- 19.5.2025
"Very british" und doch ein bisschen anders: Die Insel Jersey ist einfach besonders. Gelegen im Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien, gehört sie zur britischen Krone – und hat dennoch ihre ganz eigene Identität. Tamina Kallert macht eine Reise quer über die Insel.
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00:00:00Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
00:00:15Wandern direkt am Meer, das ist einfach besonders toll.
00:00:19Dieser Küstenwanderweg hier soll einer der allerschönsten sein.
00:00:23Welcome und herzlich willkommen auf Jersey.
00:00:26Extreme Gezeiten, königliche Verbundenheit
00:00:29und imposante Festungen, das ist Jersey.
00:00:33Sanftmütige Kühe und wilde Austern.
00:00:36Das Lebensgefühl hier soll very britisch sein.
00:00:39Ob es stimmt, das wollen wir herausfinden.
00:00:47Jersey ist die südlichste und sonnigste der Kanalinseln
00:00:51mit endlosen Sandstränden und einer Art, wie man sie nennt,
00:00:55atemberaubenden Küstenlandschaft.
00:01:02Eine britische Insel mit königlichem Flair.
00:01:12Jersey liegt im Ärmelkanal zwischen Frankreich und England
00:01:15und ist die größte der Kanalinseln.
00:01:18Gleich daneben liegt das kleine Sark, da wollen wir später hin.
00:01:22Wir fahren zum Surfstrand im Westen,
00:01:24wandern durchs riesige Felsenwatt im Südosten
00:01:27und besuchen eine spektakuläre Burg.
00:01:29Und die Hauptstadt St. Helja natürlich auch.
00:01:41Wir sind unterwegs auf dem Küstenwanderweg
00:01:44im Südwesten von Jersey.
00:01:47Das ist toll, wie mild die Luft hier ist und wie weich.
00:01:51Und gleichzeitig ist es so ne rauhe Landschaft.
00:01:55Spannend.
00:01:58Musik
00:02:16Über insgesamt 11 km geht es bergauf und bergab.
00:02:22Unser Ziel, der berühmte Leuchtturm von Jersey.
00:02:26Ganz typisch, die Strandbuden unterwegs.
00:02:28Hello.
00:02:34Hier gibt es Streetfood aus aller Welt.
00:02:43Und dicke Burger.
00:02:51Musik
00:02:58Wenn ich das aufgegessen hab, dann kann ich die Insel umrunden.
00:03:04Musik
00:03:1313,50 sinds, und es ist schon was Besonderes hier.
00:03:16Auch Jersey zahlt mit eigenem Geld, das sind die Jersey Pounds.
00:03:20Genauso viel Wert wie die anderen Pounds.
00:03:23Aber das gibts so nur hier mit der Queen drauf.
00:03:26Und tatsächlich mit dem Wasserzeichen mit der Kuh.
00:03:30Hier leuchtet sie durch, das muss man schon wissen.
00:03:35Musik
00:03:47Der warme Golfstrom sorgt dafür,
00:03:49dass auf der südlichsten der Kanalinseln
00:03:51das ganze Jahr ein mildes Klima herrscht.
00:03:55Musik
00:04:06Man kann hier auch sehr aktiv sein an der Küste.
00:04:09Das will ich jetzt mal ausprobieren.
00:04:11Hello.
00:04:13Hey, how are you doing?
00:04:14Du siehst sehr nach Action aus.
00:04:17Ja, wir machen hier Coast Steering.
00:04:20Das ist Felsen- und Klippenspringen.
00:04:22Das würde ich auch gerne mal ausprobieren.
00:04:24Dann habe ich ein paar Sachen für dich.
00:04:29Alex, Sam und ein paar andere vom Team Absolute Adventures
00:04:32werden uns begleiten.
00:04:34Das ist wegen der Felsen.
00:04:37Warum machst du das so gerne?
00:04:40Ich liebe es, mit Gruppen rauszufahren und zu springen.
00:04:44Du siehst die Felsen aus einem anderen Blickwinkel.
00:04:47Die Geologie, die Geografie und wie sich alles
00:04:50immer wieder durch den Gezeitenwechsel verändert.
00:04:54Ab welchem Alter gehts los? Ist das auch was für Kids?
00:04:58Das geht los im Alter von 8 Jahren. Das sind die Jüngsten.
00:05:01Man muss stark genug sein, mit den Wellen klarkommen
00:05:04und auch schwimmen können.
00:05:06Ja, ganz genau.
00:05:07Ich kriege immer ein bisschen Angst, wenn ich zu viel Zeug anhabe.
00:05:11Dann denke ich, was genau wird die Herausforderung sein?
00:05:14Das hier war definitiv der schlimmste Teil.
00:05:17Oh Gott, ein bisschen Respekt habe ich schon, aber let's go.
00:05:23Zum Glück bin ich mit erfahrenen Guides unterwegs,
00:05:25die sich mit Gezeiten und Strömung auskennen.
00:05:28Noch ein paar Minuten haben wir unser Ziel erreicht.
00:05:35Oh Gott.
00:05:36Wuhu.
00:05:38Wuhu.
00:05:39Wuhu.
00:05:41Wuhu.
00:05:44Oh mein Gott.
00:05:55Surfschuhe sind wichtig, die Steine hier sind rau.
00:05:596 m gehts hoch, Adrenalin pur.
00:06:06Was passiert hier?
00:06:09Aber ich bin wild entschlossen.
00:06:113, 2, 1.
00:06:15Wuhu.
00:06:20Es ist schon ne Mutsache hier.
00:06:25Coast-Tiering, das ist eine Mischung aus Klettern,
00:06:28Springen und Schwimmen entlang einer Felsküste.
00:06:31Und jeder in der Gruppe fiebert mit den anderen mit.
00:06:36Wuhu.
00:06:391, 2, 3, go.
00:06:45Am Anfang muss man sich überwinden und rein in Neopren und Helm.
00:06:49Wenns mal losgeht und man in den Wellen ist und da hochklettert
00:06:53und sich überwindet und sich das traut,
00:06:55dann ist man so richtig im Flow.
00:06:57Das ist ein tolles, tolles Erlebnis.
00:06:59Thank you so much.
00:07:00Thanks for coming.
00:07:02Wuhu.
00:07:03Oh, oh, oh.
00:07:09Für Fortgeschrittene gehts noch höher hinaus, bis auf 2 m.
00:07:13So hoch bis zu den roten Steinen steigt bei Flut auch das Meer.
00:07:19Erfunken wurde die Sportart von ein paar abenteuerlustigen Briten,
00:07:23die in den 1980er-Jahren in Südwales von den Klippen sprangen.
00:07:27Oh, yeah.
00:07:36Direkt an unserem Küstenwanderweg
00:07:38am Strand von Saint-Brelat
00:07:40steht eine der schönsten Kirchen der Insel.
00:07:43Musik
00:08:08Ein Engel verkündet Maria, dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen wird.
00:08:13Bilder aus dem Alten und Neuen Testament.
00:08:15Erzählt wird auch vom jüngsten Gericht.
00:08:18Musik
00:08:22Nach etwa 4 h Wanderung haben wir unser Ziel erreicht.
00:08:26Nach etwa vier Stunden Wanderung haben wir unser Ziel erreicht.
00:08:56Musik
00:09:07Da ist er, der Hirte der Wellen, so hat ihn Victor Hugo genannt.
00:09:11Das Wahrzeichen von Jersey.
00:09:15So ein Leuchtturm hat doch immer wieder was.
00:09:18Und so als Ziel einer Wanderung, ist toll.
00:09:23Der Leuchtturm aus Stahlbeton warnt seit mehr als 150 Jahren
00:09:27vor Untiefen und starken Strömungen.
00:09:33Das ist toll, wie man hier Ebbe und Flut erleben kann.
00:09:36Jetzt kommt man hier noch trocken in Füße zum Leuchtturm.
00:09:39Und ein paar Stunden später ist hier alles geflutet.
00:09:42Es gibt sogar eine Sirene, die einen rechtzeitig warnt,
00:09:45dass man noch rüberkommt, bevor einen das Meer wegreißt.
00:09:53Musik
00:10:09Einsetzende Flut kann hier sehr gefährlich werden.
00:10:121946 ertrank ein Leuchtturmwärter bei dem Versuch,
00:10:16einen Besucher zu retten.
00:10:18Auf den Kanalinseln gibt es einen
00:10:20der größten Lebenszeitenunterschiede der Welt.
00:10:23Und wo vorher noch ein Weg herführte,
00:10:25breitet sich rasend schnell das Meer aus.
00:10:30Musik
00:10:51Der Leuchtturm steht übrigens
00:10:53an der südwestlichsten Spitze der Insel.
00:10:56Heute geht es in die Hauptstadt.
00:10:58Danach lernen wir im Landesinneren
00:11:00die berühmten Jersey-Rinder kennen.
00:11:07Dies Denkmal erzählt von der Befreiung Jerseys
00:11:10und den anderen Kanalinseln
00:11:12nach der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht.
00:11:15Musik
00:11:21Ein Drittel der 103.000 Inselbewohner
00:11:24leben und arbeiten hier, in Jerseys Hauptstadt.
00:11:32Und hier soll es einige Spezialitäten geben.
00:11:37Central Market.
00:11:41Ganz im viktorianischen Stil.
00:11:45Ganz im viktorianischen Stil.
