In schrottreifen E-Autos steckt eine kleine Mine von Rohstoffen. Ein kleines Startup in Norddeutschland will mit dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien Geld verdienen. Versicherungen und Reparaturbetriebe interessieren sich aber auch für Einzelteile. Noch steht das Recycling von E-Autos am Anfang.
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NewsTranskript
00:00Ja, E-Autos werden mehr, doch sie fahren nicht ewig. Pech für die Besitzer, Glück für den Kreislauf.
00:06Es wird auch ein neuer Rohstoffmarkt entstehen, die es bisher noch nicht gab.
00:09Doch jetzt geht es damit los. Hier in Meppen, deutsches Flachland, ganz in der Nähe zu den Niederlanden.
00:15Der Autoverwerter Kempers macht hier vor, wie E-Autos eigentlich schrottreif noch nützlich werden.
00:21Chef Eiten Kempers erklärt, wohin es jetzt schon geht.
00:26Die Gebrauchteile, die werden bei uns einmal nach Qualitätsstufe bewertet, eingelagert, fotografiert und dann auf dem freien Markt verkauft.
00:36Dann zum Beispiel Privatkunden, also auch Versicherungen und Werkstätten und Reparaturbetriebe.
00:41Das Ausschlachten von Fahrzeugen ist nicht neu, die Kunden aber in Deutschland.
00:46In anderen Ländern ist es bereits umgesetzt, aber in Deutschland fangen jetzt auch die Versicherungen damit an, mit Gebrauchteilen zu reparieren.
00:51Weil seit Corona haben wir auch immer mehr Ersatzteile, die im Rückstand stehen.
00:58Die Quelle für gebrauchte Teile könnte noch viel größer sein, nicht nur hier in Meppen.
01:03Doch Deutschland ist da mal wieder ein wenig anders als die Nachbarn.
01:08Leider haben wir in Deutschland das Problem, dass egal wie kaputt oder wie verunfahrbar ein Fahrzeug ist, die Fahrzeuge nicht zu den Verwertungsbetrieben gesteuert werden.
01:21Das heißt, die Fahrzeuge werden überwiegend exportiert.
01:24Als Vergleich hat Deutschland 50 Millionen zugelassene Pkws, werden aber nur 300.000 Autos im Jahr verwertet.
01:30Und Frankreich hat 14 Millionen zugelassene Pkws, werden aber 1,4 Millionen Fahrzeuge verwertet.
01:36Bei den schrottreifen E-Autos darf das nicht passieren, denn in ihnen steckt jedes Mal eine kleine Mine aus Rohstoffen.
01:43Die Batterien.
01:46Um diese Schätze zu heben, gibt es seit wenigen Wochen nebenan ein neues Unternehmen, RelionBad.
01:51Der Kopf dahinter, Christoph Spandau.
01:54Er will knappe Rohstoffe sichern und folgt damit der EU-Kommission, die diesen Rohstoffen in Europa Priorität einräumt.
02:02Die Anlage liefert einen wesentlichen Beitrag zum Critical Raw Material Act bei,
02:07weil wir hier wirklich kritische Rohstoffe ressourcenschonend und umweltfreundlich zurückgewinnen.
02:14Bis zu 30.000 Tonnen Batterien aus Fahrzeugen von Kempers, aber auch aus ganz Deutschland, wird diese Anlage pro Jahr verarbeiten.
02:23Die Bauteile werden geschreddert und dann geht es darum, die Substanzen für die Wiederverwertung zu trennen.
02:29Die Anlage in Meppen ist derzeit die größte Rad in Europa, kommt vollständig ohne Subventionen aus.
02:34Besonders wertvoll heißt es ja, seien Lithium und Kobalt, die hier in einer schwarzen Masse übrig bleiben.
02:41Der Marktpreis sagt gerade etwas anderes.
02:44Im Moment beim Kupfer, beim All-Time-High von etwa 10.000 Dollar pro Tonne.
02:51Schwarzmasse liegt derzeit etwa bei 3.000 bis 200.000 Euro pro Tonne.
02:56Der Cocktail aus Lithium, Kobalt und Nickel ist nicht nur weniger wert.
03:00Derzeit geht die schwarze Masse nach Asien oder in die USA.
03:03In Meppen wird der Kreislauf also nicht geschlossen.
03:06Die Schwarzmasse wird derzeit noch exportiert, weil wir in Deutschland und in Europa
03:12noch nicht über ausreichende Möglichkeiten verfügen, um die Schwarzmasse hydrometallurgisch aufzubereiten.
03:20Der Rohstoffkonzern Glencore überlegt, sein Zinkwerk auf Sardinien entsprechend für die Schwarzmasse umzubauen.
03:26Erst dann würde der Batteriekreislauf in der EU geschlossen.
03:30Experten sehen enormen Zeitdruck, denn die EU schreibt bald erste Recyclingquoten in Batterien vor.
03:36Da ist noch für mich zumindest persönlich eine ungeklärte Fragestellung,
03:42ob sozusagen diese Mindestrezyklarquoten für Lithium und für Nickel und Kobalt
03:47ab Anfang der 30er Jahre wirklich erfüllt werden können.
03:51Bei Campers in Meppen wartet man nicht mehr auf den Boom.
03:55Die ersten Anzeichen sind bereits da.
03:57Weil wir hier am Standort bis zu 10.000 Autos im Jahr verarbeiten können
04:04und wir jetzt schon merken, dass immer mehr E-Autos in unsere Richtung gesteuert werden.
04:09Und auch bei Christoph Spandau landen schon jetzt in den ersten Wochen
04:12seit Betriebsbeginn einige Tonnen in der Anlage.
04:15Neben Batterien aus Test- oder Unfallfahrzeugen und Ausschussware
04:19verarbeitet Reliant-Bed auch noch andere Akkus.
04:22Das sind große Mengen, die da zurückkommen, weil jeder weiß, wie viele Akkugeräte er alleine zu Hause hat.
04:30Und was wir halt können, wir können komplett alle Rohstoffe hier zurückgewinnen.
04:36Wenn die Regale erst stehen, können hier mehr als 10.000 Tonnen Altbatterien zwischengelagert werden.
04:42Klingt nach viel, doch eine Rückrufaktion fehlerhafter Autobatterien brächte die Kapazitäten schon ans Limit.
04:47Deswegen ist diese Anlage wirklich relevant und ist derzeit auch die größte Anlage in Europa.
04:53Aber man muss ganz ehrlich zu sich selbst sein. Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
04:59Der Mittelständler Reliant-Bed hat vorgesorgt, sobald die Kapazitäten nicht mehr reichen,
05:04kann die Anlage auf 60.000 Tonnen Batterien verdoppelt werden.
05:08Nicht schlecht, aber EU-weit erwartet man schon in fünf Jahren 400.000 Tonnen Altbatterien jährlich.
05:17Vielen Dank.
05:18Vielen Dank.