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00:00Guten Tag, meine Damen und Herren. Wieder einmal vier Themen von großer Unterschiedlichkeit, gleichzeitig aber vier Beispiele, wie zielsicher es Betrüger und Trickdiebe verstehen, geeignete Opfer zu finden und wie wendig sie sich aus der Affäre ziehen, wenn es für sie selbst einmal brenzlig wird.
00:18Der erste Fall zeigt auch wieder einmal, dass man ausgerechnet dann besonders stark in der Gefahr ist, einem Betrüger aufzusitzen, wenn man selbst in Schwierigkeiten steckt oder sich in einer bestimmten Notlage befindet.
00:30Dann glaubt man nämlich nur allzu gern, den verführerischen Sirenenklängen, die da versprechen, aus den Zwangslagen herauszuführen.
00:37So, hoffentlich fällt ihm nicht noch etwas ein. Der Udo ist krank. Ich habe ihm versprochen, dass ich heute pünktlich nach Hause komme.
00:54Und was ist mit der Post? Er hat auch die Unterschriftenmappe noch drin.
00:57Na, dann muss die eben morgen raus. Ein krankes Kind ist auch wichtig.
01:01Hannelore Steiner hat zwei schulpflichtige Kinder. Sie war 15 Jahre lang ausschließlich Hausfrau und Mutter.
01:09Dann wurde ihre Ehe geschieden. Frau Steiner war sehr froh, dass sie trotz der langen Berufspause eine Stelle als Sekretärin in einer Werbeagentur bekommen hat.
01:22Aber es erweist sich oft als schwierig, die Anforderungen der Firma und ihre privaten Verpflichtungen auf einen Nenner zu bringen.
01:30So, das kann jetzt gleich noch zur Post. Den letzten Brief müssen Sie allerdings noch mal schreiben, da haben Sie was falsch verstanden.
01:36Frau Harzberger, der Michaelke kann jetzt mit den Entwürfen kommen und anschließend dann Konferenz mit allen, die morgen an der ASP-Präsentation beteiligt sind.
01:43Entschuldigen Sie bitte, Herr Tim, ich müsste heute pünktlich gehen, mein Sohn ist krank.
01:47Ach du liebe Güte, das fehlt jetzt gerade noch. Jedes Mal, wenn es hier rund geht, kommt irgendeiner mit seinen privaten Problemchen.
01:52Wir haben morgen Präsentation, Frau Steiner.
01:56Haben Sie mit der Druckerei klargemacht, dass der Satz heute noch kommt?
01:59Das, äh, da war besetzt und dann, ich kann es ja gleich noch mal versuchen.
02:04Frau Steiner, es wäre vielleicht besser, wenn Sie sich nicht nur auf Ihren privaten Kram konzentrieren würden.
02:09Was ist mit Ihnen? Haben Sie am Tag vor der Präsentation auch private Pläne?
02:13Nein, ich kann da bleiben.
02:15Dann machen Sie das unter sich klar und sagen Sie dem Michaelke Bescheid.
02:19Herr Michaelke, bitte gleich zum Chef.
02:23Ach, geben Sie her, ich mach das schon.
02:25Soll ich die Druckerei auch anrufen?
02:28Ich weiß ja, dass das alles wichtig ist. Aber was soll ich denn machen? Ich stehe nun mal allein mit den Kindern.
02:33Ist schon gut, Frau Steiner. Wir schaffen das schon.
02:37In der Druckerei meldet sich keiner mehr. Jetzt können wir nur noch beten.
02:41Wann kommt die Rede aus?
02:43Im Samstag.
02:55Im Samstag?
02:56Ja.
02:57Okay, dann warten Sie kurz.
02:59Na, wie ging's euch heute? Und wie geht's Udo?
03:02Ach, der lässt sich von vorne und hinten bedienen.
03:04Du sag mal, die Frau Walter unten hat mich eben so komisch angesehen.
03:07Hat er irgendwas los?
03:09Naja, die war heute Mittag oben und hat rumgemeckert. Es waren ein paar Leute hier.
03:13Ich hab's nicht verstanden.
03:15Ich hab's nicht verstanden.
03:17Ich hab's nicht verstanden.
03:19Ich hab's nicht verstanden.
03:21Ich hab's nicht verstanden.
03:23Ich hab's nicht verstanden.
03:25Ich hab's nicht verstanden.
03:27Sie hat rumgemeckert. Es waren ein paar Leute hier.
03:29Da hat sie gesagt, dass es ihr zu laut war.
03:32Kinder, macht doch nicht solchen Mist.
03:38Ihr wisst doch genau, ich muss mich auf euch verlassen können.
03:41Och, und nicht mal den Tisch abgeräumt.
03:46Ich muss den ganzen Tag arbeiten und ihr wartet, bis ich euch abends den Dreck wegmache.
03:51Macht das schon noch, ich krieg immer gleich's auf.
03:53Da sind uns noch einen Brief von der Schule.
03:55Der Hefner will dich morgen nach der zweiten Stunde sprechen, wegen der fünf neulichen Mathe.
03:59Wie soll ich denn das machen?
04:01Das hab ich mir auch schon gesagt, dass das nicht geht, weil du arbeitest.
04:05Du sollst ihn anrufen und das mit ihm ausmachen.
04:22Hey Mutti, kommst du endlich?
04:24Tag, mein Kleiner.
04:26Ich musste auch noch einkaufen.
04:28Und in der Firma war heute ziemlich viel los.
04:31Blöde Firma. Kannst du nicht mal zu Hause bleiben?
04:34Nein Udo, das kann ich nicht.
04:37Ich muss morgen sogar noch eine Stunde früher hin als sonst.
04:42Sagen Sie, hat der Bus um die Zeit immer Verspätung?
04:45Eigentlich nicht.
04:46Ich möchte auch wissen, was heute wieder mit den Bussen los ist.
04:49Ich fahr sonst immer eine Stunde später.
04:51Und ausgerechnet heute hab ich's eilig.
04:53Das ist immer so.
04:54Was soll ich denn jetzt machen?
04:55Warten.
04:58Die doppelte Belastung zu Hause und im Büro hat Frau Steiner inzwischen so zugestimmt.
05:03Zu der ständigen Angst, womöglich wegen eines Fehlers den Arbeitsplatz zu verlieren,
05:08kommt auch noch die Befürchtung, man könne ihr das Sorgerecht für die Kinder entziehen,
05:13wenn sie ihren Aufgaben zu Hause nicht gerecht wird.
05:20Die Arbeit ist jetzt vorbei.
05:22Die Arbeit ist jetzt vorbei.
05:24Die Arbeit ist jetzt vorbei.
05:26Die Arbeit ist jetzt vorbei.
