- 5/31/2025
Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, genannt „August der Starke“ (1670–1733) gilt als einer der schillerndsten Monarchen der Neuzeit.
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00:00Die Mitte Europas im Wandel der Zeit.
00:08Ein Land, das lange braucht, um eins zu werden.
00:14Menschen, die sich erst im Laufe der Jahrhunderte als deutsch verstehen.
00:22Wer sind wir?
00:25Woher kommen wir?
00:27Fragen an die Geschichte der Deutschen.
00:33Für die Revolution!
00:35Für die Demokratie!
00:38Für die Republik!
00:49Er war ein Lebemann und maßlos in der Gier nach Rom.
00:54Ein leidenschaftlicher Bauherr und glühender Liebhaber.
01:04Er verkörpert die Epoche des Barock wie kein zweiter Deutscher.
01:09August der Starke.
01:11Kurfürst von Sachsen, König von Polen und Vater von zumeist unehelichen Kindern.
01:17Arm und Auge müssen eine Linie bilden, Gräfin.
01:38Perfekt.
01:42Sehr hübsch.
01:45Aber ich zeige es Ihnen gerne nochmal.
01:49Ihr müsst bedenken, mein Arm ist nicht so stark wie der Iris, Sir.
01:53Für eine schwache Frau wie mich ist seine gefährliche Waffe nicht geschaffen.
01:56Sagt das nicht, Gräfin.
02:05Aber ich muss euch bitten, meine Diener zu verschonen.
02:18Sir?
02:19Entschuldigung, was wollt ihr?
02:24Machen die Polen wieder einen Aufstand?
02:27Oder sind es diesmal die Litauer?
02:29Nein.
02:29Dann planen sicher die Preußen meine Ermordung.
02:31Die Kosel ist auf dem Weg hierher, Majestät.
02:34Oh.
02:36Dann steht es schlimm.
02:40Geht es nicht schneller?
02:43Wieso fährt er denn nicht schneller?
02:45Wozu hat er die Peitsche?
02:47Ich muss fort aus Warschau.
02:50Er fliehen?
02:52Majestät, vor einer Frau?
02:55Ihr kennt die Gräfin Kosel nicht.
02:58Ihr habt recht, Flemming.
03:00Setzt alles in Bewegung und nehmt meine Dragona.
03:03Die Kosel muss abgefangen werden.
03:06Ich wüsste nicht, was ich lieber täte, Majestät.
03:11August der Starke ist Kurfürst von Sachsen und zugleich König von Polen.
03:16Seine sächsische Mätresse, die Gräfin Kosel, kann sich nicht damit abfinden, ihren August mit einer polnischen Geliebten teilen zu müssen.
03:25Der Gräfin Dönhoff.
03:26Augusts mächtiger Minister Flemming will mit allen Mitteln eine Konfrontation der Höfe von Dresden und Warschau verhindern.
03:41Schneller! Schneller!
03:43Dass Frauen sich in die Politik einmischen, ist im Barock keine Seltenheit.
03:49Königliche Abenteuer können schnell zur Staatsaffäre werden.
03:59Ich muss zum König und ihr werdet mich nicht davon abbringen.
04:04Ihr seid heute schon die zweite schöne Frau, die mich erschießen will.
04:06Aber ich werde es tun.
04:15August der Starke schuf das Barocke Dresden, das Elbflorenz, wie man es später bewundernd nennen wird.
04:22In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit über 40.000 Einwohnern eine der größten deutschen Städte.
04:33Lange Zeit ist Dresdens erlesene Architektur einzigartig im Reich.
04:37Ein Beispiel dafür, wie die Landesherren ihrem Herrschaftsanspruch Ausdruck verleihen.
04:46Der legendäre Fürstenzug in Dresden erzählt die Geschichte der Vettina, der sächsischen Dynastie.
04:54Kurfürst wird zunächst Augusts älterer Bruder.
04:57Der ehrgeizige Jüngere spielt erst nur eine Nebenrolle.
05:01Doch nicht für lange.
05:07Gerade einmal 25 Jahre alt ist Augusts Bruder, als er an den Pocken erkrankt.
05:20Ausgerechnet bei seiner Mätresse hat sich der junge Kurfürst infiziert.
05:28Die streng lutherischen Sachsen glauben an eine Strafe Gottes.
05:32Der Bruder hat keine erbberechtigten Kinder.
05:38Wenn er stirbt, ist der Weg für August frei.
05:54Er atmet nicht mehr.
05:55Im April 1694 haben die Sachsen unverhofft einen neuen Kurfürsten.
