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Pakistans Textilindustrie erwirtschaftet mehr als die Hälfte der Exporte des Landes und beschäftigt Millionen von Menschen. Doch Energiepreise, Wettbewerb und Handelspolitik machen der größten Branche des Landes das Leben schwer.

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Transkript
00:00Von Pakistans Feldern zu den internationalen Märkten.
00:05Das Land ist einer der größten Baumwaltproduzenten der Welt.
00:09Doch hinter den Stoffen und der Mode steckt eine Geschichte von Widerständen und Herausforderungen.
00:15Von Energiekrisen bis hin zur Arbeitssicherheit.
00:19Und wir versuchen sie zu verstehen.
00:21Die Textilindustrie ist das Rückgrat der pakistanischen Wirtschaft.
00:24Sie ist für mehr als die Hälfte der gesamten pakistanischen Exporte verantwortlich.
00:30Laut dem jüngsten Bericht des Pakistanischen Statistikamtes macht die Textilherstellung 53% der Exporte des Landes aus.
00:38Gefolgt von Landwirtschaft und Lebensmitteln mit 23%.
00:42Der Anteil der anderen Sektoren ist damit nicht vergleichbar.
00:50Strickwaren, Bettwäsche, Baumwollkleidung, Stoffe und Garn.
00:54Pakistanische Textilien werden in die ganze Welt exportiert.
00:58Und dieser beträchtliche Anteil an den Ausfuhren spiegelt die schiere Größe der Branche wider.
01:04Der Gesamtexport war jedoch in den letzten Jahren Schwankungen unterworfen.
01:09Das Maximum, das die Industrie erreichen konnte, waren Exporte im Wert von etwa 20 Milliarden Dollar.
01:17Aber dann ist die Zahl auf 17 Milliarden Dollar gesunken.
01:21Der Rückgang der Exportzahlen von 20 auf 17 resultiert aus dem geringeren Wert der Baumwolle.
01:34Als wir die 20 Milliarden erreichten, lag der Wert der Baumwolle weit über einem Dollar.
01:41Heute liegt er deutlich unter einem Dollar pro Pfund.
01:44Aber auch wenn der Export schwindet, Pakistan kämpft darum, seinen Platz in der weltweiten Baumwollproduktion zu behalten.
01:55Das Land erzeugt etwa 4 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion.
02:00Diese Zahl scheint relativ klein.
02:01Vor allem im Vergleich zu großen Akteuren wie China, Indien, Brasilien oder den USA.
02:08Aber um Platz 5 kämpft Pakistan heftig mit Australien.
02:14Etwa 20 Prozent der pakistanischen Textilunternehmen beherrschen den gesamten Textilprozess.
02:20Vom Baumwollanbau bis zu den fertigen Produkten.
02:23Und der Rest ist auf Spinnerei, Weberei, Stickerei und andere Bereiche spezialisiert.
02:30Zur Exporterleichterung konnten Hersteller bislang steuerfrei Vorprodukte für ihre Unternehmen importieren oder erwerben.
02:38Doch das ist nun vorbei.
02:39Wenn ich jetzt importiere, muss ich keine Umsatzsteuer oder Zölle zahlen.
02:45Wenn ich die gleiche Ware vor Ort kaufe, muss ich 18 Prozent Umsatzsteuer zahlen.
02:50Die Mehrwertsteuer ist im Prinzip erstattungsfähig.
02:54Aber auch hier gibt es viele Verzögerungen, Verwaltungs- und Zeitkosten.
02:57Für Exporteure ist es ein großer Anreiz, importierte Vorleistungen zu kaufen.
03:02Und diese werden nicht vor Ort beschafft.
03:05Die Herausforderung betrifft nicht nur das Steuersystem.
03:09Eine weitere große Belastung sind die Energiekosten.
03:12Die Strompreise für die pakistanische Industrie sind weit höher als bei regionalen Wettbewerbern.
03:17In Pakistan liegen die Strompreise für industrielle Verbraucher bei etwa 0,12 Dollar pro Kilowattstunde.