05:29Sie ist aber auch klug genug, um zu wissen,
05:31dass mit einem Wechsel des Arbeitsplatzes das Problem nicht gelöst wäre.
05:37Und so ist es mehr Zeitvertreib als ernstes Interesse,
05:40dass sie an diesem Morgen im Bus den Stellenmarkt studiert.
05:46Sie ist aber auch klug genug, um zu wissen,
05:48dass mit einem Wechsel des Arbeitsplatzes das Problem nicht gelöst wäre.
05:53Und so ist es mehr Zeitvertreib als ernstes Interesse,
05:56den Stellenmarkt studiert.
06:00Wir sind ein moderner Herstellungsbetrieb für Werbeanlagen
06:04und suchen einen Betreuer,
06:06dem wir unsere Anlagen und die Betreuung unserer Kunden anvertrauen können.
06:11Kein Verkauf, sondern nur Verwaltungsaufgaben mit Inkasso.
06:17Sie können ihre Zeit selbst einteilen, eventuell vorerst nebenberuflich.
06:23Kleines Kapital zur Absicherung der Inkasso-Bestände erforderlich.
06:29Wir bieten festes Einkommen.
06:33Automobilia-Werbung.
06:42Wer sowieso in Schwierigkeiten steckt, hat meistens auch noch Pech dazu.
06:47Als Frau Steiner an diesem Morgen die richtige Haltestelle verpasst,
06:51traut sie sich kaum noch ins Büro.
06:54Ja, der Satz ist endlich da. Wir montieren ihn gerade ein.
06:56Heute Morgen gekommen.
06:58Wie weit ist die Rede?
06:59Noch zwei Seiten.
07:01Praktisch fertig. Wir werden es halt sogar so hinkriegen.
07:04Nein, ausgeschlossen.
07:06Ich hab halt niemanden mehr zum Schreiben da.
07:07Ausgerechnet heute ist die Steiner nicht gekommen.
07:10Was weiß ich?
07:11Ja, die kann was erleben.
07:13Also, bis gleich.
07:19Entschuldigung, es tut mir schrecklich leid,
07:22aber der Bus war so voll, dass ich nicht aussteigen konnte.
07:24Was Dümmeres fällt Ihnen wohl nicht ein.
07:27Tim?
07:30Privatgespräch für Frau Steiner.
07:35Entschuldigung.
07:37Ja, Steiner?
07:39Ach ja, Herr Hefner.
07:40Aber nein, natürlich hat der Jürgen mir Bescheid gesagt.
07:43Nur, jetzt im Moment ist es gerade etwas ungünstig.
07:47Aber Herr Hefner, das hat auch damit nichts zu tun.
07:49Selbstverständlich interessiert es mich,
07:51was der Junge in der Schule macht.
07:52Nur, ich hab jetzt nicht die Narven.
07:55Herr Hefner?
07:56Hallo, warten Sie doch, kann ich Sie nicht ...
08:04Kann ich irgendetwas tun?
08:06Am besten Sie kommen.
08:07Kann ich irgendetwas tun?
08:09Am besten Sie gehen mir aus dem Weg.
08:19Die zugespitzte Situation in der Firma veranlasst Hannelore Steiner,
08:23sich in der Mittagspause nach der Stelle zu erkundigen,
08:26bei der man sich die Zeit selbst einteilen kann.
08:31Guten Tag, Optomobilierwerbung.
08:34Guten Tag, hier ist Hannelore Steiner.
08:36Sie haben einen Betreuer für Ihre Werbeanlagen gesucht.
08:39Ich wollte nur mal fragen, ob es auch eine Betreuerin sein darf.
08:42Aber ja, Frau Steiner,
08:43Frauen sind in solche Sachen oft zuverlässiger als Männer.
08:46Sie wollen natürlich mehr über die Aufgabe wissen.
08:49Ja, ein bisschen kann ich mir schon vorstellen, worum es da geht.
08:51Ich arbeite zurzeit als Sekretärin in einer Werbeagentur,
08:54allerdings noch nicht so lange.
08:56Großartig.
08:57Genau jemanden wie Sie haben wir gesucht.
08:59Können wir uns heute noch treffen?
09:01Ja, natürlich, Sie können zu mir kommen.
09:02Obwohl sie sich eigentlich nur einmal erkundigen wollte,
09:05verabredet sich Frau Steiner spontan mit ihrem Gesprächspartner.
09:17Der Mann von der Firma Optomobilierwerbung erscheint pünktlich.
09:21Alles, was er vorbringt, klingt einleuchtend.
09:24Und die Arbeit, die er Frau Steiner anbietet,
09:26verspricht, all ihre Probleme zu lösen.
09:29Liebe Frau Steiner,
09:30ich möchte Ihnen zunächst mal das Prinzip unseres Geschäfts erklären.
09:34Wir sind zunächst von ganz normalen Plakatwänden ausgegangen,
09:36wie sie überall stehen, die kennt Sie ja sicher.
09:39Ja, am Busbahnhof steht eine.
09:42Der Platz ist gut.
09:44Kompliment, Frau Steiner.
09:45Man merkt, Sie verstehen was von der Branche.
09:47Im Vertrauen, die Plakatwand kommt dort nächste Woche weg.
09:51Wir haben bereits einen Vertrag, dass wir dort am besten Platz
09:54unsere Multi-Optomobilierwand aufstellen können.
09:57Ja, und was ist das denn nun?
09:58Im Grunde genommen nur eine Weiterentwicklung.
10:01Auf einer normalen Plakatwand ist nur beschränkt Platz.
10:04Sie können da nur zwölf Plakate aufhängen.
10:07Viele andere Geschäfte in der Stadt
10:09würden an so guten Stellen natürlich auch gerne mit Plakaten werben.
10:12Man kann dort also einen riesen Umsatz machen,
10:14wenn wir es schaffen würden,
10:16statt bisher zwölf, 36 oder sogar 60 Plakate aufzuhängen.
10:20Das müsste ja eine Monsterwand werden.
10:22Eben nicht, Frau Steiner.
10:24Unsere Wand ist kein bisschen größer als die alte.
10:26Dafür liegen die Plakate hinter einer Glasscheibe,
10:29aber in mehreren Schichten.
10:31Und eine Mechanik wechselt in einem bestimmten Rhythmus
10:34die Plakate aus.
10:36Jedes wird 20 oder 30 Sekunden gezeigt,
10:38dann kommt das nächste.
10:40Ja, und sind die Geschäftsleute damit einverstanden,
10:42dass ihre Werbung immer nur so kurz gezeigt wird?
10:44Aber ja.
10:46Sie wissen ja selbst, dass Ihre Tätigkeit
10:48Gleichförmigkeit stumpft ab.
