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Transkript
00:00:00oder minder schwieriger Weg zurückzulegen.
00:00:03Hin und wieder führt dieser Weg selbst an der Anklagebank nicht vorbei.
00:00:08Wenn wir heute, meine Damen und Herren,
00:00:11Ehe- und Familienprobleme in den Vordergrund der Debatte stellen,
00:00:14so auf ausdrücklichen Wunsch vieler Zuschauer.
00:00:18Die Strafsache, die wir für diese Sendung auswählten,
00:00:21ist im Grunde genommen die Ehegeschichte von Rosemarie und Peter Enders.
00:00:26Sie, Rosemarie Enders, ist Jahrgang 1943 und kriegsweise.
00:00:32Sie wuchs in Heimen und bei weitläufigen Verwandten auf.
00:00:36Nach der Grundschule musste sie auf eine Berufsausbildung verzichten,
00:00:39um schneller Geld zu verdienen.
00:00:42Er, Peter Enders, ist Jahrgang 1942.
00:00:46Zwar ohne Vater großgezogen, wuchs er doch in geordneten Verhältnissen auf.
00:00:51Mit 17 schon hatte er seinen Facharbeiterbrief in der Tasche
00:00:54und heute ist er ein anerkannter Mechaniker in einem volkseigenen Textilbetrieb.
00:01:00Wir haben die Geschichte dieser beiden noch einmal bis in die Zeit vor ihrer Heirat zurückverfolgt.
00:01:06Guten Abend, Mama.
00:01:25Guten Abend.
00:01:25Einen Hunger habe ich.
00:01:26Kann es schnell gehen?
00:01:31Was gibt es denn?
00:01:33Grüne Bohnen.
00:01:33Oh, prima.
00:01:40Sie sind ja lecker, Mama.
00:01:49So, danke.
00:01:57Guten Appetit.
00:01:58Schmeckt klasse.
00:02:18Ist irgendwas, Mama?
00:02:20Du bist so einsilbig.
00:02:21Oder habe ich wieder eine Zigarettenkippe in der Küche rumliegen lassen?
00:02:24Habe ich mir je über Kleinigkeiten den Kopf zerbrochen?
00:02:27Du machst nicht so spannend, erzähl schon.
00:02:34Hast du mir nichts zu erzählen?
00:02:36Nein, bei mir ist nichts besonders.
00:02:39Bei mir ist alles in Butter.
00:02:40Das musst du wissen.
00:02:42Dann sind es halt Gerüchte, die in meiner Verkaufsstelle kursieren.
00:02:44Daher wird der Wind.
00:02:49Na ja, was ist denn schon dabei, dass ich eine Freundin habe?
00:02:53Nichts ist dabei.
00:02:55Ich freue mich für dich.
00:02:56Aber vielleicht wäre es ganz angebracht, wenn du mir dein Mädchen mal vorstellst.
00:03:00Bevor ihr zum Standesamt geht, meine ich.
00:03:03Oder hast du kein Vertrauen mehr zu mir?
00:03:05Mama, mit Vertrauen hat es wirklich nichts zu tun.
00:03:09Wir sind uns auch erst in den letzten Tagen einig geworden.
00:03:12Aber nicht, dass du denkst, ich kenne sie kommende Woche.
00:03:14Kommende Woche, das wäre allerdings stark untertrieben.
00:03:16Seit du von der Armee zurück bist, kommst du unregelmäßig und spät nach Hause.
00:03:23Ja, das...
00:03:24Das habe ich mir schon lange gedacht, dass du was gemerkt hast.
00:03:28Aber ich wollte nicht drüber reden, bevor wir uns nicht einig waren.
00:03:30Also, ich habe Rosi kennengelernt, kurz bevor ich zur Armee ging.
00:03:38Und dann haben wir uns die ganze Zeit geschrieben und auch manchmal gesehen.
00:03:41Verstehst du schon?
00:03:42Na ja.
00:03:44Und in 18 Monaten, da erfährt man so alle Hand voneinander
00:03:46und verguckt sich nicht allein in ein hübsches Gesicht.
00:03:49Stell dir vor, Rosi hat nie ein richtiges Zuhause gehabt.
00:03:52Ihre Mutter kennt sie nur von Fotos.
00:03:55Und ihr Vater ist auch gefallen.
00:03:58Sie hatte nur den Abschluss der siebten Klasse
00:04:00und arbeitet ja irgendwo in so einer Küche.
00:04:02Aber da will sie nicht bleiben.
00:04:03Sie wird deinen Beruf lernen.
00:04:04Und dir gefällt sie bestimmt auch, Mama.
00:04:07Und es geht gut mit uns, glaub mir.
00:04:09Ich habe mir es gründlich überlegt.
00:04:10In deine Wahl will und kann ich dir auch nicht reinreden.
00:04:14Aber du bist noch so jung, Peter, musst denn gleich geheiratet werden.
00:04:17Du wolltest doch studieren, Ingenieur werden,
00:04:20reisen, die Welt ansehen.
00:04:22Ich will dir Rosi nicht ausreden.
00:04:24Und an meiner Schürze sollst du auch nicht ewig hängen.
00:04:27Aber ich möchte dir Sorgen ersparen.
00:04:29Die später ohnehin kommen.
00:04:31Und wenn Rosi auch noch lernen soll,
00:04:33dann wirst du vielleicht zurückstehen müssen.
00:04:36Da geht es nicht mehr so einfach mit dem Kopf durch die Wand.
00:04:40Haushalt, Familie, vielleicht Kinder.
00:04:43Das ist nicht leicht, nicht mal heute.
00:04:46Alles wird gehen, Mama, mit Rosi bestimmt.
00:04:48Das soll auch schief gehen.
00:04:51Wir lieben uns.
00:04:51Wirklich, Mama.
00:04:56So, und jetzt gehe ich noch auf den Sprung zu ihr, ja?
00:04:57Hier ist der Brief von Rosi an dich, der war im Kasten.
00:05:00Hm.
00:05:01Die ist verrückt geworden.
00:05:17Aber hast du meinen Brief nicht bekommen?
00:05:40Ja eben.
00:05:41Bist du plötzlich übergeschnappt?
00:05:42Was soll ich denn davon halten?
00:05:43Ja, du wirst mich die nächsten Wochen nicht sehen.
00:05:45Du wirst ja alles noch mal überlegen.
00:05:47Ja, was wird denn hier überhaupt gespielt?
00:05:49Na los, lass mich schon rein.
00:05:50Nein, ich will nicht.
00:05:51Aber ich will.
00:06:00So.
00:06:01Jetzt wollen wir uns mal in aller Ruhe ausquatschen.
00:06:04Was soll der Blödsinn hier?
00:06:05Kannst du mir das mal erklären?
00:06:06Nicht so laut, er schläft.
00:06:07Und du hast Humor.
00:06:10Setz mir den Stuhl vor die Tür und ich soll rutsigst nicht mehr auf nach was gehören.
00:06:12Leise, er hört uns doch schon.
00:06:14Und wenn, um uns geht's hier.
00:06:16Los, schaff den Bennebeck dort, wo er hingehört.
00:06:25Er gehört mir.
00:06:28Dir?
00:06:29Er war bis jetzt bei einer Tante von mir.
00:06:34Die kann ihn aber nicht mehr nehmen.
00:06:35Sie ist operiert worden und liegt im Krankenhaus.
00:06:39Er ist richtig deiner?
00:06:41Tja, hoffentlich bekomme ich einen Platz im Kindergarten für ihn.
00:06:57Uwe kommt nächstes Jahr ohnehin zur Schule.
00:06:59Mit dem Hort soll's ja nicht so schlimm sein.
00:07:03Nur mal eins nach dem anderen, bitte.
00:07:06Er, er war bei einer Tante.
00:07:08Sollte er immer dort bleiben?
00:07:09Ich weiß nicht.
00:07:12Ja, und wenn das nun nicht passiert wäre, mit dem Krankwerden meine ich dann,
00:07:17dann hättest du nie einen Ton gesagt?
00:07:23Ich weiß es nicht, Peter.
00:07:26Ich wollte dich nicht belügen, aber...
00:07:27Aber du machst es.
00:07:29Mensch, Rosi.
00:07:31Wenn ich dich nicht so sehr lieben würde,
00:07:33so einen Schwindel könnte ich dir nicht verzeihen.
00:07:36Hast ein Kind und sagst mir nichts.
00:07:38Das ist mir unbegreiflich.
00:07:51Ich dachte, das wird sich alles irgendwie lösen.
00:07:55Ich hab mich einfach nicht getraut.
00:07:57Und...
00:07:58Hieß er auch, Uwe?
00:08:02Nein, Dieter.
00:08:04Kenne ich ihn?
00:08:05Der wohnt nicht mehr hier, schon lange nicht mehr.
00:08:08Ja, und schreibt er euch noch?
00:08:11Warum denn?
00:08:11Eine schöne Mitgift, das hättest du mir doch sagen können.
00:08:28So, jetzt lass mich noch mal durchgehen, ja?
00:08:31Also, auf IG oder Wohnungsamt übernehme ich Kindergartenplatz.
00:08:37Werde ich auch regeln?
00:08:38So sehr brauchst du nicht zu flüstern.
00:08:39Wenn Kinder schlafen, schlafen sie ganz tief.
00:08:43Ja?
00:08:45Na gut, lange nicht später.
00:08:47Bei uns.
00:08:49Standesamt.
00:08:50Müssen wir schon beide hin, was?
00:08:55Geldangelegenheiten.
00:08:57Ab sofort ich.
00:08:59Hast du eigentlich was gespart?
00:09:01Nein, im Gegenteil.
00:09:03Frau Schauschmittel kommt noch zweimal Miete von mir.
00:09:06Sie hat mir den Aufschub aber selber angeboten.
00:09:08Ich musste doch Uwe holen.
00:09:09Und außerdem musste ich mir ein neues Kleid zu deiner Rückkehr kaufen.
00:09:13Natürlich.
00:09:15Als ob's darauf angekommen wäre.
00:09:18Na, Schwamm drüber.
00:09:19Ich hab etwa 2000 Mark.
00:09:24Tja, sollte ein Motorrad werden, aber das müssen wir jetzt erstmal verbuttern, anders geht's
00:09:27nicht.
00:09:28Aber du, die 2000 M-chen, die borg ich uns nur sozusagen.
00:09:30Und wenn wir klargekommen sind, dann kommt der Schlitten vor die Tür.
00:09:33Und leichtsinnig sein ist nicht mehr in Zukunft, da wird jeder Groschen zweimal umgedreht.
00:09:37Sonst klappt's nicht, Frau Enders.
00:09:40Frau Enders.
00:09:42Sag mal, kannst du da in Zukunft den Namen überhaupt schon schreiben?
00:09:44Bitte.
00:09:53Bisschen langsamer.
00:09:55So geht das.
00:09:57So.
00:09:58Jetzt wollen wir mal weitermachen.
00:10:01Möbelkredit.
00:10:02Werde ich mal selber hingehen.
00:10:03Ach so, ja, und das mit der Scharschmidt, das regle ich auch.
00:10:07Du, dann kannst du gleich mit ihr wegen der Kammer gegenüber reden.
00:10:10Sie benutzt sie fast nie.
00:10:12Tja, du, das, das wär wirklich ne Übergangslösung.
00:10:14Schreib ich gleich dazu.
00:10:16Kammer.
00:10:18Prima.
00:10:19So.
00:10:20Bleibt der Beruf.
