Empfohlen
44:18
|
Als nächstes auf Sendung
29:58
1:03:27
1:26:16
47:04
1:24:10
1:31:46
1:37:52
1:27:37
46:43
1:18:06
47:40
1:15:33
1:29:15
- vorgestern
Kategorie
📺
TVTranskript
00:00:00Guten Abend, liebe Zuschauer. Haben Sie sich auf einer Baustelle schon einmal so richtig
00:00:07umgesehen? Und haben Sie dabei nicht ein wenig Furcht gehabt, dass das, was da aus Stahl, Beton
00:00:13und Glas zusammengefügt wird, auch wirklich hält? Es ist eine große Verantwortung, die auf den
00:00:20Schultern unserer Bauschaffenden lastet. Verantwortung für Sicherheit und Leben von
00:00:24Menschen, Verantwortung aber auch für große Sachwerte. Ein einfacher Rechenfehler, ja selbst
00:00:31eine falsche Ziffer hinter dem Komma, kann schon die Katastrophe bedeuten. In dem Straffall,
00:00:37meine Damen und Herren, den wir heute nachvollziehen möchten, geht es nicht um einfache Rechenfehler.
00:00:43Es geht um die Geschichte eines Menschen.
00:00:54Ja, Evelyn, das ist aber lieb, dass du auf mich gewartet hast.
00:01:09Gewartet? Wie spät ist es eigentlich?
00:01:16Schick. Genau die richtige Zeit für einen Schlummertrunk.
00:01:20Wenn nun selbst das Labor nicht wäre.
00:01:24Deine weißen Mäuse werden es nicht gleich mitkriegen, wenn du nur ein bisschen müde bist.
00:01:28Weiße Mäuse.
00:01:33Du hast Vorstellungen von so einem Krankenhausbetrieb, du.
00:01:40Entschuldige, gibst du mir auch einen?
00:01:41Es ist wirklich ein bisschen spät geworden.
00:01:50Ich habe ein neues Projekt in Aussicht.
00:02:14So?
00:02:18Ca. 10.000, schätze ich.
00:02:20Die werden wir bestimmt gut brauchen können.
00:02:27Wem hast du denn den aussichtsreichen Job zu verdanken?
00:02:29Kennst du nicht.
00:02:34Aber Frau Rapp ist doch sicher beteiligt.
00:02:37Eveline, fang dann nicht wieder damit an.
00:02:42Ohne sie wäre mir manche Termine geplatzt, das weißt du ganz genau.
00:02:47Zum Beispiel der heute Abend.
00:02:50Ich freue mich, dass du noch auf bist.
00:02:55Und du hast nichts anderes im Sinn als...
00:02:58Komm, lass uns lieber zu Bett gehen.
00:03:02Na, ist noch was?
00:03:03Ja.
00:03:03Vom Finanzamt.
00:03:13Die müssen einen Webfehl an ihrer EDV-Anlage haben, der 12.000 Mark Steuernachforderung.
00:03:29Für den Gegenbeweis brauchst du nicht mal einen Rechenschiefe.
00:03:31Deswegen kannst du ganz ruhig schlafen, Eveline.
00:03:33Das stelle ich gleich morgen telefonisch richtig.
00:03:34Hier steht doch aber klipp und klar, dass du nach dem allgemeinen Steuerrecht eingestuft werden musst, weil du keine Zulassung als privater Konstrukteur hast.
00:03:39Die Leute irren sich.
00:03:41Ich bin da kein privater Gemüsehändler und kein PGA-Figero, sondern freischaffender Stahlbau-Konstrukteur.
00:03:48Ich gehöre also zu den steuerbegünstigten freien Berufen.
00:03:51Ohne Zulassung.
00:03:51Ja, auch ohne Zulassung.
00:03:54Bisher habe ich nur immer meine Ausnahmegenehmigungen bekommen, oder?
00:03:57Folglich falle ich unter die Bestimmungen der Besteuerung der steuerbegünstigten freien Berufe und habe lediglich 20 Prozent meines sehrlichen Brutto-Honorars zu entrichten.
00:04:04Die Nachforderung von 12.000 Mark ist völlig gegenstandslos für mich mit sozialistischem Gruß, ihr...
00:04:10Glaubt mir doch.
00:04:11Wie lange kann denn das noch dauern mit deiner Bestätigung?
00:04:26Die Mühlen der Zulassungskommission mahnen eben langsamer.
00:04:29Aber bei meiner jahrelangen Praxis-Dorgen können sie mir gar keine Absage mehr erteilen.
00:04:36Meinst du?
00:04:37Mhm.
00:04:37Ach, weißt du, Clemens, manchmal glaube ich ja selber. Ich mache mir über alles viel zu viel Gedanken.
00:04:44Sag ich doch immer.
00:04:46Mach du deinen Patienten, lieber, hübsche Blutbilderchen.
00:04:56Du Vampir.
00:04:59Morgen früh klingelt der Wecker jedenfalls für mich.
00:05:02Du darfst eine halbe Stunde länger schlafen. Frühstück wird am Bett serviert.
00:05:07Du, ich nehme dich beim Wort.
00:05:09Kannst du doch immer.
00:05:11Na, immer.
00:05:12Tja, was machen wir da?
00:05:26Unsere Experten haben noch keine abschließende Meinung?
00:05:29Also, jedenfalls, ich kann mich ohne Änderungen in den Zeichnungen bei meinen Leuten nicht wieder blicken lassen.
00:05:42Nee.
00:05:44Lieber Kollege Hauschild, wenn wir alle Änderungswünsche berücksichtigen wollten, die nach Abschluss einer Projektierung an uns herangetragen werden,
00:05:52Glauben Sie mir, kein einziger Bau wäre zum festgesetzten Termin schlüsselfertig.
00:06:01Unsere Devise heißt Plantreue.
00:06:04Tja, das ist ja alles ganz schön und gut, ne?
00:06:07Aber ich verstehe es trotzdem nicht.
00:06:10Ihr, Herr Chefkunstdoktor, kommt extra zu uns herausgefahren, ob wir mit den Entwürfen noch einverstanden sind.
00:06:15Das schon, ja, ja.
00:06:16Aber doch nicht mit allem.
00:06:17Und nun kommen Sie und sagen, aber Ändern tun wir trotzdem nichts.
00:06:22Das verstehe ich nicht.
00:06:24Wir wollen noch mal eins festhalten, Kollege Hauschild.
00:06:27Eigentlich hätten wir als Stahlbauspezialisten Ihnen dieses Ding gar nicht zu projektieren brauchen.
00:06:32Nur weil wir schon Ihr ganzes Kombinat gebaut haben, da wollten wir Sie auf dem Sozialgebäude auch nicht sitzen lassen.
00:06:38Ja, und weil Kollege Bölke früher als Hochbauprojektant gearbeitet und da ja Erfahrung auf diesem Gebiet hat.
00:06:44Das war eine reine Gefälligkeit von uns.
00:06:45Herr Hauschild, wir haben in der DDR einen Spezialbetrieb für Großküchenbauten.
00:06:52Der sich vor Auslandsaufträgen kaum retten kann, der wird Ihnen bestätigen können,
00:06:55dass der allgemeine Trend zu einer noch großzügigeren Raumaufteilung hingeht.
00:07:00Ja?
00:07:01Sie denken immer noch in den Dimensionen Ihrer Behelfsküche.
00:07:04Nö, nö, nö, Herr Bölke.
00:07:05Also, Sie sagen mal nicht, ne?
00:07:09Ja, das ist schön, ne?
00:07:11Ich will bestimmt nicht, dass wir uns gegenseitig auf die Füße treten.
00:07:15Aber ich lasse mir von meinen Kollegen auch nicht vorwerfen, meine Küche ist größer als der ganzen Speisesort.
00:07:20Und da brauchen wir noch mindestens 40 Plätze.
00:07:23Sonst kriegen wir nämlich die Leute nicht unter.
00:07:25Wie sieht die Sache denn aus?
00:07:30Unser Geflügelkombinat wird noch mächtig vergrößert, also werden wir auch mehr Leute zu bekochen haben.
00:07:35Dazu kommen noch die Kollegen vom Volksagnen gut, die Schulkinder, der Kindergarten.
00:07:38Ja!
00:07:39Und wenn wir dann erst mal Zentraldorf von der großen Kooperation sind, dann...
00:07:42Moment, Moment, Moment, Herr Hauschild.
00:07:45Diese Perspektive ist uns doch vom Auftraggeber gar nicht vorgegeben worden.
00:07:48Sehr, Herr Doktor, wissen Sie, das ist mir auch das Allerneueste, ne?
00:07:55Also, ich möchte noch einmal nachdrücklich feststellen, dass so weitreichende Forderungen,
00:08:00wie sie während der öffentlichen Verteidigung unseres Projekts im Geflügelkombinat erhoben worden sind,
00:08:04nach den Auftragsunterlagen gar nicht vorauszusehen waren.
00:08:08Also, nicht, dass Sie denken, ich will auf meiner Meinung herumreiten.
00:08:13Aber mehr als drei oder vier verschiedene Gerichte werden wir da für uns im Werklichen erst nie anbieten können.
00:08:20Ja, dazu, da brauche ich doch keine Küche da.
00:08:24Wie im Indoor-Teil, weil Oberhof oder so, hey?
00:08:28Hm?
00:08:30Die Argumente leuchten mir ein.
00:08:33Leider.
00:08:35Also, Nachprojektierung.
00:08:37Tja, ob wir den Albtraum wohl jemals loswerden?
00:08:43Verwinden Sie mich nachher gleich mal mit dem Kreisbauamt.
00:08:47Sie freuen sich nicht zu früh.
00:08:49Erst müssen uns die zuständigen Stellen mal grünes Licht geben.
00:08:52Wenn nicht, dann rücken wir dann gemeinsam auf die Bude.
00:08:55Das wäre doch gelacht.
00:08:57Ja.
00:08:58Also, in einer Viertelstunde fährt man Bus.
00:09:03Nichts für ungut.
00:09:05Das wird schon werden, Herr Böge.
00:09:09Ihre Änderungswünsche werden uns ganz schön in Verzug bringen.
00:09:12Ich weiß noch gar nicht, um wie viel.
00:09:13Hier.
00:09:15Die Wand muss verschoben werden.
00:09:17Und natürlich auch der Stützfeier.
00:09:19Bis zur feierlichen Eröffnung ist alles längst vergessen.
00:09:22Es hat noch manche Probleme zu lösen, Herr Ausschütt.
00:09:26Ja.
00:09:28Vor allem, wie wir trotz der zusätzlichen Aufgaben
00:09:31die Werkstattzeichnung termingemäß in die Fertigung gehen können.
00:09:35Sie sagen es, Böge.