00:11:50Musik
00:12:04Guten Morgen. Sind das die berühmten Kartoffeln?
00:12:07Ja, das sind die berühmten Jersey Rolls.
00:12:10Die Originalform ist fast wie bei einer Kidney-Bohne.
00:12:17Gibt sie das ganze Jahr?
00:12:19Nein, wir beginnen im März.
00:12:21Die Hauptsaison ist Mai und Juni.
00:12:26Sind die vom Geschmack her süßer als andere?
00:12:29Sie haben einen etwas erdigen Geschmack.
00:12:35Sie wachsen unter Seegras.
00:12:38Das wird vom Strand geholt und auf den Acker gelegt.
00:12:42Das verstärkt den Geschmack.
00:12:47Vielen Dank fürs Erklären.
00:12:49Schönen Tag noch.
00:12:52Es gibt 3 Dinge, denen man hier immer wieder begegnet.
00:12:56Den Jersey Rolls, den Kartoffeln, den Jersey Cows.
00:12:59Und dann der Black Butter.
00:13:01Mal gucken, ob wir die auch noch irgendwo finden.
00:13:05Musik
00:13:29That's Jersey Black Butter.
00:13:32Was ist das? Das ist doch keine Butter.
00:13:35Es ist Apfel und Zimt.
00:13:38Apfel und Zimt?
00:13:41Ich kenne nur Apfelkraut.
00:13:45Ich kenne Apfelkraut nicht.
00:13:47Ach, Sie sind Schweizer.
00:13:49Ich bin Schweizer.
00:13:51Das ist ja sympathisch.
00:13:53Apfelkraut ist was Ähnliches.
00:13:55Darf ich probieren?
00:13:58Oh, das schmeckt so ein bisschen nach Früchtebrot.
00:14:01Wenn man in der Weihnachtszeit...
00:14:03Ganz süß, so apfelig-zimtig mit so ein bisschen was...
00:14:08...weihnachtlichem noch dabei.
00:14:10Was ist das?
00:14:12Ich denke mal, das ist noch Nelken oder etwas.
00:14:15Das kann sein.
00:14:18Sie haben ja mal coole Fingernägel.
00:14:20Das ist ja mal echt...
00:14:22Ist das Jersey-Style?
00:14:24No, that's my style.
00:14:27Jersey gilt übrigens als Steueroase.
00:14:30Der Grund, die Steuersätze sind niedrig.
00:14:33Knapp ein Viertel aller Beschäftigten hier
00:14:36sind im Finanzsektor tätig.
00:14:46In einem der ältesten Pubs
00:14:48sind wir mit einem ehemaligen Banker und Jersey-Kenner verabredet.
00:14:57Jersey-Gastfreundschaft steht am Eingang.
00:15:00Could we have a couple of pints of Stinky Bay, please?
00:15:04Wollen wir gleich was trinken hier?
00:15:06Das ist ein echter Jersey-Marker, Stinky Bay.
00:15:09Das ist der Name einer Bucht im Westen der Insel.
00:15:13Der Seetang sammelt sich, wird nicht immer sofort ausgewaschen.
00:15:18Deswegen gibt es einen gewissen Geruch.
00:15:21Und da hast du irgendeinen Geruch.
00:15:25Aus Ironie haben die Leute, die diesen Bier geschafft haben,
00:15:29Stinky Bay genannt.
00:15:31Es schmeckt nicht unbedingt nach faulem Tang.
00:15:35Nein, würde nicht.
00:15:38Auf Jersey, als wir zur Gesundheit des Königs trinken,
00:15:42sagen wir The King Notre-Duke.
00:15:46Der König, unser Herzog.
00:15:48Weil er Nachfolger des Herzogs von Normandie ist.
00:15:52Deswegen trinken wir zu ihm, weil wir seine Untertanen sind.
00:15:57Wir sind nicht britische Untertanen,
00:16:00wir sind Untertanen des Königs.
00:16:02Bis heute? Bis heute.
00:16:04Very special. So? Notre-Duke.
00:16:08Eine Zeit lang gehörten die Kanalinseln zur Normandie.
00:16:12Man sprach auch Französisch.
00:16:17Also, Tamina, hier haben wir ein gutes Beispiel
00:16:20eines Straßenschilds, der auf Englisch und Französisch ist.
00:16:24Church Street, ah ja.
00:16:26Aber die 2 bedeuten nicht dasselbe Ding.
00:16:29Als die Engländer so haufenweise gekommen nach 1814,
00:16:33um sich zu niederlassen,
00:16:35haben sie gute englische Namen gewollt.
00:16:38Deswegen Church Street, weil wir stehen hier vor der Kirche.
00:16:42Aha, was ganz anderes.
00:16:44Rue Trost-Cotillon ist aber ein Rat an jungen Damen.
00:16:48Die Zugangsstraße zum Markt.
00:16:50Es war dreckig, es war Dünger, Kot,
00:16:53Reste von Gemüse und Getreide usw.
00:16:56Deswegen war der Rat an jungen Damen,
00:16:59die Unterröcke zu heben, damit sie nicht schmutzig sein werden.
00:17:04Trost-Cotillon.
00:17:06Trost-Cotillon, und gehen wir die Straße hinüber.
00:17:10Musik
00:17:29Tamina, hier diese Bäume z.B.
00:17:32Sie wurden hier im Platz 1824 gepflanzt.
00:17:35Das sind schöne Rostkastanien.
00:17:37Aber als es vorgeschlagen wurde, diese Bäume hier zu pflanzen,
00:17:42gab es Briefe an die Zeitung mit verschiedenen Widerständen.
00:17:48Erstens dachten einige Leute,
00:17:50dass das Zischen der Blätter würden ihren Schlaf stören.
00:17:54Ah nee, naheliegend.
00:17:56Zweitens, der Schatten unter den Bäumen
00:17:59würden es Frauen von zweifelhaften Tugend erlauben,
00:18:03dubiösen Männerklienten unter den Bäumen zu treffen.
00:18:07Und drittens, dass der Platz zu französisch aussehen würde.
00:18:13Heute ist die Amtssprache Englisch.
00:18:16Doch gehört Jersey weder zum Vereinigten Königreich
00:18:19noch zu Frankreich.
00:18:21Sondern ist der britischen Krone unterstellt.
00:18:24Aber weitgehend autonom,
00:18:26mit eigenem Geld, eigenen Gesetzen, eigenem Parlament.
00:18:31Das Charakteristische ist ein Gefühl von Unabhängigkeit.
00:18:35Dass wir vielleicht nicht ganz frei sind,
00:18:38weil wir sind trotzdem Europäer, wir sind Bürger der Welt.
00:18:43Wir haben einen gewissen Ruhm, den wir behalten sollen.
00:18:48Aber trotzdem, dass wir unsere eigenen Entschlüsse treffen können.
00:18:53Das ist das Wichtige.
00:18:55Ein englischer Gesetz ist kein Gesetz,
00:18:58bis es von der Staatskammer genehmigt worden ist.
00:19:09Vor den Toren von St. Helier liegt eine bedeutende Burganlage.
00:19:16Mehr als 400 Jahre lang
00:19:18diente die Wehranlage zur Verteidigung Jerseys.
00:19:28Das ist eine der größten Gästehäuser der Welt.
00:19:46Wenn die Festung bei Flut zur Insel wird,
00:19:49bringen solche Amphibienfahrzeuge
00:19:52die Besucher trockenen Fußes dorthin.
00:19:58Ich würde sagen, der ist nicht nur ein Teil der Geschichte,
00:20:02sondern auch ein Teil der Geschichte.
00:20:05Er ist ein sehr großer Teil unserer Geschichte.
00:20:08Und er ist ein sehr großer Teil unserer Geschichte.
00:20:12Im Mittelalter waren die Kanalinseln Teil der Normandie.
00:20:16Im Jahr 1066 eroberte William, Herzog der Normandie, England
00:20:20und wurde englischer König.
00:20:22Jahrhunderte später ging die Normandie an Frankreich verloren.
00:20:26Besitz der Herzöge der Normandie. Diesen Titel tragen bis heute alle
00:20:30Königinnen und Könige von Großbritannien.
00:20:35König Charles der Dritte, Herzog der Normandie und Königin Camilla bekamen
00:20:57bei einem ihrer Besucher der Kanalinseln sieben Jersey-Kühe geschenkt.
00:21:09Übrigens, bei Ebbe kann Elisabeth Castle zu Fuß und über einen 750 Meter langen
00:21:15Dammweg erreicht werden. Man muss nur etwas Geduld haben.
00:21:19Auf Jersey ist eben einiges anders.
00:21:28Doppeldecker.
00:21:34Wo möchten Sie hin? Einfach mit Ihnen fahren. Ich habe gehört, die Busfahrer
00:21:39sollen besonders freundlich sein hier. Das sind wir. Wie kommt das? Das ist Teil
00:21:44unserer Ausbildung, freundlich und höflich zu den Fahrgästen zu sein.
00:21:47Da gibt es Schulungen? Ja, genau. In die Augen schauen und Hallo sagen?
00:21:54Was noch? Wo möchten Sie hin? Wenn irgendjemand Hilfe braucht, sind wir da, um
00:22:00den Leuten zu erklären, wie sie am besten überall hinkommen.