06:07Euer Bruder ist heimgegangen.
06:12Kurfürstliche durchlaucht.
06:13Gott hat euch ans Ziel des irdischen Strebens geführt.
06:19Ziel?
06:19Ziel?
06:19Amen.
06:28Anfang.
06:34August hat gewaltige Ambitionen.
06:37Sogar König will er werden.
06:40Doch von welchem Land?
06:41Die meisten Kronen sind bereits vergeben.
06:43Die Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation trägt Leopold I.
06:53Dem Buchstaben nach ist ihm, dem Habsburger, auch der sächsische Kurfürst untertan.
07:03Die mächtigste Monarchie Europas ist damals die französische.
07:07Während Deutschland in viele kleine Fürstentümer zersplittert ist, die nur in einem einig sind.
07:14Sie alle eifern einem Vorbild nach, dem König der Franzosen.
07:22Sein Schloss Versailles ist damals der politische und kulturelle Mittelpunkt der westlichen Welt.
07:29Das Symbol der Sonne allgegenwärtig.
07:32Auf perfekte Weise verkörpert das Schloss den Absolutismus, die uneingeschränkte Macht des Monarchen.
07:40Wie um einen Fixstern kreist hier alles um eine Person.
07:45Ludwig XIV., den Sonnenkönig, den mächtigsten Herrscher seiner Zeit.
07:50August ist damals nicht der einzige Fürst in Europa, der von der Pracht des französischen Hofes überwältigt ist.
08:07Ludwig XIV. gibt den Zeitgeschmack vor.
08:11Das, was wir heute Zeitgeschmack nennen, das ist das, was am französischen Hof demonstriert wird.
08:18Und alle, die dort einmal verweilten, sind praktisch von dieser Art französischer Hofhaltung und auch französischer Staatsidee infiziert.
08:29Zumindest bei seinen Untertanen ist der junge Kurfürst von Sachsen überaus populär.
08:35Nicht wenige glauben, dass August schon wegen seiner körperlichen Stärke zu großem berufen ist.
08:42Seine Kraftproben sind legendär.
08:45Was will er wirklich brechen?
08:58Die Herzen der Frauen will er brechen.
09:16Danke, Herr.
09:17Einen angeblichen Beweis für Augusts Kraftakt bewahrt die Dresdner Rüstkammer noch heute auf.
09:33Der Beiname August der Starke, der rührt ja nicht etwa daher, dass er ein besonders erfolgreicher Feldherr gewesen wäre.
09:45Ganz im Gegenteil, damit sind schon wirklich die Leibeskräfte gemeint und zwar in jeder Hinsicht.
09:52Also auch, wie man sagt, im Bett.
09:54Eine imposante Erscheinung ganz nach dem Geschmack der Zeit.
10:01Für damalige Verhältnisse ungewöhnlich groß und von beträchtlicher Leibesfülle.
10:07Geschämt hat sich August seiner vielen Pfunde nicht.
10:10Ganz im Gegenteil.
10:10Dick zu sein steht im Barock für Wohlstand und Machtfülle.
10:25Es ist nicht peinlich, sondern erotisch.
10:29Zeitweise wiegt der Sachsenherrscher 260 Sächse Schüpfung.
10:34Das sind über 120 Kilogramm.
10:35Und, was zeigt denn nun die Waage?
10:51Ihr habt 20 Sächse Schöpfung zugelegt, Sir.
10:55Superb! Bravo!
10:58Gott sei es gepriesen!
11:01Los, mit 20!
11:03Wir haben es so!
11:05In ein Wiegebuch lässt August seine Pfunde penibel eintragen.
11:14Wohl im Glauben, mit der Leibesfülle steige auch das politische Gewicht.
11:21Und die männliche Anziehungskraft.
11:24Doch ein ungestümer Muskelprotz ist nicht allen Mätressen am sächsischen Hof willkommen,
11:29wie die Schwedin Aurora von Königs Mark dem Kurfürsten zu verstehen gibt.
11:33Willst du wohl?
11:40Stark seid ihr, ohne Zweifel.
11:43Aber nicht geschickt.
11:45Da müsst ihr noch viel lernen.
11:48Verstehe ja nur die Frauen.
11:50Wollt ihr denn die Frauen verstehen?
11:51Dann lasst erst mal euren Säbel stecken, Sir.
11:59Und schlagt nichts.
12:00Einfach drauf los.
12:04Wir Frauen bevorzugen den feinen Stich des Florets.
