- 5/28/2025
Ein alter Bekannter erkennt Herrn Paddenberg aus einem Vernichtungslager des Zweiten Weltkriegs wieder.
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00:0008.04.2021
00:01Hallo! Hallo!
00:29Hallo! Hallo! Hallo! Hallo, bitte!
00:35Hallo, entschuldigen Sie bitte, ich bin hier gerade mit der Straßenbahn vorbeigefahren und habe den Herrn gesehen, der aus diesem Wagen ausgestiegen ist.
00:41Das ist ein alter Freund von mir.
00:43Direktor Paddenberg?
00:44Paddenberg? Nein, nein, ich meine den Herrn, der gerade aus diesem Wagen ausgestiegen ist.
00:48Goldinger! Alfons Goldinger!
00:50Sie irren sich. Das war Direktor Paddenberg.
00:55Paddenberg?
00:58Paddenberg?
00:59Paddenberg?
01:00Paddenberg?
01:01Paddenberg?
01:27Verzeihen Sie bitte, ich möchte, kann ich Herrn Goldinger sprechen?
01:30Wer wohnt der Herr hier?
01:31Ich weiß nicht, ich habe gesehen, wie er mit dem Wagen angekommen ist und hier herangegangen.
01:36Goldinger?
01:37Nein, ein Herr Goldinger wohnt nicht hier.
01:39Und ein Herr Paddenberg?
01:41Direktor Paddenberg?
01:42Ja, kann ich ihn sprechen? Ich bin ein alter Freund von ihm.
01:46Das wird kaum möglich sein, der Empfang muss jede Minute beginnen.
01:49Empfang?
01:50Beim Industrieverband. Ein Essen schließt sich an, das kann sehr lange dauern.
01:53Vielen Dank.
01:54Wann komme ich dann noch, bitte?
01:55Am besten Sie in Distanz.
02:01Wie heißt der Herr, bitte?
02:04Schwarmsee-Paddenberg braucht.
02:05Ah, Herr Direktor Paddenberg.
02:10Darf man hier rauchen?
02:11Selbstverständlich.
02:31Herr Paddenberg, kommt sofort.
02:41Ja, also doch, ich wusste es doch.
02:43Goldinger?
02:44Ich war schon fast im Zweifel.
02:46Ich habe dich von der Straßenbahn aus gesehen und im Vorbeifahren und wusste sofort, das ist Goldinger.
02:51Verzeihen Sie, ich verstehe nicht.
02:54Du kennst mich nicht mehr?
02:56Hofer.
02:57Oh, Robert Hofer.
02:59Bart Eibling, 46.
03:0146?
03:05Das ist lange her.
03:08Ich hatte immer ein gutes Gedächtnis.
03:10Deswegen habe ich dich gleich wiedererkannt.
03:13Im Vorbeifahren.
03:15Obwohl es so viele Jahre her ist.
03:18Entschuldige.
03:19Bart Eibling, 46.
03:22Robert.
03:24Hofer?
03:25Ja, jetzt erinnere ich mich wieder.
03:27Jetzt weiß ich es ja natürlich.
03:29Hofer.
03:30Robert Hofer.
03:32Im Vorbeifahren hast du mich gesehen.
03:34Ja, ich war in der Straßenbahn und sah dich ganz zufällig, wie du vor dem Hotel aus dem Auto gestiegen bist.
03:41Du, auf der Tafel stand Paddenberg.
03:43Ja, weil der Portier, der in den Wagen wegfuhr, den habe ich gefragt, wer war denn der Herr, der gerade ausgestiegen ist.
03:49Da hat er gesagt, Direktor Paddenberg.
03:52Hast du den Namen Goldinger erwähnt?
03:54Ja, aber nur beiläufig. Ganz beiläufig.
04:03Ich störe dich jetzt nicht.
04:04Nein, nein, nein. Ich muss da nicht unbedingt dabei sein. Ich kann da ohne weiteres.
04:08Hast du denn Zeit?
04:09Sicher. Ich habe Zeit. Ich habe nichts so Wichtiges vor.
04:12Und wo wolltest du hin? Hast du eine Verabredung?
04:14Nein, nein. Gar gar nicht. Ich habe absolut Zeit. Absolut.
04:17Nichts ist wichtiger für mich, als dich wiedergefunden zu haben.
04:22Na gut, dann. Voll müssen.
04:25Ich hole jetzt meinen Wagen. Du gehst raus und gehst die Straße rechts herunter bis zur Oper.
04:31Und da wartest du auf mich.
04:33Ist gut. Mach ich.
04:34Ja, du musst aber schnell einsteigen. Da ist, glaube ich, Halterverbot.
04:37In Ordnung. Warte ich an der Oper.
04:39Ich komme gleich.
04:52Guten Tag. Kann man hier telefonieren?
04:54Ja, natürlich.
05:06Ja, hallo?
05:09Ja. Wo bist du denn? Ich warte auf dich.
05:12Entschuldige, Irina, aber ich habe ganz zufällig einen alten Freund getroffen.
05:15Goldinger. Habe ich dir doch mal erzählt.
05:17Ja, dieser Goldinger. Ich sah ihn von der Straßenbahn aus.
05:21Ja, war ein Eintritt. Stell dir vor...
05:26Wieso denn Paddenberg?
05:30Ach so.
05:33Aber mach nicht zu lange. Das Essen ist gleich fertig.
05:48Entschuldige. Darf man rauchen bei dir im Wagen?
05:50Ja, natürlich. Hier ist der Aschenbecher.
05:53Danke. Aber wenn es dich stört?
05:55Nein, es stört mich nicht.
05:57Du verzichtest auf einen Empfang beim Industrieverband?
05:59Nicht so wichtig.
06:00Du hättest mir auch eine andere Zeit mitnehmen können. Ich habe ja Zeit.
06:18Ja, was machst du? Was arbeitest du?
06:20Was für einen Beruf hattest du noch damals? Warst du nicht Maler oder sowas?
06:24Ja, Grafiker. Dass du das noch weißt.
06:28Aber heute mache ich eigentlich mehr...
06:31Ich bemale Bauernschränke.
06:33Du bemalst was?
06:34Ja, Bauernschränke.
06:36Es ist so, ich arbeite im Kaufhaus und bemale die Schränke von Kunden.
06:42Die sehen zu, dass...
06:44Das ist eine richtige Attraktion.
06:46Weißt du, ich habe mir die Originalmuster besorgt.
06:49Ich bin wochenlang in den Gebirgsdörnern rumgelaufen und habe mir die Schränke angesehen.
06:54Und die Muster abgezeichnet.
06:56Es sind ganz, ganz wunderbare Muster. Es sind...
06:59Es sind richtige Kunstwerke dabei.
