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MusikTranskript
00:00Ich weiß, ihr wünscht eure Vision zu verarbeiten, schaltete sich Strategie wieder ein.
00:08Unter den Technologien, die mit unbekannten Variablen arbeiteten, war ihm die okkulte Art des beschworenen Mediums besonders suspekt.
00:17Und ich bin mir bewusst, dass ich heute vielleicht schon einmal zu unverblümt war.
00:23So könnte man es ausdrücken, sagte Oltex, der mit Mühe seine Geduld bewahrte.
00:28Aber sollte der Anblick des Mediums sich als nicht ausreichend erweisen, so habe ich Kontingenz für einen Rückzug mit minimalen Verlusten erstellt.
00:38Die nötigen Befehle sind im mimetischen Zwischenspeicher eingestreut und die Protokolle liegen in der hekatischen Matrix bereit.
00:45Ihr müsst es nur noch befehlen.
00:48Ich werde diese Entscheidung selbst treffen, dachte Oltex, der sich auf nichts festlegen wollte.
00:54Und jetzt geh und setz dich mit Ned in Verbindung.
00:57Er soll ein Drittel der Grabeskarabäen freigeben, ein zweites Drittel bereithalten, antworte darüber hinaus auf all seine zaudernden Anfragen mit meiner Stimme und stelle die nötigsten Ressourcen bereit.
01:09Ich habe nicht die Zeit dazu.
01:12Wie ihr wünscht, sagte die strategische Subpartition und wurde dann still.
01:17So sehr Oltex es hasste, taktische Kontrolle an jemand anderen abzutreten, auch wenn die Subpartition eine Variante von ihm war, die genau diesem Zweck diente, so brauchte er dringend Zeit nachzudenken.
01:31Die Zeit lief ihm davon.
01:3587-53 stand jetzt auf dem Zähler.
01:40Fünf Sekunden waren ihm bereits verloren gegangen.
01:43Es gab für ihn jedoch noch ein wichtigeres Wettrennen.
01:47Oltex zwang seine Konzentration zurück auf den Tagtraum.
01:51Gerade noch rechtzeitig.
01:52Ein großer Teil der Vision war bereits weggebrochen und hatte lediglich ein Echo eines jungen Adligen zurückgelassen, der am anderen Ufer einer unüberwindbaren Flut stand.
02:03Mit jedem Moment wurde die Vision schwächer.
02:06Das war der Preis der Macht des Mediums.
02:10Es mochte ihm erlauben, ohne Mühe über den Golf der Zeit zu gehen.
02:14Doch war es etwas ganz anderes, diese Einblicke in das Jetzt zurückzuholen.
02:19Nichts konnte dem Fluss der Zeit lange widerstehen.
02:22Alles, was er aus der Vergangenheit holte, würde wie eine Handvoll Sand in einem reißenden Fluss davonströmen, bis nichts mehr davon übrig war.
02:31Sobald die letzten Reste der Vision vorbei waren, war sie für immer fort.
02:35Zusammen mit allen Erinnerungen des damit verbundenen Ereignisses.
02:39Wenn es diese Erinnerungen aus seinen Engrammen hervorzog, dann verschlang das Medium sie komplett und verbrannte sie vollkommen.
02:47Alles, was danach noch übrig blieb, war eine Handvoll Worte und Eindrücke.
02:52Die Erinnerung einer Erinnerung.
02:56Und auch diese floss so schnell wie die Erinnerung eines Sterblichen an einen Traum.
03:02Als Main-Tab das Medium in ihn implantiert hatte, in jenen frühen Jahren seines Exils auf Seed, hatte Oltöck seine neue Kraft mit Freuden eingesetzt.
03:14Die angeblichen Nachteile hatten ihm lediglich Freude bereitet.
03:17Noch erzürnt und unter der erst kürzlich erlittenen Schmach dessen leidend, was ihm genommen worden war, hatte er dem Medium erlaubt, zufällig durch seine Endgramme zu gehen.
03:29Alles aus seiner Vergangenheit hatte er wegbrennen wollen.