12:08Im Dreißigjährigen Krieg sind die Sitten an den Höfen verroht.
12:21Da haben die Leute sich so die Nase geputzt.
12:24Dann kam die Mätress und hat für Anstand, Würde und Höflichkeit gesorgt.
12:28Also hat man sich jetzt die Nasen so geputzt.
12:32Hat mit Messer und Gabel gegessen und hat alles angewandt, was wir als Höflichkeit, Hofhöflichkeit kennen.
12:39Bitte nach ihnen durch die Tür, niemanden zur Seite schubsen.
12:42Dafür hat sie gesorgt.
12:43Anstand und Würde.
12:45Das war ihre Aufgabe.
12:46August hat auch eine Gemahlin, die Bayreuterprinzessin Eberhardine.
12:54Im Volk nennt man sie wegen ihrer tiefen Frömmigkeit die Beetsäule Sachsens.
13:01Von welcher eurer vielen Dirnen kommt ihr gerade?
13:04Von der Königsmark, von der Esterle oder von einer dieser bürgerlichen ohne Namen?
13:09Ihr werdet verzeihen, dass ich nicht auf dem Laufenden bin.
13:13Ich komme aus dem geheimen Konsistorium.
13:16Der König von Frankreich hatte weit mehr Betrissen als ich.
13:26Zumindest bis er, zumindest bis er fromm wurde.
13:30Wovor mich Gott behüten möge.
13:38August der Stärke soll etwa 120 Affären gehabt haben.
13:42Ob Legende oder nicht, über 300 Kinder schreibt ihm der Volksmund zu.
13:49Doch nur neun Sprösslinge sind historisch überliefert.
13:57Ein einziger entstammt der Ehe mit der Kurfürstin Eberhardine.
14:02Der kleine Friedrich August sichert immerhin die Thronfolge.
14:06Du bist ja schon ganz müde.
14:10Mein Kleiner.
14:12Und der Vater träumt davon, nun endlich König zu werden.
14:21August der Stärke gibt alles.
14:24Und er will alles.
14:26Nämlich die Krone.
14:26Und die Krone will er deshalb, weil ihn das in die oberste Kategorie der europäischen Fürsten katapultiert.
14:36Im Juni 1696 stirbt der polnische König Johann Sobjewski.
14:43August will sich um die Nachfolger bewerben und vom polnischen Adel wählen lassen.
14:49Doch er hat einen mächtigen Konkurrenten, der vom Sonnenkönig höchstpersönlich unterstützt wird.
14:55Den französischen Prinz von Conti.
14:57Große Mengen an Bestechungsgeldern fließen aus Frankreich und Sachsen nach Polen.
15:10Die Frage ist, wer mehr bietet.
15:13Am Ende füllt der sächsische Kurfürst die Taschen der polnischen Adeligen mit über zwei Millionen Gulden.
15:19Ob man moralisch über Bestechungsgelder urteilt, da sie zum Spiel dazugehören, wäre es ungefähr so, als würde man Skat ohne Reizen spielen.
15:34Doch nur ein Katholik darf in Polen König werden.
15:38Deshalb wechselt der Protestant August die Konfession.
15:42Ihm bereitet das keine Gewissensqualen.
15:45Doch seine Ehefrau teilt die Empörung der meisten Sachsen.
15:49Wo ist mein Sohn?
15:57Er ist in Sicherheit.
16:00Eure Frau Mutter wird dafür sorgen, dass der Kurprinz keinen einzigen Tropfen jenes katholischen Giftes trinkt, das inzwischen in euren Adern fließt.
16:08Eure Verwandten haben einst Martin Luther vor den Scherben des Papstes beschützt.
16:12Sie haben dem wahren Glauben die erste Heimstatt auf Gottes schöner Erde gegeben.
16:15Und ihr?
16:19Die Wege des Fürstenpaares trennen sich fortan für immer.
16:25Eberhardine sucht Zuflucht auf einem Landsitz und wird nie wieder nach Dresden zurückkehren.
16:30Die Sachsen waren empört, erschüttert geradezu.
16:36Es stellte einen unglaublichen Skandal dar, als es bekannt wurde.
16:40Und aus dieser Furcht heraus hatte August der Starke die Konversion ja erst heimlich vollzogen.
16:45Und erst als sozusagen das politische Ziel erreicht war, war dann also dieser Übertritt zum Katholizismus auch öffentlich verbreitet worden.
16:56Dass man in Sachsen immer damit Schwierigkeiten hatte, zeigt ja das Beispiel, dass seine Frau nie konvertierte, dadurch auch nie polnische Königin wurde.
