- vor 6 Tagen
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Kategorie
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SportTranskript
00:00:0050 Jahre Rotpunkt ist das Thema heute im großen Alpin-Interview mit dem geschätzten Norbert Sandner und mit dem Alexander Megos.
00:00:07Fangen wir so ein bisschen aus der Vergangenheit her kommend an, Entstehung des Rotpunktgedanken.
00:00:12Im Allgemeinen gilt ja Kurt Albert als der große Vater des Rotpunktkletterns.
00:00:18Ist es wirklich so, dass es speziell an der Person Kurt Albert hängt oder Norbert würdest du sagen,
00:00:23dass der Gedanke des Freikletterns, des Rotpunktkletterns auch ohne die Person Kurt Albert entstanden wäre?
00:00:28Ja, das ist eine gute Frage.
00:00:30Also das Freiklettern ist ja eigentlich schon vorher entstanden und zwar im Elbsandsteingebirge.
00:00:37Nur den Kurt seine Idee, weil der war ja auch früher mit mir zusammen oder wir zusammen im Elbsandsteingebirge.
00:00:44Und da hat er halt immer gesehen, verdammt, wenn du jetzt unsere technischen, hakentechnischen Routen im Fränkischen vergleichst,
00:00:50wo du jeder zweite an einem Haken dranhängt und wenn du dann hier die freien Linien siehst und so weiter,
00:00:57das ist doch das echte Klettern.
00:00:59Es gab halt auch keine Haken, ne?
00:01:01Wenig zumindest, ja, wenig. Viele Gnoten und einige Ringe.
00:01:06Und dann ist der Kurt halt 1975 dahergekommen und hat gesagt,
00:01:10wir können ja das Freiklettern auch irgendwie aufs Frankenjura übertragen.
00:01:15Und dann ist er eben mit dem roten Punkt gekommen, dass er die Routen, die freigeklettert wurden, dann mit einem roten Punkt markiert hat.
00:01:27Und die Definition war halt so, dass man praktisch ohne Hilfsmittel, ohne Sturz die Wand durchklettert.
00:01:34Und wenn man geflogen ist oder so, hat man das Seil abgezogen.
00:01:38Eigentlich sollte man sogar die Schlingen aushängen oder die Karabiner, aber das haben die meisten ja nicht gemacht,
00:01:43aber auf jeden Fall immer wieder ground-up gestattet und hochgeklettert.
00:01:46Und dann irgendwann mit einem roten Punkt markiert.
00:01:50In der Regel waren es erst die alten vorhandenen Routen, wie zum Beispiel 1975.
00:01:57Die erste Rotpunktroute war ja die Rudi-Rott-Gedächtnisweg, heißt der am Streitberger Schild.
00:02:03Ist ein schwerer Sechs-Pluser, wenn man freiklettert.
00:02:06Und das war auch 1975, ich glaube im Herbst 1975, der erste rote Punkt.
00:02:11Und kannst du dich selber daran ändern, wann es für dich soweit war, bis du die erste Route geklärt hast und hast sie mit dem roten Punkt markiert?
00:02:19Hast du das noch in Erinnerung?
00:02:20Ja, ich war 1976 dann dabei bei einigen Sachen, die wir zusammen probiert haben, zum Beispiel am Walbeler, den Frankenschnellweg.
00:02:29Das ist ein 8er, oder?
00:02:32Der Kurt hat es mit 7-Plus bewertet, ist aber ein schwerer Sechs-Pluser.
00:02:38Und dann war ich bei vielen, vielen roten Punkten mit dabei, unter anderem dann natürlich seine Erstbegehungen, wie Sautanz und die ganzen Humbug und so weiter.
00:02:53Am 82 war das, glaube ich, am, ja helfen wir schon, an der Gößmannsteiner.
00:02:58An der Gößmannsteiner.
00:02:59Und Fight Gravity, wann war das?
00:03:01Das war auch relativ bald, oder?
00:03:02Fight Gravity und Magnet war auch richtig bald, stimmt, ja.
00:03:05Und Dachelwand.
00:03:06Dachelwand war auch früher, das war 8-Pluser.
00:03:09Der Holger hat mal gesagt, hast du dann die Route mit dem roten Punkt markiert?
00:03:13Wie war das mit der Markiererei?
00:03:15Hat das nur der Kurt gemacht, oder habt ihr dann wirklich alle seither gegangen und habt einen roten Punkt, wie auch immer, an die Routen gemacht, die ihr frei geklettert habt?
00:03:23Da war damals, es waren so fünf, sechs, sieben Leute dabei, die in dem Rotpunkt-Team waren und die hatten alle zuerst eine Sprühdose und dann einen Pinsel und ganz am Schluss habe ich immer so einen kleinen Nagellack dabei gehabt, um ein ganz kleines Bündchen hinzumalen.
00:03:40Das wissen wir heute noch.
00:04:10Und dann haben wir halt gesagt, naja, dann müssten wir es halt ein wenig dezenter machen.
00:04:13Und am Schluss eben ganz, ganz klein und schön rund mit dem Nagellack rumgepinselt.
00:04:18Du hast es gerade schon angesprochen, es war jetzt nicht so, dass ihr nur offene Türen eingerannt seid mit der Rotpunkt-Idee, sondern es gab ja durchaus auch Widerstände.
00:04:26Kannst du da noch ein bisschen was dazu sagen, so von den Traditionalisten des Kletterns damals?
00:04:32Wie haben die euch gesehen?
00:04:33Ja, es war damals schon recht umstritten, muss ich sagen.
00:04:41Und gerade die Alten, die Tradition, die, Mensch, ich habe diese Route vor 20 Jahren eröffnet und jetzt kommt ihr daher.
00:04:51Und dann mit den roten Punkten war es dann am Anfang ein bisschen umstritten.
00:04:56Aber wir waren dann nicht so ganz ignorant, sondern wir haben uns auch mit den Leuten zusammengesetzt und haben gesagt, schaut mal, das ist halt wieder jetzt ein ganz anderes Klettern.
00:05:05Ich habe das so dauernd sogar zu Hause bei mir durchgeführt, weil mein Vater war ein begeisterter, hakentechnischer Kletterer und technischer Kletterer.
