- 5.7.2025
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LernenTranskript
00:00Guten Abend meine Damen und Herren, Furcht und Elend des Dritten Reiches nannte Bertolt Brecht
00:07eine Folge von Szenen unterschiedlicher Art und Länge, die er in den ersten Jahren in der
00:11Immigration nach Berichten und Zeitungsmeldungen aus dem faschistischen Deutschland geschrieben
00:16hatte. Szenen, in denen er menschliches Verhalten, menschliche Schicksale gestaltete, die Aufschluss
00:22geben über gesellschaftliche Verhältnisse. Liebe Zuschauer, ich möchte nun wieder das
00:27Wort übergeben an Hanne Hiob, eine Tochter Bertolt Brechts, die gemeinsam mit Irika Pelikowski,
00:34mit Jutta Wachowiak, Eckerhard Schall, Dieter Mann und vielen anderen in der folgenden Sendung
00:38mitwirkt. Guten Abend, Frau Hiob. Guten Abend. Nachdem Sie am vergangenen Sonntag bereits sieben
00:45Szenen aus Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches sehen konnten, möchte ich Sie heute zu
00:51weiteren sieben Episoden aus dieser 1938 abgeschlossenen Szenenfolge einladen. Für diejenigen
00:59von Ihnen, die am vergangenen Sonntag nicht dabei waren, werde ich noch einmal jene Zeilen
01:05lesen, die Brecht damals seiner Arbeit voranstellte. Die deutsche Heerschau. Als wir im fünften Jahre
01:16hörten, jener, der von sich sagt, Gott habe ihn gesandt, sei jetzt fertig zu seinem Krieg,
01:25geschmiedet, sei Tank, Geschütz und Schlachtschiff. Und es stünden in seinen Hangars Flugzeuge von
01:33solcher Anzahl, dass sie erhebend sich auf seinen Wink den Himmel verdunkeln würden. Da beschlossen
01:40wir uns umzusehen. Was für ein Volk, bestehend aus was für Menschen, in welchem Zustand, mit
01:49was für Gedanken er unter seine Fahne rufen wird. Wir hielten Heerschau.
01:56Du bist also auch Bäcker? Neuer. Ja, bist du auch? Ja. Warum haben sie dich geschnappt? Oh, ach.
02:26Weil ich nicht Kleier und Kartoffeln ins Brot gab. Und du, wie lang bist du schon hier? Zwei Jahre. Ach.
02:43Und warum bist du hier? Weil ich Kleier ins Brot gab. Das hieß nur vor zwei Jahren. Lebensmittelfälschung.
03:10Ja.
03:12Ach, ach.
03:40Herr und Frau Klimtsch lassen fragen, ob die Herrschaften zu Hause sind.
04:09Nein.
04:18Du hättest selber ans Telefon gehen sollen. Sie wissen doch, dass wir jetzt noch nicht weggegangen sein können.
04:24Wieso können wir nicht weggegangen sein?
04:25Weil es regnet.
04:26Das ist doch kein Grund.
04:29Wohin sollen wir denn gegangen sein? Das werden Sie sich doch jetzt sofort fragen.
04:33Da gibt es doch eine ganze Menge still.
04:36Warum gehen wir da nicht weg?
04:37Wo sollen wir denn hingehen?
04:43Wenn es wenigstens nicht regnete.
04:47Und wohin sollte man schon gehen, wenn es nicht regnete?
04:53Früher konnte man sich wenigstens noch mit jemandem treffen.
04:57Es war falsch, dass du nicht ans Telefon gingst.
05:05Jetzt wissen Sie, dass wir Sie nicht hier haben wollen.
05:07Und wenn Sie das wissen?
05:08Dann ist es unangenehm, dass wir uns gerade jetzt von Ihnen zurückziehen, wo alles sich von Ihnen zurückzieht.
05:13Wir ziehen uns nicht von Ihnen zurück.
05:15Warum sollen Sie da nicht herkommen?
05:16Weil mich dieser Klimsch zu Tode langweilt.
05:19Früher hat er dich nicht gelangweilt.
05:21Früher, mach mich nicht nervös mit deinem ewigen Frühjahr.
05:23Jedenfalls hättest du ihn früher nicht geschnitten, weil ein Verfahren von der Schulinspektion gegen ihn läuft.
05:28Du willst also sagen, ich bin feige?
05:34Dann ruf sie doch an und sage, wir sind eben zurückgekommen wegen des Regens.
05:45Sollen wir Lampkes fragen, ob Sie herüberkommen wollen?
05:48Damit Sie uns wieder nachweisen, dass wir nicht luftschutzfreudig genug sind.
05:52Klaus Heinrich, lass das, Herr Sidiode.
05:54Dass es heute regnen muss, ist eine Katastrophe.
06:01Aber man kann eben nicht in einem Land leben, wo es eine Katastrophe ist, wenn es regnet.
06:07Meinst du, es hat viel Sinn, mit solchen Äußerungen um sich zu werfen?
06:11In meinen vier Wänden kann ich äußern, was mir passt.
06:14Ich lasse mir nicht in meinem eigenen Heim das Wort...
06:24Müssen wir ein Mädchen haben, dessen Vater Blockwort isst?
06:36Darüber haben wir doch, denke ich, genug gesprochen.
06:40Das Letzte, was du sagtest, war, das habe seine Vorteile.
06:44Was ich alles gesagt haben soll?
06:46Sag so etwas nur deiner Mutter und wir können in den schönsten Salat kommen.
06:50So, was ich mit meiner Mutter spreche.
07:10Lassen Sie ihn, Herr Erna.