00:10:22Dein Beruf, Rosi, was machen wir da?
00:10:26Ja, ich hätt ja ganz gern einen richtigen Beruf.
00:10:29Aber wie ich das schaffe.
00:10:30Ja.
00:10:31Weißt du nicht was?
00:10:32Lass mich mal machen.
00:10:35Ich horch mal in meinem Betrieb rum.
00:10:37Aber nicht wieder in der Küche.
00:10:39Na logisch.
00:10:41Kannst du eine Maschine nehmen?
00:10:43So ein bisschen, so richtig hab ich's nie versucht.
00:10:45Du, das lernt sich.
00:10:46Wir haben bei uns viele, die haben als Anlernling angefangen
00:10:48und in zwei Jahren konnten sie ihren Facharbeiter nachmachen.
00:10:51Du, das ist die Möglichkeit.
00:10:53Da muss ich sicher ne Menge lernen.
00:10:56Mhm.
00:10:57Und denken.
00:10:59Aber jetzt denken wir doch beide, Rosi.
00:11:01Da klappt's schon, wusste ich.
00:11:02So, und jetzt schmeiß mich raus.
00:11:06Machen Sie sich schon klarer.
00:11:07Wirst du zu Uwe lieb sein?
00:11:18Zu dir bestimmt mehr.
00:11:19Aber zu ihm auch.
00:11:21Bin doch kein Menschenfresser.
00:11:22Wenig später, im Sommer 1964, heirateten die beiden.
00:11:33In den Jahren vor ihrer Ehe hatte Rosemarie Enders manche Enttäuschung erlebt.
00:11:40Umso mehr war Peter Enders nun der Dreh- und Haltepunkt all ihrer persönlichen Hoffnungen und Wünsche.
00:11:46Seiner Führung ordnete sie sich nahezu bedingungslos unter in der Gewissheit, jetzt habe ich endlich einen Menschen für mich ganz allein, der mich liebt, den mein Kind nicht stört, der klüger ist als ich, der einfach alles erreichen kann.
00:12:01Alle Voraussetzungen für den Start in eine harmonische Ehe schienen also gegeben.
00:12:07Aber eine Ehe ist niemals etwas Statisches, ein für allemal Gegebenes, nichts Unveränderliches.
00:12:15Denn keiner der Partner will mehr auf der Stelle treten, wenn ihm, zumal wie in unserer Gesellschaft, alle Möglichkeiten zur Entfaltung seiner Persönlichkeit offenstehen.
00:12:23Schauen wir uns einmal an, wie diese Möglichkeiten in unserem Falle genutzt wurden und wie es 1966, zwei Jahre später also, in der Familie Enders aussah.
00:12:39Ist ja gut, mein Sohn und Mats, nur sei doch mal ruhig, kriegst doch gleich deine Milch.
00:12:45Du, Vati, malst du mir gleich Gratulationen rein?
00:12:48Platz gelassen habe ich. Und am schönsten wäre Brot.
00:12:51Später, später, erst müssen wir mal Torsten abfüllen, dann gehörst doch.
00:12:56Wo habe ich denn bloß das Letzchen hingetan?
00:13:01Ach, steh doch bitte mal auf. Hast schön weich gesessen, was?
00:13:05Oh, das ist wirklich nicht gemerkt, Vati.
00:13:09Au, die ist zu heiß.
00:13:11Und, meinst du wirklich?
00:13:12So macht's Mutti und wenn's nicht wehtut, dann ist die Milch gut.
00:13:16Der Nucke hat ja überhaupt kein Loch.
00:13:19Tatsächlich. Hol mal eine Schere.
00:13:21Eine Schere? Mutti nimmt eine glühende Nadel.
00:13:23Na, dazu haben wir jetzt keine Zeit. Bring einfach eine Nadel.
00:13:31Ja, du machst schon, ich kann jetzt nicht.
00:13:33Am Nähkasten habe ich nichts zu suchen, hast du nur nicht gerade gesagt.
00:13:37Im Prinzip, Uwe, aber heute ist Muttis Prüfung, heute ist Ausnahme.
00:13:46Hier.
00:13:46Oh, Ungeschick, verlass mich nicht.
00:13:51Heute ist wirklich Ausnahme, Vati.
00:14:04Na, bist du gefrieden?
00:14:07Den Punkt hast du vergessen.
00:14:09Ja, den können wir uns sparen.
00:14:11So, und du schwöre jetzt ab, mein Lieber.
00:14:14Oh, kann ich nicht warten, Vati?
00:14:17Na, eigentlich müsste Mutti ja längst hier sein.
00:14:20Aber leg dich mal lieber hin.
00:14:21Wenn's nicht zu spät wird, zwecken wir dich.
00:14:22Na gut.
00:14:23Nachts, Vatlein.
00:14:24Nachts.
00:14:24Vatlein.
00:14:35uliß.
00:14:38Jiménez.
00:14:40Okay.
00:15:10Du, Vati!
00:15:27Ja, was ist denn?
00:15:28Ist Mutti schon da?
00:15:29Nein, nein, schlaf mal.
00:15:40Du, Vati!
00:16:10Nun, nein, nein, nein.
00:16:17Nein, nein, nein, nein, nein.
00:16:22Guten Abend.
00:16:35Wir haben es geschafft, Peter, alle zusammen. Freust du dich?
00:16:40Doch, gratuliere.
00:16:41Du hast mich ein bisschen sehr lange auf diese Nachricht warten lassen.
00:16:44Findest du nicht auch?
00:16:44Nein, morgen nicht gleich. Hol mir lieber eine Vase.
00:16:47Ich erzähle dir auch alles.
00:16:55Das Offizielle hat natürlich nicht so lange gedauert.
00:16:59Bloß dann kam jemand auf die Idee, wir könnten noch ein bisschen unter uns stehen.
00:17:02Und da sind wir ins Startkaffee und haben uns natürlich festgequatscht.
00:17:06Ist denn das so schlimm? Am Tag meiner Prüfung.
00:17:10Das ist nicht schlimm, dass Uwe gewartet hat, dass ich gewartet habe.
00:17:13Du bist wieder da, bist heil und gesund, also ist gar nichts schlimm.
00:17:17Aber böse bist du trotzdem, das merke ich doch.
00:17:20Böse.
00:17:26Enttäuscht bin ich.
00:17:28Aber ich habe mich doch nicht rumgetrieben.
00:17:30Du kennst sie doch alle, mit denen ich zusammen war.
00:17:33Und viel getrunken wurde auch nicht.
00:17:39Oder haben wir die Kinderärger gemacht?
00:17:43Wenn du schon so begriffsstutzig bist, dann muss ich dir eben sagen, was mich stört.
00:17:47Monatelang habe ich auf diesen Tag genauso gewartet wie du.
00:17:51Deine Prüfung, deine Feier.
00:17:53Mach mal weiter so.
00:17:53Das ist nämlich meine Prüfung ebenso.
00:17:57Denn schließlich haben wir es nur gemeinsam geschafft, wenn du dir das mal überlegen willst.
00:18:00Und dann sitze ich ja rum wie bestellt und nicht abgeholt.
00:18:01Mach mir doch Sorgen, sieh dich im Krankenhaus.
00:18:04Soll ich da noch lange reden?
00:18:05Ich gehe schlafen.
00:18:07Peter, das habe ich doch nicht gewollt.
00:18:09Das kommt auch nie wieder vor.
00:18:11Das verspreche ich dir.
00:18:11Na komm, du gratulierst mir und ich gratuliere dir.
00:18:19Das ist ja nun wieder übertrieben.
00:18:21Ich will dir doch deine Leistung nicht absprechen, Rosi.
00:18:24Aber, dass du mich heute so ganz vergessen hast, das hat mich geärgert.
00:18:30Soll ich uns noch einen Kaffee machen?
00:18:33Kaffee.
00:18:34Ein bisschen warm wird da sein.
00:18:43Aber meine Schuld ist es nicht.
00:18:49Lass mal, Uwe.
00:18:50Dicke, du mal die Schnur zusammen.
00:18:51Hier.
00:19:04Du, Mutti, sieht ja prima aus.
00:19:06Befällst du dir?
00:19:08Wo wollen wir denn die hinstellen, hm?
00:19:10Na, gib mal.
00:19:11Du, hier neben den Sessel.
00:19:13Guck mal.
00:19:14Nein.
00:19:14Nein.
00:19:17Hier an die Couch.
00:19:18So?
00:19:19Ja, das sieht besser aus.
00:19:20Gut.
00:19:20Dann gib mir mal Glühwein rüber.
00:19:22Wo sind Sie denn, Mutti?
00:19:23Na, auf dem Tisch unter der Tasche da.
00:19:30Danke.
00:19:32Ich brauche noch eine.
00:19:34Mord du mal den Stecker rein.
00:19:54Anknüpfen auch.
00:20:00Guten Abend.
00:20:02Was ist denn hier los?
00:20:04Die hat Mutti gekauft.
00:20:05Sieht auch toll aus, wa?
00:20:06Was?
00:20:06Du hast die gekauft und vorher hast du das Geld?
00:20:08Heute gab es welches.
00:20:10Ich bin auch jetzt in der neuen Lohngrube.
00:20:12Hier.
00:20:12Die sind für dich.
00:20:13Zu den grauen Hosen.
00:20:14Gefallen sie dir?
00:20:15Guck mal, der ist für Thorsten.
00:20:16Erstmal für sonntags.
00:20:17Er wächst schnell raus und da habe ich ein bisschen reichlich gekauft.
00:20:21Und den habe ich bekommen.
00:20:23Na, dann verschwinde mal mit deinem Ball.
00:20:24Ich habe mit Mutti zu reden.
00:20:25Sag mal, du spielst dir den Weihnachtsmann mit welchem Geld um Himmels Willen.
00:20:34Peter, ich bin froh, dass ich endlich mehr verdiene.
00:20:36Da wollte ich uns allen eine Freude machen.
00:20:38Ohne vorher mit mir zu sprechen.
00:20:39Aber es ist doch nichts verschwendet.
00:20:41Und außerdem ist es mein Geld.
00:20:44Und was ich immer abgegeben habe, das ist hier.
00:20:48Ja, Rosi, bist du so naiv oder tust du nur so?
00:20:51Wo wollen wir denn hinkommen, wenn du solche Extratouren machst?
00:20:54Auch wenn du jetzt mehr verdienst, muss doch alles genau eingeteilt werden, Mädel.
00:20:59Sag bloß, du willst mich weiterhin mit 30 Mark Taschengeld im Monat abspeisen.
00:21:02Und um jedes Paar Strümpfe muss ich erst betteln.
00:21:04Nein.
00:21:05Und ja, es geht nicht anders.
00:21:09Überleg doch mal vernünftig.
00:21:12Wenn ich die letzten Jahre deinen Standpunkt gehabt hätte, was wäre dann aus uns allen geworden?
00:21:17Deine Ausbildung hat nämlich mein Taschengeld mit aufgefressen.
00:21:20Und hier der Sessel und die Couch und die Schrankteile und Kleider für dich und Uwe.
00:21:25Nee, meine Liebe.
00:21:26Hier kann ich Anarchie ausbrechen, bloß weil du jetzt mehr Geld nach Hause bringst.
00:21:30Das verstehe ich doch alles.
00:21:32Aber ich habe mir gedacht, wir bestimmen jetzt gemeinsam über unser Geld.
00:21:36Wie das bisher war, das kann doch bloß eine Übergangslösung gewesen sein.