17:05Doch die Aussicht auf den Königstitel hat alle Hemmungen beseitigt.
17:11August kann die Wahl zum Herrscher Polens für sich entscheiden.
17:14Er hat die Versammlung des Adels durch Gold und Versprechungen auf seine Seite gezogen.
17:18Auf dem Wawel, Polens Königsburg in Krakau, empfängt August im Dezember 1697 die Krone.
17:31Seit Jahrhunderten wird den polnischen Monarchen bei der Krönung dieses Schwert überreicht.
17:37Die legendäre schartige Klinge.
17:40Es ist kein Symbol für tatsächliche Macht, denn in Polen hat der Adel das Sagen.
17:45Doch der glänzende Titel ist August erst einmal sicher.
17:51Und das will er zur Schau stellen, damit die mächtigen Europas ihn als ihresgleichen sehen.
18:03Die Rüstkammer ist eines der zwölf weltberühmten Museen der staatlichen Kunstsammlungen Dresden,
18:10in denen das Vermächtnis August des Starken und seiner Nachfolger heute zugänglich ist.
18:15Diese vergoldeten Rüstungen trug August bei festlichen Anlässen.
18:20Doch die Epoche der Ritter ist Ende des 17. Jahrhunderts längst vorbei.
18:26Wer sich militärisch behaupten will wie August, braucht Soldaten, Kanonen und mächtige Verbündete.
18:33Im Norden Sachsens wächst eine ernstzunehmende Konkurrenz heran.
18:43In Berlin regiert der Kurfürst Friedrich von Brandenburg, der über ganz Preußen herrscht.
18:48Er hat den Ehrgeiz, die noch provinzielle Hauptstadt zu einer Metropole auszubauen.
18:53Der Preuße neidet seinem aufstrebenden Nachbarn die Krone.
19:03Wie August will er nicht nur Kurfürst, sondern gleichfalls König sein.
19:08Das Verhältnis beider Herrscher ist spannungsgeladen.
19:12Dennoch möchte der Sachse den Hohenzollern für einen gemeinsamen Feldzug gewinnen.
19:16Und was haltet ihr von meinem Vorschlag?
19:26Ein gemeinsamer Krieg gegen den König von Schweden.
19:29Angeführt vom König von Polen.
19:31Und als Verbündete den König von Dänemark und den russischen Zaren.
19:34So viele Könige. Als schlichter Kurfürst bin ich der Ehre eines solchen glorreichen Feldzuges doch gar nicht würdig.
19:40Aber ihr seid doch sicher in der Lage, auch ohne mich zu siegen.
19:43Reizt euch denn nicht die Aussicht auf Ehre und Ruhm?
19:54Ich dachte immer, euch interessiert, wie Porzellan gemacht wird.
19:57Nicht wie man es zerschlägt.
19:59Und euch interessiert, wie ein König gemacht wird, habe ich gehört.
20:04Ein polsischer König. Nach diesem Titel gelüstet euch doch.
20:08Der Hof redet viel.
20:10Aber warum soll es eigentlich in Sachsen besseres Geschirr geben?
20:13Als in Preußen.
20:19Ohne preußische Beteiligung beginnt im Jahre 1700 der Große Nordische Krieg.
20:27Die Schweden fügen den sächsischen Truppen eine Niederlage nach der anderen zu.
20:31Sie erobern Polen und vernichten im Februar 1706 das letzte noch verbliebene sächsische Heer.
20:37Und es kommt noch schlimmer.
20:41Selbst in Sachsen marschieren die Schweden ein, besetzen Augusts Heimat.
20:47Sie diktieren einen erniedrigenden Frieden, pressen das Land finanziell aus.
20:53August wird als König von Polen abgesetzt.
20:55Der preußische Nachbar hat wenig Mitleid.
21:03Friedrich II. hat ja gesagt, Sachsen, das sei wie so ein Mehlsack, selbst wenn er leer ist und man haut noch drauf, es kommt immer noch was rausgestaubt.
21:11So muss denen das damals vorgekommen sein.
21:14Preußen, die Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches, da war ja nichts.
21:19Die hatten ja wirklich nur ihr Militär.
21:22So gibt sich August auch nach der Niederlage nicht geschlagen und setzt zu neuen Eroberungen an.
21:28Die leeren einmal immer nach rechts und macht die Eimer richtig voll.
21:31Ein Unglück in der Dresdner Innenstadt sorgt für eine schicksalhafte Wende in seinem Leben.