03:31Doch eines Tages, während eines Feldzugs gegen einen Haufen glückloser menschlicher Mineure, die in einem Abbauschiff auf Seed gelandet waren, hatte die Kälte und Trostlosigkeit des Planeten ihn endlich eingeholt.
03:46Oltöck hatte sich daraufhin in Erinnerungen an glücklichere Zeiten geflüchtet, nur um zu bemerken, dass er kaum noch welche hatte.
03:55Mit einem Mal war Oltöck sich bewusst geworden, dass er ein Leben wegbrannte, welches nie mehr zurückkommen würde.
04:03Mit neuem Misstrauen erfüllt hatte er aufgehört, das Medium zu nutzen.
04:07Selbst jetzt, während er sich daran erinnerte, wie er in seinem Tagtraum diesen ruhigen, perfekten Sonnenaufgang gesehen hatte, war Oltöcks bewusst, dass dies bald verloren gehen würde.
04:19Auf hekatischer Ebene würde es nie passiert sein.
04:22Und während er darum kämpfte, vor dem Verschwinden dieser Erinnerung, noch etwas daraus zu gewinnen, neigte sich der Countdown in seinem Blickfeld unerbitterlich der Zerstörung seiner Streitkräfte zu.
04:34Für jedes Fahrzeug, das sich brennend überschlägt, kommen drei weitere aus der Finsternis der Abgaswolke dahinter zum Vorschein.
04:46Der Schwarm ist so dicht, das Funken zwischen aufeinanderprallenden Reifen schlagen.
04:51Das macht die Arbeit der Pylonen umso effektiver.
04:54Ihre Strahlen reißen tiefe Gräben in die Schwärme der Leichtfahrzeuge.
04:58Noch einmal mehr blitzt es rot über die Ebene.
05:01Die Schemen der Org-Läufer sind nun viel näher.
05:05Oltöcks konzentrierte sich auf den Tagtraum.
05:07Djoseras hatte ein paar Soldaten erschossen, um ihm etwas zu zeigen.
05:11Die Realität schien aber im Vergleich zu seiner vermeintlichen Erinnerung viel weniger blutig und sadistisch gewesen zu sein.
05:19Zu seiner Schande war sein Jüngeres selbst über diese Lektion verstört gewesen.
05:24Der Junge wollte nicht, dass die armen kleinen Soldaten sterben, dachte er spottend und angeekelt über sich selbst.
05:34Oltöcks hatte sich eindeutig für einen erbarmungsloseren Jüngling gehalten, als er es eigentlich gewesen war.
05:40Doch auch wenn ihm sein eigener Schrecken eine Überraschung gewesen war, Djoseras Reaktion war der eigentliche Schock gewesen.
05:47»Meine eigene Tat hat mich angewidert«, das hatte der Ältere gesagt.
05:53Der Ältere Künatz, den er für so unerschütterlich gehalten hatte, hatte dieselbe Schwäche wie er empfunden.
06:01Mit Leid.
06:02Oltöcks hätte es nicht für möglich gehalten, wenn er es nicht selbst gehört hätte.
06:08Natürlich hatte Djoseras seine Schwäche überwunden und die Soldaten dennoch erschossen.
06:14Aber warum?
06:15Um Oltöcks etwas zu lehren?
06:18Nur, was wollte er ihn lehren?
06:21»Denk nach«, befahl er sich selbst, während er abwesend auf die feuerumkränzten Unterseiten der Wolken starrte,
06:30so als könnte er die letzten Fetzen eines Traums aus ihren Wirbeln holen.
06:35»Denk.
06:35Nach«, »77-43«, zwei grüne Blitze schießen durch den Nebel über ihm.
06:44Zwei Todessicheln tauchen hinab und positionieren sich zu beiden Seiten der vordersten Läufer.
06:50Sie sind bereits wieder fort und lassen nur eine Helix, sich über kreuzender Kondensstreifen, zurück,
06:55während die kopfhörmige Kommandoplattform des Läufers bereits zu geschmolzenem Metall und Rauch verglüht.
07:02Zwei Todessicheln.
07:04Zwei.
07:04Und da war es.
07:06Ein Echo von Djoseras Stimme.
07:09Es waren zwei Lektionen.