10:50Bewegung weckt die Aufmerksamkeit.
10:52Und da die gleichen Plakate immer wieder kommen,
10:54tritt statt unerwünschter Gewöhnung
10:56der in der Werbung sehr wichtige Wiederholungseffekt ein.
10:59Die Erfolge, die unsere Gesellschaft damit
11:01in anderen europäischen Ländern hat, sind verblüffend.
11:03Das Konzept mit der Multi-Optimobiliar-Wand
11:06leuchtet Frau Steiner ein.
11:08Und das Prinzip, dass die Betreuer ein festes,
11:11vom Umsatz unabhängiges Gehalt bekommen,
11:13macht die Sache zusätzlich verlockend.
11:16Sie bekommen ein festes Monatsgehalt,
11:19unabhängig von der Anzahl der Plakatkunden.
11:21Das ist für uns einfacher in der Abrechnung.
11:23Sie müssen lediglich regelmäßig die Anlage überprüfen,
11:26sauber machen und wenn nötig die Plakate wechseln.
11:29Und natürlich bei den Kunden kassieren.
11:31Für alles bekommen Sie eine monatliche Grundvergütung
11:33von 3600 Mark.
11:35Was meinen Sie denn, wie viel Zeit ich dafür brauche?
11:38Naja, ich will Ihnen da nichts vormachen, Frau Steiner.
11:41Mit zwei Stunden in der Woche ist es leider nicht getan.
11:44Sie müssen wenigstens einmal am Tag die Anlage inspizieren
11:47und Sie müssen pro Monat unter Umständen 60 Kunden abkassieren.
11:50Das sind im Durchschnitt drei am Tag.
11:51Insgesamt also drei, vier Stunden täglich.
11:55Also, was soll ich noch lange drum herumreden?
11:58Wenn Sie mich nehmen, dann sage ich ja.
12:00Sehr schön. Wir freuen uns, dass Sie mitmachen.
12:02Aber da ist noch ein Punkt, über den wir noch nicht gesprochen haben.
12:05Fassen Sie das bitte nicht persönlich auf,
12:07aber wo es um Geld geht, geht es auch um Sicherheit.
12:10Sie werden für uns sehr hohe Beträge kassieren
12:13und verwalten, da ist es üblich,
12:15eine bestimmte Summe als Sicherheit zu hinterlegen.
12:17Das habe ich fast befürchtet.
12:18In der Anzeige stand ja schon,
12:20dass man ein kleines Kapital braucht.
12:22Genau.
12:24Ja, das ist leider ein Problem.
12:26Meine Ersparnisse sind in der Übergangszeit,
12:28bis ich eine Arbeit gefunden hatte,
12:30ziemlich zusammengeschmolzen.
12:33Haben Sie Schulden?
12:35Nein, nein, das nicht.
12:37Na, dann wird Ihnen Ihre Bank doch wohl
12:39die 6.000 Mark, die Sie brauchen, leihen.
12:41Ja, ich weiß nicht.
12:43Wie darf ich das verstehen?
12:45Gibt es irgendeinen Grund für Ihre Bank,
12:46Ihnen keine 6.000 Mark anzuvertrauen?
12:48Wie sollen wir Ihnen dann
12:50das Doppelte oder Dreifache anvertrauen?
12:52Nein, nein, um Gottes Willen,
12:54so war das nicht gemeint,
12:56nur ich muss natürlich erst mal fragen.
12:58Tun Sie das, Frau Steiner.
13:00Wenn Sie mir morgen Bescheid sagen,
13:02so lange kann ich die anderen Bewerber noch hinhalten.
13:04Wir können ja schon mal den Vertrag fertig machen
13:06und dazu schreiben, dass er erst in Kraft tritt,
13:08wenn die 6.000 Mark bei uns eingetroffen sind.
13:10Ja, gut, vielen Dank.
13:12Hannelore Steiner ist überzeugt,
13:14endlich einen Ausweg aus ihrer Misere gefunden zu haben.
13:16Ohne lange darüber nachzudenken,
13:18fasst sie die vermeintliche gute Gelegenheit beim Schopf
13:20und unterschreibt.
13:221984.
13:24So, wenn Sie bitte hier unterschreiben würden,
13:26da rechts unten.
13:43Zunächst läuft alles nach Plan.
13:44Hannelore Steiner bekommt bei ihrer Bank
13:46den gewünschten Kredit
13:48und überweist das Geld sofort
13:50an die Firma Optomobil-Erwerbung.
14:02Tja, Frau Steiner,
14:04dann ist alles klar.
14:06Der Überweisungsauftrag geht heute noch raus
14:08und die Tilgungsraten
14:10buchen wir ab nächsten Monat von Ihrem Konto
14:12automatisch.
14:14Schön.
14:16Dann bin ich aber froh,
14:18dass alles so unkompliziert gegangen ist.
14:20Tja.
14:22Also, auf Wiedersehen.
14:24Wiedersehen, Frau Steiner.
14:26Tschüss.
14:28Tschüss.
14:30Fein, Mutti, dass du jetzt eine neue Arbeit hast.
14:32Dann brauchst du noch nicht mehr in die blöde Firma.
14:34Weißt du, so schnell geht das nun auch wieder nicht.
14:36Ich muss ja erst mal warten,
14:38bis die neue Plakatwand
14:40am Omnibusbahnhof aufgestellt worden ist.
14:42Und dann muss ich auch erst mal Geld
14:44verdienen.
14:46Na dann, wenn es soweit ist,
14:48dann habe ich endlich wieder Zeit für euch.
14:57Acht Wochen später
14:59hat sich an der Plakatwand
15:01am Busbahnhof noch immer nichts verändert.
15:03Und eines Morgens erfährt Frau Steiner
15:05zu ihrer großen Überraschung,
15:07dass sie nicht die Einzige ist,
15:09die auf eine Veränderung wartet.
15:11Entschuldigen Sie bitte.
15:12Wissen Sie,
15:14wann die Plakatwand hier endlich abmontiert wird?
15:16Was?
15:18Warum soll die denn abmontiert werden?
15:20Da kommt eine andere hin.
15:22Mit Automatik.
15:24Zum Auswechseln.
15:26Natürlich.
15:28Eine mit Wasserspülung und Rücklicht.
15:30Nein, nein.
15:32Im Ernst?
15:34Entweder wollen Sie mich auf den Arm nehmen
15:36oder Sie sind auf einen Aprylscherzer reingefahren.
15:39Die Plakatwand bleibt.
15:43Sagen Sie,
15:45haben Sie etwas mit der Firma Optomobilerwerbung zu tun?
15:47Und ob.
15:49Ich bin damit teuer für die neue Plakatwand,
15:51die hier aufgestellt werden soll.