07:11Sie können ruhig gehen.
07:12Ich mache das schon.
07:13Vielen Dank, niedige Frau.
07:14Machen alle Geistlichen das?
07:26Papa!
07:27Was?
07:28Na, was hier steht.
07:33Was liest du denn?
07:38Aber unser Koffer hat gesagt, was in dieser Zeitung steht, können wir alle lesen.
07:44Es ist für mich nicht maßgebend, was der Koffenführer gesagt hat.
07:48Was du lesen kannst und was du nicht lesen kannst, entscheide ich.
08:02Hier hast du zehn Pfennig, Klaus Heinrich.
08:04Geh ihn lieber.
08:05Kauf dir was.
08:07Aber es regnet doch.
08:08Wenn diese Berichte über die Priesterprozesse nicht aufhören, werde ich die Zeitung überhaupt
08:16abbestellen.
08:17Und welche willst du abonnieren?
08:19Es steht doch in allen.
08:21Wenn in allen Zeitungen solche Schweinereien stehen, werde ich eben keine Zeitung mehr lesen.
08:27Weniger werde ich dann auch nicht wissen, was los ist auf der Welt.
08:30Es ist nicht so schlecht, wenn Sie ausräumen.
08:35Ausräumen?
08:36Das ist doch alles nur Politik.
08:38Jedenfalls geht es uns nichts an.
08:40Schließlich sind wir evangelisch.
08:41Für das Volk ist das nicht gleichgültig.
08:44Wenn es nicht mehr an eine Sakristei denken kann, ohne an diese Scheußlichkeiten zu denken.
08:49Was sollen Sie denn machen, wenn so etwas passiert?
08:51Was Sie machen sollen?
08:55Vielleicht können Sie mal vor Ihrer eigenen Türe kehren.
08:58In Ihrem braunen Haus soll auch nicht alles sauber sein, höre ich.
09:04Aber das ist ja nur ein Beweis der Gesundung unseres Volkes, Karl.
09:08Gesundung?
09:09Nette Gesundung.
09:11Wenn die Gesundheit so aussieht, ziehe ich die Krankheit vor.
09:16Du bist heute so nervös.
09:19War in der Schule was los?
09:21Was soll in der Schule schon los sein?
09:26Und sagt bitte immer nicht, dass ich nervös bin.
09:28Das macht ja erst nervös.
09:32Wir sollten nicht immer streiten, Karl.
09:34Früher?
09:35Darauf habe ich jetzt nur gewartet.
09:37Früher.
09:39Ich wünsche es weder früher noch wünsche ich es heute,
09:41dass die Fantasie meines Kindes vergiftet wird.
09:51Wo ist er denn überhaupt?
09:53Wie soll ich das wissen?
09:55Hast du ihn weggehen sehen?
09:57Nein.
09:59Ich verstehe nicht, wo er hin sein kann.
10:02Klaus Heinrich?
10:06Klaus Heinrich?
10:07Er ist wirklich weg.
10:21Warum soll er denn nicht weg sein?
10:23Aber es regnet doch in Strömen.
10:25Warum bist du denn so nervös, wenn der Junge mal weggeht?
10:31Was haben wir denn geredet?
10:34Was hat das damit zu tun?
10:37Du bist so unbeherrscht in letzter Zeit.
10:40Ich bin zwar nicht unbeherrscht in der letzten Zeit,
10:43aber selbst wenn ich unbeherrscht wäre,
10:45Was hat das damit zu tun,
10:50dass der Junge weg ist?
10:53Aber du weißt doch, dass sie zuhören.
10:55Und?
10:56Und wenn er es dann herum erzählt,
11:01du weißt doch, was sie jetzt immer hineinreden in sie in der HJ.
11:04Sie werden doch direkt aufgefordert, dass sie alles melden.
11:09Es ist komisch, dass er so still weggegangen ist.
11:12Unsinn.
11:13Hast du nicht gesehen, wann er fort ist?
11:17Er hat sich eine ganze Zeit lang hier am Fenster herumgedrückt.
11:22Wenn wir nur wüssten, was er noch mit angehört hat.
11:25Er weiß doch, was geschieht, wenn Leute angezeigt werden.
11:29Und der Junge, von dem Schmulkes erzählt haben,
11:32sein Vater soll noch immer im Lager sein.
11:35Wenn wir nur wüssten, wie lange er im Zimmer war.
11:45Das ist ja alles Unsinn.
11:47Ich kann mir nicht denken,
12:11dass er ohne ein Wort zu sagen einfach wohin geht.
12:15So ist er nicht.
12:22Vielleicht ist er beim Schulkameran.
12:24Hm.
12:25Da kann er nur beim Hummermann sein.
12:33Ich ruf an.
12:34Ich halte das Ganze für falschen Alarm.
12:44Hier ist Frau Studienrat Furke.
12:46Guten Tag, Frau Mummermann.
12:48Ist Klaus Heinrich bei Ihnen?
12:50Nein.
12:52Da kann ich mir aber gar nicht denken, wo der Junge ist.
12:55Sagen Sie, Frau Mummermann,
12:57ist das HJ-Lokal sonntagnachmittags offen?
13:00Ja?
13:03Dann will ich dort mal nachfragen.
13:20Was kann er schon gehört haben?
13:23Du hast doch über die Zeitung gesprochen.
13:24Das über das braune Haus hättest du nicht sagen dürfen.
13:30Er empfindet doch so national.
13:32Was soll ich über das braune Haus gesagt haben?
13:35Da musst du dich doch erinnern,
13:37dass dort nicht alles sauber ist.