07:12Die erste war, dass der Tod unvermeidlich war und man nicht trauern sollte,
07:18besonders wenn es gewöhnliche Bürger waren.
07:21Unglücklicherweise war diese Lektion nicht lange nach dem Tag des Traumes irrelevant geworden.
07:26Szarek hatte verkünden lassen, dass die Nikrontyr zu Göttern gemacht würden,
07:31um den Krieg gegen den alten Feind wieder aufzunehmen.
07:34Der Erlass des Biotransfers hatte sie von ihren biologischen Schwächen befreit,
07:39hatte ihnen lediglich Rache versprochen.
07:43Sie würden über den alten Feind siegen und die Sterblichkeit selbst überwinden.
07:48Aber die zweite Lektion, dass ein Kommandeur alles Leben zur Verteidigung des Erbes und der Beständigkeit aufwenden sollte,
07:56war während dieser großen Zeit des Wandels ebenso nutzlos geworden.
08:01Sie hatten einen Preis für den Biotransfer zahlen müssen.
08:05Die Nikrontyr hatten dem Tod nur entkommen können, indem sie das Leben selbst aufgegeben hatten.
08:11An ihrer Stelle waren Konstrukte getreten, die sich lediglich daran erinnerten,
08:15einmal fleischlich gewesen zu sein, wenn ihr Rang es überhaupt zuließ, dass sie sich an etwas erinnerten.
08:21Die neuen Necrons mochten von der Furcht vor der Sterblichkeit befreit sein,
08:28doch hatten sie dafür die Hoffnung auf neues Leben geopfert.
08:32Es würde nie mehr Necrons geben, die ihre Reihen auffüllen könnten.
08:37Nie mehr würde es Kinder geben.
08:40Der vorderste Läufer sackt zusammen.
08:48Rauch kommt aus dem Krater zwischen seinen Schultern.
08:51Doch das Monstrum an seiner rechten Seite schreitet weiter und spuckt blutrote Energie auf das Tor.
08:57Die direkt getroffene Pylone knickt von seltsamen Energien um, spielt in ihrer Halterung ein.
09:02Drei weitere Pylonen erleiden den gleichen Schaden.
09:05Natürlich werden sie sich selbst reparieren, aber für den Moment können sie nicht mehr eingesetzt werden.
09:12Natürlich waren die meisten der großen Feronten einschließlich seinem eigenen Dynasten Unas
09:18zu sehr auf die Vergangenheit fixiert, um den unvermeidlichen Untergang zu bedenken,
09:23dem sie sich unterworfen hatten.
09:26Warum hätten sie es auch tun sollen?
09:28Im galaktischen Maßstab hatte ihr Aufwachen gerade erst begonnen.
09:31Die Anzahl der erwachten Welten waren verschwindend gering angesichts der Zahllosen,
09:36die noch im traumlosen Schlaf erweilten.
09:39Wenn die letzten Gräber ihr Wiedererwachen durchmachen würden,
09:43dann würde die Menge der Armeen der Necrons jenseits aller Vorstellungskraft liegen.
09:47Aber sie würden immer nur zerfallen können.
09:51Unas hatte tatsächlich mehr Grund als andere, die Entropie zu fürchten.
09:55Ithakas war früh erwacht, glitt aber bereits in die Zukunft ab,
10:00die auch allen anderen Dynasten bevorstand.
10:03Beinahe jede Welt von Ithakas war erwacht,
10:06und das Königreich hatte seinen Höhepunkt der Macht bereits durchlebt.
10:10Aber jetzt gab es nur noch den Zerfall.
10:13Mit jedem gefallenen Krieger würden mehr Lücken in ihren Reihen entstehen,
10:17bis es eines Tages nur noch Lücken geben würde.
10:20So würde es irgendwann allen Dynasten ergehen.
10:23Die Necrontür mochten zum Sterben geboren sein,
10:27doch die Necrons waren diesem Schicksal nicht entkommen.
10:33Oltüx wischte die Melancholie aus seinem Geist.
