Zum Player springenZum Hauptinhalt springenZur Fußzeile springen
  • gestern

Kategorie

🎵
Musik
Transkript
00:00:00Seit Anbeginn der Zeit hat die Menschheit auf den Horizont geblickt, suchend nach Zeichen, nach Vorboten dessen, was kommen mag.
00:00:09In den alten Texten, in den geflüsterten Legenden und in den tiefsten Ängsten unseres kollektiven Bewusstseins gibt es eine Vision,
00:00:19die mehr als jede andere Gänsehaut und Faszination hervorruft.
00:00:23Die Ankunft der vier Reiter der Apokalypse.
00:00:26Diese Reiter, geboren aus den prophetischen Visionen des Johannes in der Offenbarung, dem letzten Buch der christlichen Bibel,
00:00:35sind nicht nur bloße Figuren einer alten Geschichte.
00:00:39Sie sind Archetypen, Symbole für die universellen Plagen, die die Menschheit immer wieder heimgesucht haben
00:00:47und deren Schatten auch heute noch lang und bedrohlich auf unserer Welt liegen.
00:00:53Sie sind die Verkünder des Umbruchs, die Vorboten des Gerichts, eine düstere Kawalkade, die das Ende der bekannten Zeiten einläutet.
00:01:03Stellt euch eine Welt am Rande des Abgrunds vor, eine Welt, in der die Siegel einer geheimnisvollen Schriftrolle gebrochen werden,
00:01:13eines nach dem anderen und mit jedem Siegel eine neue, schreckliche Macht auf die Erde losgelassen wird.
00:01:22Diese Mächte sind es, die wir heute genauer betrachten wollen.
00:01:27Wir werden in die Tiefen der Offenbarung des Johannes eintauchen, in Kapitel 6, Verse 1 bis 8,
00:01:34wo diese Reiter ihren dramatischen Auftritt haben.
00:01:37Wir werden die Geschichte und die Symbolik jedes einzelnen Reiters erforschen.
00:01:43Den weißen Reiter des Sieges oder der Pest, den roten Reiter des Krieges,
00:01:50den schwarzen Reiter des Hungers und schließlich den fahlen Reiter des Todes.
00:01:56Wer sind sie wirklich? Was repräsentieren sie?
00:01:59Und warum, nach fast 2000 Jahren, sprechen ihre Bilder immer noch so eindringlich zu uns?
00:02:08Begleitet mich auf einer Reise durch die Geschichte, die Theologie und die menschliche Psyche,
00:02:15während wir versuchen, das Mysterium dieser apokalyptischen Vorboten zu entschlüsseln.
00:02:20Wir werden untersuchen, wie sie im Laufe der Jahrhunderte interpretiert wurden,
00:02:26von frommen Gläubigen bis hin zu skeptischen Historikern,
00:02:30von Künstlern, die versuchten, ihre schreckliche Majestät einzufangen,
00:02:35bis hin zu modernen Kommentatoren, die in ihnen Parallelen zu den Krisen unserer eigenen Zeit sehen.
00:02:42Dies ist nicht nur eine Geschichte über Zerstörung,
00:02:45sondern auch über die menschliche Widerstandsfähigkeit,
00:02:49über Hoffnung und Verzweiflung
00:02:51und über die ewige Frage nach dem Sinn des Leidens und dem Schicksal der Welt.
00:02:58Schnallt euch an, denn die Reiter sind in Anmarsch
00:03:01und ihre Geschichte ist ebenso erschütternd wie zeitlos.
00:03:06Wir beginnen mit dem Moment, in dem das erste Siegel gebrochen wird,
00:03:11einem Moment, der die Welt unwiderruflich verändern wird.
00:03:15Die Offenbarung des Johannes, auch bekannt als Apokalypse,
00:03:20ist ein Buch voller rätselhafter Bilder und komplexer Symbolik,
00:03:25verfasst gegen Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus.
00:03:29Sein Autor, Johannes, befand sich der Überlieferung nach
00:03:34in der Verbannung auf der Insel Patmos,
00:03:36als er eine Reihe von Visionen empfing,
00:03:39die den Höhepunkt der Geschichte
00:03:41und das endgültige Eingreifen Gottes darstellen sollten.
00:03:46Inmitten dieser Visionen steht die Öffnung einer Schriftrolle mit sieben Siegeln.
00:03:52Diese Schriftrolle, so heißt es,
00:03:54enthält Gottes Plan für die Endzeit.
00:03:57Nur das Lamm, eine Symbolfigur für Jesus Christus,
00:04:02wird für würdig befunden, diese Siegel zu öffnen.
00:04:05Und mit der Öffnung der ersten vier Siegel erscheinen nacheinander vier Pferde mit ihren Reitern,
00:04:14jeder mit einer spezifischen Mission des Unheils.
00:04:18Die Zahl vier hat in der biblischen Symbolik oft eine Bedeutung von Vollständigkeit oder Universalität,
00:04:27wie die vier Ecken der Erde oder die vier Winde.
00:04:30So könnten diese vier Reiter zusammen eine allumfassende Serie von Katastrophen darstellen,
00:04:37die die Menschheit vor dem endgültigen Gericht heimsuchen.
00:04:41Lasst uns nun Zeuge werden, wie das erste Siegel gebrochen wird.
00:04:45Die himmlische Szenerie ist erfüllt von Ehrfurcht und Spannung.
00:04:50Das Lamm tritt vor.
00:04:51Und eine der vier lebendigen Kreaturen, Wesen von unbeschreiblicher Gestalt,
00:04:58die den Thron Gottes umgeben, ruft mit einer Stimme wie Donner,
00:05:02Komm!
00:05:04Und ich sah und siehe ein weißes Pferd.
00:05:08Und der darauf saß, hatte einen Bogen,
00:05:11und ihm wurde eine Krone gegeben,
00:05:14und er zog aus sieghaft und umzusiegen.
00:05:16Offenbarung Kapitel 6, Vers 2
00:05:20Der erste Reiter erscheint auf einem weißen Pferd.
00:05:24Weiß, eine Farbe, die oft mit Reinheit, Gerechtigkeit und Sieg assoziiert wird.
00:05:30In der Antike ritten siegreiche Feldherren
00:05:34oft auf weißen Pferden in die eroberten Städte ein.
00:05:38Dieser Reiter trägt einen Bogen und erhält eine Krone,
00:05:42beides Symbole der Macht und des Triumphs.
00:05:45Er zieht aus, um zu siegen.
00:05:48Die Identität dieses ersten Reiters ist die am meisten umstrittene
00:05:53unter Theologen und Gelehrten.
00:05:56Die Interpretationen reichen von Christus selbst oder dem Heiligen Geist,
00:06:02die das Evangelium in die Welt tragen,
00:06:05bis hin zum Antichristen oder einer verheerenden militärischen Eroberung.
00:06:11Betrachten wir zunächst die positive Deutung.
00:06:14Einige frühe Kirchenväter, wie Irenaus im 2. Jahrhundert,
00:06:19sahen in diesem Reiter Christus oder die triumphale Ausbreitung des Evangeliums.
00:06:25Das Weiß des Pferdes symbolisiert dann die Reinheit der Lehre Christi,
00:06:30der Bogen die geistliche Waffe gegen das Böse
00:06:33und die Krone den Sieg über Sünde und Tod.
00:06:37Die Mission sieghaft und um zu siegen wäre dann die unaufhaltsame Verbreitung
00:06:44der christlichen Botschaft in der ganzen Welt.
00:06:47Diese Interpretation findet Anklang,
00:06:51weil sie einen positiven Beginn der Endzeitereignisse darstellt,
00:06:55bevor die schrecklicheren Plagen folgen.
00:06:58Es wäre ein letzter Aufruf zur Umkehr,
00:07:01eine letzte Chance, bevor die Dunkelheit hereinbricht.
00:07:04Doch diese Sichtweise hat ihre Herausforderer.
00:07:08Viele moderne Ausleger weisen darauf hin,
00:07:10dass die folgenden drei Reiter eindeutig negative,
00:07:15zerstörerische Kräfte darstellen.
00:07:17Es erschiene unlogisch, wenn der erste Reiter eine positive Figur wäre,
00:07:22nur um von Krieg, Hunger und Tod gefolgt zu werden.
00:07:26Die apokalyptische Literatur ist oft geprägt von einer Abfolge von Leiden und Katastrophen.
00:07:34Und der erste Reiter könnte einfach die erste dieser Plagen sein.
00:07:39Daher neigen viele dazu, den ersten Reiter als Symbol für Eroberung,
00:07:43für den unersättlichen Drang nach Macht und Herrschaft zu sehen,
00:07:47der so oft zu Zerstörung und Leid führt.
00:07:50Der Bogen, im Gegensatz zum Schwert, das oft für gerechten Krieg steht,
00:07:56kann auch für Aggression aus der Ferne oder für trügerische Angriffe stehen.
00:08:01Die Krone, die ihm gegeben wird, könnte die Selbstkrönung eines Tyrannen
00:08:06oder die Errichtung eines unterdrückerischen Imperiums symbolisieren.
00:08:11In dieser Lesart ist der Sieg des Reiters kein göttlicher Triumph,
00:08:17sondern ein menschlicher, oft grausamer Eroberungszug.
00:08:21Denken wir an die großen Eroberer der Geschichte,
00:08:24von Alexander dem Großen bis Genghis Khan,
00:08:28deren weiße Pferde vielleicht Legende sind,
00:08:31aber deren Bögen und Kronen unermessliches Leid über ganze Völker brachten.
00:08:36Ihre Siege waren oft nur der Auftakt zu noch größeren Verheerungen.
00:08:42Eine weitere bedeutende Interpretation,
00:08:45die besonders in jüngerer Zeit an Popularität gewonnen hat,
00:08:50sieht den ersten Reiter als Personifikation der Pestilenz oder Seuche.
00:08:55Obwohl die Offenbarung selbst nicht explizit von Krankheit spricht
00:08:59in Zusammenhang mit dem ersten Reiter,
00:09:02entstand diese Assoziation möglicherweise
00:09:05durch die Kombination mit anderen biblischen Prophezeiungen,
00:09:10wie beispielsweise in Ezechiel Kapitel 14, Vers 21,
00:09:15wo Gott von seinen vier schlimmen Strafgerichten,
00:09:19Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pestilenz spricht.
00:09:23Der Pfeil, abgeschossen vom Bogen des Reiters,
00:09:27wurde oft als Metapher für plötzlich hereinbrechende Krankheiten gesehen,
00:09:32die unsichtbar und unaufhaltsam treffen.
00:09:36Wenn wir diesen Reiter als Pestilenz verstehen,
00:09:39wird seine Erscheinung auf einem weißen Pferd besonders unheilvoll.
00:09:44Weiß kann hier auch die Blässe des Kranken,
00:09:47die Farbe des Todes symbolisieren.
00:09:50Die Krone wäre dann,
00:09:51die schreckliche Herrschaft der Krankheit,
00:09:54über die Menschheit.
00:09:55Die Geschichte ist voll von verheerenden Seuchen,
00:10:00die ganze Zivilisationen dezimierten.
00:10:03Die Antoninische Pest in Römischen Reich,
00:10:07die Justinianische Pest,
00:10:09die den Mittelmeerraum verwüstete,
00:10:11und natürlich der Schwarze Tod in 14. Jahrhundert,
00:10:16der schätzungsweise ein Drittel
00:10:17bis die Hälfte der europäischen Bevölkerung auslöschte.
00:10:20Diese Pandemien kamen oft plötzlich wie ein Pfeil aus dem Nichts
00:10:26und verbreiteten sich mit erschreckender Geschwindigkeit,
00:10:29hinterließen Tod und Verzweiflung
00:10:31und veränderten den Lauf der Geschichte.