15:53Ich auch.
15:55Sagen Sie,
15:57haben Sie etwa auch 6.000 Mark bezahlt?
15:59Ja.
16:01Sie auch?
16:03Das ist doch eine Schweinerei.
16:05Kommen Sie.
16:07Wir gehen sofort zur Polizei.
16:13Die Polizei hat schnell festgestellt,
16:15dass die vielversprechende Werbefirma inzwischen dichtgemacht hatte.
16:18Zu allem Überfluss hatte sie auch noch ihren Sitz im Ausland,
16:21sodass die Ermittlungen der deutschen Behörden
16:23sich sehr schwierig gestalten.
16:25Frau Steiner hat zu ihren Problemen noch ein neues dazubekommen.
16:28Sie muss jetzt von ihrem nicht gerade fürstlichen Gehalt
16:31auch noch den Kredit zurückzahlen.
16:33Und sie kann im Grunde genommen froh sein,
16:35dass sie wenigstens nicht vorschnell ihre Arbeit
16:37in der Werbeagentur aufgegeben hat.
16:39Verwunderlich in diesen Fällen scheint mir,
16:41wie zielsicher Betrüger der gezeigten Art es immer wieder verstehen,
16:45genau die Leute zu finden, auf die ihr Trick zugeschnitten ist.
16:51Der nächste Fall sieht da ganz anders aus.
16:54Es ist ein Beispiel dafür,
16:56wie selbstsicher und wendig sich Kanoven gelegentlich zu helfen wissen,
16:59wenn sie selbst in eine schwierige Situation kommen.
17:02Mehr noch.
17:04Sie verstehen es sogar aus einer für sie peinlichen Lage
17:06zusätzliches Geld.
17:08Guten Abend, Frau Brunn.
17:10Ach, Cornelia, Sie sind's.
17:12Guten Abend. Na, wie geht's denn?
17:14Ach, ganz gut.
17:16Ich bin halt allein zu Hause und hab's eilig.
17:18Ich hab noch ein paar Sachen für den Eistrink in der Tüte.
17:20Ja, man soll nichts umkommen lassen.
17:22Genau. Schönen Abend noch, Frau Brunn.
17:24Wünsche ich Ihnen auch.
17:26Cornelia Meinberg ist Verkäuferin in einer norddeutschen Großstadt.
17:29Sie ist unverheiratet
17:31und teilt sich mit zwei Kolleginnen und einer Studentin
17:33eine größere Altbauwohnung,
17:34in der Innenstadt.
17:36In der zweiten Märzhälfte 1980
17:38ist sie für einige Tage allein in der Wohnung.
17:40Die drei anderen jungen Frauen sind verreist.
17:43Als sie an einem Abend dieser Tage nach Hause kommt,
17:46bemerkt sie, dass in ihrer Wohnung die Lichter brennen.
17:49Komisch.
17:51Das gibt's doch gar nicht.
17:55Zunächst glaubt Cornelia,
17:57dass ihre Mitbewohnerinnen überraschend zurückgekommen sind.
18:00Als sie dann aber im ersten Jahr
18:01vor ihrer Wohnungstür ankommt,
18:03sieht sie sich plötzlich
18:05einer für sie völlig ungewohnten,
18:07nahezu dramatischen Situation gegenüber.
18:09Wo kommen Sie denn her?
18:11Was machen Sie hier?
18:13Ich?
18:15Ich wohne hier.
18:17Und wer sind Sie?
18:19Ich bin von der Kripo.
18:21Feldmann ist mein Name.
18:23Hier ist eingebrochen worden.
18:25Die Nachbarn haben uns verständigt.
18:27Beinahe hätten wir den Kerl noch erwischt.
18:29Also, das ist ja ungewohnt.
18:31Ein Hammer.
18:33Wie heißen Sie denn? Hier wohnen ja wohl mehrere Leute.
18:36Ja, wir sind zu viert, aber die anderen sind verreist.
18:39Und wie heißen Sie?
18:41Meinberg. Cornelia Meinberg.
18:43Ich musste übrigens mal Ihr Telefon benutzen.
18:46Ich habe angerufen wegen der Verstärkung.
18:48Wo ist denn Ihr Zimmer?
18:50Das da.
18:52Na, dann schauen Sie gleich mal nach.
18:54Aber kriegen Sie keinen Schreck, es sieht ziemlich übel aus.
19:01Oh Mensch, ich glaube, ich werde verrückt.
19:04So eine Gemeinheit.
19:06So eine Sauerei, wenn ich den Kerl erwische.
19:09Deswegen sind wir ja da.
19:11Oh, mein Sparschwein, so eine Gemeinheit.
19:14Bitte nichts anfassen.
19:16Da müssen erst mal die Kollegen von der Spurensicherung her.
19:19Wegen der Fingerabdrücke.
19:21Wir können ja mal inzwischen anfangen,
19:24eine erste Bestandsaufnahme zu machen.
19:26Was alles fehlt.
19:28Da waren mindestens 100 Mark drin.
19:31So eine Gemeinheit, dieser Schuft.
19:34Da haben Sie schon recht, aber das hilft uns jetzt nicht weiter.
19:37Wir müssen sehen, was sonst noch alles fehlt.
19:39Gab es in der Wohnung noch irgendwelche größeren Wertgegenstände?
19:42Ich meine, Kassetten mit Schmuck oder ähnliches.
19:45Nein, nicht, dass ich wüsste.
19:47Aber warten Sie mal da.
19:49Um Gottes Willen.
19:51Unsere Gemeinschaftskasse in der Küche.
19:53Da hat die Doris erst vorige Woche ihre Schulden nachgezahlt.
19:55Da müssen über 800 Mark drin sein.
20:02Gott sei Dank, die sind noch da.
20:04Die hat er nicht gefunden.
20:06Da haben Sie aber Glück gehabt.
20:08Gut ist das Versteck nicht.
20:10Normalerweise guckt ein Einbrecher sofort in den Küchenschrank.
20:13Wirklich?
20:15Der muss dämlich gewesen sein.
20:17Oder zu wenig Zeit gehabt haben.
20:19Also hören Sie mal, wie Sie das sagen.
20:21Was glauben Sie?
20:23Einbrecher haben auch ihre Berufserfahrung.
20:25Und besonders schwer haben Sie es ihm ja nicht gemacht.
20:27Schauen Sie mal.
20:28Das Schloss an Ihrer Wohnungstür.
20:30Ich habe mir das vorhin angeschaut.
20:32Das ist ein uraltes Schloss.
20:34Cornelia Meinberg ist immer noch verwirrend.
20:36Zunächst hatte sie nur der Zustand ihrer Wohnung schockiert.
