- 16.6.2025
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00:00:01Guten Abend, meine Damen und Herren. Staatsanwälte werden nicht selten gefragt, ob sie ihr Beruf nicht zu Pessimisten machen.
00:00:08Denn täglich werden sie mit dem scheußlichsten Übel konfrontiert, das uns die alte Gesellschaft vererbt hat, mit Verbrechen und Rechtsbruch.
00:00:17In unserer Republik, wo der Kampf gegen die Kriminalität nicht mehr nur gegen ihre Wirkung, sondern vor allem gegen die Ursachen,
00:00:24wo er nicht mehr von Einzelnen, sondern zunehmend von der ganzen Gesellschaft geführt wird, da dürfen auch Staatsanwälte Optimisten sein.
00:00:32Freilich, große Anstrengungen stehen uns auch hier noch bevor.
00:00:37Allein wenn man bedenkt, dass noch immer, wenn auch in geringer Zahl, schwere Verbrechen wie das Töten eines Menschen unsere sozialistische Gemeinschaft belasten.
00:00:45Der heutige Fall, meine Damen und Herren, wirft die Frage auf, was unsere Gesellschaft tun kann, ja tun muss, um zu verhüten,
00:00:54dass eine Mutter in Versuchung gerät, ihr eigenes Kind zu töten.
00:01:15Kannst du nicht wieder mal ein gutes Werk tun, Sabine?
00:01:31Herr Gott, man platzt aber auch aus allen Nähten.
00:01:34Du musst mal einen Reistag einlegen, Molly. Das wird ja langsam kriminell.
00:01:39Du hör mal, auslassen kann ich da aber nichts mehr, höchstens ein Stückchen einsetzen.
00:01:42Na ja, dann setz was ein. Ich kann mir ja nicht dauernd was Neues kaufen.
00:01:45Aber Reistag ist nicht, mein Kind. Du glaubst nicht, was wir Dicken für Hunger haben. Unser Körper verlangt eben mehr.
00:01:51Also komm, Molly, mit ein bisschen guten Willen schafft man alles.
00:01:54Ich möchte bloß wissen, was dein Mann sagt, wenn du so aus dem Leim gehst.
00:01:57Aus dem Leim gehen? Erlaube mal, mein Kind, ich bin eine voll schlanke Person.
00:02:00Und mein Mann hat überhaupt nichts zu sagen. Der ist froh, wenn ich gute Laune habe.
00:02:03Und gute Laune habe ich nur nach dem anständigen Eisbein mit einem Stück Kuchen hinterher.
00:02:06Na wie ist das? Kannst du was ansetzen? Ich will's auch nicht geschenkt, Sabine.
00:02:09Du weißt genau, dass ich kein Geld nehme.
00:02:10Na diesmal musst du. Wär ja noch schöner. Du setzt dich hin nach Feierabend,
00:02:14friemst unsere BHs zusammen, für nass und für einen warmen Händedruck vielleicht.
00:02:18Sigrid hat mir nämlich auch was mitgegeben.
00:02:27Gib schon her.
00:02:29Na, ihr beiden Süßen, was gibt's denn Schönes?
00:02:31Ach, feine Miederwarenänderungen. Mach's mal enger, mach's mal weiter.
00:02:35Du lass dich bloß nicht übers Ohr hauen. Die haben Geld wie Heu.
00:02:37Du musst es ja wissen.
00:02:39Guten Morgen erst mal, mein Herr.
00:02:40Ah, guten Morgen.
00:02:47Bleibst du heute Nachmittag?
00:02:48Aber sei pünktlich, ich bin um halb fünf zu Hause. Lass mich nicht wieder so lange warten.
00:02:52Heute ganz pünktlich. Du, deine Küken komm.
00:02:55Schöne Küken.
00:02:56Zweites Lehrjahr, du, die sind schon ganz schön pflücke.
00:02:59Ein Wetterchen ist das heute.
00:03:01Guten Morgen, Frau Leitain.
00:03:04Guten Morgen.
00:03:05Ein Wetterchen ist das heute, Leute. Was hab ich gesagt? Sie strahlt wieder über's ganze Gesicht.
00:03:10Was hat denn das mit dem Wetter zu tun?
00:03:15Und beim Händchen hat sie ihn gehalten.
00:03:18Kerniger, Andi.
00:03:19Wie soll's ihn nun sonst halten?
00:03:21An der Nase.
00:03:23Ach, Kinder, seid doch mal ruhig.
00:03:24Sabinchen war ein Frauenzimmer von Schönheit tugendhaft.
00:03:29Sie diente treu und redlich immer in einer Nähwerkstatt.
00:03:33Da kam der schöne Erich mit seinem Bus daher.
00:03:37Er wollte Sabinchen besehizen, ihr Herz und noch viel Wunsch.
00:03:42Mensch, wenn die das gehört haben.
00:03:44Das ist zu viel.
00:03:49Ich wette Ihnen...
00:03:50Mach doch keinen Ärger, diese dummen Gänse.
00:03:58Hallo, junger Mann.
00:03:59Können Sie mir vielleicht hier mal ein bisschen helfen?
00:04:02Aber gewiss doch.
00:04:03Ganz souverän.
00:04:04Nichts anmerken lassen, hörst du?
00:04:06Bein dir die Löffel, das wäre das Beste, klar.
00:04:07Ja, aber...
00:04:09Naja, souverän, Wienchen.
00:04:11Souverän wirkt immer.
00:04:14So, eins.
00:04:18Noch eine Stufe.
00:04:20So, jetzt haben wir es geschafft.
00:04:22Vielen Dank, junger Mann.
00:04:23Vielen Dank.
00:04:25Wissen Sie, wenn man alt ist, da geht es nicht mehr so recht.
00:04:27Ja, Mutti, Sie sind doch noch ganz prima bei den anderen.
00:04:29Wir werden ja alle mal alt, ne?
00:04:31Wir jungen Hirsche.
00:04:34Komm ich schon wieder an.
00:04:36Wieso schon wieder?
00:04:36Die haben überhaupt nichts gehört.
00:04:39Leute, mir ist so albern zumute.
00:04:41Pass auf, ich habe eine Idee.
00:04:42Kommt mit.
00:04:44Los.
00:04:51Mach doch keinen Quatsch, das ist doch Ihr Platz.
00:04:53Na und jetzt sitze ich hier.
00:04:55Aber nur magst, gibt es nicht.
00:04:56Mal sehen, vielleicht nimmt er Sie auf den Schoß.
00:05:06Oh, Verzeihung, ich sitze wohl auf Ihrem Platz.
00:05:08Es ist nur, wir dachten, wir wollten Sie nicht von Ihrem Platz verdrängen, Frau Lantin.
00:05:12Hast du das gesehen?
00:05:28Wenn das meine wären, sage ich dir.
00:05:29Die machen glatten Affen aus ihr.
00:05:31Ich habe schon so oft gesagt, Sie sollen sich woanders hinsetzen.
00:05:33Die Gänse warten doch nur drauf.
00:05:34Das gibt noch mal einen ganz großen Knatsch.
00:05:35Verlass dich drauf.
00:05:36Sie ist Leerhausbilderin.
00:05:38Was kann ich dafür?
00:05:39Was kann ich dafür?
00:05:41Ob ich mich zum Affen machen lasse oder nicht, ist meine Angelegenheit.
00:05:50Das wollte ich dir nur mal gesagt haben, Molly.
00:05:52Wir sprechen noch darüber, aber nicht jetzt.
00:05:54Morgen.
00:06:09Morgen.
00:06:12Morgen.
00:06:14Guten Morgen, Frau Winkler.
00:06:17Guten Morgen.
00:06:18Dann bleib nur sitzen, das ist doch dein Platz.
00:06:21Ach, ich kann ja nach hinten gehen.
00:06:22Vielen Dank, sehr Dank.
00:06:29Ich möchte darauf schwören, Leute, die Winkler weiß ganz genau, dass ihr verheiratet wirst.
00:06:33Die ganze sozialistische Moral im Eimer.
00:06:35Skandal.
00:06:35Sie müssten mal ein Kadergespräch mit der Kollegin teilführen.
00:06:38Oder kleine Aufklärungsschrift.
00:06:40Liebe, Ehe, Scheibe.
00:06:42Als Prämie.
00:06:43Keine Ahnung.
00:06:44Kannst du ja mal den Vorschlag machen.
00:06:45Na, hast du deine neuen Gardinen gestern noch bekommen?
00:06:49Sie hängen schon dran.
00:06:51Dede Rundhüll.
00:06:52Ohne jedes Muster.
00:06:53Auch zart.
00:06:53Das ganze Zimmer wirkt anders.
00:06:55Na, ich sag dir doch, Übergardinen sind passiert, mein Kind.
00:06:57Du musst es dir mal ansehen.
00:06:59Viel heller und freundlicher.
00:07:01Du besuch mich doch mal.
00:07:02Ach, du hast doch nie Zeit.
00:07:03Ich?
00:07:06Na, höchstens du doch mit deiner Familie.
00:07:08Ach, eine Stunde fällt schon immer mal ab.
00:07:10Wie wär's denn mit heute?
00:07:12Heute?
00:07:13Was war denn heute?
00:07:14Na, es eilt ja nicht.
00:07:15Sag's mir Bescheid, wenn's mal passt.
00:07:31Du, Bienchen.
00:07:33Stell doch mal an.
00:07:35Ich möchte gern das Fußballspiel sehen.
00:07:38Muss das heute sein?
00:07:39Na ja.
00:07:41Unsere Nationalmannschaft spielte heute.
00:07:43Kannst du den Ton wegdrehen?
00:07:50Sag mal.
00:07:51Hm?
00:07:51Schmeckt es dir denn überhaupt?
00:07:53Also wirklich, ich denke, ein klasse Sapstick ist dir da gelungen.
00:07:57Echte Überraschung.
00:08:01Dazu ein Wernersgrüner.
00:08:03So, Bienchen.
00:08:05Nun lass dein Fleisch nicht kalt werden.
00:08:12Ehrlich gesagt, es freut mich ja, dass es dir so schmeckt.
00:08:15Aber dass du nur das Essen und Fußball siehst.
00:08:19Ach, sieh mal, Bittchen.
00:08:19Heute können wir es uns doch mal gemütlicher machen.
00:08:22Hm?
00:08:23Braucht doch nicht da unten auf die Uhr zu sehen.
00:08:24Ist doch auch mal schön.
00:08:25So in alle Ruhe gemeinsam zu essen.
00:08:26Fernsehen
00:08:28und so weiter und so weiter.
00:08:31Hm?
00:08:35Wenn du so vor mir sitzt, Bienchen,
00:08:37du stell doch mal deutlich ein.
00:08:38Hast du das gesehen?
00:08:50Mensch, Meier.
00:08:51Schießt auf den Mann, steht völlig frei.
00:08:53In die linke Ecke hätte er den knallen sollen.
00:08:54Na ja, nun gucken Sie dumm.
00:08:56Abstoß!
00:08:57Hier sind deine Zigarrens.
00:08:58Na ja, nun sind die anderen erst mal wieder am Ball.
00:09:04Pass auf, gleich klingelt's.
00:09:05Na?
00:09:06Gerne.
00:09:06Ist doch immer so.
00:09:08Verfatzte Großchance, Gegenzug, Rumpf.
00:09:13Dabei können die doch schießen.
00:09:14Da war wieder ein Fuß von Rankoschi dazwischen.
00:09:17Solche Situationen, weißt du, die muss man eben ausnutzen.
00:09:19Ne?
00:09:20Da sind ja die Engländer clever.
00:09:21Was hab ich dir gesagt?
00:09:26Also sieh dir das an, was hab ich dir gesagt?
00:09:28Na ja, das haben sie jetzt davon.
00:09:30Oh Gott.
00:09:33Warum guckst du denn in die Ferre?
00:09:35Du weißt doch, wie immer die Zeit verpflegt, ne?
00:09:38Ach, Bienchen.
00:09:39Du kannst es nicht so einrichten,
00:09:40dass deine Mutter immer zum Geburtstag geht, wenn ich komme.
00:09:43Noch besser wäre es ja, du würdest dir ausziehen,
00:09:45nein, und dir ein eigenes Zimmer nehmen.
00:09:47Und am allerbesten wäre es, du würdest dich endlich scheiden.
00:09:50Und fangt euch nicht wieder davon an.
00:09:52Du weißt doch genau, dass...
00:09:53Entschuldige, bitte.
00:09:54Ja, ja, bitte, bitte.
00:09:56Und weil wir schon mal beim Unangenehmen sind,
00:09:59du, die Geschichte heute Morgen da im Bus mit deinen Lehrlingen,
00:10:02ich meine, mich geht das ja nichts an.
00:10:05Meine Ehe ist sowieso nur eine Versorgungsehe,
00:10:07aber du, das kannst du mir nicht leisten.
00:10:11Was kann ich mir nicht leisten?