00:10:34In unserer modernen, globalisierten Welt,
00:10:38mit der ständigen Bedrohung durch neue Viren und Pandemien,
00:10:42gewinnt diese Interpretation eine beklemmende Aktualität.
00:10:46Der Sieg des Reiters wäre dann der grausame Triumph der Krankheit
00:10:52über die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen.
00:10:57Die Ambiguität dieses ersten Reiters
00:10:59ist vielleicht seine größte Stärke als Symbol.
00:11:03Er kann für den trügerischen Glanz des Sieges stehen,
00:11:06der oft Gewalt und Unterdrückung verschleiert.
00:11:09Er kann die unaufhaltsame Ausbreitung einer Ideologie
00:11:12oder einer Seuche darstellen,
00:11:15die mit unerbittlicher Kraft voranschreitet.
00:11:18Die Krone, die ihm gegeben wird,
00:11:21könnte auch darauf hindeuten,
00:11:23dass diese Macht von einer höheren Instanz zugelassen wird,
00:11:27vielleicht sogar von Gott selbst,
00:11:29als Teil eines größeren, unergründlichen Plans.
00:11:34Stellen Sie sich vor,
00:11:36wie die Menschen damals in ersten Jahrhundert
00:11:38diese Worte gehört oder gelesen haben.
00:11:42Das Römische Reich mit seinen Legionen
00:11:45und seinem Expansionsdrang war allgegenwärtig.
00:11:49Die Erinnerung an brutale Eroberungen
00:11:51und die Unterdrückung von Aufständen war frisch.
00:11:55Ein Reiter auf einem weißen Pferd,
00:11:58der auszieht, um zu siegen,
00:12:00konnte leicht als Sinnbild
00:12:02für diese unaufhaltsame militärische Macht verstanden werden.
00:12:06Oder denken Sie an die Parter,
00:12:09die gefürchteten Bogenschützen aus dem Osten,
00:12:12die oft auf weißen Pferden ritten
00:12:14und eine ständige Bedrohung
00:12:16für die römischen Grenzen darstellten.
00:12:19Ihr Kommen war gleichbedeutend mit Krieg
00:12:21und potenziellem Sieg über etablierte Mächte.
00:12:26Die Krone,
00:12:27Stephanus in Griechischen,
00:12:29ist oft die Krone des Siegers in Spielen
00:12:32oder in Krieg,
00:12:33nicht unbedingt die Königskrone,
00:12:36Basilea.
00:12:38Dies könnte darauf hindeuten,
00:12:40dass der Sieg des Reiters noch nicht endgültig ist,
00:12:44sondern ein andauernder Kampf,
00:12:47ein Prozess der Eroberung.
00:12:49Er ist ständig unterwegs,
00:12:51um neue Gebiete zu unterwerfen
00:12:53oder neue Seelen zu gewinnen
00:12:55oder neue Opfer für seine Seuche zu finden.
00:12:58Unabhängig von der genauen Deutung,
00:13:01ob triumphierendes Evangelium,
00:13:03rücksichtslose Eroberung
00:13:05oder verheerende Pest,
00:13:07der erste Reiter setzt eine Kette
00:13:09von Ereignissen in Gang.
00:13:11Sein Erscheinen signalisiert,
00:13:13dass die Zeit des Wartens vorbei ist.
00:13:15Die Welt betritt eine neue Phase,
00:13:18eine Phase der Prüfung
00:13:19und des Gerichts.
00:13:20Das Knistern der Schriftrolle,
00:13:24das Brechen des Siegels,
00:13:26der donnernde Ruf,
00:13:27komm,
00:13:28all dies schafft eine Atmosphäre
00:13:31von unausweichlicher Dramatik.
00:13:35Der weiße Reiter galoppiert los
00:13:37und die Menschheit hält den Atem an,
00:13:41denn sie weiß,
00:13:42dass dies erst der Anfang ist.
00:13:44Die Ruhe vor dem Sturm ist gebrochen
00:13:47und die Fundamente der Welt
00:13:49beginnen zu erbeben.
00:13:51Die Frage bleibt,
00:13:52ist dieser Reiter
00:13:53eine historische Figur,
00:13:56eine bestimmte Epoche
00:13:58der Eroberung oder Seuche
00:13:59oder ein immer wiederkehrendes Prinzip
00:14:02in der menschlichen Geschichte?
00:14:05Die apokalyptische Prophetie
00:14:06ist oft vielschichtig
00:14:07mit Bezügen zur Zeit des Autors,
00:14:10aber auch mit einer zeitlosen Botschaft.
00:14:13Der Drang zu erobern,
00:14:15sei es militärisch,
00:14:16ideologisch oder viral,
00:14:18ist ein ständiger Begleiter
00:14:20der Menschheit.
00:14:21Und so reitet der erste Reiter
00:14:23vielleicht nicht nur einmal
00:14:24am Ende der Zeiten,
00:14:26sondern immer wieder
00:14:27durch die Annalen unserer Geschichte
00:14:29ein ständiges Mahnmal
00:14:31an unsere Verletzlichkeit
00:14:32und unsere Ambitionen.
00:14:35Das Echo
00:14:36seines galoppierenden Pferdes
00:14:38hallt durch die Jahrtausende
00:14:40eine Erinnerung daran,
00:14:41dass Siege oft
00:14:42einen hohen Preis haben
00:14:44und dass das,
00:14:45was rein und triumphierend erscheint,
00:14:48manchmal den Keim
00:14:49der Zerstörung
00:14:50in sich tragen kann.
00:14:52Die Spannung steigt,
00:14:54denn wir wissen,
00:14:55dass drei weitere Siegel
00:14:56darauf warten,
00:14:57gebrochen zu werden
00:14:58und drei weitere Reiter
00:15:01bereitstehen,
00:15:02ihre eigene Form
00:15:03des Schreckens
00:15:04über die Welt zu bringen.
00:15:06Das erste Kapitel
00:15:07des Unheils
00:15:07ist geschrieben,
00:15:09doch die Geschichte
00:15:09ist noch lange
00:15:10nicht zu Ende.
00:15:12Und als es
00:15:13das zweite Siegel
00:15:14auftat,
00:15:15hörte ich
00:15:16die zweite
00:15:16lebendige Kreatur
00:15:18sagen,
00:15:18Komm!
00:15:19Und es kam heraus
00:15:20ein anderes Pferd,
00:15:22ein feuerrotes,
00:15:24und dem,
00:15:24der darauf saß,
00:15:25wurde gegeben,
00:15:26den Frieden
00:15:27von der Erde zu nehmen
00:15:28und dass sie sich
00:15:29untereinander
00:15:30hinschlachten sollten,
00:15:31und ihm wurde
00:15:32ein großes Schwert gegeben.
00:15:35Offenbarung Kapitel 6,
00:15:37Verse 3 bis 4
00:15:39Nach dem rätselhaften
00:15:41ersten Reiter
00:15:42lässt der zweite
00:15:43keinen Zweifel
00:15:44an seiner schrecklichen Mission.
00:15:47Das zweite Siegel
00:15:48wird gebrochen
00:15:49und wieder
00:15:50ertönt der donnernde Ruf
00:15:52Komm!
00:15:53Ein Pferd erscheint,
00:15:55doch diesmal
00:15:56ist seine Farbe
00:15:57feuerrot,
00:15:58die Farbe des Blutes,
00:15:59des Feuers,
00:16:00des Zorns
00:16:01und des Krieges.
00:16:02Es ist eine Farbe,
00:16:03die unmittelbar
00:16:04Gefahr und Gewalt
00:16:05signalisiert.
00:16:07Der Reiter
00:16:07auf diesem roten Pferd
00:16:09erhält eine
00:16:09unheilvolle Gabe,
00:16:12die Macht,
00:16:13den Frieden
00:16:14von der Erde
00:16:15zu nehmen.
00:16:16Seine Ankunft
00:16:17bedeutet das Ende
00:16:18der Harmonie,
00:16:20das Zerbrechen
00:16:21von Allianzen,
00:16:22den Ausbruch
00:16:23von Konflikten.
00:16:24Die Folge
00:16:25ist entsetzlich,
00:16:26dass sie sich
00:16:27untereinander
00:16:28hinschlachten sollten.
00:16:29Dies spricht
00:16:30nicht nur
00:16:31von Kriegen
00:16:31zwischen Nationen,
00:16:33sondern auch
00:16:34von Bürgerkriegen,
00:16:35von innerem Aufruhr.
00:16:37Von Gewalt
00:16:38und Chaos,
00:16:39das jede Ebene
00:16:40der Gesellschaft
00:16:41durchdringt.
00:16:42Bruder
00:16:43gegen Bruder,
00:16:44Nachbar
00:16:45gegen Nachbar.
00:16:46Der soziale
00:16:47Zusammenhalt
00:16:48zerbricht.
00:16:49Und um diese
00:16:50blutige
00:16:50Aufgabe
00:16:51zu erfüllen,
00:16:52wird ihm
00:16:53eine Waffe
00:16:54gegeben,
00:16:55ein großes
00:16:55Schwert.
00:16:57In griechischen
00:16:58Originaltext
00:16:59steht hier
00:17:00das Wort
00:17:00Machara,
00:17:02das oft
00:17:03ein kürzeres
00:17:03Schwert
00:17:04oder einen
00:17:05Dolch
00:17:06Bezeichnete,
00:17:07die Waffe
00:17:07des Soldaten,
00:17:09aber auch
00:17:09des Mörders
00:17:10oder des
00:17:11Aufständischen.
00:17:13Manchmal
00:17:13wird es auch
00:17:14als Groß
00:17:15Megale
00:17:16beschrieben,
00:17:17was seine
00:17:18außerordentliche
00:17:19Zerstörungskraft
00:17:20unterstreicht.
00:17:22Dieses Schwert
00:17:23ist nicht nur
00:17:23ein Symbol,
00:17:25es ist ein
00:17:25Werkzeug
00:17:26des Todes,
00:17:27bestimmt für
00:17:27massenhaftes
00:17:28Blutvergießen.
00:17:30Der Rote Reiter
00:17:31ist die
00:17:32ungeschminkte
00:17:33Personifikation
00:17:34des Krieges
00:17:35in all seinen
00:17:36schrecklichen
00:17:36Formen.
00:17:38Er ist der
00:17:38Marsch der
00:17:38Legionen,
00:17:40das Rollen
00:17:40der Panzer,
00:17:42das Dröhnen
00:17:43der Bomber.
00:17:44Er ist der
00:17:45erbitterte
00:17:45Häuserkampf,
00:17:47der heimtückische
00:17:48Guerillakrieg,
00:17:49der sinnlose
00:17:50Terrorakt.
00:17:52Er ist die
00:17:52Wut,
00:17:53die zu
00:17:53Gewalt führt,
00:17:55der Hass
00:17:55der Nationen
00:17:56spaltet,
00:17:57die Gier,
00:17:58die zu
00:17:59Konflikten
00:17:59um Ressourcen
00:18:00führt.
00:18:01Seit Kain
00:18:02seinen Bruder
00:18:03Abel
00:18:03erschlug,
00:18:04ist die
00:18:04Geschichte
00:18:05der Menschheit
00:18:05auch eine
00:18:06Geschichte
00:18:06des Krieges.
00:18:08Kaum
00:18:08eine
00:18:08Generation
00:18:09hat ohne
00:18:10die
00:18:10Geißel
00:18:11des
00:18:11bewaffneten
00:18:11Konflikts
00:18:12gelebt.
00:18:13Denken
00:18:14wir an
00:18:14die
00:18:14endlosen
00:18:15Kriege
00:18:15der Antike,
00:18:17die
00:18:17Peloponesischen
00:18:18Kriege,
00:18:20die
00:18:20Punischen
00:18:21Kriege,
00:18:22die
00:18:22Gallischen
00:18:22Kriege,
00:18:24Cäsars.
