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  • 1.7.2025
Der Drogenmissbrauch in Nigeria hat schon jetzt epidemische Ausmaße. Eine synthetische Droge heizt die Krise weiter an: Kolos. Es ist günstiger als Marihuana, aber auch um ein vielfaches gefährlicher.

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Transkript
00:00Hai werden. In diesem Viertel von Lagos ist das ziemlich einfach.
00:06Drogen gibt es an fast jeder Straßenecke, besonders dort, wo sich viele junge Leute aufhalten.
00:13Wir filmen mit versteckter Kamera, wie Dealer illegale Drogen anbieten.
00:17Was ist das? Laut, laut.
00:21Laut ist eine relativ teure Marihuana-Sorte. Dieses kleine Tütchen kostet 25.000 Naira, etwa 15 Euro.
00:28Auch im Angebot Coloss, eine synthetische Droge. Marihuana nachempfunden, sie ist deutlich günstiger.
00:36Wie viel kostet ein Tütchen? 1K. 1.000? Ja, umgerechnet sind das etwa 50 Cent.
00:44Was ist der Unterschied zu Marihuana? Ist es stärker? Ja.
00:50Was er nicht sagen kann, woraus Coloss eigentlich besteht.
00:53Es ist ein Drogencocktail, versetzt mit Chemikalien und jede Charge ist anders.
00:59Die Wirkung unvorhersehbar.
01:02Man sieht hier oft Schilder, die vor dem Verkauf oder Konsum illegaler Drogen warnen.
01:08Doch sie verweisen auf ein viel größeres Problem.
01:11Rund 14 Millionen Nigerianer kämpfen mit Drogenabhängigkeit.
01:16Besonders gefährdet sind junge Menschen unter 25.
01:1814 Millionen ist die offizielle Schätzung der Regierung.
01:25Viele Experten glauben, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher ist.
01:29Die Behörden behaupten, sie gingen verstärkt gegen den Verkauf synthetischer Drogen wie Coloss vor.
01:35Doch ein Dealer, wir nennen ihn Tunde, sagt, die Polizei verdient oft mit.
01:39Die Polizei profitiert von uns. Jeden Freitag geben wir ihnen Geld.
01:465000 Naira. Je nachdem, wie gut das Geschäft läuft, dann lassen sie uns in Ruhe.
01:51Das schmälere seinen Gewinn erheblich, sagt Tunde.
01:54Am Ende eines durchschnittlichen Monats blieben ihm etwa 100 Euro.
01:58Heißt, jeder Kunde zählt, egal wie alt.
02:01Ich fühle mich schlecht, aber wegen der Lage hier habe ich keine Wahl.
02:06Ich muss mehr Drogen verkaufen, um mehr Geld zu verdienen.
02:10Coloss und andere synthetische Drogen werden unter Nigerias Jugendlichen immer beliebter.
02:16Sie werden in sozialen Medien verherrlicht und sogar in professionellen Musikvideos.
02:21Vor der Kamera will niemand zugeben, dass er Drogen nimmt.
02:30Aber jeder hat eine Erklärung, warum andere es tun.
02:33Weil sie sich zu viele Gedanken machen, wegen familiärer Probleme oder Depressionen.
02:39Erstens, fehlende elterliche Fürsorge.
02:42Zweitens, es gibt keine Jobs im Land.
02:45Drittens, es herrscht Hunger.
02:47Wir zeigen unser Material einem Berater der Drogenhilfe.
02:53Ihm fällt sofort etwas auf.
02:56Da schauen junge Leute zu.
02:59Wenn sie sehen, mein Onkel nimmt das, mein Bruder nimmt das, warum sollte ich es nicht auch probieren?
03:05Also probieren sie es.
03:06Und so geht es immer weiter und weiter und verbreitet sich immer mehr.
03:10Und die Konsumenten werden immer jünger.
03:11Dokun Adedeche hilft Menschen in Nigeria seit mehr als 30 Jahren, von Drogen loszukommen.
03:19Er hat viel gesehen.
03:20Aber synthetische Drogen wie Kolos seien eine neue, viel größere Bedrohung.
03:25Viele dieser Chemikalien enthalten Schwermetalle.
03:28Sie schädigen lebenswichtige Organe, die Niere, die Leber.
03:32Und sie greifen das Gehirn an.
03:34Sie nehmen dir die Fähigkeit, ein Mensch zu sein.
03:37Tunde hat einen sechsjährigen Sohn.
03:41Er sagt, er würde sofort aufhören, Drogen zu verkaufen, wenn er das Schulgeld anders bezahlen könnte.
03:47Ich habe Fliesenleger gelernt, ich bin Fliesenleger.
03:50Aber es gibt keine Jobs in der Stadt.
03:52So bin ich ins Drogengeschäft gerutscht, um meine Familie, meine Geschwister und mein Kind zu ernähren.
03:57Tunde wird weiter Drogen wie Kolos verkaufen.
04:03Und damit das Risiko vergrößern, dass auch Nigerias nächste Generation, zu der auch sein eigener Sohn gehört,
04:09in den gefährlichen Kreislauf der Abhängigkeit gerät.
04:12Vielen Dank.

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