10:36Egal wie finster die Zukunft seines Volkes gestaltet sein mochte,
10:39schien es ihm doch wie eine lächerliche Zeitverschwendung,
10:42lange darüber nachzusinnen.
10:44Hier und jetzt konnte er dieses Verderben noch hinaus zögern,
10:48egal wie winzig die Zeitspanne angesichts des großen Ganzen war.
10:52Aber wie?
10:55Wie der Abstand zwischen den Fronten der Orks und der Necrons
10:58schwand auch sein Tagtraum immer schneller.
11:02Alles, was er bisher aus dem Tagtraum bezogen hatte,
11:05waren nutzlose Emotionen.
11:0868-34
11:09Die Verteidiger können auch noch mit Überraschungen aufwarten.
11:15Zweifellos auf den Wink der strategischen Subpartition hin
11:18erhebt sich Neds Stimme über die Zerstörung.
11:21Auf einen zittrigen Befehl hin zittert das Licht
11:24dimensionaler Destabilisierung über die Zinnen des Beinhauses.
11:27Der apotropäische Schleier hebt sich und eine Batterie Feinschocker feuert geschlossen aus nächster Nähe.
11:33Doch nachdem sie gefeuert haben, kommt ein neues Geräusch aus der Horde.
11:37Gelächter.
11:39Offensichtlich haben die Waffen nichts ausrichten können.
11:42Vielleicht war der Tagtraum auch völlig ohne Bedeutung
11:47und sollte lediglich unterstreichen, wie wertlos die alten nekrontischen Doktrinen im Krieg der Necrons waren.
11:53Oldtux besah sich den Ausweichplan, den Strategie vorbereitet hatte.
11:58Es wurde zunehmend verlockender, sich zurückzuziehen.
12:03Mit nur einer Geste konnte er die Voreinstellungen des Translationsrelais im Beinhaus aktivieren,
12:08um seine gesamte Streitkraft in die eisigen, befestigten Pässe der nahen Kataschberge zu versetzen.
12:15Das Beinhaus würde damit an die Orks verloren gehen,
12:18aber konnte es sicherlich von den Bergen ausgehend zurückerobern,
12:22wenn er noch vor Eintreffen der nächsten Horde einen Gegenschlag ausführte.
12:2960-26
12:31Gerade als das Gejohle und Gebrüll der Orks zu einem Spottgesang wird,
12:36wird dieser von einem lauten, eisernen Stöhnen übertönt.
12:41Die Feindschocker mögen zwar keine Macht besitzen, die die Orks als solche erkennen,
12:45aber ihre Macht ist dennoch sehr real.
12:48Die Munition der Schocker ist weder aus Materie noch Energie gemacht,
12:52sondern aus purer Information.
12:54Sie verschießen hekatische Verordnungen,
12:57die in der grundlegenden Sprache der Realität selbst verfasst sind.
13:01Diese befehlen den Molekülen ihrer Ziele nicht nur den Zerfall,
13:04sondern die gegenseitige Zerstörung.
13:07Als der Quantenbefehl seine Wirkung entfaltet,
13:10wird das metallische Knirschen zu einem leisen Zischen.
13:13Die oberen Hälften der Läufer zerfallen zu Rost
13:15und die Orks hören auf zu lachen.
13:18Jetzt ersticken sie an ihren eigenen Kriegsmaschinen.
13:22Sobald er den Plan gesichtet hatte,
13:28merkte Oltix, wie die Putsituation in seinem mimetischen Zwischenspeicher aufgelöst wurde.
13:33Derart losgelöst von Zweifel war das Konzept des Rückzugs
13:38auf der Wahrscheinlichkeitskurve nach oben gestiegen,
13:41bis es beinahe Gewissheit geworden war.
13:44Doch diese augenscheinlich so einfache Lösung zu seinem Problem
13:48wollte ihm einfach nicht gefallen.
13:52Seine Hand hielt kurz davor inne, die Glyphe zu zeichnen,
13:56mit der die Translation eingeleitet wurde.
13:59Wie auch immer Strategie es ihm präsentieren mochte,
14:02verlangte dieser Plan es jedoch, heiligen Kemet aufzugeben.
14:06Es war ein ehrloser Plan.