07:03Dir geht es wohl sehr gut?
07:05Ja, mir geht es gut.
07:07Stört dich das Rauchen wirklich nicht?
07:09Nein, ich sage dir doch, nein.
07:11Wieso eigentlich Paddenberg und nicht Goldinger?
07:15Ich hieß immer Paddenberg. Oswald Paddenberg.
07:19Und Goldinger?
07:22Ich hatte damals im Lager ein falsches Soldbuch.
07:24Das Soldbuch von einem Toten.
07:42Der ist ja geschlossen.
07:44Ja, ab 11. März jeden Montag-U-Tag. Steht da.
07:48Du sag mal, als ich damals im Lager über den Zaun ging, dieser Ami,
07:56was ist mit dem Mann passiert?
07:59Ja, der... Der ist tot.
08:01Der ist tot?
08:03Ja, der ist tot.
08:06Was ist... Was ist mit dem Mann passiert?
08:09Ja, der... Der ist tot.
08:12Tot?
08:15Ja, die haben ihn am Morgen gefunden.
08:17Bewusstlos. Aber er ist nicht mehr aufgewacht.
08:21Sie haben dich gesucht.
08:25Das heißt...
08:27Goldinger haben die gesucht.
08:29Wegen Mord.
08:30Wegen... Wegen was?
08:32Wegen Mord?
08:33Ja. Sie haben noch jahrelang nach dir gesucht. Wegen Mord.
08:37Hast du eine Zigarette für mich?
08:39Ja, natürlich. Ich weiß nicht, ob es deine Marke ist.
08:44Okay.
08:45Du... Du bist wahrscheinlich im Ausland untergetaucht.
08:48Ja, ja.
08:49Geld hattest du ja genug.
08:52Südamerika?
08:53Ja, zuerst. Ja.
08:56Du sag mal...
08:58Ja, Alfons?
09:00Das ist ja wirklich ein sehr gutes Gedächtnis.
09:04Nach so vielen Jahren erkennst du mich wieder.
09:06Noch dazu im Vorbeifahren.
09:08Warst du alleine in der Straßenbahn? War jemand bei dir?
09:10Ja, nein. Niemand. Ich war alleine.
09:13So ein Zufall, dich wiederzufinden.
09:15Jetzt wirst du mir so schnell nicht wieder los.
09:21Ja. Also was machen wir jetzt? Wohin fahren wir?
09:24Für mich ist es gleich. Das sagt er ja. Ich hab Zeit.
09:26Du bemahlst heute keine Bauernschränke?
09:28Nein, nein. Ich hab da keine festen Stunden. Ich komm und geh, wann ich will.
09:31Die Freiheit des Künstlers, was?
09:33Ich weiß jetzt auch, wo wir hinfahren.
09:35Ich kenne ein kleines Gasthaus im Forstnieder Park.
09:39Es wird dir gefallen.
09:59Ist was, Alfons?
10:01Ich denke nach. Die ganze Zeit über denke ich nach.
10:05Wenn da irgendetwas rauskäme jetzt,
10:07das wäre eine fürchterliche Sache für mich.
10:09Aber wie soll da was rauskommen, solange das hier ist?
10:11Wie viel kostet dein Schweigen?
10:16Wie viel?
10:17Ja.
10:18Oder dass du eines vergisst?
10:20Nein, nein.
10:22Ich weiß nicht.
10:24Wie viel?
10:25Ja.
10:26Oder dass du eines vergisst?
10:30Damals haben sie mich ausgequetscht, wie eine Zitrone.
10:33Ich hab kein Wort gesagt.
10:35Ich hab immer gedacht, vielleicht triffst du ihn wieder irgendwann.
10:39Warum soll ich jetzt alles vergessen?
10:41Ich wäre erledigt.
10:44Aber von mir erfährt doch kein Mensch was.
10:46Total erledigt.
10:49Alfons, du hast doch nicht etwa Angst vor mir?
10:51Brauche ich nicht.
11:22Jetzt bin ich hier schon zigmal gewesen
11:24und finde die Abzweigung immer noch nicht.
11:27Da vorne muss irgendwo ein Schild sein.
11:29Da vorne an einem Baum.
11:31Schaust du mal nach?
11:33Ja, natürlich.
11:52Da steht nur Waldpfad drauf.
11:58Wach auf!
12:22Guten Abend.
12:23Guten Abend.
12:24Guten Abend.
12:25Frau Hofer, ja?
12:26Ja.
12:27Kriminalpolizei.
12:30Kriminalpolizei?
12:32Ist etwas passiert?
12:33Dürften wir?
12:36Ja.
12:37Ja.
12:38Ja.
12:39Ja.
12:40Ja.
12:41Ja.
12:42Ja.
12:43Ja.
12:44Ja.
12:45Ja.
12:46Ja.
12:47Ja.
12:48Ja.
12:49Ja.
12:51Ja, bitte.
12:52Na, komm.
12:56Das, ähm, das ist doch Ihr Mann, Frau Hofer.
13:00Ja.
13:01Sie haben seine Papiere.
13:03Was ist mit ihm?
13:04Er wurde heute gegen Abend im Forstenrieder Park gefunden.
13:07Im Forstenrieder Park?
13:09Er wurde erschossen.
13:10Erschossen?
13:11Herzschuss.
13:13Er ist sofort tot gewesen.
13:21Entschuldigen Sie.
13:31Wann ist das passiert?
13:33Heute Mittag gegen 1, 2 Uhr.
13:35Er ist nicht zum Essen nach Hause gekommen.
13:39Wer hat ihn erschossen?
13:40Tja, wir wissen es noch nicht.
13:42Ihr Mann ist erst heute Abend gefunden worden, um sieben.
13:46Im Forstenrieder Park, sagen Sie, ist er reingekommen.
13:51Haben Sie ihn wahr?
13:52Nein.
13:53Sie sagten, er ist nicht zum Essen gekommen.
13:55Von wo?
13:56Wo ist er gewesen?
13:58Er arbeitet in einem Kaufhaus.
14:00Er bemalt dort Bauernschränke.
14:02Er rief mich von dort an und sagte, ich fahre jetzt los.
14:08Aber er kam nicht.
14:10Er hat auch nicht später angerufen und gesagt etwa,
14:13mir ist was dazwischen gekommen, ich komme nicht oder ich komme später.
14:19Ich meine, haben Sie keine Erklärung dafür, dass er nicht gekommen ist?
14:24Erklärung?
14:27Nein, ich habe keine.
14:29Nein?
14:30Nein.
14:33Frau Hofer, es ist jetzt neun Uhr abends.
14:36Wann hat Ihr Mann angerufen gesagt, dass er kommt?
14:38Kurz nach zwölf.
14:39Kurz nach zwölf.