13:39Das kann doch nicht als Angriff ausgelegt werden.
13:43Nicht alles sauber.
13:45Oder wie ich abschwächend sagte,
13:46nicht alles ganz sauber.
13:48Was schon einen Unterschied macht,
13:49und zwar einen beträchtlichen.
13:50Das ist doch wie eine spaßhafte Bemerkung
13:54volkstümlicher Art, sozusagen in der Umgangssprache.
13:58Das bedeutet nicht viel mehr,
13:59als dass sogar dort einiges wahrscheinlich nicht immer
14:02und unter allen Umständen so ist,
14:05wie es der Führer will.
14:08Den nur wahrscheinlichen Charakter brachte ich,
14:11übrigens mit voller Absicht,
14:13dadurch zum Ausdruck,
14:14dass ich, wie ich mich deutlich erinnere,
14:15formulierte,
14:16es soll dort ja auch nicht alles
14:18ganz, ganz im abschwächenden Sinne gebraucht,
14:21sauber sein.
14:22Soll sein, nicht ist.
14:25Ich kann nicht sagen,
14:26dass dort etwas nicht sauber ist.
14:28Dafür fehlt jeder Beweis.
14:31Wo Menschen sind,
14:32gibt es Unvollkommenheit.
14:35Mehr habe ich nicht angedeutet,
14:36und auch das nur in abgeschwächtester Form.
14:41Und überdies hat der Führer selber
14:43bei einer gewissen Gelegenheit
14:44seine Kritik in dieser Richtung
14:45ungleich schärfer formuliert.
14:47Ich verstehe dich nicht.
14:50Mit mir musst du da nicht so sprechen.
14:53Ich wollte, ich müsste es nicht.
14:55Ich bin mir nicht sicher,
14:56was du selber überall herumquatscht,
14:58von dem, was hier zwischen diesen Wänden
14:59mal in der Erregung
15:00vielleicht gesagt werden mag.
15:03Wohlverstanden,
15:03ich bin weit entfernt,
15:05dich irgendwelcher leichtfertiger Aussteuung
15:07gegen deinen Mann zu bezichtigen.
15:09Genau wie ich von dem Jungen
15:10keinen Augenblick annehme,
15:11dass er etwas gegen seinen eigenen Vater
15:12unternehmen könnte,
15:13aber zwischen übel tun
15:14und es wissen,
15:16ist ja leider ein gewaltiger Unterschied.
15:19Jetzt hör aber auf.
15:20Pass lieber auf deine Zunge auf.
15:23Die ganze Zeit zerbreche ich mir schon
15:24den Kopf darüber,
15:24ob du das,
15:25dass man in Hitler-Deutschland
15:26nicht leben kann,
15:28vor oder nachdem
15:29über das braune Haus gesagt hast.
15:30Das habe ich überhaupt nicht gesagt.
15:32Du tust ja schon direkt,
15:33dass er echt die Polizei.
15:35Ich zermarte mich doch nur,
15:36was der Junge gehört haben kann.
15:37Und das Wort Hitler...
15:39Hitler-Deutschland
15:40stammt überhaupt nicht
15:41aus meinem Sprachschatz.
15:43Und das mit dem Blockwart?
15:44Und das in den Zeitungen
15:46lauter Lügen stehen?
15:47Und was du neulich
15:48über den Luftschutz gesagt hast,
15:49der Junge hört ja überhaupt
15:50nichts Positives.
15:52Das ist überhaupt nicht gut
15:53für ein jugendliches Gemüt,
15:54das dadurch nur zersetzt wird,
15:55wo der Führer immerfort betont,
15:57Deutschlands Jugend
15:58des Deutschlands Zukunft.
16:01Der Junge ist ja wirklich
16:02eigentlich nicht so,
16:07dass er einfach hinläuft
16:08und einen anzeigt.
16:14Mir ist ganz übel.
16:15Aber rachsüchtig ist er.
16:18Wofür sollte er denn Rache nehmen?
16:20Du weißt, der Teufel,
16:21da gibt es doch immer was.
16:22Vielleicht, weil ich ihm
16:23seinen Laubfrosch weggenommen habe.
16:27Das ist doch schon eine Woche her.
16:29Aber so was merkt er sich.
16:30Warum hast du ihn ihm auch weggenommen?
16:32Weil er ihm keine Fliegen fing,
16:33er ließ ihn verhungern.
16:34Hat doch aber wirklich zu viel zu tun.
16:36Dafür kann doch der Frosch nichts.
16:37Er hat schon gar nicht mehr
16:39darüber geredet.
16:41Und ich habe ihm doch eben
16:42erst zehn Pfennig gegeben.
16:43Er kriegt doch alles,
16:44was er will.
16:45Das ist Bestechung.
16:47Na, was meinst du damit?
16:48Sie werden doch sofort sagen,
16:50wir haben versucht,
16:51ihn zu bestechen,
16:52damit er seinen Mund hält.
16:57Was meinst du denn,
16:58dass sie dir machen können?
17:04Na, alles.
17:07Da gibt es doch keine Grenzen.
17:11Großer Gott.
17:13Und da soll man Lehrer sein.
17:16Erzieher der Jugend.
17:19Furcht habe ich vor ihr.
17:22Aber gegen dich liegt doch nichts vor.
17:25Gegen alle liegt was vor.
17:27Alle sind verdächtig.
17:28Es genügt doch schon,
17:30dass der Verdacht besteht,
17:31dass einer verdächtig ist.
17:33Ein Kind ist doch kein zuverlässiger Zeuge.