00:22:03Toll, das genau macht ja den Unterschied. Unbedingt. Du musst freundlich und
00:22:10höflich sein. So, nach oben. Die Pole-Position im Doppeldecker-Bus. Vorne, oben.
00:22:28Nicht Notting Hill, aber so ein bisschen, diesem britischen Häuschen hier.
00:22:44Guck mal, hier kommen die Kollegen.
00:22:51Sieht doch ein bisschen aus wie eine U-Bahn-Fahrkarte, aber es gibt hier weder
00:22:54U-Bahn noch Straßenbahn. Es gibt eben nur Busse, aber die bringen einen echt
00:22:59überall hin.
00:23:06Wir fahren links, die Straßen sind sehr, sehr schmal. Wenn man hier ein Auto mietet,
00:23:10muss man echt ständig aufpassen. Und so sitzt man hier mit bestem Überblick im
00:23:15öffentlichen Bus, kommt überall hin und kann es genießen.
00:23:22Manchmal fährt er an den Baum dran, aber das macht dann auch nichts, erklärt uns
00:23:27ein Busfahrer-Kollege aus Birmingham. Busfahrer ist ein guter Job, es scheint
00:23:34aber auf einer Insel besser zu sein.
00:23:39Die sind hier viel freundlicher als auf dem Festland. Auf dem Festland sind mehr
00:23:46Menschen, und alle sind ständig in Eile. Hier ist es viel relaxter, es gibt nur
00:23:55ein Problem, die Straßen sind sehr eng. Ja, und dann denkt man, oh nein, aber es
00:24:01passt.
00:24:31Das ist sie, die berühmte reinrassige Jersey-Kuh, eine der ältesten Rinderrassen
00:24:46der Welt. Die Abstammung jeder Jersey-Kuh lässt sich bis ins Jahr 1863 zurückverfolgen.
00:24:53Heute gibt es mehr als 30 Herden auf der Insel, mit schätzungsweise 3000 Kühen.
00:25:01Jersey-Girls werden sie auch genannt. Sie sollen ein sanftmütiges Temperament
00:25:06haben und eine ganz besondere Milch geben.
00:25:22Wir sind zu Besuch auf der Woodlands Farm von Bryony und ihrer Familie. Im
00:25:26Hofladencafé verkauft die Farmerin Eis, aber nicht irgendein Eis. Jersey-Ice-Cream
00:25:32ist ebenso berühmt wie die Kühe, aus deren Milch sie gemacht wird. Soll
00:25:37besonders cremig sein. Es war Bryonys Idee, auf der Woodlands Farm ein Café zu
00:25:41eröffnen. So können die Gäste alle Produkte des
00:25:44Bauernhofs direkt probieren. Und der Weg zu den Ställen ist für Bryony auch
00:25:48nicht weit.
00:25:51150 Jersey-Girls müssen hier jeden Tag versorgt werden.
00:26:00Jeder ein bisschen anders, oder? Ja, das stimmt. Jeder hat einen eigenen
00:26:05Charakter. Manche sind aufdringlich, andere scheu. Und wiederum andere haben
00:26:13unseren Kameramann richtig gern.
00:26:23Und ist es wirklich die beste Milch, die man kriegen kann? Die Leute sagen das immer.
00:26:27Ja, absolut. Es ist eine reichhaltigere Milch.
00:26:31Mehr Protein, Kalzium und Fett. Sie ist so viel reichhaltiger.
00:26:38Ich darf mal näher ran an den Nachwuchs.
00:26:43Gerade mal fünf Wochen alt. Ihr habt ja die Kuh auf euren Geldscheinen.
00:26:50Ja, wir lieben unsere Kuh. Es ist eine geschützte Rasse auf Jersey.
00:26:55Du darfst keine anderen lebenden Kühe auf die Insel bringen und darfst auch
00:26:59keine Kuh melken, die keine Original-Jersey-Kuh ist mit einem Herkunftsnachweis.
00:27:08Das heißt, die Kühe haben einen guten Ruf hier auf der Insel? Genau.
00:27:13Das ist ja schon eine emotionale Geschichte für viele Menschen.
00:27:18Absolut. Das ist eine große Sache. Wir sind zwar eine klitzekleine Insel,
00:27:23aber auf der ganzen Welt kennen die Leute die Jersey-Kuh. Sie ist so berühmt.
00:27:29Küsschen. Ja, ja, ja. Gibst du mir ein Küsschen?
00:27:34Du schmeckst gut. Ich glaube, ich bleibe hier. Das ist ja so herzig.
00:27:38Die Jersey-Ladies hier, die kleinen Jersey-Cows.
00:27:42Doch es wartet noch etwas Arbeit auf uns. Die königlichen Frühkartoffeln,
00:27:47die Jersey Royals. Auf dem Central Market haben wir sie schon mal gesehen.
00:27:51Wer sortieren sie nach Größe? Nicht jeder mag die gleiche Größe.
00:27:56Manche Leute mögen die dicken besonders gern. Aber die allerbesten sind die ganz kleinen.
00:28:02Die werden bei uns Chex genannt.
00:28:05Und jeden Tag muss die jemand sortieren? Ja, in der Saison von April bis August.
00:28:11Ich mag den Geruch. Den kenne ich aus meiner Kindheit.
00:28:17Wir hatten nebenan einen kleinen Bauernhof. Und dieser frische Geruch nach Kartoffeln.
00:28:22Mir geht es so mit Tomaten.
00:28:26Die essen auch gern Kartoffeln.
00:28:32Hier gehen die royalen Kartoffeln zu den royalen Jersey-Kühen.
00:28:42Vor dem Hofcafé können sich die Passanten selbst bedienen,
00:28:45die berühmten Royal Potatoes und Tomaten kaufen.
00:28:49Für mich gibt es noch eine Überraschung.
00:28:53Oh, und jetzt noch ein Eis. Du hast auch eins.
00:28:59Ist das Vanille? Das ist so ein Gelato wie in Italien. Einfach mit Milch.
00:29:09Du hast ja selten Zeit, ein Eis zu genießen. Vielen Dank.
00:29:16Wandern auf dem Meeresboden. Das erwartet uns gleich im Südosten der Insel.
00:29:21Danach geht es auf Angeltour von Centelia aus.
00:29:29Alle 6 h zieht sich das Meer zurück
00:29:32und macht den Weg frei für Austernfarmer und Wanderer.
00:29:36Wir wollen da raus bis zu Seymour Tower.
00:29:39Wir laufen ca. 1,5 km, ein bisschen mit dem Zickzack.
00:29:45Auf der Hälfte des Weges, erzählt uns Trudy, steht ein Rettungsturm.
00:29:50Wofür, will sie uns später verraten.
00:29:53Trudy Trox bietet Wattwanderungen an
00:29:56und ist eine Expertin in Sachen Meeresvegetation.
00:30:05Da ist schon mal eine.
00:30:07Das sind die Herzmuscheln.
00:30:10Die Möwen müssen hochfliegen und sie über Felsen fallen lassen,
00:30:14damit sie aufknacken.
00:30:16Das machen die aber.
00:30:18So wie Krähen das mit Nüssen machen oder Geier mit Knochen,
00:30:22machen die Möwen das mit den Muscheln.
00:30:25Toll, die Herzmuschel.
00:30:27Wie heißt sie auf Englisch?
00:30:29Cockle.
00:30:31Von dem Lied Cockles and Muscles, Alive, Alive, Ho.
00:30:35Cockles and Muscles, Alive, Alive, Ho.
00:30:38Alive, Alive, Ho.
00:30:40Alive, Alive, Ho.
00:30:42Crying Cockles and Muscles.
00:30:45Alive, Alive, Ho.
00:30:47Alive, Alive, Ho.
00:31:07Hi Peter. Ihr habt wohl viel zu tun heute.
00:31:11Ja, das stimmt.
00:31:13Wir müssen die Beutel mit den Austern regelmäßig wenden,
00:31:16damit sie nicht zusammenwachsen oder am Beutel kleben.
00:31:23Und das Wasser kommt und geht.
00:31:26Genau.
00:31:27Und sie ernähren sich von dem, was im Meerwasser ist, und wachsen.
00:31:31Sie sind sehr umweltfreundlich.
00:31:36Das hier sind quasi noch Babys.
00:31:38Wie alt sind die?
00:31:40Etwa ein Jahr alt.
00:31:43Magst du Oysters?
00:31:44Ja, ich mag Austern gerne.
00:31:46Das ist eine Glaubenssache.
00:31:48Und du magst die auch?
00:31:50Ja, absolut.
00:31:51Die Leute sind da ja sehr unterschiedlich.
00:31:54Ich mag sie lieber gekocht als roh.
00:31:59Auf dem Grill, mit einer leckeren Soße oder etwas anderem Besonderem.
00:32:06Das hat ja auch was Französisches.
00:32:08Ihr habt ja so eine Mischung.
00:32:11Der französische Einfluss vom Savoir-vivre.
00:32:14Absolut.
00:32:15Das ist bei Austern wie mit dem Wein.
00:32:18Es gibt Leute, die können allein vom Geschmack her sagen,
00:32:21woher die Austern kommen.
00:32:23Es ist was Besonderes.
00:32:25Danke fürs Zeigen.
00:32:26Und lass die hier noch ein bisschen weiterwachsen.
00:32:32An die 1.000 t werden hier jährlich geerntet.
00:32:35Diese Austernbänke gehören zu den größten der britischen Inseln.