14:40Kurz nach zwölf, also ruft er an und sagt, dass er auf dem Weg ist und kommt nicht.
14:44Bis abends kommt er nicht.
14:47Haben Sie sich denn keine Sorgen gemacht?
14:49Nein.
14:51Wissen Sie, mein Mann ist ein Künstler.
14:56Kein großer, bei Gott kein großer.
14:59Aber man muss ja kein großer Künstler sein, um sich für einen Künstler zu benehmen.
15:04Ich meine, er war nicht sehr zuverlässig.
15:09Er war ein Mann, dem es leicht fiel, Entschlüsse zu fassen und sie sofort wieder zu vergessen,
15:14von einer Sekunde zur anderen.
15:18Ich habe gedacht, irgendetwas ist ihm dazwischen gekommen.
15:22Wie ein Hund hat er die Richtung verändert.
15:26Hatte Ihr Mann Feinde, Frau Hofer?
15:30Nein.
15:32Das war doch kein Mann, um Feinde zu haben.
15:34Das war ein Mann, der Tag und Nacht darüber nachdachte, wie er es den anderen Menschen recht machen könne.
15:38Genau.
15:39Er eignete sich nicht für Feindschaften.
15:41Er hatte sie gegen niemand und niemand hatte sie gegen ihn.
15:44Ich meine, er war es für niemanden wert, Feind zu sein.
15:49Dann hatte er wohl viele Freunde.
15:51Es tat niemandem weh.
15:53Solche Menschen haben überall Freunde, wenn man das Freunde nennen will.
15:57Na ja, ich verstehe.
16:00Sind Sie berufstätig, Frau Hofer?
16:03Ich bin Sekretärin in einer Kartonagenfabrik.
16:06Ich war heute Mittag zu Hause, weil ich zum Arzt musste.
16:09Nachmittags? Waren Sie wo?
16:11In meiner Firma.
16:13Um halb zwei war ich wieder dort, zum gleichen Zeitpunkt.
16:18Also im Forstenrieder Park.
16:23Es war doch zwischen eins und zwei.
16:26Ja, ungefähr.
16:29Das wird meine Schwiegermutter sein.
16:31Wohnt sie hier?
16:33Nein, aber sie geht hier aus und ein.
16:35Warum hast du den Schlüssel stecken lassen?
16:37Wollen Sie nicht reinkommen?
16:39Es war ein Versehen, dass er steckt.
16:41Ein Versehen? Ich hatte dich gebeten, den Schlüssel nicht stecken zu lassen.
16:46Du hast Besuch?
16:50Verstehe.
16:52Es ist Polizei.
16:54Polizei?
16:56Wieso die Polizei?
16:58Robert ist gefunden worden im Forstenrieder Park.
17:01Er ist tot.
17:03Er ist erschossen worden.
17:06Robert ist ...
17:08Er ist ermordet worden, Mama.
17:10Er ist tot.
17:12Schrei nur, Mama, schrei nur.
17:14Aber es nützt nichts.
17:16Er ist tot.
17:19Sie! Sie!
17:21Sie!
17:23Sie!
17:25Sie hat ihn umgebracht.
17:27Sie hat ihn umgebracht.
17:29Wenn er tot ist, dann war sie es, die ihn umgebracht hat.
17:31Sie war es, diese Frau.
17:33Warum gerne Sie?
17:35Sie hasst ihn.
17:37Sie hat ihn gehasst.
17:39Das war eine schreckliche Idee.
17:41Kommen Sie, wir bringen Sie nach Hause.
17:43Sie war es.
17:49Ja, hallo?
17:51Hallo.
17:53Telefon für Sie.
17:55Was für ein Telefon?
17:57So spät noch?
18:07Ja, bitte.
18:09Ich spreche mit Herrn Goldinger.
18:11Wie?
18:15Hallo.
18:17Ja, melden Sie sich doch.
18:19Hallo.
18:21Was ist denn, Oswald?
18:23Wer war diese Frau?
18:25Ich weiß es nicht.
18:27Sie hat ihren Namen nicht gesagt.
18:29Was wollte sie denn?
18:31Sie hat offenbar falsch gewählt.
18:33Sie hat sich falsch gewählt.
18:35Du bist ganz blass, Oswald.
18:37Wie?
18:39Ja.
18:41Ach, Unsinn.
18:49Ach.
19:07Die Frau hat Anruf auf dich gemacht, was?
19:09Ja.
19:11Aber am Boden zerstört war sie nicht.
19:13Nein, macht da keinen Fehler.
19:15Trauer.
19:17Trauer kann man nicht an Äußerlichkeiten messen.
19:21Ja, ja.
19:23Finde sie auch sehr interessant.
19:29Gute Ehe scheint sie ja nicht geführt zu haben.
19:31Und wenn man ihrer Schwiegermutter glaubt,
19:33so kann jetzt sie nicht schrecklich werden.
19:35Ach, Mütter, Mütter.
19:37Halten meist nicht viel von den Frauen ihrer Söhne.
19:39Aber es kann natürlich sein, dass da ein Weg ist.
19:41Ja, vielleicht hat sie ihn erschießen lassen.
19:43Um loszuwerden?
19:45Ach.
19:47So wie sie uns ihren Mann beschrieben hat,
19:49da brauchte sie doch nur einfach wegzugehen.
19:53Sie brauchte ihn nur einfach stillzulassen.
19:59Kein Motiv, das sichtbar ist.
20:03Ein Mann, harmloser Mann,
20:05der keine Feindheit,
20:07ein Mann, der Bauernschränke bemalt,
20:09wird im Wald erschossen.
20:15Ein Gespräch für Sie, Herr Direktor.
20:17Eine Dame.
20:19Sie wollte Ihren Namen nicht nennen.
20:21Sie sagte, es sei eine dringende Angelegenheit.
20:23Persönlich.
20:25Herr Direktor, soll ich verbinden?
20:29Geben Sie mir das Gespräch.
20:35Paddenberg?
20:37Hier spricht Irene Hofer,
20:39die Frau von Robert Hofer.
20:41Der Sie, Herr Paddenberg,
20:43gestern vor dem Hotel vier Jahreszeiten
20:45zufällig wieder getroffen hat.
20:47Sie ging gerade zu einem Empfang.
20:49Hallo?
20:51Sind Sie noch da?
20:53Ja, ich höre Sie.
20:55Hofer,
20:57sagen Sie?
20:59Sie haben natürlich die Möglichkeit zu leugnen,
21:01einen gewissen Hofer zu kennen, aber
21:03wenn Sie nachdenken...
21:05Was wollen Sie?
21:07Ich will...
21:09Ich möchte Sie gerne sprechen.
21:11Wann?
21:13Wo?
21:17In einer halben Stunde.