00:10:13Dass ich dich jeden Tag sehen will?
00:10:14Dass ich mich im Bus mit dir unterhalten möchte?
00:10:16Ja, doch, Bienchen, reg dich nicht auf.
00:10:17Wir wollen uns ja auch jeden Tag sehen,
00:10:19aber du musst doch mal an dich denken.
00:10:20Etwas mehr Zurückhaltung, Bienchen.
00:10:22Souverän, diese albernen Gänse lauern doch nur drauf.
00:10:25Ach, die, die können froh sein, dass sie bei mir was lernen.
00:10:28Was interessiert mich das Gekichern?
00:10:29Nur mal stopp, mein Kind, das sitzt dir ganz schön eng auf der Haut.
00:10:31Ich will nämlich nicht, dass du meinetwegen Schwierigkeiten hast.
00:10:34Ich bin nämlich ein alter Sportsmann.
00:10:36Bei mir gibt's nur Fair Play.
00:10:38Begreifst du das Ding?
00:10:38Fair Play.
00:10:42Das ist nun deine große Liebe.
00:10:46Ich bring mich um für dich und du guckst in die Röhre.
00:10:50Siehst nicht mal, dass ich beim Friseur war,
00:10:51dass neue Gardinen an den Fenstern sind.
00:10:53Bitte, wenn du mich loswerden willst.
00:10:56Mach mal einen Punkt, mein Kind.
00:10:58Wer will dich denn loswerden, du?
00:11:00Ach, du weißt doch ganz genau, dass ich dich liebe,
00:11:03dass ich ganz wild nach dir bin.
00:11:05Mein kleines Bienchen, mein Feuer,
00:11:07du musst ein bisschen vorsichtiger sein.
00:11:09Ach, es ist so schrecklich,
00:11:10dich immer bloß von weitem sehen zu können.
00:11:12So weit ja dann auch wieder nicht.
00:11:13Doch, viel zu weit.
00:11:17Eins zu eins.
00:11:18Schade, das haben wir jetzt verpasst.
00:11:22Ach so.
00:11:23Hat man sowas schon gesehen?
00:11:24Du bist mir vielleicht ein Kerl.
00:11:26Entweder wir stellen ab oder...
00:11:27Ja, ich glaube auch, es ist besser.
00:11:30Deine Mutter?
00:11:44Nein, das kann sie nicht sein.
00:11:48Tiefel!
00:11:49Ob sie da sitzt, verdammt doch mir,
00:11:50das fehlt mir gerade noch.
00:11:53Mir reicht's noch vom letzten Mal.
00:11:54Erich, was machst du denn da?
00:12:00Das geht aber nicht.
00:12:01So, dann ist doch nicht hoch.
00:12:02Hoflage ist immer günstig.
00:12:03Schüss, Biedchen.
00:12:03Und halt die Ohren steif.
00:12:04Ja, ich komm' ja schon.
00:12:20Sag mal, hörst du schwer?
00:12:23Ich dachte, du bist zum Geburtstag.
00:12:25Nein, ich war nicht zum Geburtstag.
00:12:27Ach, du hattest deinen Herrn wieder hier.
00:12:32Und da schließt du neuerdings ab.
00:12:34Nein, er war nicht hier.
00:12:35Wie kommst du denn darauf?
00:12:37Nur so, mein Kind.
00:12:40Dann hat er heilige Geistzigaren geraucht.
00:12:45Ich kann in meinem Zimmer empfangen, wen ich will.
00:12:47Da hab ich auch nichts dagegen,
00:12:49wenn du mir einen netten, jungen Mann vorstellst.
00:12:50Aber, ach, der ist wohl noch da, der Herr Autobusfahrer.
00:12:55Nein, er ist nicht mehr da.
00:12:56Bitte überzeuge dich selbst.
00:12:58Ich lege keinen Wert darauf.
00:12:59Ein Mann, der bedenkenlos dir Ehe bricht.
00:13:01Ich hab dir hundertmal erklärt.
00:13:03Ehebruch bedeutete ja nichts.
00:13:05Ich weiß, keine gottlosen Reden.
00:13:06Komm, lass doch den lieben Gott aus dem Spiel.
00:13:08Und was Erich anbetrifft,
00:13:09er könnte sich ja scheiden lassen.
00:13:11Und dass er es nicht tut, das spricht nur für ihn.
00:13:14Jawohl, seine Frau ist sehr krank.
00:13:16Da kann er sie doch nicht sitzen lassen.
00:13:17Dazu ist er viel zu anständig.
00:13:19Jawohl, zu anständig.
00:13:20Ein hoch anständiger Mensch, also.
00:13:24Aber er will dasselbe wie alle anderen auch.
00:13:27Oder?
00:13:28Bei dir sind ja alle Männer nur schlecht und gemein.
00:13:31Du hast ja auch genügend Erfahrungen gesammelt.
00:13:33Wie sah denn deine Ehe aus?
00:13:34Der Herr Ingenieur Tein.
00:13:36Du sprichst von deinem Vater.
00:13:37Für mich war er nie ein Vater.
00:13:39Du bist zu jung, das zu verstehen.
00:13:50Ich habe dir deine Schuhe mitgebracht.
00:14:09Oh, fein, danke schön.
00:14:11Ich dachte, die wären erst nächste Woche fertig.
00:14:12Du, die arbeiten wirklich sauber.
00:14:14Guck mal, die Absätze sind neu bezogen.
00:14:16Warum gehst du nicht mal wieder tanzen?
00:14:18Wie viel hast du denn bezahlt?
00:14:20Ach, lass nur bis zur Miete.
00:14:21Was du über deinen Vater gesagt hast...
00:14:25Es tut mir sehr leid, Mutti.
00:14:26Nein, du hast schon recht.
00:14:27Wir haben nie darüber gesprochen.
00:14:29Früher gab es sowas nicht.
00:14:31Ich bin in einem Haus aufgewachsen.
00:14:34Naja, lassen wir das.
00:14:36Zeiten ändern sich eben.
00:14:38Vielleicht hätte ich es tun sollen.
00:14:41Sieh mal, mein Kind, dein Vater und ich.
00:14:43Als du dich nicht gerade erwünscht angemeldet hattest...
00:14:47Ja, das ist die Wahrheit und das rechne ich deinem Vater hoch an.
00:14:50Als du unterwegs warst, bestand er genauso wie ich darauf, dass wir heirateten.
00:14:55Wir wollten es versuchen miteinander.
00:14:58Wir wussten beide, dass es nicht die große Liebe war.
00:15:01Aber wir hatten ein Verantwortungsgefühl dem Kind gegenüber.
00:15:05Dir gegenüber.
00:15:08Wir haben es versucht.
00:15:11Und es ging nicht gut.
00:15:13Aber du hattest einen Namen und ich brauchte mich nicht zu schämen.
00:15:18Das ist ja entsetzlich.
00:15:20So, entsetzlich, findest du das?
00:15:23Wenn ich mir vorstelle...
00:15:24Ach, was verstehst du schon, wenn ich fragen darf?
00:15:26Nichts, gar nichts.
00:15:27Du machst dir doch keine Gedanken.
00:15:29Du hast doch nur diesen Kerl, diesen Autobusfahrer im Kopf.
00:15:32Er ist der einzige Mensch, mit dem ich mich über alles unterhalten konnte bisher.
00:15:36Vielen Dank, mein Kind.
00:15:37Na, ist doch wahr.
00:15:39Hast du jemals Zeit für mich gehabt?
00:15:40Also bitte, werd nicht unsachlich.
00:15:41Ich habe oft genug mit dir gesprochen.
00:15:43Vorwürfe gemacht.
00:15:44Aber dir war alles zu viel.
00:15:45Ich habe ja doch nur alles falsch gemacht und du wusstest immer alles richtig.
00:15:48Ja, natürlich.
00:15:49Dabei bist du so schlau.
00:15:51Ich habe dich nur nicht verstanden.
00:15:54Als ich mich von deinem Vater scheiden ließ, musste ich arbeiten gehen und ich hatte nichts gelernt.
00:15:58Heute bin ich Leiterin einer Verkaufsstelle.
00:16:01Weißt du, was das heißt?
00:16:03Ich habe auf alles verzichtet.
00:16:04Ich habe dafür gesorgt, dass du eine unbeschwerte Jugend hast.
00:16:08Ich habe doch immer nur dein Bestes gewollt.
00:16:10Ja, und dass ich hinter anderen Kindern nicht zurückstehen musste, dass ich meine Ausbildung beenden konnte.
00:16:13Die Geschichte kenne ich ja zur Genüge.
00:16:16Ich kann dir darauf nur sagen, wer ein Kind in die Welt setzt.
00:16:18Der muss auch für sein Kind sorgen.
00:16:20Entschuldige bitte, aber so ist das nun mal im Leben.
00:16:22Vielen Dank für die Belehrung.
00:16:23Im Übrigen ist das Materielle nur die eine Seite.
00:16:26Das verstehende Herz nicht wahr.
00:16:27Das hat dir gefehlt.
00:16:29Und ein Herr Autobusfahrer, der hat...
00:16:31Ja, der hat Verständnis für mich.
00:16:32Herrgott, was will er denn von dir?
00:16:34Schlafen will er mit dir.
00:16:36Verständnis.
00:16:38Hätte er Verständnis für dich, würde er zu Hause bleiben bei seiner Frau und dich nicht ins Gerede bringen.
00:16:43Bus, Liesl.
00:16:45Kinder rufen es dir hinterher im Haus.
00:16:48Nein, nein, was ich mit dir erleben muss.
00:16:51Meine Tochter, mein einziges Kind.
00:16:54Ich verstehe das nicht.
00:16:55Ich verstehe das einfach nicht.
00:16:56Dieser alte Kerl.
00:16:57Bitte, Mutti, nicht so.
00:16:58Ach, was denn sonst?
00:16:59Wer könnte dein Vater sein?
00:17:00Und du lässt dir deine ganze Jugend verderben.
00:17:03Fehlt bloß noch ein Kind.
00:17:04Ach, bitte beruhige dich.
00:17:05Ich bekomme kein Kind.
00:17:06Ja, das haben schon ganz andere gesagt.
00:17:08Na, her sitze da mit dem unählichen Kind.
00:17:10Ein junger Mann aus anständigem Hause jedenfalls.
00:17:11Du wirst schon mit deinen anständigen Häusern.
00:17:15Du musst noch an mich denken.
00:17:16Aber dann komm nicht zu mir.
00:17:24Ach, Frau Winkler.
00:17:25Ja, guten Abend.
00:17:26Da wird sich Sabine aber freuen.
00:17:28Sabine, du hast gesucht mein Kind.
00:17:30Bitte schön.
00:17:33Hallo, Enne.
00:17:34Nett, dass du doch mit vorbeikommst.
00:17:35Ich wollte nicht stören, aber meine Familie ist versorgt und da habe ich gedacht...
00:17:38Aber sie stören doch keineswegs.
00:17:40Ich mache gleich eine Tasse Kaffee.
00:17:41Oh, vielen Dank, Frau Thein.
00:17:42Das ist sehr liebenswürdig, aber ich habe gerade Kaffee getrunken und man soll es ja nicht übertreiben.
00:17:45Aber ich koche gerne.
00:17:46Und Herr Dessin, wie ist das mit dir, mein Kind?
00:17:48Bitte bemühe dich nicht.
00:17:49Mir ist der Appetit vergangen.
00:17:50Nicht einmal dein Fleisch hast du aufgegessen.
00:17:52Man muss sich wieder Sorgen machen.
00:17:54Fühlst du dich nicht, mein Kind?
00:17:55Warum soll ich mich denn nicht fühlen?
00:17:57Ich fühle mich ausgezeichnet.
00:17:59Entschuldige bitte, wenn deine Mutter dich was gefragt hat.
00:18:04Ja, so ist das mit den Kindern, Frau Winkler.
00:18:06Ich will nicht länger stören.
00:18:07Ach, Blu, ist gut, dass du gekommen bist.
00:18:13Ich halte das nicht mehr aus.
00:18:15Habt ihr euch wieder gezangt?
00:18:16Dauernd hat sie was rumzündet, Herr Dessin.
00:18:17Ich bin noch keine 13 mehr.
00:18:19Sag mal, trinkst du einen Konjak mit?
00:18:20Oh, warum nicht?
00:18:22Du kannst mir glauben, manchmal steht es mir wirklich bis hier oben.
00:18:25Sie sind aber wirklich sehr hübsch, deine neuen Jardinen.
00:18:28Ja, gefallen sie dir?
00:18:29Mhm.
00:18:29Eigentlich wollte ich ja gemustert da haben.
00:18:31Ach, nee, das sieht doch so viel schöner aus.
00:18:33Überhaupt, du gemütlich hast es.
00:18:35Sehr hübsch.
00:18:35Weißt du, als ich mein Boot zu meinem Fenster so behängt habe,
00:18:39da sagte mein Goldstück zu mir,
00:18:41na was denn, und das soll so bleiben, so nackig,
00:18:43so ohne was drum und dran?