00:05:14Und dann hat er gesagt, was macht ihr denn für einen Scheiß?
00:05:17Und dann irgendwann kommt er mal heim und hat gesagt, du, jetzt habe ich die Affenschaukel, ist ja immerhin 8, minus 8, auch ohne Dritteleiter freigeklettert.
00:05:24Da habe ich gesagt, erzähl mir doch keinen Mist.
00:05:25Hat er gesagt, ja, aber mit zwei Seilschwänzen dafür.
00:05:29Und ja, die roten Punkte, das war dann eigentlich nach einem halben Jahr, nach einem Jahr ausgestanden, wo wir ein bisschen für Aufruhr gesorgt haben,
00:05:37dass man zum Beispiel einmal die gelbe an der Matterhornwand, da waren vielleicht so 12, 14 Haken drin, die haben wir auf fünf zementierte Haken reduziert.
00:05:50Und das konnte man nur noch ausschließlich Rotpunkt klettern und die Erstbegeher haben natürlich keine Chance mehr gehabt.
00:05:57Und da sind wir eindeutig zu weit gegangen und es hat uns auch dann hinterher leid getan und es war eigentlich einmalig,
00:06:02dass wir so etwas gemacht haben, als eine bestehende Route ausnageln und für unseren Bedarf absichern und so weiter.
00:06:12Aber der Kurt wurde sehr respektiert vor den Alten und ich glaube ich auch, weil ich bin ja auch dann viel in die Alpen gekommen
00:06:20und bin ja auch in den Dolomiten und überall, überall, auch zum Beispiel mal, blöder Hund, das dort zum Beispiel und das und das und das.
00:06:31Ja und unter anderem abgeschmiert, aber auch viel geklettert und die haben mich dann als Alpinisten und auch dann als Bergführer und so weiter,
00:06:40das ein wenig später kam, ziemlich akzeptiert.
00:06:42Wir haben damals auch gesagt, wir waren jetzt nicht so radikal, der Kurt auch nicht, der ist eigentlich immer so gewesen,
00:06:49der wollte jetzt keine Unruhe stiften, sondern der wollte eigentlich immer und der hat auch dann die Alten immer mal gelobt,
00:06:55Mensch doll, habt ihr ja das damals gemacht, können wir das jetzt mal Rotpunkt probieren und ein Ding und dann haben wir es eigentlich mit ins Boot geholt, die meisten zumindest.
00:07:03Als ihr dann den Rotpunkt probiert habt, habt ihr dann, ich meine, die meisten an den geschlagenen Haken, nehme ich mal an, oder?
00:07:08Ja.
00:07:09Habt ihr dann irgendwann mal die ganzen geschlagenen Haken ersetzt durch zementierter Haken?
00:07:13Ich habe zum Beispiel, ich glaube, ich habe den ersten Rotpunkt von der Affenschaukel und von der Westkante am Dingsgeklettert, am Richard-Wagner-Fels oder die zweite.
00:07:22An einem Tag war das Kurt und ich waren oft immer unterwegs gemeinsam und da waren es alles noch die geschlagenen alten, uralten Haken.
00:07:29Und da war noch so ein Kragel raus, an der Affenschaukel, so ein Ding, den musste man mit einer Bandschlinge umwickeln und der war aber so rausgestanden und er musste es so drüber spreizen.
00:07:39Und der Kurt hat ihn von unten immer gesagt, pass mal auf, du kannst dich hier zwischen den Beinen schwer verletzen, stürzt bloß nicht.
00:07:45Also das war dann schon, und dann wurde nach und nach, gute Frage, Alex, natürlich die wichtigen Punkte wurden ausgewechselt, die wichtigen Sicherungspunkte, weil es gab es ja auch ab und zu mal, ich bin mal geflogen, dann waren vier Haken von dem Seil drin, weil wir die rausgerissen haben.
00:07:59Aber kein Graunder.
00:08:01Kein Graunder, Gott sei Dank.
00:08:03Es war ja so, dass das Rotbundklettern, das Freiklettern jetzt nicht nur die Definition von einem Begehungsstil war, sondern es war ja doch auch ein gewisses Lebensgefühl und eine gewisse Kultur, dieses Freidenken oder Freiklettern, Freidenken, Freisein, sage ich jetzt mal.
00:08:17Oder die legendäre WG in Oberschöllenbach.
00:08:19Ich habe übrigens eine WG in Kleingescheid gehabt, das ist wirklich ein Steinwurf davon im Fernsehen.
00:08:25Ja, gleich oben, am Berg oben.
00:08:26Ja, ja, da waren wir fast Nachtwahn.
00:08:27Ja, cool.
00:08:28Kannst du dazu das noch beschreiben?
00:08:30Und du warst auch ein Kletterkörsler von uns, das ist ja witzig.
00:08:32Was das für Lebenswelt quasi war, in der ihr euch da bewegt hat und was dieser Freiklettergedanke auch im Leben bewirkt hat sozusagen.
00:08:41Ja, das war 79 bis 94, 93, 14 Jahre haben wir in Oberschöllenbach zusammen gelebt in so einem Haus, das hieß dann später Hotel Frankenjura und das war wirklich, das waren wilde Zeiten.
00:09:00Da ging es schon voll ab.
00:09:02Das hat so begonnen, eingezogen ist der Kurt mit der Ingrid, seine damalige Freundin und meine Freundin, die Finnen, die Lena und ich.
00:09:11Und der Wolfgang ist ein paar Jahre später dazugekommen.
00:09:13Den haben wir bei so einem Kletterfestival in der Verdorschlucht kennengelernt und der hat dann gleich gesagt, oh, der will zu uns ziehen, weil in der Pfalz gibt es nichts mehr Schweres zum Klettern für ihn.
00:09:23Er will ins Frankenjura und dann ist eben der Wolfgang auch noch dazugezogen.
00:09:26Und dann hat sich das halt durch die ganzen Fernreisen von Kurt Wolfgang, auch von mir, so ergeben, dass immer mehr Gäste gekommen sind von überall her.