21:19Wie erkenne ich Sie?
21:39Herr Ehring?
21:41Ja?
21:43Ich heiße Derek.
21:45Wir haben miteinander telefoniert.
21:47Können wir irgendwo sprechen?
21:49Ja.
21:57Ja, bitte.
21:59Danke.
22:03Ja, ja, ich weiß.
22:05Ich habe es in der Zeitung gelesen.
22:07Hier können wir uns setzen.
22:09Ja, danke.
22:11Ich dachte gleich, wenn das mal nicht unser Hofer ist.
22:13Aber dann dachte ich, na na.
22:15Das kann er nicht sein.
22:17Der doch nicht. Wer sollte den umbringen?
22:19Ja, ja.
22:21Gestern Mittag.
22:23Wann ging Hofer hier weg?
22:25Wir haben gestern Vormittag
22:27fast den ganzen Schrank bemalt.
22:29Obwohl es ein schwieriges Muster war.
22:31Kein leichtes, wissen Sie?
22:33Nein.
22:35Ich sagte noch, komm, wir machen das Ding fertig.
22:37Aber er sagte, ich gehe Mittag nach Hause.
22:39Meine Frau war beim Arzt.
22:41Es war so um halb eins,
22:43zwölf vor dreißig.
22:45Ich sagte, na ja, gut.
22:47Wir gehen sonst zusammen in der Kantine essen.
22:49Ging Hofer öfter mittags nach Hause zum Essen?
22:51Nein, ich sagte doch, sie war zufällig zu Hause,
22:53weil sie beim Arzt war, sagte er.
22:55Na gut, sie war also beim Arzt
22:57und benutzte die Gelegenheit,
22:59ihrem Mann ein Mittagessen zu kochen,
23:01was sie sonst nie tut.
23:03Er fährt mit der Straßenbahn, also
23:05halbe Stunde braucht er schon dafür.
23:07Halbe Stunde, halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück.
23:09Nur um zu Hause zu essen.
23:13Gab es für Hofer nicht noch einen anderen Grund
23:15nach Hause zu fahren?
23:19Tja, also
23:21wissen Sie, ich sage das sehr ungern.
23:25Er sagte nämlich,
23:27ich komme nachmittags
23:29höchstwahrscheinlich nicht mehr hierher.
23:31Warum nicht?
23:33Weil,
23:35er machte da so Andeutungen,
23:37seine Frau wollte sich von ihm scheiden lassen.
23:39Und gestern,
23:41ja, gestern wollten sie darüber sprechen.
23:43Er sagte,
23:45ich fahre nicht gerne nach Hause.
23:47Warum wollte sich denn Frau Hofer scheiden lassen?
23:51Warum?
23:53Warum?
23:55Wissen Sie,
23:57Hofer, der hatte keinen,
23:59keinen
24:01Ehrgeiz.
24:03Naja, da sitzen und Bauernschränke bemalen,
24:05aber
24:07Frauen denken da eben manchmal anders.
24:09Die wollen, ja, irgendwie wollen die
24:11vorwärtskommen. Der Mann, der soll eine Position haben,
24:13was darstellen.
24:15Das wollte Robert nur gar nicht.
24:17Und er wollte sich auch nicht scheiden lassen, oder was?
24:19Robert, ne.
24:21Auf keinen Fall?
24:23Um die Scheidung zu verhindern,
24:25hat er ihr da gedroht, oder?
24:27Gedroht? Robert?
24:29Sowas gab es bei ihm nicht. Er konnte keiner Pflege was zuleide tun.
24:31Aber dann hätte sie ihn ja
24:33sitzen lassen können, nicht?
24:35Ja.
24:37Das wollte sie wahrscheinlich auch wieder nicht.
24:39Die beiden waren,
24:41irgendwie war das ein komisches Paar.
24:43Also jedenfalls war das nur ein Eindruck.
24:57... Musik ...
25:27... Musik ...
25:37Sie sind Herr Paddenberg?
25:39Ja.
25:41Ich habe mich gefragt,
25:43ob ich Sie erkennen würde, wenn Sie hereinkommen.
25:45Ich habe Sie sofort erkannt.
25:47Ich wusste sofort.
25:49Das ist der Mann.
25:51Frau Hofer?
25:53Ich bin Irena Hofer, ja.
25:55Bitte.
26:01Darf ich Ihnen Ihren Kaffee bringen, bitte?
26:03Mir auch einen Kaffee, bitte.
26:05Sofort.
26:15Ich bin seit 15 Jahren
26:17mit Robert verhärtet.
26:19Ab und zu erzählt er mir von dem,
26:21was er erlebt hatte,
26:23aber eine Geschichte hat er öfters erzählt.
26:25Wie Sie beide
26:27im kriegsgefangenen Lager in Bad Eifling waren.
26:29Er hat sich Ihnen angeschlossen.
26:31Sie waren sein Freund,
26:33so was wie sein Halt.
26:35Aber
26:37was erzähle ich Ihnen, das,
26:39Sie kennen ihn ja.
26:41Er war immer ein Mann ohne Selbstbewusstsein.
26:43Sie hatten das,
26:45was ihm fehlte.
26:47Er bewunderte Sie, er liebte Sie.
26:49Sie haben niemals
26:51einen besseren Freund gehabt.
26:55Seine Erzählungen haben es mit sich gebracht,
26:57dass ich anfing, Sie ebenfalls zu bewundern.
27:01Ihren Kaffee, bitte sehr.
27:03Ja, danke sehr.
27:11Robert sagte,
27:13irgendwann höre ich sicher mal wieder was von ihm.
27:15Das war sein größter Wunsch.
27:17Nun, dieser Wunsch
27:19ist ja in Erfüllung gegangen.
27:25Erzählen Sie weiter.
27:27Sie wollen wissen, was ich weiß.
27:29Ich weiß alles,
27:31weil er mir alles erzählt hat.
27:33Über sich, über Goldinger.
27:35Alfons Goldinger.
27:39Warum dieser Name?
27:41Der Name eines Toten.
27:43Ich besag sein Soldbuch.
27:45Und warum haben Sie sich
27:47hinter diesem falschen Namen versteckt?
27:49Aus Gründen, die jetzt keine Rolle spielen.
27:51Politischen Gründen.
27:53Sie spielen heute keine Rolle mehr.
27:55Aber,
27:57Sie spielten damals eine Rolle,
27:59als Sie sich entschlossen, aus dem Lager zu flüchten.
28:01Das ja.
28:03Robert musste Ihnen helfen.
28:05Robert, der alles tat,
28:07was Sie von ihm verlangten,
28:09der Ihnen bedingungslos ergeben war.