20:39Jetzt erschrickt sie über ihre eigene Leichtfertigkeit,
20:42die ihr der Kriminalbeamte vor Augen führt.
20:45Das hineinzupressen, sehen Sie?
20:47Ich demonstriere Ihnen das mal eben von außen.
20:49Ja.
20:51So ist sie schließlich völlig arglos,
20:54als der Mann dem Gespräch eine Neurendung gibt.
20:57Ich begreife gar nicht,
20:59wo die Kollegen von der Spurensicherung bleiben.
21:02Ich habe nämlich eigentlich schon Feierabend.
21:04Und wegen mir müssen Sie jetzt Überstunden machen?
21:07Naja, das ist nicht so schlimm,
21:09aber Sie könnten mir ein Gefallen tun.
21:11Was denn?
21:13Gehen Sie doch schon mal auf den Balkon.
21:15Ja.
21:17Ich würde gerne.
21:18Was denn?
21:20Gehen Sie doch schon mal auf den Balkon
21:22und winken den Kollegen, wenn die kommen.
21:24Dann wissen die gleich die richtige Wohnung.
21:26Mach ich gern.
21:28Ich gehe inzwischen schon mal runter zum Wagen
21:30und hole die Schreibmaschine.
21:32Dann klappt das mit dem Protokoll nachher schneller.
21:37Wie versprochen hält Cornelia Meinberg auf dem Balkon Ausschau
21:41nach den Beamten der Spurensicherung.
21:44Noch ist von dem angekündigten Polizeiwagen nichts zu sehen.
21:47Als sie den bekannten Kriminalbeamten unten aus dem Haus kommen sieht,
21:51denkt sie zunächst an nichts Schlimmes.
21:59Erst als sie bemerkt, dass der Mann,
22:01anstatt eine Schreibmaschine zu holen, davon fährt,
22:04wird sie misstrauisch.
22:06Und plötzlich kommt ihr ein schrecklicher Verdacht.
22:09Mensch, die Gemeinschaftskasse.
22:11Oh Mensch, ich Idiot.
22:13Was werden jetzt die anderen sagen?
22:17Nun, Sie können sich sicher denken,
22:19was die Mitbewohner zu Cornelia Meinberg gesagt haben,
22:22als sie aus ihrem kurzen Urlaub zurückgekommen sind.
22:25Es kommt im Übrigen gar nicht so selten vor,
22:28dass Trickdiebe und Betrüger sich als Beamte ausgeben,
22:31um sich ihrer Opfer gefügig zu machen.
22:33Dass sie dabei die Ausweise oder Dienstmarken
22:36nur so kurz und beiläufig zu übernehmen,
22:37dass man sie nicht richtig erkennen kann,
22:40gehört zur Arbeitsweise
22:42und wird von den verunsicherten Bürgern meist nicht beanstandet.
22:46Deshalb kann man nur den Rat geben,
22:48wenn Sie in eine ähnliche Situation kommen,
22:50lassen Sie sich nicht verblüffen,
22:52sondern sehen Sie sich den Ausweis oder die Dienstmarke
22:55ruhig genau an.
22:57Ein echter Beamter wird dagegen nichts einzuwenden haben.
23:00So sehen die echten Dienstmarken aus.
23:03Sie sind in der Lage,
23:04auf der Vorderseite im gesamten Bundesgebiet einheitlich,
23:07auf der Rückseite unterscheiden sie sich lediglich
23:10durch die verschiedenen Wappen der Bundesländer.
23:13Die Dienstausweise der Kripo sind leider nicht einheitlich.
23:16Aber sie haben neben dem Foto
23:18und der Bezeichnung Dienstausweis ein übereinstimmendes Merkmal.
23:21Die deutlich sichtbare Ausweisnummer
23:23ist mit der Nummer auf der Dienstmarke des Beamten identisch.
23:27Meine Damen und Herren, ich habe es eingangs schon gesagt.
23:30Wenn man sich in einer Notlage befindet
23:32oder sich mit schwer erfüllbaren Wünschen herumschlägt,
23:35dann sind meist auch sehr schnell
23:37ein paar dubiose Geschäftemacher zur Stelle,
23:39die versprechen, genau diese Wünsche zu erfüllen.
23:43In jüngster Zeit haben einige dieser Herren
23:46eine neue Zielgruppe entdeckt, die Künstler.
23:48Ihre Wünsche nach Anerkennung
23:50werden von den Künstlerinnen und Künstlern
23:52in den nächsten Jahren auf den Weg gebracht.
23:54Ihre Wünsche nach Anerkennung und materiellem Erfolg
23:57bleiben, wie man allgemein weiß, ja nur allzu oft unerfüllt.
24:01Die Masche, die wir Ihnen jetzt zeigen wollen,
24:03geht aber nicht nur die Maler und Bildhauer an.
24:06So oder so ähnlich ist sie leider auch auf andere Berufe anwendbar.
24:11Johannes, die Bude ist da.
24:13Hast du die Anzeige fertig?
24:15Ja, sofort.
24:17Die sollen nicht so hetzen für die paar Mark,
24:19die sie dafür bezahlen.
24:24Johannes Fischer, 28 Jahre alt
24:26und Absolvent der Kunsthochschule,
24:28schimpft zwar gelegentlich auf seine Auftraggeber,
24:30aber er ist nicht der Einzige,
24:32der so viel Geld verdienen kann.
24:34Er ist nicht der Einzige,
24:36der so viel Geld verdienen kann.
24:37Er ist nicht der Einzige,
24:39der so viel Geld verdienen kann.
24:41In Wirklichkeit ist er aber heilfroh über die Aufträge,
24:44die er regelmäßig von einer Werbeagentur bekommt.
24:47Die künstlerisch nicht sehr anspruchsvollen Arbeiten als Grafiker
24:50halten ihn und seine Familie über Wasser.
24:53Als Maler hat er sich aber bisher leider vergeblich bemüht,
24:57mit seinem eigenen Stil Anerkennung zu finden.
25:00So hat er zum Beispiel mehrere Bilder,
25:03die ihm besonders am Herzen liegen,
25:04für eine städtische Gemeinschaftsausstellung eingereicht,
25:08aber lediglich zwei kleine Werke,
25:10die er noch nicht einmal für besonders gelungen hält,
25:13sind angenommen worden.
25:15Warum haben die das eigentlich nicht genommen?
25:18Ich finde, das ist das Beste von allen.
25:20Es war zu groß.
25:22Mit solchen Formaten kommt man nur rein,
25:24wenn man schon einen Namen hat.
25:26Ach, wichtig ist doch, dass du überhaupt drin bist.
25:28Das ist doch schon was.
25:30Wir müssen uns übrigens ranhalten,
25:32sonst kommen wir zu spät zur Eröffnung.