00:32:40Und bei Ebbe wird eine bizarre Landschaft freigelegt.
00:32:453.210 ha Küste.
00:32:48Wir sind mittendrin in Europas größtem Felsenwatt.
00:32:51Faszinierende Algenarten gibt es hier auch.
00:32:54Das ist der Blasenteil.
00:32:56Darin sind die Fortpflanzungsteile, da sind die Spuren drin.
00:33:02Wenn du dieses Gelee ausdrückst, ist das ganz fein.
00:33:08Das ist wie Aloe vera oder besser noch.
00:33:11An manchen Kosletiklinien wird das auch verwendet.
00:33:15Und riecht nach gar nichts, absolut neutral.
00:33:21Hat Sonnenschutzfaktor 15.
00:33:23Und auch entzündungshemmende Stoffe,
00:33:25wenn du z.B. Arthritis oder Rheuma hast.
00:33:28Musik
00:33:43Willst du mal hochgehen?
00:33:45Klar. Bist du schon mal gestrandet hier?
00:33:48Nein, Gott sei Dank nicht.
00:33:49Ich hab hier gewunken von da oben.
00:33:52Bitte holt mich hier raus.
00:33:53Du siehst ja auch, wie hoch das Wasser gestiegen ist
00:33:57an dem Seetang, der da hängt.
00:33:59Das ist Seetang? Krass.
00:34:01Ich klettere mal hoch und verschaffe mir einen Überblick.
00:34:09Uiuiui.
00:34:10Oh.
00:34:12Das macht man, glaube ich, nur in der Not.
00:34:15Ja, absolut.
00:34:16Aber da oben bist du immer sicher,
00:34:18du bist immer oberhalb des höchsten Niveaus.
00:34:21Hilfe.
00:34:24Schon ein mulmiges Gefühl, wenn man sich vorstellt,
00:34:27dass hier bei Hochwasser rundherum die Wellen schlagen.
00:34:30Dann hol dich die Feuerwehr ab.
00:34:32Die kommen mit den Booten dann?
00:34:36Die kommen mit Schlauchbooten.
00:34:38Oh mein Gott.
00:34:40Aber besser da oben, als dass du schwimmst
00:34:43und an der normanischen Küste landest.
00:34:49Ursprünglich kommt Trudi aus Bayern und ist Geografin.
00:34:52Über die Kanalinseln hat sie einige Reisebücher geschrieben.
00:34:56Trudi, wie bist du hier gestrandet?
00:34:59Ich bin gestrandet auf einer Kajak-Tour zu Seymour Tower.
00:35:03Zu diesem Tower?
00:35:05Ja, und hab dabei meinen jetzigen Mann kennengelernt.
00:35:08In the middle of the sea.
00:35:11In the middle of the sea.
00:35:12Really? Und was?
00:35:14Was ist der von hier?
00:35:16Derrick ist in Jersey geboren und lebt hier,
00:35:20führt ein Kajak-Unternehmen.
00:35:22Mit mir zusammen macht er auch die Wanderungen.
00:35:25Auf einer Kajak-Tour, auf die ich gebucht war zu Seymour Tower,
00:35:29da hab ich ihn kennengelernt.
00:35:31Vor 15 Jahren.
00:35:46Ein beeindruckendes Bauwerk.
00:35:48Bei Hochwasser vom Meer umflutet.
00:35:51So einigen hat dieser Turm schon das Leben gerettet.
00:35:55Z.B. bei 2 Frauen, die waren, die sind hier im Watt geritten.
00:36:02Dann ist der Nebel gekommen, und die haben nicht mehr zurückgefunden.
00:36:06Dann haben die ihre Pferde dort hinaufgebracht auf die Terrasse.
00:36:10Hier über die Felsen rüber?
00:36:11Nein, nicht über die Felsen.
00:36:13Auf der rechten Seite gibts eine Treppe,
00:36:15die die Pferde hochgebracht haben.
00:36:18Dann hat man überlegt, wie kriegt man die Pferde wieder runter?
00:36:21Pferde gehen zwar hoch, aber runter, ganz schwierig.
00:36:25Am Montag kam eine Frau mit einer Leitstute heraus.
00:36:29Da haben die anderen Pferde die Leitstute gesehen
00:36:32und sind runter und gesagt, jetzt gehen wir auch.
00:36:35Mensch, was ne Aktion.
00:36:41Dass hier kein Pferd wieder runter will,
00:36:44das kann man wirklich verstehen.
00:36:46Man kann übrigens auch ganz freiwillig im Seymour Tower übernachten,
00:36:51im Rahmen einer Wanderung.
00:36:53Hohe Ansprüche an Komfort darf man aber nicht haben.
00:36:56Eine Terrasse hat der Turm.
00:37:00Dafür lockt das unglaubliche Abenteuer,
00:37:03quasi mitten im Meer zu schlafen.
00:37:06Wunderschön, oder?
00:37:10Wenn wir hier übernachten und das Wasser läuft auf,
00:37:13dann haben wir Basstölpel hierherfliegen,
00:37:16die dann hier tauchen und fischen.
00:37:18Und manchmal ganz weit draußen auch Delfine.
00:37:23Aber das ist wirklich schön, die Tierwelt hier zu sehen, die Vögel.
00:37:28In ein paar Stunden ist das Meerwasser zurück.
00:37:32Das übrigens zu den saubersten in Europa zählt.
00:37:35Musik
00:38:02Hello.
00:38:04Wow, that's adventurous here.
00:38:07Tamina, that's Gabi.
00:38:09And?
00:38:10Leighton.
00:38:11So, es geht übrigens raus aufs Meer.
00:38:14You can look the part now.
00:38:16This is the tricky part, right?
00:38:19Du hast so tolle Fingernägel.
00:38:21Es wird dich überraschen, die funktionieren auch beim Fischen.
00:38:26Ich habe eine gute Nagel-Lady.
00:38:29Das sind Gehlnägel, 3 Wochen alt.
00:38:31Sie macht einen richtig guten Job.
00:38:34So, okay.
00:38:35Let's do this.
00:38:40Normalerweise würden Gabi und Leighton heute auf Hummerfang gehen.
00:38:44Dann wäre auf dem Boot aber kein Platz für uns.
00:38:47Der Hafen ist übrigens hochwassertauglich.
00:38:49Bis zu 12 m kann das Wasser hier steigen.
00:38:56Gabi und Leighton sind Fischer aus Leidenschaft.
00:38:59Jeden Tag fahren sie mit ihrem Boot raus, um Meerestiere zu fangen.
00:39:03Das Wetter heute, very British.
00:39:05Es nieselt.
00:39:06Das ist kein einfaches Leben.
00:39:09Du hast nie eine Garantie, dass du etwas fängst
00:39:12und dass du etwas verkaufst.
00:39:14Wenn man Hummeräusen im Meer hat, ist das,
00:39:17wie wenn man sein Geld an eine Wäscheleine in den Wind hängt.
00:39:20Du hoffst, es bleibt genug hängen.
00:39:23Es ist ein hartes Leben, mental und körperlich.
00:39:29Als Paar sind wir sehr glücklich und können gar nicht ohne einander.
00:39:34Wir leben zusammen, arbeiten zusammen, sind 24-7 zusammen.
00:39:39Wenn wir 1 h getrennt sind,
00:39:40müssen wir schon wieder telefonieren oder uns Textnachrichten schreiben.
00:39:54Er will jetzt Gas geben.
00:39:59Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
00:40:29Und du bist von hier, ja?
00:40:31Ja, ich bin von der Insel.
00:40:33Und die Insel hat dich zum Fischer gemacht?
00:40:35Ja, ein Mann des Meeres.
00:40:37Hast du irgendwann gespürt, dass das dein Ding ist?
00:40:41Ja, ich wollte mein eigener Boss sein.
00:40:43Ich liebe das Meer und könnte keinen Tag nur an Land verbringen.
00:40:47So bin ich dann ganz schnell aufs Boot gekommen.
00:40:50Ken, was ist dein Lieblingsgeschenk?
00:40:53Das ist mein Lieblingsgeschenk.
00:40:55So bin ich dann ganz schnell aufs Boot gekommen.
00:40:58Kennengelernt haben sich die beiden übrigens im Pub
00:41:01und waren dann direkt zusammen Fischen.
00:41:07Was wollen wir denn jetzt fangen?
00:41:09Makrelen.
00:41:11Los gehts.
00:41:12Jetzt musst du ganz schnell drehen, denn Makrelen lieben die Jagd.
00:41:16Wenn du Delfine siehst, weißt du, dass hier auch Fische sind.
00:41:20Und dann hast du eine große Konkurrenz.
00:41:23Delfine sind bessere Fischer als wir.
00:41:28Musik
00:41:47Oh, da ist was.
00:41:49Das ist ein Fisch.
00:41:51Es sind Makrelen, sogar ganz viele.
00:42:01Die sind wunderschön.
00:42:10Leighton und Gabby sagen, ich sei ein echter Glückspilz.
00:42:14Jetzt müssten sie mich einfach einstellen.
00:42:21Oh, mein Gott.
00:42:24Are you sure?
00:42:26Ein Schwarm.
00:42:29Ich glaube, das ist genug fürs Abendessen, oder?
00:42:32Es ist ein Schwarm hier drin, das ist wirklich unglaublich.
