+++ Aschersleben: Neuer Hinweis zu ungeklärtem Mordfall nach
27 Jahren +++ Thema "Femizid": wenn Frauen vom Lebenspartner
Gewalt erfahren +++ Magdeburg: 340-Kilo-Tresor aus
Studentenclub mit Tageseinnahmen gestohlen +++
27 Jahren +++ Thema "Femizid": wenn Frauen vom Lebenspartner
Gewalt erfahren +++ Magdeburg: 340-Kilo-Tresor aus
Studentenclub mit Tageseinnahmen gestohlen +++
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TVTranskript
00:00Jetzt in Kripo Live. Der Mord an Anja Lengnik liegt fast 27 Jahre zurück. Bis heute konnte der Täter nicht gefasst werden.
00:13Doch nach Recherchen von Kripo Live gibt es möglicherweise eine neue Spur zu einem Tatverdächtigen.
00:20In diesem und weiteren Fällen bittet die Polizei um ihre Hinweise.
00:30Kanonendonner eines traditionellen Schützenvereins im Eichsfeld in Thüringen. 1859 Bremer heißt er.
00:45Und die Mitglieder mussten gerade einen großen materiellen Verlust verkraften.
00:49Vor zwei Wochen ist das Haus des Vereins in Bremer in Flammen aufgegangen und wurde durch das Feuer zerstört.
00:54War es ein technischer Defekt oder hat jemand das Feuer gelegt?
01:00Die Nacht vom 3. auf den 4. Mai 2025. Der Großbrand beim Schützenverein 1859 Bremer im Eichsfeld kann nur noch kontrolliert werden.
01:12Ca. 150 Kameraden der Feuerwehr geben ihr Bestes, doch zu retten ist nichts mehr.
01:18Der Gesamtschaden beträgt mindestens 300.000 Euro.
01:22Kripo Live trifft mehrere Vereinsmitglieder am niedergebrannten Schützenhaus.
01:27Das bedeutet für mich zunächst mal einen tiefen Schmerz.
01:32Also weil nicht nur ich, sondern viele unserer Mitglieder haben sehr viele Stunden da verbracht.
01:41Das macht mich unendlich traurig, weil das hätte ich mir hier für unser beschauliches Bremer nie vorstellen können.
01:48Gegen ein Uhr nachts hat ein Zeuge die Rettungsleitstelle alarmiert.
01:55Da stand das Schützenhaus in Bremer bereits lichterloh in Flammen.
01:58Am Abend vorher waren bis etwa 18 Uhr noch Leute vom Verein dort.
02:03Heißt, da lagen sieben Stunden dazwischen, in denen das Feuer ausgebrochen ist.
02:07War es Brandstiftung oder ein technischer Defekt? Das sagt die Polizei.
02:11Die Kripo Nordhausen leitet die Ermittlungen und es gibt erste Ergebnisse der Brandursachenermittler.
02:21Im Rahmen der Brandortuntersuchung haben die Spezialisten der Kriminalpolizei festgestellt,
02:27dass es sich hier um ein vorsätzliches Branddelikt handelt.
02:31Jedoch können wir keine detaillierteren Auskünfte wie etwa zur Brandausbruchstelle
02:35oder weiteren Ergebnissen der bisherigen Ermittlungen geben.
02:38Da sind also noch Fragen offen. Doch fest steht, es war Brandstiftung.
02:48Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen.
02:50Wer weiß, ob in der Nacht vom 3. zum 4. Mai zwischen 18 und 1 Uhr noch Leute im oder am Schützenhaus waren.
02:57Und haben die sich so verhalten, dass sie mit dem Brand zu tun haben könnten?
03:00Wenn Sie etwas gesehen oder gehört haben, dann informieren Sie bitte die Kripo Nordhausen unter der Telefonnummer 036-31960.
03:10Seit 35 Jahren fahndet die Polizei bei Kripo Live nach Straftätern.
03:15Im Frühjahr 1990 ging es los mit Birgit von Derschau.
03:19Hier Bilder aus der Sendung vom 19. Mai 1990.
03:23Viele Fälle konnten seitdem mithilfe von Kripo Live-Zuschauern aufgeklärt werden, manche jedoch nicht.
