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  • 6.6.2025
Die Murals in der nordirischen Hauptstadt erzählen von Tod, Gewalt und Trauer des vergangenen Nordirland-Konfliktes. Eine neue Künstlergeneration will das jetzt ändern.

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Transkript
00:00Das Gesicht von Belfast, es verändert sich. Immer noch prägen politische Wandbilder die Stadt erinnern an den jahrzehntelangen Nordirland-Konflikt.
00:10Doch jetzt entstehen neue Bilder, andere Themen, entworfen von einer jungen Generation von Künstlern für ein anderes Belfast.
00:19Rückblick. Der Nordirland-Konflikt, The Troubles, erschüttert seit dem Ende der 1960er Jahre das Land.
00:25Überwiegend protestantische Loyalisten kämpfen dafür, dass Nordirland Teil des Vereinigten Königreichs bleibt.
00:32Mehrheitlich katholische Republikaner kämpfen für einen Beitritt zur Republik Irland.
00:37In den folgenden 30 Jahren kommen mehr als 3600 Menschen ums Leben.
00:42Erst mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 endet der blutig bewaffnete Konflikt.
00:48Die Wandbilder in Belfast verehren Helden beider Seiten oder inszenieren sie als Märtyrer.
00:55Einer von zehn Nordeiren hat ein Familienmitglied verloren.
01:00Belfast ist eine kleine Stadt in einer kleinen Ecke einer kleinen Insel.
01:04Es gibt so viele traumatische Erinnerungen an den Konflikt. Er ist immer noch sehr präsent.
01:13Paul Donnelly hat die Troubles miterlebt. Heute führt der Besucher an den Hunderten von Wandbildern vorbei.
01:18Viele Stadtbezirke sind bis heute geteilt in einen loyalistischen und einen republikanischen Teil.
01:23Wandmalereien sind in dieser Stadt von enormer Bedeutung.
01:28Beiden Seiten geht es darum, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern und das eigene Narrativ an die Außenwelt zu vermitteln.
01:34Man könnte sagen, sie wollen damit ihr Terrain markieren.
01:37Hier haben wir die Kontrolle, ihr seid nicht willkommen.
01:40Doch aus den Narben der Vergangenheit entstehen jetzt neue Bilder.
01:46Eine Generation von Künstlern hinterlässt ihre eigenen Spuren in der Stadt, schaut nach vorn.
01:52Meine Stadt braucht endlich mehr Farbe, damit man sich nicht so erdrückt fühlt.
01:57Ich will, dass man nicht immer nur über die alte Zeit und den Konflikt spricht.
02:01Zu viele tun das noch, auch die jungen Leute.
02:03Wienals wurde kurz vor dem Friedensabkommen in Belfast geboren.
02:10Die Geschichte ihrer Stadt ist für sie längst eine andere.
02:15Ein großer Teil meiner Arbeit ist politisch, aber ohne Bezug zum Nordirland-Konflikt.
02:19Es werden zwar immer noch neue Wandbilder zu den Unruhen gemalt,
02:22aber ich denke, dass die Menschen in vielen Teilen der Stadt einfach mehr wollen.
02:26Das gesamte Stadtzentrum gilt jetzt als neutraler Boden.
02:29Er ist nicht nur für Katholiken und Protestanten da, sondern für alle.
02:33Die Künstlerin gehört zu Belfasts junger Street-Art-Szene.
02:38Für sie ist die Teilnahme am jährlichen Festival Hit the North ein absolutes Muss.
02:43Künstler aus Nordirland und der ganzen Welt nehmen teil,
02:47um ihr eigenes Kunstwerk an den Mauern der Stadt zu hinterlassen.
02:55Ich verwende immer den Ausdruck We speak wall.
02:58Wir verstehen die Sprache der Mauern.
03:00Wir kennen die Geschichte und Tradition.
03:01Wir wollen aber auch Bilder malen, die nicht aus dieser alten politischen Tradition stammen.
03:07Die Menschen reagieren darauf positiv.
03:09Nirgendwo sonst wissen sie das so zu schätzen wie hier.
03:15Durch seine Arbeit gibt Huckington Belfasts Mauern eine neue Identität.
03:20Ich wehre mich vehement gegen die Vorwürfe, dass es hier gegen die traditionellen Dinge geht.
03:26Ich versuche nicht das zu unterbinden.
03:27Es geht darum, eine Identität zu schaffen, auf die wir alle stolz sein können.
03:32Geboren aus dem Wissen um die Kosten abgrenzender Politik.
03:37Viele Teilnehmer des Festivals sind von dem frischen Anstrich begeistert.
03:41Ich bin aufgewachsen, da waren alle Wandgemälde, die ich in und um Belfast gesehen habe, mit den Paramilitärs verbunden.
03:50Das Niveau der Kunst, das hier gezeigt wird, ist einfach phänomenal.
03:54Und es geht nicht um diese oder jene Seite.
03:56Das ist genau das, wofür Belfast stehen sollte.
03:58Wir haben Politik in der Vergangenheit über die Kunst vermittelt.
04:03Nun übertragen wir sie auf eine zeitgenössische Ebene.
04:06Und mit der Gestaltung moderner Kunst können wir wachsen.
04:09Das zeigt, wohin sich die Stadt entwickelt.
04:11Es geht darum, die Vergangenheit loszulassen und nach vorne zu schauen.
04:15Auch Paul Donnelly nimmt moderne Werke wie dieses jetzt in seine Führungen mit auf.
04:19Sie alle gehören nun zu Belfast.
04:22Es verändert sich so viel.
04:24Wir hatten Vorfälle in der Stadt, bei denen Menschen mit einem Pinsel in der Hand erschossen wurden.
04:28Und jetzt laden wir Künstler ein, in unsere Stadt zu kommen und den Pinsel zu schwingen.
04:32Das ist wunderbar.
04:35Und so hilft die Kunst den Menschen, trotz der schmerzhaften Vergangenheit, einen Weg in die Zukunft zu finden.

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