- 6 days ago
Irene, ein ehemaliges Model, wurde nach einem Alkohol- und Kokainentzug aus der psychiatrischen Behandlung entlassen. Die Presse schwärmt bereits von ihr. Eine Journalistin schreibt einen gewagten Artikel über ihren ehemaligen Liebhaber, der kurz darauf erschossen wird.
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00:00Ich muss den Chefarzt persönlich sprechen.
00:28Das heißt, da zu tun, dann warte ich eben.
00:31Das macht mir nichts auszuwarten, ich warte gerne.
00:33Nur ich muss ihn persönlich sprechen.
00:35Hier, guck mal.
00:37Das ist ein Starfoto, was?
00:40Absolute Klasse.
00:42Ja, so hat die mal ausgesehen.
00:44Ein Bild von einer Frau.
00:46Wurde bewundert, beneidet.
00:49Die beiden nehmen an die Enge rausfallen.
00:52Mein Gott, sah die aus.
00:55Wie alt sind die Fotos?
00:57Die sind drei Jahre.
00:59Knapp drei Jahre.
01:01Eine Figur zum Träumen, was?
01:03Na ja, das hat sie ja auch.
01:05Geträumt mit der ganzen Figur.
01:07Und mit allem anderen auch.
01:09Hallo?
01:10Hallo?
01:11Hallo?
01:12Wer spricht?
01:13Sagen Sie dem Professor, Presse ist am Apparat.
01:19Also er muss sich die Zeit nehmen, so oder so.
01:23Macht es Sinn, was aus, etwas später anzurufen?
01:25Hören Sie, ich weiß, dass Frau Solm heute entlassen wird.
01:28Und ich komme persönlich vorbei, um die Fotos zu machen.
01:30Also wann wird sie entlassen?
01:31Warten Sie.
01:32Warten Sie, warten Sie.
01:33Warten Sie, warten Sie.
01:34Natürlich warte ich.
01:35Also, wir brauchen ein Foto von ihr, wie sie heute aussieht.
01:37Jetzt.
01:38Genau.
01:39Können wir los?
01:40Ich telefoniere noch.
01:41Ja, das passt eh nicht, dass wir Sie sehen und fotografieren wollen.
01:45Was für uns öffentliches Interesse ist, dem wir dienen und dem wir verpflichtet sind,
01:50ist für diese Leute einfach nur unzulässige Neugier.
01:53Hallo?
01:54Ja, Simon?
01:55Herr Professor?
01:56Ja.
01:57Tussner hier.
01:58Hören Sie, eine Patientin wird entladen.
02:03Ja, das ist richtig.
02:07Ich frage mich, woher Sie das wissen.
02:10Aber Herr Professor, man hat seinen Informanten.
02:14Ich finde, Sie können nichts dagegen haben, wenn wir Frau Solm nach so langer und sicher erfolgreicher Behandlung begrüßen,
02:19mit ihr sprechen und bei der Gelegenheit ein paar Aufnahmen machen.
02:23Tut mir leid.
02:24Frau Solm hat das Haus soeben verlassen.
02:26Ich bedauere, Ihnen keine weiteren Informationen geben zu können.
02:29Gut gelogen, Herr Professor.
02:31Wir fahren sofort los.
02:39An Dr. Siebers.
02:42Ach, ist sie bereit?
02:44Ja, sie wartet darauf, dass Sie kommen, Sie verabschieden.
02:47Wir müssen vorsichtig sein.
02:48Vielleicht kommt sie gar nicht vorne raus.
02:49Ulla, du gehst zum Seitenausgang und wenn die Solm da auftaucht, sagst du uns Bescheid.
02:50Ich weiß doch gar nicht, wie die aussieht.
02:51Du hast ja die Fotos gesehen.
02:52Ich denke, die stimmen nicht mehr.
02:53Das ist richtig.
02:54Wurde recht, das hast du recht.
02:55Wir müssen auf Taxis aufpassen.
02:56Vielleicht haben Sie hier ein Taxi bestellt.
02:57Du, die Fotos habe ich selber gemacht.
02:58Ich bin ärztlich gespannt, wie sie heute aussieht.
02:59Wie sieht jemand aus nach zwei Selbstmordversuchen?
03:00Als Alkoholikerin.
03:01Als eine, die schon Kokain zum Frühstück genommen hat.
03:03Wie sieht die eine aus, die schon so viele Männer verlassen hat und von so vielen Männern
03:26verlassen wurde?
03:27Wir wollen einen Wrack besichtigen.
03:31Ob da noch was übrig geblieben ist vom alten Glanz?
03:34Darauf bin ich gespannt.
03:44Nun wäre es soweit.
03:46Der Koffer ist gepackt, wie ich sehe.
03:48Das Taxi ist bestellt.
03:50Ja, wartet im Hof.
03:52Sehr gut.
03:53Und, wie ist es mit der Angst?
03:56Waren wir die jetzt unter Kontrolle?
03:59Ich glaube, ja.
04:01Erinnern Sie sich an alles, was wir gesagt haben, was wir miteinander besprochen haben.
04:06Gären Sie das tun?
04:08Ich versuche es.
04:10Sie wissen, wenn Sie Schwierigkeiten haben, rufen Sie mich an.
04:14Ich höre nicht auf mich, um Sie zu kümmern.
04:16Denken Sie daran.
04:18Ich bin immer da.
04:20Für Sie.
04:21Sie sind nicht allein.
04:24Und wenn ein Mensch nicht allein ist, dann muss er keine Angst haben.
04:29Ne?
04:38Wir wissen, wo Sie hingeht.
04:40Ja.
04:41Sie hat noch ein Zimmer bei einer Freundin Ihrer Mutter.
04:43Dort ist sie willkommen.
04:45Ich habe mit der Frau gesprochen.
04:47Sie freut sich, dass Frau Sollen wieder gesund ist.
04:50Wir haben die Adresse dieser Frau, Ihre Telefonnummer?
04:54Ja.
04:55Haben wir.
05:00So.
05:01Ich lasse Sie nicht aus den Augen.
05:03Daran werden Sie sich gewöhnen müssen.
05:04So, und jetzt steigen wir ein.
05:06Ach, äh, noch etwas.
05:09In der Presse gehen Sie aus dem Weg.
05:12Ne?
05:13Man hat schon angerufen.
05:15Verweigern Sie jede Zusammenkunft.
05:19Sie verstehen mich?
05:21Ja, ich verstehe Sie.
05:23Ja.
05:36Na?
05:38Wird Sie es schaffen?
05:42Nein.
05:44Nein.