03:33Ungeklärt ist noch immer der Mord an dieser jungen Frau, Anja Lengnick aus Aschersleben.
03:38Doch jetzt, 27 Jahre danach, gibt es eine neue Spur. Aufgrund von Recherchen von Kripo Live.
03:44Unsere Reporterin Muriel Kubayle hat sich auf Spurensuche begeben.
03:47Die intensiven Ermittlungen und die letzten Stunden des Mordopfers sind in einem Bericht der Staatsanwaltschaft detailliert festgehalten.
03:59Doch die entscheidenden Minuten fehlen.
04:01Der Moment, in denen Anja Lengnick ihrem Mörder begegnet ist in Aschersleben, nachts auf dem Heimweg von der Disco.
04:11Anja Lengnick ist 16 Jahre alt, als sie diesen Weg hier lang geht.
04:15Sie hat gerade mit der Berufsschule angefangen und will Krankenschwester werden. Aber dazu kommt es nicht.
04:22Das ist wie so ein Schlag ins Gesicht. Man denkt immer noch dran, was hätte sie gemacht? Hätte sie abgeholt? Wäre es nicht passiert? Man weiß es nicht.
04:36Wenige Schritte von ihrem Elternhaus entfernt wurde dort die 16-Jährige Anja Lengnick ermordet.
04:41Nach unseren Berechnungen müsste sie gegen 2.15 Uhr, 2.30 Uhr in diesem Bereich des elterlichen Wohnhauses gewesen sein.
04:49Wenn man sich den Fall so anschaut, könnte man denken, es ist mitten in der Nacht. Natürlich bekommt keiner den Mord mit. Aber so war das gar nicht.
05:04Alleine in der Ermittlungsakte stehen 25 Zeugen, die um den Tatzeitpunkt herum in der Umgebung waren.
05:11Also vorbeigefahren oder vorbeigelaufen sind. Und das finde ich schon krass. Ich bin schon auf weitaus weniger belebten Routen nach Hause gelaufen und habe dabei kein so schlechtes Gefühl gehabt.
05:22Der 4. September 1998 ist ein Freitag. Anja Lengnick geht an diesem Abend in eine Disco und trifft dort Freunde und Bekannte. Und möglicherweise auch ihren Mörder.
05:36Die Ermittler haben die Begegnungen dokumentiert.
05:39In der Zeit zwischen 22.15 Uhr und 22.30 Uhr spricht Anja mit M und E. Anja fragt den M, ob dieser mit ihr gehen wolle.
05:51Eine unbekannte Person sprach den M an, ob dieser mit Anja zusammen sei.
05:57Es sagt aus, dass er sich mit Anja über allgemeine Dinge unterhalten habe, bis Anja unvermittelt bemerkte, na toll, mein Ex ist auch hier.
06:05Gegen vier Tatverdächtige wurde damals ermittelt. Doch keinem konnte der Mord an Anja Lengnick nachgewiesen werden.
06:20Die Ermittler sind sich einig. Derjenige, der Anja getötet hat, ist ihr entweder gefolgt oder er hat schon in der Nähe ihrer Wohnung auf sie gewartet.
06:28Und hier an dieser Stelle muss sie angegriffen worden sein. Heute sieht es hier ganz anders aus.
06:38Der Täter sticht ihr zweimal in den Rücken mit einem Messer. Klingenlänge 19 Zentimeter.
06:44Wie war Anja als Mensch? Wie haben Sie sie in Erinnerung?
06:57Ein fröhlicher Mensch. Lebenslustig. Sie hat gewusst, was sie werden wollte.
07:04Und von Freunden so, dass sie jetzt einen festen Freund so hatte, war nicht.
07:09Da hat sie mir gesagt, nein, Mutti, erst muss ich mal meine Ausbildung machen und dann sehen wir weiter.
07:15Wie ist das, wenn man so lange nach Antworten sucht, nach Klarheit?
07:19Gerade jetzt, wo ich weiß, ich bin krank, kämpfe ich weiter.
07:25Ich möchte wenigstens erleben oder ich hoffe es, dass der Täter mal noch geschnappt wird, um ihn ins Gesicht zu sehen und fragen, warum.