25:35Nur sehr selten hat Johannes Fischer auf Ausstellungen,
25:39an denen er teilgenommen hat, bisher ein Bild verkauft.
25:42Er erlebt immer wieder,
25:44dass in der Kunst sehr unberechenbare Qualitätsbegriffe ausschlaggebend sind,
25:48dass oft derjenige Erfolg hat,
25:50der es am besten versteht, von sich reden zu machen.
25:54Und so freuen wir uns auch ganz besonders,
25:57dass wir diese Ausstellung zugunsten unserer Künstler
26:00nicht nur finanziell, sondern auch moralisch fördern konnten.
26:07Es ist unserer Stadtverwaltung auch eine ganz besondere Freude,
26:12dass sich einige unserer Künstler zur Teilnahme entschlossen haben,
26:16deren Schaffen in jüngster Zeit
26:19mehrfach höchste internationale Anerkennung gefunden hat.
26:23Der Bildhauer Eberhard Bauer,
26:26der vor wenigen Wochen
26:28den Förderpreis der Europäischen Akademie der schönen Künste
26:31in Luxemburg entgegennehmen konnte.
26:34Und Waldemar Lay,
26:36der soeben den Ehrenpreis der Stadt Salzburg erhalten hat.
26:41Und ich hoffe, ich verrate da kein Geheimnis,
26:44dessen Ernennung zum Professor unmittelbar bevorsteht.
26:48Der Aufstieg mancher seiner Kollegen
26:51hat den Johannes Fischer den Glauben genähert,
26:53dass er diesen Erfolg auch haben könnte.
26:55Wenn es ihm gelänge,
26:57in der gebührenden Form auf sich aufmerksam zu machen.
27:00Und er hat seit einigen Tagen in seiner unerledigten Post
27:03sogar einen Brief aus Paris liegen,
27:05in dem ein Rezept für eben einen solchen Erfolg angeboten wird.
27:09Mensch, wenn die sich feiern lassen.
27:12Du müsstest die Förderpartei von der Französischen Akademie unbedingt annehmen.
27:16Dann steht über dich auch was in der Zeitung.
27:18Da muss ich erst Mitglied werden und das kostet Geld.
27:21Ach, dann schon.
27:22Du hast ja noch einen Professorentitel mit verbunden.
27:25Ich weiß nicht, die ganze Sache ist doch ein bisschen windig.
27:27Darauf kommst du nicht an.
27:29Die Hauptsache ist, dass du ins Gespräch kommst.
27:31Du siehst ja, man muss immer erst einen Preis im Ausland kriegen,
27:34bevor man zu Hause was gilt.
27:36Naja, vielleicht hast du recht.
27:53Die Erlebnisse und Eindrücke, die Johannes Fischer auf der Ausstellung sammelt,
27:57bestärken ihn und seine Frau in der Absicht,
28:00das Angebot aus Paris ernsthaft zu prüfen.
28:06Fischer, Johannes.
28:08Völlig unbekannt.
28:11Kein Wunder.
28:13Entschuldigen Sie, mein Name ist Johannes Fischer.
28:17Wenn Sie irgendwelche Fragen zu den Bildern haben...
28:19Nein, vielen Dank.
28:21Aber wenn Sie uns bitte sagen würden, wo sind die Bilder von Professor Lay?
28:26Noch ist er kein Professor, wenn ich das richtig verstanden habe.
28:30Waldemar Lay ist direkt gegenüber, wo die Galeristen ihre Stände haben.
28:34Vielen Dank, junger Mann.
28:36Wieder zu Hause beschäftigt sich Johannes Fischer sofort mit dem Brief,
28:40der ihn vor wenigen Tagen aus Paris erreicht hat
28:43und den er zunächst ein wenig skeptisch beiseite gelegt hat.
28:53Die Erlebnisse aus der Ausstellung sind für Johannes Fischer
28:57eine sehr spannende Erlebnisse,
28:59denn er hat sich in den letzten Jahren
29:01die Ausstellung in einem neuen Licht erkannt.
29:04Die Erlebnisse auf der Ausstellung
29:06lassen das Angebot plötzlich in einem neuen Licht erscheinen.
29:09Du, ich habe das nochmal richtig gelesen, so dumm ist das gar nicht.
29:13Lies es doch nochmal vor, wie heißt denn das genau?
29:16Unsere ständige Jury will Ihnen für Ihr künstlerisches Gesamtwerk
29:19die Goldmedaille für das Jahr 1979 zu erkennen.
29:22Wir möchten Sie deshalb bitten,
29:25unserer Künstlergilde Académie de Paris beizutreten,
29:28damit wir Ihnen die Auszeichnung endgültig zusprechen können.
29:32Na also, das ist doch hier für die örtliche Zeitung ganz interessant.
29:36Ja, und über die Professur steht hier,
29:39unsere Hochschule befindet sich zurzeit in Gründung.
29:42Der Lehrbetrieb wird voraussichtlich im Herbst aufgenommen.
29:45Ihre Ernennungsurkunde zum Professor
29:48erhalten Sie jedoch sofort nach Eingang der Beitrittserklärung.
29:51Den Umfang der späteren Lehrtätigkeit bestimmen Sie selbst.
29:54Das ist doch ideal.
29:55Du bist Professor,
29:58brauchst aber keine Vorlesungen zu halten, wenn du keine Zeit hast.
30:01Und hier, das wäre künstlerisch eigentlich das Wichtigste.
30:04Wir richten jährlich mehrere große internationale Ausstellungen
30:08für die Werke der Gilde-Mitglieder aus.
30:11Schließlich sind wir auch Herausgeber der Enzyklopädie europäischer Kunst.
30:15Sie können darin auf einer ganzen Seite kostenlos ihr Werk vorstellen.
30:19Klasse, dann kommst du endlich groß raus.
30:22Voraussetzung ist lediglich,
30:23dass Sie ein Exemplar zum Preis von 280 Mark vorbestellen.
30:28Naja, Kunstbände kosten immer ihr Geld.
30:31Dazu kommt aber natürlich noch der Beitrag für die Gilde von 300 Mark.
30:35Na gut, einmal im Jahr.
30:37Ja, und eine Aufnahmespende von 1000 Mark.
30:39Trotzdem, so viel zahlst du einem Galeristen für eine einzige Ausstellung.
30:44Nicht immer, aber eigentlich hast du schon recht.
30:47Ja, dann würde ich das machen, das Formular hinschicken.
30:49Ach, sei doch nicht so bescheiden.
30:52Klappern gehört zum Handwerk.
30:54Der Laie hat auch nur Bilder gemalt und wird jetzt Professor.
30:58Gut klingen wird das schon.