17:36Ein Kind weiß doch überhaupt nicht,
17:37was es daherredet.
17:38Was sagst du?
17:40Aber seit wann brauchen sie einen Zeugen?
17:43Für irgendwas?
17:46Können wir nicht ausdenken,
17:47was du gemeint haben kannst
17:49bei deinen Bemerkungen?
17:50Ich meine,
17:52er hat dich dann eben missverstanden.
17:55Was kann ich denn gesagt haben?
17:58Ich kann mich auch nicht erinnern.
18:03An allem ist dieser verdammte Regenschutt.
18:06Man wird dem missmutig.
18:12Schließlich bin ich doch der Letzte,
18:13der etwas gegen den seelischen Aufschwung äußern wurde,
18:16den das deutsche Volk heute erlebt.
18:17Ich habe schon Ende 1932
18:21das Ganze vorausgesagt.
18:23Karl, wir haben nicht die Zeit,
18:24jetzt darüber zu sprechen.
18:24Wir müssen uns alles genau zurechtlegen.
18:26Und zwar sofort.
18:26Wir dürfen keine Minute verlieren.
18:29Ich kann das mir nicht denken
18:30von Klaus Heinrich.
18:34Also zuerst das mit dem Braunhaus
18:36und den Schweinereien.
18:38Ich habe doch kein Wort
18:39von Schweinereien gesagt.
18:40Du hast gesagt,
18:41die Zeitung ist voll von Schweinereien
18:42und du willst sie abbestellen.
18:43Ja, die Zeitung,
18:44aber nicht das braune Haus.
18:45Kannst du nicht gesagt haben,
18:47dass du diese Schweinereien
18:50in den Sakristeien missbilligst
18:54und dass du
18:56für durchaus möglich hältst,
18:58dass es diese Leute,
18:59die heute vor Gericht stehen waren,
19:02die seinerzeit
19:03die Gräuelmärchen
19:04über das braune Haus
19:05und dass dort nicht alles
19:06sauber sein sollte,
19:07aufgebracht haben
19:08und dass sie lieber schon damals hätten
19:09vor ihre eigene Tür kehren sollen.
19:11Und überhaupt.
19:12Hast du dem Jungen gesagt,
19:13lass das Radio
19:14und nimm dir lieber die Zeitung vor,
19:16weil du auf dem Standpunkt stehst,
19:18dass die Jugend im Dritten Reich
19:19mit klaren Augen betrachten soll,
19:20was um sie herum vorgeht.
19:21Das hilft ja alles nichts.
19:24Karl, du darfst jetzt nicht
19:25den Kopf sinken lassen.
19:26Du musst stark sein.
19:28Wie ist der Führer immer...
19:29Ich kann doch nicht
19:29vor die Schranken des Gerichts treten
19:31und auf dem Zeugenstand
19:33steht mein Eigenfleisch und Blut
19:35und zeugt wieder mich.
19:39Ach, so musst du das nicht nehmen.
19:44Der Verkehr mit dem Klimmschwein
19:45großer Leichtsinn.
19:48Dem ist so gar nichts passiert.
19:50Ja, aber die Untersuchung schwebt schon.
19:52Und wenn alle,
19:53über die irgendwann eine Untersuchung geschwebt hat,
19:55verzweifeln wollten.
19:59Meinst du, der Blockwart hat was gegen uns?
20:03Du meinst, wenn bei ihm recherchiert wird?
20:05Ich habe zu seinem Geburtstag
20:06eine Kiste Zigarren bekommen
20:07und das Neujahrsgeld war auch reichlich.
20:10Gaufs nebenan haben 15 mal gegeben.
20:13Nun, die haben aber noch 32 den Vorwärts gelesen.
20:16Und noch im Mai 33
20:18haben sie schwarz-weiß-rot geflaggt.
20:25Das Telefon.
20:26Soll ich leben?
20:29Gehen?
20:31Ich weiß nicht.
20:33Wer kann da anrufen?
20:35Wart noch mal ab.
20:37Wenn es noch mal klingelt,
20:38kannst du ja hingehen.
20:46Das ist doch kein Leben.
20:48Karl!
20:48Karl!
20:48Einen Judas
20:54hast du mir geboren.
20:57Da sitzt er bei Tisch
20:58und horcht,
21:00während er die Suppe löffelt,
21:01die wir ihm hingestellt haben
21:02und merkt sich alles,
21:05was seine Erzeuger sagen.
21:07Der Spitze.
21:09Oh nein.
21:12Das darfst du nicht sagen.
21:13Meinst du, wir sollen irgendwelche Vorbereitungen treffen?
21:27Meinst du, dass sie
21:28gleich mitkommen?
21:31Das ist doch möglich.
21:42Vielleicht soll ich mal ein eisernes Kreuz anlegen.
21:46Auf jeden Fall, Karl.
21:47Aber in der Schule liegt doch nichts gegen dich vor.
22:09Wie soll ich das wissen?
22:12Ich bin ja bereit, alles zu lehren,
22:13was sie gelehrt haben wollen,
22:14aber was wollen sie gelehrt haben?
22:18Wenn ich das nur immer wüsste.
22:20Was weiß ich, wie sie wollen,
22:21dass Bismarck gewesen sein soll,
22:22wenn sie so langsam
22:23die neuen Schulbücher herausbringen.
22:24Kannst du nicht dem Dienstmädchen
22:26noch zehn Mark geben?
22:27Die horcht auch immer.
22:28Und das Hitlerbild,
22:28sollen wir es über deinen Schreibtisch hängen?
22:30Das sieht besser aus.
22:31Ja, mach das.