00:42:35Wupp, wupp, wupp.
00:42:37Und gleichzeitig fühlt man so Euphorie und Mitleid.
00:42:42Das ist einfach nah beieinander.
00:42:46Wir haben ein neues Crew-Mitglied.
00:42:51Musik
00:42:54Die beiden sind stolz,
00:42:55zu einer der ältesten Berufsgruppen der Insel zu gehören.
00:42:59Es waren Fischer, die Jersey im 16. Jh.
00:43:01an die Spitze des internationalen Handelns brachten.
00:43:10Im Hafen starten auch die Fähren zu den anderen Kanalinseln.
00:43:14Wir wollen die kleine Insel Sarg besuchen,
00:43:1638 km nordwestlich von Jersey.
00:43:22Musik
00:43:35Die Kanalinseln sind ein Stück Frankreich,
00:43:38das ins Meer gefallen ist und von England wieder aufgesammelt wurde.
00:43:42So beschrieb der französische Dichter Victor Hugo
00:43:46die Lage der Inseln im Ärmelkanal.
00:43:49Er lebte dort einige Jahre im Exil.
00:43:55Sarg ist gerade einmal 5 qkm groß.
00:43:59Etwa 500 Menschen leben hier.
00:44:08Die meisten Besucher mieten sich nach der Ankunft Fahrräder.
00:44:11Denn Sarg ist autofrei.
00:44:19Nur Kutschen und Trecker sind auf dieser Kanalinsel erlaubt.
00:44:29Einmal im Jahr ist Sarg der Austragungsort
00:44:32für ein bedeutendes Rennspektakel.
00:44:42Und das sind die Teilnehmer.
00:44:44Wie bei einem Pferderennen kann auch hier gewettet werden.
00:44:47In den Stockades sind freundliche Plüschtiere.
00:44:55Die Rennstrecke, ein englischer Rasen mit Strohballen als Hindernisse.
00:45:03Musik
00:45:06Das Schafrennen dient einem guten Zweck.
00:45:08Die Wetteinnahmen gehen in die medizinische Versorgung
00:45:11der Inselbewohner.
00:45:13Denn eine Krankenversicherung gibt es hier nicht.
00:45:18Musik
00:45:37Musik
00:45:40Sarg besteht aus 2 hohen Felsen,
00:45:43verbunden durch einen schmalen Grat, La Coupé genannt.
00:45:47Die Brücke darf nur zu Fuß überquert werden.
00:45:49Knapp 80 m gehts rechts und links in die Tiefe.
00:45:54Früher, bei Sturm, mussten die Kinder aus Little Sarg
00:45:58auf ihrem Schulweg auf allen Vieren über die Brücke kriechen.
00:46:02Mittlerweile gibt es ein Geländer.
00:46:06Musik
00:46:12Dieser romantische Ort ist eine weitere Attraktion der Insel.
00:46:25Das Herrenhaus soll zu den schönsten Anwesen
00:46:28auf den Kanalinseln gehören
00:46:30und war jahrhundertelang Sitz von Sargs Foldalherren.
00:46:33Die dazugehörenden Gärten sind preisgekrönt
00:46:36und für die Öffentlichkeit zugänglich.
00:46:40Musik
00:46:52Es gibt hier schöne Cafés und Hotels.
00:46:54Und auch Bootstouren rund um die Insel.
00:46:57Hier ist alles etwas entschleunigt.
00:47:00Sarg gehört zu den Kronjuwelen im Atlantik.
00:47:03So werden die britischen Kanalinseln auch gern genannt.
00:47:08Zurück auf Jersey sind wir auf einer spektakulären Burg,
00:47:12essen leckeren Fisch
00:47:14und treffen einen außergewöhnlichen Adeligen auf seinem Landsitz.
00:47:20Musik
00:47:29Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
00:47:48Gerade mal 25 km von der französischen Küste entfernt
00:47:51steht Jerseys älteste Burganlage.
00:47:54Als England die Normandie an Frankreich verloren hatte,
00:47:57die Kanalinseln aber weiterhin zur englischen Krone standen,
00:48:01schützte diese Burg die Inselbewohner
00:48:04lange Zeit vor feindlichen Invasionen.
00:48:08Die Burg thront über dem kleinen Städtchen Goree.
00:48:11Im Sommer erwecken Darsteller wie Schlossfalkner Simon
00:48:15und sein Wüstenfalke Sovereign die Vergangenheit zum Leben.
00:48:19Musik
00:48:27Geschichtsträchtige Orte wie dieser
00:48:29werden vom Verein Jersey Heritage erhalten
00:48:32und für Besucher spannend gemacht.
00:48:42Welchen Zweck hatten die Vögel früher?
00:48:45Für die Jagd und für Sport.
00:48:49Vor 450 Jahren gab es hier auf der Burg einige Raubvögel.
00:48:52Sie dienten der Unterhaltung, aber auch zum Fangen von Nahrung.
00:48:56Zur Unterhaltung auch? War das früher so?
00:49:00Ja, als Zeichen von Macht und Prestige.
00:49:04Besonders unter den Königen und Königinnen in ganz Europa.
00:49:091574, das war die Zeit der Tudors,
00:49:12hatten wir gerade Frieden mit den Franzosen.
00:49:15Die Burg wurde teilweise umgebaut.
00:49:18Die Vögel lebten hier, in einem Vogelhaus hinter der Mauer.
00:49:21Wir sind mit ihnen außerhalb des Schlosses auf die Jagd gegangen.
00:49:25Jagd auf was?
00:49:27Kaninchen, Eichhörnchen und Wildvögel, Rebhühner und Wachteln.
00:49:32So konnte man viele Essen auf den Tisch bringen.
00:49:38Und ihr beide müsst sehr eng zusammenarbeiten.
00:49:44Ich nenne es perfekte Disharmonie.
00:49:46Es sollte eine perfekte Harmonie sein, funktioniert aber nicht immer.
00:49:51Sie hat die Flügel, ich nicht.
00:49:53Also sagt sie mir manchmal, was passieren wird.
00:49:56Kann sie jetzt losfliegen und zu dir zurückkommen?
00:49:59Oder ist sie nicht in der Stimmung?
00:50:01Konntet ihr Bilder machen, als sie vorhin geflogen ist?
00:50:04Es ist ein bisschen riskant wegen des starken Windes.
00:50:08Aber wir können es mal ausprobieren.
00:50:10Ich werde sie entscheiden lassen, wohin sie fliegt.
00:50:17Ein kurzer Flug.
00:50:19Auf große Rundflüge hat Falkendame Savrin heute keine Lust mehr.
00:50:25In der Burg kann man weltberühmte Kunstobjekte sehen.
00:50:28Zum 800. Jahrestag der Loyalitätserklärung Jerseys
00:50:32zur Englischen Krone
00:50:33sollte ein Porträt der amtierenden Monarchien erstellt werden.
00:50:37Musik
00:50:43Der Künstler Chris Levine
00:50:45erschuf das 1. holografische Porträt von Elisabeth der Zweiten.
00:50:50Tausende Aufnahmen wurden dafür gemacht.
00:50:53Das faszinierendste Bild für den Künstler selbst?
00:50:56Die Queen mit geschlossenen Augen.
00:50:59Er nannte es Leichtigkeit des Seins.
00:51:03Musik
00:51:07? Leichtigkeit des Seins. ?
00:51:26Diese kleine Bucht ist noch ein echter Geheimtipp.
00:51:29Idyllisch gelegen mit einem kleinen Restaurant,
00:51:32in dem es Spezialitäten aus dem Meer gibt.
00:51:37Musik
00:51:47Leighton und Gabby, das Fischerpärchen,
00:51:50mit dem wir schon auf Angeltour waren,
00:51:52bringen hier ihren Fang frisch zubereitet auf den Teller.
00:51:55Z.B. Makrele mit Jersey Royals, den königlichen Inselkartoffeln.
00:52:01Musik
00:52:07Das ist die Makrele, die du gestern gefangen hast.
00:52:10Wenn ihr Feierabend habt, hüpft ihr auch mal ins Wasser?
00:52:14Ja, sobald Feierabend ist, geht das ganze Team hier schwimmen.
00:52:17Guten Appetit.
00:52:19Vom Boot, vom Meer, direkt auf den Teller.
00:52:23Das ist ein tolles Gefühl.
00:52:25Das ist ein tolles Gefühl.
00:52:27Das ist ein tolles Gefühl.
00:52:29Das ist ein tolles Gefühl.
00:52:31Das ist ein tolles Gefühl.
00:52:33Das ist ein tolles Gefühl.
00:52:35Vom Boot, vom Meer, direkt auf den Teller.
00:52:37Perfekt.
00:52:39Thank you so much.
00:52:44Musik
00:53:05Hello.
00:53:07Hello Tamina.
00:53:09Hello Vincent.
00:53:11Nice to meet you.
00:53:13How may I...
00:53:15Wie soll ich Sie ansprechen?
00:53:17Sie haben ja einen Adelstitel.
00:53:19Da sagt man doch nicht einfach Herr, oder?
00:53:22Nennen Sie mich Vincent, das ist am einfachsten.
00:53:25Dann nenn mich Tamina.
00:53:27Musik
00:53:33Vincent trägt den Titel Seigneur.
00:53:35Das ist eine Art Landadel auf den Kanalinseln.