00:21:42Einteilen ist deine schwache Seite, das weißt du selbst.
00:21:44Das überlass lieber mir, ich kann's.
00:21:45Das liegt bei uns in der Familie.
00:21:48Natürlich bekommst du jetzt mehr Wirtschaftsgeld.
00:21:52Und 50 Mark Taschengeld.
00:21:5410, 20, 30, 40, 50.
00:22:00Da kannst du jede Woche zum Friseur rennen.
00:22:05Dafür habe ich nur in zwei Jahren gelernt.
00:22:07Damit du mir von meinem Lohn das Taschengeld zuteilst.
00:22:10Aber Ruthchen, die sind doch hier nicht im Friseursalon.
00:22:24Sorgen haben die.
00:22:25Ziehe ich ein Kleid an oder muss ich ein Kostüm fahren?
00:22:28Ruthchen tut, als ob sie eine Urlaubsreise machen wollte.
00:22:32Ich sag, du kommst wie immer.
00:22:34Eine Exkursion ist doch Arbeit.
00:22:35Da hat sie mich angeguckt, als ob ich nicht ganz gesund bin.
00:22:38Weiß sie doch.
00:22:39Für viele ist das eine Art Ausdruck.
00:22:41Na schon.
00:22:42Aber so ein Aufwand für eine Sache hier, Betriebsbesichtigung.
00:22:45Da kommst du doch nicht auf Äußerlichkeiten an.
00:22:48Oder lässt du dir auch noch die Haare färben?
00:22:51Ich komme gar nicht mit.
00:22:53Wenn du würdest tag, warum denn nicht?
00:22:56Der Kleine ist nicht in Ordnung.
00:22:58Na, du bringst ihn doch aber in die Krippe.
00:23:01Du kannst doch gar nicht so schlimm sein, wenn sie ihn dir dort abnehmen.
00:23:03Nein, trotzdem. Ich muss abends zu Hause sein.
00:23:06Ich habe Familie.
00:23:08Ach, und wir anderen haben einen Hund.
00:23:11Rosi, dein Mann ist doch nicht auf den Kopf gefallen.
00:23:14Der wird doch seinem Sohn mal eine Flasche geben können.
00:23:16Du kochst alles vor, stellst dir mal alles hin.
00:23:18Die Granat macht das auch so.
00:23:20Die hat drei Kinder.
00:23:22Oder magst du nicht?
00:23:24Mit der ganzen Truppe.
00:23:25Was du dir ausdenkst.
00:23:26Denn wie kannst du das ruhig sagen?
00:23:28Das ist nichts für jeden, so eine Eintagesruhmreiche.
00:23:31Kollegin, Sie sehen hier, Sie sehen da, wir werden, wir müssen, wir können und so weiter und so weiter.
00:23:38Bis man ein bisschen über den eigenen Gartenzaun gepeilt wird, das kann nicht schaden.
00:23:44Du brauchst mich nicht zu agitieren, das sehe ich alles wie du.
00:23:47Würde mir ja sogar Spaß machen.
00:23:49Nur siehste.
00:23:51Das geht aber nicht.
00:23:54Warum denn nicht?
00:23:54Ich kann das Peter nicht zumuten.
00:23:58Neulich gab es schon einen Krach wegen unserer Prüfungsfeier.
00:24:01Aber das ist doch ein Unterschied.
00:24:04Also ausgerechnet dein Mann soll was gegen Qualifizierung haben, das ist doch lächerlich.
00:24:09Aber bitte sei still, das braucht ja nicht gleich jeder zu hören.
00:24:11Außerdem darum geht es ja auch gar nicht.
00:24:13Aber nun sei doch nicht gleich so empfindlich.
00:24:16Mir wird es bloß nicht in den Kopf, dass es für einen Tag nicht eine Lösung geben soll.
00:24:19Wir haben zwei Omas zu wenig.
00:24:21Seit Peters Mutter weggezogen ist, hat Emil doppelt viel Heldwosen.
00:24:24Gisela, wenn du mir einen Gefallen tun willst, sag das auch den anderen.
00:24:31Nicht, dass sie denken, ich will mich ausschließen.
00:24:33Aber ich habe meine Gründe.
00:24:35Nee, gut.
00:24:38Ach du, die Hilze macht mich ganz lahm.
00:24:41Ich bin froh, dass ich alles trocken rein habe.
00:24:45Soll ich dir einen Saft machen?
00:24:47Hey, lass mal.
00:24:48Mir fehlt vor allem was Kühles von außen.
00:24:52Warte mal.
00:24:52Hey, kurz vor fünf, sag mal, schaffen wir es in einer halben Stunde?
00:24:56Dann lohnt es sich noch einen Sprung ins Freibad.
00:24:59In zehn Minuten sind wir fertig.
00:25:01Du, dann könntest du doch Uwe vom Ort abholen und mitnehmen.
00:25:04Ja, das kann ich machen.
00:25:04Los, dann kurz mal ran, dass ich schnell wegkommen.
00:25:06Oh, nö, wer ist denn das?
00:25:14Tag, Gisela.
00:25:16Stilke?
00:25:17Nein, gar nicht.
00:25:18Bitte gehen rein.
00:25:19Guten Tag.
00:25:21Tag, Gisela.
00:25:22Setz dich doch.
00:25:23Danke.
00:25:23Da?
00:25:24Ja.
00:25:24Wir wollen uns beeilen.
00:25:26Peter will noch ins Freibad.
00:25:28Ich habe euch was mitgebracht.
00:25:30In der Tasche steckt es nicht.
00:25:32Ich habe eine Oma für euch eingekauft.
00:25:33Eine Oma?
00:25:34Wer braucht denn hier eine Oma?
00:25:37Willst du eine Zigarette?
00:25:38Nee, danke.
00:25:40Es handelt sich um eine Exkursion.
00:25:42Ich verstehe trotzdem nur Bahnhof.
00:25:44Na, ihr seid vielleicht Herzchen.
00:25:47Rosi jammert rum, dass sie nicht mitfahren kann, weil Torsten krank ist und abends eine
00:25:51Frau ins Haus gehört.
00:25:52Da habe ich mein Köpfchen angestrengt und eine prima Oma aufgetan.
00:25:56Die kommt, wenn ihr wollt.
00:25:57Versorgt Torsten und Rosi kann mitfahren.
00:25:59Ist das eine Lösung?
00:26:00Ja, du mach mal halblang.
00:26:01Rosi hat mir doch gesagt, die Fahrt ist freiwillig.
00:26:03Nur wer will, soll mitfahren?
00:26:04Ja, natürlich ist sie freiwillig.
00:26:07Gezwungen wird niemand.
00:26:09Aber Rosi wollte darauf verzichten, weil sie dachte, die wäre die Kinderbetreuung zu viel.
00:26:12Da habe ich mit Frau Grünfeld gesprochen, das ist meine Nachbarin.
00:26:15Eine pieksaure Frau, sehr kinderlieb.
00:26:18Meine Jungs sind sehr oft bei ihr.
00:26:19Die macht das mit Torsten.
00:26:21Du kannst Rosi beruhigt mitfahren lassen.
00:26:24Entschuldigt, ich habe den Eindruck, wir reden immer aneinander vorbei.
00:26:27Denkt ihr vielleicht, ich kann die Kinder nicht versorgen?
00:26:29Traut ihr mir das nicht zu?
00:26:31Ich war ja auch der Meinung, aber Rosi hat mir gesagt...
00:26:34Ich dachte, es wäre besser.
00:26:36Mensch, was ist denn da bloß wieder eingefallen?
00:26:38Ich wollte dich nicht behelligen.
00:26:39Ja, aber fremde Leute blässchen, anstatt hier den Mund aufzumachen, das kannst du.
00:26:42Meine Frau muss auf berufliche Dinge verzichten, weil ich ein Trottel bin.
00:26:49So ein Schwachsinn.
00:26:51Wie stehen wir denn da?
00:26:52Ach komm, Peter.
00:26:54Schnauze doch nicht rum.
00:26:56Wenn Rosi mitfährt, ist doch alles in Ordnung.
00:26:58Ja, natürlich fährt sie mit.
00:26:59Aber Gisela, machen das Missverständnis im Betrieb kein Gewesen.
00:27:03Das geht mich doch nichts an, ne?
00:27:08Tschüss, Rosi.
00:27:09Komm, bringe.
00:27:09Tschüss.
00:27:14Tschüss.
00:27:15Tschüss.
00:27:20Verschrobene Ansichten hast du neuerdings.
00:27:22Woher liegt denn das bloß?
00:27:28Eine Ehe ohne Würze kleiner Misshelligkeiten wäre fast so was wie ein Gedicht ohne R, schrieb
00:27:35einmal Georg Christoph Lichtenberg.
00:27:37Jene Art von Misshelligkeiten aber, wie sie in der Familie Enders nun immer häufiger wurden,
00:27:44hatten nichts mehr von der Pikanterie einer Ehe.
00:27:48Dass sich Rosemarie Zag-Pacharbeiterin qualifizierte, hatte auch im Sinne von Peter Enders gelegen,
00:27:54denn es vergrößerte den Reichtum der Familie.
00:27:56Dass sie gleichzeitig aber auch als Persönlichkeit gewachsen war, dass sie neue Partnerbeziehungen
00:28:02zu knüpfen suchte und ihre Gleichberechtigung anzumelden begann, das verstieß gegen das Wunschbild
00:28:08von seiner Frau.
00:28:10Was eine gesunde Ehe in der sozialistischen Gesellschaft ausmacht, nämlich, wie es das
00:28:16Familiengesetzbuch sagt, alle Angelegenheiten des gemeinsamen Lebens in beiderseitigem Einverständnis
00:28:22zu regeln, das erschien ihm ungewöhnlich und unakzeptabel.
00:28:27Vor allem wollte Peter Enders, wie noch so mancher Ehemann, nicht begreifen, dass auch
00:28:32in Bezug auf die Verwendung des gemeinsamen Vermögens keinem der Ehepartner ein Alleinentscheidungsrecht
00:28:38zusteht.
00:28:40So gingen zwar die Pläne der Familie fast ausnahmslos in Erfüllung, aber die innere Disharmonie
00:28:47konnte dadurch nicht aus der Welt geschafft werden.
00:28:49Zwei Jahre später, 1968, trug ihre Gemeinsamkeit auch bereits solche Züge.
00:28:57Meine Damen und Herren, es ist 5.45 Uhr, 15 Minuten vor 6 Uhr.
00:29:06Tröte, nicht um, es ist gleich 6.
00:29:08Wo ist dein Ratschen, Uwe?
00:29:16Hier, Mutti, Uwe.
00:29:18Du schlag hier keine Wurzeln, zieh dich ein und fliegs.
00:29:29Uwe, du hast doch heute Sport.
00:29:31Sag mal, muss ich an alles denken?
00:29:33Wo sind deine Turnschuhe?
00:29:34Im Flurschrank, Mutti.
00:29:39Ach, Tops, mir bist du auch mal.
00:29:46Komm, stell dich mal hin.
00:29:52Was wollte ich denn jetzt in die Turnschuhe?
00:29:54Nimmst du mal ein Hemd raus?
00:29:55Nehm dir doch mal selber, du siehst doch, wie ich noch da stehe.
00:29:57Schwö.
00:29:59Uwe, ich hänge ihn hier hin, vergiss ihn nicht und lass ihn nicht liegen.