21:40August begegnet Anna Konstanzia von Heum, der späteren Gräfin Kusel.
21:46Kommt der Orca, so lange! Wasser!
21:48Wir brauchen mehr Wasser, los!
21:51Was sitzt der da rum? Soll ich etwa selbst Hand anlegen?
21:54Weg mit ihm, will er etwa verbrennen?
21:56Erlaubt ihr mir, euch euren tapferen Diener zurückzugeben?
22:11So wagte es mir unter die Augen zu kommen.
22:13Ihr müsst ihm verzeihen, Siel. Der Arme kann nichts dafür.
22:17Feuer ist wie Liebe, es folgt seinen eigenen Gesetzen, wie ihr wisst.
22:21Ich muss euch widersprechen, Baronin.
22:23Ihr seid Herren über beides.
22:27Über das Feuer
22:28und die Liebe.
22:36Als die Kusel sich schön machte an dem Abend,
22:39ging die Tapete ihres Ankleidezimmers in Flammen auf.
22:42Und das Haus, in dem sie wohnte, brannte ab.
22:44Ganz Dresden lief zusammen.
22:47König August kam hin, sieht eine schöne Frau,
22:50die den Männern mit den Wassereimern sagt, wohin und woher.
22:53Und bumms, ist es passiert.
22:57Allen Niederlagen zum Trotz.
22:59Sachsen ist seit Alters her eines der fortschrittlichsten Länder Europas.
23:06Handwerk und Handel, vor allem der Silberbergbau, sorgen für gute Konjunktur.
23:11Die Leipziger Messe entwickelt sich zur attraktiven Drehscheibe zwischen Ost und West.
23:25Und auch August selbst trägt mit klugen Entscheidungen zu diesem Wirtschaftswunder made in Sachsen bei.
23:32Sachsen war immer eines der reichsten deutschen Länder gewesen.
23:35Das liegt an den Bodenschätzen, die es hatte.
23:37Es liegt aber auch an einer sehr stark verstädterten Bevölkerung,
23:40einer sehr produktiven Bevölkerung.
23:42Es war, würde man heute sagen, ein Top-Wirtschaftsstandort.
23:45Und es machte sich spätestens unter August dem Starken eben auch auf,
23:49mitzuspielen im Konzert der europäischen Mächte.
23:52Dafür ist offenkundig jedes Mittel recht.
23:58Auf der Albrechtsburg in Meißen hat August einen Apothekerlehrling eingesperrt,
24:02den er aus Berlin entführt hat.
24:08Johann Friedrich Böttger hat damit geprahlt, ein Goldmacher zu sein.
24:13Der Kurfürst will sich dieses Talent sichern und vor allem auf die Probe stellen.
24:17Unbefristet.
24:22Wie lange halten wir ihn schon gefahren?
24:34Fünf Jahre, Sir.
24:38Da hat er bestimmt schon eine Menge Gold für uns fabriziert, in so einer langen Zeit.
24:44Bei allem Respekt, Sir. Nichts.
24:48Der Mann ist ein Betrüger.
24:49Dann sollten wir ihn hängen, Flemming.
24:55Bitte, Sir. Ich arbeite an etwas absolut Neuem. Und ich bin ganz nah dran.
25:02Echtes Porzellan.
25:05Echtes Porzellan aus Sachsen.
25:07Echtes Porzellan kommt aus China.
25:15Seine Majestät besitzt es bereits in unerreichter Qualität und Feinheit.
25:19Porzellan?
25:30Mein erster Versuch, Sir. Es wird noch weiß.
25:35Wenn es mir gelingt, komme ich dann Freis, Sir?
25:38Aber gewiss doch.
25:50Was denkt sich der Kerl nur? Verdoppelt die Wachen.
25:54Porzellan.
25:57Porzellan.
26:00Weißes Gold.
26:00Weißes Gold, von Menschenhand geschaffen.
26:13August hat den klugen Einfall, den experimentierfreudigen Lehrling Böttger mit seinem fähigsten Gelehrten, Ehrenfried Walter von Schirnhaus, zusammenzubringen.
26:23Ihnen gelingt, was in Europa noch niemandem glückte.
26:28Für Augusts Staatshaushalt ist das die Rettung.
26:33Die Meißner Tüftler bringen zwar kein Gold zustande, doch für die damalige Zeit etwas ebenso Wertvolles.
26:40Das Porzellan mit den gekreuzten Schwertern ist bis heute weltberühmt.
26:45In der Meißner Manufaktur wird es immer noch nach den alten, überlieferten Rezepturen und Mustern gefertigt.