00:09:35Also es war dann wirklich legendär, dass die besten Kletterer der Welt, die waren da zu Hause und haben dort gelebt.
00:09:41Das ist über die ganzen Engländer, Moon, Moffat, Ron Kauk, Beat Lifsey, die Alten und dann halt der Dings noch dabei, der John Baker war ewig lang hier, der Kim Carrigan.
00:09:54Also es waren wirklich legendäre Kletterer, die uns damals aber auch ganz schön motiviert haben und mitgenommen haben.
00:10:04Der Baker war zu der Zeit eine Klasse besser als der Kurt und ich, wie der geklettert ist, muss man sagen.
00:10:10Und es war wirklich auch sehr lehrreich für uns.
00:10:13Und der Bernd Arnold war natürlich auch öfter da gesessen, das waren die Kletterer.
00:10:16Aber dann ging es halt weiter und weiter und weiter und manchmal waren halt 30 oder mehr Leute im Keller und in den Stockwerken verteilt, die wir überhaupt nicht gekannt haben.
00:10:26Einmal war so ein...
00:10:27Wie viele Quadratmeter habt ihr gehabt da?
00:10:28Das ist also eine Doppelhaushälfte, nicht?
00:10:30Das war Doppelhaushälfte, 120 oder was?
00:10:3230 Leute.
00:10:33Im Keller ging es ab wie zau.
00:10:36Und der Wolfgang am Anfang war ja auch sehr schüchtern und der Kurt war nicht so eindeutig, was seine Bedürfnisse mit Frauen und Mädels waren.
00:10:48Aber es ist dann später sind schon auch immer mehr Mädels und Frauen dazukommen und da ging es dann schon Kreuzung während hin und her.
00:10:54Wie ist es, dass der Jerry gekommen ist?
00:10:56Der Jerry, du, ja.
00:10:58Der Jerry, wie gekommen ist, ja, der hat immer einige Mädels aus der Disco mitgebracht.
00:11:02Das ist klar, wie der Aufleben der 68er.
00:11:04Ja, ja.
00:11:04Aber gearbeitet hat eigentlich keiner außer dir.
00:11:06Ja, das war teilweise ein bisschen der Stress für mich, weil ich habe da gerade so ein Spattgeschäft übernommen oder ein Klettergeschäft übernommen, Autoladen, musste doch ganz schön arbeiten und kam dann abends immer heim, so 18 Uhr bisschen geschafft.
00:11:22Dann hocken die anderen da, machen die Züge, der Untergriff ist mir heute gut neigelaufen und das.
00:11:27Ich bin dann immer mal nach oben verschwunden.
00:11:29Dann hat es nicht lange gedauert, eine halbe Stunde, dann war der Wolfgang da.
00:11:32Norbert, hast du nicht ein Weinchen für uns?
00:11:33Und dann sind es langsam immer alle nach oben gewandert gekommen.
00:11:37Also mit Ruhe war da nicht so viel drin.
00:11:40Ich war also der Einzige, der verdient hat.
00:11:42Das war teilweise leider ein bisschen, sagen wir mal, einseitig, weil die Telefongebühren von den ganzen Kumpels, die nach Übersee telefoniert haben, ununterbrochen, die waren immens.
00:11:53Einen Finanzier muss es geben.
00:11:55Ja, ja.
00:11:56Und dann habe ich gedacht, na, ganz blöd bin ich auch nicht.
00:11:58Dann habe ich in Wolfgang einen Job bei mir in der Kletterschule angeboten und habe gesagt, ihr könnt führen und euer Geld bei mir oder in unserer Kletterschule selbst verdienen.
00:12:09Dann haben sie da wenigstens einige so Privatführungen und so weiter für die Kletterschule gemacht.
00:12:14Der Wolfgang hat auch ganz gute Führungen gemacht.
00:12:17Da gehört er auch so Marmolata, Civetta und das war dann ganz gut.
00:12:21Jetzt nehmen wir mal an Alex mit dazu, du bist Jahrgang 93.
00:12:26Jetzt haben wir gerade gehört, die WG in Uberschöllenbach hat sich dann ab 93, 92 aufgelöst.
00:12:31Man sieht schon, es ist eine gewisse andere Generation.
00:12:34Sieht man das wirklich?
00:12:36Ganz leicht.
00:12:38Du kletterst, seit du sechs bist.
00:12:40Wie war das in deiner Kindheit?
00:12:41Waren jetzt so die alten Helden, Kurt, Wolfgang, Norbert, war das immer präsent oder hast du die gar nicht so auf dem Schirm gehabt als Junge, als Kind?
00:12:48Doch, doch. Also in der Fränkischen, wenn man groß geworden ist, hat man die alle präsent gehabt.
00:12:53Das war schon so. Also Wolfgang Güllich, Kurt und Norbert, die waren, die waren, das war natürlich quasi eine andere Zeit,
00:13:02aber das lag nicht weit genug zurück, dass man die nicht mehr gekannt hat, vor allem natürlich in der Fränkischen.
00:13:07Und wenn man, damals war es ja auch nicht so, dass man jetzt mega viele Hallen hatte.
00:13:11Es gab damals eigentlich den Boulderraum halt in Erlangen.
00:13:13Da habe ich dann trainiert und das Café Kraft zum Beispiel hat er erst 2011 aufgemacht.
00:13:18Die Halle hier in Forchern damals, die hat 2003 aufgemacht und die Climbing Factory in Nürnberg war, die gab es damals auch schon.
00:13:26Aber es gab nicht sonderlich viele Hallen und alle Leute, die in die Halle gegangen sind, die sind eigentlich zum Trainieren in die Halle gegangen für den Fels.
00:13:33Das heißt, das Felsklettern war immer das Wichtigste, weshalb die ganzen Leute von damals natürlich auch eine große Rolle gespielt haben.