00:18:45Er hat wenigstens leicht bemerkt.
00:18:47Ach ja, das sieht er schon.
00:18:48Aber stell dir vor, du nähst, stehst eine Stunde auf der Leiter
00:18:51und zum Schluss fragt er dich treuherzig,
00:18:53ob denn schon wieder umdekoriert werden musste.
00:18:56Schon allein das Wort umdekorieren.
00:19:00Na, trinken wir einen auf dem Kummer, Savinchen.
00:19:03Weißt du, wenn ich dich so erzählen höre
00:19:06und dich dann mit meiner Mutter vergleiche?
00:19:10Naja, Prost.
00:19:18Wie es scheint, habt ihr immer wieder die Frage Erich erörtert, hm?
00:19:21Sie fängt immer wieder davon an.
00:19:22Ja, er ist nun mal älter.
00:19:24Und er ist verheiratet.
00:19:27Aber er ist der einzige Mensch außer dir ändert,
00:19:30der mir sowas wie einen inneren Halt gibt.
00:19:34Ich habe ihm nie einen richtigen Vater gehabt
00:19:35und damals in der ersten Zeit,
00:19:39na ja, er benimmt sich natürlich nicht wie ein Vater zu mir.
00:19:42Daran habe ich nie gezweifelt, Savinchen.
00:19:45Aber du, da wir nun schon mal bei dem Thema sind,
00:19:47ich halte diese Verbindung auch nicht für sehr glücklich.
00:19:52Sieh mal, du brauchst doch einen Partner in deinem Alter
00:19:54und keinen väterlichen Freund.
00:19:56Aber ich will keinen anderen, ich liebe ihn.
00:19:59Ach, das sagt man immer, wenn man verliebt ist.
00:20:00Da ist man blind.
00:20:01Später schlägt man sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
00:20:04Entschuldige bitte, aber dann hast du nie richtig geliebt.
00:20:06Och, hast du eine Ahnung.
00:20:08Jeden Tag ein Erdbeben oder ein paar Vulkanausbrüche,
00:20:11so in der Preislage.
00:20:11Aber das sind doch die Sturm- und Drangjahre,
00:20:14die vertubeln sich schnell.
00:20:17Eines Tages entdeckst du nämlich,
00:20:18dass sie zwei verschiedene Sprachen spricht.
00:20:21Und du begreifst, dass zur Liebe ein bisschen mehr gehört.
00:20:24Eine gegenseitige Achtung zum Beispiel.
00:20:27Anerkennung.
00:20:28Weißt du, zusammenleben, Ehe, Familie...
00:20:31Ich weiß, ich weiß.
00:20:33Och, du weißt überhaupt nichts,
00:20:35aber du willst mir nicht zuhören, also gut.
00:20:37Lassen wir das.
00:20:38Doch, doch, Enne.
00:20:39Ich verstehe dich schon ganz gut.
00:20:40Du meinst, heiraten gehört zum Glücklichsein.
00:20:43Und einen besseren Eindruck macht es auch, willst du sagen.
00:20:46Sei doch ehrlich, Enne.
00:20:47Und sozialistische Moral und den Betrieb und so.
00:20:50Also, wenn man mir damit käme, das sag ich dir gleich.
00:20:52Komm, reg dich doch nicht schon wieder auf.
00:20:54Schließlich gibt es auch im Sozialismus
00:20:55sowas wie ein Privatleben und wen ich liebe.
00:20:58Das hat mir niemand vorzuschreiben.
00:20:59Nun mal glas hart, Sabine.
00:21:01Du bist Lehrausbilderin, du hast Verantwortung.
00:21:04Und dein Verhältnis mit diesem Ehrich...
00:21:05Das geht keinem was an.
00:21:06Oh doch.
00:21:07Die Lehrlinge interessieren sich brennend dafür.
00:21:09Was meinst du, was die über dich reden?
00:21:10Das ist mir doch egal.
00:21:11Aber uns nicht.
00:21:13Wem?
00:21:15Langsam ist die Geschichte rum im ganzen Betrieb.
00:21:18Weißt du, wie dich die Lehrlinge nennen?
00:21:20Bus-Liesel, nur so.
00:21:22Anders sprechen sie nicht mehr von dir.
00:21:24Die Betroffenen erfahren es doch immer zuletzt.
00:21:26Sabine, wir haben dir doch wirklich Zeit gelassen.
00:21:29Ja, ja.
00:21:30Aber jetzt haben sie dich geschickt.
00:21:31So ist es doch gar nicht.
00:21:32Ich habe gesagt, lass mich mal mit dir reden.
00:21:33Schließlich sind wir doch befreundet.
00:21:35Und du bist Mitglied der BGL und der Konfliktkommission.
00:21:38Du kannst dir wirklich jedes weitere Wort sparen, Anne.
00:21:40Ich werde kündigen.
00:21:41Du bist ja verrückt geworden.
00:21:42Kein Mensch hat was von Kündigen gesagt.
00:21:45Sabine, wir wollen dir helfen.
00:21:46Das ist mein letztes Wort.
00:21:47Ich gehe wirklich nicht gern weg von euch.
00:21:50Aber wenn es so aussieht, dann bleibt mir keine andere Möglichkeit.
00:21:56Die gut gemeinten Worte Anne Winklers halfen nichts.
00:22:00Sabine reichte ihre Kündigung ein.
00:22:03Sie fasste die Ratschläge ihrer Kollegen,
00:22:05die von Anne Winkler angebotene Hilfe, als Kränkung.
00:22:08Ja, als Einmischung in ihr Privatleben auf.
00:22:12Nun ist es in der Tat ein Problem.
00:22:14Denn wo fängt die Intimsphäre an?
00:22:16Und wo hören die Möglichkeiten gesellschaftlicher Einwirkung auf?
00:22:20Kann man das Privatleben des Einzelnen von seiner Stellung
00:22:23in der sozialistischen Gesellschaft überhaupt abtrennen?
00:22:26Es ihr vielleicht sogar entgegensetzen?
00:22:29In dieser Frage prallen die Meinungen oftmals hart aufeinander.
00:22:33Ich glaube aber, es darf zwischen gesellschaftlicher Position
00:22:36und Verpflichtung einerseits und privater Sphäre
00:22:39und Freizeitgestaltung andererseits keinen Gegensatz geben.
00:22:42In der Angelegenheit Sabine Thein hatte das Kollektiv nach unserer Ansicht
00:22:48Grund genug, sich einzuschalten.
00:22:51Denn Sabine war Lehrausbilderin, also Erzieherin,
00:22:54die Verantwortung gegenüber ihren Schülern trägt,
00:22:57denen sie Vorbild sein muss.
00:22:59Durch ihr Verhältnis zu einem verheirateten,
00:23:02weit älteren Manne aber,
00:23:03machte sie sich zum Gespött ihrer Lehrlinge,
00:23:06setzte sie Autorität und Persönlichkeit aufs Spiel.
00:23:08Vielleicht spürte sie es auch selbst,
00:23:11denn sie verließ ihren Betrieb,
00:23:13obwohl ihr dort alle Möglichkeiten offen standen.
00:23:16Sie begann bei der Privatfirma Lindenberg als Näherin
00:23:19und nahm dort schlechtere Arbeitsbedingungen
00:23:21und geringeren Lohn in Kauf.
00:23:24Enne Winkler wusste um Sabines Probleme
00:23:26und sie war entschlossen, sich auch künftig um Sabine zu kümmern.
00:23:30Und wie war der Film?
00:23:39Ich habe nicht viel gesehen davon.
00:23:41Na, hat Gerdel denn wenigstens gefallen?
00:23:44Was fragst du denn?
00:23:45Ihr zittert doch jetzt noch die Knie.
00:23:49Na, meine Damen, kommen wir gut voran.
00:23:52Der Auftrag muss raus, Export nach Ungarn.
00:23:57Und denken Sie immer schön an den Namen unserer Firma, nicht wahr?
00:24:00Wir müssen Ehre einlegen im Wunderpest.
00:24:03Wir denken an nichts anderes, Herr Lindenberg.
00:24:05Wir denken Tag und Nacht an Sie, Herr Lindenberg.
00:24:09Das ist nett, das ist außerordentlich nett
00:24:10und das ist zauberhaft, was Sie hier gemacht haben.
00:24:12Sehr schön.
00:24:13Fein.
00:24:15Ja, danke, danke.
00:24:17Na, Frau Lentein?
00:24:20Frau Lentein, würden Sie bitte mitkommen in den Zuschneideraum?
00:24:22Ich habe schon alles vorbereitet.
00:24:23Kann ich das nicht erst fertig machen?
00:24:25Lassen Sie nur liegen, das geht klar.
00:24:26Ja, ich muss nämlich weg zu einer dringenden Besprechung
00:24:29und meine Frau ist mit dem Wagen unterwegs.
00:24:31In ihr Zeit ist er fast knapp.
00:24:32Kommen Sie.
00:24:33So, bitte.
00:24:34Danke schön.
00:24:34Seitdem die Neue da ist, macht er überhaupt nichts mehr selber.
00:24:41Wie schnell der rausgekriegt hat, dass sie zuschneiden kann.
00:24:44Das steht doch in Ihren Papieren.
00:24:45Außerdem wird es ihm gesagt haben.
00:24:46Und was hat sie davon?
00:24:48Schneide zu für nass.
00:24:50Er zahlt ihr keinen Pfennig mehr.
00:24:51Schön doof, kann man da nur sagen.
00:24:53Eine arrogante Pute ist das.
00:24:56Denkt wunderbar, was sie ist.
00:24:58Wir sind hier sicher viel zu gewöhnlich.
00:24:59Hört doch endlich auf damit.
00:25:01Immer dasselbe Theater.
00:25:04So.
00:25:06So, meine Damen, die Pflicht ruft.
00:25:09Sollte jemand nach mir fragen,
00:25:13sagen wir, in zwei Stunden bin ich wieder zurück.
00:25:15Wiedersehen.
00:25:16Wiedersehen.
00:25:18Guten Tag, niedrige Frau.
00:25:20Sie wünschen.
00:25:21Guten Tag, mein Name ist Winkler.
00:25:22Ich hätte gerne Fräuleintheim gesprochen.
00:25:24Ist das möglich?
00:25:25Fräuleintheim?
00:25:26Ja, natürlich, selbstverständlich.
00:25:29Einen kleinen Augenblick.
00:25:30Bitte nehmen Sie Platz,
00:25:31hier Frau Begrasier.
00:25:31Danke sehr.
00:25:33Guten Tag.
00:25:33Frau Lernsatz, Sie haben Besuch.
00:25:36Bitte schön.
00:25:39Hallo, Enne.
00:25:40Das ist ja eine Überraschung.
00:25:41Wie kommst du denn hierher?
00:25:42Ach, ich hatte hier in der Nähe zu tun
00:25:44und da wollte ich mich endlich mal ehrlich machen.
00:25:45Das war doch nicht nötig.
00:25:46Ich habe nur was abzugeben.
00:25:47Ich bleibe wirklich nicht lange.
00:25:48Bitte, bitte, selbstverständlich.
00:25:51Nur nicht zu lange ausdenken, liebe Frau.
00:25:52Ja, wir stecken mitten in einem Exportauftrag
00:25:54und Sie verstehen die Zeit, die liebe Zeit, ja.
00:25:56So, ich muss jetzt auch gehen.
00:25:58Auf Wiedersehen, Frau Winkler.
00:25:59Auf Wiedersehen, meine Damen.
00:25:59Wiedersehen, Herr.
00:26:01Lindenberg.
00:26:01Oh, der Chef persönlich,
00:26:03das hätte ich mir fast denken können.
00:26:05Und immer in Eile.
00:26:07Wiedersehen.
00:26:07Wiederschauen.
00:26:16Hier arbeitest du also.
00:26:17Na ja, es ist ja ein bisschen klein,
00:26:23aber sonst gefällt es mir ganz gut.
00:26:25Weißt du, wir liefern viel für den Export.
00:26:28Hast ja den Chef kennengelernt.
00:26:29Eine ulkige Nummer, aber sonst ganz nett.
00:26:32Der hat mich entdeckt.
00:26:33Ja, der hat gesagt,
00:26:34ich wäre eine talentierte Zuschneiderin.
00:26:35Ach.
00:26:37Na und, der Verdienst?
00:26:39Ach, ich bin ganz zufrieden.
00:26:42Die Masse ist es natürlich nicht.
00:26:44Sag mal, woher weißt denn du überhaupt,
00:26:46dass ich hier gelandet bin?
00:26:47Ach, ich habe neulich mal deine Mutter getroffen.
00:26:49Du übrigens,
00:26:50wenn du wieder bei uns anfangen willst,
00:26:52jederzeit.
00:26:53Das ist ganz verbindlich, Sabine.
00:26:55Wir haben Spezialmaschinen bekommen.