00:53:38Er ist Besitzer dieses prächtigen viktorianischen Herrenhauses.
00:53:42Es gehörte mal einem millionenschweren Reederei-Besitzer
00:53:46mit Namen Sir James Nott.
00:53:49Das Wichtigste ist, nachdem er das Haus 1924 gekauft hat,
00:53:54heiratete er 1932 eine sehr viel jüngere Frau.
00:53:58Meine Mutter.
00:54:00Ah, that's the connection.
00:54:02Er war der 1. Ehemann meiner Mutter.
00:54:05Von ihm hat sie das alles geerbt.
00:54:08Als sie im Alter von 93 Jahren starb,
00:54:11hinterließ sie mir das Anwesen.
00:54:17Wenn du aufwachst, laufen hier überall Leute rum.
00:54:20Du teilst diesen Ort mit anderen.
00:54:22Wie nett.
00:54:25Ich würde es mal so sagen,
00:54:27mir gehört das große Haus und der große Garten.
00:54:31Aber eigentlich besitzt es mich,
00:54:33weil wir unser Leben mit Gästen und Besuchern teilen.
00:54:39Musik
00:54:46Sein Vorgänger hat den Botanischen Garten zwar angelegt,
00:54:49doch Vincent hat ihn für Besucher geöffnet
00:54:52und um viele Pflanzen erweitert.
00:54:57Ich bevorzuge es, Pflanzen zu kontrollieren anstatt Menschen.
00:55:01Menschen zu kontrollieren, ist sehr schwierig.
00:55:04Pflanzen machen viel mehr Spaß.
00:55:06Und man kriegt so viel Schönes zurück, wenn es klappt.
00:55:14Nichts liebt Vincent mehr als seine Obstbäume.
00:55:17In einem Teil des Gartens ließ er aus Apfelpflanzen ein Schiff bauen.
00:55:21Die Form erinnert an ein altes Fischerboot aus Jersey.
00:55:28Wann ist das Schiff reif?
00:55:31Das Schiff wird im Oktober reif sein.
00:55:36Vincent fühlt eine starke Verbundenheit zum britischen Königshaus.
00:55:42Du hast den Titel Senior.
00:55:44Du gehörst dem König von England, stimmt das?
00:55:49So könnte man es ausdrücken.
00:55:51Wenn der König kommt, muss ich das hier tun.
00:56:02Das klingt französisch.
00:56:04Das ist ganz altes Französisch.
00:56:08Und er muss dann seine Hände um meinen legen.
00:56:11Ich bin jetzt der König, und was muss ich sagen?
00:56:16Das weißt du vielleicht.
00:56:18Du bist mein Mann.
00:56:20Genau, und jetzt lass mich bitte wieder aufstehen.
00:56:24Aber genau so ist es.
00:56:27Ich bin dein rechtmäßiger Mann.
00:56:29D.h. er kann mit mir machen, was er will.
00:56:32Wie fühlt sich das an?
00:56:36Dem König zu sagen, dass ich sein Mann bin?
00:56:39Das ist ziemlich emotional, um ehrlich zu sein.
00:56:42Als ich das das letzte Mal getan habe,
00:56:44erzählte ich anderen Leuten davon.
00:56:46Es treibt einem die Tränen in die Augen,
00:56:49weil man sich verbunden fühlt.
00:56:51Das ist Geschichte, so ist es ja mal gewesen.
00:56:56Musik
00:57:10Musik
00:57:15Wer den Botanischen Garten besucht,
00:57:17muss sich unbedingt mal
00:57:19ins kleine Gartencafé Rosal Bay Tea Room setzen.
00:57:22Hier soll es den besten Cream Tea der ganzen Insel geben.
00:57:31Das ist das typische Gebäck,
00:57:33das viele Briten als Cream Tea bezeichnen.
00:57:37Ich öffne es mal.
00:57:39Dann weißt du, dass es frisch ist.
00:57:41Weil es leicht aufgeht.
00:57:43Genau, und nicht krümelt.
00:57:45Hast du die gemacht?
00:57:47Ich mache das alles hier.
00:57:49Hausgemacht und ganz frisch.
00:57:51Ja, dort in meiner Küche.
00:57:53Die Marmelade obendrauf.
00:57:59Und dann nimmst du die Creme.
00:58:02Stimmt, die Creme.
00:58:06Man macht doch kein Cream Tea ohne die Sahnecreme.
00:58:09Jetzt verteilst du es.
00:58:13Und dann nimmst du es und beißt einfach rein.
00:58:19Ich probiere es jetzt.
00:58:26Diese süße Inseltradition
00:58:28kann einem durchaus mal die Sprache verschlagen.
00:58:36Heute wollen wir zu den War Tunnels, ein unterirdisches Museum.
00:58:40Und vom Fischerort St. Orben radeln wir in den Wilden Westen.
00:58:44Zum besten Surfstrand der Insel.
00:58:51Während des Zweiten Weltkriegs
00:58:53waren die britischen Kanalinseln
00:58:555 Jahre lang von der deutschen Wehrmacht besetzt.
00:58:58Noch heute existieren viele der alten Bunker aus dieser Zeit.
00:59:07Einen riesigen Tunnelkomplex ließ Adolf Hitler als Munitionsdepot
00:59:11und zum Schutz für die deutschen Soldaten bauen.
00:59:22Heute kann man hier tief in die Geschichte eintauchen.
00:59:27Alles beginnt mit der Evakuierung der Insulaner am 19. Juni 1940.
00:59:36An diesem Tag mussten die Menschen eine wichtige Entscheidung treffen.
00:59:40Die Insel verlassen oder bleiben?
00:59:42Sie hatten nur ein paar Minuten Zeit.
00:59:44Was packst du ein, wenn du nur eine Tasche mitnehmen darfst?
00:59:56Viele Einwohner verließen damals die Inseln.
00:59:59Aber Tausende blieben.
01:00:02Die Ausstellung im Antikriegsmuseum ist chronologisch aufgebaut.
01:00:07Dieser Raum erzählt von der Besetzung der Kanalinseln
01:00:10durch die deutsche Wehrmacht.
01:00:18Am 1. Juli 1940 wurden wir erobert.
01:00:21Die Invasion hatte begonnen.
01:00:24Die Tunnel haben damals Hunderte Zwangsarbeiter bauen müssen.
01:00:32Unter unmenschlichen Bedingungen.
01:00:35Die meisten waren russische Gefangene.
01:00:40Du spürst richtig den Wind und erlebst alles sehr intensiv.
01:00:50Tragischerweise verloren viele Männer ihr Leben durch die Steinschläge.
01:01:02Es gab 140 Fluchtversuche.
01:01:05Einige Menschen ertranken, andere wurden verhaftet.
01:01:09Manche Bewohner gingen große Risiken ein, wie Luisa Gurt.
01:01:1318 Monate versteckte sie
01:01:15einen entkommenen russischen Zwangsarbeiter in ihrem Haus.
01:01:19Sie wurde von der deutschen Geheimpolizei in Jersey verhaftet
01:01:23und ins Konzentrationslager Ravensbrück in Deutschland gebracht,
01:01:27wo sie 1945 starb.
01:01:32Dadurch, dass wir ihre Geschichte erzählen,
01:01:35wird man diese Menschen niemals vergessen für ihren Mut.
01:01:44Die Aufgabe von Archivarin Charlie ist es,
01:01:47Unmengen alter Fotos anzuschauen, Bücher zu lesen
01:01:50und Dinge so zusammenzustellen, wie es damals gewesen sein muss.
01:01:56Ich kann fühlen, dass das ein Ort ist,
01:01:59der schwer zu ertragen ist.
01:02:03Wie ist das für dich?
01:02:14Ich muss da mal kurz drüber nachdenken.
01:02:21Emotional.
01:02:23Ich bin emotional, wenn ich diese ganzen Dinge raussuche,
01:02:27anfasse und fühle.
01:02:29Das ganze Gebäude hat eine Emotion.
01:02:32Du kannst die Traurigkeit in der Luft spüren.
01:02:47Hilft es dir, dass es Sinn macht,
01:02:50anderen Menschen all diese Traurigkeit zu zeigen?
01:02:55In der Hoffnung, dass wir Menschen begreifen,
01:02:58dass sich Geschichte nicht wiederholen darf.
01:03:03Komm bitte rein und setz dich.
01:03:08Hier geht es in einen Luftschutzbunker.
01:03:11Oh.
01:03:42Das ist wirklich heftig, wenn du dir vorstellst,
01:03:46was da draußen wohl alles passiert.
01:03:51Feuchterregend.
01:03:59Es war der 8. Mai 1945, als der britische Premierminister
01:04:03Winston Churchill eine seiner bedeutendsten Reden hält.
01:04:11... by the overwhelming power and resources
01:04:14of the United States of America.
01:04:19Er verkündet das Ende des Krieges in Europa
01:04:22und die bedingungslose Kapitulation der Deutschen.
01:04:25Long live the cause of freedom. God save the King.
01:04:30Musik
01:04:41Auf Jersey versammeln sich Tausende Menschen
01:04:44und hören aus Lautsprechern von ihrer Befreiung.
01:04:49Musik
01:04:59... by the overwhelming power and resources
01:05:02of the United States of America.
01:05:09Musik
01:05:30Kleiner süßer Hafen war früher sogar der Haupthafen der Insel
01:05:34hier in St. Albans.