14:07Obwohl Djoseras Lektionen auf lang veraltete Logik aufgebaut sein mochten,
14:12war der Erhalt ihres Erbes um jeden Preis ein so fundamentales Prinzip,
14:17dass es nicht verworfen werden konnte.
14:19Oltix hat es schon 1000 Male gehört und es derart verinnerlicht,
14:24dass er nicht erst auf die Worte des Tagtraums zurückfallen musste.
14:27Die Macht der Dynastie liegt in den Gräbern, in den Statuen und so weiter und so fort.
14:35Djoseras war wirklich unerträglich gewesen.
14:37Aber auch in den pompösen Worten des Künerts lag unumstößliche Wahrheit.
14:45Frust fuhr durch Oltix' Kern,
14:48denn sein mimetischer Zwischenspeicher war einmal mehr eingefroren.
14:52Er konnte nicht bleiben, aber auch nicht fliehen.
14:55Allerdings hatte er das Medium nicht darum gebeten,
14:59für ihn eine Entscheidung zwischen den beiden Optionen zu treffen.
15:02Er hatte es um die Enthüllung einer dritten Möglichkeit gebeten.
15:07Bisher hatte es immer geradezu peinlich genau seine Bitten ausgeführt.
15:13Es musste noch etwas anderes geben.
15:18Er war überzeugt, war immer überzeugt gewesen,
15:21dass der Biotransfer einen völligen Denkumbruch seines Volkes angezeigt hatte.
15:27Eine neue Art des Krieges, welche die Heiligkeit des Kemet erhielt,
15:32aber die offene Feldschlacht zugunsten einer vorsichtigeren und gerisseneren Methode aufgab.
15:38Ein Weg, durch den die Necrons selbst das Erbe waren, welches es zu schützen galt.
15:45Vorseht hatte er sogar von einer Möglichkeit geträumt,
15:49wie sie durch kluges Handeln ihr eigenes Verderben lange genug hinauszögern konnten,
15:55um vielleicht eine Möglichkeit zu finden, die Entropie selbst abzuwehren.
15:59Noch während die Läufer zerfallen, kommen unter ihnen die schweren Transporter hervor,
16:11die sich dort vor dem Feuer der Pylonen versteckt haben.
16:14Es sind hunderte Fahrzeuge, viel zu viele für die verbleibenden Waffen.
16:18Die Transporter beschleunigen durch den Sturm, ziehen vor die Infanterie und wenden dann,
16:24mit quietschenden Bremsen und unterspritzendem Schneeschlamm,
16:28ehe sie mit der Rückseite zu den Necrons zum Stillstand kommen.
16:33Sobald sie stillstehen, fallen ihre hinteren Enten einfach zu Boden
16:36und erzeugen damit eine Symphonie hässlichen Krachs auf dem Schlachtfeld.
16:41Die letzten Fetzen der Vision verblassten und machten es schwer zu erkennen,
16:48was er noch daraus hätte ziehen können.
16:50Eines stand jedoch fest.
16:52Der Diuseras, den er im Tagtraum erlebt hatte,
16:55war weit von der grausamen, eitlen und dummen Gestalt entfernt,
17:00die Oltix als Ziel seiner Verbitterung in seinem phantasorischen Zwischenspeicher konstruiert hatte.
17:08Aber er hatte die gleiche Philosophie vertreten.
17:10Oltix zweifelte nicht daran, dass der echte Diuseras,
17:14der noch immer an der Seite des Dynasten auf Antikev verweilte,
17:18in allen Punkten zustimmen würde.
17:22Wie auch Unas und die anderen Fürsten Itakas würde der Kühnaz weiterhin kämpfen,
17:27als stünden ihm endlose Truppen zur Verfügung,
17:30auch wenn die Dynastie um ihn herum zerfiel.
17:33Für Diuseras war das Verbrennen von Fleisch nur ein Grund gewesen,
17:37sich noch enger an die Tradition zu ketten
17:39und sich an den alten Philosophien zu verankern,
17:42um dem Schrecken der Neuen zu entkommen.
17:45Dies war auch die Ursache ihrer späteren Spaltung gewesen.