22:41Aber wenn der Junge dann sagt,
22:42wir haben es eigens umgehängt,
22:43das würde auf Schuldbewusstsein schließen lassen.
22:52Ist da nicht eben die Tür gegangen?
22:54Ich habe nichts gehört.
22:55Doch.
22:56Karl!
22:58Ich will dir nicht die Nerven,
22:59pack mir etwas Wäsche rein.
23:01Nein.
23:10Was habt ihr denn?
23:11Was habt ihr denn?
23:13Wo warst du?
23:16Hast du nur Schokolade gekauft?
23:19Was denn sonst?
23:20Klar.
23:20Mein Störs hat die Valt.
23:39Mein Störs hat die Valt.
23:40Wir stehen mitten im Getriebe.
24:09Der Schwungräder und Treibriemen,
24:11der Schwungräder und Treibriemen,
24:13umgeben von emzig und unverdrossen arbeitenden Volksgenossen,
24:18die das Ehrege dazu beitragen,
24:20dass unser liebes Vaterland mit all dem versehen wird,
24:24was es braucht.
24:25Wir sind heute Vormittag in der Spinnerei Fuchsangehen.
24:28Und wie wohl die Arbeit schwer ist und jeden Muskel anspannt,
24:35sehen wir um uns lauter freudige und fröhliche Gesichter.
24:40Aber wir wollen unsere Volksgenossen selber sprechen lassen.
24:44Sie sind jetzt einundzwanzig Jahre im Betrieb, Herr Sedlmeier.
24:56Sedlmeier.
24:57Herr Sedlmeier, wie kommt es, dass wir um uns lauter so freudige und unverdrossene Gesichter sehen?
25:04Die machen ja immer Witze.
25:12So geht unter munteren Scherzworgen die Arbeit leicht von der Hand wie
25:16Der Nationalsozialismus kennt keinen lebensfeindlichen Pessimismus, meinen Sie.
25:23Früher war das anders, wie?
25:24Ja, ja.
25:25In der Systemzeit gab es für die Arbeiter nichts zu lachen.
25:30Meinen Sie, da hieß es, wofür arbeiten wir?
25:35Ja, da gibt es schon einige, die das sagen.
25:37Wie meinen Sie?
25:39Ach, Sie deuten auf die Meckere hin, die es immer mal zwischendurch gibt.
25:45Wenn Sie auch immer weniger werden, weil Sie einsehen, dass alles nicht hilft.
25:50Sondern alles aufwärts geht im Britenreich, seitdem wieder eine starke Hand da ist.
25:56Das wollen Sie doch auch sagen, Fräulein.
26:02Schmitt.
26:04Fräulein Schmitt.
26:06An welchem unserer stehlenden Maschinengiganten arbeiten denn Sie?
26:11Und da ist auch die Arbeit bei der Ausschmückung des Arbeitsraumes, die uns viel Freude bereitet.
26:25Das Führerbild ist aufgrund einer freiwilligen Spende zustande gekommen und sind wir sehr stolz darauf.
26:29Wie auch auf die Geranienstöcke, die eine Farbe in das Grau unseres Arbeitsraumes hineinzaubern.
26:34Eine Anrufung von Fräulein Kinzer.
26:36Da schmücken Sie also Ihre Arbeitsstätte mit nun.
26:39Den lieblichen Kindern des Feldes.
26:44Und sonst ist wohl auch allerhand anders geworden im Betrieb, seit sich Deutschlands Geschick gewendet hat, Fräulein Schmitt.
26:53Waschräume.
26:58Die Waschräume sind ein Gedanke des Herrn Direktor Beuschner persönlich, wofür wir recht herzlichen Dank abstatten möchten.
27:04Wer will, kann sich in den schönen Waschräumen waschen, wenn es nicht zu viel sind und Gedränge.
27:08Da will wohl jeder zuerst dran, wie? Da gibt es immer ein lustiges Gewalge, was?
27:13Es sind nur sechs Hähne für 552. Da ist immer ein Kraken. Manche sind unverschämt.
27:20Aber alles geht im Besten Einvernehmen vor sich. Und jetzt will uns noch Herr, wie ist doch gleich der Name, etwas sagen.
27:32Mahn.
27:34Mahn also. Herr Mahn.
27:36Wie ist das nun, Herr Mahn?
27:40Haben die vielen Neueinstellungen im Betrieb sich auf den Geist der Arbeitskollegen ausgewirkt?
27:49Wie meinen Sie das?
27:50Ich meine, freut ihr euch, dass wieder alle Räder sich drehen und alle Hände Arbeit haben?
28:00Jawohl.
28:01Und dass jeder am Ende der Woche seine Lohntüte nach Hause nehmen kann, das wollen wir doch auch nicht vergessen.
28:08Nein.
28:08Das war doch nicht immer so.
28:13In der Systemzeit musste so mancher Volksgenosse den bitteren Gang zur Wohlfahrt antreten und sich mit einem Almosen abfinden.
28:2218 Mark 50, Abzüge keine.
28:25Das ist ein famoser Witz. Da war nicht viel abzuziehen.
28:32Nein, jetzt ist es mehr.
28:38So sind alle wieder zu Arbeit und Brot gekommen im Dritten Reich. Das wollten Sie doch auch sagen, Herr, wie war doch gleich der Name?
28:47Kein Rat steht mehr still. Kein Arm braucht mehr zu rosten in Deutschland Adolf Hitlers.
28:55In freudiger Zusammenarbeit gehen die Arbeiter der Stirn und der Arbeiter der Faust an den Wiederaufbau unseres lieben deutschen Vaterlandes, Heil Hitler.