28:11Er wusste nicht,
28:13Sie hatten es ihm nicht gesagt,
28:15dass dieser Ausbruch, diese Flucht,
28:17nur dann gelingen konnte,
28:19wenn es Ihnen gelang, den Posten zu beseitigen.
28:23Der Tod dieses amerikanischen Soldaten
28:25war vorgesehen.
28:29Immer wenn Robert davon erzählte,
28:31bestritt er dies.
28:33Er bestritt es leidenschaftlich.
28:35Das Ganze sei ein unglücklicher Zufall gewesen.
28:39Goldinger ist kein Mörder.
28:41Sein Leben lang hat er sich geirrt.
28:43Und dass er sich geirrt hat,
28:45wird er in den letzten Sekunden
28:47seines Lebens begriffen haben.
28:51Denn Sie haben ihn ja von vorne erschossen.
28:57Gestern in der Straßenbahn,
28:59waren Sie bei ihm?
29:01Nein.
29:03Ich war zu Hause,
29:05wartete mit dem Essen auf ihn.
29:07Er sah Sie vor dem Hotel,
29:09suchte Sie,
29:11fand Sie
29:13und danach telefonierte er mit mir.
29:17Vom Hotel aus?
29:19Während ich den Wagen holte?
29:21Ja.
29:23Was Sie nicht wussten, was Sie natürlich nicht wussten.
29:25Sie dachten, ich sehe ihn wieder,
29:27nach so vielen Jahren.
29:29Niemand hat es gesehen, niemand weiß es.
29:31Ja, Sie
29:33fühlten sich in einer Zwangslage
29:35und diese Zwangslage veranlasste Sie zu handeln.
29:37So wie Sie damals gehandelt haben.
29:41Es war Ihnen jemand im Weg
29:43und Sie beseitigten ihn.
29:45Töteten ihn.
29:49Nun sind Sie wieder in einer Zwangslage.
29:53Vielleicht überlegen Sie im Augenblick,
29:55wie Sie mich beseitigen können.
29:57Geben Sie diesen Gedanken auf.
30:01Ich habe mich heute Morgen zu Hause hingesetzt
30:03und einen langen Bericht geschrieben.
30:05Über Goldinger.
30:07Paddenberg.
30:11Es würde mir helfen, Frau Hofer,
30:13wenn ich wüsste, was Sie von mir wollen.
30:15Was wollen Sie von mir?
30:19Was wollen Sie tun?
30:21Ich weiß es nicht.
30:25Ich weiß es nicht.
30:27Ich überlege,
30:29aber
30:31ich weiß es nicht.
30:33Was wollen Sie denn von mir hören?
30:37Herr Hofer, ich möchte meinen Kaffee zahlen.
30:43Verzeihen Sie, Sie haben Ihre Tasche vergessen.
30:45Danke.
31:03Verzeihen Sie, Sie haben Ihre Tasche vergessen.
31:33Mama?
31:35Mama, was ist los?
31:53Mama?
31:57Mama, was ist los?
31:59Mama?
32:03Mama?
32:04Mama?
32:05Mama?
32:06Mama?
32:07Mama?
32:31Also Sie hatten meine Schlüssel, aus meiner Handtasche, ich verstehe.
32:59Ich muss schon sagen, Sie reagieren sehr schnell.
33:04Haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?
33:06Nein.
33:07Warum haben Sie mir die Tür jetzt geöffnet?
33:11Vielleicht hätten Sie noch gefunden, was Sie suchten.
33:12Ich will mit Ihnen sprechen.
33:15Mich beschäftigt die Frage, warum Sie nicht zur Polizei gehen.
33:20Man hat Sie doch schon vernommen, nehme ich an.
33:25Ja, gestern Abend.
33:26Sie haben nicht gesagt, was Sie wussten.
33:28Das muss einen Grund haben, welchen.
33:32Ja, ich weiß.
33:33Sie fühlen sich wie in einer Falle.
33:35Sie klopfen die Wände Ihres Gefängnisses ab, nach schwachen Stellen.
33:39Mit seinen Bauernschränken hat er nicht viel verdient, was?
33:43Nein, das hat er nicht.
33:45Arbeiten Sie?
33:46Ja, ich bin Sekretärin, in einer Kartonagenfabrik.
33:50Keine gute Stellung, was?
33:53Keine besonders gute.
33:54Ich kann Ihnen eine bessere Stellung besorgen.
33:59Können Sie?
34:00Eine weitaus bessere.
34:01Stellung?
34:02Sagen wir, ich würde eine Form finden, die es Ihnen erlaubt, besser zu leben als bisher.
34:08Bedeutend besser.
34:09Sie wollen bezahlen, ich verstehe.
34:12Ja.
34:13Ich will bezahlen, ich will gut bezahlen, ich will viel bezahlen.
34:17Ich meine, Sie wollen noch Geld.
34:22Es gibt doch keine andere Erklärung dafür, dass Sie der Polizei gegenüber geschwiegen
34:25haben.
34:26Sagen wir so, eine andere können Sie sich nicht vorstellen.
34:31Gibt es eine andere?
34:32Wenn Sie den Bericht, den ich geschrieben habe, gefunden hätten, was hätten Sie getan?
34:46Haben Sie Ihre Pistole bei sich oder hätten Sie es lautlos getan?
34:54Den amerikanischen Posten haben Sie erwürgt, weil er nicht schreien durfte.
35:01Für alles, was Sie tun, haben Sie doch eine Rechtfertigung, die Zwangslage, in der Sie
35:09sich gerade befinden.
35:10Das hat Ihnen doch immer gereicht.
35:12Vielleicht habe ich gar keinen Bericht geschrieben.
35:16Vielleicht existiert er gar nicht.
35:19Was geht jetzt in Ihnen vor?
35:23Das möchte ich gerne wissen.
35:25Ich habe wirklich keinen Bericht geschrieben.
35:29Keinen, den man nachher finden würde.
35:32Wollen Sie jetzt auch mich umbringen?
35:35Eine Zwangslage und kein Risiko.
35:40Der Gedanke reizt Sie, ich sehe es.
35:46Er muss Sie reizen.
35:47So gut kenne ich Goldinger, den Goldinger, den mein Mann mir beschrieben hat.
35:53Guten Tag, Frau Hofer.
36:10Kommen Sie herein.
36:18Das ist ein Herr von der Kriminalpolizei, Direktor Paddenberg.
36:25Paddenberg.
36:26Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen hier so ins Haus fahre.
36:31Ich bin dabei, mich beruflich zu verändern.
36:33Herr Paddenberg hat mir eine Stellung angeboten.
36:35Ihr Angebot gilt noch.
36:36Ja, ja, natürlich.
36:37Sie haben nicht viel Zeit, nehme ich an.
36:40Nein, ich müsste eigentlich schon längst.