05:45Wir haben Ihren Verstand wieder in Ordnung gebracht.
05:50Aber ich habe ihr keine neue Welt gegeben.
05:53Kommen Sie mal her.
05:55Mit wem rede ich denn?
05:56Sie sprechen mit Frau Weissauer, der Oberschwester.
06:00Wie Ihnen bereits mitgeteilt wurde, hat Frau Sollen die Klinik verlassen.
06:04Ja, wo ist sie denn hin?
06:05Sie hat doch keine Wohnung mehr.
06:07Kein Geld. Nichts.
06:08Haben Sie sie einfach ins Nichts geschickt?
06:12Wir geben keine Auskünfte über unsere Patienten.
06:16Bitte der Pressemann?
06:18Ja.
06:20Er sagte, haben Sie sie einfach ins Nichts geschickt?
06:30Halten Sie bitte mal an.
06:38Wollen Sie hier aussteigen?
06:41Ist Ihnen nicht gut?
06:46Ich gebe Ihnen eine andere Adresse.
06:59Grüß Gott. Kann ich was für Sie tun?
07:03Ich möchte gern Herrn Riemann sprechen.
07:05Gern.
07:06Wen darf ich melden?
07:09Sagen Sie ihm, Irene möchte ihn sprechen.
07:12Herr Riemann, ein Gespräch für Sie. Eine Frau Irene möchte Sie gerne sprechen.
07:16Eine Frau Irene?
07:18Was für eine Irene?
07:20Fragen Sie doch mal nach.
07:23Herr Riemann fragt, was für eine Irene?
07:26Irene Solm.
07:27Irene Solm.
07:29Solm?
07:31Hören Sie, ich kenne eine Irene Solm, aber die ist seit einem halben Jahr in der psychiatrischen Klinik und die kann es ja wohl nicht sein.
07:39Und wenn die entlassen wird, dann steht sie in der Zeitung.
07:41Sind Sie aus einer Klinik entlassen worden?
07:45Ja, ich komme gerade aus der Klinik.
07:52Sie kommt aus der Klinik und sie hat einen Koffer bei sich.
07:56Hat einen Koffer bei sich? Moment mal.
07:58Die Solm steht unten und hat einen Koffer bei sich. Was will sie?
08:02Wieder hier einziehen. Sie hat ja hier gewohnt.
08:05Ist die wahnsinnig geworden?
08:09Was mache ich jetzt?
08:12Sie soll zum Teufel gehen.
08:15Dann sag ihr das.
08:18Hören Sie, sagen Sie der Dame, ich habe keine Zeit, keine einzige Minute, so leid es mir tut. Sie soll...
08:25Flucht, was soll sie denn?
08:27Sie soll ihre Wege gehen und auf keinen Fall plötzlich hier vor der Tür stehen.
08:33Ach was. Geben Sie sie mir.
08:37Mhm.
08:44Ich bin's, Irene. Kann ich raufkommen?
08:48Hallo, mein Schatz. Freut mich, dass du wieder raus bist aus dem Kasten.
08:53Ich habe mich immer wieder mal erkundigt, wie es dir geht. Es geht dir gut, wurde mir gesagt.
08:57Du bist deinem Leben wiedergegeben, wie man so sagt.
08:59Nun ja, es haben sich hier die Dinge etwas verändert.
09:06Um es rundheraus zu sagen, du kannst nicht mehr hier wohnen.
09:11Na, weil dein Platz, der ist besetzt.
09:14Und versuch nicht, hier hochzukommen.
09:18Wenn es klingeln lief, mach nicht auf. Hast du das verstanden?
09:24Eine blöde Situation. Ich hasse sowas.
09:28Hoffentlich hat sie es kapiert.
09:29Deutlich genug hast du es ihr ja gesagt.
09:32Ich hab's doch gewusst. Der erste Weg führt zu dem Mann, mit dem sie zuletzt zusammengelebt hat.
09:38Mach deine Fotos.
09:39Hallo, Irene. Schön, dass du wieder draußen bist.
09:44Redest du mit ihm?
09:46Gehst du wieder hoch? Mit dem Koffer?
09:49Und zu einziehen?
09:51Und was sagt er denn?
09:53Irene, red doch mit mir.
09:55Darfst du wieder Tisch und Bett mit ihm teilen?
09:57Du musst es begreifen. Ich steh hinter dir.
10:03Wir stehen alle hinter dir.
10:05Wir fordern unseren Leser zu etwas heraus, das er am liebsten tut.
10:11Bemitleiden.
10:17Na, wo gehst du denn jetzt hin?
10:22Macht ihr das. Ich rede mit Riemann.
10:27Ich hab dir doch gesagt, ich mach nicht auf. Verschwinde!
10:34Ich bin's, Gaston.
10:37Na nun, was machst du denn hier?
10:39Was ich immer mache. Schlagzeilen suchen. Ich hab auch schon eine.
10:43Ex-Geliebte steht vor der Tür und Frau Riemann sagt, ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht aufmache.
10:48Hör zu. Na komm jetzt mal rein.
10:50Hallo, Vicky.
10:56Hallo, Robby.
10:58Das ist natürlich eine Sache für Robby.
11:00Ich hab plötzlich, dass sie unten steht mit dem Koffer in der Hand.
11:02Und da bist du ein bisschen nervös geworden?
11:03Das kannst du wohl sagen.
11:05Ich glaub, wir trinken mal einen Schluck.
11:08Vicky, du weißt ja, was er gern hat.
11:10Ich genehmig mir auch einen Schluck.
11:13Auf den Schreck hin.
11:14Du wolltest sie gar nicht sehen?
11:16Nein, das wollte ich nicht.
11:18Hast du sie gesehen?
11:19Ja.
11:21Als ich unten war und mit dir telefoniert hat.
11:23Ja und? Wie sah sie aus?
11:25Wie sah sie aus?
11:27Wie ein Bild, das so lange an der Wand hängt.
11:30Es wird braun, kriegt Flecken, wird unansehnlich.
11:34So etwa hab ich's mir vorgestellt. Es sah sich so schlimm aus.
11:37Na ja, wie soll ich das sagen?
11:39Es ist schon noch alles da, nur anders.
11:41Das, was sie innen hat, das kommt nicht mehr nach außen.
11:45Was vielleicht damit zusammenhängt, dass sie innen nichts mehr hat.
11:50Der Meister des Worts hat gesprochen.
11:53Hast du's gehört, Vicky?
11:54Ja, ich hab's gehört.
11:56Ja, das ist ein großes Thema.