00:30:04Ach, Tops, nun, wo ist der zweite Schuh?
00:30:07Ja.
00:30:07Ach, ne, komm, Tee.
00:30:10Ich bin mal alleine.
00:30:12Ja.
00:30:12Rosi!
00:30:13Ja, doch!
00:30:14Kannst du mir mal sagen, welches dann dich anziehen soll?
00:30:16Das ist doch egal, irgendeins!
00:30:19Das machen wir mal vor, wenn wir uns wieder verlaufen.
00:30:22Ach, komm, Tops, ich bin mal.
00:30:25Ich habe sie gewaschen und noch nicht nachgesehen.
00:30:27Na, nun, lass mal, das machen wir jetzt alleine.
00:30:29Ja, komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm, jeden Morgen ist hier ein Gerenner und ein Gehänsel.
00:30:33Ich möchte einmal erleben, dass du in Ruhe zum Tempel rauskommst.
00:30:39Ich muss ja auch alles alleine machen, hm?
00:30:40Ja, ja, ich weiß, ich weiß, ich weiß, ich kann ja reden.
00:30:43Sieh dir lieber an.
00:30:48Vergiss nicht, dir die Arbeit zu kennen.
00:30:50Warte, ich wollte nicht.
00:30:51Na, komm, setz dich mal hin.
00:30:52Ja, dann sieh mal zu, dass du auch fernig wirst.
00:31:06Ey, Ruthchen, nicht vordrängeln.
00:31:09Komm, was schön hier hinter, ja?
00:31:10Entschuldige, habe ich gar nicht gemerkt.
00:31:13Verständlich.
00:31:14In der Nähe, es verliert auch Ruthchen völlig ihren Kopf.
00:31:17Na, du hast nötig.
00:31:19In der letzten halben Stunde hast du doch kaum was geschafft.
00:31:21Immer mit den Augen bei Enders.
00:31:23Soll ich euch ein Autogramm von ihm bringen?
00:31:26Das bringst du fertig.
00:31:27Aber sicher.
00:31:28Nee, nischt gegen Leute, die was können.
00:31:30Und Enders versteht sein Fach.
00:31:3250.
00:31:333,50 Mark, aber nicht im Pfennigen, wenn ich bitten darf.
00:31:36Ein Kaffee tut's auch.
00:31:37Na, den spendier ich, ist ja meine Maschine.
00:31:39Woran lag's eigentlich? War's meine Schuld, oder?
00:31:41Habt ihr's geschafft?
00:31:41Ja, Maschine läuft.
00:31:43Dass der Transport blockiert, das kommt schon mal vor.
00:31:45Dafür gibt's verschiedene Gründe.
00:31:46Wenn Sie wollen, können wir gerne mal drüber reden.
00:31:47Denn Einfluss nehmen kann man natürlich darauf.
00:31:49Gisela, setzen wir uns doch alle nach Feierabend
00:31:51mal ne halbe Stunde zusammen.
00:31:52Kannst du das nicht organisieren?
00:31:54Aber sicher.
00:31:54Ich sprech mit dem Meister.
00:31:56Wunderbar.
00:31:57Ist eigentlich toll, wie der das so macht.
00:31:58Wo andere Stunden lang krummeln, genügt bei dem Einblick.
00:32:03Ein Pöppi.
00:32:04Schönen Dank.
00:32:06Schönen Dank.
00:32:07Veränder Sie Ihren Kaffee.
00:32:10Oh, nee, ich muss weg.
00:32:11Morgen, ja?
00:32:11Wieder weg.
00:32:12Veränder Sie.
00:32:14Leider, meine Damen.
00:32:15Aber auf mich wartet noch eine andere Maschine.
00:32:17Versteht sie?
00:32:18Hm?
00:32:22Vor dem Anna wollte ich sagen,
00:32:23du hast mich mal wieder schön blamiert mit deinen zu spät kommen.
00:32:25Du hast es nötig.
00:32:26Wie wärst du denn so lang?
00:32:31Ich hab nur nachgeatmet.
00:32:32Komm doch, ich hab deinen Tee schon mitgebracht.
00:32:37Du siehst völlig geschafft aus.
00:32:39Fühlt dir was?
00:32:40Kaffee.
00:32:41Schönen Dank, dass du heute früh meine Maschine mitbedient hast.
00:32:44Warum bist du denn zu spät gekommen?
00:32:46Ist eins von den Kindern krank?
00:32:48Nein, nein, jetzt ist alles in Ordnung.
00:32:50Ich habe getrödelt.
00:32:52Ich weiß nicht, manchmal wächst mir alles über den Kopf.
00:32:54Ich drehe mich ständig im Kreis.
00:32:56Ich schaffe überhaupt nichts mehr.
00:32:57Das kenne ich.
00:32:57Da musst du tief Luft holen und bis zehn zählen.
00:33:01Außerdem hast du ein Prachtstück von Manz.
00:33:03Wenn ihr nicht klarkommt.
00:33:09Aber Junge, das ist doch wieder falsch.
00:33:11Hier steht es doch, wie du es richtig machen musst.
00:33:14Das hat Fatih doch gestern erst mit dir geübt.
00:33:17Sag mal, klappt es nicht oder hörst du einfach nicht hin,
00:33:19wenn man dir was sagt?
00:33:20Doch, Mutti.
00:33:24Torsten, tröte nicht, du musst ins Bett.
00:33:30Sag mal.
00:33:31Lässt du das?
00:33:31Jetzt wird anständig gegessen.
00:33:38Schluss jetzt.
00:33:39Wenn du nicht essen willst, wirst du so schlafen gehen.
00:33:43Du, Rügel, komm mal her.
00:33:45Das verstehe ich nicht.
00:33:46Ach Junge, muss das jetzt sein?
00:33:48Pack zusammen und geh schlafen.
00:33:49Ich habe jetzt keine Nerven dafür.
00:33:51Aber wir schreiben morgen ein Diktat.
00:33:59Und das muss üben, hat Frau Rössler gesagt.
00:34:01Dann warte, bis Fatih kommt.
00:34:02Der kommt aber erst um acht.
00:34:04Vorher geht er noch Versicherung kassieren.
00:34:06Torsten, sei still.
00:34:07So schlimm war es doch gar nicht.
00:34:08Hol doch mal seinen Schlafanzug.
00:34:10Ja.
00:34:14Guten Abend, Frau Rössler.
00:34:16Ist denn die Mutti da?
00:34:17Ja.
00:34:17Ach, Frau Rössler.
00:34:18Guten Abend.
00:34:19Störe ich sehr, Frau Rössler.
00:34:20Keine Spur, ich rechne dir nur mit meinem Mann.
00:34:22Aber bitte gehen Sie doch schon rein.
00:34:23Ich komme sofort.
00:34:24Ja, danke.
00:34:32Uwe, nimm du dir schon zu essen.
00:34:36Jetzt sitzen Sie sich nicht, bitte.
00:34:37Ja, danke schön.
00:34:38Hat Uwe etwa was angestellt?
00:34:42Nein, darum geht es nicht, Frau Enders.
00:34:45Aber ich muss mal mit Ihnen über seine Leistungen sprechen.
00:34:49Der Uwe lässt schrecklich nach in der letzten Zeit.
00:34:51Besonders in Rechtschreibung.
00:34:52Da steht er zwischen vier und fünf.
00:34:55Ich habe ja seine beiden letzten Diktate.
00:34:57Na ja, Sie haben sie ja unterschrieben.
00:34:59Ich kann mir diesen rapiden Leistungsabfall nicht erklären.
00:35:03Mein Mann übt jeden Abend mit Ihnen.
00:35:05Mindestens eine Stunde.
00:35:06Ja, vielleicht ist das ganz einfach zu spät.
00:35:09Kinder seines Alters, Sie sind abends erschöpft.
00:35:11Da kann man sich noch so viele Mühe geben.
00:35:13Da bleibt nicht viel hängen.
00:35:14Im Gegenteil, der Schaden ist oft größer als der Erfolg.
00:35:17Denn morgens ist das Kind dann müde und nervös.
00:35:19Man kann dem Unterricht nicht folgen.
00:35:23Wir haben beide Verpflichtungen.
00:35:25Wir arbeiten beide.
00:35:27Der Feierabend ist kurz.
00:35:29Die Probleme berufstätiger Eltern sind mir nicht fremd, Frau Enders.
00:35:33Aber wir müssen gemeinsam überlegen, wie wir dem Kind vernünftig helfen können.
00:35:36Sonst sehe ich große Gefahren für seine Versetzung.
00:35:41Das wäre schrecklich, wenn er sitzen bleibt.
00:35:44Ja, eben.
00:35:45Das wollen wir ja verhindern.
00:35:46Deswegen bin ich ja gekommen.
00:35:48Ich habe mit der Hortnerin gesprochen.
00:35:50Und wenn Sie einverstanden sind, dann würde sie jeden Tag nach 16 Uhr eine halbe Stunde mit Uwe üben.
00:35:55Ja, natürlich.
00:35:56Aber Sie müssten natürlich weiterhin seine Leistungen kontrollieren und ihn mal loben oder mal tadeln, je nachdem.
00:36:01Ich glaube, damit helfen wir ihm mehr, als wenn ihr Mann noch so spät am Abend mit ihm übt.
00:36:07Und wichtig ist natürlich auch ein geregelter Tagesablauf und genügend Ruhe.
00:36:13Was macht er denn jetzt?
00:36:13Schläft er schon?
00:36:15Ja, er wird gleich schlafen gehen.
00:36:17Na, dann will ich Sie jetzt nicht weiter aufhalten, Frau Enders.
00:36:21Aber wenn Sie mit Ihrem Mann gemeinsam überlegt haben, wie wir künftig noch besser Hand in Hand arbeiten können, dann kommen Sie noch mal zur Schule?
00:36:29Ja, natürlich.
00:36:30Wir kommen bestimmt.
00:36:31Und spätestens reden wir zum nächsten Elternabend drüber.
00:36:34Und vielen Dank, dass Sie gekommen sind.
00:36:43So.
00:36:46Wollen wir mal sehen.
00:36:50Hm, ist doch schön.
00:36:52Das darf doch nicht wahr sein.
00:36:54Du teilst ja schon wieder verkehrt ab.
00:36:56Hier, SD wird nicht getrennt.
00:36:59Wie oft soll ich dir das noch sagen?
00:37:00Los, verschwinde.
00:37:01Das hat ja alles keinen Sinn.
00:37:02Aus dir wird nie was.
00:37:03Peter, nimm mich zusammen.
00:37:04Und du, Uwe, geschlafen.
00:37:09Lass dir ruhig Zeit.
00:37:10Los.
00:37:11Morgen kannst du es bestimmen.
00:37:14Na los!
00:37:16Morgen kannst du es bestimmen.
00:37:18Morgen wird er es begriffen haben, was er seit Wochen nicht kapiert.
00:37:22Der Junge ist zu dumm dazu, damit müssen wir uns abfinden.
00:37:25Zum Glück hat er das nicht von mir.
00:37:27Er ist müde, Peter. Und wenn du ihn anschreist, begreift er überhaupt nichts mehr.
00:37:31Ach, jetzt bin ich noch daran schuld, dass dein Sohn mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß steht.
00:37:36Überleg dir doch mal, was du da faselst.
00:37:37Seit Wochen arbeite ich mit ihm, Abend für Abend.
00:37:40Das nützt nichts. Er bringt nur Vieren und Fünfen.
