In einem bemerkenswerten Schritt zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hat die MedUni Wien im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Geschichte der Hirnforschung im Nationalsozialismus Gewebeproben von NS-Opfern entdeckt. Diese Proben, mikroskopische Schnitte und in Paraffin eingebettete Gewebe, stammen von neun Kindern, die Opfer der sogenannten NS-"Euthanasie" wurden. Sechs der Kinder verloren ihr Leben in der Wiener Kindereuthanasie-Anstalt Am Spiegelgrund, während drei weitere aus einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit der 1950er Jahre zwischen dem Neurologischen Institut in Wien und dem Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Gießen stammen. Dieser Fund, ermöglicht durch die Digitalisierung der historischen Sammlung, erinnert uns schmerzhaft an die ethischen Verpflichtungen der medizinischen Wissenschaft. Markus Müller, Rektor der MedUni Wien, unterstreicht die Verantwortung der Universität, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und aktiv zur Aufarbeitung beizutragen. Romana Höftberger und Herwig Czech betonen die Notwendigkeit, aus der Geschichte zu lernen und entschieden gegen unethisches Verhalten in der Medizin vorzugehen.
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NewsTranskript
00:00Ein Forschungsprojekt an der MedUni Wien zur Geschichte der Hirnforschung im Nationalsozialismus hat historische Gewebeproben von NS-Euthanasie-Opfern aufgedeckt.
00:09Diese wurden durch die digitale Erschließung der Sammlung entdeckt.
00:12Die Proben stammen von neun Kindern, von denen sechs in der Wiener Kinder-Euthanasie-Anstalt am Spiegelgrund starben.
00:19Die anderen drei Proben kommen aus einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit der 1950er Jahre zwischen Wien und dem Max-Planck-Institut in Gießen.
00:27Bereits 2002 und 2003 wurden menschliche Überreste von NS-Opfern beigesetzt und nun ist auch für diese Proben eine würdevolle Bestattung geplant.
00:38Markus Müller, Rektor der MedUni Wien, betont die Wichtigkeit, dass medizinische Wissenschaft nicht ohne ethische Grundsätze betrieben werden darf.
00:45Die Universität arbeitet an der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und fördert den respektvollen Umgang mit den Opfern.
00:52Romana Höftberger, Leiterin der Abteilung für Neuropathologie und Neurochemie, hebt hervor, dass die Aufklärung der Geschichte Chancen bietet, aus der Vergangenheit zu lernen und gegen unethisches Verhalten vorzugehen.
01:05Herwig Tschech vom Institut für Ethik der MedUni Wien sieht die Entdeckung im größeren Kontext der Wissenschaftsgeschichte.
01:12Die Forschung an menschlichen Überresten aus NS-Unrechtskontexten bleibt ein belastendes Kapitel, das viele Institutionen betrifft.
01:20Die Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft und der aktuelle Fund verdeutlichen die anhaltende Relevanz dieser Thematik.
01:26Die Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft und der aktuelle Fund verdeutlichen