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In den 70ern wurden in Bangladesch viele Kinder unter falschen Versprechen zur Adoption nach Europa gegeben. Eine niederländische NGO hilft den Betroffenen heute, ihre Herkunft zu erforschen. Auch Sander Maulmeester reist nach Jahrzehnten zurück, um seine leibliche Familie zu finden.
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NewsTranskript
00:00Jahrzehntelang wurden Kinder aus Bangladesch zur Adoption ins Ausland gebracht.
00:07In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
00:09Lasst uns die vom Krieg betroffenen Kinder retten.
00:13Doch hinter den humanitären Aktionen verbirgt sich eine düstere Geschichte.
00:18Voller offener Fragen, verlorener Identitäten und zerstörter Verbindungen.
00:23Sie haben die Babys von Danmondi aus ins Ausland verschleppt.
00:27Sie kamen in die Kindertagesstätten in Danmondi. Dort sollten sie lernen und versorgt werden und dann zu ihren Familien zurückkehren.
00:34Niemand wusste, dass die Babys ins Ausland gebracht wurden.
00:38Zwei dieser Adoptivkinder teilen ihre Geschichte mit uns.
00:42Ihre ganz persönliche Suche nach den Spuren ihrer Vergangenheit und nach den eigenen Wurzeln.
00:47Es war sehr schwer für mich, dass sie ihre Familie gefunden hatte.
00:52Manchmal trifft man Menschen und hat das Gefühl, dass man sie schon immer kannte.
00:57So ein Gefühl hatte ich auch. Es war wie nach Hause kommen.
01:00Ich hab gesagt, wir sind ein Gefühl, dass sie nicht in Ordnung haben.
01:03Aber wir haben hier nicht in Ordnung, dass sie eine grosse Rolle gespielt haben.
01:07Woher Trorbisch kamen, hat sie nicht in Ordnung so es nur um siebzelt.
01:09Mein Name ist Sander Molmester und ich wurde in Dakar, Bangladesch geboren.
01:39Als ich zweieinhalb Jahre alt war, kam ich nach Holland und wurde dort von einer niederländischen Familie adoptiert.
01:52Heute ist Sander Molmester 51 Jahre alt. Er arbeitet als Kreativdirektor in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam.
02:00Doch vor kurzem hat etwas sein Leben auf den Kopf gestellt. Eine Nachricht von seiner leiblichen Familie in Bangladesch.
02:0648 Jahre lang hat er sie weder gesehen noch von ihr gehört. Jetzt will er seine eigene Geschichte neu entdecken.
02:14Also Leute, wichtige Papiere.
02:32Mein Reisepass mit Bangladesch-Visum. Das kann losgehen.
02:44Sanders Frau Anna und der 17-jährige Sohn unterstützen ihn bei seinem Plan. Reisen wird er aber allein.
02:50Das ist der Reisepass aus Bangladesch, den ich hatte, als ich damals mit KLM ankam.
02:58Und erkennst du etwas von dir auf diesem Bild wieder?
03:01Ja, vielleicht das Kinn und die Gesichtsform ein bisschen. Aber das ist natürlich schon echt lange her.
03:09Ich wurde mit zweieinhalb Jahren von einer Familie in der Provinz Seeland adoptiert.
03:13Als Kind habe ich eigentlich gar nicht realisiert, dass ich eine andere Hautfarbe habe als der Rest der Familie.
03:20Meine Beziehung zu meinen Adoptiveltern war sehr gut. Aber ich glaube, wir hatten eine Menge Schwierigkeiten, uns gegenseitig zu verstehen.
03:39Für mich war die Adoption immer etwas sehr Abstraktes, weil ich mich wirklich sehr schnell in meine neue Umgebung eingefügt habe.
03:58Aber später, vor allem als ich im Ausland gelebt habe, habe ich durch die Reaktion der anderen plötzlich stärker wahrgenommen, dass ich einen anderen Hintergrund habe.