00:26:57Da könnten wir dich gut gebrauchen.
00:27:00Das ist gut gemeint, Anna,
00:27:01aber bei mir hat sich nichts geändert.
00:27:04Immer noch die große Liebe?
00:27:06Immer noch.
00:27:08Und zu Hause?
00:27:10Ach, es wird immer schlimmer.
00:27:12Am liebsten möchte ich ausziehen,
00:27:13aber ein blödes Zimmer kommt nicht in Frage
00:27:15und im Leerzimmer.
00:27:16Keine Aussicht.
00:27:19Naja.
00:27:21Na gut, da werde ich mal wieder.
00:27:23Das war sehr nett von dir, Anna.
00:27:24Ich habe mich wirklich gefreut.
00:27:25Ach du, ich spiele wieder Volleyball.
00:27:27Wie wäre es denn?
00:27:28Du warst doch auch mal dabei.
00:27:29Ach, ich habe ja nie Zeit.
00:27:31Ach, na hör mal,
00:27:31der eine Tag in der Woche muss sein.
00:27:34Und wenn man alles richtig einteilt,
00:27:35dann läuft der Laden auch.
00:27:37Ja, du weißt doch,
00:27:37Sport erhält Jung
00:27:39und ersetzt Plazenta Creme.
00:27:40Ich gehe jeden Freitag.
00:27:42Ich werde es mir mal überlegen.
00:27:43Na gut, wenn du willst,
00:27:44gleich heute Abend.
00:27:45Also, tschüss.
00:27:45Tschüss.
00:27:46Mach's gut, Sabine.
00:27:47Tschüss.
00:27:47Schönen Dank für den Besuch.
00:27:48Na du, bist schon zu Hause?
00:28:03Die Kohlen sind gekommen.
00:28:04Ich habe meinen letzten Urlaubstag genommen.
00:28:09Der fing schon gut an
00:28:10beim Einkaufen heute Morgen.
00:28:12Hör mal, mein Kind,
00:28:13dass der Busfahrer aus und eingeht,
00:28:15wenn ich nicht da bin,
00:28:15dass er sogar schon mal
00:28:16zum Fenster rausgesprungen ist,
00:28:17weil ich ungefähr vor der Tür stand.
00:28:19Das ist schlimm genug.
00:28:20Wenn mich aber jetzt schon
00:28:21die Leute anhalten
00:28:22vor dem Milchladen,
00:28:23weil sie Angst um ihre Kinder haben,
00:28:25weil du dich mit diesem Kerl rumknutscht
00:28:26im Haus und auf der Treppe
00:28:27am ehlichten Tag,
00:28:29dann ist das maßvoll, mein Kind,
00:28:30aber endgültig.
00:28:31Das ist ja nicht wahr.
00:28:32Wer hat denn das gesagt?
00:28:33Frau Plehm,
00:28:34willst du sie zur Rede stellen?
00:28:35Bitte, sie ist bereit,
00:28:36es dir ins Gesicht zu sagen.
00:28:38So.
00:28:39Das ist ja wohl
00:28:39der Gipfel der Geschmacklosigkeit.
00:28:42Du bist ja eine...
00:28:43Na, was bin ich denn?
00:28:44Meine Tochter jedenfalls nicht.
00:28:46Und das kann ich sagen,
00:28:47bevor sich die Hausgemeinschaft einschaltet.
00:28:49Oder vielleicht die Polizei je noch nicht.
00:29:00Du kannst deine Sachen packen.
00:29:01atacatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatatat
00:29:31Hallo, Sabine. Du bist ja doch noch gekommen.
00:29:37Tag.
00:29:38Ein großartiges Spiel. Der fünfte Satz, die da vorne haben ganz schön zu knurren.
00:29:44Pass auf!
00:29:52Pass auf!
00:29:54Jetzt ist es aus, jetzt haben Sie nicht mehr die Nerven.
00:29:57Das ist meine Neuerwerbung, Sabine Thein, Spezialistin für Schmetterbälle.
00:30:00Versprich nicht zu viel. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich noch spielen kann.
00:30:02Ach komm, red nicht. Von wegen. Keine Nerven mehr.
00:30:13Wer ist denn das? Kennst du den nicht mehr?
00:30:17Rüdiger Fliegner war anderthalb Jahre bei der Armee.
00:30:21Ach, der kleine Elektriker.
00:30:22Du, der hat sich ganz schön was gemacht.
00:30:30Guten Tag.
00:30:39Kennst mich wohl gar nicht mehr?
00:30:40Na, so lange ist es ja nun auch nicht her.
00:30:43Du hast dich nicht ein bisschen verändert?
00:30:45Nur die Haare hattest du damals anders. Irgendwie...
00:30:47Du hast mich an sehr gute Erinnerungen behalten.
00:30:51Spielst du jetzt bei den Frauen mit?
00:30:52Ich wollte heute bloß zusehen.
00:30:54Bloß zusehen?
00:30:55Na, reicht das nicht für den Anfang?
00:30:56Natürlich reicht's.
00:30:58Trinkst du dir eine Cola mit mir?
00:31:00Cola?
00:31:00Na dann einen Harten.
00:31:02Einen Harten? Na hör mal, ich denke, du bist Sportler.
00:31:04Nun zieh dich mal nicht so. Deinen Einstand musst du sowieso noch geben.
00:31:06Also bis gleich. Ich zieh mich nur rasch um.
00:31:12Eigentlich müsste da eine kleine Erinner ausgehen.
00:31:14Na, Vita Cola, da kommt sie billig bei weg.
00:31:16Sekt, mein Lieber.
00:31:17Na, der geht ja ran.
00:31:22Der ist sonst schüchtern, so kenn ich den gar nicht.
00:31:26Na, schöne Augen hat er dir ja schon damals gemacht, ne?
00:31:28Und du hast gesagt, dass keiner vom Betrieb hier wäre.
00:31:30Oh Gott, der ist der Einzige. Nur hat mal keine Angst, ich will dich nicht verkuppeln.
00:31:36Aufstellung bitte!
00:31:37Du kannst dir noch ein Weilchen zusehen, oder soll ich dich gleich vorstellen?
00:31:39Ach nein.
00:31:41Hast wohl wieder Ärger gehabt?
00:31:44Das Übliche.
00:31:46Also, bis nachher.
00:31:47Aufstellung bitte!
00:32:01So, zweimal bitte.
00:32:04Ich habe wirklich oft an dich gedacht.
00:32:10Natürlich nicht die ganze Zeit, das war ein bisschen übertrieben vorhin.
00:32:15Du hast dich ganz schön verändert.
00:32:17Wenn ich dran denke, vor zwei Jahren.
00:32:18Da war ich ja noch zu jung, nicht wahr?
00:32:21Möglich.
00:32:23Und jetzt?
00:32:25Jetzt bist du zwei Jahre älter.
00:32:30Präzise Antwort.
00:32:30Möchtest du einen Kognak?
00:32:34Nein, danke.
00:32:35Aber eine Bockwurst.
00:32:35Tante Wanny, noch zwei heiße und zwei Brausen.
00:32:39Zwei Brausen und die Bockwurst mit Salat oder mit Brot?
00:32:41Mit Brot, bitte.
00:32:42Nee, mit Doppelsalat.
00:32:43Ich habe morgensmäßigen Hunger.
00:32:45Ja.
00:32:46Ein erwachsener Mann braucht eben mehr.
00:32:48Entschuldige.
00:32:50Danke, danke.
00:32:50Vorhin, als du plötzlich in der Halle standest,
00:33:05da hatte ich so ein Gefühl, als müsste das so sein.
00:33:08Als hätte ich die ganze Zeit drauf gewartet.
00:33:09Ist das merkwürdig, was?
00:33:13Und dann habe ich gleich gesehen, dass du die Haare jetzt hochträgst.
00:33:17Gefallen sie dir nicht?
00:33:19Doch, sehr nur.
00:33:23Damals beim Betriebsfest hattest du sie anders.
00:33:26So.
00:33:27Einmal mit Brot und einmal mit Doppelsalat.
00:33:29Danke.
00:33:30Bitteschön.
00:33:31Ich denke, hier ist Selbstbedienung.
00:33:32Also, wenn ich bediene, bestimme ich.
00:33:34Ich habe im Herz für die Juren.
00:33:37Und ich habe einen Blick, verstehst du?
00:33:38Na, zwei Saft, bitte.
00:33:39Zwei Saft, sollst du da haben, mein Junge.
00:33:43Bitteschön.
00:33:44Danke.
00:33:46Die ist prima, was?
00:33:51Einmal haben wir getanzt auf dem Betriebsfest.
00:33:55Wie?
00:33:57Ach, ja, ja.
00:34:00Ja, ein flotter Tänzer war ich nicht gerade.
00:34:03Hm.
00:34:04Tante Wally, heißes Wasser.
00:34:06Und Kinder, Kinder, oftet jute Spezitex.
00:34:11Ja, lass mir doch mal ran, Junge.
00:34:13Ja, da müsst ihr aufpassen.
00:34:14Meine Bockwürste sind heiß, die klacken.
00:34:17Da dürft ihr nicht so rinbeißen wie in die Puhblauen von der Bahnhofswirtschaft.
00:34:25Sieht ja auch nicht besser aus, was?
00:34:27Jetzt könnte ich mich hinhauen und schlafen.
00:34:33Aber ich muss ja bald gehen.
00:34:37Und da ohne Scheibenwischer wackeln mir noch vor den Augen.
00:34:39Klick, klack.
00:34:42So besonders munter siehst du ja auch nicht aus, Bienchen.
00:34:45Das kommt vom Wetter.
00:34:46Nicht nur.
00:34:50Vielleicht liegt es auch an dir.
00:34:52An mir?
00:34:54Sag bloß, sie willst dich über mich beklagen.
00:34:57Ja, Zigarellos sind alle.
00:34:59Die Zigaretten liegen auf dem Schrank.
00:35:01Sag mal, wie meinst du das eigentlich?
00:35:19Was liegt an mir?
00:35:24Nicht, was du denkst.
00:35:25Das wollte ich aber auch meinen.
00:35:26Es gibt doch aber schließlich noch was anderes.
00:35:28So?
00:35:28Allerdings.
00:35:30Zum Leben gehört ein bisschen mehr.
00:35:32Ach, das ist mir neu.
00:35:35Du kommst, du isst und dann, nachher, dann gehst du wieder.
00:35:41Auf die Dauer, Erich.
00:35:43Ich sitze die ganze Zeit hier herum.
00:35:45Du sagst nicht dein einziges Mal, komm, wir gehen aus.
00:35:49Ja, wo willst du denn hin?
00:35:50Bei dem Regen.
00:35:51Wer spricht denn von heute?
00:35:54Wann waren wir das letzte Mal tanzen?
00:35:55Ich bin, weiß Gott, nicht vergnügungssüchtig, aber mal woanders hin.
00:36:02Sag mal, dieser Volleyball-Jüngling steckt wohl dahinter, was?
00:36:08Hat er dich eingeladen?
00:36:10Ja, ja.
00:36:11Du hast erst ein kleines Tänzchen und anschließend dann Briefmarken besäen.
00:36:15Hör doch auf mit deiner Eifersucht.
00:36:17Also hat er dich doch eingeladen?
00:36:18Alle haben sie mich eingeladen, jawohl.
00:36:20Ich hab sie im Stich gelassen, bin nicht mitgefahren zum Auswärtsspiel, obwohl ich mich sehr darauf gefreut habe,
00:36:25dass es mir auch sehr viel Spaß gemacht hätte.
00:36:28Deinetwegen bin ich hier geblieben.
00:36:31Ach so.
00:36:33Ich stehe hier rum, rauche Zigaretten und bin eifersüchtig und gehe nicht mal tanzen mit dir.
00:36:39Oh Gott, du musst heute, Kleine, für den Kummer.
00:36:41Ist das alles?
00:36:42Zieh doch ausnahmsweise mal nicht alles ins Lächerliche.
00:36:45Wann waren wir zum Beispiel das letzte Mal in Thüringen?
00:36:49Vor zwei Jahren.
00:36:50Ach, die Fahrten fürs Reisebüro, meinst du?
00:36:53Natürlich könnte ich dich mal wieder mitnehmen.
00:36:55Sicher.
00:36:57Übers Wochenende zum Rennsteig oder so.
00:36:59Na schön.
00:37:04Aber
00:37:05ist doch eine Schrapaze, so eine Touristenkutsche zu schaukeln.
00:37:10Und abends im Hotel, naja, da geht der Ärger mit den Zimmern wieder los.
00:37:13Na, überleg doch mal.
00:37:15Haben wir es nicht viel gemütiger hier zu Hause?
00:37:19Ja.
00:37:20Na, siehst du.
00:37:23Hier brauche ich doch nicht über den Flur zu schleichen.
00:37:24Keine Angst, dass einer was merkt oder so.
00:37:26Sei doch mal ehrlich.