11:58Und auch ein sehr altes.
12:00Schönheit und Gestalt.
12:02Ach, wie vergehst du bald.
12:05Ein Apfel mit Flecken, den kauft keine Hausfrau mehr.
12:11Sag mal, du wirst mich noch nicht etwa in die Pfanne hauen.
12:15Nur weil ich...
12:16Danke für den Drink, Vicky.
12:18Weißt du, wie du mir vorkommst?
12:20Wie der Paris aus der griechischen Sage.
12:23Denn die Frauen ständig fragten, wer die Schönste ist.
12:27Na ja, so verteilst du deine kleinen goldenen Äpfelchen.
12:31Mal hier, mal da.
12:33Jetzt an Vicky, übrigens völlig zurecht.
12:35Ja, und wenn er einen Apfel Flecken kriegt, dann wird er weggeschmissen.
12:45Auf dein Wohl, mein Lieber.
12:51Ich hab schon auf dich gewartet.
12:54Komm rein.
12:55Hast du schon gegessen?
13:05Ich hab keinen Hunger.
13:07Mach dir einen Kaffee.
13:14Du kannst natürlich hier wohnen.
13:16Das bin ich schon deiner Mutter schuldig.
13:20Wie lange wirst du bleiben?
13:21Ich weiß es nicht.
13:25Und dein Koffer da.
13:27Ist das alles, was du hast?
13:29Ja.
13:31Und Geld?
13:34Hast du Geld?
13:36Nicht viel.
13:38Ich frag, weil Geld zum Leben gehört.
13:41Ohne Geld kein Leben.
13:43Und noch was.
13:46Ist das jetzt...
13:48hier oben?
13:49Ist da alles wieder halbwegs in Ordnung?
13:54Sie sagen ja.
13:56Haben Sie dir nicht gesagt, dass du keine Bedenken haben musst?
14:00Ich frag, weil du schon einmal aus dem Fenster gesprungen bist.
14:04Ich tue es nicht mehr.
14:06Es hört sich vielleicht so an, als nehme ich dich nicht gern auf.
14:12Aber das stimmt nicht.
14:14Ich hab's gern, dass du jetzt hier bist.
14:16Ich sag dir auch warum.
14:20Und ich zeig's dir.
14:26Fotos von dir.
14:28Deine Mutter hat sie mir immer geschickt.
14:33Da sind sie.
14:34Und das...
14:38Das ist dein Leben gewesen.
14:44Mein Gott.
14:46Hast du ein Leben gehabt?
14:49Die haben dir alle zu Füßen gelegen.
14:51Ein Fest hat das andere gejagt.
14:55Die schönsten Kleider.
14:57Und wie sie alle um dich herum waren.
15:00Die Männer.
15:02Wie sie dich hoffiert haben.
15:04Sieh mir das immer wieder an.
15:08Und jetzt?
15:10Jetzt sitzt du hier.
15:11Und ich frag mich...
15:14Was ist das alles wert?
15:19Nichts.
15:21Was?
15:22Gut, sehr gut.
15:23Ganz ausgezeichnet.
15:25Na, bebt das Herzchen, Ulla?
15:27Schon ein bisschen.
15:28Damit werden wir einen Herzerdbeben veranstalten.
15:32Und Freund Riemann wird mich nicht mal auf den Drink einladen.
15:35Alle Leser werden weinen.
15:37Was wir bräuchten ist ein Foto von ihm aus seiner Glanzzeit.
15:41Haben wir sowas da?
15:42Eins, wo er seine kleinen Jacket-Kronen blitzen lässt.
15:45Schallendes Gelächter von ihm.
15:47Und das verzweifelte Gesicht von ihr daneben.
15:49Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich nicht reinlasse.
15:53Verschwinde.
15:57Er wird morgen der meistgehasste Mann sein.
16:00Ich stelle mir Folgendes vor.
16:02Eine Leserumfrage.
16:04Was halten Sie von dem Verhalten eines Mannes,
16:07der seine kranke Freundin vor der Tür stehen lässt?
16:10Ja.
16:12Sagen Sie es ihm.
16:14Rufen Sie ihn an.
16:15Hier ist seine Telefonnummer.
16:16Sagen Sie ihm, was Sie davon halten.
16:21Jetzt tue ich der Kleine einen Gefallen.
16:23Später, aber immerhin.
16:25Als Dank für die vielen Schlagzeilen,
16:27zu denen sie mir verholfen hat.
16:34Ich hatte mit ihr vereinbart.
16:36Und sie hatte es fest versprochen.
16:40Den Mann sucht sie nicht auf.
16:42Den nicht.
16:44Ich dachte,
16:47es wäre gelungen, diesen Mann aus ihrem Gedächtnis zu entfernen.
16:52Total zu entfernen.
16:59Steht da mit ihrem Koffer, wartet.
17:02Hilflos wie ein Kind.
17:04Kein Erbarmen in der Welt.
17:07Nicht mal mehr ein Rest davon.
17:10Nicht mal mehr ein Rest davon.
17:13Auch der Mann von der Presse kennt kein Erbarmen.
17:17Rufen Sie ihn an unter Nummer...
17:22Ich würde ihn anrufen.
17:24Professor...
17:27Professor, das sollten Sie nicht tun.
17:29Liebe Frau Weissauer.
17:31Wie versuchen wir unseren Patienten zu helfen?
17:34Hm?
17:36Nicht indem wir über Ihren Problemen stehen,
17:40sondern indem wir versuchen,
17:43uns Ihre Probleme zu eigen zu machen.
17:45Als wären es die unseren.
17:46Es ist eine Leidensübernahme,
17:49der wir nicht aus dem Weg gehen können.
17:58Offenbar gibt es Leute, die der Aufforderung folgen,
18:01den Mann anzurufen.
18:03Erklär mir mal, wie du dazu kommst,
18:05die Leute aufzufordern, mich anzurufen.
18:07Seit dem frühen Morgen steht das Telefon nicht still.
18:09Ich muss mir anhören, was die Volksseele von sich gibt.
18:12Für die bin ich der letzte Dreck.
18:14Mitschreiben, alles Mitschreiben.
18:16Weißt du, dass Morddrohungen dabei waren?
18:18Morddrohungen! Jetzt sag mal was dazu!
18:21Ja, dann hör mir doch mal einen Moment zu.
18:23Morddrohungen!
18:25Das habe ich ja verstanden.
18:26Das tut mir auch wahnsinnig leid.
18:28Aber jetzt beruhige dich doch erst mal.
18:30Ich konnte mit so einer Reaktion ja auch nicht rechnen.
