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Eriksholm: The Stolen Dream erzählt von Hanna, die ihren verschwundenen Bruder Herman sucht und dabei von der Polizei verfolgt wird. Dabei erkunden wir detailverliebte Level und erleben eine emotionale Geschichte, die in tollen Dialogen und eindrucksvollen Zwischensequenzen erzählt wird. Spielerisch erinnert Eriksholm: The Stolen Dream auf den ersten Blick an Taktik-Schleichspiele wie Commandos oder die Mimimi-Titel, allerdings legt das erste Projekt vom schwedischen Studio River End Games seinen Fokus sehr stark auf Schleichen und bietet eher gradlinige Level. Jede Gegnerbegegnung ist dabei wie ein kleines Rätsel aufgebaut, wobei es aber auch richtige kleine Rätsel gibt.

Im Test-Video zeigen wir euch ein paar Gameplay-Szenen und erklären, warum Eriksholm: The Stolen Dream für uns eines der besten Spiele des Jahres ist.
Transkript
00:00Wer über 30 Jahre an PC und Konsolen gespielt hat, dem überrascht so schnell nichts mehr.
00:09Dachte ich. Dann kam Ericsholm The Stolen Dream.
00:19Gerade mal 17 Personen bei Entwickler River End Games haben etwas geschaffen,
00:24das mich gleich auf mehreren Ebenen verzaubert hat.
00:27Da wäre etwa die hochwertige Story-Präsentation mit schicken In-Game-Zwischensequenzen,
00:33emotionaler Musik und superber englischer Sprachausgabe.
00:39Dann die dichte Atmosphäre einer Stadt, die aus Spielen wie Thief oder Dishonored stammen könnte,
00:46wo prächtige Vistas und moralischer Verfall eng beieinander liegen.
00:50Und schließlich gibt's quasi obendrauf noch ein ausgeklügeltes Gameplay aus der ISO-Perspektive,
00:59das lautloses Vorgehen belohnt und Schleichen statt Kämpfen in den Vordergrund stellt.
01:05Für wen sich Ericsholm eignet, außer für mich natürlich, erfahrt ihr im Testvideo.
01:10Dank Unreal Engine 5 sieht die titelgebende Stadt Ericsholm einfach fantastisch aus,
01:23sofern ihr nicht direkt in die Straßen springen möchtet.
01:27Denn die Perspektive ist distanziert.
01:29Die Figuren bleiben kleine Püppchen,
01:31die ihr in Echtzeit mit Maus oder Gamepad von einem Schatten zum nächsten dirigiert.
01:36Die Kamera lässt sich drehen und eingeschränkt zoomen,
01:40die Steuerung bleibt stets simpel und übersichtlich.
01:43Mit maximal drei Figuren gleichzeitig puzzelt ihr euch durch die insgesamt acht Kapitel.
01:49Und ich sage bewusst puzzelt,
01:51denn jede Karte und jede Situation in Ericsholm ist ein kleines Logikrätsel, das es zu lösen gilt.
01:59Das Design ist dabei sehr linear,
02:01ihr müsst vorgegebene Zielpunkte erreichen und dürft unterwegs nicht bemerkt werden.
02:05Fast nie gibt es einen alternativen Lösungsweg.
02:09Stattdessen müsst ihr die vorgegebenen Routen und Werkzeuge so einsetzen,
02:13wie es die Entwickler vorgeben.
02:15Wer auf spielerische Freiheit Wert legt, mag sich daran stören.
02:19Mir hat das Schleichen aber grundsätzlich viel Spaß gemacht,
02:22weil die Herausforderung organisch ansteigt
02:25und regelmäßig neue Elemente sowie Charaktere eingeführt werden.
02:29Die Fähigkeiten von Hanna, Alva und Sebastian ergänzen sich perfekt.
02:34So lassen sich Lampen kaputt machen,
02:35Gegner von hinten würgen oder sonst unzugängliche Orte per Lüftungsschacht erkunden.