00:18:25Ganze
00:18:25Zivilisationen
00:18:27wurden in
00:18:27Feuer des
00:18:27Krieges
00:18:28ausgelöscht,
00:18:29Kulturen
00:18:29zerstört,
00:18:31unzählige
00:18:31Leben
00:18:32geopfert.
00:18:33Das
00:18:33Mittelalter
00:18:34war geprägt
00:18:35von
00:18:35feudalen
00:18:36Konflikten,
00:18:37den
00:18:37Kreuzzügen,
00:18:39den
00:18:39Invasionen
00:18:40der
00:18:40Wikinger
00:18:41und
00:18:41Mongolen.
00:18:42Die
00:18:42frühe
00:18:43Neuzeit
00:18:44sah die
00:18:44Religionskriege,
00:18:46den
00:18:46Dreißigjährigen
00:18:47Krieg,
00:18:48der ganze
00:18:48Landstriche in
00:18:49Mitteleuropa
00:18:50verwüstete und
00:18:52die Bevölkerung
00:18:52dezimierte.
00:18:54Die
00:18:54napoleonischen
00:18:55Kriege zogen
00:18:56ihre blutige
00:18:57Spur über
00:18:57den gesamten
00:18:58Kontinent.
00:19:00Und dann
00:19:00das
00:19:01zwanzigste
00:19:02Jahrhundert,
00:19:03das oft als
00:19:04das blutigste
00:19:05Jahrhundert der
00:19:06Menschheitsgeschichte
00:19:07bezeichnet wird.
00:19:09Zwei Weltkriege
00:19:10von
00:19:10beispiellosem
00:19:11Ausmaß.
00:19:13Der
00:19:13erste
00:19:14Weltkrieg
00:19:15mit seinen
00:19:15grausamen
00:19:16Grabenkämpfen,
00:19:18dem Einsatz
00:19:18von Giftgas
00:19:20und Millionen
00:19:21von Toten.
00:19:22Der
00:19:22zweite
00:19:23Weltkrieg
00:19:24noch
00:19:24verheerender
00:19:25mit dem
00:19:26Holocaust,
00:19:27den
00:19:28Flächenbombardements
00:19:29auf Städte
00:19:30wie Dresden,
00:19:31Tokio,
00:19:32London
00:19:32und Hiroshima
00:19:34und dem
00:19:35Abwurf der
00:19:35Atombomben,
00:19:37die eine
00:19:37neue
00:19:38Ära des
00:19:39Schreckens
00:19:40einläuteten.
00:19:41Die
00:19:41Zahl
00:19:42der Opfer
00:19:42des
00:19:42Zweiten
00:19:43Weltkriegs
00:19:44wird auf
00:19:44über
00:19:4460
00:19:45Millionen
00:19:46geschätzt,
00:19:47eine schier
00:19:48unvorstellbare
00:19:49Zahl.
00:19:5060
00:19:50Millionen
00:19:51einzelne
00:19:52Leben,
00:19:52ausgelöscht
00:19:53durch das
00:19:54große
00:19:55Schwert
00:19:55des
00:19:55Roten
00:19:56Reiters.
00:19:57Auch
00:19:57nach
00:19:571945
00:19:59kehrte der
00:20:01Frieden
00:20:01nicht dauerhaft
00:20:02auf die
00:20:02Erde
00:20:03zurück.
00:20:04Der
00:20:04Kalte
00:20:04Krieg
00:20:05brachte
00:20:05die
00:20:05ständige
00:20:06Bedrohung
00:20:06eines
00:20:07nuklearen
00:20:07Schlagabtauschs,
00:20:08der das
00:20:09Ende der
00:20:09Zivilisation
00:20:10bedeutet
00:20:10hätte.
00:20:12Stellvertreterkriege
00:20:13in Korea,
00:20:14Vietnam,
00:20:15Afghanistan
00:20:16forderten
00:20:17Millionen
00:20:17weitere
00:20:18Opfer.
00:20:20Und
00:20:20bis
00:20:20heute
00:20:20flammen
00:20:21überall
00:20:22auf der
00:20:22Welt
00:20:23Konflikte
00:20:23auf.
00:20:24Bürgerkriege,
00:20:26ethnische
00:20:26Säuberungen,
00:20:28Terrorismus.
00:20:29Der
00:20:29rote
00:20:30Reiter
00:20:30scheint
00:20:31unermüdlich
00:20:32zu sein,
00:20:33sein Durst
00:20:34nach
00:20:34Blut
00:20:34unstillbar.
00:20:36Die
00:20:36Worte,
00:20:37dass sie
00:20:38sich
00:20:38untereinander
00:20:39hinschlachten
00:20:39sollten,
00:20:40sind
00:20:40besonders
00:20:41erschütternd.
00:20:42Sie
00:20:42deuten
00:20:43auf eine
00:20:43Eskalation
00:20:44der
00:20:44Gewalt
00:20:45hin,
00:20:45die
00:20:46über
00:20:46traditionelle
00:20:47Kriegsführung
00:20:48hinausgeht.
00:20:49Es
00:20:49ist ein
00:20:50Zustand,
00:20:50in dem
00:20:51der
00:20:51Mensch
00:20:51dem
00:20:52Menschen
00:20:52zum
00:20:52Wolf
00:20:53wird,
00:20:54in dem
00:20:54jede
00:20:54Ordnung
00:20:55zusammenbricht
00:20:56und
00:20:56rohe
00:20:57Brutalität
00:20:58regiert.
00:20:59Die
00:20:59Fähigkeit,
00:21:01den
00:21:01Frieden
00:21:01von der
00:21:02Erde
00:21:02zu
00:21:02nehmen,
00:21:03ist
00:21:03eine
00:21:03furchtbare
00:21:04Macht.
00:21:06Frieden
00:21:06ist mehr
00:21:07als nur
00:21:07die
00:21:07Abwesenheit
00:21:08von
00:21:09Krieg.
00:21:10Er
00:21:10ist
00:21:10ein
00:21:10Zustand
00:21:11der
00:21:11Stabilität,
00:21:12der
00:21:12Kooperation,
00:21:14des
00:21:14Vertrauens.
00:21:16Wenn
00:21:16dieser
00:21:16Zustand
00:21:17zerstört
00:21:17wird,
00:21:18öffnet
00:21:19sich der
00:21:19Abgrund.
00:21:20Die
00:21:21Farbe
00:21:21Rot ist
00:21:21dabei von
00:21:22zentraler
00:21:23Bedeutung.
00:21:24Sie ist
00:21:25nicht nur die
00:21:25Farbe des
00:21:26vergossenen
00:21:26Blutes,
00:21:28sondern auch die
00:21:28Farbe der
00:21:29Leidenschaft,
00:21:30des
00:21:30Zorns,
00:21:32der
00:21:32Revolution.
00:21:33Sie kann für die
00:21:34ideologische
00:21:35Verblendung stehen,
00:21:36die Menschen
00:21:37dazu treibt,
00:21:38in Namen einer
00:21:39Sache zu töten
00:21:40und zu sterben.
00:21:42Sie kann die
00:21:42glühende
00:21:43Hitze der
00:21:43Schlacht
00:21:44symbolisieren,
00:21:45das Feuer,
00:21:47das Städte
00:21:47und Felder
00:21:48verzehrt.
00:21:49Das
00:21:50große
00:21:51Schwert
00:21:52unterscheidet
00:21:53diesen
00:21:53Reiter
00:21:54auch von
00:21:55dem
00:21:55ersten
00:21:55Reiter
00:21:56mit
00:21:56seinem
00:21:57Bogen.
00:21:58Der
00:21:58Bogen
00:21:58kann
00:21:59aus der
00:21:59Ferne
00:22:00töten,
00:22:01heimtückisch.
00:22:03Das
00:22:03Schwert
00:22:03impliziert
00:22:04direkten
00:22:06Kampf,
00:22:07Mann
00:22:07gegen Mann,
00:22:08eine
00:22:08unmittelbarere,
00:22:10brutalere
00:22:11Form der
00:22:11Gewalt.
00:22:12Es
00:22:13ist die
00:22:13Waffe,
00:22:13die seit
00:22:14Jahrtausenden
00:22:15das
00:22:15Symbol
00:22:16des
00:22:16Kriegers
00:22:17ist.
00:22:18Dass es
00:22:18groß ist,
00:22:19betont
00:22:20seine
00:22:20Wirksamkeit
00:22:21und die
00:22:22gewaltige
00:22:22Autorität,
00:22:23die dem
00:22:23Reiter
00:22:24gegeben
00:22:24wurde.
00:22:25Die
00:22:25Theologen
00:22:26haben oft
00:22:27darüber
00:22:27debattiert,
00:22:28ob dieser
00:22:29Reiter
00:22:29eine
00:22:29bestimmte
00:22:30Kriegsperiode
00:22:31darstellt
00:22:32oder ein
00:22:33immerwährendes
00:22:34Übel.
00:22:35Für die
00:22:35frühen
00:22:35Christen,
00:22:36die oft
00:22:36Verfolgungen
00:22:37ausgesetzt
00:22:38waren,
00:22:39konnte der
00:22:39Rote
00:22:40Reiter
00:22:40die
00:22:40inneren
00:22:41Unruhen
00:22:42und
00:22:42Bürgerkriege
00:22:43in römischen
00:22:44Reich
00:22:44symbolisieren,
00:22:46wie das
00:22:46Vierkaiserjahr
00:22:4769
00:22:48nach
00:22:48Christus,
00:22:49das von
00:22:50blutigen
00:22:51Machtkämpfen
00:22:51geprägt war.
00:22:53In Laufe der
00:22:53Geschichte
00:22:54haben Menschen
00:22:54immer wieder
00:22:55versucht,
00:22:56aktuelle
00:22:57Konflikte
00:22:58in Licht
00:22:58dieses
00:22:59Reiters
00:22:59zu deuten.
00:23:01Jeder neue
00:23:01Krieg,
00:23:02jede neue
00:23:03Welle
00:23:03der Gewalt
00:23:04schien eine
00:23:05Bestätigung
00:23:06seiner unheilvollen
00:23:07Prophezeiung
00:23:08zu sein.
00:23:09Die Botschaft
00:23:10ist klar.
00:23:11Solange es
00:23:12menschliche
00:23:13Gier,
00:23:13Hass und
00:23:14den Willen
00:23:15zur Macht
00:23:15gibt,
00:23:16wird der
00:23:17Rote
00:23:17Reiter
00:23:17sein
00:23:18blutiges
00:23:18Werk
00:23:19verrichten.
00:23:20Es ist
00:23:21auch
00:23:21bemerkenswert,
00:23:22dass dieser
00:23:22Reiter
00:23:23den
00:23:23Frieden
00:23:24nimmt.
00:23:25Frieden
00:23:25ist also
00:23:26der
00:23:26natürliche
00:23:27oder
00:23:28zumindest
00:23:28der
00:23:29angestrebte
00:23:29Zustand,
00:23:30der
00:23:31aktiv
00:23:31zerstört
00:23:32werden
00:23:33muss.
00:23:34Der
00:23:34Reiter
00:23:34ist
00:23:34ein
00:23:35Agent
00:23:35der
00:23:35Entropie,
00:23:36der
00:23:36die
00:23:36Ordnung
00:23:37ins
00:23:37Chaos
00:23:38stürzt.
00:23:39Seine
00:23:39Mission
00:23:40ist es,
00:23:40die
00:23:41Bande
00:23:41zu
00:23:41zerreißen,
00:23:43die
00:23:43Gesellschaften
00:23:44zusammenhalten
00:23:44und die
00:23:46Saat
00:23:46des
00:23:46Misstrauens
00:23:47und der
00:23:48Feindseligkeit
00:23:49zu säen.