29:13Er muss gleich da sein.
29:28Eigentlich wisst ihr doch gar nichts gegen ihn.
29:48Wir wissen nur, dass er aus dem KZ entlassen worden ist.
29:53Aber warum es traut ihr ihm dann?
29:56Es ist zu viel vorgekommen.
30:00Man setzt ihn zu sehr zu drin.
30:04Aber wie soll er sich da wieder ausweisen?
30:07Wir können schon feststellen, wo er steht.
30:10Das kann aber dauern.
30:11Und dabei kann er der beste Genosse sein.
30:19Das kann er.
30:22Da muss es schrecklich für ihn sein.
30:23Wenn er sieht, alle misstrauen ihm.
30:25Er weiß, das ist nötig.
30:28Trotzdem.
30:30Jetzt höre ich was.
30:35Er fähigt raus während des Gesprächs.
30:37Guten Tag, Max.
31:02Wollen Sie eine Tasse Kaffee mit uns trinken?
31:04Wir trinken gerade.
31:04Wenn es keine Arbeit macht.
31:08Ihr habt einen neuen Schrank?
31:12Eigentlich ist es ein Alter.
31:14Für 11,50 Mark.
31:16Der andere ist zusammengefallen.
31:17Aha.
31:21Ist was los in den Straßen?
31:24Sie sammeln eben.
31:26Wir könnten ganz gut einen Anzug für die brauchen.
31:29Ich habe doch Arbeit.
31:31Aber deswegen können wir doch einen Anzug für dich brauchen.
31:36Da wird keinen Unsinn.
31:39Arbeit oder nicht.
31:40Brauchen kann jeder was.
31:41Ja.
31:43Hast du schon Arbeit?
31:47Ich soll kriegen.
31:50Bei Siemens?
31:52Ja.
31:54Oder woanders.
31:55Das ist ja jetzt nicht mehr so schwer.
32:00Nein.
32:17Wie lange warst du jetzt drin?
32:19Halbes Jahr.
32:20Hast du jemanden drinnen getroffen?
32:27Ich kannte keinen.
32:31Sie bringen sich jetzt immer in ganz verschiedene Lager.
32:36Man kann nach Bayern kommen.
32:41Aha.
32:42Herr Rausen ist nicht sehr viel verändert?
32:52Nicht sonderlich.
32:55Wir leben hier ganz still für uns.
33:00Willi trifft kaum mal mehr jemand von seinen alten Kollegen, nicht Willi?
33:03Ja.
33:05Verkehr haben wir wenig.
33:07Die Kehrichton habt ihr wohl immer noch nicht aus dem Flur gekriegt.
33:10Ach, wissen Sie das noch?
33:12Ja.
33:14Er sagt, er hat keinen anderen Platz dafür.
33:21Ich nehme nur einen Schluck.
33:24Ich will nicht lange bleiben.
33:26Hast du was vor?
33:30Die Selma hat mir gesagt,
33:32ihr habt nach ihr gesehen, als sie lag.
33:35Schönen Dank.
33:37Da ist nichts zu danken.
33:38Wir hätten ihr gesagt, sie soll mal öfters herüberkommen abends.
33:46Aber
33:46wir haben ja nicht mal Radio.
33:50Und was man da hört, steht ja doch in der Zeitung auch.
33:55Viel steht nicht drin in der Mottenpost.
33:57Aber ebenso viel wie im Völkischen steht da auch.
34:00Und im Völkischen steht so viel wie in der Mottenpost.
34:03wie?
34:05Wie?
34:07Ich lese nicht so viel am Abend.
34:10Zu müde.
34:10Aber was haben Sie denn da an der Hand?
34:20Die ist ja ganz verschrumpft und zwei Finger weg.
34:22Dann bin ich gefallen.
34:31Gut, dass es die Linke ist.
34:33Ja.
34:35Das ist noch ein Glück.
34:41Ich hätte dich gern gesprochen.
34:44Nichts für ungut, Frau Mann.
34:47Ja.
34:49Sicher.
34:50Ja.
34:50Ich hätte nur noch den Herd aufzuräumen.
34:59Wir wollen gleich nach dem Essen weg.
35:20Ist die Selma wieder in Ordnung?
35:30Die Hüfte nicht.
35:33Sie verträgt das Waschen nicht.
35:36Sag mal.
35:41Ob man mal auf den Alex sollte vor dem Essen?
35:44Wegen dem Rummel mit dem Sammeln.
35:45Das könnten wir doch.
35:49Nicht?
35:50Sicher.
35:53Du.
35:55Willi.
36:00Ich bin immer noch der Alte.
36:03Klar.
36:05Vielleicht machen Sie Musik auf dem Alex.
36:08Mach dich mal fertig, Anna.
36:09Kaffee haben wir getrunken.
36:11Ich fahre noch mal ein bisschen durch das Haar.
36:13Kaffee.
36:32Ich bin stabil.
36:33Stad.
36:35Lass uns gehen.
36:35Okay.
36:36Also, komm, Max.
36:46Ich will dir nur noch eines sagen.
36:49Ich finde es ganz richtig.
36:53Ja.
36:54Dann gehen wir also.
37:06Er hat immer noch keine.
37:19Seine Alte kauft ihm keine.
37:22Sie muss doch wissen, dass er da geschunden wird.
37:24Wenn sie den Zaster nicht hat,
37:27wohin der dicke Sosho im Stuhl hat.
37:28Er lernt wieder das Mahnwort.
37:38Jetzt lernt er seit fünf Wochen.
37:40Bin mit zwei Stufen.