31:00Professor Fischer?
31:02Ach, das Geld kriegen wir schon irgendwie zusammen.
31:04Wenn wir uns ein bisschen einschränken.
31:06Du wirst sehen, das kommt hundertmal wieder rein.
31:09Also dann, du hast recht.
31:11Man muss aber was einsetzen, wenn man was werden will.
31:15Johannes Fischer erklärt seinem Beitrag,
31:17Johannes Fischer erklärt seinen Beitritt zu der Pariser Künstlergilde
31:21und überweist die geforderten Beträge.
31:29Und wenige Wochen später,
31:31nachdem die entsprechende Urkunde aus Paris eingetroffen ist,
31:34prangt bei Johannes Fischer auch ein neues Namensschild an der Tür.
31:38Noch bevor der gewünschte berufliche Erfolg jedoch eintritt,
31:42zerstört ein väterlicher Freund des jungen Malers das schnell gebaute Luftschloss.
31:48Beate!
31:50Geh doch mal hin.
31:52Bin ja schon unterwegs.
31:56Oh, hallo Robi, du bist das.
31:59Grüß dich, wie geht's dir?
32:01Komm rein, Johannes ist im Atelier.
32:04Hallo Robi.
32:07Das freut mich.
32:09Das ist ja eine Ewigkeit her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.
32:12Tja, du hättest dich auch mal melden können.
32:14Du weißt doch, ich hab nicht viel Zeit.
32:16Komm her, setz dich.
32:18Ich mach euch erstmal einen anständigen Kaffee, einverstanden?
32:21Das sag ich nie nein, das weißt du doch.
32:27Tja, Johannes, ich komm da wegen einer Sache,
32:30die mir offen gestanden ein bisschen peinlich ist.
32:32Was ist denn?
32:34Du weißt doch, ich bin in dem Ausschuss für die Landesausstellung
32:37und du hast dich ja da auch zur Teilnahme angemeldet.
32:40Ja und?
32:41Du hast in dem Formular für den Katalogtext ein paar Sachen drin,
32:44die sind dem Ausschuss nicht so besonders gut angekommen.
32:47Wieso?
32:49Was heißt nicht so besonders gut angekommen?
32:51Was für Sachen?
32:53Na, mit deinem Professortitel
32:55und der Mitgliedschaft in der Pariser Künstlergilde
32:57mitsamt der Goldmedaille.
32:59Das war ein bisschen peinlich.
33:01Die haben ziemlich gegrinst darüber.
33:03Wieso?
33:05Klappern gehört zum Handwerk, das machen die doch alle.
33:07Der Laie schimpft sich jetzt auch, Professor.
33:08Und seitdem gehen seine Bilder ja ganz gut, wie man hört.
33:11Gut, alles richtig.
33:13Aber es gibt ja doch kleine Unterschiede.
33:16Diese Künstlergilde in Paris,
33:18das ist doch ein reines Schwindelunternehmen.
33:20Das weiß doch jeder.
33:22Hör mal, wie kommst du darauf?
33:24Tja, Mensch, weißt du denn das nicht?
33:26Was?
33:28Die Briefe, mit denen sie die Goldmedaillen verleihen
33:30und die Professorentitel anbieten,
33:32die verschicken die zu Tausenden.
33:34Denen kommt es nur darauf an,
33:36dass die Leute ihren Professorentitel
33:38in die Gebühren schicken.
33:40Also nimm um Gottes Willen
33:42den Quatsch aus dem Katalogtext raus,
33:44sonst riskierst du nur,
33:46dass sie dich ganz aus der Ausstellung schmeißen.
33:48Verdammt.
33:50Ich hatte zuerst auch so ein komisches Gefühl.
33:52Aber dann ...
33:54Und schmink dir den Professor ab.
33:56Auch das an der Wohnungstür.
33:58Sonst kriegen sie dich noch dran
34:00wegen unberechtigter Führung akademischer Titel.
34:02So, Kinder, jetzt wollen wir das Wiedersehen
34:04aber auch mal feiern.
34:06Hannes, hol doch mal die Tassen aus dem Schrank.
34:09Es ist sicher richtig, meine Damen und Herren,
34:11dass auf dem Kunstmarkt
34:13manches nach unberechenbaren
34:15und gelegentlich auch unverständlichen Kriterien zugeht.
34:18Mancher Erfolg basiert in der Tat
34:20auf dem Geschick,
34:22mit dem es einige Leute verstehen,
34:24Wirbel zu machen.
34:26Diese Eigenheit des Kunstbetriebes
34:28führt nicht nur in manchen Fällen
34:30zum Erfolg der Erfolgreichen,
34:32sondern auch dazu,
34:34dass Geschäftemacher, wie wir gesehen haben,
34:36ihren Profit bei den Erfolglosen einstreichen können.
34:38Sie reagieren auf die menschliche Schwäche derer,
34:40die glauben, man könne Erfolg und Anerkennung
34:42grenzenlos kaufen.
34:45Und hier, meine Damen und Herren,
34:47haben wir noch eine ziemlich üble Sache,
34:49die uns erst in den letzten Tagen
34:51auf den Tisch geflattert ist.
34:53Wieder einmal ein Beispiel
34:55für einen alten Trick
34:57in neuer, höchstmoderner Verpackung.
34:59Er gehört in die Gruppe
35:01des sogenannten Adressbuchschwindels.
35:03Eine Masche, bei der es darum geht,
35:05Firmen und Geschäftsleute zu übertäupeln,
35:06damit sie für Eintragungen
35:08in nutzlose Nachschlagewerke
35:10viel Geld ausgeben.
35:12Früher haben diese Adressbuchschwindler,
35:14die natürlich auch Eintragungen
35:16in dubiose Telefon- und Telexregister anbieten,
35:18hauptsächlich mit solchen
35:20vorgedruckten Rechnungen gearbeitet.
35:22In der Hoffnung,
35:24dass irgendjemand in der Buchhaltung
35:26oder in einem Flurzimmer nicht aufpasst
35:28und eine entsprechende Zahlungsanweisung
35:30unterschreibt bzw. unterschreiben lässt.
35:33Nun bedienen sich,
35:34wie dieses Beispiel zeigt,
35:36Schwindelfirmen der genannten
35:38acht moderner,
35:40computergerechter Vordrucke,
35:42bei denen Zahlkarten
35:44und Überweisungsträger
35:46für Banken und Sparkassen
35:48bereits fix und fertig ausgefüllt sind.
35:50Genau gleiche Formulare
35:52werden heute in großer Zahl
35:54zum Beispiel von Versicherungen,
35:56Vereinen und Zeitungsverlagen
35:58für alle möglichen Routinezahlungen verschickt.
