In Israel wächst der Druck auf die Regierung von Netanjahu: Angehörige fordern ein Ende des Gaza-Kriegs und die Freilassung aller Geiseln. Die Hoffnung schwindet - vor allem die Angehörigen sind frustriert.
00:00Ein Sit-In in Tel Aviv vor dem Hauptquartier der Likud-Partei, der Partei von Premierminister Benjamin Netanyahu.
00:08Unter den Demonstrierenden ist Yehuda Cohen, dessen Sohn Nimrod seit 22 Monaten von der Hamas im Gazastreifen festgehalten wird.
00:16Er will seinen Sohn zurück.
00:19Nur ein Ende des Krieges mit dem vollständigen Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen wird alle Geiseln zurückbringen.
00:27Der Grund ist, Netanyahu arbeitet nur für seine persönlichen Interessen, beziehungsweise nur für die Interessen seiner Koalition.
00:35Wir haben den Verteidigungsminister Smotrich und den Minister für nationale Sicherheit Ben Gwir, die öffentlich gesagt haben, sie wollen den Krieg nicht beenden.
00:44Den Krieg nicht zu beenden heißt eigentlich, wir wollen nicht, dass Nimrod Cohen, mein Sohn, freikommt.
00:49Und das, obwohl es unter den Israelis breite Unterstützung dafür gibt, den Krieg zu beenden, um alle Geiseln frei zu bekommen.
01:0085 Prozent der Menschen wollen, dass der Krieg beendet wird und alle Geiseln zurückgebracht werden.
01:08Alle 50, 49 männliche Geiseln und eine weibliche Geisel.
01:12Wir wissen, dass mindestens 20 von ihnen noch leben.
01:17Wir brauchen ein Abkommen, um diesen schrecklichen Krieg zu beenden, der offenbar nur der Regierung dient.
01:25Dem zwischen Israel und der Hamas zurzeit diskutierten Abkommen zufolge dürften nur die Hälfte der 20 noch in Gefangenschaft befindlichen Geiseln nach Hause zurückkehren.
01:35Dies hat eine schmerzhafte Debatte darüber ausgelöst, wer über ihr Schicksal entscheiden darf.
01:40Jehuda Cohen hat zuletzt im Februar durch andere freigelassene Geiseln von seinem Sohn erfahren.
01:46Er wurde am 7. Oktober als Soldat an der Grenze zum Gazastreifen gefangen genommen.
01:51Mein Sohn Nimrod war Soldat und ist einer der Jüngsten dort.
01:57Er ist weder Vater, noch ist er verwundet.
01:59Er hat keine Krankheiten, also wird er als Letzter freikommen.
02:03Das ist die Realität.
02:05Deshalb kämpfen wir für ein umfassendes Abkommen, für die Freilassung aller Geiseln.
02:10Deshalb kämpfen wir für ein Ende des Krieges.
02:16Die Gruppe zieht weiter zur größeren Demonstration am Habima-Platz im Zentrum von Tel Aviv.
02:25Einige Israelis halten Bilder von im Gazastreifen getöteten palästinensischen Kindern und von der Hungerkrise hoch.
02:32Doch die humanitäre Lage in Gaza steht bei diesen Protesten nicht im Mittelpunkt.
02:39Es geht um die Geiseln und ihr Leid in der Gefangenschaft.
02:43Jehuda Cohen ist über den mangelnden Fortschritt frustriert.
02:46Wir machen uns kaum noch Hoffnungen.
02:52Wir haben es früher schon gesehen.
02:54Seit über einem Jahr sabotiert Netanyahu ein Abkommen.
02:58Leider sind wir das gewöhnt.
03:00Wir machen uns keine Hoffnungen, weil wir nicht enttäuscht werden wollen.
03:04Aber wir sind enttäuscht.
03:05Jehuda Cohen sagt, er werde weiter demonstrieren.
03:13Doch sein Vertrauen, dass die Regierung bald ein Abkommen abschließt, ist gering.
03:18Wir machen uns keine Hoffnungen, weil wir nicht enttäuscht werden können.