00:23:50Der
00:23:50Lärm
00:23:51der
00:23:51Schlacht,
00:23:52die
00:23:52Schreie
00:23:52der
00:23:53Verwundeten,
00:23:54die
00:23:54Trauer
00:23:54der
00:23:55Hinterbliebenen,
00:23:56all das
00:23:57ist das
00:23:57Werk
00:23:57des
00:23:58zweiten
00:23:58Reiters.
00:23:59Er
00:24:00reitet
00:24:00durch die
00:24:00Geschichtsbücher,
00:24:02seine
00:24:02Hufe
00:24:02getränkt
00:24:03in
00:24:03Blut
00:24:04von
00:24:04Millionen.
00:24:06Und
00:24:06auch
00:24:06heute,
00:24:07in
00:24:0721.
00:24:08Jahrhundert,
00:24:09sind seine
00:24:10Spuren
00:24:10unübersehbar.
00:24:12Von
00:24:13regionalen
00:24:13Konflikten
00:24:14bis hin
00:24:14zur
00:24:15globalen
00:24:15Bedrohung
00:24:16durch
00:24:16Massenvernichtungswaffen,
00:24:18das
00:24:18große
00:24:19Schwert
00:24:19hängt
00:24:20immer noch
00:24:20wie ein
00:24:21Damoklesschwert
00:24:22über der
00:24:22Menschheit.
00:24:23Die
00:24:24Vision
00:24:24des
00:24:24Johannes
00:24:25ist
00:24:25hier
00:24:26von
00:24:26erschreckender
00:24:27Klarheit.
00:24:28Es
00:24:28gibt
00:24:28keine
00:24:29Verherrlichung
00:24:29des
00:24:30Krieges,
00:24:31keinen
00:24:31heroischen
00:24:32Glanz.
00:24:33Nur
00:24:33die brutale
00:24:33Realität
00:24:34des
00:24:34Mordens
00:24:35und des
00:24:35Verlusts
00:24:36des Friedens.
00:24:37Der
00:24:38rote
00:24:38Reiter
00:24:39ist eine
00:24:39Warnung,
00:24:40ein Spiegel,
00:24:41der uns die dunkelsten
00:24:42Aspekte der menschlichen
00:24:44Natur vor Augen führt.
00:24:47Seine Ankunft nach dem
00:24:48ersten Reiter deutet oft auf eine
00:24:51Eskalation hin.
00:24:52Nach der
00:24:53Eroberung oder der Pest folgt der
00:24:55offene Krieg, der die bereits
00:24:57geschwächte Welt weiter ins Elend
00:24:59stürzt, die Stille, die dem Brechen des
00:25:03zweiten Siegels folgt, wird bald vom
00:25:05Klirren der Waffen und den Schreien der
00:25:07Kämpfenden erfüllt sein.
00:25:09Die
00:25:10Erde, die eben noch unter dem Galopp des
00:25:12weißen Pferdes erzitterte, wird nun vom
00:25:15feuerroten Rost des Krieges verwüstet.
00:25:19Und die Menschheit muss erkennen, dass dies
00:25:21erst die zweite von vier schrecklichen
00:25:24Prüfungen ist.
00:25:26Der Schrecken hat gerade erst begonnen, sich
00:25:28zu entfalten.
00:25:29Der Geruch von Blut und Rauch liegt in der
00:25:32Luft, während der zweite Reiter sein Werk
00:25:35der Zerstörung fortsetzt und den Weg für
00:25:38den nächsten, noch düsteren Reiter ebnet.
00:25:42Und als es das dritte Siegel auftat, hörte
00:25:44ich die dritte lebendige Kreatur sagen,
00:25:47Komm!
00:25:48Und ich sah und siehe ein schwarzes Pferd.
00:25:52Und der darauf saß, hatte eine Waage in
00:25:54seiner Hand.
00:25:56Und ich hörte eine Stimme inmitten der
00:25:57vier lebendigen Kreaturen sagen,
00:26:00Ein Maß Weizen für einen Dena und
00:26:03drei Maß Gerste für einen Dena und
00:26:06das Öl und den Wein beschädige nicht.
00:26:09Offenbarung Kapitel 6, Verse 5 bis 6
00:26:14Das dritte Siegel ist gebrochen, erneut
00:26:18der Ruf, komm!
00:26:19Und aus dem Schatten tritt ein Pferd von
00:26:22der Farbe der Nacht hervor.
00:26:25Ein schwarzes Pferd.
00:26:27Schwarz, die Farbe der Trauer, der
00:26:30Dunkelheit, des Mangels und des Hungers.
00:26:34Diese Farbe allein schon kündigt
00:26:36nichts Gutes an.
00:26:37Der Reiter auf diesem schwarzen Pferd
00:26:40trägt keine Waffe in herkömmlichen
00:26:42Sinn.
00:26:43Stattdessen hält er eine Waage in seiner
00:26:46Hand.
00:26:49Diese Waage ist das Symbol für Handel, für
00:26:51das Abwiegen von Nahrung.
00:26:54Aber hier, in Kontext des schwarzen Pferdes,
00:26:58wird sie zum Sinnbild für Knappheit, für
00:27:01Wucherpreise, für eine verzweifelte
00:27:04Rationierung von Lebensmitteln.
00:27:05Und dann, aus dem Zentrum der himmlischen Szene,
00:27:11inmitten der vier lebendigen Kreaturen, die
00:27:14Gottes Thron umgeben, ertönt eine Stimme.
00:27:18Diese Stimme, die möglicherweise von Gott
00:27:21selbst oder einem seiner höchsten Engel
00:27:24stammt, verkündet die schrecklichen
00:27:27Bedingungen, die dieser Reiter mit sich bringt.
00:27:31Ein Maß Weizen für einen Dinar und
00:27:34drei Maß Gerste für einen Dinar.
00:27:38Um die Bedeutung dieser Worte zu verstehen,
00:27:41müssen wir uns die wirtschaftlichen
00:27:42Verhältnisse in ersten Jahrhundert
00:27:44vergegenwärtigen.
00:27:45Ein Dinar war ungefähr der Tageslohn eines
00:27:48einfachen Arbeiters oder Soldaten.
00:27:51Ein Maß Weizen, ein Scheunix in Griechischen,
00:27:56war etwa ein Liter, genug, um einen Mann
00:28:00für einen Tag zu ernähren, aber knapp
00:28:03bemessen für eine Familie.
00:28:05Drei Maß Gerste, die billigere und weniger
00:28:09nahrhafte Getreidesorte, die oft als Tierfutter
00:28:12oder Nahrung für die Ärmsten diente.
00:28:14Für denselben Preis.
00:28:17Das bedeutet, ein ganzer Tageslohn reicht
00:28:19gerade einmal, um eine Person notdürftig
00:28:22mit Weizen zu versorgen oder um vielleicht
00:28:25drei Personen mit dem minderwertigeren
00:28:27Gerstenbrot am Leben zu erhalten.
00:28:30Für eine Familie mit mehreren Kindern
00:28:32bedeutet dies unweigerlich Hunger.
00:28:36Es ist ein Bild extremer Inflation und
00:28:38Lebensmittelknappheit.
00:28:40Die Grundnahrungsmittel werden
00:28:42unerschwinglich teuer.
00:28:43Der Kampf ums tägliche Brot wird zum
00:28:47beherrschenden Thema des Lebens.
00:28:49Dieser Reiter bringt also nicht unbedingt
00:28:52die völlige Abwesenheit von Nahrung,
00:28:55sondern eine Situation, in der Nahrung
00:28:57zwar vorhanden ist, aber nur für diejenigen,
00:29:00die es sich leisten können, oder in so geringen
00:29:04Mengen, dass sie kaum zum Überleben reichen.
00:29:06Die Waage in seiner Hand symbolisiert diese
00:29:10gnadenlose Zuteilung, das Abwägen jedes Korns,
00:29:14die verzweifelte Berechnung, wie man mit dem
00:29:17Wenigen überleben kann.
00:29:19Doch dann fügt die Stimme eine rätselhafte Klausel hinzu.
00:29:23Und das Öl und den Wein beschädige nicht.
00:29:26Öl und Wein waren in Mittelmeerraum
00:29:30ebenfalls Grundnahrungsmittel, aber auch Luxusgüter.
00:29:34Ihre Unversehrtheit inmitten der Getreideknappheit
00:29:36hat zu verschiedenen Interpretationen geführt.
00:29:40Eine Möglichkeit ist, dass dies die Ungerechtigkeit
00:29:43der Hungersnot unterstreicht.
00:29:46Während die Armen um Brot kämpfen müssen,
00:29:49bleiben die Luxusgüter der Reichen verschont.
00:29:52Die soziale Ungleichheit wird auf die Spitze getrieben.
00:29:56Die Reichen können weiterhin in relativem Überfluss leben,
00:30:01während die Masse der Bevölkerung darbt.
00:30:04Dies würde den Hunger zu einer Folge von wirtschaftlicher
00:30:07Ausbeutung und sozialer Ungerechtigkeit machen,
00:30:11nicht nur zu einer Naturkatastrophe.
00:30:14Eine andere Interpretation besagt, dass Öl und Wein,
00:30:18die oft tiefere Wurzeln haben und widerstandsfähiger
00:30:21gegen Dürre sind als Getreide, vielleicht einfach weniger
00:30:25von der spezifischen Katastrophe betroffen sind,
00:30:29die die Getreideernte vernichtet hat.
00:30:32Oder es könnte ein Hinweis darauf sein,
00:30:35dass die Plage zwar schwer ist, aber noch nicht die totale
00:30:39Vernichtung bedeutet, dass ein Rest von Gottes Gnade
00:30:43oder zumindest eine Begrenzung des Leidens besteht.
00:30:46Die Kombination aus Krieg, symbolisiert durch den roten Reiter
00:30:50und der darauf folgenden Hungersnot durch den schwarzen Reiter
00:30:54ist ein Muster, das sich in der Geschichte immer wiederholt.
00:30:58Kriege zerstören Ernten, unterbrechen Handelswege,
00:31:02vertreiben Bauern von ihren Feldern,
00:31:05Soldaten konfiszieren Vorräte,
00:31:08die Folge ist fast zwangsläufig eine Verknappung der Lebensmittel
00:31:12und steigende Preise.
00:31:14Der Hunger folgt dem Krieg wie ein Schatten.
00:31:18Denken wir an die großen Hungersnöte der Geschichte.
00:31:22Die Belagerung von Jerusalem in Jahr 70 nach Christus
00:31:26durch die Römer führte zu unvorstellbarem Hunger in der Stadt.
00:31:31In europäischen Mittelalter gab es immer wieder Perioden extremer Hungersnot,
00:31:38oft ausgelöst durch Missernten, harte Winter oder Kriege.
00:31:42Die große Hungersnot von 1315 bis 1317 in Europa,
00:31:49verursacht durch extreme Wetterbedingungen,
00:31:52führte zu Millionen von Toten, Kannibalismus und sozialem Chaos.
00:31:58Die irische Kartoffelfäule in den 1840ern,
00:32:02die zur großen Hungersnot führte,
00:32:05kostete etwa eine Million Menschen das Leben
00:32:07und zwang weitere Millionen zur Auswanderung.
00:32:11Im 20. Jahrhundert verursachten politische Entscheidungen
00:32:15und Kriege schreckliche Hungersnöte.
00:32:18Der Holodomor in der Ukraine in den 1930ern,
00:32:23die Hungersnot in Bengalen 1943,
00:32:27die Blockade von Leningrad während des Zweiten Weltkriegs,
00:32:31die Hungersnöte in China während des großen Sprungs nach vorn
00:32:35und die wiederkehrenden Hungerkrisen in Teilen Afrikas,
00:32:39oft verschärft durch Dürren, Konflikte und politische Instabilität.