02:40Wenn ein Plan funktioniert und ich eine brenzlige Situation löse,
02:44ohne dass jemand mein Team bemerkt,
02:46verursacht das bei mir eine diebische Freude.
02:49Der Weg dorthin kann aber Frust erzeugen.
02:51Wenn euch in Eriksholm jemand sieht oder ein bewusstloser Körper entdeckt wird,
02:55bedeutet das sofort das Game Over.
02:57Ihr habt keine Chance, wegzurennen oder euch freizukämpfen.
03:01Schluss. Aus.
03:02Das Spiel legt glücklicherweise alle paar Sekunden automatische Spielstände an.
03:06Die Checkpoints sind fast immer so gut gewählt,
03:08dass man die fehlende Quicksale-Funktion nicht vermisst.
03:11Allerdings leidet das Spiel in diesem Zusammenhang
03:14zuweilen unter einer seiner großen Stärken, dem Storytelling.
03:17Auf der Suche nach ihrem Bruder legt sich Hannah mit dem Bürgermeister
03:21und der korrupten Polizei von Eriksholm an.
03:24Der Plot entwickelt sich zwar wie vorherzusehen,
03:26ist aber hervorragend erzählt.
03:28Tolle Dialogregie und emotionale Höhepunkte
03:30machen aus der Erwachsenengeschichte ein Highlight.
03:33Die Zwischensequenzen sind dank Performance-Capture von so hoher Qualität,
03:37dass sie in einer großen AAA-Produktion nicht fehl am Platz wirken würden.
03:42Ein minimalistischer, aber zu jeder Zeit passender Soundtrack
03:45untermalt die Szenen perfekt.
03:47Dazu gibt es englische Sprachausgabe, die den Figuren Leben verleiht
03:52und selbst in Zwischensequenzen aus der ISO-Perspektive
03:55für ein spannendes Hin- und Her sorgt.
03:58Die deutschen Untertitel sind dabei erstklassig.
04:02So verfolgt ihr auch ohne gute Englischkenntnisse
04:04die vielen kleinen NPC-Unterhaltungen, von denen einige lustig sind,
04:08aber alle zum Storytelling beitragen und das Szenario weiter ausgestalten.
04:13Doch genau das ist der Knackpunkt.
04:14So elegant und spielerisch Ericsol mir auf diese Weise die Zustände in der Stadt erklärt
04:19und der Story mehr Tiefe verleiht,
04:22so stumpf blockiert es im selben Zug meinen Spielfortschritt.
04:26Denn immer wieder muss ich längere Zeit warten,
04:28bis Hanna und Gefährten um meine Ecke schleichen können,
04:31weil die Wachen noch ein paar Sätze zu Ende erzählen müssen.
04:34Wenn dann der automatische Speicherpunkt wie in einigen Fällen vor diesen Gesprächen liegt
04:39und ich anschließend mehrere Male entdeckt werde,
04:42reißt mir irgendwann der Geduldsfaden.
04:44Nein, ich will den zwei Lagerarbeitern nicht schon wieder dabei zuhören,
04:49was es für Probleme im Hafenviertel gibt.
04:51Danke!
04:53Wer für diese Art von Geduldsprobe empfindlich ist,
04:56wird sich in den späteren Levels das ein oder andere Mal auf die Zunge beißen,
05:00wenn zum x-ten Mal die Musik beim Game Over anschwillt.
05:04Und ihr dachtet, Dark Souls wäre frustig.
05:11Die Spielzeit von rund 10 Stunden erweist sich im Test als ideal.
05:15Nicht zu kurz, aber auch nicht so lang,
05:17dass man keine Lust mehr aufs Schleich-Gameplay hätte.
05:20Wer mag, kann in jedem Kapitel einige Notizen und Sammelobjekte finden,
05:24die mit kleinen Geteils zur Atmosphäre beitragen.
05:27Wenn ihr sie liegen lasst, verpasst ihr aber nichts.