00:37:27Ist ja schon gut, Erich.
00:37:29So.
00:37:31Jetzt muss ich aber sausen, mein Kleines.
00:37:33Na, keine Angst, ich nehm dir's nicht übel.
00:37:46Mal nacht doch mal.
00:37:48Na, also.
00:37:49Also, mach's gut, Bienchen.
00:37:51Bis bald.
00:37:51Bis bald.
00:37:51Bis bald.
00:37:51Bis bald.
00:38:03Tschüss und vergiss nicht zu lüften.
00:38:13Moment.
00:38:18Tschüss.
00:38:18Bravo.
00:38:38Große Klasse.
00:38:4713 zu 7.
00:38:48Prüfer!
00:38:49Lass uns reden, da waren wir rüber!
00:38:50Prüfer!
00:38:51Ja!
00:38:52Und jetzt!
00:38:53Los!
00:38:5614 zu 7 und Sieg!
00:38:59Na, du warst ja ganz groß in Form heute, machst wohl das Publikum, weißt du?
00:39:03Ach, dieser einzelne Herr dort, der hat mich überhaupt nicht gestört, ich hab ihn gar nicht gesehen.
00:39:06Hör sie dir an, dabei wollte sie bloß angeben, zeigen, was sie kann.
00:39:09Na klar, aber gut war sie.
00:39:10Weil ich am Spielfeld stand.
00:39:13Meine Kraftlinien, meine elektromagnetische Ausstrahlung.
00:39:16Der Elektriker mit der elektromagnetischen Seelenstrahlung.
00:39:18Will dir bloß nichts ein, mein Lieber.
00:39:20Du warst prima, wirklich für den Anfang sehr gut.
00:39:22Ach, nun übertreib mal nicht.
00:39:23Komm, zieh dich um, ich warte in der Kantine auf dich.
00:39:28Also Schluss für heute, wir beginnen am nächsten Freitag um 16 Uhr.
00:39:34So, das sind jetzt die Dritten.
00:39:36Nein, das sind jetzt die Zweiten.
00:39:38Ich bin doch kein Vielfrau, so könnt ihr euch so passen, nachher sehe ich so aus.
00:39:41Du, so ist aber auch ganz schön.
00:39:43Und ihr bitte, könnt mir eine Menge vertragen.
00:39:45Bei mir kann sich wenigstens jeder einen Splitter einziehen.
00:39:48Aber im Ernst, Kinder, wenn ihr noch mehr wollt, dann leh ich noch ein paar rin.
00:39:51In einer Viertelstunde ist nämlich Feierabend.
00:39:53Was denn?
00:39:53Ja, ja, ja, ich würde ja ganz gerne noch bis Mitternacht bleiben, um euch das ein bisschen gemütlich zu machen.
00:39:59So mit Kerzen und gedämpften, gesankt.
00:40:01Aber ich bin heute nicht ganz bei Stimme.
00:40:04Außerdem muss ich nach Hause zu meiner Zippe.
00:40:06Zu wem?
00:40:07Meine Karnickel muss ich füttern.
00:40:08Na, wenn es so ist, dann wollen wir uns mal beeilen.
00:40:10Na, tja, so ist es nun wieder nicht.
00:40:12Ihr könnt in Ruhe oft essen.
00:40:14Ihr habt euch ja nur so viel zu sagen, ne?
00:40:18Hört ihr, Tante, warte ja.
00:40:22Du hast dich ja mächtig ins Herz geschlossen.
00:40:25Hä?
00:40:26Hä?
00:40:26Wieso mich?
00:40:27Wenn sie dich dauernd so verliebt anguckt, das fällt ihr langsam auf.
00:40:31Du machst doch Quatsch.
00:40:32Na ja, dann muss ich eben in Zukunft ein bisschen besser auf dich aufpassen.
00:40:38Du scheinst mir ja ein ganz schlimmer zu sein.
00:40:41Tante Walli!
00:40:42Nee, doch, bist du verrückt.
00:40:43Ja, ich bin ja schon da.
00:40:44Ist schon gut.
00:40:45War eine Fehlanzeige.
00:40:46Na, richtig.
00:40:53Wo waren wir stehen geblieben?
00:40:55Bei der Meisterprüfung.
00:40:57Zuerst hatte ich einen ganz schönen Bammel.
00:40:58Wenn du die Lehrpläne siehst.
00:41:00Mathematik, Physik, Staatsbürgerkunde, Ökonomie, Arbeits- und Gesundheitsschutz.
00:41:07Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?
00:41:08Ja, Gesundheitsschutz.
00:41:10Ich weiß Bescheid.
00:41:11Ich bin ja jetzt auch ganz ernst.
00:41:13Bei einem zukünftigen Elektromeister muss man das ja wohl sein.
00:41:15Und da fehlen noch ein paar Prüfungen.
00:41:17Drei habe ich hinter mir.
00:41:18Zweimal gut, einmal sehr gut.
00:41:19Der Rest folgt.
00:41:20Vielleicht hänge ich auch noch im Fernstudium an.
00:41:22Aber das hat Zeit.
00:41:23Das heißt, Zeit hat es auch wieder nicht.
00:41:25Solange man jung ist, lernt man leichter.
00:41:27Und dann hast du ja auch bestimmte Prinzipien.
00:41:30Hart gegen dich selbst und gegen andere.
00:41:33Nicht gegen dich.
00:41:35Aber Prinzipien habe ich schon.
00:41:37Mit 30 muss man fertig sein.
00:41:41Mit der Ausbildung meine ich.
00:41:44Na ja.
00:41:45Und wenn man später Familie hat?
00:41:47Was guckst du mich dabei so an?
00:41:53Na ja.
00:41:55Ich dachte nur.
00:41:59Hast du was gegen Kinder?
00:42:01Also, na hör mal, du bist ganz schön frech.
00:42:04Wieso?
00:42:04Ich wollte nur mal deinen Familien-Sinn testen.
00:42:06Also versuch's Kaninchen.
00:42:08Nein.
00:42:08Ganz ehrlich.
00:42:09Ich könnte mir vorstellen, dass wir beide...
00:42:14Na ja, langsam kommt man so an die Jahre, wo man sich Gedanken macht.
00:42:18Sag mal, du suchst wohl eine, die dir die Strümpfe stoppt.
00:42:20Wie?
00:42:20Die Frage ist nur, ob du das kannst.
00:42:22Wollsocken sind keine BHs.
00:42:23Und da schätzt man nicht meine Fähigkeiten.
00:42:25Ich bin ungeheuer vielseitig.
00:42:26Frag mal meinen Chef.
00:42:27Wieso?
00:42:27Stopftst du dem die Socken?
00:42:28Lindenberg und Wollsocken, Nene.
00:42:32Der ist immer ganz korrekt wie aus dem Ei gepellt, meine Damen.
00:42:35Und denken Sie auch schön an den Namen unserer Firma.
00:42:36Wir müssen Ehre einlegen in Budapest.
00:42:38Und da sind Wollsocken.
00:42:40Der Spinner, du.
00:42:41Sag mal, was ich dich schon lange mal fragen wollte.
00:42:44Hm?
00:42:45Weshalb hast du eigentlich deine alte Stellung aufgegeben?
00:42:47Verdienst du mir bei dem Scheich?
00:42:50Das gerade nicht.
00:42:52Ja.
00:42:53Warum eigentlich?
00:42:55Du siehst, du kennst mich eben noch zu wenig.
00:42:57Ich bin sehr sprunghaft.
00:42:58Ich wollte mal woanders hin.
00:42:59Ja, wenn du dich verbessern...
00:43:00Ich muss erst mal sehen, wie sich das alles entwickelt.
00:43:04Na, meine Kleine.
00:43:06Noch eine Tasse Kaffee, ganz auf die Schnelle.
00:43:08Oder eine Cola zum Nachspülen.
00:43:11Tja, wenn ich Zeit hätte, dann würde ich gerne eine Flasche Sekt aufmachen.
00:43:15Gib nicht so an, Tante Wally.
00:43:17Warte, ich hab keinen Sekt, Junge.
00:43:18Der ganze Keller ist voll.
00:43:20Also, wenn ihr mal was feiern wollt, so mit gedämpften Licht und so,
00:43:25dann könnt ihr ruhig kommen.
00:43:265,50 Mark machen.
00:43:27Ich hab's nicht anders.
00:43:28Ja, kann doch wechseln, aber die Korken knallen.
00:43:31Also nischt mehr, ne?
00:43:32Du hast doch sowieso keine Zeit.
00:43:34Da gehen wir lieber gleich in die Traube.
00:43:36Was, jetzt noch?
00:43:37Na, jetzt geht's doch erst richtig los, Kleine.
00:43:39Ihr seid doch noch jung.
00:43:40Morgen ist arbeitsfrei.
00:43:41So.
00:43:42Ja, so einen Mann darfst du nicht alleine lassen.
00:43:46Aus dem fliehen die Mädchen.
00:43:48Das ist ein Typ zum Heiraten.
00:43:50Wenn ich nicht heute zu meiner Kaninkel müsste.
00:43:53Du hättestens schweren Stand, du.
00:43:54Das zeig dir.
00:43:55Tschüss, Tante Walli.
00:44:00Tschüss, tschüss.
00:44:01Macht's gut, Kinder.
00:44:10Sabine, komm, bitte essen.
00:44:12Ich hab dir gesagt, ich hab keinen Hunger.
00:44:17Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?
00:44:29Seit drei Tagen hast du keinen Hunger mehr.
00:44:31Vorher schlingst du wie ein Wolf und plötzlich hast du keinen Hunger mehr.
00:44:34Meine alte Magengeschichte geht wieder los.
00:44:36Ach, deine Magengeschichte.
00:44:37Die wurde vor zwei Jahren auskuriert.
00:44:39Eine chronische Gastritis kann immer wieder kommen.
00:44:42Und warum gehst du nicht zum Arzt?
00:44:44Warum schluckst du Unmengen Tabletten?
00:44:46Und das heiße Bad, was hat das zu bedeuten?
00:44:48Wie in einer Sauna hat's gedampft.
00:44:51Du denkst, früh bin ich aus Dummsdorf.
00:44:54Was sollen denn diese Andeutungen?
00:44:56Ich nehme Tabletten, weil ich Schmerzen habe.
00:44:59Diese Dinger gegen Magenschmerzen.
00:45:02Wenn du wenigstens so schlau gewesen wärst,
00:45:04hättest du sie in die Asche geworfen,
00:45:05aber sie lagen oben auf im Mülleimer.
00:45:08Das sind keine Pepsin-Salzsäure-Drages.
00:45:11Ich hab dich immer gewarnt, mein Kind.
00:45:13Du hast nicht hören wollen.
00:45:14Nun hast du die Bescherung.
00:45:17Was denn für eine Bescherung?
00:45:21Denkst du etwa, ich bekomme ein Kind?
00:45:22Das ist doch nicht dein Ernst.
00:45:24Du bildest dir ein.
00:45:25Ich bilde mir gar nichts ein.
00:45:26Ich sage dir, nur davon geht's auch nicht weg.
00:45:28Was sitzt, das sitzt.
00:45:30Du ruinierst dir nur deine Gesundheit.
00:45:33Ich bekomme kein Kind.
00:45:34Ach nein.
00:45:35Bloß deine Röcke werden dir zu eng
00:45:36und die Blusen platzen fast aus den Nähten.
00:45:38Aber du bekommst kein Kind.
00:45:39Nein, zum Donnerwetter.
00:45:41Du kannst mir doch kein Kind einreden.
00:45:43Es wäre besser, du redetest einmal mit dem Herrn Busfahrer.
00:45:45Vielleicht ist er jetzt bereit, sich scheiden zu lassen.
00:45:49Wieso soll er sich denn scheiden lassen?
00:45:51Damit das Kind wenigstens einen Vater hat.
00:45:55Sag mal, du hast wohl gar nicht gemerkt,
00:45:58dass es aus ist zwischen uns.
00:45:59Ach, ja.
00:46:00Das ist dir glatt entgangen,
00:46:02dass ich längst einen anderen habe.
00:46:04Warum bringst du ihn nicht mit?
00:46:07Bist du auch wieder verheiratet?
00:46:08Nein, Rüdiger ist noch ledig.
00:46:10Na, dann wäre es doch an der Zeit, ihn mitzubringen.
00:46:12Was heißt denn das nun wieder, an der Zeit?
00:46:15Weil das Kind bald anfangen wir zu strampeln.
00:46:17Wenn das wirklich ein anständiger junger Mann wäre,
00:46:19der hätte deinen Zustand längst bemerkt.
00:46:20Ich verbiete dir, so von Rüdiger zu sprechen.
00:46:22Ach, was weiß ich, wer Rüdiger ist,
00:46:23solange ich ihn nicht gesehen habe.
00:46:25Wenn du es genau wissen willst,
00:46:26ich habe ihn absichtlich nicht mitgebracht.
00:46:28Deinetwegen.