07:35Die Kriminologin Dr. Bettina Götze kennt den Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft.
07:41Welche Hinweise auf den Täter sieht sie darin?
07:44Wenn man sich den Fall genauer betrachtet, dann kann man schon sehr sicher ableiten, dass es sich um eine Beziehungstat handeln muss.
07:52Das heißt also, dass Täter und Opfer sich gekannt haben werden.
07:55Wir haben es also aus meiner Sicht mit einem Rache-Motiv zu tun.
08:00Möglicherweise ist der Gedanke auch erst an diesem Abend gereift.
08:04Möglicherweise auch in der Disco, weil es vielleicht eine Art Auseinandersetzung mit dem Opfer und dem Täter in der Disco noch gegeben hat.
08:12Vielleicht hat er auch gesehen, wie sie die Disco verlassen hat und hat sie mit dem Auto eingeholt und wusste, wo sie wohnt.
08:18Nach was für einer Person suchen wir da?
08:19Es dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein männlicher Täter sein, der zum damaligen Tatzeitpunkt vielleicht zwischen 18 und 25 Jahre alt war,
08:31der körperlich recht guter Verfassung damals gewesen sein muss.
08:36Heute wäre der Mann also zwischen 45 und 52 Jahren alt.
08:42Aufgrund von MDR-Recherchen ist wieder Bewegung in den Cold Case Anja Lengnick gekommen.
08:47Nach einem Fernsehbeitrag im März dieses Jahres gab es einen neuen Hinweis.
08:54Einen Brief.
08:56Was ist das genau für ein Brief? Was können Sie uns darüber sagen?
09:00Das große Problem ist, dass wir leider nicht wissen, wer diesen Brief geschrieben hat, denn er ist komplett anonym.
09:05Es ist ein handschriftlicher Brief auf ganz normalem weißem Papier, der aber einen sehr brisanten Inhalt hat, nämlich einen konkreten Hinweis auf einen Tatverdächtigen.
09:18Leider können wir mit diesem anonymen Hinweis nichts anfangen, weil die Ermittler müssten sich eben mit dem Hinweisgeber unterhalten, fragen, wie kommen sie auf genau diese Person, was lässt sie davon ausgehen, dass eben diese Person der Mörder von Anja Lengnick ist.
09:35Das ist der Brief, der bei der Polizei eingegangen ist, der möglicherweise, wenn sich der Hinweisgeber bei uns meldet, der Durchbruch sein könnte.
09:45Den Brief zeigen können wir aktuell nicht.
09:49Die Polizei sichert Vertraulichkeit zu und hofft, dass sich die Person meldet, die zu wissen glaubt, wer Anja Lengnick getötet hat.
09:57Sollte uns der Hinweisgeber oder die Hinweisgeberin jetzt zuschauen, bitte melden Sie sich wie schon einmal bei der Polizei.
10:09Ihre Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
10:12Und wenn Sie sich, aus welchem Grund auch immer, nicht gegenüber der Polizei offenbaren möchten, können Sie sich auch an unsere Redaktion wenden.
10:19Unsere E-Mail und Postadresse, die sehen Sie jetzt eingeblendet.
10:23Und jetzt Kripo Live Kompakt, heute mit einem Fall aus Thüringen, Polizeihauptkommissarin Julia Kohl.
10:30Worum geht's, nach wem suchen Sie?
10:33In der Nacht zum 29. April sind unbekannte Täter in einen Baumarkt in Meining in der Leipziger Straße eingebrochen.
10:40Sie haben sich Zutritt über das Dach verschafft und sind danach in einem Sozialraum gelandet.
10:45Die Täter haben sich anschließend in den Baumarkt selbst vorgearbeitet, haben dort Werkzeuge geklaut
10:51und sind danach in den Bereich des Tresorraums gegangen.
10:55Dort haben sie versucht, den Tresor aufzubrechen, was allerdings nicht glückte.
10:59Und sie sind unverrichteter Dinge gegangen, haben aber einen sehr hohen Sachschaden in Höhe von über 6.000 Euro hinterlassen.
11:05Die Kriminalpolizei hat zahlreiche Spuren gesichert und ist nun auf Zeugenhinweise angewiesen.