00:09:37Das ist es nämlich, worüber ich mir schon während der ganzen Zeit
00:09:39vergeblich den Kopf zerbreche.
00:09:40Aber vielleicht lassen Sie sich mal was einfallen.
00:09:51Oh, pardon.
00:09:52Seitdem ich wieder auf Pfeife umgestiegen bin,
00:09:54vergesse ich immer Zigaretten einzustecken.
00:09:55Eddie?
00:09:57Welche Sorte rauchen Sie?
00:09:58Nein, nein, danke.
00:09:59Ich bin versorgt.
00:10:00Herr Magrauf.
00:10:01Zigaretten, bitte.
00:10:02Wir hätten Duett, Pulmol, Hb, Mildesorte, Camel, Winston.
00:10:05Astor.
00:10:07Selbstverständlich, mein Herr.
00:10:08Also, Astor nach zwei Budafog.
00:10:09Danke, das ist ein Missverständnis.
00:10:10Aber ich bitte Sie.
00:10:11Und wann darf ich servieren?
00:10:13Wir warten noch.
00:10:18Mit meiner F6 habe ich mich bei dem Oberwolde klassiert.
00:10:21Aber ich bitte Sie, Herr Böcke.
00:10:23Eddie kommt aus der Hohenschule der Gastronomie.
00:10:26Der serviert ihn, wenn es sein muss,
00:10:27einem Bratjährigen mit der gleichen Polites
00:10:29wie einem gedünsteten Truthand-Kastanienfüllung.
00:10:33Zum Wohl, Herr Böcke.
00:10:35Zum Wohl.
00:10:36Wenn ich Sie am Telefon richtig verstanden habe,
00:10:49geht es um Erweiterungsbauten einer Hühnerfarm.
00:10:51Ja, Herr Magrauf.
00:10:54Unser Chef hat sich in einer schwachen Stunde
00:10:56leider darauf eingelassen,
00:10:57für einen alten Vertragspartner,
00:10:58das Geflügelkombinat in Neuenried,
00:11:01ein Kultur- und Sozialobjekt zu bauen.
00:11:03Gewissermaßen in sozialistischer Hilfe.
00:11:06Dabei haben sich gewisse Nachprojektierungen ergeben.
00:11:09Ah, die möchten Sie nur gerne an einem privaten Abschied.
00:11:11Nein, nein, nein.
00:11:13Daran knubbeln wir schon selber.
00:11:16Die Schwierigkeit besteht darin,
00:11:17dass wir mit den Werkstattzeichnungen in Verzug geraten.
00:11:20Hm, verstehe.
00:11:21Um wie viel Konstruktionsvolumen geht es denn?
00:11:2780 Tonnen.
00:11:28Hm, hm, hm, hm.
00:11:32Wie sind Sie denn gerade auf mich gekommen?
00:11:35Sie wurden uns empfohlen.
00:11:36Und von wem, wenn man fragen darf?
00:11:38Wir haben bisher nicht mit privaten Ingenieuren zusammengearbeitet,
00:11:42aber von meinem ehemaligen Betrieb, Industrieprojekt.
00:11:45Ah, ja.
00:11:45Ich habe da vor meinem Studium als technischer Zeichner gearbeitet.
00:11:48Von dem war mir in Erinnerung,
00:11:50dass er Aufträge an Freiberufliche vergab.
00:11:52Und da, kurz und gut,
00:11:54ich habe angerufen und wurde an Kollegen Schulz verwiesen.
00:11:57Ah, der Norbert.
00:11:58Ja, und?
00:11:59Kollege Schulz gab mir Ihre Telefonnummer und meinte,
00:12:04Sie wären nicht nur sein bester Mann,
00:12:06sondern vor allem absolut zuverlässig in den Lieferterminen.
00:12:11Sein bester Mann?
00:12:13Ja, was glauben Sie wohl,
00:12:14mit wie vielen Vertragspartnern ich es sonst noch zu tun habe?
00:12:19Herr Markraff,
00:12:22Sie würden uns einen großen Gefallen erweisen.
00:12:24Tja, was heißt Gefallen?
00:12:26Zuerst müsste ich wohl Ihre Bedingungen kennen.
00:12:29Ich will ganz offen sprechen, Herr Markraff.
00:12:35Bevor ich meinem Chef vorschlage,
00:12:37ein privates Konstruktionsbüro,
00:12:39Sie verstehen,
00:12:42als Nachauftragsnehmer zu gewinnen,
00:12:44muss ich ihm Namen, Adresse und einige Daten nennen können.
00:12:47Na, die sind ja wohl bekannt.
00:12:49Also wissen Sie, Herr Bölke,
00:12:51ich knappe mir mit Mühe und Not diesen Abend ab
00:12:53und Sie erklären in aller Unschuld,
00:12:55nicht mehr Verhandlungsvollmacht zu besitzen.
00:12:56Also ist es doch.
00:12:57Nein, ich wollte das Verfahren doch nur abkürzen.
00:13:00Morgen früh werde ich sofort meinen Chef und unseren Direktor informieren.
00:13:04Die können gar nicht anders als zustimmen.
00:13:07Die Termine brennen uns wirklich auf den Nägeln.
00:13:12Nur meine auch.
00:13:14Ah, danke, Edi.
00:13:28Bitte.
00:13:29Servieren, Herr Markraff.
00:13:32Ah, Michaela.
00:13:34Das ist Herr Bölke vom VEB Stahlbau.
00:13:37Meine Mitarbeiterin, Kollegin Rapp.
00:13:39Guten Abend.
00:13:39Angenehm.
00:13:40Guten Abend.
00:13:41Bitte setz dich.
00:13:41Danke.
00:13:43Eine geschäftliche Besprechung?
00:13:46Hatte ich dir das nicht gesagt?
00:13:47Ach so, richtig.
00:13:48Natürlich.
00:13:50Verzeihung.
00:13:55So, Edi.
00:13:56Jetzt können Sie zaubern.
00:13:57Danke, ich habe schon gegessen.
00:13:59Die Arbeitsessen von Herrn Markraff sind aber nicht zu verachten, Herr Bölke.
00:14:02Bölke.
00:14:05Projektemacher.
00:14:08Und man wird sich einig?
00:14:10Ja.
00:14:11Ich bin noch am Überlegen.
00:14:14Reden Sie ihm gut zu, verehrte Kollegin.
00:14:17Ich?
00:14:17Der Chef der Firma ist der Markraff.
00:14:19Ja.
00:14:27Ach, Scheißschlepperei.
00:14:35Clemens?
00:14:35Aha.
00:14:51Musst du noch auf Baustelle anschließen, Verhandlungen mit neuen Auftrag, aber kann es später werden.
00:14:55Das ist gut, Janik.
00:15:11Das ist gut, Janik.
00:15:25Ach, die Oliwärme.
00:15:46Musst du plötzlich auf Baustelle anschauen, Verhandlungen mit Nord-Afrika?
00:15:49Central-Hotel.
00:15:55Central-Hotel, Central-Hotel.
00:16:14Hallo, Central-Hotel.
00:16:15Guten Abend, mein Name ist Markraff, Büro für Stallbaukonstruktion.
00:16:18Ich habe eine, bitte.
00:16:19Ja.
00:16:20Guten Abend, mein Name ist Markraff, Büro für Stallbaukonstruktion.
00:16:26Ich habe eine, bitte.
00:16:28Ich habe eine, bitte.
00:16:30Könnten Sie wohl feststellen lassen, ob mein Mann sich noch bei Ihnen auffällt?
00:16:35Nein, nein.
00:16:36Ich meine in der Halle oder im Restaurant.
00:16:39Ja, Markraff, Martha, Anton Richard, Büro für Stallbaukonstruktion.
00:16:44Jawohl.
00:16:46Ja, ich danke Ihnen.
00:16:47Ach, du ernstest nicht.
00:16:58Evelyn, Evelyn.
00:16:59Ja, Clemens, ich bin's.
00:17:00Ist was passiert?
00:17:01Du hör zu, du darfst das neue Angebot nicht annehmen.
00:17:04Heute ist ein Schreiben gekommen vom Rat des Bezirkes.
00:17:06Sie teilen dir mit, dass du keine Ausnahmegenehmigung mehr bekommst.
00:17:09Und zwar unwiderruflich.
00:17:11Das soll wohl ein Witz sein.
00:17:12Mir ist nicht nach Witzen zumute.
00:17:13Sie bitten dich zu einer Aussprache und sind bereit, dir nach Ablauf deiner laufenden Verpflichtungen
00:17:17eine deiner Fähigkeiten entsprechende Stelle in einem volkseigenen Projektierungsbüro
00:17:22beziehungsweise Baubetrieb mit Projektierungsabteilung zu vermitteln.
00:17:27Hörst du?
00:17:28Ja, natürlich höre ich.
00:17:29Schreiben wir was von der Zulassung.
00:17:32Zulassung?
00:17:33Nö, nicht direkt.
00:17:34Sie verweisen auf eine Verordnung aus dem Jahre 1964.
00:17:37Kenn ich nicht.
00:17:37Ach, da willst du sicher wieder irgend so einen Bürokrat wichtig machen.
00:17:39Deswegen hättest du nicht anrufen müssen.
00:17:41Das bringt es schon in Ordnung.
00:17:42Deinen Optimismus möchte ich haben.
00:17:45Ich dachte nur, du könntest hier reinkriegen, wenn du neu abschließend und anschließend
00:17:47zurücktreten musst.
00:17:50Hast du es eigentlich erraten, dass ich heute Abend in Verhandlungen stecke?
00:17:53Du hattest mir doch den Zettel geschrieben.
00:17:55Ach so, ja.
00:17:56So war dann halt bei dir los.
00:17:57Das Übliche.
00:17:59Ach du, die Brigitte hat geheiratet und hat uns fürs nächste Wochenende...
00:18:02Sie gestatten mir immerhin, meine laufenden Verpflichtungen zu erfüllen.
00:18:05Habe ich dich da richtig verstanden?
00:18:06Du, von wann ist denn eigentlich der Poststempel?
00:18:07Vom Zehnten.
00:18:11Zehnten, Zehnten, Zehnten.
00:18:13Ja, nach Ablauf der laufenden Verpflichtungen musst du eine feste Stelle annehmen.
00:18:17Ah, laufende Verpflichtungen habe ich eigentlich immer.
00:18:21Naja, Clemens, ich finde, du nimmst die ganze Sache zu leicht.
00:18:26Du, und wenn es später wird, leg dich bitte vorne auf die Couch.
00:18:30Naja, ist doch so.
00:18:31Apropos Mathematik.
00:18:34Da trifft ein Mathematikprofessor nach Jahren seinen schlechtesten Schüler und sagt,
00:18:39sagen Sie mal, Müller, Sie fahren da so einen tollen Wagen.
00:18:44In Mathe hatten Sie doch immer eine glatte Fünf.