00:37:43Ich weiß. Aber schuld daran sind wir.
00:37:47Rede nicht im Plural.
00:37:49Der Junge ist bei der Verteilung des Verstandes zu kurz gekommen. So sind die Tatsachen.
00:37:52Das stimmt nicht. Seine Lehrerin hat mir gesagt, dass er es schaffen kann.
00:37:56Aber er träumt im Unterricht. Er ist ständig unausgeschlafen, nervös und zerstreut.
00:38:01Ja, ja, ja. Labil ist er, genau wie du. Heulen und lachen in einem Sack.
00:38:06Er braucht eben ständig einen Antreiber, einen Aufpasser und ab und zu mal was hinter die Ohren.
00:38:11So wirst du ihm nicht helfen.
00:38:13Wir müssen an unseren Lebensumständen etwas ändern.
00:38:21Na, dann fang mal bei dir an, nicht?
00:38:23Wer macht denn hier alles nervös?
00:38:25Heute heulst du, morgen singst du tausend Wehwehchen haste, wer weiß wo.
00:38:28Aber bis abends halb sieben qualifiziert.
00:38:30Reinig doch nicht wieder an dem Lehrgang auf.
00:38:32In deiner Verfassung ist eine Schnapsidee.
00:38:34Du hast doch deinen Facharbeiterbrief. Was wirst du denn noch mehr?
00:38:40Ich will auch weiterkommen. Und außerdem macht es mir Spaß.
00:38:43Und wenn ich eines Tages mehr Geld verdiene, wird es dir bestimmt nicht unangenehm sein.
00:38:47Ja, bloß, dass dabei zu Hause alles drunter und drüber geht, hoppla hopp, die Kinder abgefertigt werden, von mir ganz zu schweigen, das alles interessiert dich überhaupt nicht.
00:38:55Ja, und ob mich das interessiert. Aber bin ich denn für alles alleine verantwortlich?
00:38:59Lass uns doch mal deine Zeiteinteilung untersuchen.
00:39:04Mir will nicht in den Kopf, warum du jetzt immer noch nebenbei für die Versicherung arbeitest.
00:39:08Drei, vier Mal in der Woche kommst du erst um acht nach Hause.
00:39:12Die Kassiererei bringt 80 Mark im Monat, die du für dein Motorrad zurücklegst.
00:39:17Und wie viel Zeit uns damit verloren geht.
00:39:22Peter, ich verdiene doch jetzt genug.
00:39:25Wir kämen auch so aus.
00:39:26Wir könnten ganz normal leben.
00:39:29Kannst du das nicht aufgeben?
00:39:31Für die Kinder und für mich.
00:39:34Nein, meine Liebe, mit dem Verzichten ist jetzt endgültig Schluss bei mir.
00:39:37Mein Motorrad ist mir schon mal flöten gegangen.
00:39:39Ein zweites Mal passiert mir das nicht.
00:39:41Aber so können wir doch nicht weiter leben.
00:39:45Uwe ist versetzungsgefährdet.
00:39:47Tja.
00:39:50Ja, wir könnten doch das Motorrad später kaufen.
00:39:53Ein halbes Jahr später vielleicht noch.
00:39:55Ist denn das so lebenswichtig?
00:39:58Jetzt hör mir mal gut zu.
00:40:00Als wir heirateten, da hatte ich das Geld für den Schlitten zusammen.
00:40:03Was ist denn draus geworden?
00:40:04Möbel, Bettwäsche, Geschirr und Klamotten für dich und Uwe.
00:40:07Und jetzt nehme ich mir die Freiheit, auch mal an mich zu denken.
00:40:10Und daran wirst du mich nicht hindern.
00:40:12Du musst verzichten.
00:40:14Du bist doch die Mutter.
00:40:17Gut.
00:40:19Wochenendwäsche gibt es nicht mehr.
00:40:20Die Sachen kommen in die Wäscherei.
00:40:22Fenster putzen wir, das Dienstleistungskombinat übernehmen.
00:40:25Und im Übrigen werde ich schon sehen.
00:40:28Dann sieh mal zu, wo du mit den Finanzen bleibst.
00:40:32Mehr Wirtschaftsgeld ist jedenfalls nicht drin.
00:40:33Ich habe mir unser Leben anders vorgestellt.
00:40:59Ja, ich auch, wenn du es wissen willst.
00:41:03Manchmal könnte ich verzweifeln.
00:41:06Ach, du mit deinen ewigen Schwierigkeiten und Problemen.
00:41:10Liebst du mich nicht mehr?
00:41:19Lieben? Wie denn?
00:41:21Wenn du müde und nervös bist?
00:41:25Wenn dir was an mir liegt, dann musst du dich schon umstellen und Winter so werden wie früher.
00:41:32Schon Motorrad wäre doch schön.
00:41:34Für uns alle.
00:41:35Warum warst du denn nicht zum Lehrgang?
00:42:01Ich konnte nicht.
00:42:02Ich dachte, ich zieh dich jetzt mal aus.
00:42:04Du, wir dachten schon Wunder, was passiert ist.
00:42:07So, das schmeißt du einfach über die Leine.
00:42:12Du, und wenn du mir einen Kaffee machen kannst, würde ich nicht Nein sagen.
00:42:18Für Peter verreisen?
00:42:20Oder machst du eine Privatmodenschap?
00:42:21Weder noch.
00:42:22Die stammen noch aus einer Junggesellenzeit.
00:42:24Modisch kannst du dann nichts finden.
00:42:26Aber komm doch erst mal rein und trink was, sonst kriegst du meinetwegen noch einen Schnuppen.
00:42:29Ach, wo?
00:42:32So schnell abgeschickt, so?
00:42:37Trinkst du nichts?
00:42:38Nee, das kann ich mir um diese Zeit nicht leisten.
00:42:40Da sitze ich nachts im Bett.
00:42:42Macht dir deine Kreislaufgeschichte immer noch zu schaffen?
00:42:46Du lässt dich doch mal gründlich untersuchen.
00:42:48Das kann doch kein Dauerzustand werden.
00:42:51Wenn's bloß das wäre, das wird ja noch hingehen.
00:42:53Und Uwe macht mir viel mehr Sorgen.
00:42:57Er ist immer mehr in der Schule nach.
00:43:00Jetzt ist sogar seine Versetzung fraglich.
00:43:03Na, ich denke, Peter, ich jeden Tag mit dem, macht er das nicht mehr?
00:43:07Doch, doch.
00:43:07Na, immer erst nach acht.
00:43:08Vorher geht einer Versicherung passieren.
00:43:11Ah ja.
00:43:12Das berühmte Motorrad.
00:43:13Also, da begreif ich euch sowieso nicht.
00:43:15Aber das ist eure Sache, da hänge ich mich nicht mit rein.
00:43:18Sag mal, hast du schon mal mit der Schule gesprochen oder mit dem Elternbeirat?
00:43:22Hab ich.
00:43:23Die geben sich auch alle Mühe.
00:43:26Bloß ich muss mehr tun.
00:43:27Ich hab zu wenig Zeit für den Mann.
00:43:29Du siehst ja, wie das hier aussieht.
00:43:30Überall ist Unordnung.
00:43:32Ich bin nervös und streite mich um.
00:43:34Mensch, manchmal könnte ich alles hinschmeißen.
00:43:36Oh, komm.
00:43:37Schütt nicht das Kind mit dem Wart aus.
00:43:39Kann ich das Handtapäe?
00:43:40Mhm.
00:43:40Du bist doch zu zweit.
00:43:45Du darfst dich nicht so gehen lassen, Rosi.
00:43:48Raff dich auf.
00:43:48Du bist doch wer.
00:43:51Du redest, wie du es verstehst.
00:43:54Was das mit Uwe, das geht mir ein bisschen tiefer.
00:43:56Ich habe selbst gespürt, wie es ist, wenn man den Anschluss verpasst.
00:44:00Erst später nachlehrt.
00:44:01Mühe selig.
00:44:03Nee, du, das will ich mir im Kind ersparen.
00:44:05Tja, da ist schon was dran.
00:44:07Aber trotzdem stimmt's nicht ganz.
00:44:09Wir leben doch nicht mehr vor, gestern.
00:44:11Zwischen deiner Kindheit und Uwes Kindheit ist doch ein himmelweiter Unterschied.
00:44:14Wenn's gut, dann muss ich sehen, wie er damit fertig wird.
00:44:17Amen.
00:44:19Ich renne durch Regen und Wind und dann musst du selber sehen, wie du fertig wirst, ne?
00:44:24So habe ich das nicht gemeint.
00:44:26Aber was soll ich denn bloß machen?
00:44:29Zum Arzt gehen sollst du.
00:44:31Mach doch mal mit deiner Familie Urlaub.
00:44:33Rosi, und ändere deine Lebensauffassung.
00:44:37Schwank nicht immer hin und her wie ein Rohr im Wind.
00:44:40Wenn du ein gutes Argument hast, dann vertritt's.
00:44:43Vor dir und vor den anderen.
00:44:46Du, den Qualifizierungslehrgang, den lasse ich erstmal.
00:44:50Das wird das Beste sein.
00:44:51Was?
00:44:56Rosi, und dann bringt dein Kind nur noch sehr gut nach Haus, ja?
00:45:01Überleg doch mal.
00:45:03Das ist doch ein billiger Kompromiss.
00:45:04Niemals eine Lösung für die Dauer.
00:45:07Du, da muss uns was anderes einfallen.
00:45:09Komm, lass uns nachdenken.
00:45:11Nachdenken?
00:45:12Ja.
00:45:13Du wirst mich nicht verstehen.
00:45:16Rosi, komm.
00:45:18Jammer nicht.
00:45:20Dann verkrachte ich mich mit der ganzen Welt.
00:45:23Glaub mir, Uwes Schwierigkeiten sind zu beseitigen.
00:45:25Was hat denn Peter vorgeschlagen?
00:45:27Der hat doch jetzt andere Sorgen.
00:45:28Im Betrieb?
00:45:30Nein, nein.
00:45:32Gab's Krach?
00:45:33Ach, wo?
00:45:35Rosi, komm.
00:45:36Lass dir nicht alle Würmer aus der Nase ziehen.
00:45:38Rät schon. Was ist los?
00:45:40Nichts weiter.
00:45:43Ich hab ihm überhaupt nichts mehr.
00:45:46Weiß Peter davon.
00:45:47Manches will er gar nicht wissen.
00:45:52Rosi, pass mal auf.
00:45:53Wenn du mir sagst, was los ist,
00:45:56dann könnte ich mal vielleicht mit Peter reden.
00:45:59Das ist völlig ausgeschlossen.
00:46:01Bitte mach das nicht.
00:46:02Oh gut, das würde dir furchtbar übeln,
00:46:04wenn du und ich...
00:46:05So schlimm ist das ja auch alles gar nicht.
00:46:07Ich muss mir das nochmal richtig überlegen.
00:46:09Jedenfalls nicht heute und nicht gleich, ja?
00:46:12Ja gut, aber schlafen wir es.
00:46:15Wir sehen uns ja jeden Tag.
00:46:17Und du weißt, mit mir kannst du immer rechnen.
00:46:20So, und nun gehe ich nach Hause.
00:46:22Meine Familie, die wartet.
00:46:23Tschüss, Rosi. Bleib sitzen, bleib sitzen.
00:46:27Ich bin den Weg schon alleine.
00:46:32Tschüss, Rosi.
00:46:32Tschüss, Frau.