26:55Ein teures Luxusgut.
27:01Für August ist das Porzellan aber mehr als eine Einnahmequelle.
27:06Es ist reine Schönheit für die Ewigkeit.
27:15Doch Porzellan ist nur eine Leidenschaft des sächsischen Kurfürsten.
27:23Die Gräfin Kosel ist ihm besonders lieb und teuer.
27:27Ihre Zuneigung weiß sie geschickt zu dosieren.
27:30Weshalb ist euer Feuer so gänzlich erloschen?
27:55Weshalb kommt ihr meinen bescheidenen Wünschen so wenig entgegen, Sir?
28:00Ich habe euch zur Reichsgräfin erheben lassen.
28:11Nun ja, aber nicht zur Fürstin.
28:17Das wurde mir der Kaiser nie zugestehen.
28:20Und was ist mit meiner Apparnasse?
28:24Ihr habt doch ein ganz hübsches Jahresgehalt.
28:28Aber ihr müsst zugeben, es ist niedriger als das eurer Gattin.
28:34Ich werde es erhöhen lassen.
28:38Und was ist mit dem Versprechen, mich zu eurer Ehefrau zu machen, wenn die Königin irgendwann mal das Zeitliche segnet?
28:44Ich gab es euch bereits.
28:50Ach wirklich?
28:51Also ich bin, ich bin ziemlich vergesslich.
28:55Es wäre besser, ihr gebt es mir schriftlich.
28:58Nicht übel.
28:59Schon fast zehn Jahre ist Gräfin Kosel die Frau an seiner Seite.
29:16Drei Kinder hat sie ihn zur Welt gebracht.
29:18Kein Wunder, dass sie nun nicht nur Mätresse sein will.
29:21Mit Augusts Heiratsversprechen besitzt sie ein Faustpfand,
29:46das den Unterzeichner noch einmal in Verlegenheit bringen wird.
29:49Trotz Niederlage im Krieg beginnt für Sachsen und seine Hauptstadt ein goldenes Zeitalter.
30:04In Dresden herrscht ein regelrechter Bauboom.
30:07Die evangelische Frauenkirche entsteht.
30:09Auch der katholisch gewordene August macht sich für den Prachtbau stark,
30:20um die sächsischen Protestanten mit ihm, die Monarchen, zu versöhnen.
30:29Dresden wird in diesen Jahren zur glanzvollsten Residenz der Welt,
30:34wie ein ausländischer Besucher urteilt.
30:36Der legendäre Zwinger entsteht.
30:43Hier feiert der Kurfürst Feste, über die man in ganz Europa redet.
30:48Später einmal wird man diese Epoche nach ihrem Schöpfer nennen.
30:52August Theisch.
30:53Die Porzellansammlung im Dresdner Zwinger ist einzigartig auf der Welt.
31:06Weißes und echtes Gold in vollkommener Ergänzung.
31:09Auch das grüne Gewölbe, die sächsische Schatzkammer,
31:20sucht ein luxuriöser Raffinesse bis heute ihresgleichen.
31:25Doch was hier wie maßlose Verschwendung aussieht, hatte damals auch Kalkül.
31:30Die Polen sind so beeindruckt von der fürstlichen Pracht des sächsischen Hofes,
31:36dass sie August jetzt aus freien Stücken ihre Krone anbieten.
31:42Der wirtschaftliche Aufschwung Sachsens soll auch das Nachbarland erfassen.
31:46Es ist sicherlich so, dass Kunstpolitik damals wie heute eher wirtschaftsfördernd ist als eben Kriegspolitik,
31:57die etwas schafft, was ja in Preußen auch geschehen ist, was dann auch relativ schnell wieder verpufft.
32:03Denken Sie an die Dragona-Vasen.
32:06Das war ja dieser Tausch.
32:08Man tauscht eben ein Dragona-Regiment, das man nicht mehr braucht, gegen eine große Anzahl von Porzellan ein.
32:15Das Dragona-Regiment existiert schon seit Jahrhunderten nicht mehr.
32:18Die Vasen gibt es heute noch.
32:22Im Jagdschloss Moritzburg vor den Toren Dresdens hält August sich am liebsten auf.
32:29Mit erlauchten Gästen aus aller Welt.
32:34Umgeben von einer der größten Jagdtrophäen-Sammlungen Europas lässt es sich opulent tafeln.
32:40Hier gibt man sich noch ungezwungener als in der sächsischen Residenz.
32:46In entspannter Runde dürfen die Höflinge offen ihre Meinung sagen.