04:09Die Adoptionspapiere waren sehr uneindeutig und wahrscheinlich nicht ganz korrekt. Ich habe nie wirklich viel darüber nachgedacht.
04:21Es war eher eine Tatsache, die ich akzeptiert habe, dass ein Teil meiner Vergangenheit eben unklar ist. Aber ich hatte lange Zeit kein Problem damit.
04:29Vor drei Jahren entschied sich Sander dann für einen DNA-Test.
04:35Mithilfe einer niederländischen Organisation von Adoptivkindern aus Bangladesch versuchte er, seine leibliche Familie zu finden.
04:43Ich hatte eigentlich keine großen Erwartungen. Aber nach drei Jahren kam die Nachricht, dass mein Bruder in Bangladesch nach mir sucht.
04:54Er hatte auch den DNA-Test gemacht und unsere Proben waren ein Match.
04:57Ich bekam Fotos von meiner Mutter, meinem Vater, meinem Bruder, einem anderen Bruder und meiner Schwester.
05:04Das war wie von null oder unter null auf hundert, was ich plötzlich über meine eigene Vergangenheit wusste.
05:10Jetzt ist er bereit, seine Geschichte zu entdecken.
05:17Meinem Bruder will ich gern ein paar von den Süßigkeiten mitbringen, die ich als Kind in den Niederlanden gern mochte.
05:23Das ist mein Wiedersehensgeschenk.
05:25Die Suche nach den eigenen Wurzeln. Für viele Adoptierte ist sie wie eine endlose Reise.
05:45Wir treffen Suma de Hay in Arnheim, einer Stadt im Osten der Niederlande.
05:51Mein Name ist Suma. Ich bin 1977 aus Bangladesch in die Niederlande gekommen und adoptiert worden.
05:59Suma war es, die Sander die Nachricht seines Bruders überbrachte.
06:03Sie ist Mitglied der Schapla-Community, einem Netzwerk von Adoptierten aus Bangladesch in den Niederlanden.
06:09Sie hilft, getrennten Familien wieder zusammenzukommen.
06:11Wir haben die Vorgängerorganisation von Schapla 2003 gegründet.
06:17Damals wollten sich viele Adoptierte einfach nur treffen und austauschen.
06:22Also haben wir viele Veranstaltungen organisiert.
06:26Und dann, das war 2017, dachten wir uns, wir brauchen eine DNA-Datenbank mit Familienstammbäumen.
06:33Bis heute haben wir mehr als 30 Fälle gelöst, zusammen mit Adoptivfamilien und Adoptierten.
06:38Und einige haben so ihre Familie gefunden.
06:42Es sind diese Wiedersehen, die Suma antreiben.
06:48Doch ihre eigene Geschichte bleibt bis heute im Dunkeln.
06:51Seit 35 Jahren ist sie auf der Suche nach ihrer leiblichen Familie.
06:55Schon bevor wir die Organisation gegründet haben, hatte eine Freundin von mir ihre Familie gefunden.
07:04Wir waren sehr eng befreundet. Der Moment, als sie ihre Familie fand, war wirklich schwer für mich.
07:10Dass das für sie in Erfüllung gegangen ist und für mich nicht.
07:12Das ist das Babyfoto, das meine Adoptiveltern bekommen haben, bevor ich in die Niederlande kam.
07:21Sie haben mir erzählt, dass ich etwa drei Monate im Kinderheim war, bevor ich nach Holland kam.
07:28Und welcher Name steht da?
07:34Da steht Kulsum. Das war der Name, der in meinem Pass stand.
07:40Schon als Teenagerin fing sie an, nach ihrer Geburtsfamilie zu suchen.
07:45Doch schon bald war klar, dass viele ihrer Informationen falsch waren.
07:49Ich war neun Monate alt, aber laut meinem Pass zweieinhalb Jahre. Auf dem Bild allerdings sehe ich aus wie neun Monate.