18:32Was sagen denn die Leute?
18:34Was die Leute sagen?
18:36Willst du das vielleicht bringen?
18:37Wollt ihr eine Serie daraus machen?
18:40Das könnt ihr nicht mehr machen.
18:41Hör mir mal zu.
18:42Irene hat sich ganz allein zugrunde gerichtet.
18:45Ganz allein!
18:48Die sind doch alle wahnsinnig.
18:50Was hast du dazu?
18:54Geh doch einfach nicht mehr ran.
19:04Willst du mal was hören?
19:05Da steht schon wieder was in der Zeitung.
19:09Eine Menge Leute, die den Kerl umbringen wollen.
19:12Was sagst du dazu?
19:17Jetzt wirst du wach, was?
19:19Weißt du, dass ich beinahe auch angerufen hätte?
19:23Ich habe gedacht, es müsste ein großes Vergnügen sein, dem Kerl die Meinung zu sagen.
19:28Sie hätte ich gesagt. Sie!
19:31Was glauben Sie dem, wer Sie sind?
19:33Glauben Sie, dass Sie was Besseres sind?
19:35Dem hätte ich gesagt, was mal bei uns der Pastor gesagt hat.
19:39Man geht durch das Leben.
19:41Man hüpft nicht durch das Leben.
19:44Ja, ihr alle hüpft durch das Leben.
19:47Was ist los? Ich gehe aus.
19:49Ich gehe aus.
19:51Auch wieder ein bisschen hüpfen?
19:53Gaston!
20:09Gaston!
20:10Gaston!
20:11Na, Kleine!
20:12Ich gehe aus.
20:13Ich gehe aus.
20:14Ich gehe aus.
20:15Ich gehe aus.
20:16Ich gehe aus.
20:38Gaston!
20:40Na, Kleine?
20:42Haben wir beide Pech gehabt?
20:46Ich gehe aus.
20:49Ich gehe aus.
20:51Ich gehe aus.
21:16Ich gehe aus.
21:17Ich gehe aus.
21:22Tja.
21:24Ich gehe aus.
21:26Das ist Gaston Riebern, nehme an.
21:28Der Name ist dir geläufig.
21:29Nee.
21:31Ich meine, die Zeitung war doch voll davon.
21:33Morddrohungen per Telefon, so wie es aussieht,
21:35hat jetzt einer seine Drohungen wahr gemacht.
21:39Das ist seine Freundin, Vicky Lange, mit der er zusammenlebt.
21:43Woher weißt du denn das?
21:45Die stehen doch immer in der Zeitung.
21:47Wer mit wem, wo und wann.
21:49Wird ja immer fotografiert.
21:51Eigentlich immer ein hübscher Anblick.
21:53Jetzt nicht mehr.
21:54Ich gehe aus.
21:55Jetzt nicht mehr.
22:01Aber das ist ein hübscher Anblick.
22:06Das ist das, was wir tun haben.
22:08On fire, dead, on fire, dead, on fire, dead, on fire, dead, on fire.
22:31Hallo, hallo Irene, grüß dich.
22:34Wer ist da?
22:35Ja Mensch, das Kind, siehst du denn nicht? Irene ist wieder aufgetaucht.
22:37Irene!
22:39Da haben wir ja wieder ein Vögelchen mehr im Käfig.
22:42Ganz schön zerrupft, der Vogel. Also wenn du mich fragst, fliegen tut er nicht mehr so richtig.
22:48Hallo, Irene! Schön, dass du wieder da bist.
22:51Irene, da bist du ja wieder.
22:55Weißt du, dass du die ganzen Münzen durcheinander bringst?
22:58So eine Presse hast du noch nie gehört.
23:00Herzlich willkommen, sagt Hugo. Ich natürlich auch. Zeitungen sind ja voll von dir.
23:11Hugo sagt, äh, typisch Irene. Wenn sie wieder auftaucht, dann mit einem Knall.
23:16Hast du gesehen, wie sie aussieht?
23:18Ich habe gesehen, was jeder gesehen hat. Sie ist nicht mehr ganz tot, aber auch nicht ganz lebendig. Die rührt doch keiner mehr an.
23:25Und Gaston schon gar nicht.
23:27Das haben sie immer gespielt, wenn sie reinkamen. Weißt du, was es jetzt ist? Reine Ironie.
23:41Kann ich noch ein Glas haben?
23:43Für dich immer.
23:44Alkoholikerin ist sie immer noch.
23:46Gaston ist tot! Gaston ist tot!
23:49Was ist los? Was ist mit Gaston?
23:52Gaston ist tot. Er ist ermordet worden.
24:07Stell doch mal jemand die Musik ab!
24:19Hast du gehört?
24:22Was hat er gesagt?
24:24Er hat gesagt, dass Gaston ermordet wurde.
24:29Von wem?
24:31Der Mörder ist völlig unbekannt.
24:33Gaston ist in seiner Tiefgarage erschossen worden.
24:39Irina, was sagst du dazu?
24:49Du hast doch gesagt, ich krieg noch ein Glas.
24:52Den ganzen Tag ging hier das Telefon.
24:55Und immer Leute am Apparat, die Gaston beschimpften.
24:59Einige waren dabei, die sagten,
25:01so einen Mann wie Sie müsste man umbringen.
25:06Als Riemann unten in der Garage erschossen wurde, wo waren Sie da?
25:09Hier oben in der Wohnung.
25:11Riemann ist also ohne Sie ausgewiesen. Wissen Sie, wo er war?
25:15Hören Sie, er hat jeden Abend seine Lokale, die er aufsucht, um seine Freunde zu sehen.
25:20Und diesmal waren Sie nicht dabei?
25:22Nein.
25:23Ich meine, es ist doch bekannt, dass Sie immer zusammen waren.
25:27In solchen Lokalen, von denen Sie gerade sprechen.
25:30Ich habe ihn allein fahren lassen.
25:32Und ich kann Ihnen auch sagen, warum.
25:34Weil ich Angst hatte, nach all diesen Anrufen.
25:45Jetzt muss ich dir mal was sagen.
26:05Geht das schon wieder los mit deinem Leben?
26:07Die Nacht ist der Tag. Und der Tag ist die Nacht.
26:09Was hast du denn?
26:22Also sagen musst du schon was.
26:32Gaston ist tot.
26:34Wer ist tot?
26:35Gaston.
26:37Er ist erschossen worden.
26:39In der Garage.
26:41Er stieg aus dem Wagen.
26:42Da war da jemand und hat ihn erschossen.
26:45Woher weißt du denn das?