00:13:40Ich würde sagen, das ist jetzt erst so die letzten fünf bis zehn Jahre gekommen, dass es auch durchaus Kletterer gibt,
00:13:47die mit den Leuten von damals, die da gar keinen Bezug mehr dazu haben und die auch gar nicht mehr kennen,
00:13:51aber auch, weil dieses Hallenklettern viel größer geworden ist, weil es heutzutage auch wirklich Kletterer gibt,
00:13:57die jetzt eigentlich nur in der Halle klettern und die draußen gar nichts mehr, irgendwie kein Interesse haben,
00:14:03noch nie draußen waren und wahrscheinlich auch nie draus gehen werden.
00:14:06Und erst mit dieser Entwicklung, glaube ich, ist es auch gekommen, dass dann vielleicht jetzt und dann natürlich auch ein paar Jahre mehr dazugekommen sind,
00:14:13dass dann die Leute von damals vielleicht nicht mehr von jedem gekannt wurden.
00:14:18Kannst du dich an deine erste Route erinnern, die du Rotpunkt geklettert bist oder war das einfach so ein Mix?
00:14:26Du bist halt geklettert und irgendwann war das so?
00:14:29Ich kann mich schon an meine erste Route erinnern, nicht Rotpunkt geklettert werden.
00:14:32Das war quasi halt für mich damals mein erster Route, als ich vorgestiegen bin, weil damals, wenn man natürlich ein kleiner Knirps ist,
00:14:38dann klettert man natürlich meist Toprope.
00:14:41Ich kann dir leider gar nicht mehr sagen, welcher Fels es war, aber das war irgendwie eine 5 plus irgendwo,
00:14:46die ich dann erst Toprope geklettert bin.
00:14:48Aber ich kann es, also aus der Erinnerung kann ich es mich halt noch gut daran erinnern,
00:14:51weil ich halt damals als Knirps, das war halt für mich damals eine große Sache, mein erster Vorstieg quasi
00:14:57und wurde dann somit auch meine erste Routepunktbegehung.
00:15:01Das war bestimmt so, als ich so 7 oder 8 war.
00:15:03Weil das zwangsläufig, wie du Klettern begonnen hast, hast ja du mit dem Routepunkt oder mit dem Freiklettern begonnen.
00:15:10Genau.
00:15:11Richtig, da gab es gar nicht die Option, irgendwie einen Haken zu ziehen.
00:15:14Also klar, natürlich habe ich damals auch Pause im Seil gemacht, um irgendwie mir irgendwas anzuschauen,
00:15:19aber es war ganz klar, dass eine Begehung erst zählt, sobald was frei geklettert ist.
00:15:24Das hat dir wer vermittelt, deine Kletterpartner, deine Eltern?
00:15:29Genau, meine Eltern.
00:15:30Mein Vater hat damals auch einen Kurs gemacht beim Norbert in der Uni
00:15:34und das war, als mein Vater dann angefangen hat zu klettern, war das einfach schon der Standard.
00:15:40Also da gab es gar nicht mehr die Option, irgendwie zu sagen, ja man klettert jetzt technisch.
00:15:44Das gab es einfach dann nicht mehr.
00:15:46Das heißt, mein Vater ist schon mit dem Klettern groß geworden,
00:15:49das der Norbert und der Kurt damals eben praktiziert haben,
00:15:53dass Rotpunktklettern eigentlich der einzige wirkliche Begehungsstil ist.
00:16:00Wie war das denn für dich, Alex, als du dann 2013 warst?
00:16:05Erst einmal ist Tado Critico dein großer Paukenschlag sozusagen,
00:16:09erst in der On-Side-Begehung 9a und da spätestens bist du ja eigentlich in eine Dimension vorgestoßen,
00:16:14wo deine Vorbilder trotz aller Weltklasse-Kletter-technischen Fähigkeiten eigentlich nie gewesen waren.
00:16:21Also sprich, jetzt warst du mit einem mal fast einen Ticken drüber irgendwo.
00:16:25Nicht nur fast, einen gewaltigen Ticken drüber.
00:16:27Ich wollte es dazu direkt sagen.
00:16:29Ist die Wahrheit.
00:16:29Ja, das war dann wahrscheinlich auch einfach, wo Leuten bewusst geworden ist,
00:16:36dass halt, jetzt sage ich mal, Leute, die halt damals geklettert sind,
00:16:39auch wenn Wolfgang Güllich wahrscheinlich unglaublich stark war,
00:16:43da hat man schon gemerkt, dass sich das Klettern entwickelt hat.
00:16:46Und ich glaube nicht mal zwangsläufig, dass man wahrscheinlich, das ist aber heutzutage auch so,
00:16:53ich glaube nicht mal zwangsläufig, dass man ein fitterer Kletterer gewesen ist als damals,
00:16:58weil fit waren sie damals auch, man ist einfach ein besserer Kletterer geworden.
00:17:02Also ich glaube, wenn man jetzt den Wolfgang Güllich von damals irgendwie nimmt
00:17:05und in Vergleich mit einem Weltklassik-Kletterer heute am Campus-Board, am Fingerboard,
00:17:11beim Einhabig-Klimmzüge-Ziehen und so weiter, glaube ich, waren die damals nicht schwächer als die Leute heute.
00:17:18Aber ich glaube, es haben sich einfach viele Möglichkeiten heute aufgetan
00:17:20und Leute wissen, was möglich ist.
00:17:23Ich meine, man muss sich das vorstellen, wenn Wolfgang Güllich damals Aktion direkt probiert hat,
00:17:27da gab es nichts vergleichbar schweres.
00:17:30Also es war damals einfach überhaupt, dass man den Willen aufbringt,
00:17:35irgendwas zu probieren, was es noch nie gegeben hat und in 9 Grad vorstößt.
00:17:39Das war halt, sage ich mal, für die Leute danach eine viel gemähtere Wiese gewesen,
00:17:45weil es gibt dann schon, keine Ahnung, 300 9As.
00:17:489A wird quasi jede Woche geklettert.
00:17:51Jeder weiß, okay, es ist möglich.
00:17:53Ich glaube, da ist dann auch eine ganz andere Hemmschwelle da
00:17:55und ein ganz anderes Verständnis für gerade.
00:17:57Klar, wenn es um 9C geht oder um 9C+, dann ist wahrscheinlich 9C+, wie damals 9A gewesen.