00:18:47Nun, sagte Müller, das ist so, Herr Professor.
00:18:51Ich kaufe Kisten für drei Mark und für sechs Mark verkauffe ich sie wieder und von die drei Prozent lebe ich.
00:19:00Oh nein.
00:19:05Theorie und Praxis.
00:19:06Wo haben Sie eigentlich studiert, Kollegin Rapp?
00:19:10Betriebsakademie.
00:19:15Ich habe nach meiner Scheidung wieder als technische Zeichnerin gearbeitet.
00:19:19Das war ziemlich hart, den Anschluss zu finden, aber ich bin vom Betrieb sehr gut unterstützt worden.
00:19:24Und da habe ich mich auf der Betriebsakademie als Teilkonstrukteurin qualifiziert.
00:19:31Und trotzdem sind Sie dann zu Herrn Malkraft gegangen.
00:19:34Wieso?
00:19:34Na, als eine Mitarbeiterin, wenn ich sie richtig verstanden habe.
00:19:39Ach so.
00:19:40Nein.
00:19:41Wissen Sie, Herr Bölke, ich bin viel allein und ich habe genügend Zeit und es macht mir Spaß,
00:19:46für Herrn Malkraft zu arbeiten.
00:19:48Er hat meist sehr interessante Projekte.
00:19:51Wir kennen uns schon seit unserer gemeinsamen Lehrzeit, gleich nach dem Kriege.
00:19:59Und als wir uns dann nach Jahren zufällig wieder trafen, hat er sich inzwischen selbstständig gemacht.
00:20:04Und da er sich vor Arbeit manchmal kaum retten kann, helfe ich ihm halt ein bisschen.
00:20:10Und ich glaubte schon, der Gattin des Meisters vorgestellt zu werden.
00:20:14Wie kommen Sie denn darauf?
00:20:17Verzeihung, Herr Malkraft telefoniert noch.
00:20:20Sir Edward, fangen Sie ruhig an mit Ihrem Feuerwerk.
00:20:22Man gerät unwillkürlich ins Signieren, ja?
00:20:46Ja, ich dachte eben an unser Werkküchenessen.
00:21:01Darf man mitlachen?
00:21:03Nein.
00:21:04Es gibt Spezialwitze für Leute mit festen Arbeitsverhältnissen.
00:21:07Da muss unser eins natürlich passen.
00:21:13Hoffentlich kann unangenehmer anrufen.
00:21:15Nein, wieso?
00:21:17Was haben wir eigentlich zum Nachtisch zu erwarten, Sir Eddie?
00:21:20Super in Gläse.
00:21:22Das ist auch nicht auf unseren Wochenspeiseplänen zu finden, nicht wahr, Herr Bölke?
00:21:26Super in Gläse, das ist eine Komposition aus Zitruscreme auf französischem Biskuit mit Schlagsahne rum und gehackten Mandeln.
00:21:33Guten Appetit.
00:21:33Clemens, er ruiniert dich.
00:21:36Bei dem Angebot, das ich in der Tasche habe?
00:21:39In der Tasche ist wohl leicht übertrieben, aber erstmal guten Appetit.
00:21:50Und wenn ich Sie morgen anrufe und sage, meine Chefs erwarten Sie zum Vertragsabschluss?
00:21:57Würde ich es mir vielleicht auch noch überlegen.
00:22:03Evelyn rief an, meine Frau.
00:22:08Wie gut, dass sie wusste, wo du steckst.
00:22:11Ich war den ganzen Tag unterwegs und da ist ein Altbrief angekommen.
00:22:18Ich soll ein neues Projekt übernehmen.
00:22:21Einen kleineren Erweiterungsbau für einen volkseigenen Wirkwärmbetrieb.
00:22:24Meine Frau weiß natürlich von unseren Verhandlungen.
00:22:27Sie rief hier an, damit ich nicht etwa voreilig abschließe.
00:22:29Ich bin diesem wirklich sehr netten Trikotageleuten gegenüber ein bisschen verpflichtet.
00:22:40Habe Ihnen schon öfter mal helfen können.
00:22:43Andererseits, Ihr Objekt hat natürlich die größeren Dimensionen.
00:22:50Ein nicht zu unterschätzender Faktor.
00:22:53Ich will mich da gar nicht besser machen, als ich bin.
00:22:55Herr Scherz, in Wirklichkeit nimmt er jeden Auftrag sehr ernst.
00:23:00Vorausgesetzt, man mutet uns keine unmenschlichen Termine zu.
00:23:03Termine sind immer Zumutungen, Herr Morgraf.
00:23:06Trotzdem, darüber ließe sich reden.
00:23:09Eine gewisse Toleranz sichern wir uns immer gegenüber unseren Auftraggebern.
00:23:14Also dann von mir aus.
00:23:17Treten Sie als rettender Engel vor Ihre Leitung.
00:23:19Unter der Bedingung allerdings.
00:23:33Oh, jetzt beginnt der heitere Teil.
00:23:37Falls Herr Morgraf nicht auf seine älteren Rechte pocht, dann bitte ich schon jetzt um die Nullserie.
00:23:42Ich habe Sie vorgemerkt, junger Mann.
00:23:45Ich sprach von der Voraussetzung eines eventuellen Vertrags.
00:23:49Ach so, entschuldige doch.
00:23:55Er müsste ein bisschen vordatiert werden.
00:23:59Also wissen Sie, wie das ist?
00:24:00Als Freischaffender darf man sich mit niemandem verderben.
00:24:05Falls ich aber den Trikotageleuten nachweisen könnte,
00:24:09dass Sie schneller waren mit einem konkreten Angebot.
00:24:12Ach so, na ja, mal sehen, was ich machen lässt.
00:24:15Es geht mir da wirklich nur ein paar Tage.
00:24:18Rein der Form halber.
00:24:19Vollkommen in Bilder, Herr Morgraf.
00:24:21Ganz ohne Partisanentür geht es nun mal nicht in unserer Branche.
00:24:25Hauptsache wir bekommen unsere Werkstattzeichnung.
00:24:26In bester Qualität und zum vereinbarten Termin.
00:24:29Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.
00:24:31Ja, wirklich.
00:24:39Er wollte sich unbedingt mit mir verabreden.
00:24:43Hopps.
00:24:45Und doch so mit ihm flirtest.
00:24:46Sei doch kein Fursch.
00:24:48Möchtest du eine Tasse Kaffee oder lieber Tee?
00:24:59Also, Tee oder Kaffee?
00:25:05Hast du nichts Besseres anzubieten?
00:25:08Und du?
00:25:29Ach, weißt du, ich bin heute Hund im Möder.
00:25:31Schade.
00:25:52Was war das eigentlich mit diesem wirkbaren Betrieb?
00:25:55Klick 17.
00:26:25Klemens?
00:26:33Ja?
00:26:35Irgendwie kommst du mir in der letzten Zeit so bedrückt vor.
00:26:38Hast du Schwierigkeiten zu Hause, meinetwegen?
00:26:43Ich bin einfach überarbeitet.
00:26:48Und warum nimmst du dann immer neue Aufträge an, wenn du es nicht schaffen kannst?
00:26:51Was heißt nicht schaffen?
00:26:53Darf ich?
00:26:54Ja.
00:26:55Möchtest du bald schlafen gehen?
00:26:59Ja.
00:27:02Aber ich muss noch in der Nachtapotheke vorbei.
00:27:05Für Evelyn Tabletten mitbringen.
00:27:15Musst du gleich gehen?
00:27:16Nein, nein.
00:27:17Ihre alte Magengeschichte.
00:27:18Wir haben ja auch in der Nachtapotheke.
00:27:30Wir haben ja auch in der Nachtapotheke.
00:27:31Weißt du das noch?
00:27:32Weißt du das noch?
00:27:32Wir haben unsere Lehre damals.
00:27:41Angehöbelt habe ich mich als den zukünftigen großen Architekten.
00:27:45Ganz so weit hat es ja wohl nicht gereicht.
00:27:48Na, hören wir mal.
00:27:49Das ist ein gut gehendes Projektierungsbüro.
00:27:52Also, was ist denn aus meinen jungen Mädchen träumen geworden?
00:27:55Da ist mir so ein windiger Doktor mit Rapp über den Weg und ich ihn kopflos hinterher.
00:28:00Zuerst das Standesamt, dann nach Frankfurt am Main.
00:28:04Hauptsache, du bist wieder da.
00:28:07Leider ein bisschen spät.
00:28:08Na ja, ich habe schon eine ganze Menge falsch gemacht in meinem Leben, was?
00:28:15Wer nicht?
00:28:17Du?
00:28:18Du hast doch alles erreicht, was du wolltest.
00:28:23Ich habe dir da oft genug angeboten, bei mir als Mitarbeiterin einzustreiten.
00:28:27Mitarbeiterin, wie denn?
00:28:29Wo es seit 1965 überhaupt keine privaten Zulassungen mehr gibt.
00:28:34Den Zug habe ich leider auch verpasst.
00:28:36Wäre vielleicht ganz hübsch gewesen, täglich mit dir zusammenzuarbeiten, ja?
00:28:44Du hättest eine Ausnahmegenehmigung beantragen können.
00:28:48Ausnahmegenehmigung? Würdest du darauf deine Zukunft erfahren?
00:28:51Na siehst du, ich auch nicht.
00:28:54Da vertraue ich doch lieber meinem Gehaltsstreifen.
00:28:57Der hat auch manches für sich.
00:28:58Wenn ich dran denke, was in der nächsten Zeit so auf mich zukommt?
00:29:13Selbstverständlich helfe ich dir bei deinen Werkstattzeichnungen.
00:29:18Na, ist doch klar.
00:29:19Michaela, sei nicht böse.
00:29:23Ich habe im Augenblick zu viele andere Dinge im Kopf.
00:29:29Taxi?
00:29:29Oh, gucke Daddy.
00:29:53Du sch raufbüli.
00:29:54Hallo.
00:30:04Evelyn?
00:30:09Was ist denn los? Ärger gehabt?
00:30:12Weil ihr erst früh nach Hause gekommen seid?
00:30:14Ach, Evelyn.
00:30:18Nach der Verhandlung war die Bölke nach in die Bade. Weißt du, wie das ist?
00:30:24Na, Schleswig, jetzt noch mal einen wichtigen Auftrag für mich.
00:30:35Und der VEB Stahlbau ist nicht irgendein Betrieb.
00:30:42Ich weiß nicht, ob du heute früh hier reingeguckt hast, aber...
00:30:45Na, ich sollte doch hier schlafen, damit ich dich nicht störe.
00:30:49Ich hab heute früh um vier hier reingeguckt, aber da warst du noch nicht da.
00:30:55Dass ich mich andauernd vor dir rechtfertigen muss.
00:30:57Ist das meine Schuld?