36:00Deshalb hoffen die Gauner,
36:02dass ihre betrügerischen Formulare
36:04entsprechend unterschrieben werden.
36:06Wenn der Adressat dieses Formulars
36:08zum Beispiel nicht aufgepasst hätte,
36:10wären im Handumdrehen
36:12398 Mark und 90 Futsch gewesen.
36:15Für eine Buchhalterin
36:17oder eine Sekretärin,
36:19die hier nicht Obacht gibt,
36:21kann das üble Folgen haben,
36:23denn eventuell muss sie den Verlust
36:25aus eigener Tasche ersetzen.
36:27Deshalb Achtung,
36:29gerade bei Papieren,
36:31bei denen einem das Zahlen
36:32nicht so einfach ist.
36:34Und jetzt zu unserem Experiment.
36:37Sicher haben Sie auch schon einmal
36:39ein Gepäckstück in einem Schließfach abgestellt,
36:42auf einem Bahnhof zum Beispiel.
36:44Mit welchem recht simplen Trick
36:46Ganoven es erreichen,
36:48an die scheinbar so sicher
36:50aufbewahrten Koffer und Taschen zu kommen,
36:52wollen wir Ihnen jetzt demonstrieren.
36:54Auf jedem großen Bahnhof
36:56und natürlich auch auf den Verkehrsflughäfen
36:58findet man solche Schließfächer.
37:00Als Serviceeinrichtung,
37:02sollen sie es Reisenden ermöglichen,
37:04ihr Gepäck kurzfristig und sicher abzustellen.
37:07Unser Mitarbeiter Bernd Schröder
37:09wollte wissen, wie schwer
37:11beziehungsweise wie einfach es ist,
37:13an die hier deponierten Taschen und Koffer zu kommen.
37:15Zunächst schloss er einen kleinen Aktenkoffer
37:17verordnungsgemäß weg.
37:19Dann verschaffte er sich
37:21einen zweiten Schließfachschlüssel,
37:23indem er einfach ein leeres Fach absperrte.
37:25Damit hatte er die Voraussetzung
37:27für einen Trick geschaffen,
37:29bei dem er dann nur noch
37:30als freundlicher Helfer auftreten musste.
37:32Bei mir wird gerade ein Fach frei, wenn Sie mögen.
37:34Danke, recht vielen Dank.
37:36Ja, die stellen wir gerade rein.
37:41So, ein Markstück brauchen wir.
37:43Ein Markstück, wo will ich denn das?
37:45Da hier oben.
37:50Na, ja, so haben wir es.
37:52Bitteschön.
37:54Recht vielen Dank.
37:56Bitteschön.
37:58Die ältere Dame hat nicht gemerkt,
38:00wie er einen falschen Schließfachschlüssel
38:02in die Hand gedrückt hat.
38:06Mit dem richtigen Schlüssel,
38:08den er natürlich zurückbehalten hat,
38:10ist es für unseren Mann dann ein leichtes,
38:12den Koffer der Frau an sich zu bringen.
38:19Und als die Dame schließlich zurückkommt,
38:21sucht sie mithilfe der Schlüsselnummer
38:23zunächst ihr Fach.
38:25Dann erlebt sie eine böse Überraschung.
38:30Während sie noch etwas ratlos
38:32vor dem leeren Fach steht,
38:34bietet unser Mann an einem anderen Ende des Bahnhofs
38:36schon wieder seine Hilfe an.
38:39Haben Sie mitgemerkt,
38:41da stecke ich die gerade wieder rein.
38:50Gut, so, das ist der Schlüssel.
38:52Bitteschön.
38:54Auch diesmal hat der Austausch der Schlüssel geklappt.
38:57Für Bernd Schröder
38:58ist es danach kein Problem,
39:00das fremde Schließfach auszuräumen.
39:09Von unseren versteckten Kameras beobachtet,
39:11testet er im nächsten Fall
39:13die raffinierte Masche an einer Familie,
39:15die besonders viel Gepäck zu verstauen hat.
39:19So, jetzt haben wir es.
39:21So, bitte.
39:23Bitteschön.
39:25Ist zu?
39:26Ist zu, ja.
39:28Bitteschön.
39:30In den Gedränge vor dem Schließfach
39:32ergibt sich auch diesmal eine günstige Gelegenheit,
39:34die Schlüssel zu vertauschen.
39:39Und als unser Mann dann zurückkommt,
39:41um das Fach zu plündern,
39:43macht er besonders reiche Beute.
39:45Nacheinander fallen ihm eine Reisetasche,
39:48eine Aktentasche
39:50und ein Koffer in die Hände.
39:57Den nächsten Versuch
39:59unternimmt er bei einer Gruppe von Teenagern,
40:01die mit Schließfächern dieser Art
40:03offensichtlich keine großen Erfahrungen haben.
40:05Ist zu?
40:07Jawohl.
40:09Gut.
40:11Kommen Sie klar?
40:13Bitte.
40:18Das Fach ist ja leer.
40:20Wir müssen die Polizei rufen.
40:22Der Ruf nach der Polizei kommt zu spät.
40:23Der Kofferdieb ist bereits verschwunden.
40:25Der letzte Versuch.
40:28Das kriegen wir irgendwie auch noch rein.
40:32So.
40:34Sehen Sie, da haben wir es ja schon.
40:36Prima.
40:38So, bitteschön.
40:40Diesmal aber läuft die Geschichte anders.
40:42Denn die ältere Dame verhält sich richtig.
40:44Sie vergleicht sofort die Nummer
40:46auf dem Schlüssel mit dem Schließfach
40:48und so kann sie den Mann noch einholen,
40:50der ihr den falschen Schlüssel
40:51in die Hand gedrückt hat.
40:53Sie hat mir den falschen Schlüssel gegeben.
40:56Wir hätten uns natürlich gefreut,
40:58wenn alle Betroffenen so schnell
41:00auf die Schlüsselnummer geschaut hätten,
41:02wie die alte Dame am Schluss unseres Experiments.
41:04Denn das ist zweifellos die beste Methode
41:06zu prüfen, ob man es in so einem Fall
41:08mit einem wirklich hilfreichen Menschen
41:10oder mit einem Trickdieb zu tun hat.
41:13Aber jetzt, da Sie gesehen haben,
41:15wie der Trick läuft,
41:17bin ich eigentlich ziemlich sicher,
41:19dass Sie nicht darauf hereinfallen,
41:21wenn Sie einmal in diese Situation
41:23kommen sollten.
41:26Damit sind wir für heute wieder einmal
41:28am Schluss unserer Sendung.
41:30Ich bedanke mich für Ihr Interesse
41:32und darf mich bis zum nächsten Mal verabschieden.
41:34Auf Wiedersehen.