01:05:36Jetzt ist es ein ganz beliebtes Örtchen.
01:05:41Musik
01:06:00Musik
01:06:14Wow.
01:06:17Musik
01:06:29Musik
01:06:59Musik
01:07:17Wow.
01:07:19Hier gibt es die tollsten Wellen.
01:07:22Das ist seit den 1920er-Jahren ein Eldorado für Surfer.
01:07:26Und das wollen wir uns morgen ansehen.
01:07:30Musik
01:07:47An diesem Strand wurde 1914
01:07:49die 1. Surfschule Europas eröffnet.
01:07:52Dass Wellen auch eine heilende Wirkung haben können,
01:07:55war da bestimmt noch unbekannt.
01:08:01Genau das hat sich die Wohltätigkeitsorganisation
01:08:04Healing Waves auf die Fahne geschrieben.
01:08:07Surfen als Therapie.
01:08:14An diesem Tag sind es Schulkinder mit einer neurologischen
01:08:17Beeinträchtigung, die surfen lernen wollen.
01:08:22Musik
01:08:29Ihre Betreuerin Rachel Shield empfindet diese Ozeantherapie
01:08:33als große Chance für die Kinder.
01:08:36Sie glauben an sich.
01:08:38Sie glauben, dass sie etwas schaffen können.
01:08:41Am Anfang trauen sie sich nicht aufzustehen,
01:08:44und dann können sie es.
01:08:46Das ist ein großes Fest.
01:08:49Musik
01:08:56Das Helfer-Team besteht aus Pflegern und Wassersportlern.
01:09:00Sie machen das ehrenamtlich.
01:09:02Finanziert wird das Projekt durch Spenden.
01:09:05Früher gab es hier keine Angebote dieser Art
01:09:08für Menschen mit Beeinträchtigungen.
01:09:11Musik
01:09:18Wir hatten hier schon Kinder, die noch nie vorher am Strand waren
01:09:22oder jemals einen Strand wie diesen gesehen haben.
01:09:25Wir finden es so wichtig, ihnen diese Erfahrung zu ermöglichen,
01:09:29die Natur mit all ihren Farben zu erleben.
01:09:32In unserer Generation ist das verloren gegangen,
01:09:35und wir können das zurückbringen.
01:09:38Für mich ist Wellenreiten das schönste Gefühl, das es gibt.
01:09:42Ich habe selbst spät mit dem Surfen angefangen.
01:09:45Ich wünschte, es wäre früher gewesen.
01:09:47Es ist so schön, den Menschen helfen zu können.
01:09:50Sie vertrauen uns, dass wir sie da wieder rausholen.
01:09:53Das ist sehr wichtig.
01:09:55Sie vertrauen uns bei dem, was wir tun.
01:09:57Das ist wirklich eine starke Sache.
01:10:00Musik
01:10:08Musik
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01:10:39Musik
01:10:45Wem macht die Ozeantherapie eigentlich mehr Spaß?
01:10:48Den Athleten, so werden die Kids genannt, oder den Ausbildern?
01:10:55Ich würde gerne sagen, die Athleten.
01:10:58Ich hoffe, dass es die Athleten sind.
01:11:00Darum machen wir das ja.
01:11:02Aber es könnten auch wir sein.
01:11:04Wenn wir danach den Strand raufgehen, lächelt eigentlich jeder.
01:11:07Es gibt ein breites Grinsen im Gesicht.
01:11:09Aber zugegeben, eigentlich habe ich am meisten Spaß.
01:11:17Jeder Tag ist der beste Tag.
01:11:23Musik
01:11:38Einige Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg werden heute anders genutzt.
01:11:42Als Museum, als Ferienunterkunft oder für Meeresspezialitäten.
01:11:53Dieser Bunker hat 2 m dicke Wände und wurde auf Felsen gebaut.
01:11:57Im Inneren ist es immer kühl, erzählt uns Besitzer Sean Frogner.
01:12:01Das sei gut für die Schalentiere, die er hier hält.
01:12:072-mal am Tag wird der Bunker vom Meer umspült.
01:12:10Neben dem Einblasen von Luft
01:12:12wird frisches Meerwasser nach innen in die Tanks gepumpt.
01:12:30Schon schläft sie wieder.
01:12:32Ich bring sie mal zurück.
01:12:38Als Kind habe ich hier um die Ecke gewohnt.
01:12:41Wir Kinder spielten oft in diesem Bunker.
01:12:47Dann habe ich angefangen zu angeln.
01:12:50Als ich mit meinem Fang zurückkam,
01:12:52musste ich warten, bis ich raus konnte, wegen der Gezeiten.
01:12:56Ich habe meinen Fang in den Schatten des Felsens gelegt.
01:13:02Dann habe ich zum Bunker hochgeschaut und mich gefragt,
01:13:06ob ich das umbauen kann, um Schalentiere zu verkaufen.
01:13:13Als ich Mitte 20 war, baute ich das Ganze um.
01:13:16Quasi zu einer Lagerhalle für Schalentiere.
01:13:23Die Behörden gaben mir die Erlaubnis.
01:13:26Ich belieferte Restaurants und Hotels.
01:13:29Irgendwann fragten mich die Leute,
01:13:31ob man die Meerestiere auch direkt essen kann.
01:13:35Zumindest immer dann, wenn auch das Wetter mitspielt.
01:13:41Jetzt geht es zu einem der ältesten Bauwerke der Welt.
01:13:45Anschließend machen wir eine Wanderung im Norden
01:13:48zu spektakulären Klippen.
01:13:50Spannend wird es auch auf der Pferderennbahn.
01:13:54Musik
01:14:12Eine Kultstätte aus der Jungsteinzeit.
01:14:15Sie wurde Ende des 20. Jh. unter einem Grashügel entdeckt.
01:14:24Musik
01:14:37Feucht und kühl hier drin.
01:14:43Der Gang endet in einer antiken Kammer.
01:14:46Dies war ein heiliger Raum für Rituale und Zeremonien.
01:14:50Die riesigen Felsblöcke stammen vom Osten der Insel.
01:14:54Man fand Skelettreste, Feuersteinwerkzeuge
01:14:57und Steinperlenketten.
01:15:03Man kann es kaum fassen, dass hier schon Tausende von Jahren
01:15:08über diese Steine hinweggegangen sind.
01:15:12Älter als die Pyramiden.
01:15:14Der Grashügel galt als heidnischer Kultort.
01:15:17Im frühen Mittelalter
01:15:19wurde eine christliche Kapelle darauf erbaut.
01:15:22Die Organisation Jersey Heritage
01:15:24hat aus der historischen Städte eine Museumslandschaft gemacht.
01:15:28Ein kostbarer Schatz gehört auch dazu.
01:15:31Ein riesiger Hortfund keltischer Münzen.
01:15:34Ausgegraben im Jahr 2012.
01:15:36Nach einer groben Schätzung
01:15:38sind die Münzen in den letzten Jahrzehnten
01:15:42Nach einer groben Schätzung sind es 70.000 Münzen.
01:15:46Sie stammen aus Amorica, der heutigen Bretagne und Normandie.
01:15:51Warum man damals auf Jersey so viel Geld versteckt hat,
01:15:55ist bis heute ungeklärt.
01:16:02Zum Museum gehört auch ein neolithisches Langhaus.
01:16:06Dort wird gezeigt, wie das Leben in der Jungsteinzeit war.
01:16:12Musik
01:16:18Das Langhaus wurde von freiwilligen Helfern
01:16:21wie der Deutschen Iris Fritz gebaut.
01:16:23Die Mitarbeit ist für sie ein spannender Kontrast
01:16:26zu ihrer eigentlichen Arbeit als Computerexpertin.
01:16:32Irgendeine Idee, was man damit machen kann?
01:16:35Ja, ich zeige mal.
01:16:37Bohren.
01:16:39Bohren ist gut.
01:16:41Ich drehe einen vor.
01:16:43Man braucht ja auch mal Löcher für irgendwas.
01:16:46Wir haben ja auch ganz viel auf Loch.
01:16:48Also nimmt man sich den Handbohrer
01:16:50oder den Pumpbohrer, wie auch immer der heißt.
01:16:53Du machst den einmal runter.
01:16:55Und er kommt dann mit Schwung von alleine wieder rauf.
01:16:58Und unten, dein Flint, bohrt sich dann sein Loch da rein.
01:17:01Dann brauchst du nur noch ein bisschen Geduld.
01:17:04Und hast dann mit der Zeit ein Loch.
01:17:06Dann lass ich dich da mal hin.
01:17:08Geschichte.
01:17:10Jetzt müssen wir den einmal hochdrehen,
01:17:12dass er ein bisschen Schwung draufkriegt.
01:17:14Und jetzt einfach die Hände da drauf und einmal runter machen.
01:17:17Und hier halten?
01:17:19Nein, einfach nur runter machen.
01:17:21Und hoch geht er von alleine wieder.
01:17:23Hoch lässt ihn einfach alleine laufen.
01:17:25Und so einfach geht Löcher bohren in der Steinzeit.
01:17:28Obwohl man da sicher auch eine Stunde braucht,
01:17:31bis es durch ist, oder?
01:17:33Ja, also ein bisschen Zeit muss man mitbringen.
01:17:36Dafür klingt das aber auch deutlich besser,
01:17:38als wenn wir da die elektrische Bohrmaschine nehmen.