00:32:46Der schwarze Reiter ist also ein Symbol für wirtschaftliche Not,
00:32:51für die Verzweiflung der Eltern, die ihre Kinder nicht ernähren können,
00:32:56für die Schwäche und Apathie, die der Mangel an Nahrung mit sich bringt.
00:33:00Er ist die Macht der Dürre, der Missernte, der Heuschreckenplage,
00:33:07aber auch die Macht der Spekulanten, die aus der Not anderer Profit schlagen
00:33:11und der ungerechten Systeme, die Reichtum in den Händen weniger konzentrieren,
00:33:18während viele hungern.
00:33:19Die Waage in seiner Hand ist ein mächtiges Symbol.
00:33:24Sie steht für eine kalte, unpersönliche Gerechtigkeit des Marktes,
00:33:29die in Zeiten der Krise zur tödlichen Falle werden kann.
00:33:32Jedes Korn wird gezählt, jeder Preis berechnet, ohne Rücksicht auf menschliches Leid.
00:33:39Es ist die Tyrannei der Knappheit.
00:33:42Das schwarze Pferd selbst unterstreicht die Düsternis dieser Plage.
00:33:46Es ist die Farbe der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit,
00:33:51die sich breitmacht, wenn der Magen leer ist und keine Aussicht auf Besserung besteht.
00:33:57Hunger, Entmenschlicht, er treibt Menschen zu verzweifelten Taten,
00:34:01er zerstört Gemeinschaften.
00:34:03Die Stimme, die die Preise diktiert, kommt aus der Mitte der vier lebendigen Kreaturen,
00:34:10was darauf hindeutet, dass diese Hungersnot Teil eines größeren, göttlich zugelassenen Plans ist.
00:34:19Es ist ein Gericht, das über die Erde kommt.
00:34:22Doch die Anweisung, Öl und Wein nicht zu beschädigen,
00:34:26könnte auch ein kleiner Funke-Hoffnung sein.
00:34:29Oder eine Erinnerung daran, dass selbst in Gericht Gottes Barmherzigkeit
00:34:34oder zumindest eine Grenze des Leidens existiert.
00:34:39Oder, wie bereits erwähnt, ein bitterer Kommentar zur Ungleichheit.
00:34:43Die Abfolge der Reiter ist logisch und erschreckend.
00:34:48Nach der möglichen Eroberung oder Pest des ersten Reiters
00:34:51und dem offenen Krieg des zweiten Reiters
00:34:54ist die Infrastruktur zerstört, die Gesellschaft destabilisiert
00:34:59und der Hunger ist die unausweichliche Folge.
00:35:03Die Welt wird immer dunkler, die Plagen immer intensiver.
00:35:07Der schwarze Reiter galoppiert durch eine Welt,
00:35:10die bereits von Konflikten zerrissen ist.
00:35:13Er findet einen fruchtbaren Boden für seine Schreckensherrschaft in den Ruinen,
00:35:17die der Krieg hinterlassen hat.
00:35:19Seine Anwesenheit ist stiller, heimtückischer als die des roten Reiters,
00:35:26aber nicht weniger tödlich.
00:35:29Langsam und unaufhaltsam breitet sich der Hunger aus,
00:35:33schwächt die Menschen,
00:35:35macht sie anfällig für Krankheiten und Verzweiflung.
00:35:38Und während die Waage in seiner Hand das Schicksal von Millionen besiegelt
00:35:43und die Armen um jedes Korn kämpfen,
00:35:46während die Reichen vielleicht noch ihr Öl und ihren Wein genießen,
00:35:52bereitet sich bereits der nächste und schrecklichste aller Reiter vor.
00:35:57Die Dunkelheit, die der schwarze Reiter bringt,
00:36:00ist nur ein Vorgeschmack auf die endgültige Finsternis,
00:36:04die folgen wird.
00:36:05Die Menschheit ist nun geschwächt, gespalten und ausgehungert,
00:36:11reif für die Ankunft des letzten Reiters.
00:36:13Und als es das vierte Siegel auftat,
00:36:16hörte ich die Stimme der vierten lebendigen Kreatur sagen,
00:36:20Komm!
00:36:21Und ich sah und siehe ein fahles Pferd,
00:36:25und der darauf saß, dessen Name ist der Tod,
00:36:28und der Hades folgte ihm nach.
00:36:31Und ihnen wurde Macht gegeben, über den vierten Teil der Erde
00:36:35zu töten mit dem Schwert und mit Hunger und mit Pest
00:36:39und durch die wilden Tiere der Erde.
00:36:42Offenbarung Kapitel 6, Verse 7 bis 8.
00:36:45Das vierte Siegel wird gebrochen.
00:36:49Zum letzten Mal ertönt der Ruf,
00:36:51Komm!
00:36:52von einer der lebendigen Kreaturen.
00:36:55Und was nun erscheint,
00:36:56ist der Höhepunkt des Schreckens,
00:36:59die ultimative Plage.
00:37:02Ein fahles Pferd.
00:37:03Die Farbe dieses Pferdes wird in griechischem Original
00:37:09als Chlorus beschrieben.
00:37:12Dieses Wort bedeutet Blassgrün, Leichenblass,
00:37:16die kränkliche Farbe der Verwesung und des Todes.
00:37:19Es ist keine natürliche Pferdefarbe,
00:37:23sondern eine, die sofort Übelkeit und Furcht hervorruft.
00:37:28Es ist die Farbe des bevorstehenden Endes.
00:37:30Und der Reiter auf diesem pfahlen Pferd
00:37:33braucht keine rätselhaften Symbole,
00:37:36um seine Identität zu offenbaren.
00:37:39Sein Name wird direkt genannt
00:37:41Der Tod.
00:37:43Hier gibt es keine Ambiguität,
00:37:44keine Hoffnung auf eine mildere Interpretation.
00:37:48Der Tod selbst reitet aus,
00:37:50nicht als abstrakte Macht,
00:37:52sondern als eine aktive,
00:37:54personifizierte Kraft.
00:37:57Doch er kommt nicht allein.
00:37:58Und der Hades folgte ihm nach.
00:38:02Der Hades,
00:38:03in der griechischen Mythologie das Reich der Toten,
00:38:07die Unterwelt.
00:38:09Hier in der Offenbarung ist er ebenfalls personifiziert,
00:38:13ein unersättlicher Begleiter des Todes,
00:38:16der bereit ist,
00:38:17die Seelen der Getöteten zu verschlingen,
00:38:20sie in seinem dunklen Reich zu sammeln.
00:38:22Tod und Hades.
00:38:25Ein unzertrennliches und furchterregendes Duo
00:38:30ziehen gemeinsam über die Erde.
00:38:33Der Tod nimmt das Leben
00:38:35und der Hades nimmt die Toten auf.
00:38:39Ihnen wird eine erschreckende Macht gegeben,
00:38:42über den vierten Teil der Erde zu töten.
00:38:45Ein Viertel der gesamten Menschheit
00:38:47soll durch ihre Hand umkommen.
00:38:50Dies ist eine Katastrophe
00:38:51von unvorstellbarem Ausmaß.
00:38:54Wenn wir das auf die heutige Weltbevölkerung
00:38:56von rund acht Milliarden Menschen anwenden würden,
00:38:59entspräche das zwei Milliarden Opfern,
00:39:02eine Zahl,
00:39:03die jede Vorstellungskraft sprengt.
00:39:06Und die Mittel,
00:39:08mit denen sie töten,
00:39:09sind eine Zusammenfassung
00:39:11und Erweiterung der vorherigen Plagen.
00:39:13Mit dem Schwert
00:39:14und mit Hunger
00:39:16und mit Pest
00:39:17und durch die wilden Tiere der Erde.
00:39:21Das Schwert erinnert an den roten Reiter des Krieges.
00:39:25Aber hier ist es direkt dem Tod zugeordnet.
00:39:28Es bedeutet Tod durch Gewalt,
00:39:31durch Konflikte,
00:39:33durch Morde.
00:39:34Der Hunger
00:39:35ist das Werkzeug des schwarzen Reiters,
00:39:38die Auszehrung durch Mangel an Nahrung,
00:39:41die hier ihre tödlichste Konsequenz erreicht.
00:39:45Die Pest oder Seuche,
00:39:47oft übersetzt als Tod oder Pestilenz
00:39:50in anderen Bibelstellen,
00:39:52die ähnliche Listen von Plagen enthalten,
00:39:55wie Ezechiel war eine mögliche Interpretation
00:39:58des ersten Reiters,
00:40:00oder eine allgemeine Begleiterscheinung
00:40:03von Krieg und Hunger.
00:40:05Hier wird sie explizit
00:40:06als eine der Waffen des Todes genannt,
00:40:10tödliche Krankheiten,
00:40:11die sich unkontrolliert ausbreiten
00:40:13und schließlich
00:40:15durch die wilden Tiere der Erde.
00:40:18Dies ist ein Aspekt,
00:40:20der in den vorherigen Reitern
00:40:21nicht direkt vorkam.
00:40:23Es könnte bedeuten,
00:40:24dass die natürliche Ordnung zusammenbricht,
00:40:27dass Raubtiere
00:40:28über die geschwächte Menschheit herfallen.
00:40:31Es könnte auch symbolisch
00:40:33für jede Form von brutaler,
00:40:35animalischer Gewalt stehen
00:40:37oder für Krankheiten,
00:40:39die von Tieren übertragen werden.
00:40:42In einer Welt,
00:40:43die von Krieg, Hunger und Seuchen
00:40:45verwüstet ist,
00:40:47in der die menschliche Zivilisation
00:40:49zusammenbricht,
00:40:50würden wilde Tiere
00:40:51tatsächlich eine größere Bedrohung darstellen.
00:40:55Oder es ist ein Hinweis
00:40:56auf die alttestamentliche Vorstellung
00:40:58von Gottes vier Strafgerichten,
00:41:00die oft Schwert, Hunger, Pest
00:41:03und wilde Tiere umfassten.
00:41:05Der vierte Reiter
00:41:06ist also der Höhepunkt
00:41:08und die Synthese
00:41:09aller vorherigen Schrecken.
00:41:11Er ist die ultimative Konsequenz
00:41:14der entfesselten Zerstörungskräfte.
00:41:17Wo Eroberung, Krieg und Hunger
00:41:19gewütet haben,
00:41:20folgt der Tod
00:41:21als unausweichlicher Sammler
00:41:23der Opfer.
00:41:24Seine Erscheinung
00:41:26ist die eines unaufhaltsamen Jägers.
00:41:28Der fahle Reiter
00:41:30und sein Begleiter Hades
00:41:31sind nicht wählerisch.
00:41:33Sie nehmen jeden,
00:41:34der ihnen in den Weg kommt.
00:41:36Die Macht,
00:41:37die ihnen gegeben wird,
00:41:39ist begrenzt
00:41:40ein vierter Teil der Erde,
00:41:42was darauf hindeutet,
00:41:44dass dies zwar
00:41:45ein furchtbares Gericht ist,
00:41:47aber noch nicht
00:41:48das endgültige Ende.
00:41:50Es gibt immer noch
00:41:51eine Mehrheit,
00:41:52die überlebt,
00:41:53aber die Welt
00:41:54ist für immer gezeichnet.
00:41:56Die Symbolik
00:41:57ist hier überwältigend.
00:41:59Der fahle Reiter
00:42:01verkörpert
00:42:01die tiefste Angst
00:42:02der Menschheit.
00:42:04Die Angst,
00:42:05vor dem Ausgelöschtwerden,
00:42:06vor dem Nichts.
00:42:08Er ist die ultimative
00:42:09Niederlage des Lebens.
00:42:12Die Farbe seines Pferdes,
00:42:13Chlorus,
00:42:14ist besonders eindringlich.