32:51Auch Besoldungsfragen werden kreativ debattiert.
32:55Mit Blick auf die sich lehrenden Kassen des Königs.
32:59Im Vertrauen, Sir, ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, wie ich das Jahresgehalt der Gräfin von Kosel beschaffen soll.
33:10Nennt mir die Summe.
33:12100.000 Taler.
33:15Graf von Flemming, ihr seid mein höchster Beamter. Wie hoch sind eure Bezüge?
33:194.000 Talers, Sir.
33:27Die Kosel gibt das meiste für Schmuckwerk aus. Euch, mein lieber Flemming, würde das gar nicht stehen.
33:32Wollt ihr euch nicht zu uns setzen, Graf?
33:33Aber gerne.
33:37Ich vernahm soeben, dass unsere Kassen leer sind.
33:42Oh, ich weiß, weshalb eure Kassen leer sind, Sir.
33:44Ihr möchtet denken meinetwegen.
33:54Dieses Eisstück ist wie die sächsischen Steuereinnahmen.
33:58Die Kosel hat einen wunden Punkt berührt.
34:02Bislang muss der Adel nicht nur keine Steuern zahlen, sondern steckt sich einen Teil davon selbst in die Tasche.
34:08Sie gehen durch viele Herren Hände, wie dieses Eisstück eben.
34:16Die Folge davon, sie schmelzen dahin, bevor sie in eure Hände gelangen.
34:19August der Starke versuchte, an den Landständen vorbei, die ja für bestimmte Steuererhebungen ihre Zustimmung geben mussten, vorbei zu agieren.
34:38Das machte er auch sehr erfolgreich.
34:40Und er hat durch die Einführung einer Generalkonsumtionsakzise so eine Art moderner Mehrwertsteuer erfunden.
34:49Er könnte sozusagen auch als Mehrwertsteuereinführer in Deutschland gelten.
34:57Augusts Losung lautet, jeder Taler, den ich ausgebe, kommt dreifach zu mir zurück.
35:02Warum Krieg führen, wenn man durch Handel mehr verdienen kann?
35:07Doch als Kurfürst von Sachsen und König der Polen muss er einen Spagat vollführen.
35:13Das Nachbarland fordert mehr Engagement von seinem Monarchen.
35:19Was August in Dresden begann, soll sich auf polnischem Boden fortsetzen.
35:25Nun veranstaltet er in seiner Warschauer Residenz rauschende Feste als Ausdruck gemeinsamer Kultur.
35:32Selten gab es mehr Harmonie zwischen Deutschen und Polen als in jenen barocken Zeiten.
35:42Um die Beziehungen beider Länder zu stärken, stiftet August zahlreiche deutsch-polnische Ehen.
35:50Doch nach Ansicht der Adeligen in Warschau fehlt dem Sachsen vor allem eines.
35:54An seiner Seite eine Polin, die ihm eines Abends nicht ganz zufällig begegnet.
36:02Ihr seid die schönste Perle am Hof.
36:10Und ihr seid sehr charmant sehr.
36:12Der Premierminister hat die Dönhoff in Warschau gekauft, ihrer Mutter abgekauft.
36:18Es war eine große Familie von hohem Adel, die kein Geld mehr hatte.
36:23Und die Dönhoff ist dem König zugespielt worden.
36:26Er hat mit ihr geschlafen und war ganz überrascht, als der ganze Hof rief,
36:29ach, er hat mit ihr geschlafen, wir haben eine neue Mätresse.
36:32Die 19-jährige Tochter eines polnischen Großmarschalls ist mit einem Grafen Dönhoff verheiratet.
36:44Für August kein Hindernis. Der Gatter muss sich fügen.
36:50Man sagt, ihr wäret nicht nur sehr stark, sondern auch sehr geschickt.
36:54Die Leute schmeicheln mir, Gräfin. Ihr müsst euch schon selbst überzeugen.
36:58Aber was wird man in Dresden dazu sagen?
37:01Dresden ist weit.
37:02Doch dann naht eine Kutsche aus Dresden.
37:21Angefeuert von der Gräfin Kusel, die nach Polen reist, um ihre Rechte als Mätresse einzufordern.
37:28Was schont ihr seine Gäule?
37:32Halt! Im Namen des Königs!
37:35Hat August ihr nicht versichert, nur sie zu lieben und sogar zu heiraten, wenn seine Frau einmal stirbt?
37:42Ah, die Gräfin von Kusel.
37:44Ich muss zum König. Ihr werdet mich nicht davon abbringen.