00:30:58Na, das doch sowieso nicht. Wenn hier einer schuldet, dann noch nur ich.
00:31:06Dass ich geschäftliche Verpflichtungen habe, die etwas außerhalb deiner Labornormative liegen, ist meine Schuld.
00:31:12Dass sie mir ungerechtfertigte Steuernachzahlungen aufbrummen, ist meine Schuld.
00:31:15Und mir plötzlich keine Ausnahmegenehmigung, die wir da reichen wollen, ist meine Schuld.
00:31:21Herr Lehmann, Sie wollen dir behilflich sein, eine feste Anstellung zu finden.
00:31:24Mehr kannst du nicht verlangen.
00:31:25Ich weiß, was ich wert bin. Das haben mir meine diversen Auftraggeber oft genug bestätigt.
00:31:28Sogar schriftlich.
00:31:34Aber seit gestern ist für dich alles ganz anders.
00:31:37Der Ablehnungsbescheid ist unwiderruflich.
00:31:39Nichts im Leben ist unwiderruflich.
00:31:41Du machst die Illusionen.
00:31:43Immerhin verdankst du diesen Illusionen an Skoda, eine Datsche, ein Segelboot und einige erlebnisreiche Auslandsreisen, oder?
00:31:50In den ersten Jahren unserer Ehe haben wir sie gemeinsam finanziert.
00:31:53Wie?
00:31:55Aber jetzt bestreite ich doch wohl seit Jahren den Löwenanfall unseres Deutsche Witter.
00:31:58Clemens.
00:32:03Clemens, ich will mich jetzt nicht mit dir darüber streiten.
00:32:05Zugegeben, du hast sehr gut verdient und ich habe nichts bei dir entbehren müssen.
00:32:08Aber du machst dich dabei kaputt und unsere Ehe dazu.
00:32:11Weil ich mich Tage und Nacht abrackere?
00:32:16Entschuldige bitte.
00:32:19Von der Begabung allein kann man leider nicht leben.
00:32:22Eben.
00:32:32Dein Vater hat mir mal gesagt, ich verzettele mich.
00:32:35Und vielleicht hat er recht gehabt.
00:32:38Aber wenn man sich auf einen Punkt konzentriert, was kommt dabei raus?
00:32:42Auf welchen Punkt?
00:32:45Hm? Dich zufrieden zu sehen?
00:32:49Zwischen zufrieden und glücklich ist halt ein Unterschied.
00:32:55Und glücklich bist du nicht?
00:32:57Nein.
00:32:58Ich bin nicht mal zufrieden.
00:33:00Ich bin nicht mal zufrieden.
00:33:01Ich bin nicht mal zufrieden.
00:33:02Ehrlich bist du wenigstens.
00:33:32Ich möchte wissen, wie das weitergehen soll.
00:33:40Du hast als Konstrukteur nicht mal den Abschluss aus technischer Zeichnung...
00:33:43Danke, das muss dir wieder mal gesagt werden.
00:33:49Ich habe Ihnen und dir überlegt.
00:33:52Sie werden dir die Zulassung nicht geben, weil du nichts Schriftliches in den Händen hast.
00:33:57Hier habe ich mehr drin als ein ganzes Rudel von Hochschulabsolventen.
00:34:00Klimmens, ich glaub's dir ja.
00:34:03Nur mit der Praxis allein ist es eben nicht getan.
00:34:06Die Zeiten sind vorbei, wo man ohne richtige Ausbildung alles Mögliche werden konnte.
00:34:09Und trotzdem wollen sie mich fest anstellen. Komisch, nicht?
00:34:12Weil du etwas kannst.
00:34:14Nur die Vorschriften für eine selbstständige Tätigkeit, die erfüllst du eben nicht.
00:34:19Eine andere Erklärung kann es gar nicht geben.
00:34:20Klimmens, eine feste Anstellung.
00:34:28Denk doch mal nicht ans Geld.
00:34:30Du hättest doch viel mehr freie Zeit.
00:34:32Nicht mehr die nächtlichen Pferdekuren am Zeichenbrett.
00:34:36Von den Feiertagen wollen wir gar nicht reden.
00:34:38Sie geben dir bestimmt die Möglichkeit, deine Prüfung nachzuholen.
00:34:43Dann hast du deinen amtlich beglaubigten Idioten und kannst endlich wieder ruhig schlafen.
00:34:47Ja, das könnte ich dann endlich.
00:34:50Eveline, ich muss dir was sagen.
00:34:58Ich muss das endlich mal loswerden.
00:35:02Ich hab dir was verschwiegen, Eveline.
00:35:03Aus Rücksicht oder Feigheit, wie du willst.
00:35:09Seit 1965 werden überhaupt keine privaten Architekten, Konstrukteuren, Ingenieuren mehr zugelassen.
00:35:15Nur aufgrund meiner guten Verbindungen und durch die Befürwortung renommierter Betriebe
00:35:19habe ich anstandslos immer wieder Ausnahmegenehmigungen bekommen.
00:35:24Nein, das ist ja nicht auszudenken. Was soll denn jetzt werden?
00:35:28Was soll denn jetzt werden?
00:35:30Naja, dein Anruf hat mich ganz schön umgehauen.
00:35:34Dann verstehe ich nicht, wie du überhaupt noch mit dem Gedanken spielen kannst,
00:35:36einen neuen Vertrag abzuschließen.
00:35:38Oder stimmt das gar nicht?
00:35:40Ich habe mit Bölke im Zentralhotel verhandelt.
00:35:43Wozu denn noch verhandeln? Du kannst nicht mehr abschließen.
00:35:45Ich kann und nicht muss.
00:35:46Eine feste Anstellung musst du annehmen und nicht weiter.
00:35:48Ja, glaubst du, vielleicht können meine Steuerrückstände von irgendwelchen mageren Monatsgehältern abstottern?
00:35:54Clemens, lass uns doch mal in Ruhe überlegen.
00:35:58Wir können hier vielleicht das Auto verkaufen.
00:36:01Oder das Grundstück.
00:36:02Die 25.000 Mark, die schaffen wir schon irgendwie.
00:36:04Das sind 32.000 Mark.
00:36:07Zusammen mit den Rückständen aus früheren Jahren.
00:36:10Aber nichts wird verkauft.
00:36:11Damit beginnt der Abstieg.
00:36:12Wie viel?
00:36:1232.000.
00:36:14Ja, bisher habe ich immer Zahlungsaufschub erreicht.
00:36:21Ich lebe ja auch in dem guten Glauben, dass man meine freiberufliche Tätigkeit nachdenklich anerkennt.
00:36:25Na ja.
00:36:27Anscheinend warnt es sich bisher beim Ratesbezirke selber nicht im Klaren, wie Sie mich einstufe sollten.
00:36:36Komm, Hülsen.
00:36:45Kann ich bitte mal die Butter haben?
00:36:47Was?
00:36:48Butter.
00:36:49Ja.
00:36:51Danke.
00:36:55Du musst aufhören.
00:36:58Ja.
00:36:58Da isst du gar nichts?
00:37:04Nachverfüllung meiner laufenden Verpflichtungen.
00:37:06So standst du wohl in dem Brief, nicht?
00:37:07Nicht, wenn Böcke den Vertrag um ein paar Tage vordatieren lässt.
00:37:13Wenn mich das Schreiben vom Ratesbezirkes gewissermaßen es hinterher erreicht hat.
00:37:16Verstehst du?
00:37:20Das grenzt hier schon am Betrug.
00:37:29Butterfly.
00:37:33My butterfly.
00:37:37Unterschriften komplett.
00:37:52Ja.
00:38:00Sind wir wieder tüchtig heute?
00:38:02Ich mich von Ihnen nerven lasse.
00:38:03In der nächsten halben Stunde versuchen Sie gar nicht, erst mich in der Montageabteilung aufzutreiben.
00:38:08Die Kollegen lassen mich sowieso nicht aus den Fingern.
00:38:10Perfekt.
00:38:11Königin Böcke, wartet.
00:38:30Ach so, ja.
00:38:33Ja, los, schicken Sie rein.
00:38:34Nimm wird's aber Zeit, mein Bester.
00:38:44Die Vertragsabteilung hatte noch einige Formulierungsänderungen.
00:38:46Das ist ja ein ganz hübsches Sümmchen.
00:38:59Aber auch die Termine sind ja nicht von Pappe, ne?
00:39:05Kann Ihr Michelangelo die mit ruhigem Gewissen akzeptieren?
00:39:09Michelangelo, wie kommt's denn darauf?
00:39:10Ja, Sie müssen ja, Dr. Schneider, wahre Wunderdinge über diesen, über diesen Markgraf erzählt haben.
00:39:17Das ist ja schon fast ne Bildungslücke, den man nicht so kennt.
00:39:21Kollege Schneider hat selbst noch Erkundigungen eingezogen, sehr positive.
00:39:25Herr Markgraf fertig, nicht nur Werkstattzeichnungen, er hat auch schon größere Objekte selbstständig projektiert.
00:39:29Zum Beispiel die neue Halle im Chemiekombinat.
00:39:31Moment mal, hier ist ein Tippfehler.
00:39:32Wir schreiben heute nicht den achten, sondern leider bereits den elften im Kalender.
00:39:36Ja, der Vertragspartner hatte um die Vordatierung gebeten.
00:39:40Wie war das?
00:39:42Er hatte schon ein anderes Angebot angenommen, mündlich.
00:39:45Unser Objekt ist aber interessanter für ihn.
00:39:46Und nun möchte er gegenüber seinem alten Auftraggeber so eine Art moralisches Alibi.
00:39:51Wir waren eben eher am Ball als der.
00:39:55Um welchen Betrieb handelt es sich denn?
00:39:57Krikotagen, Wirkwahn, ich hab nicht genau gefragt.
00:40:02Er sprach von einem An- oder Umbau.
00:40:04Nicht in direkten Auftrag, möchte ich annehmen.
00:40:12Ich hätte vor Vertragsabschluss mit Herrn Markgraf gerne noch ein paar Worte gesprochen,
00:40:16falls er seine Zeit zulässt.
00:40:18Ich bin in einer halben Stunde wieder zurück.
00:40:19Ja, Kollege Schneider macht ihn aber schon mit den Projektierungsunterlagen begreifen.
00:40:22Ja, warum denn auch nicht?
00:40:24Das System des Dachbinders finde ich interessant.
00:40:26Wirklich, eine eigenwillige Lösung.
00:40:28Ja, es handelt sich da, wie Sie sehen, um eine Speiskonstruktion aus Profilen, nicht wahr?
00:40:32Übrigens hat die statische Berechnung für die Hauptlasten eine Stabkraft D1 gleich plus 25 Megapont ergeben
00:40:39und für den Lastballer Z etwa 29,5 Megapont.