26:47Im Lokal haben Sie es erzählt.
26:49Kann ich ins Bad gehen?
26:51Das ist ja irrsinnig aufregend.
26:53Weil es doch die Zeitung schon geschrieben hat,
26:55dass da Leute angerufen haben, die gesagt haben, dich bringen wir um.
26:58Da kannst du dir aber was drauf einwiegeln.
27:01Weil es doch deinetwegen ist.
27:02Wie seh ich aus?
27:07Wie du aussiehst du?
27:09Wie sollst du aussehen? Wie immer siehst du aus?
27:11Wie immer nicht.
27:15Ich lasse diese Scheißspiegel.
27:17Ich seh nicht aus, wie ich immer aussehe.
27:18Warum lügst du?
27:19Ich lüge?
27:21Ja, du lügst.
27:22Ich lüg doch nicht.
27:24Ich seh nicht aus wie immer.
27:25Hab ich noch die gleiche Figur?
27:27Da ist doch nichts anders geworden.
27:28Natürlich ist da was anders geworden.
27:30Sag mir was.
27:32Los sag's mir.
27:33Du brauchst doch keine Rücksicht zu nehmen.
27:35Ich zieh mich jetzt aus und du sagst mir was da anders geworden ist.
27:39Wer kommt denn da noch?
27:40Polizei ist da.
27:56Es ist spät.
27:57Wir bitten um Entschuldigung.
27:58Mach doch nichts.
27:59Wenn es sie nicht stört, wie ich aussehe.
28:02Ich kann mir schon denken, warum sie da sind.
28:04Der Riemann ist tot.
28:06Das wissen Sie schon?
28:08Ja, aber Irene hat's mir erzählt.
28:09In der Garage, erschossen.
28:11Als aus dem Wagen stieg ein Schuss und dann...
28:14war's vorbei.
28:16Sie wissen, was da passiert ist?
28:18Ja, sie hat's in einem Lokal erfahren.
28:20Jemand kam rein und hat's rum erzählt.
28:24Können wir Sie mal sprechen?
28:26Ja, bitte.
28:27Wenn Sie hier bitte warten, ja?
28:42Ja, Ihre Beziehung zu dem Toten ist ja nun allgemein bekannt.
28:46Es war öffentliches Gesprächsthema.
28:48Ich meine, war Ihnen das unangenehm?
28:51Ja, das war's.
28:52Na ja, Riemann war ja...
28:56Ich weiß auch nicht, wie ich es nennen soll, aber Sie haben doch zusammen gelebt, nicht?
29:00Ja, wir haben zusammen gelebt.
29:03Ja, wir haben alles zusammen gemacht.
29:05Jeden Tag, jeden Abend.
29:09Kaum dass wir mal eine Minute getrennt waren.
29:11Ja.
29:12Ja.
29:14Bis vor einem halben Jahr.
29:16Bis vor einem halben Jahr.
29:19Die Zeit danach war nicht leicht für Sie.
29:21Sie waren Alkoholikerin.
29:23Sie waren verwickelt in Kokainaffären und dann haben Sie einen Selbstmordversuch unternommen.
29:29Und ich frage mich die ganze Zeit, was war der Grund?
29:32Hatten Sie Streit mit Riemann?
29:34Er wollte, dass ich ihn verlasse.
29:41Irgendetwas ging in mir vor.
29:44Er sagte, in deinem Kopf geht etwas vor.
29:47Du verlierst...
29:49Er gebrauchte ein Wort, über das ich dann monatelang nachgedacht habe.
29:53Er sagte, du verlierst die Balance.
29:59Können Sie mir vielleicht sagen, was das bedeutet, die Balance, die man nicht verlieren darf?
30:02Ja, ich kann mir schon was darunter vorstellen.
30:06Da bin ich jetzt gespannt.
30:08Um Störungen.
30:13Störungen.
30:15Ja, Störungen im seelischen Gleichgewicht hat sie bei Ihnen nicht gegeben.
30:19Sie waren doch im psychiatrische Behandlung.
30:22Ja.
30:23Wie lange?
30:25Länger als ein halbes Jahr.
30:27Und, hat sich Riemann in dieser Zeit um Sie gekümmert?
30:30Nein.
30:32Nein.
30:35Und trotzdem, nach Ihrer Entlassung war Ihr erster Weg, es war ja überall in den Zeitungen zu lesen.
30:40Zu Riemann nicht.
30:42Sie standen im Empfang, Koffer nehmen sich und haben mit Riemann telefoniert.
30:46Er sagte zu Ihnen, komm nicht rauf, ich mach nicht rauf, verschwinde.
30:50Sehen Sie, und genau dieser Augenblick wurde fotografiert.
30:54Harry.
30:55Das Foto hat eine große Wirkung auf viele Leute, auch auf mich.
31:06Was ging Ihnen vor?
31:07Ich sage Ihnen, was Professor Tussner mir sagte.
31:20Er sagte, jeder Mensch hat irgendwann einmal den Anprall großer Gefühle auszuhalten.
31:24Man sollte nicht sofort reagieren.
31:29Man sollte das Gefühl wegdrücken.
31:32Sich Zeit lassen und dann ganz langsam auf sich zukommen lassen.
31:37Dann würde es seine erste schreckliche Bedeutung verlieren.
31:42Haben Sie es weggedrückt?
31:45Ja.
31:49Wann ist es wiedergekommen?
31:51In der Nacht.
31:53Und, äh, kamen Sie damit zurecht?
31:56Nein.
31:57Wo waren Sie heute Abend?
32:02Ich bin ausgegangen.
32:04So, wie wir es früher immer getan haben.
32:05Von einem Lokal ins andere.
32:07Wollten Sie Riemann treffen?
32:09Ich dachte, ich sehe ihn vielleicht.
32:11Haben Sie ihn gesehen?
32:13Nein.
32:15In einem Lokal hörte ich dann, dass man ihn ermordet hat.
32:19Na ja, es hätte natürlich eine gute Möglichkeit gegeben, ihn zu treffen.
32:23Einfach warten, bis er kommt, nicht?
32:24Sie hätten sehr gut unten in der Garage auf ihn warten können.
32:30Na ja.
32:31Was Sie uns erzählt haben, werden wir überprüfen.
32:33Und jetzt bitte ich um Ihre Erlaubnis, die Zimmer durchsuchen zu dürfen.
32:37Wir suchen nach einer Waffe.
32:50Haben Sie Riemann erschossen?
32:55Nein.
32:59Das war Wahnsinn.
33:01Als ob ich ihm den Mörder auf den Hals gehetzt hätte.