07:58Obwohl sie Zweifel an den Angaben in ihren Adoptionspapieren hat, forscht sie weiter.
08:04Innerhalb von 35 Jahren reist sie fünfmal nach Bangladesch.
08:08Immer auf den Spuren von Hinweisen, die sie in ihren Dokumenten entdeckt.
08:121989, 1990 war ich das erste Mal in Bangladesch, zusammen mit meiner Adoptivfamilie.
08:25Nach ein paar Tagen sind wir in den Norden des Landes gefahren.
08:30Wir haben dort die Dörfer besucht, deren Namen in meinen Unterlagen auftauchen.
08:34Wir waren bei vielen Leuten und haben oft über die Fälle und vor allem über meinen Fall und meine Geschichte gesprochen.
08:43Aber wir haben nichts herausgefunden.
08:49Zehn Jahre später ihr zweiter Besuch.
08:52Ein paar Leute erzählten uns die Geschichte einer Familie, die ihr Kind verloren hatte.
08:58Und das klang ähnlich wie das, was in meinen Papieren stand.
09:00Es gibt einige Familien, deren Geschichte ihrer ähneln.
09:07Doch nie findet sie eine echte Verbindung.
09:102005 fährt sie wieder nach Bangladesch.
09:13Jedes Mal bin ich mit ein paar Fragen im Gepäck hingefahren und mit mehr Fragen wieder zurückgekommen.
09:22Als wir 2019 da waren, haben wir diese Familie gefunden, deren Geschichte ich schon im Jahr 2000 gehört hatte.
09:31Und einiges klang wirklich sehr ähnlich.
09:34Und dann kamen Leute vorbei, die sagten, sie sieht genau aus wie die Mutter.
09:38Aber die Mutter selbst war nicht mehr am Leben.
09:40Da hatte ich wirklich das Gefühl, vielleicht bin ich das.
09:43Vielleicht ist das wirklich meine Geschichte.
09:46Also habe ich einen DNA-Test gemacht.
09:49Aber das Ergebnis war negativ.
09:50Es war also nicht meine Familie.
09:55Nach fast 20 Jahren hatte ich die Familie gefunden, deren Geschichte ich schon so lange mit mir herumgetragen hatte.
10:03Und diese Menschen überhaupt zu finden, war schon wirklich schwierig.
10:07Aber am Ende war es eben doch nicht meine Familie.
10:11Aber am Ende war es nicht meine Familie.
10:14Doch ich habe eine Familie.
10:16Und wir hatten auch eine Familie.
10:20So, woher war es nur die Mutter.
10:22Und das war ganz schön.
10:23Und das war schon ein packets.
10:24Ich bin zu ihm hier, die Mutter.
10:25Als sie zu mir sagte, du hast einen Bruder, der dich sucht, da hatte ich das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen.
10:49Es fühlte sich so unwirklich an, es war so seltsam.
10:55Es war, als würde sie über jemand anderen sprechen, aber dieser jemand war ich.
10:59Da war plötzlich diese andere Vergangenheit. Ich hätte nie gedacht, dass dies passieren würde.
11:08Sander wurde in Tongi, in der Nähe von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, geboren.
11:16Sein Halbbruder Barkat lebt noch heute dort. Der Rikscha-Fahrer hat sich vor kurzem bei einem Unfall das Bein verletzt.
11:22Seinen Halbbruder kennt er noch unter dem Namen Tipu. So hatte ihn die gemeinsame Mutter genannt.
11:31Tipu und ich haben als Kinder viel zusammen gespielt, das war sehr schön.
11:35Nachdem wir getrennt wurden, habe ich mich schrecklich gefühlt.
11:38Ich habe sogar zu meiner Tante gesagt, wenn ich ihn nur einmal wiedersehen könnte, wäre das genug.
11:43Sander hat einen weiteren Halbbruder und eine Schwester, die beide später geboren wurden.
11:51Ihre gemeinsame Mutter starb vor wenigen Jahren.