36:43Ich rufe Sie an.
36:45Das würde mich freuen.
36:46Auf Wiedersehen, Herr Paddenberg.
36:47Wiedersehen.
36:51Wiedersehen.
36:52Auf Wiedersehen.
37:11Sie suchen eine neue Stelle, ja?
37:13Ja, ich bin mit der, die ich habe, nicht zufrieden, nie zufrieden gewesen.
37:16Bitte.
37:17Danke.
37:20Gibt es etwas Neues?
37:21Nun ja, ich ...
37:23Nein, nein, danke.
37:24Ich habe mit dem Kollegen Ihres Mannes gesprochen, erlauben Sie.
37:27Ach, mit Ehring?
37:29Ja.
37:32Na und, danke.
37:34Ja, er sagte, dass Sie sich von Ihrem Mann scheiden lassen wollten.
37:39Und dass Sie genau darüber gestern Mittag miteinander reden wollten.
37:43Ach, das hat mein Mann ihm erzählt.
37:45Ja.
37:46Ist das nicht richtig?
37:48Wollten Sie sich scheiden lassen?
37:50Ja.
37:52Hm.
37:53Der Kollege Ihres Mannes hat auch gesagt, dass Sie ...
37:55Moment mal, sagte er richtig, er sagte, vorwärts kommen wollten.
37:59Sie wünschten sich von Ihrem Mann mehr Ehrgeiz, Tatkraft oder sowas.
38:02Ja, das habe ich mir gewünscht.
38:04Er hatte keinen Ehrgeiz, nicht den geringsten.
38:07Er war kein Realist, er sah die Welt nicht, wie sie wirklich ist.
38:10Er akzeptierte nicht, dass man Gewalt anwenden muss,
38:12dass man ein Ziel vor Augen haben muss,
38:14dass man darauf zugehen muss, ohne Rücksicht zu nehmen,
38:16weil es ohne Gewalt kein Vorwärtskommen gibt.
38:22Frau Hofer, gibt es einen anderen Mann?
38:25Einen anderen Mann?
38:26Ja.
38:29Ach so, ich verstehe.
38:31Nein, es gibt keinen anderen Mann.
38:33Und der Mann, der soeben hier war?
38:36Paddenberg?
38:37Ja.
38:38Ich habe Ihnen doch gesagt, der Mann hat mir eben eine Stellung angeboten.
38:40Eine sehr gute Stellung.
38:42Ich könnte da tatsächlich mein Glück machen.
38:44Na, dann geben Sie mir doch mal seine Adresse.
38:46Sie steht in jedem Telefonbuch. Oswald Paddenberg, Werkzeugmaschine.
38:49Ja, ja, ja.
38:50Es muss schon eine sehr gute Stellung sein, nicht?
38:53Ich meine, wenn der Chef sich persönlich hier bemüht.
38:57Ja, ich gebe zu.
38:59Es ist ungewöhnlich.
39:05Entschuldigen Sie.
39:11Der Schlüssel steckt ja schon wieder.
39:13Ich hatte Dich doch gebeten, gestern erst habe ich Dich gebeten,
39:16den Schlüssel nicht stecken zu lassen.
39:18Warum trägst Du nicht schwarz?
39:20Ist Dein Mann nicht gestorben?
39:22Ist Dein Mann nicht tot?
39:24Sie trägt nicht schwarz.
39:26Sehen Sie, dass Sie nicht schwarz seien.
39:28Das bedeutet Dir nichts, dass Ihr Mann tot ist.
39:31Sollte Ihnen das nicht zu denken geben?
39:33Was willst Du, Mama? Warum bist Du gekommen?
39:35Sie hat meinen Sohn nicht geliebt.
39:37Nie, niemals, nicht einen Augenblick.
39:40Diese Ehe war ein einziges Unglück.
39:43Und ich sage Ihnen etwas,
39:45diese Frau hat den Teufel im Leib.
39:47Den Teufel!
39:56Wollen Sie noch etwas von mir?
39:58Nein, im Moment nicht.
40:02Diese Frau ist nicht mehr ganz bei Verstand.
40:06Es irritiert Sie doch nicht, was Sie sagt.
40:08Aber natürlich nicht. Wo werde ich denn?
40:20Moment, 765 Beretta oder tschechische Pistole,
40:26Modell 27.
40:28Wie immer, so schnell wie möglich.
40:30Danke, Herr Krelath.
40:32Du, die haben neun verschiedene Reifenspuren gefunden.
40:35Die genaue Auswertung kriegen wir morgen.
40:37Herr Krelath untersucht gerade die Patronenhülse.
40:39Er meint, das könnte eine 765er Beretta
40:41oder eine tschechische Pistole, Modell 27 sein.
40:44Aber das genaue Ergebnis ...
40:45Kriegen wir in 14 Tagen, ja.
40:48Was ist mit Pattenberg?
40:50Vorgeschlaft ist er nicht.
40:52Da stimmt eigentlich alles.
40:54Er hat diese Werkzeugmaschinenfabrik
40:56und noch drei andere Firmen,
40:58eine Menge Beteiligung, Banken und so.
41:00Also wirklich, in der Industrie ist er eine ganz große Nummer.
41:02Gut, gut, ist gut. Ganz große Nummer.
41:06Und die ganz große Nummer steigt in einem Mietshaus
41:08drei Etagen hoch, um sich eine Sekretärin anzusehen?
41:11Außerdem hat er eine Sekretärin. Und nicht nur eine.
41:14Ich hab da angerufen.
41:16Dann hab ich ihr gesagt, dass gestern Mittag gegen eins
41:18irgendjemand meinen Wagen beim Einparken beschädigt hat.
41:21Ein Zeuge hat das Ganze gesehen, mir die Nummer gegeben.
41:24MOP1.
41:26Oswald Pattenberg, der Erste.
41:28Nummer für Zeugen. Nicht schlecht, Harald, nicht schlecht.
41:31Ich hab ihr dann gesagt, ich hab bei der Zulassung angerufen.
41:34Der Wagen gehört Herrn Oswald Pattenberg.
41:36Und was hast du gesagt?
41:38Es muss ein Irrtum sein. Herr Pattenberg wäre gestern Mittag
41:41beim Empfang des Industrieverbands in vier Jahreszeiten gewesen.
41:44Und?
41:45Stimmt, war da.
41:48War eine Menge Leute bei dem Empfang?
41:5150, 60.
41:5350, 60?
41:56Da fällst du ja gar nicht auf, wenn einer mal für eine Zeit verschwindet.
42:00Ja klar.
42:02Das ist wohl das Erste, was ich überprüfen muss.
42:05Irene Hofer, Pattenberg.
42:07Pattenberg, Irene Hofer.
42:09Was haben die miteinander zu tun?
