel und Siegel der Bundesrepublik.
45:44Allerdings.
45:44Unterschrift der Kanzlerin.
45:46So ist es.
45:47Wer oder was ist MEPP?
45:50Später, später. Eins nach dem anderen.
45:53Ich würde mich gerne mit Ihnen über den Fall Hexensabbat unterhalten.
45:58Ach.
45:59Vor allem hätte ich gerne ein paar Informationen zu Dr. Ernst Garner.
46:15Die Sprecher und ihre Rollen waren
46:17Markus Raab als Alfred Wagner.
46:22Ja. Entspannen muss gekonnt sein.
46:24Frauke Hemmelmann als Bettina Hellbach.
46:27Steffen.
46:28Felix Wirkler als Boris Kosnitsch und Männerlachen 1.
46:32Nicht erschrecken.
46:35Sven Matthias als MEPP-Leiter Konrad von Esch.
46:38Allerdings. So ist es.
46:40Uwe Plein als Elisabeth Liefke.
46:43Bitte.
46:44Marco Ansing als Ernst Garner.
46:47Wo bin ich?
46:48Detlef Tams als Erzähler.
46:50Die Sphären anderer Welten.
46:52Thomas Kramer als Henrik Liefke.
46:55Sollst du kriegen, was du verdienst.
46:57Verena Wolfin als Ines Böhmer.
47:00Wir schauen mal, ob wir etwas tun können.
47:01Fawole als Kassiererin.
47:03Oh kurz darauf, hat er sich erhängt.
47:05Falco Diekmann als Männerlachen 2.
47:08Jan Schröder als Männerlachen 3.
47:12Joachim Klotz als Ortsstimme.
47:15Vor dem Liefke Haus.
47:16Björn Korthof als Polizist.
47:18Frau Dömer.
47:19Und Melkem Andreasson als Steffen Gottschalk.
47:23Verdammtes Feierabend.
47:25Covergestaltung von Marc Töbermann und Sven Matthias.
47:32Jingle gesprochen von Martin Sabel.
47:34Für Hörspielmacher.
47:36Lektorat von Florian Stummer und Michelle Martin.
47:40Mastering und Sounddesign von Bastian Lembrecht.
47:45Der auch Gastmusiker mit dem Stück Schönberger Nebel war.
47:50Musik von Jan Schröder.
47:52Skript, Schnitt und Regie von Marco Ansing.
47:57Spuk im Liefke Haus.
47:59Basiert auf der gleichnamigen Geschichte von Marco Ansing.
48:02Erschienen im Geister, Spuk und Poltergeister.
48:05Anthologie des Paranormalen.
48:07Des Twilight Line Verlages 2009.
48:11Eine Produktion des Hörspielprojekts aus dem Jahr 2010.
48:15Musik
48:16Musik
48:17Musik

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