11:11Wer hat etwas gesehen?
11:13Wer kann Hinweise zum Täter oder zum Tatfahrzeug geben?
11:15Bitte melden Sie sich bei der Polizei in Meiningen unter der Telefonnummer 03693 5910.
11:24Danke, Hauptkommissarin Julia Kohl von der Polizei in Suhl.
11:28Und noch eine Fahndung haben wir.
11:30Es geht um diesen 340 Kilo schweren Tresor in einem Studentenclub.
11:35Der wurde gestohlen.
11:36Die Frage ist, wie und von wem?
11:38Tatort ist der Studentenclub Kiste auf dem Gelände der Uniklinik Magdeburg.
11:43Ein Treffpunkt für Studierende aller Fachrichtungen.
11:47Geleitet wird der Club von einer Medizinstudentin, die uns erzählt, was passiert ist.
11:53Mein Name ist Maike Killmann.
11:55Ich studiere hier seit 2021 und bin seit letztem Jahr Kisteschefin.
12:00Wir machen halt unglaublich viele verschiedene Sachen hier für Studierende, aber auch für ausländische Studierende zum Beispiel.
12:05Wir haben also klassisch Partys hier immer laufen.
12:08Wir haben aber auch eine Kneipe.
12:10Wir haben tagsüber gibt es hier einen Kaffee.
12:12Wir haben immer mal wieder Karaoke-Abende hier.
12:15Also wir versuchen quasi das, was die Studierenden gerade möchten, wo sie Spaß haben, dass wir das umsetzen und dass sie hier quasi ein Zuhause finden können.
12:21Und das ist die Kiste für mich auch so ein bisschen.
12:23Also einfach ein Zuhause in Magdeburg geworden.
12:27Und jetzt wurde bei uns eingebrochen und leider richtig viel gestohlen.
12:31Am 14.04., das war ein Montag, da sind wir morgens um 7.45 Uhr hier angekommen.
12:35Wir hatten am Freitag vorher eine große Party, da gibt es immer viel zu tun.
12:40Wir mussten das Geld wegbringen.
12:42Wir haben direkt gesehen, irgendwas stimmt nicht.
12:43Es war super staubig.
12:45Da haben die mit einem Feuerlöscher rumgesprüht, um ihre Spuren zu verwischen.
12:48Und da sind wir kurz nachgucken gegangen, ob der Tresor noch dasteht, den wir haben.
12:51Der war halt weg.
12:52Und dann sind wir raus, haben die Polizei gerufen.
12:54Wir haben versucht zu rekonstruieren, wie das Ganze passiert sein kann.
13:08Und was klar ist, hier hat es angefangen.
13:10Reingekommen sind sie hier über dieses Fenster.
13:13Wie man sieht, es ist ein relativ kleines Fenster.
13:15Es muss also eine kleine Person mit dabei gewesen sein.
13:17Das war dann nämlich aufgebrochen, als wir es entdeckt haben.
13:20Man kommt hier zwar gut dran, aber man kann halt nicht groß oder schwer sein, um hier reinzukommen.
13:24Und dann sind sie auch direkt an den Ort, wo der Tresor quasi bei uns ist.
13:29Also wie man sieht, die Tür war halt aufgebrochen.
13:31Wir haben direkt reingeguckt.
13:33Unser Tresor im Lager war leider weg.
13:35Da waren knapp 12.000 Euro drin.
13:37Was für uns ein ziemlicher Schock ist.
13:39Ich meine, wir sind ein Studentenclub.
13:40Wir nehmen nicht unglaublich viel ein.
13:42Und 12.000 Euro bedeutet für uns schon einiges an Geld.
13:47Also unser Tresor war mit dicken Schrauben in der Wand verankert.
13:50Das heißt, die müssen irgendwie Gerätschaft dabei gehabt haben.
13:53Weil sowas kriegt man halt einfach so mit Manneskraft alleine nicht raus.
13:57Ob da Insiderwissen dabei ist oder nicht, wissen wir nicht.
13:59Aber man muss auf jeden Fall gewusst haben, wie man so einen Tresor aus der Wand rausbekommt.