00:40:42Also genau habe ich das jetzt nicht im Kopf.
00:40:45Der Anschluss des Diagonalstabes soll an ein Knotenblecher folgen.
00:40:48Klar.
00:40:49Warten Sie mal.
00:40:50Mir ist nämlich so, als hätte ich da von einem anderen Projekt eine ausgearbeitete Zeichnung liegen.
00:40:54Ach.
00:40:54Ich hole Sie mal.
00:40:55Ach, bemühen Sie sich doch nicht, Doktor.
00:40:56Aber das werden wir schon hinkriegen.
00:41:00In Zweifelsfällen befragen wir uns so schlaues Buch.
00:41:04Und den Anschluss der Zugstäbe an die Knotenbleche durch Schweiß verbinden.
00:41:10Ja, also das tut mir leid.
00:41:12Aber das macht doch nichts, Doktor.
00:41:14Für den Schnitt der Schweißnähte würde ich in den Zeichnungen am besten Bildesymbol anwenden.
00:41:18Ja, das wäre schöner, Markgraf.
00:41:19Je anschaulicher, desto besser.
00:41:21Das ist eine alte Erfahrung, nicht wahr?
00:41:23Ja, bitte.
00:41:26Ja, was ist?
00:41:27Sie sollten doch den Vertrag gleich wieder mitbringen.
00:41:29Kollege Brosüner würde Herrn Markgraf gern persönlich kennenlernen,
00:41:32wenn Sie bitte noch so viel Zeit hätten.
00:41:36Tja, um drei muss ich in der Kammer der Technik sein.
00:41:38Nein, nein, in höchstens einer halben Stunde steht er Ihnen bestimmt zur Verfügung.
00:41:42Aber bitte gern.
00:41:42Ja, inzwischen kann ich mich vielleicht noch ein bisschen mit den Unterlagen beschäftigen,
00:41:46wenn ich nicht störe.
00:41:47Aber Sie stören doch nicht, Herr Markgraf.
00:41:50Ich hatte das Wasser gerade am Kochen.
00:41:52Na, wann haben Sie das mal nicht?
00:41:54Kommen Sie, trinken Sie einen Kaffee mit.
00:41:55Aber gern.
00:41:57Bitte.
00:42:02Türkischer. Zu mir reicht es leider nicht.
00:42:04Haben Sie bemerkt?
00:42:05Daraus sprach der deutliche Neid des Festangestellten auf den Freischaffenden.
00:42:08Meine Freiheit ist eine sehr relative.
00:42:17Ein freier Tag ist ein verlorener Tag.
00:42:21Jeder Urlaub muss jetzt wieder eingespielt werden.
00:42:23Aber flambiert gegessen habe ich bisher nur in Ihrer Gesellschaft.
00:42:26So.
00:42:27Dafür muss ich zu Hause an der Zeichenmaschine oft wie noch mit Schreppen und Tee vorlieb nehmen.
00:42:35Ja, ist gut. Wir kommen.
00:42:36Also, wir sind uns einig, Sie liefern uns die geprüften Unterlagen ab?
00:42:41Natürlich. Dazu bin ich als selbstständiger Auftragnehmer ja verpflichtet.
00:42:44Haben Sie eigentlich auch die schweißtechnische Prüfungsberechtigung?
00:42:47Nein, dafür habe ich einen Spezialisten.
00:42:49Einen gewissen Diplom-Ingenieur Schulz von VEB Interprojekt.
00:42:52Falls Sie ihn zufällig kennen sollten?
00:42:54Oh ja.
00:42:56Den Namen habe ich schon mal gehört.
00:42:59Sagen Sie, Interprojekt, das ist wohl Ihr ständiger Betrieb.
00:43:02Ich meine, indem Sie bei Ihrer Zulassung als den ständigen Leitbetrieb zugeteilt worden sind.
00:43:07Sozusagen.
00:43:09Von Rechts wegen müssen wir uns ja deren Zustimmung noch einholen, was?
00:43:13Aber Interprojekt wird da nichts dagegen haben, wenn einer seiner leitenden Mitarbeiter mich Ihnen sogar empfiehlt.
00:43:18Da haben Sie natürlich auch wieder recht.
00:43:21Sie wissen ja, Herr Markgraf, Formalitäten sind in unserem Gewerbe nun mal Branchenüblich.
00:43:25Also besonders beim Anknüpfen neuer Vertragsbeziehungen.
00:43:27Ja, natürlich, für Sie bin ich neu.
00:43:29Aber ich bin selbstverständlich gern bereit, bei nächster Gelegenheit den schriftlichen Nachweis meiner Jahre lang...
00:43:33Herr Markgraf, wir wissen doch schon, dass schon so manches Projekt über Ihren Tisch gegangen ist.
00:43:38Nein, nein.
00:43:39Also solange ich mich bei Ihnen nicht mit Leistungen ausgewiesen habe, ist mir Ihre, was sagen wir, abwachtende Haltung durchaus verständlich.
00:43:46Allerdings, das muss ich nun auch mal sagen, hinterhergelaufen bin ich den Aufträgen eigentlich noch nie.
00:43:50Na hören Sie mal.
00:43:52Unser Mann ist doch hinter Ihnen hergelaufen.
00:43:53Ach ja, diese Vordatierung...
00:43:59Vordatierung? Wieso? Kann ich mal sehen?
00:44:01Ja, ich dachte, Sie wüssten.
00:44:02Nein.
00:44:03Ja, wenn ich Bölke richtig verstanden habe, dann hat der Herr Markgraf schon halb und halb einer anderen Firma zugesagt.
00:44:08Ach ja, ich erinnere mich, ich hatte das Herrn Bölke gegenüber erwähnt.
00:44:11Als Freiberuflicher darf man sich's eben mit keinem Verderben lieben.
00:44:15Naja, wegen der drei Tage von mir aus.
00:44:17Wuh, ist das eine Luft, dass du überhaupt noch atmen kannst.
00:44:28Guck mal, heute Nacht ist was rausgekommen. Dr. Schneider wird Augenbacken.
00:44:35Hm?
00:44:35Jetzt ist aber Schluss. Geh dich duschen, ich mach Frühstück. Wir fahren uns Grundstück.
00:44:52Mein Gott, ist doch schon dreiviertel acht.
00:44:53Eigentlich hab ich ja einen guten Morgen.
00:44:55Kuss verdient.
00:44:55Ja, ja.
00:44:59Du.
00:45:01Kann ich heute mal das Auto fahren?
00:45:04Leider passt die Zeichenmaschine nicht in den Vorverraum.
00:45:07Ach, du ahnst es nicht.
00:45:09Das ist noch nicht das Ende des heutigen Kraftaktes.
00:45:12Nein.
00:45:13Das war nur eine Kunstpause mit Trommelwirbeln.
00:45:15Ach, Clemens.
00:45:20Du, ich bin für niemals zu sprechen.
00:45:22Geh ins Bad, ich mach das schon.
00:45:23Komm, komm, komm.
00:45:25Seien Sie mir bitte nicht böse, Frau Margraf.
00:45:33Ich weiß, es ist eine absolut unmögliche Zeit.
00:45:37Danke.
00:45:38Aber ich, ich wusste mir keinen anderen Rat.
00:45:42Ja, bitteschön.
00:45:43Danke.
00:45:45Und das Telefon scheint gestört zu sein.
00:45:47Ich habe es gestern Abend jedenfalls immer wieder versucht.
00:45:56Ja, wenn man mal arbeitet, dann zieht er es meistens heraus.
00:45:58Ist noch im Backmoment.
00:45:59Ich hatte Angst, Sie gehören schon auf Ihr Kohlstück gefahren.
00:46:15Ja.
00:46:16Ja?
00:46:20Man spricht ja nicht ausschließlich über berufliche Dinge.
00:46:23Darf ich die Zeichnung irgendwo auspacken?
00:46:42Ja, bitte.
00:46:42Frau Margraf, ich verbringe dich.
00:47:12Frau Margraff, ich wollte Ihnen wirklich nicht so zeitig ins Haus fallen.
00:47:15Aber in den Unterlagen Ihres Mannes ist mir etwas unverständlich.
00:47:20Ich muss mir das von ihm erklären lassen.
00:47:22Ich habe sonst Angst, einen Fehler zu machen.
00:47:25Einen Fehler?
00:47:37Frau Margraff.
00:47:42Vielleicht ist es ganz gut, dass wir mal die Gelegenheit haben.
00:47:46Ja, bitteschön.
00:47:48Danke.
00:47:52Wenn man so lange zusammenarbeitet wie Clemens und ich...
00:47:59Sie stehen doch auch im Berufsleben.
00:48:02Sagen Sie...
00:48:05Ja, bitte.
00:48:07Ihr Mann hat hier sein Arbeitsplatz, hier in seinen vier Wänden.
00:48:12So ein Tag kann sehr lang sein.
00:48:15Ja.
00:48:18Ihm fällt in diesem Vakuum, wie er es sich ausdrückt, die Decke auf den Kopf.
00:48:24Er hat sich all die Haare daran gewöhnt, sie immer um sich zu haben.
00:48:28Sie fehlen ihm bei der Arbeit.
00:48:30Ich glaube, Sie tun Ihrem Mann umrecht.
00:48:48Nein, ist das die Möglichkeit.
00:48:50Ach so, eher hätte ich geglaubt, dass sich der Geldbrief trägt.
00:48:53Zu mir verirrt, Kollegin Rapp.
00:48:54Sie sehen mich in der für einen Hausvater schinderndesten Situation zwischen Trockenraso und Frühstücksall.
00:48:59Du darfst auch in Gegenwart deiner Frau ruhig Michaela zu mir sagen.
00:49:02Wir sind doch nicht im Laien-Kabarett.
00:49:08Frau Rapp hat Fehler in deinen Unterlagen gefunden.
00:49:10Sie kann nicht weiterarbeiten.
00:49:12Ach.
00:49:13Sagen wir besser Unklarheiten.
00:49:15Darf ich mal sehen?
00:49:16Bitte.
00:49:17Du hast auf deiner Skizze Stirnkriegstoße an den Dachbindern vorgesehen, aber in den statischen Berechnungen ist überhaupt kein Stoß nachgewiesen.
00:49:30Wenn wir keinen Regelstoß nehmen wollen, musst du das natürlich nochmal durchrechnen lassen.
00:49:34Wie soll ich das uns zeichnen?
00:49:36Moment, ich muss mir das mal genauer ansehen.
00:49:37Es tut mir leid, Ihrer Fahrt ins Grüne verzögeln zu müssen.
00:49:53Willst du dich wenigstens mit uns frühstücken?
00:49:55Nein, danke.
00:49:55Ich muss so schnell wie möglich zurück, sonst schaffe ich es doch nicht.
00:49:58Ach, wenn Schneider die Sachen als Dienstag auf den Tisch bekommt.