01:17:41Für die Bürger ist das angenehmer.
01:17:43Das ist ja clever überlegt, diese Technik.
01:17:47Das Langhaus ist ein Replikat,
01:17:49also ein Nachbau aus der Jungsteinzeit, erzählt uns Iris.
01:17:53Die Menschen damals beherrschten feine Techniken
01:17:56und hatten kluge Ideen fürs alltägliche Zusammenleben.
01:18:01Der Rauch sorgt jetzt auch dafür,
01:18:03dass man nicht so viele Holzwürmer ins Holz kriegt
01:18:06und dass sich im Dach nicht Ratten und Mäuse einmisten.
01:18:09Wenn wir hier in der Steinzeit leben würden im Neolithikum,
01:18:12ist das unsere Heizung, unsere Lichtquelle.
01:18:14Wir würden darauf kochen.
01:18:16Und geschlafen hat man dann auch?
01:18:18Geschlafen hat man wahrscheinlich auf dem Fußboden,
01:18:21hier so um die Feuerstelle drumrum.
01:18:23Das ist schon faszinierend, so einzutauchen in so ein Leben,
01:18:26was so lange her ist und doch schon so viele Möglichkeiten hatten.
01:18:34Wir fahren in den Norden von Jersey und treffen Trudy wieder.
01:18:38Sie will uns einen spektakulären Küstenpfad zeigen.
01:18:50Am Strand von Grave de L'Aix steht ein Fischwagen
01:18:53mit Namen The Ugly Oyster, hässliche Oster.
01:18:56Den Besitzer kennen wir schon.
01:18:58Hello again.
01:19:00Austernfarmer Peter.
01:19:02Wir hätten gerne ein halbes Dutzend Austern,
01:19:05um Kraft für unsere nächste Wanderung zu sammeln.
01:19:09Dann seid ihr hier genau richtig.
01:19:11Das sind die Austern,
01:19:13die ihr vor ein paar Tagen im Felsenbad gesehen habt.
01:19:16Genießt es.
01:19:20Wie sollen wir sie am besten essen?
01:19:24Das hier ist die Expertin, die Mutter der Schalentiere.
01:19:27Was würdest du empfehlen?
01:19:30Also, ich mag sie am liebsten roh, ohne irgendwas.
01:19:35Aber ihr könnt gerne auch etwas Zitrone dazunehmen
01:19:38oder eine Minionettsauce aus Wein und Schalotten.
01:19:43Oder Tabasco, ist auch sehr beliebt.
01:19:47Bisschen Zitrone obendrauf träufeln.
01:19:50Und jetzt, oh Gott, kommt der Moment.
01:20:00Der Geschmack von Meer und Meerbrise.
01:20:05Aber es schmeckt natürlich schon nach Meer, nach Salz.
01:20:09Umami, unser 5. Geschmack.
01:20:12Süß, süß, sauer, salzig, bitter und Umami.
01:20:16Umami ist im Seetang, ist in Meeresfischen
01:20:19und ist natürlich auch in Austern.
01:20:22Ist das was Gesundes?
01:20:24Ja.
01:20:27Wirklich gut.
01:20:31Taste of Jersey.
01:20:33Der Geschmack von Jersey.
01:20:37Copyright WDR 2021
01:20:56Untertitel der Amara.org-Community
01:21:27Trudy hat nicht zu viel versprochen.
01:21:30Der Klippenpfad von Grève-de-Lecke Richtung Nordwesten
01:21:34ist echt beeindruckend.
01:21:36Nach etwa 1 h haben wir viele Höhenmeter hinter uns gelassen.
01:21:43Geschafft.
01:21:45Das ist toll.
01:21:47Wunderschöner Blick hier.
01:21:49Hier sieht man mal richtig weit.
01:21:51Riesenvögel soll es hier auch geben.
01:21:55Was habe ich versprochen?
01:21:57Very big.
01:21:59Ja, ganz große Papageitaucher.
01:22:02Puffins.
01:22:04Puffins, genau.
01:22:06Und die Schnäbel sind verknotet.
01:22:09Die wetzen ihre Schnäbelchen.
01:22:12Aus Weidengeflecht ist das.
01:22:14Eine englische Künstlerin gemacht.
01:22:17Ist vom National Trust finanziert worden.
01:22:21Ein schönes Denkmal für unsere Puffins,
01:22:24die es hier früher zu Hunderten gab.
01:22:30Sie gehören zu Jerseys Lieblingen.
01:22:33Papageitaucher, auch Puffins genannt.
01:22:36Die meiste Zeit verbringen sie auf offenem Meer.
01:22:39Nur zum Brüten kommen sie auf die Kanalinseln.
01:22:42Jerseys Population ist auf wenige Paare geschrumpft.
01:22:45Es gab Winterstürme und die Vogelgrippe.
01:22:48Früher wurde der Seevögel auch von Nesträubern geklaut.
01:22:52Doch Natur- und Tierschützer tun alles,
01:22:55damit es bald wieder mehr Puffins hier gibt.
01:23:08Ein paar Klippen weiter.
01:23:11Hier gehts very British zu.
01:23:13Es gibt gesellschaftliche Ereignisse auf Jersey,
01:23:16die muss man einfach mal erlebt haben.
01:23:26Im Sommer treffen sich hier auch die Schönen und die Reichen.
01:23:30Pferderennen haben in England eine lange Tradition.
01:23:33Jersey macht da keine Ausnahme.
01:23:35Es wird gewettet, es wird gespielt.
01:23:38Und es wird geschlemmt.
01:23:44An diesem Tag ist auch Jersey-Girl Victoria unter den Jockeys.
01:23:48Sie erinnert sich noch genau an ihren 1. großen Sieg.
01:23:52Es war großartig.
01:23:54Ich konnte gar nicht glauben, dass ich gewonnen habe.
01:23:57Es war so schön.
01:23:59Alle meine Freunde waren hier und meine Familie.
01:24:02Wir haben das groß gefeiert.
01:24:04Als Jockey musst du mutig sein.
01:24:07Und total fit.
01:24:09Und immer genau wissen, was um dich herum passiert.
01:24:12Das ist wichtig.
01:24:16Und dann wirds ernst.
01:24:19The flag is up for our first race of the night.
01:24:22And they're off.
01:24:25Musik
01:24:42Die Rennbahn hat die wohl schönste Aussicht aufs Meer.
01:24:46Doch das interessiert hier irgendwann keinen mehr.
01:24:49Spätestens beim Zieleinlauf hat man auf das richtige Pferd gesetzt.
01:24:53Viel gewonnen oder alles verloren?
01:25:05Ich denke, es waren 100 Pfund.
01:25:07Bei mir waren es 150.
01:25:10Ist doch nur Geld.
01:25:12Sein Geld.
01:25:14Ich habe ein reiches Leben, weil ich diese Jersey-Girls habe.
01:25:18Ansonsten bin ich jetzt arm.
01:25:24Für Jockey Vittoria hat es diesmal nicht ganz zum Sieg gereicht.
01:25:28Sie lächelt tapfer über den 2. Platz.
01:25:30Und wird es beim nächsten Rennen wieder versuchen.
01:25:35Musik
01:25:54Mit der unterschiedlichen Heide.
01:25:56Schau mal.
01:25:58Kissen hier.
01:26:00Die Klöckchenheide hier mit dem intensiven.
01:26:03Und daneben die Besenheide, die längere Blütenrispen hat.
01:26:07Genau.
01:26:10Wir sind angekommen.
01:26:13Musik
01:26:19Von 3 Seiten durch Felsklippen umgeben.
01:26:22Diese Burg war praktisch uneinnehmbar.
01:26:25Zur Ruine verfiel sie, weil es keine Wasserquelle gab.
01:26:29Hier oben, 60 m über dem Meer.
01:26:34Musik
01:26:53Es ist fantastisch, Trudi.
01:26:55Man spürt, dass du hier angekommen bist auf der Insel.
01:26:59Was bedeutet diese Insel für dich?
01:27:01Für mich ist es zu Hause geworden.
01:27:03Der Funk ist übergesprungen.
01:27:05Vielen Dank für diese tolle Tour.
01:27:07Ich hoffe, du nimmst gute Erinnerungen mit nach Hause.
01:27:11Das werde ich.
01:27:12Wenn wir noch warten, geht da die Sonne unter.
01:27:15Genau.
01:27:18Am nordwestlichen Zipfel von Jersey
01:27:20sind die Sonnenuntergänge einfach traumhaft schön.
01:27:26Musik
01:27:38Die Sonne scheint viel auf der größten Kanalinsel.
01:27:42Aber auch nicht immer.
01:27:44Da hilft nur eins.
01:27:46Da habe ich mich schon die ganze Reise drauf gefreut.
01:27:49Fischenchips, ein bisschen frischer Zitrone.
01:27:52Manche machen noch Essig drauf.
01:27:54Warm und knusprig, herrlich.
01:27:56Dann ist das Wetter auch völlig egal.
01:27:58Hauptsache am Meer.
01:28:00Schön war es auf Jersey.
01:28:02Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen.
01:28:04Vielleicht haben Sie losgekriegt, hier Urlaub zu machen.
01:28:07Ich sage, take care. Bis zum nächsten Mal.
01:28:10Das esse ich ganz alleine.
01:28:13Mh.
01:28:15Copyright WDR 2021
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