37:43Er kann es doch schon haben.
37:44Bleibt doch nur stecken, weil er furcht hat.
37:47Das ist doch mal scheißig komisch nicht.
37:49Zum Platzen.
37:51Kannst du, Shira?
37:51Der Dicke schleift ihn nur, weil er keine Gasmaske hat.
38:00Er sagt, weil er nicht mit ihm ins Kino gegangen ist.
38:03Das hab ich auch gehört.
38:05Glaubt ihr das?
38:07Möglich ist es.
38:09Ich ging ja auch nicht mit dem Dicke ins Kino.
38:12Doch an mich traut er sich ja nicht dran.
38:15Mein Alter würde einen schönen Spektakel machen.
38:17So, mach dir Dicke.
38:21Heide Hitler.
38:31Heide Hitler.
38:35Abzählen.
38:36Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, zehn, acht, neun, zehn, fünf, zwölf, durch.
38:43Gehen.
38:45Auf.
38:51Gehen.
38:52Gehen.
38:53Gehen.
38:54Gehen.
38:55Gehen.
38:56Gehen.
38:57Gehen.
38:58Gehen.
38:59Gehen.
39:00Gehen.
39:01Gehen.
39:02Gehen.
39:03Gehen.
39:04Gehen.
39:05Gehen.
39:06Gehen.
39:07Gehen.
39:08Gehen.
39:09Gehen.
39:10Gehen.
39:11Gehen.
39:12Gehen.
39:13Gehen.
39:14Gehen.
39:15Gehen.
39:16Gehen.
39:17Gehen.
39:18Gehen.
39:19Gehen.
39:20Zuerst das Mahnwort.
39:30Wer sagt uns denn das auf?
39:38Pschirap!
39:41Du kannst es so schön.
39:50Kannst du es, du Hauptkünstler?
39:53Jawohl, Scharführer.
39:54Dann loslegen. Erste Strophe.
39:57Lern, dem Tod ins Auge blicken, ist das Mahnwort unserer Zeit.
40:01Wird man dich ins Feld einschicken, bist du gegen jede Furcht gefeiert.
40:05Bist ja nur nicht in die Hose. Weiter. Zweite Strophe.
40:12Und dann schieße, steche, schlage. Das erfordert unser...
40:17Und dann schieße, steche, schlage. Das erfordert unser...
40:25Du hast also wieder nicht gelernt.
40:28Jawohl, Scharführer!
40:36Du lernst wohl was anderes zu Haus. Wie?
40:40Weitermachen!
40:42Das erfordert unser...
40:47Sieg!
40:51Sei ein Deutscher!
40:54Ohne Klage...
40:56Ohne Klage...
40:59Sei ein Deutscher ohne Klage, dafür stirb...
41:02Dafür stirb...
41:04Und dafür gib!
41:07Als ob das schwer wär.
41:17Und dafür gib!
41:20Das erfordert unser...
41:22Und dafür gibt's noch nicht.
41:30Das erfordert unser...
41:32Und dafür gibt's noch nicht.
41:35Die Welt befindet uns...
41:36So, Mutter, das schickt Ihnen der Führer.
41:47Damit Sie nicht sagen können, er sorgt nicht für Sie.
41:52Dankeschön.
41:55Dankeschön.
42:06Und ein Brief vom Führer mit was drinnen.
42:30Machen Sie mal auf.
42:31Fünf Mark.
42:38Was sagst du jetzt, Erna?
42:40Winterhilfe.
42:45Da müssen Sie aber auch ein Äpfelchen nehmen, junger Mann.
42:50Und Sie auch, weil Sie das gebracht haben und sind die Stiegen hochgeklettert.
42:55Was anderes habe ich ja nicht da.
42:58Und ich nehme auch einen.
43:01Ja, nimm doch auch einen, Erna. Steh nicht so rum.
43:11Jetzt siehst du doch, dass es nicht so ist, wie dein Mann sagt.
43:15Wie sagt er denn?
43:19Gar nichts sagt er.
43:21Die alte Katsch bloß.
43:22Nein, ist nur so geredet von ihm. Nichts Schlimmes.
43:28Wissen Sie, was eben alle so reden, dass die Preise ein bisschen hochgegangen sind in letzter Zeit.
43:36Und sie hat es auch tatsächlich aus ihrem Haushalt ausgerechnet, dass sie 123 Merker mehr gebracht hat für Essen in diesem Jahr als im vorigen.
43:48Nicht, Jana?
43:49Ach, das wäre nur, weil es so aufgerüstet wird. Nichts?
44:04Was ist denn?
44:06Habe ich was gesagt?
44:07Wo verwahren Sie denn das Haushaltungsbuch, junge Frau?
44:15Und wem zeigen Sie denn das Haushaltungsbuch alles?
44:20Es liegt nur zu Hause.
44:22Ich zeige es niemand.
44:24Das können Sie doch nicht übel nehmen, dass Sie ein Haushaltungsbuch führt.
44:29Nicht?
44:30Und dass Sie Gräuel-Märchen verbreitet. Das können wir ja auch nicht übel nehmen.
44:35Was?
44:37Und dass sie besonders laut Heil Hitler gerufen hätte bei unserem Eintritt, habe ich auch nicht gehört.
44:43Hast du?
44:45Aber sie hat Heil Hitler gerufen.
44:48Und ich sage es auch. Heil Hitler.
44:52Das ist ja ein nettes Marxisten-Nest, wo wir da reingestochen haben, Albert.
44:56Das Haushaltungsbuch müssen wir uns mal näher bequicken.