00:50:00Bitte setz dich doch.
00:50:02Da wird sein Laden auch nicht gleich zusammenkrachen.
00:50:04Den Zeitverlust nehme ich auf meine Karte.
00:50:06Dankeschön.
00:50:08Bitte.
00:50:11Lass es.
00:50:14Ist doch mal was Hübsches.
00:50:16So ein Frühstück zu drüben.
00:50:19Aha.
00:50:21Auf einmal kommt es auf einen Tag mehr oder weniger gar nicht mehr so an, aber für ein paar Stunden auf dem Grundstück ist es angeblich keine Zeit.
00:50:27Ja, natürlich fahren wir.
00:50:29Da bin ich Frau Rapp ihr zu großem Dank verpflichtet.
00:50:32Aber sie sagt doch vorhin selbst, sie wollten hinausfahren.
00:50:35Ja, ja.
00:50:35Evelyn, bitte.
00:50:38Evelyn, Evelyn.
00:50:40Ich habe diese ewigen Ausreden langsam satt.
00:50:43Aber wirklich, Frau Markerb.
00:50:46Wollen Sie nicht so schnell wie möglich wieder loswerden?
00:50:48Wir fahren aufs Grundstück.
00:50:50Oh, wir wollten überhaupt nicht fahren.
00:50:52Montag müssen die Zeichnung fertig sein.
00:50:53Ach was, das hat noch Zeit bis Dienstag.
00:50:56Frau Rapp ist nur eine Kollegin von mir.
00:50:57Wirklich?
00:50:59Ist doch mal was Hübsches so ein Frühstück zu dritt.
00:51:01Bitte ich vielleicht.
00:51:02Nenn dich bitte zusammen.
00:51:03Ach, so ist es doch immer gewesen.
00:51:06Nur keine Entscheidungen.
00:51:08Immer alles vor sich her schieben.
00:51:10Ob zu Hause, mit deinen Aufträgen oder mit deinen Steuergeschichten.
00:51:13Immer windest du dich wie ein Aal.
00:51:14Wir haben Besuch.
00:51:15Besuch?
00:51:17Glaub dir, ich weiß nicht, was hinter meinem Rücken vorgeht.
00:51:19Entschuldigung.
00:51:31Entschuldigung.
00:51:32Frau Markerb.
00:51:45Frau Rapp.
00:51:46Sie wussten seit 20 Jahren, dass Clemens nicht einmal eine Prüfung als technischer Zeichner
00:51:50bekam.
00:51:51Evelyn!
00:51:51Dass er sich jahrelang mit Ausnahmegenehmigungen über Wasser halten musste, weil sie ihm die
00:51:55Zulassung gar nicht geben konnten.
00:51:58Sie haben das alles gewusst und mitgemacht.
00:52:02Ich begreife es nicht.
00:52:03Wenn Sie ihn wirklich lieben, warum haben Sie ihn da nicht gewarnt?
00:52:06Ihr hattet ja noch zu arbeiten.
00:52:30Michaela, bitte entschuldigen Sie, Sie muss völlig die Nerven verloren haben.
00:52:32Wirklich.
00:52:33Es tut mir leid.
00:52:34Sie muss gar nicht mehr wissen, was sie redet.
00:52:43Den Eindruck hatte ich ganz und gar nicht.
00:52:48Nur in einem erzieht sie sich.
00:52:53Wie einigungslose war ich.
00:52:54Dann lass dir da alles erklären.
00:52:55Es ist da alles ganz anders.
00:52:56Entschuldige bitte, Clemens.
00:52:58War eben ein bisschen viel.
00:52:59Ich bewundere dich, was für ein gefragter Projektant du bist und dabei einfach nicht zu
00:53:10passen.
00:53:10Ja, weißt du, nur weil ich kein Papier mit dem Stempel habe, da bin ich auf einmal eine
00:53:12Null.
00:53:15Du bist keine Null.
00:53:16Du hast ja was vorzuweisen.
00:53:17Aber jahrelang, jahrelang hast du mich belohnt.
00:53:26Und nicht nur mich.
00:53:27Evelyn, wusste es doch.
00:53:29Ich meine deine Auftraggeber, Clemens.
00:53:37Mensch, die, Mensch, die, die dürften hier doch nicht mal eine Autogarage vom Reißbrett
00:53:43abnehmen, wenn sie wüssten, wie es mit einer nachweisbaren Qualifikation bestellt ist.
00:53:47Mensch, Clemens.
00:53:48Was ist denn bloß aus dir geworden?
00:53:50Geld verdirbt eben den Charakter.
00:54:20Ich weiß nur, wie das damals war.
00:54:24Ein Lehrjahr im Krieg, dann Flackhelfer hinterher geschoben, dann brauchte man wieder technische
00:54:30Zeichner.
00:54:31Ich war einer.
00:54:32Abschluss, wer fragte danach?
00:54:37Und man war nicht gerade unbegabt.
00:54:41Große Aufgaben, gleichbleibendes Gehalt.
00:54:45Man übernahm Arbeiten so unter der Hand, privat, später Volkseigen, wie es gerade
00:54:48kam.
00:54:50Man bekam Routine.
00:54:53Dann erschienen die ersten Fachbücher, Selbststudium.
00:54:59Ich habe das wirklich mit Leidenschaft getan.
00:55:03Wie der Sanitätsgefreiter, der jahrelang nach dem Krieg als Chefarzt eines Kreiskrankenhauses
00:55:07glänzende Erfolge hatte, ohne jemals einen Hörsaal von innen gesehen zu haben und sogar
00:55:12...
00:55:12... vorurteilt wurde es.
00:55:13Im Betrieb wurde ich zwar als technischer Zeichner geführt, aber als Teilkonstrukteur
00:55:23beschäftigt.
00:55:23Dann wurden neue SVK-Ausweise ausgegeben.
00:55:28Mein junges Mädchen fragte mich nach meinem Beruf.
00:55:30Ich antwortete Konstrukteur.
00:55:31Sie trugen den Ausweis ein.
00:55:32Ich war Konstrukteur, bis ich es mir im Laufe der Zeit selbst einbildete.
00:55:42Dann überall wurde gebaut.
00:55:49Immer mehr Aufträge mussten an private Architekten und Ingenieure vergeben werden und ich sah,
00:55:54was sie dabei verdienten.
00:55:55Nachdem ich Evelyn geheiratet hatte, machte ich mein eigenes Büro auf.
00:56:00Man sagte mir nach, die Arbeiter kämen mit meinen Zeichnungen sehr gut zurecht.
00:56:03Wollte ich denn niemals einer deine Zulassung sehen?
00:56:07Du etwa?
00:56:10Ich bekam ja meine Ausnahmegenehmigung.
00:56:17Außerdem kann ich immer noch meine Steuernummer als privater Konstrukteur vorweisen.
00:56:20Auch wenn ich steuerrechtlich nicht zu den Begünstigten zähle.
00:56:24Ich bin steuerrechtlich sanktioniert.
00:56:26Ich bin wer, auch ohne Vorlage eines Papiers.
00:56:29Ja, man reißt sich um mich.
00:56:30Ich bin zuverlässig und ich bin pünktlich.
00:56:50Also, wie war das?
00:56:59Du hättest dein Studium längst extern nachholen können.
00:57:02Du hättest nur dein Mut dazu haben müssen.
00:57:06Aber du wolltest wohl nie wirklich Konstrukteur werden.
00:57:09Du wolltest wohl nur als Konstrukteur bezahlt werden.
00:57:13Micaela...
00:57:13Irgendwann hast du den Anschluss verpasst.
00:57:17Das ist doch keine böse Absicht, wenn man keine privaten Projektanten mehr zulässt.
00:57:25Die Technologie, die ändert sich von Tag zu Tag.
00:57:27Das kann der Einzelne gar nicht mehr übersehen.
00:57:30Das hast du nicht begriffen.
00:57:37Nichts hast du begriffen.
00:57:42Und du nimmst dir das Recht über mich zu urteilen?
00:57:44Ja.
00:57:47Ich habe dich nämlich geliebt.
00:57:55Ich...
00:57:56Ich bin vom Vergangenen nichts zurücknehmen, aber ich...
00:58:00Ich habe auch nichts mehr hinzuzufügen.
00:58:07Ja, und die Zeichnungen?
00:58:13Schade.
00:58:13Sie schaffen mich, Bölke.
00:58:25Warum ist Frau Hrabb denn eigentlich ausgestiegen?
00:58:29Ausgestiegen?
00:58:30Sie ist erkrankt.
00:58:32Dann muss ich mich wohl verhört haben.
00:58:33Jedenfalls fällt sie für mich aus.
00:58:38Und nun möchten Sie Terminaufschub.
00:58:41Ich brauche Ihre Hilfe als Kollege.
00:58:45Wenn die Zeit nicht so knapp wäre, werde ich bestimmt jemanden finden.
00:58:48Schulz habe ich schon versucht anzurufen.
00:58:52Scheint ausgeflogen zu sein.
00:58:53Kurz und gut, ich brauche Ersatz für Michaela.
00:59:01Und da dachten Sie ausgerechnet an mich?
00:59:04Sie würden mir einen großen Gefallen erweisen.
00:59:06Ich habe noch nie einen Termin platzen lassen.
00:59:11Ich soll bei Ihnen...
00:59:13Na, das geht doch wohl nicht.
00:59:13Nicht umsonst natürlich.
00:59:15Herr Markgraf,
00:59:17ich bin, wenn Sie so wollen, Ihr Auftraggeber.
00:59:19Ich kann doch nicht hintenherum die Hand aufhalten
00:59:21und einen Teil des Honorars zurückkassieren.
00:59:23Das hat doch gar nichts miteinander zu tun.
00:59:25Ich zahle Ihnen...
00:59:26Noch einen Wunsch, Herr Markgraf.
00:59:26Danke, ich rufe dann.
00:59:28Also, wenn Sie mir das gleich am Telefon gesagt hätten,
00:59:30wäre uns beiden der Weg erspart geblieben.
00:59:32Es ist wirklich nicht meine Art, Termine nicht einzuhalten.
00:59:35Ja, was stehen wir denn da?
00:59:38Wieso wir?
00:59:40Na ja, Sie haben mich doch Ihrem Chef als Retter der Not präsentiert.
00:59:45Ich möchte Ihnen Unannehmlichkeiten ersparen, Kollege Bölke.
00:59:50Na, im Grunde ist das doch unsere gemeinsame Arbeit.
00:59:53Sie projektieren, ich liefere Ihnen die Werkstattzeichnung.
00:59:57Schon deswegen glaubte ich, mit Ihrer Hilfe rechnen zu dürfen.
01:00:02Herr Ober, noch zwei.
01:00:10Danke, ich bin mit dem Wagen hier.
01:00:12Einen.