00:42:16Sie verbindet
00:42:17die Blässe des Todes
00:42:18mit der grünlichen
00:42:19Fäulnis des Grabes.
00:42:20Es ist eine Farbe,
00:42:22die Krankheit und Verfall
00:42:24signalisiert.
00:42:26Künstler haben diesen Reiter
00:42:27oft als Skelett dargestellt,
00:42:30manchmal mit einer Sens,
00:42:32obwohl die Offenbarung
00:42:34ihm keine spezifische Waffe
00:42:36zuweist,
00:42:37außer den genannten Mitteln
00:42:38Schwert, Hunger,
00:42:40Pest,
00:42:41wilde Tiere.
00:42:43Die Sens wurde später
00:42:44zu einem populären Attribut
00:42:46des personifizierten Todes.
00:42:47Die Offenbarung selbst
00:42:49ist direkter.
00:42:51Sein Name ist Tod.
00:42:53Das genügt.
00:42:54Die Erwähnung des Hades,
00:42:56der ihm folgt,
00:42:58verstärkt das Gefühl
00:42:59der Endgültigkeit.
00:43:01Es gibt keinen Kommen.
00:43:03Diejenigen,
00:43:04die dem Schwert,
00:43:05dem Hunger
00:43:05oder der Seuche
00:43:07zum Opfer fallen,
00:43:08werden vom Hades verschlungen.
00:43:11Es ist ein Bild
00:43:12totaler Verwüstung,
00:43:14sowohl physisch
00:43:15als auch spirituell,
00:43:16zumindest aus der Perspektive
00:43:18derer,
00:43:19die ohne Hoffnung sterben.
00:43:21Die Wirkung
00:43:21dieses vierten Reiters
00:43:23auf die frühe
00:43:24christliche Gemeinde,
00:43:26die oft unter Verfolgung
00:43:28und den Härten des Lebens
00:43:29in römischen Reich litt,
00:43:31muss tiefgreifend
00:43:32gewesen sein.
00:43:34Epidemien waren häufig,
00:43:36Kriege
00:43:37und lokale Hungersnöte
00:43:39keine Seltenheit.
00:43:42Die Vision des Todes,
00:43:43der über ein Viertel
00:43:45der Erde herrscht,
00:43:46hätte ihre eigenen Ängste
00:43:48und Leiden
00:43:48in einen größeren,
00:43:50kosmischen Rahmen gestellt.
00:43:52In Laufe der Geschichte
00:43:53haben Menschen
00:43:54immer wieder versucht,
00:43:56Ereignisse zu identifizieren,
00:43:58die dieser Prophezeiung
00:43:59entsprechen könnten.
00:44:01Der Schwarze Tod
00:44:02im vierzehnten Jahrhundert,
00:44:04der schätzungsweise
00:44:05zwischen 75
00:44:06und 200 Millionen Menschen
00:44:09in Eurasien
00:44:10und Nordafrika tötete,
00:44:11was möglicherweise
00:44:13einem Viertel
00:44:14oder sogar mehr
00:44:15der damaligen
00:44:16Weltbevölkerung
00:44:17entsprach,
00:44:19wird oft als eine Erfüllung
00:44:20dieser Vision gesehen.
00:44:22Die Beschreibung
00:44:23von Tod durch Seuche,
00:44:25Hunger,
00:44:26als Folge des Zusammenbruchs
00:44:28der Landwirtschaft
00:44:28und des Handels,
00:44:30und möglicherweise
00:44:31auch erhöhter Gewalt,
00:44:33Schwert,
00:44:35und vielleicht sogar
00:44:36durch streunende Tiere
00:44:37in entvölkerten Gebieten,
00:44:39passt erschreckend gut.
00:44:42Auch die spanische Grippe,
00:44:44die weltweit schätzungsweise
00:44:4550 Millionen Menschen
00:44:47oder mehr tötete,
00:44:48was damals etwa
00:44:49drei bis fünf Prozent
00:44:51der Weltbevölkerung entsprach,
00:44:53rief Assoziationen
00:44:54mit dem fahlen Reiter hervor.
00:44:56In einer Zeit,
00:44:57die gerade den ersten Weltkrieg
00:44:59hinter sich hatte
00:45:00und in der viele Regionen
00:45:02unter Nahrungsmittelknappheit litten,
00:45:05kam die Pandemie
00:45:06wie ein weiterer
00:45:07apokalyptischer Schlag.
00:45:08Die Macht des vierten Reiters
00:45:10ist gegeben.
00:45:13Wie bei den anderen Reitern
00:45:14wird betont,
00:45:15dass ihre zerstörerische Aktivität
00:45:18nicht willkürlich ist,
00:45:20sondern in Rahmen
00:45:21eines größeren,
00:45:23wenn auch schrecklichen,
00:45:24göttlichen Plans geschieht.
00:45:26Dies ist für viele
00:45:27ein schwieriger Aspekt
00:45:29der Offenbarung,
00:45:30die Vorstellung,
00:45:31dass Gott solches Leid zulässt
00:45:33oder sogar anordnet.
00:45:35Für den Autor Johannes
00:45:37und seine Leser
00:45:38diente es jedoch
00:45:39wahrscheinlich dazu,
00:45:41auch in den schlimmsten Katastrophen
00:45:43noch eine übergeordnete
00:45:44göttliche Souveränität zu sehen,
00:45:47die letztendlich
00:45:48einem Ziel dient,
00:45:49auch wenn dieses Ziel
00:45:51zunächst verborgen bleibt.
00:45:53Mit dem vierten Reiter
00:45:54erreicht die Serie
00:45:56der Plagen,
00:45:57die durch die Öffnung
00:45:58der ersten vier Siegel
00:45:59ausgelöst werden,
00:46:01ihren vorläufigen Höhepunkt.
00:46:03Eroberung oder Pest,
00:46:06gefolgt von Krieg,
00:46:07dann Hunger
00:46:08und schließlich
00:46:09der Tod selbst,
00:46:10der eine grausame Ernte hält.
00:46:13Die Welt,
00:46:13wie sie vorher existierte,
00:46:15ist unwiederbringlich verändert.
00:46:18Ein Viertel ihrer Bewohner
00:46:20ist ausgelöscht.
00:46:21Die Überlebenden
00:46:22sind gezeichnet
00:46:23von Trauma,
00:46:24Verlust
00:46:25und der ständigen
00:46:26Gegenwart des Todes.
00:46:29Doch selbst
00:46:29nach diesem Höhepunkt
00:46:30des Schreckens
00:46:31ist die Geschichte
00:46:32der Offenbarung
00:46:33noch nicht zu Ende.
00:46:35Es gibt noch
00:46:36drei weitere Siegel,
00:46:38die gebrochen werden müssen
00:46:39und weitere Visionen
00:46:42von Gericht und Erlösung,
00:46:44die folgen werden.
00:46:45Aber die vier Reiter
00:46:47haben ihre unauslöschliche Spur
00:46:50in der menschlichen
00:46:51Vorstellungskraft hinterlassen.
00:46:53Sie sind zu universellen
00:46:55Symbolen
00:46:56für die Katastrophen geworden,
00:46:58die unsere Welt bedrohen.
00:47:00Der fahle Reiter
00:47:01und sein
00:47:02unheimlicher Begleiter
00:47:04Hades
00:47:04reiten durch
00:47:05die Albträume
00:47:06der Menschheit
00:47:07eine ständige Mahnung
00:47:09an unsere Sterblichkeit
00:47:10und die Zerbrechlichkeit
00:47:12unserer Zivilisation.
00:47:14Ihr Galopp
00:47:15ist das Echo
00:47:16der toten Glocken,
00:47:18das Flüstern
00:47:19der nahenden Verwesung.
00:47:21Und während sie
00:47:21über die Erde ziehen,
00:47:23bleibt die Frage,
00:47:25was kommt danach?
00:47:26Gibt es Hoffnung
00:47:27nach solch einer Verwüstung?
00:47:30Die Offenbarung
00:47:31wird versuchen,
00:47:31auch darauf
00:47:32eine Antwort zu geben,
00:47:34aber der Schatten
00:47:34des fallen Pferdes
00:47:35und seines Reiters
00:47:36namens Tod
00:47:37ist lang und dunkel.
00:47:39Die vier Reiter
00:47:40der Apokalypse,
00:47:41wie sie in der Offenbarung
00:47:43des Johannes
00:47:43beschrieben werden,
00:47:45sind mehr als nur
00:47:46eine Aneinanderreihung
00:47:48von Katastrophen.
00:47:50Sie sind tief
00:47:51verwurzelt
00:47:52in der biblischen Tradition
00:47:53und spiegeln Ängste
00:47:55und Realitäten
00:47:56wieder,
00:47:57die für die Menschen
00:47:58des ersten Jahrhunderts
00:48:00ebenso relevant waren
00:48:01wie für uns heute.
00:48:03Ihre Wirkung
00:48:04entfaltet sich
00:48:05nicht nur
00:48:06in der unmittelbaren
00:48:08Zerstörung,
00:48:09die sie bringen,
00:48:10sondern auch
00:48:11in der Art
00:48:12und Weise,
00:48:13wie sie
00:48:14im Laufe der Jahrhunderte
00:48:15interpretiert
00:48:16und dargestellt wurden
00:48:17und wie sie
00:48:18unser Verständnis
00:48:19von Krisen
00:48:20und Endzeitvorstellungen
00:48:21geprägt haben.
00:48:23Die Reihenfolge
00:48:23der Reiter,
00:48:24oft interpretiert
00:48:26als Eroberung
00:48:26oder Pest,
00:48:28dann Krieg,
00:48:29dann Hunger
00:48:29und schließlich Tod,
00:48:31hat eine innere
00:48:32Logik des Schreckens.
00:48:34Eine Plage
00:48:35führt oft
00:48:35zur nächsten
00:48:36oder verschärft sie.
00:48:38Eroberungszüge
00:48:39oder Pandemien
00:48:40destabilisieren
00:48:41Gesellschaften
00:48:42und können
00:48:43Kriege auslösen.
00:48:45Kriege
00:48:45wiederum
00:48:46zerstören
00:48:46die Landwirtschaft
00:48:47und Handelswege,
00:48:49was unweigerlich
00:48:50zu Hungersnöten
00:48:51führt.
00:48:52Und all diese
00:48:53Faktoren,
00:48:54Krieg,
00:48:55Hunger,
00:48:56Seuchen,
00:48:57erhöhen die
00:48:58Sterblichkeit
00:48:59dramatisch
00:49:00und schaffen
00:49:00die Bedingungen
00:49:01für das Wirken
00:49:02des Todes
00:49:03und des Hades.
00:49:05Es ist
00:49:06ein Teufelskreis
00:49:07des Leidens.
00:49:09Die Vision
00:49:09der Reiter
00:49:10ist auch
00:49:10ein Kommentar
00:49:11zur Macht.
00:49:13Jedem Reiter
00:49:14wird
00:49:14gegeben,
00:49:16sei es
00:49:16eine Krone,
00:49:18die Fähigkeit,
00:49:19den Frieden
00:49:20zu nehmen,
00:49:21eine Waage
00:49:22oder die
00:49:23Macht
00:49:23über ein
00:49:24Viertel
00:49:24der Erde.
00:49:25Dies
00:49:26unterstreicht
00:49:27die theologische
00:49:28Aussage
00:49:28der Offenbarung,
00:49:30dass selbst
00:49:30in den dunkelsten
00:49:31Stunden
00:49:32der Geschichte
00:49:33Gott
00:49:33letztendlich
00:49:34die Kontrolle
00:49:35behält.