11:54Barkat erzählt, sie hätten schon lange versucht herauszufinden, was mit ihrem Bruder passiert ist, jedoch ohne Erfolg.
12:00Meine Mutter wusste nicht, in welches Land er gebracht worden war.
12:05Sie erzählte von einem roten Gebäude in der Nähe, von einer NGO.
12:08Also gingen wir dahin, aber sie gaben uns keine Auskunft.
12:12Wirst du ihn wieder erkennen?
12:13Vielleicht erkenne ich ihn nicht, aber unser Blut verbindet uns.
12:16Der Tag des Wiedersehens ist endlich gekommen.
12:22Mithilfe von Freiwilligen der Schabler-Community hat es Sander zum Haus seines Halbbruders geschafft.
12:29Der wartet schon auf ihn.
12:46Wie geht's dir, Bruder?
13:09Wunderbar.
13:16Keiner spricht die Sprache des anderen, aber auch kleine Gesten reichen für die Verständigung.
13:46Mutter hat mir von dir erzählt.
14:01Sie fragte, wann wird Tipu nach Hause kommen?
14:04Wie bekomme ich ihn zurück?
14:06Ich versicherte ihr, dass Tipu nach Bangladesch kommen wird, wenn er dasselbe Blut hat wie wir.
14:16Es ist sehr speziell, dass wir hier, wir, Bruder, Baby, und dann, und dann, und dann, und dann, ich bin Tipu von Tongi, Holland, und jetzt zurück in Tongi.
14:38Gemeinsam gehen Barkat und Sander zu dem Haus, in dem ihre Mutter zuletzt wohnte.
14:50Sie treffen Sanders Schwester Aisha Akhtar Suma und ihren anderen Bruder Moazem.
14:55Frieden.
14:56Auf Wiedersehen.
14:58Tschüss.
15:06Musik
15:09Musik
15:11Musik
15:12Musik
15:13Musik
15:14Musik
15:17Musik
15:20Musik
15:24Musik
15:25Sie hat dich immer gefüttert.
15:42Danke.
15:48Barkats Schwester lebt heute mit ihrer Familie in dem kleinen Haus.
15:52Sie zeigt Sander ihr Heim.
15:55Das Haus ist ein bisschen mehr, wenn sie mit unserer Mutter hier gelebt haben.
16:18Es sah genau so aus.
16:22Die gleiche Farbe?
16:23Ja.
16:25Sanders Mutter ist auf einem Friedhof in der Nähe begraben.
16:29Suma und Moazem nehmen ihn mit dorthin.
16:37Suma?
16:37Und eine Mutter.
16:38Und eine Mutter.
16:38Ja.
16:39Mutter.
16:40Unsere Mutter war krank. Wir ließen sie im Krankenhaus behandeln. Danach brachten wir
16:52sie wieder nach Hause, aber dann starb sie. Eines Tages, als wir gerade beim Essen saßen,
16:57sagte sie plötzlich, wenn sie ihr Kind Tipu vor ihrem Tod noch einmal sehen könnte,
17:02würde ihr Herz endlich Frieden finden. Ich sagte ihr, sie solle zu Gott beten. Er würde Tipu
17:09zurückbringen. Manchmal trifft man Menschen und hat das Gefühl, dass man sie schon immer kannte.
17:29So ein Gefühl hatte ich. Es war wie nach Hause kommen. Auf der Suche nach seinen Wurzeln besucht
17:36Sander, das Liberation War Museum in Dakar. Die Staatsgründung 1971 prägt auch seine eigene Geschichte.
17:48Für mich ist dieses Bild Teil meines Lebens, denn ab diesem Zeitpunkt waren die Menschen ständig in Bewegung.
17:56Wegen des Krieges sind viele von ihnen als Flüchtlinge nach Indien gegangen. Aber sie wurden nach dem Krieg
18:02auch aus Indien wieder vertrieben und sind in bestimmte Regionen des Landes zurückgekehrt.
