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  • 3.7.2025
Die EU investiert Millionen in Moldaus marode Eisenbahn. Ziel ist die Modernisierung der Bahninfrastruktur und der Ausbau von Grenzübergängen nach Rumänien und in die Ukraine. So sollen Wirtschaft und regionale Anbindung gestärkt werden.

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Transkript
00:00Auf den Zugführer warten kaum Fahrgäste im Hauptbahnhof in der moldauischen Stadt Kichinjau.
00:10Der Bahnhof ist renoviert, aber menschenleer. In der Republik Moldau ist Zugfahren komplett out.
00:17Kaum jemand nutzt hier die Bahn. Und es gibt auch nur eine Handvoll Zugverbündungen pro Tag.
00:23Die Fahrt ist eine Wackelpartie, denn die Gleise sind alt, die Schwellen oft marode.
00:30Die Loks fahren im Durchschnitt nur 37 Kilometer pro Stunde. Viele Strecken enden einfach in nirgendwo, andere sind stillgelegt.
00:39Die Löhne für die Mitarbeiter werden oft monatelang nicht ausgezahlt. Sie machen trotzdem weiter.
00:46Ich denke, wir werden schon wieder auf die Beine kommen.
00:52Beim Transport gibt es natürlich den Autoverkehr. Der ist moderner und schneller.
00:58Da hinken wir natürlich hinterher.
01:035.30 Uhr. Abfahrt im Eisenbahndepot Kichinjau.
01:08Der Dieselmotor wird gestartet. Der Zug ist gebraucht, gekauft aus Kasachstan, finanziert durch die Europäische Union.
01:15Der Zug fährt heute Richtung Rumänien. Es geht bis an die Grenze zur Stadt Ilyasi.
01:20Eine wichtige Verbindung in dem 1200 Kilometer langen Eisenbahnnetz.
01:25Die Lokführer haben schwierige Monate hinter sich. Ein halbes Jahr gab es keinen Lohn.
01:31Die Bahn habe einfach kein Geld, wurde ihnen gesagt. Trotzdem sind sie jeden Tag pünktlich zum Dienst gekommen.
01:37In Schrittgeschwindigkeit geht es Richtung Hauptbahnhof.
01:41Mit 41 Jahren ist der Depotleiter einer der Jüngsten hier. Viele seiner Kollegen stehen kurz vor der Rente.
01:53Im April gab es einige Personalkürzungen in der Instandhaltungsabteilung.
01:57Die Älteren wurden über ihre Pensionierung informiert. Aber einige wurden behalten, diejenigen, die einfach nicht ersetzt werden können.
02:06Wenn das Gehalt aber anständig wäre, umgerechnet mindestens 500 Euro pro Monat, dann würden vielleicht junge Leute kommen.
02:14Der Zugführer ist seit 40 Jahren bei der Bahn. Auch er wird in ein paar Jahren in Rente gehen.
02:21Noch eine halbe Stunde Wartezeit im Hauptbahnhof. Dann startet der Zug pünktlich.
02:26Um 6.30 Uhr Richtung rumänische Grenze.
02:30Die Strecke ist eine der wichtigsten Verbindungen im Personenverkehr, die zweimal am Tag bedient wird.
02:37Früher gab es auch Züge nach Kiew oder Odessa.
02:40Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind diese Verbindungen nicht mehr aktiv.
02:45Die Zuggäste stören sich nicht daran, dass es nur langsam vorangeht.
02:50Mit dem kleinen Bus würden sie ihr Ziel doppelt so schnell erreichen.
02:53Der Zug wird überwiegend von Rentnern und Studenten genutzt, die nicht viel Geld haben, aber viel Zeit.
03:00Ich finde das gut, weil ich hier sitzen und die Natur genießen kann. Das gefällt mir.
03:08Ich mag es, mit meinen Freunden zusammenzufahren.
03:12Ein direkter, grenzüberschreitender Verkehr nach Rumänien ist nicht möglich.
03:16Zum einen sind viele Grenzübergänge gesperrt.
03:18Ein weiterer Grund, die Eisenbahn in Moldau hat breite Spuren.
03:23Die westlichen Nachbarländer jedoch schmalere europäische Spuren.
03:27Die Fahrgestelle jedes Zuges, von der nach Moldau, müssen deshalb aufwendig gewechselt werden.
03:34Das erfolgt in diesem Grenzbahnhof an der Grenze zu Rumänien.
03:37Die tonnenschweren Waggons werden mit einer Winde angehoben.
03:41Die breiten Fahrgestelle werden abmontiert.
03:43Die schmaleren kommen von der anderen Seite.
03:45Die tonnenschweren Untergestelle der Waggons werden von Hand in die richtige Position geschoben.
03:55Mit Hammer- und Brecheisen wird nachgeholfen, wenn etwas klemmt.
03:59Sicher gäbe es modernere Technik.
04:02Doch die Arbeiter wollen gar keine Veränderungen.
04:06Für uns soll es so bleiben.
04:08Unsere Aufgabe ist es, von Breitspur auf Schmalspur umzustellen.
04:11So behalten wir unseren Job.
04:15Arbeit gibt es genug für die Eisenbahner.
04:18Die EU stellt mehr als 150 Millionen Euro für die Modernisierung der Moldauischen Eisenbahn zur Verfügung.
04:25Im Süden des Landes wird ein komplett neuer Bahnübergang nach Rumänien gebaut.
04:30Hier sollen ein Container-Terminal und Getreidesilos mit Anschluss in die Ukraine entstehen.
04:36Die Bauarbeiten haben gerade begonnen.
04:39Die Menschen erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung.
04:41Wir informieren uns nicht, wer das hier bezahlt.
04:49Wir erfüllen unsere bürgerliche Pflicht gegenüber unserem Heimatland.
04:53Wir leben hier.
04:55Und wer uns finanziert und wie, wissen wir gar nicht.
04:58Wir arbeiten, um Geld für die Zukunft, für unsere Familien zu verdienen, um zu leben, damit wir nicht in die Armut stürzen.
05:09Weil das Schienennetz so marode ist und die Sanierung noch Jahre dauert, werden fast alle Güter über die Straßen transportiert.
05:21Das führt zu einem immensen LKW-Verkehr.
05:24Schwertransporte zerstören ganze Straßenzüge.
05:28Auch hier soll Geld aus Brüssel helfen.
05:31Einige Fernstraßen sind schon komplett saniert.
05:34Die Straße führt nach Süden, zum einzigen Hafen des Landes, an der Donau.
05:39Die Straße ist die wichtigste Verbindung, denn die Schienen zum Hafen sind durch einen Erdrutsch verschüttet.
05:45Und die Reparatur der Strecke ist im vollen Gange.
05:53Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die Wirtschaft des Landes ist der Hafen an der Donau.
05:59Getreide, Öl oder Kohle werden hier umgeschlagen.
06:02Dazu braucht es einen funktionierenden Gleisanschluss.
06:07Dann könnte der Warenumschlag noch einmal richtig zulegen.
06:11Moldau hat ein Streckennetz von rund 1200 Kilometern.
06:15Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eher klein.
06:19Jetzt hoffen alle, dass durch die Subventionen der EU die moldauische Eisenbahn wieder attraktiv für Reisende wird.
06:32Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2020

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