00:49:36Die Reiter
00:49:37sind Instrumente
00:49:38eines größeren
00:49:39Plans,
00:49:40auch wenn
00:49:40dieser Plan
00:49:41für menschliches
00:49:42Verständnis
00:49:43oft unergründlich
00:49:44und schmerzhaft
00:49:45ist.
00:49:46Sie sind
00:49:47nicht einfach
00:49:47willkürliche
00:49:48Ausbrüche
00:49:49des Bösen,
00:49:50sondern
00:49:50zugelassene
00:49:51Gerichte.
00:49:52Diese
00:49:52Vorstellung
00:49:53kann
00:49:53Trost
00:49:54spenden,
00:49:55indem sie
00:49:55dem Leiden
00:49:56einen Sinn
00:49:57gibt,
00:49:58aber sie
00:49:58wirft auch
00:49:59schwierige
00:50:00Fragen
00:50:00über die
00:50:01Natur
00:50:01Gottes
00:50:02und das
00:50:03Problem
00:50:03des
00:50:03Bösen
00:50:04auf.
00:50:05Warum
00:50:05müssen
00:50:06solche
00:50:06Schrecken
00:50:07geschehen?
00:50:08Warum
00:50:09scheint das
00:50:09Leid so
00:50:10oft die
00:50:10Unschuldigen
00:50:11zu treffen?
00:50:12Die
00:50:12Offenbarung
00:50:13versucht
00:50:13dies
00:50:14in
00:50:14Kontext
00:50:14eines
00:50:15Endzeitlichen
00:50:16Kampfes
00:50:16zwischen Gut
00:50:17und Böse
00:50:17zu beantworten,
00:50:19indem das
00:50:19Leid eine notwendige,
00:50:21wenn auch schreckliche
00:50:22Phase vor dem
00:50:23endgültigen Sieg des
00:50:24Guten und der
00:50:26Errichtung eines
00:50:26neuen Himmels und
00:50:28einer neuen Erde
00:50:28ist.
00:50:29Leid wird nicht als
00:50:31sinnlos dargestellt,
00:50:32sondern als Teil eines
00:50:34größeren göttlichen
00:50:35Plans, dessen Ziel
00:50:37letztlich die
00:50:37Erlösung ist,
00:50:39eine Perspektive,
00:50:40die Hoffnung
00:50:40spenden kann,
00:50:42aber auch
00:50:42beunruhigt.
00:50:44In Laufe
00:50:44der
00:50:442000-jährigen
00:50:46Geschichte
00:50:46des
00:50:47Christentums
00:50:47wurden die
00:50:48vier Reiter
00:50:49unzählige Male
00:50:50interpretiert
00:50:51und reinterpretiert.
00:50:53In Zeiten
00:50:54großer
00:50:54Kriege,
00:50:55verheerender
00:50:56Seuchen
00:50:56oder
00:50:57Hungersnöte
00:50:58sahen
00:50:59viele Menschen
00:51:00in den
00:51:00Ereignissen
00:51:01ihrer
00:51:01Zeit
00:51:02die direkte
00:51:03Erfüllung
00:51:04dieser
00:51:04Prophezeiungen.
00:51:06Die
00:51:06Reiter
00:51:06wurden zu
00:51:07einer Linse
00:51:08durch die
00:51:09aktuelle
00:51:09Krisen verstanden
00:51:10und gedeutet
00:51:11werden konnten,
00:51:13nicht nur
00:51:13theologisch,
00:51:14sondern auch
00:51:15existenziell.
00:51:17Sie boten
00:51:17Deutungsangebote,
00:51:19wo rationale
00:51:20Erklärungen
00:51:21versagten.
00:51:22In ihnen
00:51:23spiegelten sich
00:51:24Ängste,
00:51:25Hoffnungen
00:51:25und die
00:51:26Suche
00:51:26nach
00:51:27Gerechtigkeit
00:51:28wieder.
00:51:29Künstler
00:51:29haben sich
00:51:30immer wieder
00:51:30von der
00:51:31dramatischen
00:51:31Bildsprache
00:51:32der Reiter
00:51:33inspirieren
00:51:33lassen.
00:51:35Von
00:51:35mittelalterlichen
00:51:36Buchmalereien
00:51:37und Holzschnitten
00:51:38wie denen
00:51:38Albrecht
00:51:39Dürers,
00:51:40die
00:51:40die
00:51:41Reiter
00:51:41in dynamischer
00:51:42und
00:51:42furchteinflößender
00:51:43Weise
00:51:44darstellen,
00:51:45bis hin
00:51:45zu modernen
00:51:46Gemälden,
00:51:47Filmen,
00:51:48Literatur
00:51:49und sogar
00:51:50Musik.
00:51:51Die
00:51:51Bilder
00:51:51der
00:51:52Reiter
00:51:52haben
00:51:52nichts
00:51:53von ihrer
00:51:53Faszination
00:51:54und ihrem
00:51:55Schrecken
00:51:55verloren.
00:51:56Dürers
00:51:57Holzschnitt
00:51:58von
00:51:581498
00:52:00Die
00:52:02vier
00:52:02apokalyptischen
00:52:03Reiter
00:52:04ist
00:52:04vielleicht
00:52:05eine
00:52:05der
00:52:06berühmtesten
00:52:06Darstellungen.
00:52:08Er
00:52:08zeigt
00:52:09die
00:52:09Reiter
00:52:09als
00:52:09eine
00:52:10unaufhaltsame
00:52:11Naturgewalt,
00:52:12die
00:52:12über
00:52:12die
00:52:13Menschheit
00:52:13hinweg
00:52:13fegt,
00:52:14vom
00:52:14Papst
00:52:15bis zum
00:52:15Bauern,
00:52:16niemand
00:52:16ist
00:52:17vor
00:52:17ihnen
00:52:17sicher.
00:52:18Das
00:52:19Bild
00:52:19wirkt
00:52:19bis
00:52:19heute
00:52:20kraftvoll
00:52:20und
00:52:21erschütternd,
00:52:22eine
00:52:22visuelle
00:52:23Verdichtung
00:52:23kollektiver
00:52:24Urängste.
00:52:26Diese
00:52:26künstlerischen
00:52:27Darstellungen
00:52:28haben oft
00:52:29dazu
00:52:29beigetragen,
00:52:30die
00:52:30Reiter
00:52:30in
00:52:31kollektiven
00:52:31Bewusstsein
00:52:32zu verankern
00:52:33und ihre
00:52:34Symbolik
00:52:34weiter zu
00:52:35verbreiten,
00:52:36auch
00:52:36außerhalb
00:52:37rein theologischer
00:52:38Kreise.
00:52:39Sie sind
00:52:39zu
00:52:40Metaphern
00:52:40geworden,
00:52:41die in
00:52:41politischen
00:52:42Kommentaren,
00:52:43in
00:52:43Diskussionen
00:52:44über
00:52:44Umweltkrisen
00:52:45oder
00:52:46soziale
00:52:47Ungerechtigkeit
00:52:48verwendet
00:52:49werden.
00:52:50Man
00:52:50spricht von
00:52:51den
00:52:51apokalyptischen
00:52:52Reitern
00:52:52des
00:52:53Klimawandels,
00:52:54der
00:52:54nuklearen
00:52:55Bedrohung
00:52:56oder der
00:52:57globalen
00:52:57Armut,
00:52:58Begriffe,
00:52:59die warnen
00:53:00und gleichzeitig
00:53:01aufrütteln.
00:53:03Sie
00:53:03dienen
00:53:03als
00:53:04kulturelle
00:53:04Marker,
00:53:05als
00:53:06Chiffren
00:53:06für
00:53:07tiefgreifende
00:53:08Erschütterungen
00:53:09und
00:53:09fundamentale
00:53:10Herausforderungen
00:53:11an die
00:53:12Menschheit.
00:53:13Die
00:53:13Wieldeutigkeit
00:53:14insbesondere
00:53:15des ersten
00:53:16Reiters
00:53:16Christus,
00:53:18Antichrist,
00:53:19Eroberung,
00:53:20Pest hat
00:53:21die Diskussionen
00:53:22immer wieder
00:53:23befeuert.
00:53:24Ist der
00:53:24Anfang des
00:53:25Endes
00:53:26ein Akt
00:53:26der Gnade
00:53:27oder bereits
00:53:28ein Gericht?
00:53:29Diese
00:53:29Offenheit
00:53:30erlaubt es
00:53:30jeder
00:53:31Generation,
00:53:32die
00:53:32Symbole
00:53:33auf ihre
00:53:33eigene
00:53:34Situation
00:53:34anzuwenden.
00:53:36Gerade
00:53:36diese
00:53:37Interpretationsfreiheit
00:53:38macht die
00:53:39Reiter
00:53:40so
00:53:40wirkmächtig.
00:53:42Sie
00:53:42sind
00:53:42Projektionsflächen
00:53:43für
00:53:44zeitgenössische
00:53:45Ängste,
00:53:46aber auch
00:53:46für
00:53:46spirituelle
00:53:47Deutungen
00:53:48und Visionen
00:53:49von
00:53:49Transformation.
00:53:51Es ist
00:53:51auch
00:53:52wichtig
00:53:52zu
00:53:52verstehen,
00:53:54dass
00:53:54die
00:53:54Offenbarung
00:53:55des
00:53:55Johannes
00:53:55in
00:53:56einer
00:53:56Zeit
00:53:56der
00:53:56Verfolgung
00:53:57und
00:53:57Unsicherheit
00:53:58für
00:53:59die
00:53:59frühen
00:53:59Christen
00:54:00geschrieben
00:54:00wurde.
00:54:01Die
00:54:02Reiter
00:54:02dienten
00:54:03möglicherweise
00:54:04dazu,
00:54:05ihren
00:54:05Leiden
00:54:06einen
00:54:06Platz
00:54:06in
00:54:07göttlichen
00:54:07Heilsplan
00:54:08zu
00:54:08geben
00:54:09und
00:54:09ihnen
00:54:10Hoffnung
00:54:10auf
00:54:11eine
00:54:11endgültige
00:54:12Gerechtigkeit
00:54:13und
00:54:13Erlösung
00:54:14zu
00:54:14machen.
00:54:15Die
00:54:15Botschaft
00:54:16war,
00:54:17auch wenn
00:54:18die
00:54:18Mächte
00:54:18dieser
00:54:18Welt,
00:54:19symbolisiert
00:54:20durch
00:54:20Rom
00:54:21oder
00:54:21andere
00:54:21unterdrückende
00:54:22Kräfte,
00:54:23wüten,
00:54:24wird Gott
00:54:25am Ende
00:54:25triumphieren.
00:54:27In
00:54:27diesem
00:54:27Kontext
00:54:28waren
00:54:29die
00:54:29Reiter
00:54:29nicht
00:54:30nur
00:54:30Mahner,
00:54:31sondern
00:54:31auch
00:54:31Zeichen
00:54:32einer
00:54:32nahenden
00:54:33Befreiung.
00:54:34In der
00:54:35modernen
00:54:35Welt,
00:54:36die von
00:54:36globalen
00:54:37Herausforderungen
00:54:38wie
00:54:38Pandemien
00:54:39kriegen in
00:54:40verschiedenen
00:54:41Teilen
00:54:41der Welt,
00:54:42Nahrungsmittelkrisen
00:54:44aufgrund von
00:54:45Klimawandel und
00:54:46Konflikten
00:54:46und der
00:54:47ständigen
00:54:48Bedrohung
00:54:49durch
00:54:49Massenvernichtungswaffen
00:54:50geprägt ist,
00:54:52scheinen die
00:54:52Vierreiter
00:54:53eine
00:54:54beunruhigende
00:54:54Aktualität
00:54:55zu besitzen.