33:03Das kann ich mir jetzt anhören.
33:04Liebe Kollegen, die anrufen und fragen, was für eine Scheiße ich gemacht hätte.
33:09Was habe ich denn gemacht?
33:11Nur das, was mein Beruf von mir verlangt.
33:13Ich habe mich umgesehen in der Welt.
33:15Unter unseren Zeitgenossen.
33:17Und das aufzudecken, was ist das? Ich kann euch sagen, was das ist jetzt.
33:19Mach das doch mal. Verdienstvoll ist das.
33:23Ne?
33:24Na, Idealisten, die legen nur Nebel über die Landschaft.
33:27Dass alles schön verschleiert ist und man nichts mehr kennt.
33:29Wir suchen alle den Mörder an der falschen Stelle.
33:33Und ich bin sicher, der hat ein ganz normales Motiv gehabt.
33:44Sie sagen, Sie haben noch Kleidungsstücke in der Wohnung.
33:46Riemann, wir haben danach gefragt bei der jungen Frau, die jetzt dort wohnt.
33:49Und sie sagt, das ist in Ordnung.
33:51Sie können Ihre Kleidung jederzeit abholen.
33:58Na ja, wir haben Ihre Aussage und...
34:02Ist sie vollständig?
34:04Ja, sie ist vollständig.
34:07Kann ich jetzt gehen?
34:08Ja.
34:09Ja.
34:13Ach, warten Sie mal.
34:14Da fällt mir ein, wir wollen ja raus zu der Wohnung.
34:16Das wäre doch eine günstige Gelegenheit, Ihre Kleidung zu holen.
34:20Kennen Sie Ihre Nachfolgerin?
34:22Vicky Lange.
34:24Sie war meine Freundin.
34:26Wir kennen uns doch alle.
34:28So.
34:29Wollen Sie mitfahren?
34:35Guten Tag.
34:36Hallo.
34:39Hallo, Irene.
34:41Bitte?
34:42Danke sehr.
34:47Hallo.
34:48Hallo.
34:49Du willst sicher deine Sachen abholen?
34:51Hast du einen Koffer mit?
34:52Ja.
34:54Ich brauche meinen gerade selbst.
35:00Sie ziehen aus?
35:03Der Inhaber der Wohnung ist tot.
35:05Ich habe hier kein Wohnrecht.
35:09Deine Sachen sind nicht im Schrank.
35:11Ich habe ihm gesagt, ich will nicht dauernd deine Kleider sehen.
35:14Sie sind oben in der Kammer.
35:21Ja, ich möchte gerne mit Ihnen noch einmal über diese Telefonanrufe sprechen.
35:39Ja.
35:44Es geht um die Anrufe mit den Morddrohungen.
35:47Dieser Apparat, der hat eine Lautsprecheranlage.
35:50Haben Sie da mal mitgehört?
35:52Manchmal, ja.
35:54Gaston hat gemeint, hör dir das an.
35:56Und da habe ich mitgehört.
35:58Sagen Sie, ist Ihnen da irgendetwas aufgefallen an den Stimmen?
36:02Eigentümlichkeiten oder besondere Ausdrucksformen?
36:06Wie reden solche Leute?
36:08Ja, irgendwie zu schnell.
36:10Sie wollen etwas loswerden.
36:12Ihre Wut, Ihre Aufregung.
36:16Drohen jemanden, ihn umzubringen und können vor lauter Aufregung nicht einmal ordentlich reden.
36:19Ja, so war das.
36:34Ja.
36:45Guten Tag.
36:46Guten Tag.
36:48Wer sind Sie denn?
36:50Mordkommission.
36:52Ach so.
36:54Ich bin Victor Lange, ich möchte meine Schwester abholen, die hier auszieht.
36:58Ist sie da?
36:59Bitte.
37:03Hallo, Vicky.
37:04Hallo, Victor.
37:06Guten Tag.
37:07Guten Tag.
37:09Soll ich später wiederkommen?
37:11Ich bin Vickys Bruder, ich wollte Sie und Ihren Koffer abholen.
37:14Sie haben noch Fragen an mich?
37:17Ohne.
37:23Irene.
37:25Du kennst doch Victor, oder?
37:27Er ist mein Bruder. Er holt mich ab.
37:30Er holt mich ab.
37:33Und mein Gepäck.
37:35Hallo, Irene.
37:36Sie holt auch Ihre Sachen ab.
37:39Haben Sie noch Fragen?
37:41Sagen Sie nur, wo Sie zu erreichen sind.
37:43Erstmal bei mir.
37:45Hier ist meine Karte.
37:47Ich bin immer zu erreichen, privat oder im Büro.
37:49Danke.
37:50Ist das dein Koffer?
37:51Oder Ihrer?
37:52Das ist meiner.
37:53Na, dann mach ich Ihnen mal zu.
37:58Sie holen auch Ihre Sachen ab.
38:00Haben Sie doch welche hier?
38:02Die meisten Ihrer Kleider sind noch hier.
38:05Ich kenne natürlich Ihre Geschichte.
38:08Aus der Zeit.
38:10Das ist eine traurige Geschichte.
38:13Wie geht es Ihnen?
38:15Wissen Sie schon, was Sie jetzt machen?
38:17Was Sie jetzt brauchen, sind ein paar nette Leute,
38:20die sich nicht ständig den Kopf darüber zerbrechen,
38:21ob sie wieder normal sind.
38:24Was meinst du?
38:26Ich habe sie noch nicht gesagt, aber...
38:29Ich sage es Ihnen jetzt.
38:32Du bist jederzeit willkommen.
38:34Na?
38:36Ist das ein Wort?
38:36Dir fällt es auch auf?
38:54Da?
38:57Wenn ich die Aussagen und die Zeiten vergleiche,
39:00dann war Irene Solm zwar in der Mordnacht
39:03in einigen Lokalen, aber...
39:05Aber wenn man die Uhrzeiten vergleicht,
39:08war sie im ersten Lokal nach der Mordzeit.
39:12Und sie erschien dort mit allen Anzeichen
39:14äußerster Verstörtheit.
39:17Ja, wenn jemand aus einer psychiatrischen Klinik gelassen wird,
39:20da fällt es ja niemandem auf, nicht?
39:21Da wundert sich ja keiner.
39:22Also, von der Uhrzeit her
39:28können Sie es gewesen sein.
39:36So.
39:38Sind Sie auch der Meinung,
39:39dass ich Ihnen den Mörder auf den Hals geärzt habe?
39:42Nehmen Sie erst mal Platz.