00:46:29Ach, nein.
00:46:30Jawohl, deinetwegen.
00:46:31Du bist doch ein richtiges Brechmittel.
00:46:35Ich wollte vernünftig mit dir sprechen.
00:46:38Ich war bereit, dir zu helfen.
00:46:40Aber jetzt ist es aus.
00:46:42Ein für allemal.
00:46:45Sieh zu, wo du mit deinem Busfahrerkind bleibst.
00:46:48Bei mir jedenfalls nicht.
00:47:00Ja, Frau Lantain.
00:47:18Dann wollen wir uns mal in Ruhe unterhalten.
00:47:22Nehmen Sie doch Platz.
00:47:23Zunächst einmal, Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.
00:47:32Es ist alles in Ordnung.
00:47:34Die Unebenkeiten, von denen Sie sprachen,
00:47:37sind bedeutungslos.
00:47:39Gott sei Dank.
00:47:41Dann bin ich.
00:47:43Sie sind gesund.
00:47:45Die Übelkeit in der letzten Zeit hat eine ganz natürliche Ursache.
00:47:48Sie erwarten ein Baby.
00:47:52Ein Baby?
00:47:54Das, das kann nicht sein, Herr Doktor.
00:47:57Das ist völlig ausgeschlossen.
00:47:59Nun, ich sollte meinen, dass ich das besser wissen muss.
00:48:02Sie sind Ende des dritten Monats, Frau Lantain.
00:48:05Aber ich hätte es doch bemerken müssen.
00:48:07Und in den letzten drei Monaten war nichts.
00:48:10Ich sagte Ihnen ja bereits, bei mir war es immer unregelmäßig.
00:48:13Das ist durchaus möglich.
00:48:14Es gibt die verschiedensten Arten von Unregelmäßigkeiten.
00:48:17Eine Schwangerschaft festzustellen, ist manchmal gar nicht so einfach.
00:48:20Haben sich schon viele Frauen geirrt?
00:48:23Aber in Ihrem Falle gibt es keinen Zweifel mehr.
00:48:27Und, äh, Sie können mir nicht helfen?
00:48:33Was Sie meinen?
00:48:35Auf keinen Fall.
00:48:39Aber, das ist ja furchtbar.
00:48:43Ich will das Kind nicht haben, ich will es nicht.
00:48:48So, Linn.
00:48:50Fangen Sie sich erst mal, kleines Fräulein.
00:48:54Haben Sie kein Taschentuch?
00:48:57Da.
00:49:00Nehmen Sie das.
00:49:02Sie werden wunderbar, was von mir denken, aber Sie wissen ja gar nicht, wie das alles ist.
00:49:12Mein Betrieb, die Kollegin, meine Mutter.
00:49:15Ihre Mutter wird auch nicht anders reagieren wie alle Omas.
00:49:18So, erst schlagen Sie Ihre Hände über dem Kopf zusammen, dann heißt der süße Balch, der süße Fratz.
00:49:23Am liebsten möchten Sie es gleich auffressen, nicht?
00:49:25Dann kennen Sie meine Mutter nicht.
00:49:28Na, dann schicken Sie Ihre Mutter mal zu mir.
00:49:31Ich werde mit ihr reden.
00:49:31Wo gibt's denn sowas, Fräulein Teilen?
00:49:35Wir leben doch nicht im Mittelalter.
00:49:37Ein Kind ist doch keine Schande.
00:49:40Man soll sich freuen auf ein Kind.
00:49:41Ja, aber ich, ich wollte doch heiraten.
00:49:47Na, umso besser.
00:49:48Nein, eben nicht.
00:49:50Herr Rüdiger, mein Verlobter, wir, wir sind jetzt genau zwei Monate zusammen und es ist nicht das Geringste gewesen.
00:49:57Und jetzt das Kind, das mit dem anderen Mann, das war alles längst aus.
00:50:02Und ich war so glücklich.
00:50:03Tja, das ist allerdings, na, Kind, nun lassen Sie mal nicht gleich den Kopf hängen.
00:50:15Wissen Sie was, sprechen Sie mal mit Ihrem Verlobten, ganz offen.
00:50:19Glauben Sie nicht, dass wenn er Sie wirklich liebt, dass er Verständnis für Sie haben wird?
00:50:24Würden Sie denn eine Frau mit einem Kind heiraten?
00:50:28Warum nicht?
00:50:29Ich bin allerdings schon verheiratet.
00:50:31Schauen Sie doch mal in die Heiratsanoncen.
00:50:35Kind erwünscht, Kind angenehm.
00:50:37Aber ich will ja ein Kind, Herr Doktor, oder auch mehrere später, wenn ich verheiratet bin.
00:50:41Ich schwöre Ihnen.
00:50:42Sie sagen später?
00:50:45Wissen Sie auch, dass selbst ein vom Arzt vorgenommene Eingriff eine spätere Sterilität nicht völlig ausschließt?
00:50:51Stellen Sie sich einmal vor, Ihr Mann möchte von Ihnen ein Kind und Sie können es ihm nicht geben.
00:50:55Nun, das kann eine Ehe zerstören.
00:50:58Wissen Sie was, sagen Sie Ihrem Verlobten die volle Wahrheit.
00:51:06Ich gebe Ihnen die Karte für die schwangeren Beratungsstelle mit.
00:51:10Dort werden Sie weiter gesundheitlich betreut.
00:51:13Sie können selbstverständlich auch wieder zu mir kommen.
00:51:20Ja, ist gut.
00:51:24So.
00:51:27Gehen Sie doch hin.
00:51:29Schönen Dank, Herr Doblo.
00:51:30Und sprechen Sie mit Ihrem Verlobten.
00:51:32Offen und ehrlich.
00:51:34Eine ehrliche, vertrauensvolle Aussprache hat noch immer zu einer Klärung geführt.
00:51:38Nicht?
00:51:38Ja, ich werde mit meinem Verlobten sprechen.
00:51:41Das ist sehr vernünftig, Fräulein Thein.
00:51:43Und nun wünsche ich Ihnen alles Gute.
00:51:49Und vergessen Sie nicht, zur schwangeren Beratungsstelle zu gehen.
00:51:52Ja, ich werde es nicht vergessen.
00:51:56Wiedersehen.
00:51:58Wiedersehen.
00:52:07Nun stand es unwiderruflich fest, Sabine Thein erwartete ein Kind.
00:52:13Ein Kind von Erich Rudolf.
00:52:15Der Arzt verwies Sabine an die Schwangerenberatung.
00:52:18Aber er hätte sich denken können, dass Sabine alles andere plante, als von sich aus die Schwangerenberatung aufzusuchen.
00:52:24Dass sie alles andere vorhatte, als sich auf die Geburt des Kindes vorzubereiten.
00:52:30Entsprechend einer Durchführungsbestimmung zum Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz vom 3. Juni 1953,
00:52:36hätte der Arzt die rechtliche Pflicht gehabt, die Schwangerschaft Sabine Theins dem Rat des Kreises mitzuteilen,
00:52:42damit eine Registrierung hätte erfolgen können.
00:52:45Erst dann wäre es der Schwangerenberatung möglich gewesen,
00:52:48Kontakt zu Sabine Thein aufzunehmen,
00:52:50in ihr den Willen zum Kind zu wecken,
00:52:52für die ärztliche Betreuung ihrer Gesundheit
00:52:55und für finanzielle Unterstützung zu sorgen.
00:52:59So aber begünstigte das Versäumnis des Arztes,
00:53:02das Vorhaben Sabine Theins,
00:53:03ihre Leibesfrucht abzutreiben
00:53:05oder das zu erwartende Kind bei der Geburt zu töten.
00:53:09So kann die Nachlässigkeit des Arztes,
00:53:11der dazu berufen ist, Leben und Gesundheit des Menschen zu schützen
00:53:14und aufkeimendes Leben zu fördern,
00:53:17das Gegenteil bewirken.
00:53:19Leider ist solche Nachlässigkeit von Ärzten noch immer eine alltägliche Erscheinung.
00:53:24Eine Erscheinung, die in das Kontrollsystem über Gedeihen und Gesundheit
00:53:28von Mutter und werdendem Kind empfindliche Lücken reißt.
00:53:31Das Ministerium für Gesundheitswesen sollte hier unverzüglich
00:53:35für eine korrekte und dem Gesetz entsprechende Praxis sorgen.
00:53:46Na, wird dir wieder schlecht?
00:53:50Es geht schon.
00:53:52Tja, so eine chronische Gastritis.
00:53:56Die hat's in sich.
00:53:57Hört doch auf mit euren Bemerkungen.
00:53:59Mir ist wirklich nicht danach zumute.
00:54:00Vielleicht schnürst du dir den Magen zu sehr ein, hm?
00:54:03Wer schnürt sich ein?
00:54:04Na, na, schon gut.
00:54:05Von wegen schnüren.
00:54:07Mir reicht es sowieso langsam.
00:54:08Und uns schon lange.
00:54:09Als ob wir nicht sehen, dass du dicker geworden bist.
00:54:13So.
00:54:15Na nun, meine Damen, Sie wollen schon gehen?
00:54:17Ja.
00:54:18Hm?
00:54:19Ja, doch, ist Ihr gutes Recht.
00:54:21Ich wünsche einen angenehmen Feierabend.
00:54:23Dankeschön.
00:54:25Ja, Fräulein Thein,
00:54:27würden Sie bitte noch einen kleinen Augenblick bleiben?
00:54:29Ja, aber...
00:54:31Es handelt sich um eine kleine Aussprache
00:54:32auf Wunsch unserer Gewerkschaftsvertretung gewissermaßen.
00:54:37Sie können gehen, meine Damen.
00:54:38Sie werden alles rechtzeitig erfahren.
00:54:41Auf Wiedersehen.
00:54:42Auf Wiedersehen.
00:54:44Na dann, viel Vergnügen.
00:54:45Kommen Sie, setzen Sie sich.
00:54:51Ja, Fräulein Thein,
00:55:02wir wollen es kurz machen.
00:55:04Ihre KollegInnen kamen ja auch schon zu mir
00:55:06und mir ist es ja bereits auch aufgefallen,
00:55:09Ihre dauernden Schwindelanfälle,
00:55:11Ihre häufige Übelkeit.
00:55:14Und...
00:55:15Naja, was rede ich viel?
00:55:18Unsere Gewerkschaftsvertretung hat jetzt das Wort.
00:55:20Fräulein Biller, bitteschön.
00:55:22Sabine,
00:55:23verstehe mich bitte nicht falsch.
00:55:25Wir wollen uns nicht in deine Angelegenheiten mischen.
00:55:28Nur...
00:55:29Also, wir haben uns gesagt,
00:55:31so geht es nicht weiter.
00:55:31Und...
00:55:33Na ja, Sie wollen also, Fräulein Sabine, helfen, nicht wahr?
00:55:38Sehen Sie, und das ist doch ein sehr schöner menschlicher Zug.
00:55:41Und so soll es ja wohl auch sein,
00:55:42in einem guten Kollektiv, nicht wahr?
00:55:45Ja, du machst uns Sorgen, Sabine.
00:55:47So.
00:55:49Und warum stichelt ihr dann immer so gehässig?
00:55:51Gut, bleiben wir dabei.
00:55:54Sieh mal,
00:55:54du hast dich von Anfang an abgesondert.
00:55:57Wir machen nun mal unseren Spaß, auch unter uns.
00:56:00Aber du nimmst immer gleich alles übel.
00:56:01Man kann überhaupt nicht mehr mit dir reden.
00:56:03Ja, das kann schon sein.
00:56:05Ihr geht mir nämlich ganz einfach auf die Nerven.
00:56:08So, wir gehen dir also auf die Nerven.
00:56:09Du hast es gerade nötig.
00:56:10Was soll das heißen?
00:56:12Sabine,
00:56:13du tust doch nur so.
00:56:14Dabei kann jeder sehen, was mit dir los ist.
00:56:16Aber wenn man dir helfen will,
00:56:17fährst du einem einfach über den Mund.
00:56:18Herr Lindenberg, ich habe es nicht nötig.
00:56:20Fräulein, Teil nicht so heftig.
00:56:22Sehen Sie, so ein offener Meinungsaustausch,
00:56:25das reinigt doch die Atmosphäre, nicht?
00:56:27Und das ist auch gut für unser Betriebsklima.
00:56:29Betriebsklima.
00:56:30Na, bitteschön.
00:56:31Setzen Sie sich wieder hin.
00:56:33So, und Sie sollten sowieso etwas vorsichtig sein, nicht?
00:56:37Sich nicht aufregen.
00:56:37Das ist nicht gut in Ihrer Situation, nicht?
00:56:40Wollen Sie damit sagen?
00:56:41Nein, nein, nein, nein.
00:56:42Nichts, nichts, nichts.
00:56:43Reden wir doch nicht drum herum.
00:56:45Du bekommst dein Kind.
00:56:46Wir haben doch schließlich Augen im Kopf.