42:12Ich glaube, dass wir die Frage sehr schnell beantworten müssen.
42:14Ruf sie mal an.
42:16Weißt du, ich hab sie gefragt, wer ist dieser Herr Pattenberg?
42:20Sie sagte, Sie haben doch gehört, er bittet mir eine Stellung,
42:22eine sehr gute Stellung, da kann ich mein Glück machen.
42:25Begreifst du?
42:28Mit welcher Sicherheit, mit welcher Gelassenheit sie gelogen hat.
42:32Sie musste doch wissen, dass das nachprüfbar ist.
42:35Aber es war ihr gleichgültig.
42:41Meldet sie sich nicht?
42:42Nee.
42:50Hermann, Herr Almendorf?
43:12Entschuldige.
43:14Da draußen ist eine Dame, die sich nicht abweisen lassen will.
43:17Ist okay.
43:20Ja, wo ist sie?
43:22Ja, ich hab Sie natürlich nicht hereingelassen.
43:25Warum? Warum hat Ihr mich hier eingelassen?
43:27Ich dachte, weil Ihr ...
43:31Entschuldigen Sie, ich darf Sie ja draußen stehen lassen.
43:33Bitte kommen Sie herein.
43:36Legen Sie mich mal ab.
43:39Ich mach das schon.
43:41Ja, gehen Sie doch.
43:44Haben Sie Lichtgäste?
43:46Ja, das spielt doch gar keine Rolle. Überhaupt keine.
43:49Ich habe Sie heute Nachmittag ununterbrochen versucht anzurufen.
43:52Ich habe den Hörer nicht abgehoben.
43:54Hä? Den Hörer nicht abgehoben?
43:56Ich habe mir gedacht, dass Sie es sind.
43:59Sie wollten wissen, was auf der Polizei bei mir war.
44:02Und welchen Eindruck Sie auf den Kriminalbeamten gemacht haben.
44:05Natürlich. Sie sagten, das ist Direktor Pattenberg.
44:07Er bietet mir eine Stellung an.
44:09Haben Sie sie mir nicht angeboten?
44:12Aber Sie durften das nicht sagen.
44:14Durfte ich?
44:16Nein, nicht in diesem Moment.
44:18Das war doch absolut unglaublich.
44:20Danach wird er doch gefragt haben.
44:22Ja, das hat er.
44:24Ja, und haben Sie eine glaubwürdige Erklärung gegeben?
44:26Ich weiß nicht, ob sie glaubwürdig war.
44:28Wollen wir hier darüber sprechen?
44:30Nein, nein, wir haben Gäste heute Abend.
44:32Die dürfen doch nicht sehen.
44:34Wollen Sie in der Küche mit mir darüber sprechen?
44:39Kommen Sie.
44:46Kommen Sie.
45:10Ich habe natürlich einen gewissen Eindruck von Ihnen,
45:12aber es ist unvollständig,
45:14das Haus,
45:16selbst die Gäste, die Sie heute Abend eingeladen haben.
45:18Ich konnte die Einladung nicht ohne Grund absagen.
45:20Konnten Sie nicht?
45:22Nein, konnte ich nicht.
45:24Frau Weiss?
45:26Ja, was ist?
45:28Du siehst doch, dass ich hier eine Unterregung habe,
45:30geschäftlich.
45:32Willst du mir die Dame nicht vorstellen?
45:34Ja, natürlich, das ist Frau Hofer, meine Frau.
45:36Guten Abend.
45:38Guten Abend.
45:40Ich bedauere, dass ich Ihren Mann seinen Gästen entziehe.
45:42Unwichtig. Wollen Sie was trinken?
45:44Bitte hol uns was, Sekt oder ...
45:46Ich werde ihn hereinbringen lassen.
45:48Wie lange wird denn das hier dauern? Deine Gäste werden ...
45:50Bitte, ja.
45:52Entschuldige, Oswald.
45:58Ich bin überzeugt,
46:00dass wir eine ...
46:02eine Lösung finden werden.
46:06Meine Verhältnisse erlauben mir, großzügig zu sein.
46:08Großzügig?
46:10Das Wort ist nicht ganz richtig,
46:12es ist nicht angebracht, aber ...
46:14wie soll ich es ausdrücken?
46:16In Zahlen.
46:18Das meine ich ja, das ist genau das,
46:20was ich meine.
46:22Und worauf Sie sich auch verstehen.
46:26Ja, natürlich.
46:28Sie haben das Wort Zahlen
46:30gesagt.
46:32Hunderttausend.
46:34Hunderttausend.
46:36Ja?
46:54Sie mögen doch.
46:56Ich möge Sie nicht.
47:04Gut, sehr gut.
47:08Wir werden uns sicher einigen.
47:22Sagen Sie ...
47:26Was haben Sie eigentlich befürchtet,
47:28als Sie Robert wieder sahen,
47:30als er plötzlich vor Ihnen stand?
47:32Sie haben ihn doch gekannt.
47:34Dass Sie damals im Lager
47:36Ihre Freiheit mit einem Mörder
47:38gekämpft haben,
47:40das hat er doch niemals und niemandem
47:42erzählt.
47:44Er hat es beispielsweise Ihnen erzählt.
47:48Eine Sache, die so lange zurückliegt,
47:52ist das nicht überhaupt verjährt?
47:54Verjährt oder nicht,
47:56der Fall, wenn er wegkant wird,
47:58der bricht mir das Genick,
48:00was Robert mich erkannte, von diesem Augenblick an.
48:02Da stand für mich alles auf dem Spiel.
48:04Privat, geschäftlich,
48:06alles.
48:14Ich zahle Ihnen eine halbe Million.
48:24Ich frage mich,
48:26wie Sie Robert so missverstehen konnten.
48:30Ein Mann, der Blumen auf Bauernschränken malt
48:32und damit zufrieden ist.
48:40Eine halbe Million, haben Sie gesagt.
48:42Ja.
48:56Eine halbe Million.
48:58Wissen Sie,
49:00ich werde es mir überlegen.
49:02Was?
49:04Warum wollen Sie überlegen?
49:06Schließen Sie Ihre Verträge immer gleich ab.
49:08Sie überlegen doch auch,
49:10wo die Vorteile liegen und die Nachteile,
49:12die man gegeneinander abwägen muss.
49:14Wann höre ich von Ihnen?
49:16Wann haben Sie Vorteile und Nachteile
49:18gegeneinander abgewogen?
49:20Ich sage Ihnen Bescheid.
49:22Wann? Wann?
49:24Sagen Sie mir Bescheid.
49:26Ja.
49:36Bemühen Sie sich nicht.
49:38Ich weiß, wie ich hier rauskomme.
49:52Frau Hofer?
49:56Was wollen Sie?