39:44Das muss ich mir nämlich pausenlos anhören.
39:45Ich hoffe nicht auch von Ihnen.
39:47Nein, nicht von mir, nein.
39:48So, dann erzählen Sie mir doch mal...
39:51Ich hätte gerne einen Wodka-Tonik mit Eis ohne Zitrone.
39:53Dann erzählen Sie mir doch mal,
39:54warum ich für Sie interessant bin.
39:57Weil Sie Irene Solm besser kennen als ich.
40:00Und ich möchte Sie fragen,
40:01was für eine Frau ist das?
40:03Das wollen Sie von mir wissen?
40:05Ja.
40:05Was das für eine Frau ist?
40:07Mhm.
40:07Ein Klatschreporter, der ernst genommen wird.
40:11Tja, warum nicht, ja?
40:14Ich erzähle Ihnen mal,
40:15in was für einer Welt ich mich bewege.
40:18Ich bewege mich unter Menschen,
40:19die, sagen wir mal,
40:20so was wie eine verkürzte Weltansicht haben.
40:24Also die Welt, kein großer Raum,
40:26keine weiten Landschaften,
40:27sondern zusammengeschrumpft auf Zimmergröße.
40:29Danke.
40:32Meistens auf Schlafzimmergröße.
40:36Naja, in diesen Raum haben Sie sich möbliert
40:37mit ein paar handgestrickten Ansichten
40:40über Gott und die Welt
40:41und über sich selbst,
40:43an die Sie glauben
40:44und ansonsten nichts.
40:46Und keine Fenster in diesem Raum.
40:49Sprechen wir mal von Irene Solm.
40:51Hm.
40:53Irene, ja.
40:54Was tut sie?
40:56Was hat sie getan?
40:57Sie läuft umher in diesem Raum,
41:00den ich Ihnen gerade beschrieben habe,
41:02sucht die Tür,
41:03aber läuft nur gegen die Wände,
41:06die sie sich selbst gemauert hat.
41:09Aber Sie wollen natürlich
41:10was ganz anderes wissen.
41:12Sie wollen wissen,
41:13ob diese Frau eine Mörderin sein kann.
41:15Das wollte ich, ja.
41:17Ja, das habe ich mich auch schon gefragt.
41:20Manchmal habe ich gesagt, ja.
41:22Und dann wieder nein.
41:25Ihre Sensibilität
41:26explodiert hier oben.
41:29Das ist der Ausweg der Schwachen.
41:30Die Schwachen bezahlen mit ihrem Verstand.
41:34Es handelt sich hier um
41:35durchgehende Gefühle.
41:37Meinen Sie so,
41:38wie Pferde durchgehen?
41:39Genau.
41:40Dann läuft alles querfeldein
41:41über Stock und Stein,
41:43aber...
41:43aber Mord?
41:47Wissen Sie,
41:47da hat sich ein Kind
41:48im Irrgarten der Gefühle verlaufen.
41:50Man möchte es in die Arme nehmen
41:52und trösten.
41:53Sie sehen,
41:56ich erlaube mir selber
41:56ein paar Gefühle.
41:59Tja.
42:03Weber?
42:05Wer ist da?
42:06Kriminalpolizei,
42:07Derrick.
42:07Ich möchte gerne
42:08Frau Solm sprechen.
42:09Nein, können Sie nicht.
42:10Die ist nicht da.
42:11Die ist in die Wohnung grüber.
42:13Welche Wohnung?
42:14Na, in die von dem Riemann.
42:16Ihre Kleider holen.
42:18Sie hatte doch neulich
42:19keinen Koffer mit.
42:20Ja, wie kommt sie denn
42:21in die Wohnung ein?
42:22Sie hat doch noch
42:23immer einen Schlüssel.
42:25Ach so.
42:27Sagen Sie ihr bitte,
42:28sie möchte zurückrufen.
42:32Sie ist in der Wohnung Riemann.
42:34Sie hat immer noch
42:35einen Wohnungsschlüssel.
42:37Vielleicht zieht sie dort
42:38wieder ein?
42:38Was stehst du noch da?
42:58Komm ins Bett.
43:00Machst du noch
43:01einen Tränen,
43:01Salsorien?
43:07Danke mal, Schatz.
43:08Schatz.
43:38Gehst du mal eine Zigarette?
43:50Seh den Nachtisch.
44:08Du hast eine Pistole?
44:27Die Welt ist schlecht, mein Kind.
44:32Die Welt ist schlecht, mein Kind.
44:39Die Welt ist schlecht, mein Kind.
44:47Die Welt ist schlecht, mein Kind.
45:08Die Welt ist schlecht, mein Kind.
45:18Die Welt ist schlecht, mein Kind.
45:23Die Welt ist schlecht, mein Kind.
45:26Die Welt ist schlecht, mein Kind.
45:30Die Welt ist schlecht, mein Kind.
45:40Oh, what's your face? Why did you fade? When I began to unloved?
46:03Frau Weber hat mir gesagt, dass Sie hier sind. Sie wollen Ihre Kleider rein.
46:07Eins haben Sie schon an den Zuhl, ne? Warten Sie, ich stelle die Musik ab.
46:23Ich habe Wasser aufgesetzt. Möchten Sie auch einen Tee? Oh ja, sehr gerne, sehr gerne.
46:37Jetzt sieht es fast so aus, als seien Sie wieder hier eingezogen.
46:45Nein, nein. Ich hole nur meine Kleider ab. Sag dich doch.
46:51Sie waren hier, weil er hatte sie ja bezahlt.
46:59Immer wenn er seine Frauen wechselte, dann schickte er sie so wieder weg, wie sie gekommen waren.
47:05Und jetzt ziehe ich sie halt einfach wieder an.
47:12Vicky haben Sie sowieso nicht gepasst.
47:15Sie hätte sie auch nicht angezogen. Vicky nicht.
47:20Andere hätten es getan. Nur um zu zeigen, jetzt bin ich dran.
47:23Darf ich Sie mal ganz offen etwas fragen? Haben Sie diesen Mann geliebt?
47:31Wissen Sie, jetzt bringen Sie mich in Verlegenheit.
47:49Weil ich weiß gar nicht, was Liebe eigentlich ist.
47:52Geliebt?
48:01Man ist gut Freund. Man muss eine Menge Spaß miteinander haben.
48:05Weil es darauf ankommt.
48:07Sagt Gaston.
48:11Vielleicht hat er recht damit.
48:12Was meinen Sie, hat er damit recht?
48:13Aber wie auch immer, ich weine ihm keine Tränen nach.