00:18:05Und vielleicht in 50 Jahren, wenn dann 10 Leute, 9C+, geklettert haben,
00:18:09denken sich die Leute, naja, es geht ja, also es muss ja irgendwie möglich sein.
00:18:13Also ich glaube, das hat auch viel mental damit zu tun.
00:18:16Ja, ich kann mich daran erinnern, wie der Kurt und ich,
00:18:20wie wir praktisch den 7. Grad eingeführt haben beim Alpenverein.
00:18:25So, nach den Bumbrissen dann.
00:18:28Die hat der Gerhard Bauer von uns gefilmt und dann haben sie uns eingeladen.
00:18:31Da waren wir beim DAV, Hauptverein.
00:18:33Ja, sollten wir jetzt wirklich von 6 plus nach oben ein 7er da noch mit einführen?
00:18:39Und da war der Kurt, der alte Mathematiker, gleich so schlau.
00:18:42Der hat gesagt, was heißt einen Schwierigkeitsgrad?
00:18:44In 10 Jahren braucht man, die Skala muss nach oben offen sein und geöffnet werden.
00:18:50Und Olaf, du kennst ja auch die Alpenvereinsleute damals.
00:18:53Ich will nicht sagen, die waren ein wenig angestaubt.
00:18:56Aber das kann man doch nicht machen.
00:18:57Jetzt ist jetzt seit 50 Jahren der 6er der Schwierigste.
00:19:01Und jetzt ganz plötzlich soll man alles öffnen.
00:19:03Und es wird schwerer und schwerer und schwerer.
00:19:05Und das ist so.
00:19:07Und zum Alex jetzt nochmal.
00:19:08Der Wolfgang Gülig war körperlich wirklich ultrafit.
00:19:12Ultrafit und stark.
00:19:14Aber es ist jetzt auch nicht, wenn du dich jetzt klettern siehst und den Wolfgang damals,
00:19:18sondern zwischendrin mal den Jerry Moffat, da merkt man schon, da hat sich auch am Stil viel geändert.
00:19:24So, die ganze Fußtechnik, die ganzen Schwerpunktzüge und das ganze Eindrehen und Hucken und so weiter.
00:19:31Der Wolfgang ist halt ziemlich breit und statisch geklettert und hat unheimlich viel mit seiner Körperkraft gemacht.
00:19:40Und an der Klettertechnik, muss man sagen, da hat sich schon einiges getan.
00:19:44Ein betreutem Motto, zu viel Kraft ist ein Zustand, den es beim Klettern nicht gibt.
00:19:48Exakt, das ist einer seiner schlauen Aussprüche.
00:19:51Wenn man jetzt so sieht, Norbert, du hast es geschildert, wie das Leben in der Oberschölenbacher WG war.
00:19:56Es war auch viel Party, es war viel Leben.
00:19:58Könnte man mit der Einstellung heute noch, die ich gut finde, das ist keine Kritik,
00:20:03aber könnte man mit der Einstellung heute noch auf Weltspitze klettern, mit Party, mit vielleicht mal wenig Schlaf,
00:20:08mit vielleicht nicht mal eine Pizza essen, diese ganzen Geschichten, die da vielleicht mit dabei waren.
00:20:12Könnte da, glaube ich, beide was dazu sagen.
00:20:16Also sagen wir mal so, nicht wenig Alkohol, ziemlich wenig Schlaf und viel Sex.
00:20:21Und ja, ich glaube, da ist jetzt der Alex natürlich auf einem ganz anderen Pfad.
00:20:28Ich sage ja immer zu ihm, Mensch, mit dir kann man nicht einmal einen Wein oder ein Bier trinken.
00:20:32Herrgott, nicht einmal bei den lustigsten Sales-Meetings in Ventura oder wo wir auch sonst sind,
00:20:37kann man mit dem Abend ein Tequila oder irgendwas trinken.
00:20:40Aber dann sagt er immer so diplomatisch, schmeckt mir halt nicht.
00:20:43Aber da hast du schon recht, früher, wir waren nach irgendeiner Rotpunktbegehung,
00:20:48waren wir beim Groter gekocht oder in Marschreuth.
00:20:51Und ich weiß gar nicht mehr, wie wir heimwärts noch mit dem Auto gefahren sind.
00:20:54Und dann Kurt auch, den haben sie zwei oder dreimal angehalten,
00:20:57weil er über so ein Bahngleis mit seinem Auto springen wollte und immer so einen Weitsprung.
00:21:02Und dann hat die Polizei angehalten und da hat er auch schon drei Biere gehabt.
00:21:05Und Gott sei Dank haben sie ihn gekannt und haben gesagt,
00:21:07Herr Albert, fahren Sie schnell nach Hause.
00:21:09Das steht ja heute auch nicht mehr, oder nicht mehr passiert, so ungefähr.
00:21:14Ja, da hat sich schon einiges getan.
00:21:16Also ich glaube, es sind einfach immer weniger Leute geworden,
00:21:19die quasi so einen Lebensstil fahren könnten und vielleicht noch Weltklasse klettern.
00:21:24Also es gibt schon, vor allem auch im Draußenkletterbereich,
00:21:28noch Leute, die aus irgendwelchen Gründen Weltklasse sind
00:21:33und vielleicht jetzt nicht den Profikletter-Lebensstil an den Tag legen,
00:21:37wie man in der Heutzutage vielleicht kennt.
00:21:38Das sind wir.
00:21:39Aber das sind schon die Ausnahmen, würde ich sagen.
00:21:42Aber es gibt schon immer wieder so Leute.
00:21:44Klar, aber jetzt, wenn man guckt in der breiten Masse von den Profikletterern,
00:21:48die ernähren sich gesund, die gehen früh schlafen, die trinken kein Alkohol, die rauchen nicht.
00:21:53Aber es gibt hin und wieder schon auch wieder Leute,
00:21:55die da halt irgendwie, sag ich mal, komplett drauf scheißen
00:21:58und trotzdem unglaubliche Leistungen bringen.
00:22:01Und ich glaube, das hat einfach damit zu tun,
00:22:02dass man wahrscheinlich auch eine gewisse Lockerheit braucht.