00:46:33Das ist ja der Gipfel der Frechheit.
00:46:47Du liegst hier seelenruhig im Bett
00:46:48oder sind das nur Gerüchte,
00:46:49die man mir im Betrieb erzählt hat?
00:46:50Nein, es stimmt.
00:46:51Ich habe gekündigt.
00:46:53Und ich stehe da.
00:46:54Wie ein Idiot.
00:46:54Ich muss nur Einverständnis markieren.
00:46:56Sag mal, wie kannst du denn kündigen,
00:46:57ohne mir ein Wort zu sagen?
00:46:58Andere Möglichkeit gab es nicht für mich.
00:47:02Ich habe mit dir geredet.
00:47:03Mehrmals und lange.
00:47:05Aber doch nicht über eine Kündigung.
00:47:08Damit wäre ich nie einverstanden gewesen.
00:47:12Was hast du denn überhaupt als Grund angegeben?
00:47:14Dass ich krank bin, wie es erzählt worden ist.
00:47:18Kündige.
00:47:19So ein Schwachsinn.
00:47:22Und deine Giesel, was hat die dazu gesagt?
00:47:25Die war natürlich dagegen.
00:47:27Aber sie will mit der Kaderabteilung reden,
00:47:29dass mit mir ein Aussetzungsvertrag gemacht wird.
00:47:31Ich will doch nicht ewig Hausfrau bleiben.
00:47:33Wenn mit Uwe alles in Ordnung ist,
00:47:35dann arbeite ich wieder.
00:47:37Denkst du, ich hänge nicht an meiner Arbeit.
00:47:40Vielleicht ist in einem halben Jahr schon alles vorbei.
00:47:42Selbst wenn es so wäre.
00:47:46Ein halbes Jahr will auch überbrückt sein.
00:47:49Wir haben nämlich den Möbelkredit am Hals
00:47:51und einen Dukatenscheiß haben wir leider nicht.
00:47:54Ach, jetzt machst du große Augen.
00:47:59Soll ich die Kündigung zurückziehen?
00:48:02Jawohl, das fehlt noch.
00:48:03Ich würde doch lächerlich machen.
00:48:05Nee.
00:48:07Du hast die Tatsachen geschaffen,
00:48:08dann müssen wir sehen, wie wir klarkommen.
00:48:09Na, dann wollen wir mal rechnen, ne?
00:48:26Das ist eine ganz schöne Summe,
00:48:27die uns da fehlt.
00:48:31Die Urlaubskasse kann voller Weg überhaupt nichts.
00:48:33Ja, und Anschaffungen?
00:48:36Nur das Allernötigste.
00:48:41Trotzdem.
00:48:42Da kann ich's drehen und wenden, wie ich's will.
00:48:44100 Mark weniger fürs Essen,
00:48:45damit wirst du dich abfinden müssen.
00:48:48Allerdings bist du zu Hause,
00:48:49da kannst du sparsamer wirtschaften.
00:48:52Der Essengeld für Hort und Kindergarten bleibt dir auch.
00:48:54Aber der Kredit.
00:48:58Was Feines hast du uns da eingebaut.
00:49:00Sei froh, dass ich das bin.
00:49:01Ein anderer Mann hätte dich ausgeschmissen
00:49:02für diese Heimlichsturerei.
00:49:05Können wir den Kredit nicht von dem bezahlen,
00:49:07was dir die Versicherung einbringt?
00:49:09Wenn ich wieder arbeite,
00:49:10dann sparen wir weiter für das Motorrad.
00:49:13Nee, meine Lieber.
00:49:15Ich arbeite für die Versicherung
00:49:16und ich mache mit dem Geld, was ich will.
00:49:18Als ob ich zurechtkomme.
00:49:20Tja.
00:49:22Was hättest du denn früher überlegen müssen?
00:49:24Ja, es gibt allerdings noch eine Möglichkeit.
00:49:31Bloß, da müsstest du was tun.
00:49:33Ja, wann für Uwe genügend Zeit bleibt, warum nicht?
00:49:36Ich könnte nämlich in einer Feierabendbrigade arbeiten.
00:49:38Bisher habe ich immer abgelehnt,
00:49:39wegen der Versicherung.
00:49:40Aber wenn du die jetzt machen würdest, Rosi,
00:49:41die Versicherung,
00:49:43kannst du ja Thorsten mitnehmen,
00:49:44oder du gehst abends.
00:49:45Können Sie mich nehmen?
00:49:46Ob das die Direktion will?
00:49:48Warum denn nicht, wenn ich dich empfehle?
00:49:50Dann können wir nämlich das Geld
00:49:52von der Versicherung für den Kredit nehmen
00:49:54und fürs Motorrad nehme ich dann das,
00:49:56was die Brigade einbringt.
00:50:00Dein Motorrad.
00:50:02Ist dir also mehr wert als die Familie?
00:50:05Nun mach dich mal nicht mausig,
00:50:07du in den Schlamassel hast du uns nämlich reingeritten.
00:50:09Entschuldige.
00:50:10Peter Enders wollte nicht begreifen,
00:50:18dass höhere Ziele des Partners
00:50:20auch größere Pflichten
00:50:22und mehr Verantwortung für den anderen mit sich bringen.
00:50:25Er war nicht mehr bereit,
00:50:26auf das Lernbedürfnis
00:50:28und die weitere Entwicklung seiner Frau
00:50:29Rücksicht zu nehmen
00:50:30und mit ihr die Last der Familienbürde zu teilen.
00:50:34So sah sich Rosemarie Enders
00:50:36schließlich dazu gedrängt,
00:50:38ihren Beruf aufzugeben
00:50:39und sie glaubte dabei,
00:50:41das Beste für ihren Sohn Uwe zu tun.
00:50:45Die Erfahrung aber besagt,
00:50:47dass die Berufstätigkeit der Mutter
00:50:49nicht schlechthin über Erfolg
00:50:50oder Misserfolg der schulischen Leistungen
00:50:52der Kinder entscheidet.
00:50:54Im Gegenteil.
00:50:55Berufstätigkeit der Mutter
00:50:56ist bei leistungsstarken Schülern
00:50:58weit häufiger als bei leistungsschwachen.
00:51:00Die Statistik weist aus,
00:51:03dass bei sitzen gebliebenen Kindern
00:51:05aus vollständigen Familien
00:51:06diejenigen Fälle überwiegen,
00:51:08in denen die Mutter nicht berufstätig ist.
00:51:12Entscheidend ist nämlich,
00:51:13welches Klima,
00:51:15welches Verhältnis in der Familie herrscht.
00:51:18Die Berufstätigkeit der Mutter
00:51:19und ihr Streben nach Qualifikation
00:51:21wirkt sehr viele Impulse
00:51:23auch für den Lerneifer,
00:51:25die Erziehung und Bildung der Kinder in sich.
00:51:28Diese Impulse zu nutzen,
00:51:29setzt natürlich eine gute Organisation
00:51:32des Familienlebens
00:51:33und die Bereitschaft
00:51:35auch des anderen Ehepartners voraus,
00:51:38sich beispielsweise aktiv
00:51:39an der Erledigung der Haushaltsarbeiten
00:51:41zu beteiligen,
00:51:42die nach einer repräsentativen Erhebung
00:51:44im Durchschnitt nur zu 12%
00:51:47von den Männern erledigt werden.
00:51:50Rosemarie Enders hätte ihren Entschluss
00:51:52also gründlicher überlegen
00:51:53und sich darüber offen und entschiedener
00:51:56im Familienkreis auseinandersetzen müssen.
00:51:58Stattdessen hatte sie den Weg
00:52:01des geringsten Widerstandes gewählt.
00:52:03Die finanzielle Abhängigkeit,
00:52:05in die sie sich dabei begab,
00:52:07machte ihre Probleme keineswegs geringer.
00:52:14Momentchen, Freundes,
00:52:15ich bin gleich bei Ihnen.
00:52:16Was muss ich zahlen verändern?
00:52:29Das ist 10 Mark, nicht wahr?
00:52:30Nein, nein,
00:52:31heute ist auch die Hausratsversicherung fällig.
00:52:3335 Mark bekomme ich zusammen.
00:52:36Ja, das wird zu vorteilig.
00:52:37Nur einen Momentchen.
00:52:38Wiedersehen.
00:52:46Und am Donnerstag können Sie es dann abholen.
00:52:55Ist das ein Mäntelchen?
00:52:57Linie, Profil, Eleganz?
00:52:59Aber wem sage ich das?
00:53:00Sie sind selbst Fachmann,
00:53:01wie ich oder besser Fachfrau?
00:53:02Ach, übertreiben Sie mal nicht,
00:53:04aber auch einen Meisterbrief kann ich nicht vorweisen.
00:53:06Aber hübsch ist der Mantel, wirklich.
00:53:08Ja, das Modell habe ich schon zweimal gearbeitet.
00:53:11Individuelle Wünsche selbstverständlich eingeschlossen.
00:53:14Wurde Ihnen auch gut stehen.
00:53:16Bei Ihren Figürchen,
00:53:17mit Verlaub und allem Anstand natürlich verändern.
00:53:2110, 20, 30, 40.
00:53:25Ganz neue Scheinchen.
00:53:26Danke.
00:53:29Hier ist die Marke für die Lebensversicherung.
00:53:33Die Hausratsgitter.
00:53:36Nicht ganz so neu,
00:53:38aber genau.
00:53:395 Mark zurück.
00:53:39Bitte schön.
00:53:40Korrekt.
00:53:41Ganz korrekt.
00:53:42Wie schnell Sie sich in das Geschäftliche gefunden haben.
00:53:45Fräulein Michler aus der Apotheke,
00:53:46eine gute Kundin von mir
00:53:47und wie ich höre auch von Ihnen,
00:53:49meinte neulich erst,
00:53:50Sie müssten doch buchhalterisch geschult sein.
00:53:52Ich habe Sie natürlich in der Ansicht bestärkt.
00:53:54Wie Sie das alles abwickeln,
00:53:55immer schon die Belege vorbereitet haben.
00:53:57Und das alles bei dem Haushalt und den Kinderchen.
00:53:59Ach, Buchhalterin war ich nie.
00:54:02Nur man hat mich richtig eingewiesen.
00:54:03Nun habe ich mich eingearbeitet.
00:54:05Mein großes Kompliment.
00:54:06Zwei Kinder und noch diese Verantwortung.
00:54:09Also ihr Ältester ist ja geradezu ihr Ebenbild.
00:54:11Augen, Haarfarbe, ganz die Mama.
00:54:14Und er grüßt stets außerordentlich hüblich,
00:54:15schon wenn er mich von Weitem sieht.
00:54:17Dabei war er nur einmal mit Herrn Enners bei mir.
00:54:20Und der Kleine gerät mir dem Garten nach, nicht wahr?
00:54:23Naja, die Natur ist weise
00:54:24und beschert uns zuweilen Spiegelbilder.
00:54:26Sie sind mir den Aufbruch nicht übel,
00:54:29aber ich muss noch zur Post.
00:54:31Aber liebe Frau Enners, ich bitte Sie,
00:54:32an erster Stelle steht die Pflicht.
00:54:34Aber wenn Sie mal Zeit haben,
00:54:35sich ein nettes Mäntelchen zu besehen,
00:54:36stehe ich Ihnen immer gern zur Verfügung.
00:54:38Danke, ich komme ja bald wieder.
00:54:40Wiedersehen.
00:54:40Danke, ich komme.
00:55:10Wer ist der Täter?
