Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat eine Untersuchung eingeleitet. Der Vorwurf: Indische Behörden sollen 40 Rohingya-Flüchtlinge von einem Marineschiff aus ins Meer vor der Küste in Myanmar geworfen haben. Betroffene sich erschüttert.
00:00Mohammed Ismail floh vor acht Jahren mit seiner Familie vor dem Völkermord in seinem Heimatland Myanmar.
00:07In Indiens Hauptstadt Delhi fanden sie Zuflucht, doch jetzt erlebt er einen Albtraum.
00:12Letzten Monat wurden seine Schwester und seine Tochter aufgefordert, zur Polizeistation zu kommen, um einige Formalitäten zu erledigen.
00:20Tagelang hörte er nichts von ihnen.
00:24Ich bekam einen Anruf und hörte die Stimme meiner Schwester.
00:27Ich war erleichtert, dass sie am Leben war.
00:30Sie rief von einem Telefon von einem Fischer aus an.
00:33Sie sagte mir, dass sie in ein Flugzeug und dann auf ein Schiff gebracht wurden, wo man ihnen die Augen verbannt und sie fesselte.
00:40Nach ein paar Stunden auf dem Schiff gab ihnen die indische Marine Schwimmwesten und sagte ihnen, sie sollten ans Ufer schwimmen.
00:46Sie gehörten zu vielen Rohingya-Flüchtlingen, die zunächst von den Behörden festgehalten und dann quer durchs Land an die Küste geflogen wurden.
00:58Nahe der Südküste Myanmar's in der Region Tayintahe wurden seine Schwester und seine Tochter von einem Marineschiff ins Meer geworfen.
01:06Ein weiterer Mann berichtete, mindestens eine Person an Bord sei geschlagen worden.
01:10Menschen in Lagern wie diesem in Delhi sind zunehmend verängstigt.
01:20Aktivisten berichten nicht nur von Menschen, die ins Meer geworfen wurden.
01:23Sie sagen auch, dass die indische Regierung über 100 Rohingya-Flüchtlinge über die Landgrenze nach Bangladesch abgeschoben habe.
01:30Flüchtlingslager sollten sichere Orte für verfolgte Menschen sein, doch dieses Lager ist es nicht.
01:39Die Rohingya-Flüchtlinge hier leben in ständiger Angst, als Nächste abgeschoben zu werden.
01:44Viele haben Angst, mit uns zu sprechen, aus Sorge, dass ein Gespräch mit internationalen Medien zu Repressalien durch die indische Regierung führen könnte,
01:51die sie nicht als Flüchtlinge anerkennt. Offiziell gelten sie hier als illegale Ausländer.
01:56Priyali Sur ist Flüchtlingsaktivistin in Indien.
02:03Sie sagt, das Land habe kein Gesetz zum Schutz von Flüchtlingen und solche Abschiebungen verstießen gegen internationales Recht.
02:10Sie sprach mit uns aus Washington.
02:12Die Abschiebung von Flüchtlingen muss gemäß Protokoll erfolgen.
02:18Dies wurde hier nicht eingehalten.
02:21Die Abschiebung erfolgte ohne Genehmigung, ohne UNHCR und ohne obersten Gerichtshof.
02:29Es wurden keine humanitären Maßnahmen ergriffen.
02:32Die Abschiebung ist illegal und ein Verstoß gegen internationale Ordnung und das Prinzip der Nicht-Zurückweisung.
02:37Sie sagt, die Religion der Rohingya mache sie zu politischen Zielscheiben hindu-nationalistischer Gruppen.
02:48Die Tatsache, dass die Rohingya Muslime sind, setzt sie einem höheren Risiko aus.
02:55Die politische Rhetorik spielt mit islamfeindlichen Ängsten und schürt Misstrauen gegenüber ihrer religiösen Identität.
03:09Die indische Regierung hat die Berichte über diese Abschiebung weder bestätigt noch dementiert und auf eine Interviewanfrage der DW nicht reagiert.
03:19Mohammed Ismail sagt, es sei ungerecht, dass Indien seine Schwester und Tochter in ein unsicheres Heimatland zurückgeschickt habe.
03:28Ich möchte die indische Regierung bitten, mir meine Familienmitglieder zurückzugeben.
03:34Wir sind füreinander da. Ich habe sie mit nach Indien gebracht, um Schutz zu finden.
03:38Bitte quält mich nicht so sehr. Ich bin ein armer Mann.
03:43Er wartet noch immer und hofft auf ein Lebenszeichen seiner Liebsten.
03:49Ich habe sie mit nach Indien gebracht, um zu verabschieden, um zu verabschieden, um zu verabschieden, um zu verabschieden.