17:48Der jahrelange Streit, der nach dem Biotransfer begonnen hatte,
17:52war immer verbitterter geworden.
17:53Selbst 60 Millionen Jahre Schlaf hatten nichts daran geändert.
17:59Schließlich hatte Oltix bei der Belagerung von Shatranar
18:02nicht nur die Weisheit des Älteren zurückgewiesen,
18:05sondern hatte seine Befehle missachtet.
18:08Einen königlichen Befehl zu missachten war ein Tabu der höchsten Ordnung,
18:14mit dem der seit Jahrhunderten schwelende Streit in einem Duell entflammt war.
18:18Diuseras hatte mit der Wut eines Fürsten gekämpft,
18:21dem die Stirn geboten worden war.
18:23Oltix hatte schneller gehandelt, als er denken konnte.
18:27Es war ein heftiger, sinnloser Kampf gewesen.
18:31Allerdings hatte Oltix den Älteren in Hinsicht auf seine Kampfkünste
18:34schon längst überflügelt
18:35und wäre kurz davor gewesen, den tödlichen Stoß zu setzen,
18:39ehe Unas ihnen endlich befohlen hatte, die Waffen niederzulegen.
18:43Eine geradezu unfassbare Anzahl von Orks strömt aus den Transportfahrzeugen.
18:53Es müssen an die 100 Krieger aus jedem der Vehikel gekommen sein,
18:57die nun in schwerer, aus Metallschrott gefertigter Rüstung ausrücken
19:01und auf das Schlachtfeld rennen.
19:03Wie die Entropie selbst strömen sie über die Rampen hinunter
19:07auf dem schuttbedeckten Boden voran.
19:10Aus ihren Kehlen dringend raues, herausforderndes Brüllen.
19:15Einst hätte sich Oltix von dem Dynasten wohl so etwas wie Gerechtigkeit
19:20oder Versöhnung erhofft.
19:22Unas hatte sich jedoch gewandelt
19:24und war weit von der einst überragenden und großzügigen Gestalt
19:28aus der Zeit des Fleisches entfernt.
19:31Der Biotransfer hatte seinen Geist erhalten,
19:35doch was immer auch in der Schlacht von Sokator
19:37während der letzten Tage von Szariks Krieg
19:40gegen den alten Feind passiert sein mochte,
19:43hatte ihn tiefgreifend verändert.
19:45Der Dynast mochte zwar immer Djoseras bevorzugt haben,
19:48doch hatte der von Sokator zurückgekehrte Unas Oltix richtiggehend gehasst.
19:54Es hatte ihn während des Duells bei Shatranar nicht einmal gekümmert,
19:58dass Djoseras den ersten Schlag geführt hatte.
20:01Es war einfach nur endlich eine Gelegenheit gewesen,
20:03seinem Hass Ausdruck zu verleihen.
20:05Es war alles so schnell passiert.
20:09Oltix war nicht einmal erlaubt worden, sich zu verteidigen.
20:13Er war sofort als Verräter und Feigling denunziert worden.
20:17Zudem waren ihm falsche Anschuldigungen angehängt worden.
20:21Er hätte den Mord von Djoseras und Unas geplant.
20:25Dann hatte man ihn in Ketten nach Antikev zurückgebracht.
20:28Vor seiner Verbannung war er dort vor dem gesamten Hofstaat,
20:30dem Ritus der Exkoriation unterworfen worden.
20:34Das sitakische Silber war ihm von niemand anderem als Djoseras selbst vom Körper gekratzt worden.
20:41Während Djoseras Phasenklinge die königliche Zierde des Jüngeren weggeschnitten hatte,
20:45hatte er seine Stimme nicht einmal gegen die Ungerechtigkeit erhoben.
20:49Auch vor der Abfahrt der Straffähre hatte er nichts von sich gegeben.
20:54Während seiner langen, einsamen Überfahrt nach Seed,
20:57in der er auf dem Deck der Fähre der Leere ausgesetzt gewesen war,
21:01hatte Oltix sich geschworen, nie mehr mit Djoseras zu sprechen.
21:05Und diesen Schwur hatte er bisher auch gehalten.
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