00:55:17Den war es keiner,
00:55:18der so laut mit dem Schlüsselbund klappert wie du.
00:55:21Jetzt hast du mir den Spaß verdorben.
00:55:22Hast du mich gewischt?
00:55:23Schon auf der Treppe.
00:55:25Und hier von wegen Täter.
00:55:28Datenverarbeitung, brauchst du mir das?
00:55:29Nö, nicht direkt.
00:55:31Aber Jochen hat es mir gebraucht,
00:55:32das ist ganz interessant.
00:55:33Waren die Kinder ruhig?
00:55:35Die schliefen schon, als ich kam.
00:55:36Ich habe sie zeitig hingeliebt.
00:55:42Ich wollte nicht zu spät zurück sein.
00:55:46Getobt haben sie natürlich auch, als ich ging.
00:55:48So sah es auch aus,
00:55:49torstenlacht während wir trauen.
00:55:51Ach, warum nicht klar?
00:55:52Ich habe heute drei große Häuser abgeklebt.
00:55:55Oh, du Arme.
00:56:04Dabei wollte mir Herr Bauch gleich
00:56:06ein Mäntelchen aufs Figürchen arbeiten.
00:56:08Ui.
00:56:09Das ist ein komischer Kautz.
00:56:11Wenn ich aus seinem Laden raus bin,
00:56:12muss ich immer erst mal lachen.
00:56:14Ich weiß nicht, mir war er mal zu neugierig.
00:56:17Der sammelt doch Lebensläufe aus der Nachbarschaft,
00:56:19wie andere Leute Briefmarken bloß nicht so still.
00:56:21Ach, der Suchgesprächspartner, das ist alles.
00:56:24Mit wem soll er denn auch reden?
00:56:26Setzt Jahr für Jahr mit seiner Frau in dem engen Laden.
00:56:29Und du fühlst dich als verwandte Seele.
00:56:33Das ist gar nicht zum Lachen.
00:56:35Wenn ich nicht durch die Versicherung
00:56:36ein bisschen unter die Leute käme.
00:56:38Ach nee, dein hochgepriesenes Hausfrauen-Dasein
00:56:40kotzt dich auf Deutsch gesagt an.
00:56:41Aber ich beklage mich doch gar nicht.
00:56:44Ich merke nur, ich bin tagsüber
00:56:45diese vier Wände einfach nicht mehr gewohnt.
00:56:47Und neun rum, denke ich,
00:56:50jetzt werden die sicher frühstücken.
00:56:52Und zwölf rum...
00:56:53Erzählt Rutschen ein Schwank aus der Jugendzeile.
00:56:57Dann nimmst du mich nie ernst.
00:56:59Du willst mich nicht verstehen.
00:57:02Leute, ich verstehe dich sehr gut.
00:57:04Aber alles, was jetzt geschieht,
00:57:06habe ich dir hart klein auseinanderpulsamentiert.
00:57:08Jetzt haben wir den Salat.
00:57:11Rosin,
00:57:11du hast deinen Willen durchgesetzt.
00:57:14Aber ich bitte mir jetzt gefälligst eins aus,
00:57:16verschone mich mit solchen Jammereien.
00:57:19Wieso war das denn nicht gemeint?
00:57:32Hat dir Uwe nichts gezeigt?
00:57:34Was?
00:57:35Nein.
00:57:36Er hat mir zwei um die Tag geschrieben.
00:57:38Du, ich habe ihm versprochen,
00:57:39das wird ganz groß gefeiert.
00:57:41Gefeiert?
00:57:42Nun hast du auch mal was vergessen.
00:57:44Uwe hat doch übermorgen Geburtstag.
00:57:46Da soll er ein paar Freunde aus der Klasse einladen.
00:57:48Ich kaufe Kakao und Kuchen
00:57:50und den mache ich einen richtigen Kindergeburtstag.
00:57:53Sag mal, kannst du mir nicht 50 Mark
00:57:54aus der Anschaffungskasse geben?
00:57:56Er wünscht sich so sehr einen Trainingsanzug
00:57:58und Gummistiefel braucht er auch.
00:57:59Ich denke, er wollte das Fußballspiel haben.
00:58:02Das habe ich doch schon gekauft.
00:58:03Aber bloß das Spiel.
00:58:05Sieh mal, wenn die Kinder kommen,
00:58:06das liegt doch kaum was auf dem Tisch.
00:58:08Und das Geld ist doch nicht rausgeschmissen.
00:58:09Nee, meine Liebe.
00:58:12Zum Renommieren haben wir es nicht.
00:58:14Was in der Anschaffungskasse liegt,
00:58:15ist für Wintersache.
00:58:17Für Thorsten nähe ich doch selber was.
00:58:18Und Schuhe hat er erst von deiner Mutter bekommen.
00:58:21Sei doch nicht so, Peter.
00:58:23Schluss der Debatte.
00:58:25Was mit dem Gesparten geschieht,
00:58:26wird gründlich überlegt.
00:58:28Bitte, Peter.
00:58:29Meinetwegen ziehst du mir wochenweise vom Kostgeld ab.
00:58:33Ich richte mich dann schon ein.
00:58:34Vom Kostgeld abziehen,
00:58:35da sie nicht lache,
00:58:36wo du mir jede Woche die Ohren volljammelst,
00:58:37dass es nicht langt.
00:58:40Das alte Lied.
00:58:40Ein Loch zustopfen,
00:58:42ein Loch aufreißen.
00:58:43Aber mit mir nicht.
00:58:43Das habe ich dir von Anfang an gesagt.
00:58:46Der Junge kriegt sein Fußballspiel
00:58:48und damit basta.
00:58:51Kindergeburtstag.
00:58:52Ist doch Angeberei.
00:58:53Eine Woche vor Ultimo.
00:58:56Naja.
00:58:58Muss ich eben sehen, wie ich es mache.
00:58:59Du, Mottili,
00:59:24kann ich den Apfel nehmen,
00:59:25der auf der Kischenwaage liegt?
00:59:26Du bist da.
00:59:27Wo hast du denn gesteckt?
00:59:28Ach, ich habe nur in der Küche Wasser getrunken.
00:59:33Kann ich auspacken?
00:59:34Neugierde.
00:59:35Das wird erst morgen was gepackt.
00:59:36Bis dahin musst du schon warten müssen.
00:59:38Aber nimm dir den Apfel
00:59:40und geh noch ein bisschen runter, ja?
00:59:41Ich habe noch was zu erledigen.
00:59:42So, ich gehe jetzt also runter, Mutti.
00:59:56Ja, aber mach dir den Schal um
00:59:57und spring nicht die Treppen runter.
00:59:58Ich gehe jetzt mal runter.
00:59:59Ich gehe jetzt mal.
01:00:00Ich gehe jetzt mal.
01:00:08Ich gehe jetzt mal.
01:00:09Das war's.
01:00:39Na, angefallen sie dir.
01:00:54Fassen sie?
01:00:55Sehr gut, Woody.
01:00:57Stimmt's, die sind aus der Bahnhofstraße.
01:00:59Ich hab genau dieselbe im Schafinster gesehen.
01:01:02So, jetzt bin ich dran.
01:01:04Sieh mal.
01:01:05Ja, nur mach mal, dass du dich anziehst, du gestiefelter Kater.
01:01:08Dankeschön, Mutti.
01:01:09Und bedanke dich auch für die Fahrt, ja?
01:01:12Dankeschön, Volli. Sie passen prima.
01:01:14Bitte.
01:01:19Ist bei dir der Wohlstand ausgebrochen?
01:01:21Ich hab doch ausdrücklich gesagt, dass extra Türen unterbleiben.
01:01:24Oder hast denn dir etwa da was rausgenommen?
01:01:26Dein Misstrauen kannst du dir sparen.
01:01:28Die Anschaffungskasse hab ich nicht angerührt.
01:01:30Na und? Wie denn?
01:01:32Gibt's am Morgen kaum einfach, ja?
01:01:33Also bitte mach jetzt keine Szene, verdirb dem Jungen nicht die Freude.
01:01:37Ich hoffe, wir sie ihm einrichten können.
01:01:39Was?
01:01:39Du hast gespart, Mark für Mark, dafür?
01:01:43Das kannst du mir doch nicht weiß machen.
01:01:54Bitte, zähl nach.
01:01:56Das haben wir gerne.
01:02:00Ständig über das Kostgeld jammern und dabei Reserven im Hinterhalt haben.
01:02:03Ganz schön raffiniert.
01:02:04Aber immerhin, die Überraschung ist dir gelungen.
01:02:06Und nicht nur bei Uwe.
01:02:07Tja, wenn ich euch nicht zu stachlich bin, können wir von mir aus gleich frühstücken.
01:02:13Thorsten, Uwe.
01:02:17Uwe, was isst?
01:02:18Du bestimmst heute.
01:02:19Thorsten hat eben gesagt, er hat Hunger.
01:02:21Ja, ist das wahr?
01:02:22Na, dann wollen wir mal reinhauen.
01:02:23Dann nehmen Sie Platz, meine Herren.
01:02:24Komm, an die schöne Rosse-Torte gibt's erst nachmittags, ne?
01:02:28Aber schön Kakao kriegst du jetzt.
01:02:30Zwei Tassen mehr nicht.
01:02:32Das reicht.
01:02:32Die Verlockung, die das Versicherungsgeld im Haus für Rosemarie Enders bedeutete,
01:02:40war stärker als ihr Wille, ehrlich zu bleiben.
01:02:45Es begann, wie es bei vielen Tätern dieser Art einmal beginnt.
01:02:49Der erste Griff in die fremde Kasse erfolgt meist noch in der Absicht,
01:02:52das Entwendete in Kürze wieder hineinzulegen.
01:02:55Auch Rosi Enders wollte die ersten 50 Mark vom nächsten Wirtschaftsgeld zurückerstatten.
01:03:00Aber hier beginnt schon eine Fehlrechnung, die meist nicht mehr zu korrigieren ist.
01:03:06Das Einkommen bleibt konstant, die Schulden aber wachsen an.
01:03:14Für Rosemarie Enders begann nun ein Teufelskreis des Borgens und Wiederhineinlegens,
01:03:19des Vernichtens alter und des Ausschreibens neuer Schuldscheine.
01:03:23Das Loch, das sie unüberlegt und voreilig in das Einkommen ihrer Familie gerissen hatte,
01:03:32wurde größer und größer und bald ließ es sich nur noch durch fortgesetzte Straftaten verstopfen.
01:03:41Wochenlang schien auch alles gut zu gehen,
01:03:43bis plötzlich der Kontrolleur der Versicherungsanstalt vor ihrer Wohnungstür stand
01:03:47und sie sich zu einem neuen, unüberlegten Schritt hinreißen ließ.
01:03:57Guten Tag, Herr Pauli.
01:03:59Guten Tag, Uwe. Na, ist die Mutti da?
01:04:01Ja. Mutti!
01:04:02Ja, Moment, Herr Pauli, ich komme sofort.
01:04:04Ja.
01:04:04So, bitte schön, Herr Pauli, kommen Sie rein.
01:04:31Sie sehen das bis vor sich, fallen Sie nicht mit in den Einen.
01:04:34Ja, bitte überstürzen Sie sich nicht, meinetwegen.
01:04:36Ich werde Sie auch nicht lange aufhalten.
01:04:37Ja, bitte setzen Sie sich doch.
01:04:38Danke.