03:26Vor allem in den vorgelagerten Betrieben der Textilindustrie, wie der Spinnerei oder der Weberei,
03:32macht die Energie 35 Prozent bis 55 Prozent der Herstellungskosten aus.
03:37Wenn man also so hohe Inputkosten hat, ist man international nicht mehr wettbewerbsfähig.
03:41Diese Industrie ist die Lebensader für Millionen von Menschen.
03:48Offizielle Zahlen sind schwer zu finden, aber man schätzt, dass etwa 30 Millionen Menschen in der Textilindustrie arbeiten.
03:55Vor allem in ländlichen Gebieten müssen viele mit niedrigen Löhnen und informeller Arbeit zurechtkommen.
04:00Die Baumwollproduktion wird hauptsächlich von Kleinbauern durchgeführt.
04:07Wir haben keine großen Farmen.
04:10Und diese Bauern beschäftigen dann viele Frauen für die Baumwollernte,
04:14weil wir keine mechanischen Pflückmaschinen haben.
04:19Frauen arbeiten in jeder Phase der Produktion mit, nicht nur beim Pflücken der Baumwolle.
04:24Und sie sind mit noch härteren Bedingungen konfrontiert.
04:27Als Arbeiterinnen sind wir mit doppelter und dreifacher Ausbeutung konfrontiert.
04:33Kulturelle Ausbeutung der Frauen, geschlechtsspezifische Diskriminierung, Lohnunterschiede und lange Arbeitszeiten.
04:40Weder Gesundheit noch Sicherheit und auch keine Anerkennung.
04:462012 kamen bei einem Fabrikbrand in Karachi über 250 Arbeiterinnen ums Leben.
04:53Sie waren durch verriegelte Fenster und verschlossene Ausgänge eingeschlossen.
04:56Mit Hilfe des Europäischen Zentrums für Menschenrechte verklagten die Familien der Opfer den Hauptkunden der Fabrik in Deutschland.
05:04Obwohl die Klage erfolglos blieb, erregte sie weltweit Aufsehen.
05:09Wir können definitiv eine Verbindung zwischen dem Fall gegen KIK und der Einführung des Lieferkettengesetzes in Deutschland sehen.
05:17Dieses Gesetz bietet eine rechtliche Grundlage für Unternehmen, eine menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung durchzuführen.
05:28Deshalb sagen wir, dass die Rolle der Käufer sehr wichtig ist.
05:32Sie können unsere Industrie dazu zwingen, den Verhaltenskodex umzusetzen und dafür zu sorgen,
05:37dass die ArbeiterInnen angemessene Löhne, Gesundheit und Sicherheit als auch sozialen Schutz bekommen.
05:43Die Verantwortung für den Wandel liegt zwar in erster Linie bei den Unternehmern und Herstellern,
05:50aber können wir als Verbraucher etwas tun, um die Situation der Arbeitnehmer zu verbessern?
05:56Die Verbraucher können natürlich fundiertere Kaufentscheidungen treffen.
06:05Sie können zum Beispiel keine Fast Fashion kaufen.
06:09Aber ich denke nicht, dass der Schwerpunkt auf individuellen Verbraucherreaktionen liegen sollte.
06:16Ich denke, die Hauptverantwortung sollte bei Unternehmen und auch Regierungen liegen.
06:21Um auf globalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen pakistanische Hersteller heute neue Vorschriften einhalten.
06:31In Bezug auf Arbeitsrechte, aber auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
06:36Diese Vorschriften einzuhalten, ist jedoch nicht leicht.
06:39Die Herausforderung besteht darin, dass es in Pakistan derzeit keine zentrale Datenbank gibt,
06:47in der all diese Informationen erfasst werden.
06:49Es gibt kein zentrales, rückverfolgbares System.
06:52Das macht die Einhaltung dieser Vorschriften extrem schwierig.
06:56Mit der gemeinsamen Anstrengung von Unternehmen und Regierung
07:00kann die pakistanische Textilindustrie alle Herausforderungen meistern
07:05und global wettbewerbsfähig bleiben.
07:08Die Zukunft von Millionen von Arbeitnehmern hängt von dieser Branche ab.

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