48:32Professor Tussner, mein Psychiater, sagt, Gaston sei ein ganz wertloser Mensch.
48:36Der es nicht wert ist, dass jemand seinetwegen aus dem Fenster springt.
48:43Und ich habe es einmal getan. Aber das tue ich nie wieder.
48:51Entschuldigung.
48:56Ja, bitte?
48:58Ich bin es, Vicky.
49:00Sag mal, was machst du da in der Wohnung?
49:02Ich habe die Weber angerufen.
49:04Sie sagte mir, dass du in die Wohnung von Gaston gegangen bist.
49:08Warum?
49:10Mensch, sei doch froh, dass du damit nichts mehr zu tun hast.
49:13Da bin ich ja auch.
49:14Drei Kreuze würde ich machen.
49:16Victor und ich gehen heute Abend auf die Party vom Vladi.
49:19Hast du Lust mitzukommen?
49:23Ich finde, du musst dich in der alten Clique wieder mal sehen lassen.
49:27Na, was hältst du davon?
49:29Okay.
49:31Sag mir, wann und wo.
49:35Ja, ich bin da.
49:40Ja, grüße ihn auch.
49:50Das war Vicky. Wir wollen uns heute Abend sehen.
49:52Schön, dass du gekommen bist.
49:56Victor geht sonst nie mit zu solchen Partys.
49:58Er hasst sie.
50:00Aber heute ist er mitgekommen.
50:01Ich bin da.
50:02Ich bin da.
50:03Ich bin da.
50:09Schön, dass du gekommen bist.
50:11Victor geht sonst nie mit zu solchen Partys.
50:14Er hasst sie.
50:16Aber heute ist er mitgekommen.
50:17Heute ist er mitgekommen.
50:18Heute ist er mitgekommen.
50:19viel rüber.
50:20Ich bin da.
50:21Ich bin da.
50:22Doch.
50:23Ich bin da.
50:24Schön, dass Sie hier sind.
50:44Ich finde es richtig, dass Sie sich wieder sehen lassen.
50:48Sie hatten eine schwere Zeit.
50:51Vieles, das Sie vergessen müssen.
50:54Victor hat recht.
50:56Du weißt, was er meint.
50:58Du musst Gaston vergessen und alles, was damit zusammenhängt.
51:03Victor ist deinetwegen mitgekommen.
51:07Ich lasse euch beide mal allein.
51:08Die Rede, wollt ihr was trinken?
51:24Wie fühlen Sie sich?
51:32Wie fühlen Sie sich?
51:48Du hast nicht so recht.
51:52Ich nehme an, Sie haben eine Menge zu verarbeiten.
51:57Waren Sie nicht ein Jahr lang weg von der Bühne?
51:59Wenn man das hier so nennen will.
52:04Und plötzlich standen Sie vor der eigenen Wirklichkeit.
52:08Und die eigene Wirklichkeit trägt keine schönen Kleider.
52:12Die ist bisweilen ziemlich grau.
52:13Sie haben eine Menge mitmachen müssen.
52:19Ich weiß, wovon ich rede.
52:23Für die hier sind Sie doch nur ein Paradiesvogel, der in die Voliere wieder zurückkommt.
52:29Wer Sie als Mensch sind, spielt hier keine Rolle.
52:34Das hier sind doch nur grell angestrichene Visitenkarten.
52:38Hallo, Vicky.
52:48Hallo, Robin.
52:49Na, das alte Leben zurückgefunden.
52:51Kein Trauerjahr.
52:53Hätte Gaston das gewollt?
52:55Ne, Trauern war nicht seine Sachen.
52:58Wer sehe ich denn da?
53:06Hallo, Irene.
53:08Darf ich ein bisschen stauben?
53:12Die Lebenssonne war untergegangen.
53:14Jetzt ist sie wieder da.
53:17Ein strahlender Aufgang.
53:19Neben einem neuen Gesicht.
53:21Wissen Sie denn?
53:23Das ist Victor.
53:25Mein Bruder.
53:26Du hast einen Bruder?
53:28Ein Neuzugang in der Szene.
53:29Was?
53:30Das sicher nicht.
53:31Hier, das ist unser Foto.
53:39Die beiden.
53:41Was fällt Ihnen ein?
53:43Was fällt Ihnen ein?
53:44Jetzt lassen Sie das!
53:46Hören Sie auf zu fotografieren!
53:53Den kennen wir doch, ne?
53:54Das ist der Bruder von der Vicky Lange, der bei seiner Schwester den Koffer abgeholt hat.
53:59Ja, richtig, ja.
54:02Warum will der nicht fotografiert werden?
54:04Der gehört nicht dazu.
54:05Der kann mit der Szene nichts anfangen.
54:07Das sehen Sie ja.
54:08Der hat ja dem Fotografen fast die Kamera aus der Hand gerissen.
54:10So wild war der.
54:11Der kann mit der Szene nichts anfangen.
54:13Das bedeutet doch logischerweise, dass er mit dem Leben seiner Schwester, das so führt,
54:16auch nichts anfangen kann.
54:18Das ist richtig.
54:19Das könnte man so sehen, ne?
54:23Da fällt mal noch was ein.
54:25Ich hab gehört, der Gaston Riemann, der wollte sich von Vicky trennen.
54:30Naja, der wollte die vor die Tür setzen.
54:33Diese drei da, was soll ich damit anfangen?
54:39Ein Mörder?
54:43Und zwei Frauen, die es wissen?
54:49Und zwei Frauen, die es wissen.
55:19Warte mal, der Viktor Lange hat mir seine Karte gegeben.
55:26Komm, fahren wir hin.
55:28Kann ich hinterher fahren?
55:29Ja, natürlich.
55:40Entschuldigen Sie, was ist denn hier los?
55:42Es ist jemand aus dem Fenster gesprungen.
55:43Um Gottes Willen.
55:44Ich hab gesehen, wie sie gesprungen ist.
55:53Von dort oben.
55:54Er hat sich wohl das Genick gebrochen.
56:11Hier liegt eine Pistole.
56:13Hände weg von der Waffe.
56:15Ari, bleibst du hier?
56:16Ja.
56:16Was ist denn hier los?
56:44Na, was?
56:46Ich warte mal.
56:47Man muss jeden Tag etwas finden, worüber man schreibt.
57:14Worüber schreibe ich heute?
57:17Schreiben Sie, in dieser Welt sucht fast jeder Mensch verzweifelt einen anderen Menschen,
57:29weil er sonst verloren wäre.
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58:10Untertitelung des ZDF, 2020
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