00:22:06Und für viele wäre es wahrscheinlich besser, wenn sie mal ein bisschen lockerer werden würden.
00:22:10Stimmt.
00:22:11Weil der Großteil der Leute wird eigentlich zurückgehalten dadurch,
00:22:13dass sie halt so penibel und so genau sind, dass es dann doch wieder leistungshindernd sind.
00:22:18Und ganz oft die Leute, denen es eigentlich egal ist,
00:22:22das sind auch die Leute, die dann meist ganz gut performen.
00:22:24Da war der, das typischste Beispiel war da der Jerry Moffat.
00:22:28Der hat sich ja um nichts was geschissen.
00:22:30Der hat vorher schnell nochmal einen Joint reizogen und dann ist er aber losgegangen.
00:22:35Und der war ja zum Beispiel auch zu der Zeit,
00:22:37das war für mich das Phänomen, wie der geklettert ist.
00:22:40Wieder mal ganz anders, wie ich war ja bei Wettkämpfen auch mit dem Etlaché zusammen
00:22:44oder mit Lovatsch, die waren primär in Russland, auf der Krim immer.
00:22:48Das waren so Poser so, ach, und spreizen und einmal hinstellen und einmal lang warten.
00:22:54Und ich habe zum Etlaché schon immer gesagt, hey, du post dich noch zu Tode irgendwie.
00:22:58Du musst entweder viel Kraft haben, bis der die Füße dann wieder gestellt hat.
00:23:02Und der Glovie ist ja damals ähnlich geklettert.
00:23:04Dann kommt der Jerry, der hat sich um nichts was geschissen.
00:23:07Da war keine Poserei.
00:23:09Der hat einfach zugeknechtet und zugelangt und anzogen.
00:23:14Und ich habe immer gesagt, du, deine Schuhe sind nach oben abgewetzt,
00:23:16weil seine Fußtechnik, der zieht die Füße teilweise nach.
00:23:20Aber er ist halt so effektiv geklettert und war mit Abstand der beste Flasher zu der Zeit.
00:23:26Ja, weil ich ein ganz gutes Beispiel finde ich immer so einen Franzosen.
00:23:30Der ist mit Abstand der fitteste Franzose, den es wahrscheinlich im Moment gibt.
00:23:35Der Sepp?
00:23:35Nee, der Jules.
00:23:36Ah ja.
00:23:37Der klettert halt so viel am Kilt Award und macht aber auch echt schwere Routen draußen und schwere Boulder.
00:23:43Weil er war jetzt neulich auch letzte Woche beim Innsbruck Weltcup dabei.
00:23:47Hat mich sogar geschlagen, muss ich ganz ehrlich gestehen.
00:23:49Und hat sich aber aber direkt zwischen der ersten und der zweiten Quali-Route nochmal einen Joint gedreht.
00:23:53Ach, gibt es das auch noch?
00:23:55Also wahrscheinlich eine Zigarette, aber Joints sind auch immer wieder dabei.
00:23:59Cool.
00:24:00Aber ein richtig, richtig fitter Typ.
00:24:02Ah, schön.
00:24:04Der erste Mensch der Welt, der 108 A Boulder am Kilt Award an einem Tag geklettert hat.
00:24:09Na, ich werde verrückt.
00:24:11Das ist Wahnsinn, wie sich da die Dimensionen verschieben.
00:24:15Ich kann mich erinnern, dass Chris Schama mal disqualifiziert worden ist beim Weltcup, glaube
00:24:20ich, weil er irgendwie Doping-positiv war.
00:24:22Genau.
00:24:23Er hat irgendwie zwischen Finale und Halbfinale hat er irgendwie gekifft, genau.
00:24:28Es ist ja witzig, dass er bekannter dafür geworden ist, dass er qualifiziert wurde von
00:24:32einem Weltcup und gar nicht so bekannt dafür geworden ist, dass er auch im Weltcup gewonnen
00:24:35hat, aber das stimmt, ja.
00:24:40Unabhängig jetzt von dem Partymoment gehört er zu dem Rotpunkt und Freiklettern sitzt
00:24:44geachtet, ja auch dieses, ich sage jetzt mal, weltoffene irgendwie, sowohl selber in
00:24:48die Welt rausgehen, reisen, Erfahrungen machen, Menschen kennen, als auch vielleicht die Kletterwelt
00:24:53in die Fränkische einladen, so Open House, die Welt war bei euch zu Gast.
00:24:58Ist das für dich, Alex, und vielleicht auch für deine Generationen auch noch was, was
00:25:01ihr gerne mitnehmt in die Gegenwart oder spielt das für euch jetzt nicht mehr so die
00:25:06Rolle, dieses abenteuerliche, freie Kletterleben, sage ich jetzt mal?
00:25:09Doch, ich glaube schon, dass dieses, ich sage jetzt mal, das Treffen neuer Kulturen und
00:25:13von Leuten aus unterschiedlichen Ländern, das ist auf jeden Fall noch genauso wie früher,
00:25:19wenn nicht sogar teilweise dadurch, dass Klettern ja jetzt noch breiter geworden ist und noch
00:25:24mehr Leute aus aller Welt klettern, ist es fast sogar noch mehr geworden.
00:25:27Also wenn man sich jetzt mal den Weltcup anschaut, im Weltcup trifft man Leute von überall her
00:25:33und dieser Austausch, der damals auch stattgefunden hat, der findet heutzutage auch immer noch
00:25:37statt. Und ich meine, ich hatte auch zahllose Leute bei mir zu Hause, von Amerikanern über Japanern,
00:25:44die dann irgendwie durchs Trainieren dann irgendwie mal bei mir gelandet sind und dann sind wir halt
00:25:49auch zusammen mit Klettern gewesen.