37:47Ihr seid heute schon die zweite schöne Frau, die mich erschießen will.
37:51Aber ich wird's tun.
37:53Mit einer Pistole werdet ihr die Liebe des Königs nicht zurückgewinnen.
37:57Der König wird mich und nur mich immer lieben. Das habe ich schwarz auf weiß.
38:02Wen kümmert schon ein toter Minister?
38:05Aber ihr treibt ein gefährliches Spiel.
38:07Denn das, was ihr da redet, ist Hochverrat.
38:09Vergesst dieses unselige Papier.
38:12Wenn der Kopf fehlt, wird euer schöner, schlanker Hals sehr viel von seiner bezaubernden Wirkung verlieren.
38:18Die Dame hat beschlossen, nach Dresden zurückzufahren. Das polnische Klima bekommt ihr nicht zurecht.
38:30August verband die Kusel auf ihren eigenen Landsitz, das Schloss Pillnitz bei Dresden.
38:48Hier könnte sie ein unbeschwertes Leben voller Luxus genießen.
38:51Doch die Gräfin wagt einen gefährlichen Schritt, fried ins benachbarte Brandenburg-Preußen.
38:58Für August ein Affront. Denn die Kusel könnte ein peinliches Geheimnis preisgeben.
39:04Das Heiratsversprechen.
39:05Schloss Charlottenburg bei Berlin.
39:11Die Preußen erhalten von August dem Starken die Aufforderung, die Kusel auszuliefern.
39:17Um das Verhältnis zu Sachsen nicht wegen einer Mätresse zu trüben,
39:21willigt Friedrich Wilhelm I., genannt der Soldatenkönig, ein.
39:26Doch er nennt einen Preis.
39:28Preußische Deserteure in Sachsen gegen die geflüchtete Frau.
39:34August stimmt zu.
39:43Weihnachten 1716 wird die Gräfin Kusel auf der schwerbewachten Festung Stolpen in Ostsachsen eingesperrt.
39:51Es ist ein unwirtlicher Ort.
39:53Bis heute ein einzigartiges Zeugnis für den tiefen Fall einer Mätresse.
40:04Die Kusel war 49 Jahre gefangen.
40:07Sie war gefangen, als August starb.
40:10Sie blieb gefangen, als sein Sohn starb.
40:13Sie blieb gefangen, als die Festung aufgelöst wurde.
40:16Es war niemand mehr da, der wollte, dass sie gefangen war.
40:19Es war aber auch niemand da, der wagte, sie zu entlassen.
40:22Die Verwaltung verwaltete sie weiter, bis sie mit 85 Jahren starb.
40:28Sie sollte den einstigen Geliebten um mehr als 30 Jahre überleben.
40:391. Februar 1733.
40:43August liegt im Sterben.
40:45Er litt an der Zuckerkrankheit, die man damals nicht behandeln konnte.
40:48Nach dem Zeugnis der Ärzte drückt August der Starke sich im Moment des Todes selbst die Augen zu.
41:16Et contemplatione Dei potiaris in saecula saeculorum.
41:45Erstaunlich an August dem Stark ist, dass auch hier die Erinnerungen unterschiedliche Wege gehen.
41:53Nimmt man den politischen Ertrag des Polen-Abenteuers, dann hinterließ er ein ruiniertes Land.
42:00Nimmt man auf lange Sicht die Erinnerungen an einen prachtvollen Hof und die kunstvollen Objekte,
42:05hinterließ ja eigentlich die Gegenstände, die Dresden heute berühmt machen und zum Besuchermagnet auch der Zukunft führen werden.
42:17Die Frauenkirche wird im 20. Jahrhundert zerstört und wieder aufgebaut.
42:24Ist Mahnmal für die Höhen und Tiefen der sächsischen und deutschen Geschichte.
42:28Sie steht für das, was auch August lernen musste, dass im Krieg nichts zu gewinnen ist.
42:35Im Frieden aber viel.
42:37Zwar wurde er in Krakau beigesetzt, doch in der Dresdner Hofkirche ruht sein Herz.
42:49In einer goldenen Kapsel.
42:51Die Legende sagt, dass es jedes Mal wieder zu schlagen beginne, wenn eine schöne Frau vorübergeht.
42:58Die Legende sagt, dass es jedes Mal wieder zu schlagen beginne, wenn eine schöne Frau vorübergeht.
43:28Die Legende sagt, dass es jedes Mal wieder zu schlagen beginne, wenn eine schöne Frau vorübergeht.
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