18:06Und weil es so viele waren, wurden sie in Bangladesch von der Regierung umverteilt.
18:16Auch unsere Familie musste von Ort zu Ort ziehen. Es gab also einige große Veränderungen mit mehreren Neustarts.
18:271971 wurde Bangladesch vom heutigen Pakistan unabhängig nach dem Ende eines brutalen Krieges.
18:39Tausende Kinder wurden in Folge von Massenvergewaltigungen der pakistanischen Armee in eine Welt voller Krieg und Armut geboren.
18:46Es begann eine Welle internationaler Adoptionen. 1974 verschärfte eine Hungersnot die Krise im Land.
18:53Jahrelang liefen die Adoptionen weiter, bis ihre Schattenseiten sichtbar wurden.
18:58Um mehr über die Hintergründe zu erfahren, treffen wir Elvira Löbel von der Universität Maastricht.
19:04Die ursprüngliche Idee war, Kriegskinder zu retten oder Kinder, die vom Krieg und der daraus resultierenden extremen Armut betroffen waren.
19:16Ab einem Zeitpunkt waren es dann aber auch Kinder, die niemals freiwillig zur Adoption freigegeben wurden.
19:23Elvira Löbels Forschungsschwerpunkt illegale internationale Adoptionen.
19:35Viele Adoptierte ringen mit Fragen zu ihrer Identität.
19:38Die Suche nach Antworten ist jedoch oft schwierig, da ihre Unterlagen entweder unvollständige oder widersprüchliche Angaben zur Herkunft enthalten.
19:48Das erschwert es ihnen enorm, ihre Wurzeln und Herkunft wirklich zu verstehen.
19:57Aber wie konnte das passieren?
19:59Um das herauszufinden, geht es zurück nach Tongi, wo Sander seine biologische Familie wieder getroffen hat.
20:05Freiwillige der Schabla-Community bringen uns mit mehreren Müttern in Kontakt, die ihre Kinder in den 1970er Jahren verloren haben.
20:13Eine von ihnen, Parol Begum.
20:18Ich war alleinerziehend. Ich war zu arm, um mir Essen, Kleidung oder eine Unterkunft leisten zu können.
20:24Deshalb brachten mich einige Leute zu dieser Kindertagesstätte in Danmondi in der Nähe von Dhaka.
20:29Dort ließ ich meine Tochter zurück. Später erfuhr ich, dass sie ins Ausland geschickt worden war.
20:34Ich hatte keine Ahnung.
20:38Es ist ein Schicksal, das viele hier teilen, so wie Jamila Khadjun und Abdul Kudus.
20:44Extreme Armut zwang viele in den 1970er Jahren, ihre Kinder in Heimen von NGOs unterzubringen.
20:50Eine Organisation namens Terdesom nahm meinen Bruder mit. Sie sagten meinem Vater, wir wissen, dass du dein Kind nicht ernähren kannst, aber es gibt eine Lösung.
21:01Im Gegenzug bekommst du einen Job und dein Kind wird überleben. Sie nahmen ihn mit und wir wissen bis heute nicht, was mit ihm geschah.
21:07So wurden die Babys ins Ausland geschmuggelt. Mitarbeiter von NGOs nahmen die Babys entgegen und schickten sie nach Danmondi in eine Kindertagesstätte.
21:16Von dort wurden sie dann ins Ausland gebracht.
21:20Geschichten, wie sie viele in dieser Gegend von Tongi erlebt haben. Auch Tasmila Akta von der Shabla Community.
21:30Ihre kleine Schwester wurde in den 70er Jahren ins Ausland gebracht. Erst vor kurzem hat sie sie in den Niederlanden gefunden.
21:38Jetzt hilft sie dabei, Mütter und ihre verloren geglaubten Kinder wieder zu vereinen.
21:45Die Mütter wissen nicht, wie es ihren Kindern geht. Wie können sie sich trösten?