49:58Wie kommen Sie hierher?
50:00Na ja, wir haben heute Abend bei Ihnen angerufen,
50:02Sie haben sich nicht gemeldet.
50:04Da kam ich auf den Gedanken,
50:06dass Sie vielleicht hier sein könnten.
50:08Was wird denn hier gefeiert?
50:10Ihre Anstellung?
50:12Haben Sie sie bekommen?
50:14Ist es gleich gefeiert worden?
50:16Ja.
50:18Wir haben Sekt getrunken.
50:20Aber noch lange nicht genug.
50:22Na, ist doch fein.
50:24Bitte.
50:44Sie werden sich gewundert haben.
50:46Ein Mann wird getötet,
50:48die Welt erwartet eine weinende Frau
50:50und die Frau weint nicht.
50:54Hat das nicht Ihre Fantasie
50:56in Gang gesetzt?
51:00Warum trägst du nicht schwarz?
51:02Warum weinst du nicht?
51:06Bitte.
51:08Angelo.
51:14Dabei
51:16gibt es keinen Augenblick,
51:18in dem ich nicht an meinen Mann gedacht habe.
51:20Sie haben ja von meiner Schwiegermutter gehört.
51:22Was für eine schreckliche Ehe
51:24wir geführt haben.
51:26Aber das stimmt nicht.
51:28Ich habe meinen Mann gequält,
51:30aber ich
51:32habe ihn nicht unglücklich gemacht.
51:34Er war kein Mann,
51:36den man unglücklich machen konnte.
51:38Man konnte ihn
51:40traurig machen,
51:42aber niemals unglücklich.
51:44Bitte.
51:46Danke.
51:48Er war unangreifbar.
51:52Das war es ja,
51:54was mich so wahnsinnig gemacht hat.
51:56Dass ich nicht
51:58herausholen konnte,
52:00was der Arte hier hatte.
52:08Was soll man von einem Mann halten,
52:10dessen höchstes Glück es ist,
52:12in einem Kaufhaus auf dem Boden zu sitzen,
52:14Schränke zu bemalen?
52:18Er war glücklich dabei.
52:20Er verstand gar nicht, was ich wollte,
52:22wenn ich ihm sagte,
52:24willst du nicht irgendetwas anderes machen?
52:26Ein Mensch muss doch
52:28muss doch vorwärtskommen,
52:30einen Weg haben,
52:32ein Ziel, das erreicht werden muss.
52:36Er hat mich nicht verstanden.
52:38Er sagte, wir leben doch.
52:44Wir leben doch.
52:46Alles, was Sie mir da
52:48über Ihren Mann gesagt haben,
52:50Frau Hofer,
52:52es klingt sehr sympathisch.
52:54Alle Schwachen sind sympathisch.
52:56Alle mochten ihn
52:58und machten mit ihm,
53:00was sie wollten.
53:02Ich bin, um Ihren Mann beurteilen zu können,
53:04natürlich auf das angewiesen,
53:06was ich über ihn höre.
53:08Aber was ich höre,
53:10das gefällt mir.
53:12Tut es das?
53:14Ja.
53:16Alles, was Sie über ihn sagen,
53:18das macht ihn sehr menschlich.
53:22Menschlich.
53:24Was verstehen Sie darunter?
53:28Nun,
53:30zum Beispiel
53:32keine Aggressionen.
53:34Aggressionen
53:36gehören zum Leben.
53:38Das hat sogar er gewusst.
53:42Ich werde Ihnen einmal etwas sagen.
53:46Mein Mann hatte einen Freund,
53:48einen
53:50einen gewissen Goldinger,
53:52der alles das hatte,
53:54der die Aggressionen im Kleinfeld
53:56und die Schmerzen
53:58in den Armen
54:00und die Schmerzen
54:02der die Aggressionen im kleinen Finger hatte,
54:04der immer wusste, was er wollte,
54:06der nie sein Ziel aus den Augen verlor.
54:08Diesen Mann hat er bewundert,
54:10glühend bewundert.
54:12Immer wieder von ihm gesprochen,
54:14obwohl die Bekanntschaft
54:16schon lange zurückliegt.
54:18Er konnte ihn einfach
54:20nicht vergessen.
54:22So groß war der Eindruck,
54:24den dieser Mann auf ihn gemacht hatte
54:26und auch auf mich machte.
54:28Bloß durch die Erzählung meines Mannes
54:30fing ich an, diesen Goldinger
54:32ebenfalls zu bewundern.
54:38Goldinger,
54:40Alfons Goldinger,
54:42was glauben Sie, wie oft mir dieser Name
54:44im Kopf herumgespuckt ist?
54:46Wenn mein Mann über Blumenmuster,
54:48irgendwelchen Blumenmustern
54:50mit Zücken ausbrach.
54:52Alles, was Sie da erzählen,
54:54ich fange an, Ihren Mann zu bewundern.
54:56Aber sprechen wir mal über
54:58Herrn Pannenberg.
55:02Was ist mit diesem Mann?
55:08Nein, heute nicht.
55:10Heute sage ich nichts mehr.
55:14Ich will nach Hause.
55:26Ich will nach Hause.
55:50Wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte,
55:52Sie können mich jederzeit anrufen.
55:54Lassen Sie mir Zeit bis morgen.
55:56Ich will Sie nicht quälen.
55:58Sagen wir morgen früh bei Ihnen gegen zehn, ja?
56:00Ja, gut.
56:02Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben.
56:04Gute Nacht.
56:06Gute Nacht, Frau Hofer.
56:24Schein sie nicht.
56:28Ich will Ihnen einen letzten Vorschlag machen.
56:54Frau Hofer!
57:16Entschuldigen Sie.
57:20Aber ich habe Pannenbergs Lagen
57:22in einer Seitenstraße stehen sehen und ...
57:24Kommen Sie herein.
57:38Dieser weinende Mensch da
57:40hat mir soeben eine Million angeboten.
57:46Er ist der Mörder meines Mannes.
57:52Es ist Goldinger.
58:22Er ist der Mörder meines Mannes.
58:24Es ist Goldinger.
58:52Es ist Goldinger.
58:54Es ist Goldinger.
58:56Es ist Goldinger.
58:58Es ist Goldinger.
59:00Es ist Goldinger.
59:02Es ist Goldinger.
59:04Es ist Goldinger.
59:06Es ist Goldinger.
59:08Es ist Goldinger.
59:10Es ist Goldinger.
59:12Es ist Goldinger.
59:14Es ist Goldinger.
59:16Es ist Goldinger.
59:18Es ist Goldinger.
59:20Es ist Goldinger.
59:22Es ist Goldinger.
59:24Es ist Goldinger.
59:26Es ist Goldinger.
59:28Es ist Goldinger.
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