45:02Kommen Sie gleich mit uns, wo Sie wohnen.
45:04Aber Sie ist doch im dritten Monat.
45:07Sie können doch nicht...
45:10Bitte, das tun Sie doch nicht.
45:12Wo Sie das Paket gebracht haben und die Äpfel angenommen haben, Erna.
45:17Sie hat Heil Hitler gerufen.
45:20Was soll ich nur machen?
45:26Heil Hitler!
45:28Heil Hitler!
45:30Heil...
45:31Bo...
45:33Be...
45:35Be...
45:35Be...
45:36Hitler...
45:37Hitler...
45:39Wir danken uns der Bürger!
45:49Wir danken uns der Bürger!
46:09Sagen Sie, gibt es wirklich was? Danach quälen Sie sich denn mit Zweifeln?
46:29In den letzten Tagen hat er immer gesagt, es wird zu viel geredet und versprochen.
46:33Was soll man da glauben? Sie dürfen es ihm nicht übeln, Herr Pfarrer.
46:37Danach gibt es das ewige Leben.
46:40Und das ist besser?
46:42Ja.
46:44Das muss es auch sein.
46:46Er hat sich so gefrettet, wissen Sie?
46:49Glauben Sie mir, Gott weiß das.
46:52Meinen Sie?
46:57Da oben kann man dann vielleicht auch wieder das Maul aufmachen.
47:04Wie?
47:07Es steht geschrieben, der Glaube versetzt Berge.
47:14Sie müssen glauben, es wird Ihnen leichter dann.
47:18Sie dürfen nicht meinen, Herr Pfarrer, dass es ihm am Glauben fehlt.
47:21Er hat immer das Abendmahl genommen.
47:24Der Herr Pfarrer meint, du glaubst gar nicht.
47:27Aber du glaubst doch nicht.
47:30Da ist doch sonst nichts.
47:37Was meinen Sie damit?
47:39Da ist doch sonst nichts.
47:42Da ist doch sonst nichts.
47:47Nicht.
47:47Ich meine, wenn es irgendetwas gegeben hätte.
47:55Aber was hätte es denn geben sollen?
48:00Irgendwas.
48:01Aber Sie haben doch Ihre liebe Frau und Ihren Sohn gehabt.
48:07Ich meine, wenn es etwas los gewesen wäre,
48:36im Leben.
48:40Ich verstehe Sie vielleicht nicht ganz.
48:43Sie meinen doch nicht, dass Sie nur glauben,
48:45weil Ihr Leben mühsam und Arbeit gewesen ist.
48:47Und wird es jetzt besser für die?
48:58Sie meinen für die Jugend.
49:05Ja, das hoffen wir.
49:07Wenn wir eine Motorkutter hätten.
49:17Aber mach dir doch nicht noch Sorgen.
49:19Sie sollten jetzt nicht an solche Dinge denken.
49:21Ich muss.
49:22Wir kommen doch durch.
49:28Aber vielleicht gibt es Krieg.
49:29Red doch jetzt nicht davon.
49:36In der letzten Zeit hat er immer mit dem Jungen über den Krieg geredet.
49:40Sie sind aneinander geraten darüber.
49:42Er glaubt nicht an den Aufstieg.
49:44Sagen Sie, will der da oben denn, dass es Krieg gibt?
49:54Es heißt, selig sind die Friedfertigen.
49:59Aber wenn es Krieg gibt.
50:02Der Führer will keinen Krieg.
50:05Wenn es also Krieg gibt.
50:07Sei still jetzt.
50:11Sagen Sie, dem das, von den Friedfertigen.
50:18Wir stehen alle in Gottes Hand.
50:27Vergessen Sie das nicht.
50:30Sagen Sie es ihm.
50:32Aber der Herr Pfarrer kann doch nichts gegen den Krieg machen.
50:34Sei doch vernünftig.
50:36Darüber soll man gar nicht reden in diesen Zeiten.
50:38Nicht, Herr Pfarrer?
50:42Sie wissen doch,
50:44wir sind alle Schwindler.
50:48Ich kann für mein Boot
50:49kein Motor kaufen.
50:52In Ihre Flugzeuge
50:53bauen Sie Motoren ein.
50:57Für den Krieg.
51:00Für die
51:00Schlechterei.
51:04Und ich
51:04kann bei Unwetter nicht hereinkommen.
51:08Weil ich keinen Motor habe.
51:11Diese
51:12Schwindler.
51:14Krieg machen Sie.
51:22Das müssen Sie nicht hören.
51:24Er weiß nicht mehr, was er sagt.
51:26Beruhigen Sie sich doch, Herr Glasen.
51:35Sagen Sie ihm das
51:37von den Friedfertigen?
51:39Er kann es selber lesen.
51:49Es steht in der Bergpredigt.
51:52Er sagt,
51:54das ist alles von einem Juden
51:56und gilt nicht.
51:59Aber fang doch nicht wieder damit an.
52:01Er meint es doch nicht so.
52:02Das hört er eben
52:04bei seinen Kameraden.
52:05Ja.
52:07Gilt es nicht.
52:12Bring den Herrn Pfarrer
52:13nicht ins Unglück, Hannes.
52:16Du sollst ihn das nicht fragen.
52:18Warum soll er ihn nicht fragen?
52:22Gilt es
52:22oder nicht?
52:24In der Schrift
52:32steht auch
52:33Gebt Gott,
52:36was Gottes ist
52:37und dem Kaiser,
52:42was des Kaisers ist.
52:43Gebt es auch.
53:11Amen.
53:12Vielen Dank.
53:42Vielen Dank.
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