21:49Hätten sie eingewilligt, dass ihre Babys ins Ausland geschickt werden, wäre das reine Sache.
21:54Sie kamen in die Kindertagesstätten in Danmondi. Dort sollten sie lernen und versorgt werden und dann zu ihren Familien.
22:00zurückkehren. Niemand wusste, dass die Babys ins Ausland gebracht wurden.
22:13NGOs wie die Heilsarmee, Terdesom Niederlande und andere bauten in den 70er Jahren Schulen wie diese in Tongi und Kinderheime in Dakar auf, um Kindern aus armen Verhältnissen zu helfen.
22:25Auch Adoptionen wurden von einigen dieser Organisationen vermittelt.
22:30Auch Adoptionen wurden von einigen dieser Organisationen vermittelt.
22:44Doch viele hier in Tongi werfen Terdesom oder seinem niederländischen Ableger Terdesom Niederlande Kinderhandel und Zwangsadoptionen vor.
22:51Wir haben mehrere dieser Organisationen, darunter Terdesom Niederlande, die Heilsarmee und World Children kontaktiert.
23:00Eine Reaktion kam nur von Terdesom Niederlande. Die NGO habe nie Adoptionen vermittelt. Ein Interview lehnten sie ab.
23:07Die Maastrichter Wissenschaftlerin Elvira Löbel sagt, hinter den Adoptionen steckten ursprünglich humanitäre Gründe, aber im Laufe der Zeit hätte sich das verändert.
23:20Für viele Menschen in westlichen Ländern seien sie zu einer Möglichkeit geworden, sich den Kinderwunsch zu erfüllen.
23:29Viele Frauen begannen in den 70er Jahren das Thema Mutterschaft zugunsten von Ausbildung und Karriere zu vertagen.
23:38Und als sie dann Kinder haben wollten, stellten sie oft fest, dass sie keine mehr bekommen konnten.
23:44Durch die kulturellen Veränderungen gab es also einen Anstieg der Unfruchtbarkeitsraten.
23:50Und das ist der Hintergrund. Internationale Adoptionen wurden als eine Möglichkeit angesehen, diesen bestehenden Kinderwunsch zu erfüllen.
23:59Sie glaubt, dass die Zahlung von Geld für die Adoptionen der Korruption Tür und Tor geöffnet hat.
24:13Weil die Nachfrage aus den westlichen Aufnahmeländern so groß war, versuchten Akteure in den armen Herkunftsländern das Angebot entsprechend zu erhöhen.
24:24Das funktionierte nur, indem sie die Kinder ihren Eltern abkauften, sie kidnappten oder verschleppten.
24:33Dann fälschten sie ihre Papiere, wodurch die Kinder zu angeblichen Waisenkindern wurden.
24:39Diese Kinder wurden dann Paaren oder auch einzelnen Personen in westlichen Ländern zur Adoption angeboten.
24:45In den letzten Jahren begannen immer mehr dieser Adoptierten nach ihren Geburtsfamilien zu suchen.
24:57Immer wieder kamen dadurch Ungereimtheiten und Widersprüche ans Licht.
25:01Die Aufmerksamkeit für das Thema wuchs.
25:03Als Reaktion leitete die niederländische Regierung eine Untersuchung möglicher Missbrauchsfälle ein.
25:11Auch eine Verwicklung niederländischer Beamter in die Fälle wurde überprüft.
25:16Das eigens gegründete Joustra-Komitee untersuchte Adoptionspraktiken zwischen 1967 und 1998 in fünf Ländern, darunter auch Bangladesch.
25:27Besonders bemerkenswert, die Kommission kam zu dem Schluss, dass die niederländische Regierung zwar von diesen Missständen wusste, aber nichts dagegen unternahm.
25:41Nachdem die Ergebnisse bekannt waren, stellten die Niederlande die internationalen Adoptionen 2024 komplett ein.