01:00:18Was fehlt, Frau Rapp, denn?
01:00:19Na, Erkältung.
01:00:22Aber so schlimm kann es wohl nicht sein.
01:00:23Sie hat mir die Unterlagen heute früh selbst ins Haus gebracht.
01:00:27Na, ist ja gut, wenn es nichts Ernstes ist.
01:00:28Wissen Sie, ich habe unsere Beziehung ein bisschen einfrieren lassen.
01:00:39Es war ja weiter nichts, aber meine Frau ist so empfindlich.
01:00:46Vielleicht hat Michaela sich auch falsche Hoffnungen gemacht.
01:00:48Ach, da habe ich mir gesagt, lieber klare Linie, bevor der Schuss in den Ofen geht.
01:00:57Und womit hat die gute Frau Rapp Sie denn nun sitzen lassen?
01:01:01Na, mit den Übersichtsplänen und der Binderlage.
01:01:04Ja, das schaffe ich nicht allein in der kurzen Zeit.
01:01:06Klar.
01:01:09Na ja, für unsere Hühnerzüchter tue ich alles.
01:01:13Haben Sie die Unterlagen mit?
01:01:14Selbstverständlich, draußen im Wagen.
01:01:18Danke.
01:01:30Quark.
01:01:30Das ist aber nett von dir.
01:01:42Evelyn?
01:01:43Ja?
01:01:47Müssen Sie ein bisschen hierbleiben?
01:01:50Wenn ich dich nicht störe?
01:01:53Gut.
01:01:54Wenn du dich nicht störst, darfst du hierbleiben.
01:01:57Danke.
01:02:00Wirst du es denn schaffen?
01:02:11Das sieht ganz so aus.
01:02:22Wie ist das denn nun mit diesen komischen Dachbindern?
01:02:25Halb so schlimm.
01:02:26Naja, aber wenn du alles neu berechnen musst?
01:02:28Muss nicht.
01:02:29Du bist ja vorhin gerade eingefallen.
01:02:32Ich habe sowas endlich schon mal gemacht, so vor zwei, drei Jahren, für das Projekt in Quertal.
01:02:37Vielleicht habe ich sogar noch eine Kopie da.
01:02:39Du bist so lieb und guckst mal nach.
01:02:46Quertal?
01:02:47Ja.
01:02:48Die Ziegelei?
01:02:49Genau.
01:02:49Evelin, haben wir ein Glück.
01:03:07Stimmblechstöße in den gleichen Abmessungen.
01:03:10Schön.
01:03:12Und die passen?
01:03:15Im Prinzip ja.
01:03:18Hauptsache, ich spare mir die ganze Rechnerei.
01:03:19Also, wir haben den Lagerraum ein paar Meter zurückgezogen und dadurch mehr Platz gewonnen.
01:03:25Und die Wärmebrücken haben Sie auch nicht vergessen?
01:03:28Nein.
01:03:29Hier, da sind Sie.
01:03:32Da, Herr Bücher.
01:03:32Guten Tag, Herr Hauschild.
01:03:34Schön.
01:03:35Sie sehen also, unsere gemeinsame Knubelei hat sich ausgezahlt.
01:03:38Wenn das Schmuckstück dann bloß ausdastehen würde.
01:03:45Bitte schön, Herr Hauschild.
01:03:47Bitte.
01:03:47Danke.
01:03:49Ich störe doch nicht.
01:03:50Sie?
01:03:51Ja, heute das Liefertermin, Doktor.
01:03:53Ach ja, richtig.
01:03:55Ja, also, das nenne ich pünktlich.
01:03:56Alles komplett.
01:03:57Laut Vertrag.
01:03:58Mit Ihrer Prüfung der Schrift?
01:03:59Selbstverständlich.
01:04:02Und die schweißtechnische Prüfung hat Kollege Schulz von Interprojekt wieder übernommen.
01:04:05Naja, wunderbar.
01:04:06Dann können wir ja gleich loslegen.
01:04:07Übrigens, das trifft sich gut.
01:04:09Darf ich bekannt machen?
01:04:10Das ist Kollege Hauschild, Kükenchef im Geflügelkombinat.
01:04:13Ah, Sie sind der Mann, dem ich mein Honorar verdanke.
01:04:16Nummer des Bankkontos liegt oben auf.
01:04:17Freut mich sehr.
01:04:18Herr Maggraf hat als unser Nachauftragnehmer die einzelnen Werkstattzeichnungen hergestellt.
01:04:22Aha.
01:04:23Und danach fertigen unsere Kollegen die Bauelemente an, die dann später auf der Baustelle montiert werden.
01:04:28Ja, ja.
01:04:29Die Herren Architekten machen die genialen Entwürfe.
01:04:31Wir Konstrukteure haben die mühselige Kleinarbeit auszuführen.
01:04:34Hier, das ist zum Beispiel eine Pfette.
01:04:36Nach ihr sind einzelne Sparren angebracht, die dann später die Dachhaut tragen.
01:04:40Ja, das ahnt man ja gar nicht, wie für Arbeit denn sowas steckt, ne?
01:04:43Vor allem, was das nach sich zieht, wenn Spezialwünsche angemeldet werden, was, Doktor?
01:04:46Na ja, also Herr Hausschild hat er schon recht.
01:04:50Die Küche war uns für seine Zwecke ein bisschen zu groß geraten.
01:04:53Die Tage und Nächte am Reißbrett sind vergessen, wenn endlich die Richtkrone hochgezogen wird.
01:04:57Da müssen Sie aber ein Ausgehen, Herr Hausschild.
01:04:58Ja, ja, ja.
01:05:00Das gucke ich mir an.
01:05:02Wie aus den Linien und Strichen ein Haus mit Kultursaal und Küche entsteht.
01:05:06Das gucke ich mir an.
01:05:36Das gucke ich mir an.
01:06:06Wie kommt denn das?
01:06:14Bote dazwischen ist so ein ganz anderer Urlaub gewesen.
01:06:17Weißte, gucke ich mir an.
01:06:20Jetzt stimmt's doch wieder.
01:06:23Sag mal, wie hießen die komischen Dinger?
01:06:24Bissi, bitzigli.
01:06:28Bissi, wasse?
01:06:30Bicicli, Fahrrad.
01:06:32Na, wie im Englischen. Bicycle, Fahrrad, Bicycle, Wasserfahrrad, bisschen Bicycle.
01:06:42Oh, das war ein Stil.
01:06:45Bloß geangelt hast du nicht.
01:06:50Da, jedenfalls keine Fische.
01:06:54Wer ist das?
01:06:55Lass mal, ich guck mal.
01:06:59Nee, nee, geh mal noch mal zurück, das schau ich mir doch mal an.
01:07:03Stress.
01:07:07Kriminalpolizei, ist Herr Markgraf zu Hause?
01:07:19Ja, liebe Zuschauer, soweit die Geschichte des Clemens Markgraf.
01:07:24Herr Dr. Przypilski, als Darsteller des illegalen Projektanten
01:07:29habe ich einige Fragen an Sie, die sicher auch Fragen unseres Publikums sein könnten.
01:07:35Allerdings müssen wir uns aus Zeitgründen auf wesentliche Hauptfragen beschränken.
01:07:39Die erste Frage.
01:07:41Wir haben gesehen, dass von Markgraf fehlerhaft angefertigte Zeichnungen
01:07:44zum Einsturz einer großen Halle geführt haben.
01:07:47Was waren die Folgen dieser Katastrophe?
01:07:50Ja, dieser Vorfall hatte sehr bedauerliche Folgen.
01:07:54Vor allem war der Tod zweier Menschen zu beklagen.
01:07:57Es gab mehrere, zum Teil schwer verletzte Arbeiter,
01:08:02andere kamen mit den Schrecken davon, waren aber auch erheblich gefährdet worden.
01:08:07Daneben ist ein beträchtlicher Sachschaden entstanden,
01:08:12der sich auf nahezu eine Million Mark belief.
01:08:16Und das alles durch das fehlerhafte Verhalten eines einzelnen Menschen.
01:08:21Welche Pflichten, welche Strafgesetze hat den Markgraf im Einzelnen verletzt?
01:08:25Worin besteht seine Schuld?
01:08:27Ja, ich glaube, in den Spielszenen ist deutlich geworden,
01:08:31dass Markgraf seine Ausbildung als technischer Zeichner niemals beendet hatte,
01:08:37dass er also nur über Teilkenntnisse eines technischen Zeichners verfügte.
01:08:42Daraus ergibt sich, dass er Aufträge dieser Art hätte niemals übernehmen dürfen.
01:08:47Im konkreten Falle hatte er sich für eine ungewöhnliche Verbindung
01:08:52im Winteruntergurt der Stahlkonstruktion entschieden,
01:08:55nämlich für einen sogenannten Stirnblechstoß.
01:08:58Markgraf war aber nicht in der Lage, diesen Stirnblechstoß zu dimensionieren
01:09:03und statisch neu zu berechnen,
01:09:05sodass es, wie die Fachgutachten auch ergeben haben,
01:09:08eben zum Einsturz der Halle kam.
01:09:11Markgraf galt als Konstrukteur und damit als Verantwortlicher im Bauwesen
01:09:17im Sinne des Straftatbestandes Gefährdung der Bausicherheit
01:09:23nach § 195 des Strafgesetzbuchs.
01:09:26Er hatte, davon war schon die Rede,
01:09:28sowohl bautechnische als auch baurechtliche Bestimmungen
01:09:32in gravierender Weise verletzt.
01:09:34Er hatte eine Gemeingefahr herbeigeführt
01:09:37und sich damit schuldig gemacht im Sinne des Tatbestandes Gefährdung der Bausicherheit.
01:09:43Markgraf hatte sich als Leiter eines Konstruktionsbüros ausgegeben.
01:09:49Das heißt, er galt im Sinne des Gesetzes als Betriebsleiter.
01:09:53Der Betriebsleiter ist aber bekanntlich für die Gewährleistung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes verantwortlich.
01:09:59Er hätte also insbesondere seiner Pflicht nach § 91 des Gesetzbuches der Arbeit nachkommen müssen,
01:10:08den ich vielleicht mal zitieren darf hier.
01:10:11Dort heißt es, dass Arbeitsstätten, Betriebsanlagen, Betriebseinrichtungen und Arbeitsmittel so zu projektieren,
01:10:17zu konstruieren, herzustellen, zu errichten, zu unterhalten sind,
01:10:21dass sie eine hohe Sicherheit gewährleisten.
01:10:23Das heißt, Markgraf hätte dafür sorgen müssen,
01:10:27dass die von ihm gefertigten Werkstattzeichnungen die notwendige Schutzgüte hatten.
01:10:31Unter Schutzgüte versteht der Gesetzgeber unter anderem, dass alle Arbeitsmittel,
01:10:39und dazu gehört auch eine solche Halle, die hier errichtet wurde,
01:10:42den Anforderungen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes voll entsprechen.