01:04:39Jetzt noch mal meine Unterlagen hier,
01:04:41und das sind völlig verbarrikadiert.
01:04:44Ach, sonst sieht es bei mir natürlich nicht so aus.
01:04:51So, hier sind die letzten Einzahlungen, bitteschön.
01:04:55Ja, danke, Frau Enders.
01:04:58Aber deswegen bin ich eigentlich gar nicht vorbeigekommen.
01:05:00Ja, es handelt sich heute um eine Grundstücksversicherung.
01:05:05Ja, soviel ich weiß, haben Sie so etwas bisher noch nicht abgeschlossen.
01:05:09Ich wollte auch mit Ihnen darüber reden.
01:05:11Ja, und bei dieser Gelegenheit können wir natürlich die anderen Billige gleich mit ansehen, nicht wahr?
01:05:17Ja, also, wenn Sie mal sehen wollen, Frau Enders.
01:05:20Es handelt sich hier um...
01:05:21Na, nur.
01:05:32Ich denke, du schläfst längst.
01:05:34Kann ich schlafen?
01:05:36Musst Schafe ziehen, Hosi.
01:05:38Mir reicht's jedenfalls für heute.
01:05:46Acht Stunden im Betrieb und dann noch die Feierabendbrigade.
01:05:50Nee.
01:05:50Auf die Dauer ist das nicht verfordert.
01:05:57Ich bring dir eben kein Glück.
01:06:00Ich mach dir bloß Sorgen.
01:06:01Was soll denn der Blödsinn?
01:06:06Wir sind doch gut fertig geworden mit der neuen Situation.
01:06:10Uwe macht Fortschritte.
01:06:12Und du bist nicht mal mehr müde.
01:06:17Wenn du wüsstest, wie mir zumute ist.
01:06:20Und mir erst.
01:06:21Der Kündigung hat alles angefangen.
01:06:34Ich hätte nicht kündigen sollen.
01:06:37Ach.
01:06:43Aber Mädel, der Katzenjammer ist doch völlig unnütz.
01:06:47In ein paar Wochen bist du schon wieder in Betrieb und dann kommt alles ins Lot.
01:06:50Hm?
01:06:52Wer weiß, was in ein paar Wochen ist.
01:06:54Du mach ja nicht in Weltuntergangsstimmung.
01:06:57Ist doch ein gutes Zeichen, wenn dir der Haushalt nicht ausreicht.
01:07:01So eine Frau wollte ich schon immer.
01:07:03So eine Verrückte wie dich.
01:07:08Und wenn ich nun mal was ganz Dummes mache?
01:07:11Was ganz verkehrt ist?
01:07:13Was willst du denn mit mir machen?
01:07:15Hm.
01:07:17Dann reiß ich dir die Ohren ab
01:07:19und kratz dir die Augen aus.
01:07:21Und auf deinen Mund klebe ich ein großes Heftpflaster.
01:07:31Ich verdiene es nicht, dass du so lieb zu mir bist.
01:07:33Was soll bloß aus uns werden, Peter?
01:07:39Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich machen soll.
01:07:42Was du jetzt machen sollst, das kann ich dir sagen.
01:07:45Du machst die Lampe aus.
01:07:46Und ich hol dir ein Taschentuch, damit du dir deine Tränchen abwischen kannst.
01:07:50Stell dir vor, in der Versammlung haben sich drei mehr gemeldet,
01:08:04als wir überhaupt in die BGL reinnehmen können.
01:08:08Ach, das war bei uns auch schon mal so. Stimmt's, Rosi?
01:08:21Ja, beim letzten Mal.
01:08:22Oma, du bist dran. Immer vor, vergisst du zu würfeln.
01:08:25Habe ich wieder nicht aufgepasst. Ich gehe freiwillig ein Feld zurück.
01:08:29Das ist aber nicht gerecht. Da bist du auch im Nachteil.
01:08:32Das mache ich jetzt wieder gut. Ich würfel eine 6.
01:08:34Lass mal.
01:08:38Habt ihr Besuch?
01:08:39Nicht, dass ich wüsste.
01:08:41Nein, nein. Sie ist schon da.
01:08:43Jo.
01:08:44Wann hast du das getroffen?
01:08:46Guten Tag, Herr Händler.
01:08:47Wo stand der? Ja, ja.
01:08:48Ein Kollege von ihm?
01:08:49Ach, kommen Sie bitte hier rein, Herr Pauli.
01:08:53Guten Tag.
01:08:55Herr Pauli.
01:08:57Entschuldige Sie bitte, wenn ich stören muss, aber...
01:08:58Herr Pauli, von der Versicherung, meine Mutter.
01:09:00Angenehm. Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Pauli?
01:09:02Danke, Herr Bindlich.
01:09:02Aber kann ich Sie allein sprechen, Frau Enders?
01:09:06Ja, natürlich. Sofort. Bitte kommen Sie.
01:09:07Oh, Sie doch nicht womöglich in die Küche.
01:09:09Nein, nein, Herr Pauli. Es wird schon kein Staatsgeheimnis sein,
01:09:11was Sie meiner Frau mitzuteilen haben.
01:09:12Also bitte.
01:09:13Das nicht, Herr Enders.
01:09:15Aber die Kinder.
01:09:16Ah, die haben nicht dazwischen zu reden.
01:09:18Thorsten?
01:09:20Bitte.
01:09:20Danke.
01:09:26Tja, die Sache ist die.
01:09:29Sie müssen wissen.
01:09:32Tja, also...
01:09:36Wir haben anhand der Überweisungen von Ihrer Frau
01:09:40einen Differenzbetrag von tausend Mark festgelegt.
01:09:45Bemerkt.
01:09:46Wir möchten Sie bitten, in Ihrem Interesse...
01:09:50Versuchungsfehler?
01:09:51Nein, nein. Leider.
01:09:53Das ist ausgeschlossen, Herr...
01:09:54So fassen Sie, Herr Pauli.
01:09:55Es wird sich alles rausstellen.
01:09:56Ja, na, Ruse, beruhige dich doch.
01:09:58Hol deine Unterlagen.
01:10:01Na, geh schon.
01:10:02Entschuldigen Sie, Herr Pauli, meine Frau ist ein bisschen empfindlich wie alle Frauen.
01:10:06Aber, Herr Enders...
01:10:06Na, geh schon, Mädels.
01:10:08Schaff die Belege ran.
01:10:09Ein alberner Rechenfehler und so eine Aufregung.
01:10:11Aber, Herr Enders, die Postanweisung, die mir kürzlich Ihre Frau vorlegte,
01:10:16lautete auf 1300 Mark.
01:10:19Da wird bei der Post was schief gelaufen sein.
01:10:22Uwe, bring doch bitte meine Tasse raus.
01:10:25Dem Thorsten mit.
01:10:26Thorsten, komm, du nimmst einen Löffel.
01:10:30Ausspülen kannst du sie auch gleich.
01:10:31Die Post hat uns korrekt 300 Mark überwiesen.
01:10:47Hier, bitte.
01:10:48Der Konterauszug.
01:10:51Tja, ich wollte Sie erst informieren, Herr Enders, und dann Ihre Frau hören.
01:10:58Rosi, willst du uns das nicht erklären?
01:11:02Ich kann nicht.
01:11:04Es stimmt.
01:11:06Ich habe tatsächlich...
01:11:08Was?
01:11:10Du hast gestohlen?
01:11:12Wie konntest du uns das antun?
01:11:14Frau Enders, dann muss ich Sie bitten, mir alle Unterlagen auszuhändigen.
01:11:21Von einer Anzeige können wir selbstverständlich nicht absehen.
01:11:25Sie verstehen, Herr Enders.
01:11:27Hast du die Unterlagen nebenan, Rosi?
01:11:29Kommen Sie bitte, Herr Pauli.
01:11:31Guten Tag.
01:11:31Bitte glaub mir, ich habe das nicht gewollt.
01:11:44Aber Rosi, Mädchen.
01:11:47Fremdes Geld ist fremder Menschenvertrauen.
01:11:50Mag der Betrag auch noch so gering sein.
01:11:53Warum hast du mir bloß nicht gesagt, dass du Geldsorgen hast?
01:11:55Ich bin doch nicht nur Peters Mund.
01:12:04Meine Frau eine Dieben.
01:12:06Ich glaube, ich werde verrückt.
01:12:10Fass dich, Peter.
01:12:11Schlimm genug, wenn du jetzt erst erfährst, welche Probleme es in eurer Ehe gibt.
01:12:22Die Gerichtsverhandlung blieb Rosemarie Enders nicht erspart.
01:12:26Wegen Diebstahls von gesellschaftlichem Eigentum in Tatmehrheit mit Urkundenfälschung wurde sie auf Bewährung verurteilt.
01:12:35Für den Fall ihrer Nichtbewährung drohte ihr das Gericht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten an.
01:12:40Außerdem wurde sie zum Ersatz des entstandenen Schadens in Höhe von insgesamt 1000 Mark verpflichtet.
01:12:48Die Schuld der Angeklagten Enders war nicht zu bestreiten.
01:12:53Sie selbst erklärte vor Gericht, und ich zitiere aus dem Protokoll der Hauptverhandlung,
01:12:57das Geld wollte ich zuerst gar nicht stehlen.
01:13:01Eigentlich wollte ich nur was borgen, aber in Geldsachen ist mein Mann sehr komisch.
01:13:07Später habe ich mich nicht mehr getraut, mit ihm darüber zu reden.
01:13:11Ich hatte Angst vor ihm, vor seinen Vorhaltungen, und ich schämte mich einfach zu sehr.
01:13:18Vieles hatte diese junge Frau in ihrem gewiss nicht einfachen Leben erreicht.
01:13:22Sie hatte, wie nahezu jede vierte Produktionsarbeiterin unserer Republik,
01:13:28die Qualifikation eines Facharbeiters erworben.
01:13:31Im Großen, in der Gesellschaft, hatte sie ihren Mann gestanden und sich bewährt,
01:13:35aber im Kleinen, in der Familiensphäre, hatte sie versagt.
01:13:39Hatte sie davor zurückgeschreckt, ihr Recht und ihre Persönlichkeit voll zur Geltung zu bringen.
01:13:47Rosemarie Enders hätte es in der Hand gehabt, ihr Schicksal anders, besser zu gestalten.
01:13:52Das Ducken vor ihrem Mann, die Aufgabe ihres Berufs, der Griff in die Versicherungskasse.
01:13:59Für alles hätte sich eine andere Lösung finden lassen,
01:14:02wenn sie sie nicht gegen, sondern mit der Gesellschaft gesucht hätte.
01:14:07Eheberatungsstellen, Eltern- und Lernaktive und andere gesellschaftliche Institutionen
01:14:11hätten ihr helfen und einen korrekten Weg weisen können.
01:14:15Dennoch soll die moralische Schuld von Peter Enders nicht verschwiegen werden.
01:14:23Sein Zug zum Familiendiktator und seine Kleinlichkeit,
01:14:27die nichts anderes als Variationen von Egoismus sind,
01:14:31haben den Straftaten seiner Frau mit den Boden bereitet.
01:14:34Natürlich, immer ist man nach dem Schaden klüger.
01:14:40Am klügsten aber ist es, vor dem Schaden klug zu sein.
01:14:44Glauben Sie nicht, meine Zuschauer,
01:14:46dass sowohl Rosemarie als auch Peter Enders das Zeug dazu gehabt hätten?
01:14:50Also, wenn Sie nicht, meine Zuschauer,

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