00:54:56Sie
00:54:57erinnern
00:54:58uns
00:54:58an die
00:54:58Zerbrechlichkeit
00:54:59unserer
00:55:00Zivilisation
00:55:00und an
00:55:01die
00:55:02immer
00:55:02wiederkehrenden
00:55:03Plagen,
00:55:04die die
00:55:04Menschheit
00:55:05bedrohen.
00:55:06Die
00:55:06Reiter
00:55:07treten
00:55:07nicht nur
00:55:08in
00:55:08Form
00:55:08alter
00:55:09Mythen
00:55:09auf,
00:55:10sondern
00:55:10in
00:55:11der
00:55:11Sprache
00:55:12von
00:55:12Statistiken,
00:55:13Nachrichtenmeldungen
00:55:14und
00:55:15geopolitischen
00:55:16Analysen.
00:55:17Der
00:55:17Weiße
00:55:18Reiter
00:55:18könnte
00:55:18heute
00:55:19für die
00:55:19aggressive
00:55:20Ausbreitung
00:55:21von
00:55:21Ideologien
00:55:22stehen,
00:55:23für
00:55:23Cyberkriegsführung
00:55:24oder für
00:55:25neue,
00:55:26schwer
00:55:26kontrollierbare
00:55:27Krankheiten.
00:55:29Er
00:55:29repräsentiert
00:55:30die
00:55:30Unsichtbaren,
00:55:32oft
00:55:32stillen
00:55:33Kräfte,
00:55:34die sich
00:55:34global
00:55:35ausbreiten
00:55:36und bestehende
00:55:37Ordnungen
00:55:37unterwandern.
00:55:39In der
00:55:39digitalen
00:55:40Welt
00:55:40tritt er
00:55:41in
00:55:41Gestalt
00:55:42von
00:55:42Desinformation,
00:55:44algorithmisch
00:55:45verstärktem
00:55:45Extremismus
00:55:46oder
00:55:47ideologischer
00:55:48Radikalisierung
00:55:49auf,
00:55:50die
00:55:50Gesellschaften
00:55:51polarisieren
00:55:52und
00:55:53demokratische
00:55:54Strukturen
00:55:54destabilisieren.
00:55:56Er steht
00:55:57für die
00:55:57trügerische
00:55:58Verlockung
00:55:58von Kontrolle
00:55:59und Wahrheit,
00:56:00die sich als
00:56:01Erlösung
00:56:01tarnt,
00:56:02aber Spaltung
00:56:03und Chaos
00:56:03hinterlässt.
00:56:05Ebenso
00:56:05kann er
00:56:06als Symbol
00:56:07für die
00:56:07unkontrollierbare
00:56:08Dynamik
00:56:09neuer
00:56:09Technologien
00:56:10gelesen
00:56:10werden,
00:56:11etwa von
00:56:12künstlicher
00:56:12Intelligenz
00:56:13oder
00:56:14Biotechnologie,
00:56:15die
00:56:16menschliche
00:56:16Grenzen
00:56:17verschieben
00:56:17und
00:56:18ethische
00:56:18Ordnungen
00:56:19herausfordern.
00:56:20Seine
00:56:21weiße Farbe
00:56:22oft als
00:56:23Symbol
00:56:23des
00:56:23Sieges
00:56:24und der
00:56:24Reinheit
00:56:25gelesen,
00:56:26wirkt in
00:56:26diesem
00:56:27Zusammenhang
00:56:27fast
00:56:28zynisch.
00:56:29Der
00:56:29weiße
00:56:30Reiter
00:56:30ist kein
00:56:31Befreier,
00:56:32sondern ein
00:56:33Vorbote
00:56:33der
00:56:33Überwältigung
00:56:34mit
00:56:35sauberem
00:56:36Antlitz,
00:56:37aber
00:56:37zerstörerischer
00:56:38Wirkung.
00:56:39Der
00:56:39rote
00:56:40Reiter
00:56:40ist
00:56:41ohnehin
00:56:42zeitlos
00:56:42präsent
00:56:43in den
00:56:44unzähligen
00:56:44bewaffneten
00:56:45Konflikten
00:56:46von
00:56:47lokalen
00:56:47Auseinandersetzungen
00:56:48bis hin
00:56:49zur
00:56:50Gefahr
00:56:50globaler
00:56:51Konfrontation.
00:56:52Er
00:56:53verkörpert
00:56:53das
00:56:54Blutvergießen
00:56:55in all
00:56:55seinen
00:56:56Formen,
00:56:57von
00:56:57Bürgerkriegen
00:56:58über
00:56:58Stellvertreterkriege
00:56:59bis hin
00:57:01zur
00:57:01systematischen
00:57:02Gewalt
00:57:02gegen
00:57:03Minderheiten.
00:57:04Seine
00:57:04Spur
00:57:05zieht
00:57:05sich
00:57:06durch
00:57:06zerstörte
00:57:06Städte,
00:57:08durch
00:57:08ethnische
00:57:08Säuberung,
00:57:10durch
00:57:10Massengräber.
00:57:12In
00:57:12ihm
00:57:12manifestiert
00:57:13sich
00:57:13nicht
00:57:13nur
00:57:14physische
00:57:14Gewalt,
00:57:15sondern
00:57:15auch
00:57:16die
00:57:16psychologische
00:57:17und
00:57:17soziale
00:57:18Verwüstung
00:57:18die
00:57:18Kriege
00:57:19hinterlassen.
00:57:20Traumatisierte
00:57:20Generationen,
00:57:22verlorene
00:57:22Heimat,
00:57:23zerfallene
00:57:23Gesellschaften.
00:57:25Heute
00:57:25tritt er auf
00:57:26in den
00:57:27bewaffneten
00:57:27Konflikten
00:57:28des
00:57:28Nahen
00:57:29Ostens,
00:57:30in
00:57:30ethnischen
00:57:31Spannungen
00:57:31Afrikas,
00:57:32in
00:57:33Drogenkriegen
00:57:33Lateinamerikas
00:57:35oder in
00:57:36geopolitischen
00:57:37Rängen um
00:57:37Territorien und
00:57:38Ressourcen.
00:57:40Selbst
00:57:40die
00:57:41Gewalt
00:57:41auf
00:57:41unseren
00:57:41Straßen,
00:57:42ob
00:57:43durch
00:57:43radikalisierte
00:57:44Einzeltäter,
00:57:46politische
00:57:46Hetze oder
00:57:47staatliche
00:57:48Repression
00:57:49ist Teil
00:57:50seines
00:57:50Wirkens.
00:57:52Der
00:57:52rote
00:57:52Reiter
00:57:53trägt
00:57:53nicht nur
00:57:54das
00:57:54Schwert,
00:57:55er schneidet
00:57:56auch das
00:57:56soziale
00:57:57Gefüge
00:57:57auseinander.
00:57:59Der
00:57:59schwarze
00:57:59Reiter
00:58:00der
00:58:00Hungersnot
00:58:01findet
00:58:01seine
00:58:02Entsprechung,
00:58:03in den
00:58:03Millionen
00:58:03Menschen,
00:58:04die
00:58:04weltweit
00:58:05unter
00:58:05Mangelernährung
00:58:06leiden,
00:58:07oft nicht
00:58:08aus
00:58:08Mangel an
00:58:09Ressourcen,
00:58:10sondern als
00:58:10Folge von
00:58:11Verteilungsproblemen,
00:58:13wirtschaftlicher
00:58:14Ungleichheit und
00:58:15den
00:58:15Auswirkungen des
00:58:17Klimawandels auf
00:58:18die Landwirtschaft.
00:58:19Er steht für
00:58:20eine Welt,
00:58:21in der
00:58:21Reichtum in
00:58:22Überfluss
00:58:23existiert,
00:58:24aber nicht
00:58:25dort ankommt,
00:58:26wo er
00:58:26gebraucht
00:58:27wird.
00:58:28Seine
00:58:28Waage,
00:58:29das
00:58:29klassische
00:58:30Symbol
00:58:31der
00:58:31Knappheit,
00:58:32könnte heute
00:58:32als Bild
00:58:33für globale
00:58:34Marktmechanismen
00:58:35stehen,
00:58:36die
00:58:36Nahrungsmittelpreise
00:58:37in die Höhe
00:58:37treiben,
00:58:39während
00:58:39gleichzeitig
00:58:40Überproduktion
00:58:41und
00:58:42Verschwendung
00:58:42florieren.
00:58:44Auch die
00:58:44wirtschaftliche
00:58:45Abhängigkeit
00:58:46ganzer
00:58:46Regionen
00:58:47von
00:58:47Exportstrukturen,
00:58:49die sie
00:58:49anfällig
00:58:50für
00:58:50globale
00:58:50Krisen
00:58:51machen,
00:58:52gehört zu
00:58:52seinem
00:58:53Arsenal.
00:58:54Er
00:58:54reitet
00:58:55durch
00:58:55ausgetrocknete
00:58:56Felder,
00:58:57durch
00:58:57überhitzte
00:58:58Städte,
00:58:59durch
00:58:59unterfinanzierte
00:59:00Schulen und
00:59:01kaputte
00:59:02Gesundheitssysteme.
00:59:03Und er
00:59:04mahnt
00:59:04zur
00:59:04Gerechtigkeit
00:59:05nicht nur
00:59:06bei
00:59:06Nahrung,
00:59:07sondern auch
00:59:07beim Zugang
00:59:08zu Bildung,
00:59:10sauberem
00:59:10Wasser und
00:59:11medizinischer
00:59:12Versorgung.
00:59:14Und der
00:59:14fahle Reiter
00:59:15des Todes,
00:59:16begleitet
00:59:17vom Hades,
00:59:18ist die
00:59:18allgegenwärtige
00:59:19Realität
00:59:20unserer
00:59:21Sterblichkeit,
00:59:22die in
00:59:22Zeiten
00:59:23großer Krisen
00:59:24besonders
00:59:25brutal in
00:59:25Erscheinung
00:59:26tritt,
00:59:27etwa in
00:59:27überfüllten
00:59:28Krankenhäusern,
00:59:30in
00:59:30Flüchtlingslagern,
00:59:32nach
00:59:32Naturkatastrophen
00:59:34oder in
00:59:34von
00:59:35Epidemien
00:59:35Heimgesuchten
00:59:36Gebieten.
00:59:37Er bringt
00:59:38den Tod
00:59:38nicht nur
00:59:39durch
00:59:39Krankheiten
00:59:40oder
00:59:40Gewalt,
00:59:41sondern auch
00:59:42durch
00:59:42Vernachlässigung,
00:59:43Einsamkeit,
00:59:45soziale
00:59:46Ausgrenzung
00:59:46und
00:59:47strukturelle
00:59:48Ungleichheit.
00:59:50In ihm
00:59:50spiegeln
00:59:51sich nicht
00:59:51nur
00:59:51biologische
00:59:52Endlichkeiten,
00:59:54sondern auch
00:59:54politische
00:59:55und moralische
00:59:56Versäumnisse,
00:59:57dort,
00:59:58wo Leben
00:59:58systematisch
00:59:59entwertet
01:00:00oder unsichtbar
01:00:01gemacht wird.
01:00:02Seine Farbe,
01:00:03fahles Grau,
01:00:05blass wie
01:00:06verwitterter
01:00:07Knochen,
01:00:08erinnert an
01:00:08das Verschwinden,
01:00:10an das
01:00:10Verstummen,
01:00:11an das
01:00:12Vergessene.
01:00:13Er reitet
01:00:14nicht laut,
01:00:15sondern leise,
01:00:17in
01:00:17Sterbestatistiken,
01:00:19in
01:00:19namenlosen
01:00:20Gräbern,
01:00:21in der
01:00:22Anonymität
01:00:22urbaner
01:00:23Isolation.
01:00:33Dämmert
01:01:03Vielen Dank.
01:01:33Vielen Dank.
01:02:03Vielen Dank.
01:02:33Vielen Dank.
01:03:03Vielen Dank.