00:25:50Ja, genau. Und das ist ja in unserem Vortrag so enthalten. Also wir haben das Hotel Frankenjura
00:25:57eröffnet mit unheimlich vielen und dann, wie wir ausgezogen oder ausziehen mussten aus dem
00:26:02Haus, da habe ich ja mit dem Wolfgang noch ein Grundstück zusammengekauft, aber da ist er kurz
00:26:07bevor er das Haus dann bauen konnte, leider gestorben. Aber da war es auch so, wir haben damals,
00:26:13als nach uns kam eine Zeit, da waren fremde Kletterer oder Ausländer, die von irgendwo her
00:26:21kamen, nicht mehr sehr beliebt. Und ich habe dann das Feedback oft gehabt, Mensch, bei euch
00:26:25im Frankenjura, früher waren doch da internationale Leute, alle haben geschwärmt von euch. Und
00:26:30dann gab es so eine Generation, die wollten lieber allein in ihren Waldbouldern gehen und am besten,
00:26:35wenn da ein Amerikaner oder ein Engländer gefragt hat, wo könnte ich da ein gutes Ding in die Irre
00:26:40irgendwo anders hingeschickt und so weiter. Und ich sage es dann immer wieder in dem Vortrag
00:26:45und seit es dem Alex dann gibt, du hast diese Zeiten, die wir hatten, wieder irgendwie aufleben
00:26:50lassen, weil er auch unheimlich viele internationale Gäste hat und weil es dich ja auch für Fremde
00:26:55einsetzt und auch was du jetzt für Ukrainer und so auch gemacht hast, das muss man wirklich
00:27:00und die wohnen in deinem Elternhaus oder bei dir zu Hause, das ist dann schon fast wieder
00:27:04so, wie es bei uns früher war.
00:27:07Also die Kletter-Community in dem Sinne ist nicht tot, sondern besteht weiter.
00:27:12Die ist wieder voll, die ist bloß jünger.
00:27:15Alex, was meinst du, das Rotpunkt-Klettern für die junge Generation, hat das noch, also
00:27:22wirklich das Rotpunkt- oder das Freiklettern, hat das noch die Bedeutung, die es, ich sage
00:27:27jetzt mal, damals hatte?
00:27:29Ich glaube nicht, dass es die Bedeutung hatte, die es damals hatte, weil es einfach so gegeben
00:27:35ist, ich meine, damals war dieses Rotpunkt-Klettern ja quasi ja auch so ein bisschen ein Zeichen
00:27:41für den Fortschritt, das Klettern ging weiter, das wissen die Leute heutzutage gar nicht mehr,
00:27:46das ist quasi der absolute Standard heutzutage.
00:27:48Natürlich ist es immer schwerer, Rotpunkt-Klettern hat immer noch einen sehr großen Stellenwert
00:27:52und das ist ja quasi letztendlich das, was dann auch die zukünftigen Generationen vorantreibt,
00:27:57dass es dann mehr 9Cs gibt, die nächste 9C+, vielleicht dann irgendwie auch eine 10A,
00:28:03also dann quasi im 13. Grad irgendwann angekommen.
00:28:08Aber ich glaube nicht, dass den Leuten bewusst ist, dass damals ja dieser Rotpunkt-Gedanke
00:28:13mit viel mehr verbunden war als auch nur mit dem Klettern.
00:28:17Das ist heute natürlich untergegangen, weil es einfach schon so standardisiert wurde.
00:28:21Mal hier, wir sitzen in der Kletterhalle, wo wahrscheinlich an Schlechtwettertagen richtig
00:28:26viel los ist. Grobe Schätzung, wie viele der Gäste, die hier hinkommen, der Kletterer,
00:28:31die hier hinkommen, können mit dem Begriff Rotpunkt noch was anfangen?
00:28:35Was meinst du?
00:28:36Ich glaube, mit dem Begriff Rotpunkt-Klettern können ganz viele was anfangen.
00:28:39Die wissen, okay, das heißt halt, du hast eine Route durchgestiegen.
00:28:42Aber ich glaube, ganz viele Leute, wenn man die dann fragen würde, was gab es denn vor dem
00:28:46Rotpunkt oder was gäbe es denn für eine Alternative zum Rotpunkt, dass die meisten
00:28:50dann gar nicht mehr wissen, okay, wie ist das überhaupt entstanden und was hat das
00:28:53überhaupt für eine Bedeutung?
00:28:55Für die ist einfach irgendwas Rotpunkten oder Rotpunkt-Klettern, das ist ein Rhythm für
00:28:59irgendwie, das ist ein Rhythm für irgendwie irgendwas durchsteigen.
00:29:02Einfach irgendwas quasi frei klettern, ohne sich irgendwie an den Haken hochzuziehen oder
00:29:07ohne im Seil zu sitzen.
00:29:08Da kommen wir so ein bisschen in den Bereich Definitionen wirklich von Rotpunkt, diese
00:29:14Begehungsstile.
00:29:16Weil ich meine, Alex, du bewegst dich im hohen Maße in den obersten Schwierigkeitsgraden.
00:29:22Streng genommen werden die Routen ja pingpoint geklettert, nicht Rotpunkt, also die mitbelassenen
00:29:26Echsen.
00:29:26Streng genommen, ja.
00:29:27Was irgendwie ja so gekommen ist, das ist ja jetzt nie wirklich definiert worden, oder?
00:29:34Das ist nie wirklich definiert worden, das wurde einfach gemacht, weil es gar nicht mehr
00:29:38praktikabel wäre, wirklich Rotpunkt zu klettern, weil damals, sage ich mal, gab es halt eine
00:29:43Handvoll Leute, die halt irgendwelche Routen probiert haben.
00:29:45Heutzutage wäre das völlig unmöglich, weil jetzt gehen wir mal nach Spanien, du hast
00:29:51hier eine 9a-Route und ich sage jetzt mal nur 9a, das ist ja noch nicht mal das Ende
00:29:55der Schwierigkeitsskala, aber es ist schon schwer, aber es ist aber auch schon ein Grad,
00:30:00den mittlerweile schon viele Leute probieren.
00:30:02Jetzt hast du so ein Schild, was 45 Grad rüberhängt, 30 Meter lang ist, da hängen
00:30:06dann da irgendwie, ich weiß nicht, 15 Echsen drin und wenn da jemand einen Versuch macht
00:30:10und danach die Echsen wieder abbaut, das würde ja gar nicht mehr funktionieren.
00:30:14Also das ist komplett völlig unmöglich.