00:56:47Das ist eine Unverschämtheit.
00:56:49Aber bitte, Fräulein Teil,
00:56:50alle Symptome deuten doch darauf hin.
00:56:53Das können Sie doch nicht abstreiten.
00:56:54Herr Lindenberg, ich habe Ihnen gesagt,
00:56:57ich habe eine chronische Gastritis.
00:56:59Das ist sehr langwierig.
00:57:00Sabine, wir wollen dir wirklich helfen,
00:57:02aber du musst die Wahrheit sagen.
00:57:03Ich halte das nicht mehr aus.
00:57:05Was wollt ihr denn alle von mir?
00:57:07Fräulein Teil,
00:57:08wir wollen alle nur ihr Bestes.
00:57:11Wirklich.
00:57:11Sehen Sie mal,
00:57:13so ein niedliches kleines Baby,
00:57:15das ist doch ein Grund zur Freude,
00:57:17das ist doch wunderschön,
00:57:18da braucht man sich doch nicht so aufzuregen.
00:57:20Ich bin nicht schwanger,
00:57:21Herr Lindenberg.
00:57:22Ja,
00:57:23wir machen uns jedenfalls Sorgen um Sie.
00:57:27Wir machen uns alle große Sorgen um Sie
00:57:28und Ihre Kolleginnen,
00:57:29mit denen Sie tagtäglich zusammenarbeiten.
00:57:31Ja, die sollen sich bitte
00:57:32nicht um fremde Angelegenheiten kümmern.
00:57:34Wir müssen schließlich zusammenarbeiten.
00:57:35Entschuldige bitte.
00:57:37Ich bekomme kein Kind.
00:57:40Wie oft soll ich das denn noch sagen?
00:57:42Wenn meine Kollegin allerdings...
00:57:43Gesetzter Fall,
00:57:44Fräulein Sabine,
00:57:44gesetzter Fall.
00:57:46Schauen Sie,
00:57:47dann müsste ich mich doch
00:57:48nach einer neuen Zuschneiderin umsehen
00:57:50und Sie werden mich verstehen
00:57:51in dieser angespannten Situation
00:57:53und der Auftrag nach Kuwait...
00:57:54Aber nein,
00:57:55Herr Lindenberg,
00:57:55Sie können ganz beruhigt sein.
00:57:57Es ist nichts.
00:57:59Es ist mir natürlich unangenehm,
00:58:00dass ich in den letzten Wochen
00:58:01ein paar Mal krank war,
00:58:03aber...
00:58:04Also,
00:58:04Sabine,
00:58:05ich verstehe dich nicht.
00:58:06Du fällst uns hier dauernd um.
00:58:08Warst du überhaupt schon mal beim Arzt?
00:58:09Ich würde mitkommen,
00:58:11wenn du Angst hast
00:58:12oder zur Schwangeren...
00:58:14Also,
00:58:14Bella,
00:58:15wenn du nicht sofort aufhörst,
00:58:16man kann wirklich kein Wort mit dir reden.
00:58:17Bitte,
00:58:18bitte,
00:58:18bitte,
00:58:18bitte,
00:58:18meine Damen.
00:58:20Wir sind doch schließlich
00:58:20noch zivilisierte Menschen
00:58:21und...
00:58:23Frau Sabine wird schon wissen,
00:58:25wenn sie es uns versichert,
00:58:26nun gut.
00:58:27Ja,
00:58:27und...
00:58:29Außerdem,
00:58:30äh...
00:58:31schon gut.
00:58:32Das war alles.
00:58:35Bitte nur noch eins.
00:58:36Sollte es in nächster Zeit
00:58:37wieder schlimmer werden,
00:58:38dann...
00:58:38Aber nein,
00:58:38nein,
00:58:38nein,
00:58:38nein,
00:58:38es wird jetzt immer besser.
00:58:41Das sind nur bestimmte Perioden.
00:58:42Ich hatte es ja schon mal.
00:58:45Tja,
00:58:46dann wünsche ich Ihnen gute Besserung.
00:58:49Machen Sie meine anständige Rollkuren.
00:58:51Die hat mir Professor Kniepler auch verordnet, ja.
00:58:54Naja,
00:58:55es hilft wunderbar.
00:58:56Zweimal linksrum
00:58:57und zweimal rechtsrum
00:58:58oder umgekehrt,
00:58:58ganz egal,
00:58:59nicht.
00:58:59Nie wieder etwas gewesen.
00:59:01Nie wieder Beschwerden gehabt.
00:59:04Die Starköpfigkeit,
00:59:06mit der Sabine Thein
00:59:07ihre Schwangerschaft bestritt,
00:59:09stellte das Kollektiv
00:59:10und besonders Herrn Lindenberg
00:59:11vor nicht gerade einfache Probleme.
00:59:14Aber schon nach einer einzigen,
00:59:15psychologisch ziemlich fragwürdigen Auseinandersetzung
00:59:18wurde die ganze Sache
00:59:19als erledigt betrachtet.
00:59:22Hatte man es sich da nicht etwas zu leicht gemacht?
00:59:24Durfte man sich mit der Haltung Sabine Theins
00:59:26so einfach abfinden?
00:59:28War es denn ihre Privatangelegenheit,
00:59:30wenn sie ihre Gesundheit ruinierte,
00:59:32ärztliche Fürsorge,
00:59:33Schwangerschaftsurlaub
00:59:34und dergleichen zu umgehen suchte?
00:59:36Und wenn sie dadurch schließlich
00:59:37die normale Geburt ihres Kindes gefährdete?
00:59:41Natürlich sind jeder Auseinandersetzung,
00:59:43jeder Überzeugung Grenzen gesetzt.
00:59:46Nehmen wir einmal an,
00:59:47dass sie in unserem Falle erreicht gewesen wären.
00:59:49Selbst dann hätte sich für den Betriebsleiter
00:59:51noch immer eine äußerst widerspruchsvolle Situation ergeben.
00:59:55Denn der Betriebsleiter ist zwar für den Gesundheitsschutz
00:59:57jedes einzelnen seiner Beschäftigten verantwortlich,
01:00:00er hat beispielsweise dafür zu sorgen,
01:00:02dass Schwangere keine körperlich schwere Arbeit verrichten
01:00:04und während der Zeit des Schwangerschaftsurlaubs
01:00:07dem Arbeitsprozess überhaupt fernbleiben.
01:00:09Aber er hat keine rechtliche Möglichkeit,
01:00:11eine höchstwahrscheinlich Schwangere zum Arzt zu schicken
01:00:14und sich Gewissheit über ihren Zustand zu verschaffen.
01:00:17Es erhebt sich die Frage,
01:00:19ob hier nicht eine Bruchstelle
01:00:20in unserem Arbeits- und Gesundheitsschutz existiert.
01:00:22Liebst du mich?
01:00:43Das weißt du doch.
01:00:48Sag mir, wie sehr du mich liebst.
01:00:50Bis ans Ende meiner Tage.
01:00:53Meine Liebe ist tief wie das Meer,
01:00:55unendlich wie der Himmel.
01:00:57Zufrieden?
01:00:57Du sollst jetzt keinen Spaß machen.
01:01:02Ich möchte wirklich wissen,
01:01:03ob du mich so sehr liebst, dass...
01:01:04Na, wie sehr denn?
01:01:06Verlangst du deine Mutprobe?
01:01:08Soll ich mich auf einen Felsvorsprung stellen,
01:01:10auf ein Bein?
01:01:11Eine ganze Nacht lang?
01:01:13Irgendwo machen sie das.
01:01:15Ach.
01:01:17Mit dir ist ja nicht zu reden.
01:01:27Aber Sabine, was ist denn?
01:01:35Ich hab doch bloß Spaß gemacht.
01:01:38Seit wann nimmst du mir das übel?
01:01:43Ich freue mich,
01:01:44dass wir uns nach so langer Zeit
01:01:45endlich mal wiedersehen.
01:01:48Was hast du denn?
01:01:51Glaubst du mir nicht,
01:01:52dass ich dich liebe?
01:01:53Ich glaube es dir ja.
01:01:58Ich würde nur gern wissen,
01:01:59ob du...
01:01:59Ob ich dir treu sein werde.
01:02:04Vielleicht denke ich da etwas altmodisch.
01:02:06Aber ich verlange,
01:02:07dass mir meine Frau treu ist.
01:02:09Dass ich mich auf sie verlassen kann.
01:02:11Also muss sie sich auch
01:02:12auf mich verlassen können.
01:02:15Da gibt's nichts nebenbei oder so.
01:02:17Entweder oder.
01:02:21Bist du anderer Ansicht?
01:02:23Nein, nein.
01:02:26Irgendwas stimmt mit dir nicht.
01:02:29Hast du Sorgen?
01:02:31Sag mir doch,
01:02:32was nicht in Ordnung ist.
01:02:34Hast du Schmerzen?
01:02:35Deine Magengeschichte?
01:02:36Hab ich dich geärgert?
01:02:38Du hast kaum noch Zeit.
01:02:40Arbeit, Überstunden.
01:02:41Und dann bist du krank.
01:02:45Sabine, was ist mit dir?
01:02:47Nichts, gar nichts.
01:02:48Ich war nur etwas runter
01:02:49in den letzten Wochen.
01:02:50Aber du siehst ja,
01:02:51es geht schon wieder.
01:02:52Wir müssen eben viel öfter
01:02:53zusammen sein,
01:02:54spazieren gehen.
01:02:56Wie wär's?
01:02:57Wollen wir heute Abend
01:02:57in die Traube?
01:02:59Ehrlich gesagt...
01:02:59Oder lieber ins Kino?
01:03:01Wenn du große Lust hast,
01:03:02natürlich.
01:03:04Muss ja nicht sein.
01:03:06Ich dachte nur,
01:03:07weil wir uns so lange
01:03:07nicht gesehen haben.
01:03:08guck mal da.
01:03:10Sag mal, Rüdiger,
01:03:17hast du vor mir schon mal
01:03:19ein Mädchen gehabt?
01:03:21Wie meinst du denn das?
01:03:24Eine Freundin?
01:03:27Wie man's nimmt?
01:03:29Ich meine,
01:03:30warst du schon mal richtig
01:03:31mit einem Mädchen zusammen?
01:03:32Was heißt richtig zusammen?
01:03:40Verliebt war ich einmal,
01:03:41wenn man das so nennen kann.
01:03:43Aber so wichtig war das nicht.
01:03:46Und dann kam's der Du.
01:03:47Also doch schon einmal.
01:03:50Das war, als ich bei der Armee war.
01:03:52Ich hab sie beim Ernteeinsatz
01:03:53kennengelernt.
01:03:55Sie war ganz dufte soweit,
01:03:56gefiel mir ganz gut.
01:03:58Wir waren ein paar Mal tanzen.
01:03:59Und du hast dich richtig
01:04:01verliebt in sie?
01:04:03So ein bisschen.
01:04:05Ich hab dir ja schon gesagt,
01:04:06sie gefiel mir ganz gut.
01:04:09Aber sie hat sich gedacht,
01:04:10ich wär so ein gemütlicher Trottel.
01:04:11Hat mir nichts vorher gesagt.
01:04:12Erst beim Abschied
01:04:13hat sie den Knallfrosch losgelassen.
01:04:15Was denn für ein Knallfrosch?
01:04:18Na hör mal.
01:04:19Eine Studentin der Ökonomie
01:04:20im ersten Semester
01:04:21denkst doch nur das Allerbeste.
01:04:23Und dann hat sie ein
01:04:24zweijähriges Kind bei der Oma.
01:04:25Ist denn das so schrecklich?
01:04:35Da bin ich nur mal eigen.
01:04:37So weit darf sich ein Mädchen
01:04:38nicht vergessen.
01:04:39Da spielt sich nichts ab bei mir.
01:04:43Na komm.
01:04:44Na komm.
01:05:05Na komm.
01:05:06Na komm.
01:05:08Okay.
01:05:38Ja, da staune ich aber.
01:05:42Guten Abend.
01:05:45Ich muss dir was sagen, Erich.
01:05:49Ich bekomme ein Kind von dir.
01:05:52Wie bitte?
01:05:54Ich habe es nicht gewollt, aber es ist nun mal so und es ist von dir.
01:05:58Ich weiß mir keinen anderen Ausweg. Du musst mich jetzt heiraten. Oder ich...
01:06:02Was, ich dich heiraten?
01:06:04Ja, denkst du denn, ich bin blöde? Dieser Jüngling kneift wohl, was?
01:06:09Du bist gemein.
01:06:10Meinst du, ich hätte euch nicht beobachtet?
01:06:13Händchen halten, die Augen sehen, rührend direkt.
01:06:16Ihr werdet ja beinahe unter meinen Bus gekommen. Und jetzt kommst du zu mir.
01:06:20Aber es ist von dir. Ich schwöre es. Ich war mit keinem anderen Mann zusammen.
01:06:24Und bei uns ist es sechs Monate her. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.