14:04Den Tresor mussten die Einbrecher auch irgendwie wieder rauskriegen.
14:07Da haben sie hier unsere Küchentier benutzt.
14:09Das ist halt eigentlich eine Notfalltür.
14:11Also theoretisch kann man die einfach von innen aufmachen.
14:13Die haben sie aber leider aufgebrochen.
14:15Also die hellsten waren sie wahrscheinlich nicht.
14:19Also wir haben uns halt wirklich gefragt, wie die diesen 340 Kilo schweren Tresor hier rausgekriegt haben.
14:24Weil man kann erst da hinten parken und man sah hier keine Spuren für Fahrzeuge, die irgendwie hier hingefahren sind.
14:30Also wir gehen mal davon aus, wir haben einen neuen Tresor bestellt und die wollen den mit einer Ameise liefern,
14:34dass sie vielleicht irgendwie sowas dabei hatten, womit sie dann hier den Weg langfahren konnten.
14:38Weil sowas schleppt man halt nicht so leicht.
14:45Natürlich war der Verlust des Geldes für uns sehr hart.
14:48Wir sind aber auch nicht das erste Mal getroffen worden.
14:49Vor zwei Jahren ist schon mal bei uns eingebrochen worden.
14:51Und 2013 ist auch die ganze Kiste abgebrannt und von uns wieder aufgebaut worden.
14:56Ja, aber wir haben ein 50-jähriges Jubiläum dieses Jahr und es gibt es schon seit 1975.
15:01Und ich bin mir ganz sicher, dass wir es auch diesmal wieder schaffen.
15:03Und wir hoffen natürlich trotzdem auch, dass die Täter gefunden werden.
15:07Vielleicht können Sie ja helfen.
15:11Der Diebstahl geschah zwischen dem Abend des 12. und dem Morgen des 14. April.
15:16Der Studentenclub liegt auf dem frei zugänglichen Teil des Uniklinikgeländes in Magdeburg.
15:22Und bei dem gestohlenen Tresor handelt es sich um einen solchen Topaz Pro von Eisenbach in der Größe 80 mal 60 mal 50 Zentimeter.
15:32Ihre Hinweise bitte an die Kripo Magdeburg unter der Telefonnummer 0391 546 32 95.
15:40Und jetzt zu einem Thema, über das wir eigentlich in jeder Kripo-Live-Sendung berichten könnten.
15:45Es geht um Gewalt gegen Frauen.
15:48Laut Bundeskriminalamt ist die Zahl der erfassten Opfer von Gewalt, die vom Partner oder vom Ex ausgeht, in den letzten fünf Jahren stark angestiegen.
15:56Warum das so ist und was passieren muss, damit Frauen sicherer leben, Julia Kruschwitz berichtet.
16:01Gera, Frau in Straßenbahn angezündet, Ehemann in Untersuchungshaft.
16:09Senftenberg, Mann wirft Ehefrau aus dem Fenster.
16:13Zwickau, Mord an Ehefrau mit Armbrust und Messer.
16:17Rein statistisch gesehen ist der gefährlichste Ort für eine Frau ihr eigenes Zuhause.
16:22Ich bin schwanger geworden und er hat mich angeschrien und hat gesagt, hier, wir gehen jetzt ins Krankenhaus, du lässt jetzt das Kind wegmachen, ansonsten natschst du dir aus dem Bauch, durchschlagst du aus dem Bauch.
16:37Ja, da hatte man natürlich Angst, ja.
16:40Gewalt gegen Frauen wird oft nicht ernst genommen.
16:44Dabei bringt in Deutschland jeden dritten Tag ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin um.
16:49Und jeden zweiten Tag gibt es einen Tötungsversuch.
16:53Eine junge Frau in einer mitteldeutschen Kleinstadt.
16:57Wir nennen sie Laura.
16:59Sie erzählt uns, wie sie jahrelang den Wutausbrüchen ihres Partners ausgesetzt war.
17:05Wir haben uns gut verstanden, wir haben viel miteinander gelacht.
17:08Da hat man ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
17:11Und dann fing das an, dass er dann launisch wurde, rumgeschrien hat,
17:16dass irgendwelche Möbel und Gegenstände bei mir in der Wohnung kaputt gehauen hat.