25:49Was passiert heute mit Kindern in Bangladesch, die keine Familie haben?
25:52Sander besucht ein Kinderheim in Dakar. Hier wachsen die Kinder in einer familienähnlichen Umgebung auf.
26:01Es ist für mich sehr wichtig, diesen Ort zu sehen. Er ist ein Teil der Geschichte Bangladeschs nach der Unabhängigkeit.
26:08Als Mütter ihre Kinder in die Kindertagesstätten brachten, wenn auch nicht zur Adoption.
26:12Es ist genau das, was ich als Baby oder als zweieinhalbjähriges Kind erlebt habe.
26:19Ich war auch in so einer Kindertagesstätte. Es ist sehr schön, die Kinder besuchen zu können, mit ihnen zu sprechen und sie zu sehen.
26:26Die Erzieherinnen und Erzieher wollen ihnen ein möglichst angenehmes Zuhause bieten.
26:34Muhammad Abu Yusuf vom SOS Kinderdorf sagt, ihr eigentliches Ziel ist es, dass die Kinder bei den eigenen Familien bleiben können.
26:41Wir sind überzeugt, dass die leibliche Familie der beste Ort für Kinder ist.
26:50Wenn wir Verwandte auswendig machen können, versuchen wir, die Kinder bei ihren Familienmitgliedern unterzubringen.
26:57Bei Bedarf bieten wir finanzielle und andere Unterstützung an, damit sie aktive Mitglieder der Gesellschaft werden können.
27:03Sanders Zeit in Bangladesch geht dem Ende zu. Jetzt steht eine andere Heimkehr an, in das Land, in dem vor 48 Jahren sein neues Leben begann.
27:16Was wäre wohl aus ihm geworden, wenn er in seinem Geburtsland aufgewachsen wäre? Eine Frage, die er nie wird beantworten können.
27:26Zurück in Arnheim bei Suma. Auch sie macht sich Gedanken, wie ihr Leben in Bangladesch ausgesehen hätte.
27:36Noch immer weiß sie nichts über ihre leibliche Familie. Das macht ihre Situation umso schwerer.
27:41Wenn man schwanger ist oder ein Kind bekommt, dann stellt der Arzt einem Fragen wie, was ist der familiäre Hintergrund? Gibt es Krankheiten in der Familie? Gibt es gesundheitliche Probleme?
28:01Und ich muss in so einem Fall antworten, ich weiß es nicht.
28:05Viele Menschen stellen mir persönliche Fragen wie, hast du deine Familie gefunden? Oder sie sagen, du musst dankbar sein, dass du hier bist, dass du eine Adoptivfamilie hast.
28:25Warum? Ich weiß schließlich nicht, wer meine leibliche Familie ist.
28:29Ich habe nicht darum gebeten, adoptiert zu werden. Ich hatte keine Wahl. Und ich muss nicht dankbar sein.
28:39Ich bin hier, weil es natürlich ein besseres Leben ist als damals in Bangladesch. Aber so genau weiß ich das nicht.
28:46Vielleicht wäre ich glücklicher, weil ich bei meinen Wurzeln wäre. An dem Ort, der zu mir gehört.
28:51Daher sage ich jetzt immer die Wahrheit, wenn sie mich fragen, wie denkst du über die Adoption?
28:55Ich sage, nein, ich fühle mich nicht wohl damit, adoptiert zu sein, weil ich meine Eltern, meine leiblichen Eltern nicht kenne.
29:02Ich hoffe für mich selbst, dass ich irgendwann Frieden finden werde, dass ich eines Tages meine Familie finde.
29:23Daran denke ich immer und das ist mein größter Wunsch.
29:25Ich habe das in meiner Meinung und das ist mein größter Wunsch.
29:28Ich habe das in meiner Meinung und das ist mein größter Wunsch.
29:32Ich habe das in meiner Meinung und das ist mein größter Wunsch.
29:34Das ist mein größter Wunsch.
29:40Vielen Dank.
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