05:29Schon gar keine Upgrades oder ähnliches,
05:32denn jedweder Fortschritt ist Story-gebunden
05:34und findet nur dann statt, wenn die Entwickler es wollen.
05:38Spätestens jetzt habt ihr es wahrscheinlich kapiert.
05:41Die Story ist bei Erik Solm das A und O.
05:44Das Spiel, das darum herum gebaut wurde,
05:46fühlt sich enorm poliert und wertig an für so ein kleines Entwicklerteam.
05:50Das schlägt sich auch in den minimalen Interface-Anzeigen
05:53und der hohen Performance nieder.
05:55Der Wechsel von den großen Außenbereichen in Innenräume ist nahezu augenblicklich.
05:59Es gibt praktisch keine Ladezeiten.
06:02Ab und zu gilt es, kleine Physik-Minispiele zu lösen.
06:05Die sind aber wirklich keine Höhepunkte des Spiels.
06:08Besser sind da die Parallelen zu anderen Schleich- und Taktikspielen.
06:12So gibt's etwa Metalloberflächen, auf denen ihr besonders laut unterwegs seid.
06:16Maschinen machen Lärm und lenken Feinde ab, genau wie geworfene Steine.
06:21In immer komplexeren Situationen müsst ihr Tauben aufschrecken,
06:25Lichtkegeln ausweichen und Wachen verstecken.
06:28Wenn ihr solche Methoden ohne Pausenfunktionen miteinander verknüpft,
06:31um Wachen auszutricksen, erinnert das an die besten Momente von Commandos,
06:36Shadow Tactics oder Thief.
06:38Eine richtige künstliche Intelligenz mit Gegnern, die euch aktiv suchen,
06:42solltet ihr von Eriksholm aber nicht erwarten.
06:44Wie ich bereits andeutete, im Grunde ist das hier ein großes Puzzle-Spiel,
06:49keine Taktik-Sandbox.
06:51Die Anzahl eurer Charaktere, Werkzeuge und Gegnertypen bleibt stets übersichtlich
06:57und doch fühlt sich alles enorm smart und intelligent designt an.
07:01Eriksholm verschwendet nicht die Zeit seiner Spieler.
07:04Jeder Level und jede Szene zahlen auf die Geschichte ein und fühlen sich somit wertig an.
07:10Mit seinen hohen Schauwerten, der dichten Atmosphäre
07:12und herausfordernden, aber nicht überfordernden Stealth-Puzzles
07:17ist Eriksholm perfekt geeignet für alle, die gerne tief in Spiele eintauchen
07:22und alles um sich herum vergessen.
07:25Hier steckt sichtbar Herzblut drin.
07:27Das Ergebnis ist ein Spiel mit Seele,
07:29das gerade im Zeitalter der gesichtslosen Live-Service-Games,
07:33ideenlosen Open Worlds und immer gleichen Shooter positiv aus der Masse herausragt.
07:38Eriksholm erreicht das, was es will, und zwar mit Stil.
07:43Die Präsentation ist ein Brett und es ergibt erstaunlich viel Feinschnitt für so ein kleines Projekt.
07:49Ich persönlich hätte mir nur ein etwas verzeihenderes Design in einigen der späteren Kapiteln gewünscht.
07:55Durch die engen Bahnen, denen ich denken darf, bleibt kaum Raum für Experimente auf Spielerseite.
07:59Es kommt eben nicht zur Situation,
08:02denen ich nur durch eine Mischung aus Glück und Einfallsreichtum haarscharf entkomme.
08:07Alles ist vorherbestimmt.
08:08Fast immer führt lediglich ein einziger Lösungsweg zum Ziel.
08:12Das können andere Schleichspiele besser.
08:15Wer darüber hinwegsehen kann,
08:17bekommt zum fairen Preis von 40 Euro
08:19ein Abenteuer klassischer Bauart
08:21und einen wunderschönen Schaukasten,
08:24in den man sich sehr leicht verliegen kann.
08:26Bis zum nächsten Mal.

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