17:22Lauras Freund wird immer aggressiver, nimmt Drogen, gerät in Prügeleien.
17:28Wenn er bei ihr ist, erniedrigt er sie und macht sie für alles verantwortlich, was in seinem Leben schiefläuft.
17:34Ich bin Julia Kruschwitz, ich bin Journalistin und Buchautorin und ich beschäftige mich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Gewalt gegen Frauen.
17:47Woher kommt diese Gewalt gegen Frauen?
17:49Warum ist sie so verbreitet?
17:52Es geht immer um Macht und Kontrolle.
17:54Manche Männer glauben, dass sie ihrer Partnerin vorschreiben können, was sie zu tun und zu lassen hat.
18:01Und sie setzen diese Überzeugung mit Gewalt durch.
18:04Dabei geht es auch um psychische und ökonomische Gewalt.
18:08Dass Männer Frauen verbal niedermachen, sie psychisch unter Druck setzen oder ihnen den Zugang zu Geld und anderen Ressourcen verweigern.
18:15Als die Gewaltausbrüche ihres Freundes immer unberechenbarer werden, beschließt Laura, sich zu trennen.
18:28Was sie nicht ahnt, dass es jetzt für sie und ihre Kinder erst recht gefährlich wird.
18:34Er hat uns ja verfolgt von der Kita bis nach Hause, hat immer gelauert, hat ständig angerufen oder geklingelt.
18:44Ich habe ja permanent geklingelt. Ich habe ja permanent die Klingel ausgehabt zu Hause, weil ich schon Angst hatte.
18:49Ihr Ex-Freund beginnt sie zu stalken und bedroht sie immer wieder.
18:55Mehlbox-Nachrichten waren, ich liebe dich und es tut mir alles so leid.
18:59Und in der nächsten Mehlbox-Nachricht, fünf Minuten später ging es dann, ja, ich bringe dich um.
19:04Wenn ich dich erwische, schlage ich dich oder ich facke deine Bude an.
19:09Ich konnte nicht mal mehr einkaufen gehen. Ich konnte nicht mehr schlafen.
19:13Ich hatte Albträume, dass du mich umbringst.
19:17Eine Trennung ist ein sehr gefährlicher Moment für eine Frau, die in einer Beziehung mit einem gewalttätigen Partner lebt.
19:23Denn aus seiner Sicht entzieht sie sich aus dem Kontrollbereich des Mannes.
19:28Und damit kann er die Kontrolle wieder erlangen, wenn er sie tötet, wenn er sie vernichtet.
19:33Um einschätzen zu können, wie groß die Gefahr für eine Frau durch den gewalttätigen Partner ist, gibt es das sogenannte Hochrisikomanagement.
19:44Dabei kann über einen Fragebogen erfasst werden, welchen Bedrohungen das Opfer ausgesetzt ist.
19:51Übersteigt das Ergebnis einen Grenzwert, kommen verschiedene Behörden zusammen.
19:55Zum Beispiel die Polizei, die Justiz, Frauenberatungsstellen, das Jugendamt oder die Waffenbehörde.
20:03Sie tauschen sich dann über sinnvolle Maßnahmen zum Schutz der Frau aus.
20:10Eigentlich sind alle Bundesländer gesetzlich dazu verpflichtet, ein solches Hochrisikomanagement einzuführen.
20:16Aber es haben noch nicht alle gemacht.
20:19Zum Beispiel Thüringen hat noch nicht mal eine Rahmenkonzeption dazu veröffentlicht.
20:24Dabei hat sich das Verfahren als äußerst effektiv erwiesen, um Morde an Frauen tatsächlich zu verhindern.
20:30Es funktioniert aber nur, wenn alle Behörden wirklich ernsthaft und intensiv und kontinuierlich an dem Fall arbeiten.
20:38Laura flieht mit ihren Kindern in ein Frauenhaus und beantragt bei Gericht ein Nährungsverbot.
20:46Doch ihr Ex-Freund hält sich nicht daran.
20:50Als sie wieder zu Hause ist, der nächste Übergriff.