01:06:30Ja, es ist so lange her.
01:06:31Und ich bin im sechsten Monat.
01:06:35Aber mit Rüdiger habe ich nichts gehabt.
01:06:37Mit keinem anderen Mann hatte ich was.
01:06:39Nein, nein, mein Unschlussnämmchen.
01:06:40Kinder, bringt der Klapperstorch.
01:06:42Fehlt bloß noch ein Vater, ne?
01:06:44Da versuchst du es mal bei mir.
01:06:45Erich, bitte.
01:06:47Glaubst du, ich mache dir was vor?
01:06:49Wenn ich es nicht genau wüsste.
01:06:52Und warum bist du nicht gleich gekommen?
01:06:55Ich habe es erst nach einem Vierteljahr.
01:06:57Nach vier Monaten habe ich es erst bemerkt.
01:06:59Warum?
01:07:00Erich, wenn du mich jetzt im Stich lässt.
01:07:06Es ist mir nicht leicht gefallen, der Weg hierher.
01:07:10Wenn du mich jetzt im Stich lässt, dann weiß ich nicht, was ich tue.
01:07:17Verschwinde.
01:07:18Erich.
01:07:19Du sollst verschwinden, dann lass dich nie wieder bei mir sehen.
01:07:21Denkst du, ich bin ein Idiot?
01:07:22Du komm nicht wieder zu mir, sonst gibt's ein Unglück.
01:07:29Verlogenes Weibsbild.
01:07:30So, bitteschön, zwei Gläser, eine Cola.
01:07:46Zwei Margon ohne, bitte, ja?
01:07:48Kinder, du drängelt nicht so, ihr kommt ja alle ran.
01:07:52Ach nee, du wolltest ja Margon.
01:07:55Bitteschön, das ist gut.
01:07:56Hier hat Enna den Bockbrusche vergessen.
01:07:59Dankeschön.
01:08:00So, na dann mal erst mal Prost.
01:08:07Ja, Enna.
01:08:09Worüber ich schon lange mal mit dir reden wollte.
01:08:13Sabine ist mir ein Rätsel geworden in letzter Zeit.
01:08:16Ich weiß auch nicht, was mit dir los ist.
01:08:19Du bist ja gut.
01:08:20Weißt nicht, was mit dir los ist?
01:08:21Sie hat sich vollkommen verändert.
01:08:23Na, damit musst du dich abfinden, mein Lieber, das ist nun mal so.
01:08:26In dem Zustand reagieren Frauen oft ein bisschen merkwürdig.
01:08:29Was, in welchem Zustand?
01:08:31Sag mal, stellst du dich nur so dumm oder hast du wirklich keine Ahnung?
01:08:37Ich denke, ihr heiratet bald und jetzt fragst du mich ganz naiv...
01:08:40Moment mal.
01:08:44Hat sie dir was gesagt?
01:08:46Na, ich hab sie schon lange nicht mehr gesprochen, aber...
01:08:48Ich dachte, es ist alles klar zwischen euch.
01:08:51Und das ist es doch wohl auch.
01:08:52Und dass sie sich verändert hat, das habe ich ihr an der Nasenspitze angesehen.
01:08:56Was glaubst denn du, warum sie so lange schon nicht mehr mitspielt?
01:09:01Du glaubst doch nicht, etwas wäre was unterwegs?
01:09:04Ein Kind?
01:09:11Das ist doch nicht möglich.
01:09:14Das kann doch nicht sein.
01:09:15Sie hat dir nichts gesagt?
01:09:21Nein, sie war nur...
01:09:23Wie soll ich sagen, sie ist so anders geworden in letzter Zeit.
01:09:30So abweisend und verschlossen.
01:09:32Das verstehe ich nicht.
01:09:36Ihr seid doch jetzt ein halbes Jahr zusammen.
01:09:38Zusammen?
01:09:41Wir kennen uns ein halbes Jahr.
01:09:44Aber was du meinst...
01:09:46Nein, wirklich, da ist nichts gewesen.
01:09:48Du kannst mir glauben, Annie, es hat nicht an mir gelegen.
01:09:51Es lag an ihr.
01:09:51Dann ist es aber wirklich die höchste Zeit, dass ihr zweimal ein ernsthaftes Gespräch miteinander führt.
01:10:04Und wenn sie den Mut dazu nicht hat,
01:10:07vielleicht fängst du an.
01:10:10Und du liebst sie doch.
01:10:11Ja, hat denn das jetzt noch Sinn?
01:10:18Das könnt natürlich nur ihr beiden entscheiden.
01:10:23Überlegt jetzt.
01:10:32Hier ist die Zahlbox.
01:10:34Vielen Dank.
01:10:35Dankeschön.
01:10:41Bitte sehr.
01:10:42Ach so.
01:10:46Ach, Frau Winkler, wenn ich mich recht entsinne.
01:10:49Ganz recht.
01:10:50Ja, ich fahre so selten mit der Straßenbahn.
01:10:53Man kommt sich etwas fremd vor bei den vielen technischen Neuerungen.
01:10:57Ja, ich hatte einen Unfall.
01:10:59Ich komme gerade aus der Werkstatt.
01:11:01Und ich brauche meinen Wagen so dringend.
01:11:03Ich weiß gar nicht, was ich anfangen soll ohne Wagen in dieser angespannten Situation.
01:11:07Naja, zum Glück kein ernsthafter Unfall.
01:11:10Naja, dieser Idiot von einem Sonntagsfahrer.
01:11:13Ich könnte jetzt noch in die Luft gehen.
01:11:15Anstatt die Bremsen zu treten.
01:11:16Aber nein.
01:11:17Ich sage Ihnen, je mehr Autos bei uns zugelassen werden, umso schlimmer wird das noch.
01:11:23Ja, man muss ja seinem Herzen mal etwas Luft machen.
01:11:26Naja, das ist ja verständlich.
01:11:27Das hat man eben von seiner Gutmütigkeit.
01:11:41Sie kennen doch Frau Lentay.
01:11:44Ihretwegen habe ich doch den ganzen Ärger.
01:11:46Krank, dauernd schlecht.
01:11:48Und heute nun musste ich Sie nach Hause fahren.
01:11:50Und auf dem Rückweg hat es dann geknallt.
01:11:51Sie haben vor Lentay nach Hause gefahren?
01:11:54Naja, ich hätte doch wohl lieber einen Krankenwagen rufen sollen.
01:11:56Was ist denn passiert?
01:11:58Was weiß ich?
01:12:00Ihre Magengeschichte.
01:12:02Also wenn Sie mich fragen, ich möchte es fast bezweifeln.
01:12:05Dauernd diese Unpässlichkeit, dieses Unwohlsein noch in letzter Zeit.
01:12:09Ja, die Kollegin munkelte schon.
01:12:11Es könnte vielleicht eine Schwangerschaft sein, aber nein.
01:12:13Wir hatten eine Aussprache mit ihr.
01:12:16Eine Aussprache in aller Form sehr herzlich.
01:12:20Wir wollten ihr ja gerne helfen, aber sie stritt alles ab.
01:12:23Naja, man kann ja schließlich keinen Menschen zwingen.
01:12:25Und was war heute?
01:12:27Kollegen.
01:12:28Sie brach zusammen, krümmte sich vor Schmerzen.
01:12:31Man kann natürlich nichts Genaues sagen.
01:12:33Rein äußerlich war fast nichts zu sehen.
01:12:35Kaum gewissermaßen.
01:12:37Kollegen, sagen Sie?
01:12:39Ja, Sie meinen doch nicht etwa...
01:12:41Entschuldigen Sie, Herr Lindenberg, aber ich muss hier raus.
01:12:42Ja, bitte. Was ist denn?
01:13:12Ist denn keiner da?
01:13:20Aber die Sabine muss doch da sein. Ich hab sie doch eben kommen gehört.
01:13:23Ihr Chef hat sie mit dem Auto nach Hause gebracht.
01:13:25Sie soll krank sein, aber ich fürchte, sie hat mir Dummer jetzt gemacht.
01:13:27Eine Dummheit?
01:13:30Ach du meine Güte.
01:13:32Ja, so das kann ich Ihnen jetzt sagen mit dem Mädchen.
01:13:33Da machen Sie vielleicht was mit.
01:13:35Sabine! Sabine, um Gottes Willen!
01:13:37Sie macht doch auf! Sabine!
01:13:38Da wird drinnen sein, muss sie.
01:13:40Ich war nämlich gerade in der Küche und da höre ich ganz genau, wenn die Tür klappt.
01:13:43Sabine!
01:13:43Herr Flüssenheim, wissen Sie nicht hier in der Nieren-Schlosser?
01:13:46Am besten, Sie rufen gleich das Rettungsamt an.
01:13:48Ach so, ein dummes Mädchen.
01:13:49Aber auch...
01:13:50Ich hab da ein paar alte Schlüssel.
01:13:51Vielleicht passt da einer.
01:13:52Ja, bitte kommen Sie sofort zur Heinrich-Heinest-Straße.
01:14:02Es ist sehr dringend.
01:14:03Eine Geburt, vielleicht auch eine Fehlgeburt.
01:14:06Ja, Heinrich-Heinest-Straße 24, Hochparterre bei Thain.
01:14:10Passt nicht.
01:14:14Der auch nicht.
01:14:18Ja, der geht rein.
01:14:19Na, Sabine, was machst du?
01:14:25Lass mich!
01:14:26Ich bin zu fahrig geworden!
01:14:38Kommen Sie, schnell, schnell, schnell, kommen Sie.
01:14:49Sabine Thain wurde von einem kräftigen Jungen entbunden.
01:15:04Unter einer Flut von Tränen gestand sie, dass sie die Absicht hatte, ihr Neugeborenes zu töten.
01:15:09Ihrer Freundin und Kollegin Enne Winkler hatte Sabine es zu danken, dass sie vor einem furchtbaren Verbrechen und vor harter Strafe bewahrt blieb.
01:15:20Der Mensch neben ihr, sein Schicksal, sein Lebensweg war Enne Winkler nicht gleichgültig gewesen.
01:15:25Wie viele andere Bürger unserer Republik zählt Enne Winkler zu jenen zahllosen ungenannten Anwälten unseres Rechts,
01:15:31die schon heute den Weg dahin bahnen, wo die Verhütung von Verbrechen die Regel und deren Begehung die Ausnahme sein wird.
01:15:40Sabine Thain war zwar von juristischer, nicht aber von moralischer Schuld freizusprechen.
01:15:45Sie wusste, dass unser Staat, unsere Gesellschaft keinen Unterschied in der Förderung von Mutter und Kind machen,
01:15:51gleich ob das Kind aus ehelicher oder außerehelicher Empfängnis stammt.
01:15:54Sabine schlug die Hilfe der Gesellschaft aus und suchte ihren Konflikt ohne und gegen die Gemeinschaft zu lösen.
01:16:03Niemand sollte aber auch verkennen, dass ihre persönliche Situation schwer und schmerzlich war.
01:16:09Die engstirnige Erziehung der Mutter hatte zur völligen Entfremdung der beiden geführt.
01:16:13Nach ihren antiquierten Moralauffassungen musste Sabine ein außereheliges Kind als Schande empfinden.
01:16:18Der Vater des Kindes, Erich Rudolf, schließlich bestärkte durch sein brutales Verhalten Sabine noch in ihrem Entschluss, das Kind zu beseitigen.
01:16:28Solche Auffassungen zum außerehelich geborenen Kind bleiben weit hinter dem geistig-moralischen Profil unserer Gesellschaft zurück.
01:16:35Deshalb hat auch ein besonderer Tatbestand der Kindestötung, für den grundsätzlich eine mildere Strafe als für Mord oder Totschlag angedroht ist,
01:16:44keine Berechtigung mehr in unserem Strafrecht.
01:16:45Diese Bestimmung aus dem Jahre 1871 sollte der wirtschaftlichen und seelischen Notlage der nicht-ehelichen Mutter Rechnung tragen.
01:16:55Die materielle Seite dieses Problems haben wir längst gelöst, die ideologische vielleicht nicht restlos.
01:17:02Im Familiengesetzbuch haben wir das außerehelich geborene Kind mit dem ehelichen auch juristisch gleichgesetzt.
01:17:08Wir haben mit der absurden Konstruktion des bürgerlichen Gesetzbuches gebrochen, nach der das außerehelich geborene Kind mit seinem eigenen leiblichen Vater als nicht-verwandt galt.
01:17:20In unserem künftigen Strafgesetzbuch wird die Kindestötung in ihrer Schwere dem Mord oder Totschlag gleichgestellt sein.
01:17:26Das sind wir der Achtung des Lebens in der heutigen Stufe unserer Gesellschaft schuldig.
01:17:31Denn das Höchste, was der Mensch, auch der Neugeborene besitzt, ist das Leben.
01:17:36Und das ist das Leben.
01:18:06Und das ist das Leben.
01:18:36Das ist das Leben.
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