01:10:45Das heißt, Markgraf hatte sich nebenbei schuldig gemacht des Straftatbestandes der Verletzung der Bestimmung des Gesundheits- und Arbeitsschutzes.
01:10:58Darüber hinaus ist, davon war schon die Rede, erheblicher Sachschaden entstanden.
01:11:03Das heißt, Markgraf hat die Ursache dafür gesetzt, dass Produktionsmittel beschädigt wurden,
01:11:09dass ein hoher volkswirtschaftlicher Schaden eingetreten ist.
01:11:15Das gilt als strafbar im Sinne des Tatbestandes der Wirtschaftsschädigung nach § 167 des Strafgesetzbuchs.
01:11:24Markgraf hat ja nun im Laufe der Zeit eine große Praxis entwickelt.
01:11:29Das heißt, er hat eine große Anzahl von Bauten konstruiert, die dann ausgeführt worden sind.
01:11:35Was ist mit den Bauten, die nicht eingestürzt sind?
01:11:37Ja, im Wege der Ermittlungen wurden selbstverständlich sämtliche Projekte überprüft, an denen Markgraf beteiligt war.
01:11:46Es stellte sich heraus, dass mehrere Objekte, wo er insbesondere Werkstattzeichnungen angefertigt hatten,
01:11:53ebenfalls über fehlerhaft berechnete Binder in der Stallkonstruktion verfügten.
01:11:59Das heißt, es mussten Abstützungen vorgenommen werden an diesen Gebäuden, Umbauten und so weiter und so fort.
01:12:04Also die Sicherheit ist gewährleistet?
01:12:06Ja, die ist auf jeden Fall gewährleistet worden.
01:12:09Das heißt, es ist weiterer materieller Schaden eingetreten, wenn auch in diesen anderen Fällen Menschen wie zum Glück nicht zu Schaden kamen.
01:12:16Ja, ich würde jetzt gerne nach dem Strafmaß fragen.
01:12:22Und dabei interessiert mich, ist das sicher nicht nur der berufliche Aspekt gesehen worden, sondern das Gesamtverhalten.
01:12:31Markgrafs, ein Mann, der sicher mit Idealen angefangen hat, aber im Laufe der Zeit auch durch das große Einkommen, was ihm sein selbstgemachter Konstrukteur gebracht hat, zu einer Demoralisierung geführt hat.
01:12:49Und unter anderem auch zu einer großen Überheblichkeit in der Selbsteinschätzung.
01:12:56Ja, ich glaube, man muss davon ausgehen, dass es sich beim Fall Markgraf oder bei Markgraf nicht um eine einmalige Entgleisung handelte, sondern um eine permanente Pflichtverletzung, die letztlich zur Straftat führen musste.
01:13:11Das Gericht hat auch insbesondere seine krass egoistischen Motive mit in Rechnung gestellt, als es zur Strafzumessung kam.
01:13:24Denn ich meine, Markgraf hätte ja die Möglichkeit gehabt, jederzeit eine Tätigkeit auszuüben, die seinen Kenntnissen und seinen Fähigkeiten entsprochen hätte.
01:13:32Aber ihm ging es ja insbesondere darum, sich als privater Konstrukteur ungerechtfertigt hohe Verdienste zu verschaffen.
01:13:40Ich erinnere insbesondere an seine Steuerrückstände.
01:13:44Und dafür nahm er eben Pflichtverletzungen dieser gravierenden Art mit in Kauf.
01:13:51Der schwerste Tatbestand, den Markgraf erfüllt hatte, war der Tatbestand der Verletzung der Bestimmung des Gesundheits- und Arbeitsschutzes nach §193 des Strafgesetzbuchs.
01:14:01Das Gericht ging davon aus, dass der schwere Fall gegeben ist, in mehrfacher Hinsicht, weil es mehrere Tote gegeben hatte und außerdem Markgraf seine Pflichten in besonders krasser Weise verletzt hatte.
01:14:17Dieser Tatbestand sieht Freiheitsstrafe zwischen einem und fünf Jahren vor.
01:14:23Das Gericht entschied sich für die Höchststrafe und verurteilte Markgraf zu fünf Jahren Freiheitsentzug.
01:14:29Wie ist denn das mit dem Schadenersatz? Hat der Schaden, der Schaden muss ja irgendwie ersetzt werden.
01:14:35Markgraf ist darüber hinaus dem Grunde nach zum Schadensersatz verurteilt worden.
01:14:40Was heißt das dem Grunde nach?
01:14:42Im Grunde nach heißt das, dass er schadensersatzpflichtig ist.
01:14:46Die genaue Höhe des Schadens muss meistens noch durch Gutachten und so weiter ermittelt werden.
01:14:52Das heißt, die wird später festgesetzt.
01:14:53Das wird im Laufe der Zeit erst herausstellen, der eigentliche Schaden, den er angerichtet hat.
01:14:56Ja, ich darf aber vielleicht doch noch eine Bemerkung zum Strafmaß machen, um Missverständnissen vorzubeugen.
01:15:02Es handelte sich hier um fahrlässige Tötung.
01:15:05Markgraf war nicht nachzuweisen, dass er etwa den Tod dieser Arbeiter gewollt hätte oder auch nur ins Kalkül gezogen hätte.
01:15:12Es handelte sich also weder um Mord noch um Totschlag.
01:15:17Das muss man natürlich beim Strafmaß berücksichtigen.
01:15:20Michaela fragt im Stück Markgraf einmal, wollte denn niemand eine Zulassung sehen?
01:15:25Daraus ergibt sich die Frage, inwieweit haben sich die Auftraggeber Markgrafs zumindest moralisch mitschuldig gemacht?
01:15:35Ja, diese Frage ist sehr berechtigt.
01:15:38Denn die Auftraggeber von Markgraf haben sich nicht nur moralisch, sie haben sich auch rechtlich unkorrekt verhalten.
01:15:45Denn auch nach der Rechtslage, die bestand, als der Fall Markgraf akut war, hätten die Auftraggeber die Pflicht gehabt, sich erstens die Zulassung von ihm zeigen zu lassen
01:16:00und zweitens den Betrieb, dem Markgraf hätte zugeordnet sein müssen, um die Zustimmung zu diesem Vertrag zu ersuchen.
01:16:08Da Markgraf weder eine Zulassung hatte, noch einen volkseigenen Projektierungsbetrieb, dem er zugeordnet war,
01:16:15hätte es sich bald herausgestellt, dass es unmöglich ist, mit diesem Mann einen Vertrag zu schließen.
01:16:20Der Mangel des damals geltenden Rechts bestand allerdings darin,
01:16:24dass das Gesetz keine Sanktionen, keine Zwangsmaßnahmen gegen diejenigen vorsah, die trotzdem einen solchen Vertrag abschlossen.
01:16:34Inzwischen hat der Gesetzgeber eine neue rechtliche Regelung geschaffen,
01:16:41und zwar in Gestalt der Anordnung über die Ausführung von Projektierungs- und Konstruktionsleistungen,
01:16:47unter anderem auch durch private Ingenieure und Architekten vom 10. September 1971.
01:16:52Diese Anordnung bestimmt im Übrigen, dass private Architekten und Ingenieure neu überhaupt nicht mehr zugelassen werden dürfen.
01:17:01Was ist der Grund dafür, dass keine Konstrukteure, Architekten und Ingenieure freischaffen mehr zugelassen werden?
01:17:11Ja, man sagt, dass sich das Wissen der Menschheit im Laufe von acht bis zehn Jahren verdoppelt.
01:17:17Wenn das auch auf die Volkswirtschaft zutrifft, und ich glaube, dass es zutrifft,
01:17:22und dass es insbesondere auf das Bauwesen zutrifft, bedeutet das, dass der Einzelne heute überfordert ist,
01:17:28den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, die Revolution, die sich im Bauwesen vollzogen hat,
01:17:33zu verarbeiten und praktisch anzuwenden.
01:17:35Erinnern Sie sich, wie wir vor 20 Jahren gebaut haben?
01:17:38Ein Kalk, ein Stein oder umgekehrt.
01:17:41Das alles ist überholt.
01:17:42Heute werden in der DDR, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe,
01:17:47über 85 Prozent aller Neubauten montiert.
01:17:50Das heißt, durch die Anwendung der Großblockbauweise,
01:17:52durch die Anwendung moderner Stahlkonstruktion und so weiter und so fort.
01:17:57Das übersteigt die Möglichkeiten eines Einzelnen.
01:18:01Das ist nur zu bewältigen durch Arbeitsteilung und durch sozialistische Gemeinschaftsarbeit.
01:18:06Ja, und wie ist das mit den zugelassenen, bisher zugelassenen Architekten, Konstrukteuren und Ingenieuren?
01:18:13Wie sichert sich der Gesetzgeber ab, dass ein Fall Maggraf sich nicht wiederholt?
01:18:18Ja, in der genannten Anordnung vom September 1971 gibt es ganz präzise Festlegungen.
01:18:26Danach muss bei jedem Vertrag, der mit einem privaten Projektant oder Architekten geschlossen wird,
01:18:33die Nummer und das Datum der Zulassung mit im Vertrag genannt werden.
01:18:37Das hat auch auf Rechnungen und anderen Dokumenten zu erscheinen,
01:18:40die mit solchen Verträgen im Zusammenhang stehen.
01:18:43All das, was die bisherigen Auftraggeber versäumt haben, jetzt abgesichert.
01:18:47Darüber hinaus ist vorgesehen, dass diejenigen, die eben mit illegalen Projektanten, wenn Sie so wollen,
01:18:55Verträge abschließen, auch mit Ordnungsstrafen belegt werden können, bis zu 1000 Mark.
01:19:01Und dass diejenigen illegalen Projektanten, die also keine Zulassung haben,
01:19:05ebenfalls mit einer solchen Ordnungsstrafe belegt werden können.
01:19:08Hinzu kommt, dass der Betrieb, der sich mit solchen Leuten vom Typ eines Maggraf einlässt,
01:19:15außerdem mit einer Geldsanktion belegt werden kann,
01:19:18die bis zum Fünffachen des Preises für die gesamte Projektierungsleistung betragen kann.
01:19:24Das heißt also, dass der Gesetzgeber, dass unser sozialistischer Staat auch in diesem Bereich des gesellschaftlichen Lebens
01:19:31alles getan hat, um das Wohl des Menschen, seine Sicherheit und sein Leben in den Mittelpunkt des Rechts zu stellen.
Empfohlen
44:18
|
Als nächstes auf Sendung
29:58
1:03:27
1:26:16
47:04
1:24:10
1:31:46
1:37:52
1:27:37
46:43
1:18:06
47:40
1:15:33
1:29:15