20:57Er war an dem Tag vormittags schon mal da und hat rumgebrüllt und bedroht.
21:04Dann ist er wieder mir gegenüber körperlich geworden.
21:07Also auch sexuell hat er versucht, mich zu küssen, um mich an der Wand zu drücken.
21:11Ein Freund ruft die Polizei.
21:12Zwei Stunden später eskaliert die Situation erneut.
21:21Wir sprechen mit Nadine Maybald.
21:24Die Rechtsanwältin vertritt seit über 20 Jahren Frauen, die unter ihren gewalttätigen Partnern leiden.
21:30Es ist den Frauen dringend anzuraten, tatsächlich jeden einzelnen Verstoß zur Anzeige zu bringen.
21:37Weil, wenn der Täter wiederholt gegen das Kontakt- und Nährungsverbot verstößt, der Frau weiterhin nachstellt und das über einen längeren Zeitraum von sechs Monaten und die Frau dadurch beeinträchtigt ist,
21:50dann besteht die Möglichkeit, den Täter in Untersuchungshaft zu nehmen.
21:54Doch das passiert eher selten.
21:57Um sich in Sicherheit zu bringen, zieht Laura in eine andere Stadt.
22:02Ganz los wird sie den Vater ihres jüngsten Kindes nicht.
22:06Er hat Umgangsrecht, darf sein Kind sehen, aber nur in Begleitung einer Sozialarbeiterin.
22:12Diese Auflage soll allerdings irgendwann wieder aufgehoben werden.
22:16Hier ist es wünschenswert, dass Gerichte eher einfordern, bevor das gemacht wird, dass der Täter nachweist, Maßnahmen vorgenommen zu haben, um von seiner Gewalttätigkeit, von seiner Aggressivität Abstand zu nehmen.
22:30Zum Beispiel durch Therapien, mindestens durch ein Anti-Aggressionstraining.
22:35Laura fühlt sich von den Maßnahmen, die im Moment juristisch zur Verfügung stehen, nicht ausreichend geschützt.
22:42Also ich bin auch wütend, weil wir Frauen müssen unser Zuhause verlassen, wir müssen zur Therapie gehen, wir müssen unsere Kinder beschützen, wir müssen ins Frauenhaus, wir müssen uns um alles kümmern.
22:53Wir müssen zum Anwalt rennen, damit wir eine einswertige Verfügung durchkriegen.
22:58Aber wir sind nicht das Problem, sondern das Problem ist der Mann und der wird nicht angesetzt.
23:04Ich denke, wir müssen die Täter häuslicher Gewalt viel mehr in den Fokus nehmen.
23:08Denn sie spüren in den seltensten Fällen momentan eine Konsequenz ihres Tuns.
23:13So habe ich das zumindest beobachtet bei meinen Recherchen.
23:19Und das führt dazu, dass die einfach immer weitermachen und im schlimmsten Fall kommt es dann zu einem Mord.
23:26Laut Bundeskriminalamt wurden im letzten Jahr 133 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.
23:34Außerdem gab es 175 Tötungsversuche. Hier spricht man von Femiziden oder Femizidversuchen.
23:43Hinter Femiziden steckt im Wesentlichen die Überzeugung des Mannes, dass er über das Leben und den Körper der Frau bestimmen darf.
23:50Damit Frauen in Deutschland dauerhaft sicher leben können, braucht es mehr als Beratungsangebote, Schutzeinrichtungen und Gesetze.
23:58Wir brauchen einen kulturellen Wandel. Wir brauchen ein Bild von Männlichkeit, das nicht auf Stärke und Dominanz basiert.
24:05Das sagt unsere Kollegin Julia Kruschwitz.
24:12Und jetzt noch ein Hinweis auf den aktuellen Podcast unserer Redaktion.
24:16Crime Time der Zugmörder. Finden Sie überall, wo es Podcasts gibt.
24:21Und alle Infos und natürlich die Telefonnummern zu den aktuellen Fällen, die finden Sie wie immer auf unserer Internetseite.
24:26CRIPOLIVE gibt es dann wieder am nächsten Sonntag im Namen des ganzen Teams.
24:31Danke Ihnen sehr fürs Zuschauen und schönen Abend.
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