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  • 18.5.2025
Designerin Bitten Stetter möchte Sterbenden und ihren Angehörigen ein schönes Umfeld schaffen. Sie entwirft Mode und Design-Objekte für Krankenhaus und Hospiz.

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Transkript
00:00Schöner sterben. Mit diesen Produkten will die Designerin Bittenstetter das Lebensende eines Menschen ästhetischer, würdevoller und ein bisschen humorvoller machen.
00:13Sterben, Endlichkeit ist total tabuisiert und wir müssen lernen, das als Lebensphase zu begreifen.
00:21Ich möchte mit meinem Design sensibilisieren. Sensibilisieren auf die fragilen Zeiten im Leben, die uns alle betreffen, mal in Form, dass wir Menschen betreuen oder mal, dass wir selbst fragil sind.
00:37Schnabeltassen aus Keramik, farbenfrohe Patientenhemden und praktisches Zubehör für Menschen, deren Radius kleiner wird, wie Handyhalter oder Bettbox.
00:48All diese Objekte, sogenanntes Care-Design, hat Bitten entworfen. Der Name ihres Labels, Finally.
00:57Und das ist unser Turnarounder. Den kann ich tragen als Morgenmantel oder am Strand oder sonstiges.
01:06Und dann, wenn ich ins Spital komme, hat das die gleichen Funktionen wie ein Spitalhemd mit Tasche.
01:14Und ich habe aber immer Kontrolle über den Popo, wenn ich auch unterwegs im Spital bin oder auf Toilette gehe.
01:21Und wichtig ist halt, dass es nach mir riecht und ich diesen Duft dann auch habe von mir. Das gibt mir Vertrauen.
01:28Bittenstetter, ursprünglich aus Hamburg, lebt seit rund 20 Jahren in Zürich und hat eine Professur im Bereich Design an der Zürcher Hochschule der Künste.
01:36Ich war selber in der Situation, meine Mutter zu begleiten, über vier Jahre und habe mich in verschiedenen Situationen mit ihr wiedergefunden.
01:48Von der Onkologie über die Chirurgie über die Palliativstation bis hin zum Hospiz.
01:54Und da habe ich mir sehr viele Fragen gestellt, was Funktion angeht, was Bedeutung angeht, was Ästhetik angeht.
02:04Denn ich war nicht nur Angehörige, sondern auch Designerin nach wie vor.
02:08In Zusammenarbeit mit dem Züricher Weitspital hat sie ihre Designobjekte entwickelt.
02:13Denn diese sollen nicht nur schön aussehen, sondern müssen auch im Krankenhausalltag funktionieren.
02:18Pflegeexpertin Noemi Lehmann arbeitet auf der Palliativstation und kümmert sich täglich um die Bedürfnisse von Sterbenden.
02:28Schöne Sachen sind sehr wichtig für Menschen, die krank sind oder am Lebensende.
02:32Und zwar nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Angehörigen und Leute, die zu Besuch kommen.
02:38Aber auch für uns, die mit diesen Menschen arbeiten.
02:40Schöne Sachen sind ein Ausdruck dafür, dass es nicht nur um Krankheit geht oder um den Sterbeprozess, sondern dass es ums Leben geht in dieser Phase.
02:53Noemi ist davon überzeugt, dass selbst kleine Dinge einen positiven Effekt haben, wie zum Beispiel dieser Baldachin.
03:01Einen Baldachin brauchen manche Menschen, die verwirrt sind oder Angst haben oder sich irgendwie verloren fühlen.
03:08Da entsteht so ein Schutzraum. Es gibt ein warmes Licht, wenn das Licht von außen darauf scheint.
03:18Es hat ein bisschen was von einer Höhle. Man weiß einfach, dass es den Menschen Ruhe vermittelt, dass es Sicherheit vermittelt und es hat so etwas Heimeliges.
03:282024 hat Bittenstädter ihr erstes Geschäft in Zürich eröffnet.
03:32Roland Lehnen ist Architekt und einer ihrer Kunden. Sein Mann ist 2017 an Krebs gestorben.
03:42Also man kann halt die schönsten Särge, die tollsten Urnen sich aussuchen.
03:46Aber für die Phase des Sterbens, was so ein großes Tabu in unserer Gesellschaft ist, es ist ein großes Problem.
03:52Alles ist einfach hässlich.
03:54Die Schönheit geht beim Sterben, beim Sterbeprozess leider sehr, sehr häufig verloren.
04:01Bitten entwickelt aber nicht nur Dinge für Menschen, die im Sterben liegen, sondern auch für temporär oder chronisch Kranke und ihre Angehörigen.
04:10Aktuell arbeitet sie an einem Projekt zum Thema Demenz.
04:13Es gibt ja sehr viele private Caregiver, die ihre Angehörigen pflegen bei Demenzkrankheit.
04:20Denen wird eigentlich sehr wenig gezeigt, was sie eigentlich für eine Arbeit leisten.
04:25Und daraus sollen verschiedene Ketten entstehen, die sich die Betroffenen selber zusammenstellen können, um ihre Arbeit wertschätzen zu können.
04:352023 wurde Bittenstädter mit dem Designpreis Schweiz ausgezeichnet.
04:41Ein weiterer Ansporn für sie.
04:44Ich werde auf jeden Fall in diesem Bereich tätig bleiben.
04:49Es ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit.
04:51Ich finde es auch toll, von den Fachpersonen aus dem Bereich zu lernen und mit ihnen gemeinsam weiterzugehen.
05:00Und das ist das, was ich bis zu meiner eigenen Fragilität machen möchte.
05:05Sich vorbereiten auf den Tod, selbst wenn man noch mitten im Leben steht.
05:11So kann man Berührungsängste mit dem Sterben verlieren.

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