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Gorizia in Italien und Nova Gorica in Slowenien waren durch den Eisernen Vorhang getrennt. 2025 stehen sie als Kulturhauptstädte für europäische Integration.

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Transkript
00:00Ein Platz. Zwei Länder. Bis 2007 standen hier Mauer und Zaun. Sie trennten das italienische Gorizia von dem slowenischen Nova Goriza.
00:16Hallo, das hier ist Italien, das hier ist Slowenien. Italien, Slowenien. Seht ihr einen Unterschied?
00:24Für Alexander Gajiov gibt es keinen Unterschied. Er wuchs in Gorizia, auf Deutsch Görz, auf.
00:33Seine Eltern stammen aus Slowenien und Aserbaidschan. Er war noch ein Kind, als Slowenien der EU beitrat und die Mauer fiel.
00:41Seine Karriere als Pianist führte ihn in die Welt. Nun, anlässlich des Jahres der europäischen Kulturhauptstadt, tritt er in seiner Heimatstadt auf.
00:51Das ist eine einmalige Erfahrung, hier an der Grenze zu sein, beide Länder zu vertreten und an einem Projekt mitzuarbeiten, von dem ich schon lange geträumt habe.
01:09Gorizia und Nova Goriza gelten als eine der letzten geteilten Städte Europas. Ein Symbol für die Trennung von West und Ost.
01:16Doch ihre Geschichte erzählt von einer ganz anderen Vergangenheit.
01:21Über Jahrhunderte kamen hier Menschen und Kulturen zusammen unter der Habsburger Monarchie, vor allem aus Italien, Mitteleuropa und dem südslawischen Raum.
01:34Durch den Ersten und den Zweiten Weltkrieg fand das friedliche Zusammenleben ein dramatisches Ende.
01:39Die Siegermächte zogen neue Landesgrenzen mitten durch die Stadt.
01:45Direkt neben dem italienischen Gorizia ließ Tito, der Staatschef des kommunistischen ehemaligen Jugoslawiens, Nova Goriza errichten.
01:53Familien wurden getrennt, Land neu verteilt, das Misstrauen auf beiden Seiten wuchs.
02:02All das gehört der Vergangenheit an.
02:04Doch die Spuren der Teilung prägen auch heute noch das Stadtbild.
02:16In unserer Ausstellung zeigen wir verschiedene Gegenstände, die zum Beispiel in Messing, in den Gürteln darunter oder in den Schuhen über die Grenze geschmuggelt wurden.
02:25Die Ausstellung an einem alten Grenzübergang zeigt, wie Alltagsgegenstände von beiden Seiten zu wertvollen Waren wurden.
02:39Menschen mit Grundstücken auf der anderen Seite konnten mit Sondergenehmigung die Grenze überqueren.
02:44Nachdem wir Grenzausweise erhalten hatten, wurde auch der Schmuggel sehr wichtig,
02:48da man Dinge über die Grenze bringen musste, deren Mitnahme eigentlich illegal war.
02:55Als ich ein Kind war, habe ich Feuerwerkskörper geschmuggelt.
03:03In Slowenien sind sie immer noch verboten, aber in Italien werden sie sogar an Minderjährige verkauft.
03:13Die Grenzübergänge gehörten auch für Alexanders Familie zum Alltag.
03:20Es waren schwierige Jahre. Man musste immer seinen Ausweis vorzeigen.
03:25Ich hatte keine Probleme, obwohl ich einen russischen Pass hatte und ständig meine Aufenthaltsgenehmigungen verlängern musste.
03:38Seit 18 Jahren trennt keine Mauer mehr Gorizia und Nova Goriza.
03:44Jüngere Menschen wie Alexander erleben die Grenze ganz anders als ihre Eltern und Großeltern.
03:49Meine Beziehung zur Grenze war sehr unvoreingenommen.
03:57Ich hatte auch Freunde auf beiden Seiten. Die Grenze war für mich eher eine Art Bereicherung.
04:02Etwas, das in meinen Augen fast nicht existierte.
04:05Abgesehen natürlich von der Sprache, die unterschiedlich ist, aber beide Sprachen zu lernen, war für mich kein Problem.
04:10Einige Grenzübergänge sind jedoch nicht mehr nur museale Relikte.
04:21Seit Ende 2023 führt die italienische Regierung wieder Grenzkontrollen durch.
04:26Ein Haken im Konzept der grenzenlosen Kulturhauptstadt.
04:30Die Nominierung hat jedoch zahlreiche gemeinsame Projekte zwischen den beiden Städten ermöglicht.
04:35Eines davon betrifft den Fluss Isonso, der Italien und Slowenien voneinander trennt.
04:40Neben der Solkan-Eisenbahnbrücke wurde auch eine Fußgängerbrücke errichtet.
04:47Das Wichtigste an der Kulturhauptstadt Europas ist die Zusammenarbeit.
04:52Sie hat viele weitere Bausteine geschaffen, auf denen wir, insbesondere meine Generation und zukünftige Generationen, aufbauen können.
04:59Das ist das, was die Generationen in den letzten Jahren können.

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