00:30:17Das ist so, wie man sagen würde, jeder, der jetzt einen Boulder probiert, der muss immer
00:30:20seine Crashpads drunterlegen und wenn einer einen Versuch macht, der muss dann seine ganzen
00:30:25in zehn Crashpads wieder zusammenpacken, der andere packt seine wieder hin, macht dann
00:30:27einen Versuch, packt das alles wieder weg.
00:30:29Das ist ja nicht mehr praktikabel, deswegen werden die Echsen einfach so belassen und das
00:30:33hat sich halt so etabliert, dass der Routpunktbegehungsstil anerkannt ist, wenn man quasi die Routen
00:30:38frei durchsteigt, auch wenn man die Echsen schon drin hat.
00:30:42Also das hat sowohl eine technische Dimension, sprich was du gerade gesagt hast, allein das
00:30:47Abbauen von so steilen Routen, aber jetzt mal rein vom Klettertechnischen, sind von den
00:30:53Top-Routen, wären von den Top-Routen welche Rotpunkt, sprich mit Klippen der Echsen kletterbar
00:30:59oder sagst du, vergiss es, weil einfach diese Sekunde mehr in der Summe es einfach so viel
00:31:06schwieriger macht, dass es nicht möglich wäre?
00:31:08Also möglich ist es natürlich, also es ist ja nicht ausgeschlossen, dass jemand, sage
00:31:14ich jetzt mal in Bibliografie, was ja 9b plus ist, mit Echsen einsteigt und dann auch irgendwie
00:31:19hochklettert, also möglich ist es schon, es ist halt nicht mehr praktikabel, also vor allem
00:31:25jetzt auch beispielsweise, wenn man jetzt eine Routenflachthange hat, da sind ja auch die
00:31:30Routen teilweise so lang und auch die ganzen, ich sage jetzt mal die ganzen, der ganze Aufbau
00:31:35mit Echsen so kompliziert, da gibt es ja teilweise auch dann Echsen irgendwie, die einen Meter
00:31:40lang sind, also ich meine, da hast du dann irgendwann 30 Echsen am Gurt hängen, davon sind 10 irgendwie
00:31:46einen Meter lang, also es ist dann ein, also das wäre dann so eine Materialschlacht, das
00:31:50würde einfach nicht mehr funktionieren.
00:31:51Das wäre unmöglich bei solchen Dingen, bei solchen Routen.
00:31:55Meinem Frankenjura, sage ich mal, ist es ja ganz oft noch einfacher, weil man halt dann
00:31:59mit vier Echsen am Gurt startet, aber irgendwie, wenn wir jetzt in einen Flatthang gehen, so eine
00:32:0450 Meter Routen einsteigt, ich meine, du kannst ja nicht mit 30 Echsen am Gurt einsteigen,
00:32:08also.
00:32:10Da gibt es ja gerade, weil du Flattanger sagt, gibt es ja, ich sage jetzt mal, wenn wir es
00:32:14ganz streng definieren wollen, einen neuen Begehungsstil, weil wenn ich mich dann in der
00:32:17Mitte der Routen in ein neues Seil einbinde, auch das ist ja irgendwo, wo du dann schon wieder
00:32:23sagst, boah krass, also einmal ist es natürlich nur wegen Nipet möglich überhaupt, aber es ist
00:32:28nachvollziehbar, ich habe das Seilgewicht, ich habe das Seilreibung, aber müsste man da
00:32:35schon fast wieder einen neuen Begehungsstil irgendwie definieren, benennen?
00:32:39Ich glaube, heutzutage ist es einfach wirklich so, dass quasi rein das Klettern zählt, das
00:32:45heißt, diese ganzen Seilumbau-Auktionen, die werden ja nur gemacht, weil ja sonst quasi
00:32:50die Seilreibung so groß wäre, dass du wahrscheinlich am Ende gar nicht mehr irgendwie irgendwas einhängen
00:32:53könntest, deswegen wird das Seil durchgezogen, aber ich glaube, es wird gar nicht mehr so viel
00:32:59Wert draufgelegt, wie man eine Sache geklettert hat, sondern der Wert wird draufgelegt, ob man
00:33:03von unten bis oben frei durchgeklettert ist, ohne quasi am Seil zu ziehen oder an Exit zu ziehen.
00:33:09Und was noch wichtig ist, das ist ja auch deine Aussage, du musst halt ehrlich sagen, wie
00:33:15ist es gelaufen? Hast du es mit Nipets geklettert oder ohne?
00:33:18Genau, das ist halt wichtig bei den Routen, die halt jetzt, sage ich mal, schon existieren oder
00:33:22die schon seit, sage ich mal, 20 Jahren existieren und dann geklettert werden mit Nipet und
00:33:28aber Erstbegehung war ohne Nipet. Bei den allermeisten schweren Routen heutzutage, da gibt es gar keine
00:33:33Frage mehr. Also es gibt, glaube ich, keine Route in Flathanger, die in den letzten fünf
00:33:38Jahren erst begangen wurde, wo es keine Nipets gab, weil das ist einfach heutzutage einfach
00:33:44im schweren Klettern mit dabei automatisch. Interessante Entwicklung, sowas hatten wir beim
00:33:48Eisklettern bei den Wettkämpfern am Anfang ja auch mal, da gab es ja diesen Fersendorn,
00:33:52der dann ja wegdefiniert wurde, weil sich die Leute mit dem Fersendorn so eingehängt
00:33:56haben, dass sie halt No-Hand-Rest hatten und im Endeffekt quasi alles klettern konnten,
00:34:01weil sie sich immer wieder ausruhen konnten. Genau, richtig. Gut, ich denke, so weit wird es
00:34:04im Klettern nicht kommen. Es wäre quasi, wie als hättest du irgendwie nach Handgelenk so
00:34:07ein Skyhook irgendwie und könntest immer mal quasi komplett ausgehangen, ohne irgendwie Kraft zu
00:34:13verbrauchen. Genau, richtig. Bei den Slopern heute ein bisschen schwierig, aber gut. Ja, aber genau,
00:34:18aber vom Prinzip. Ja, ja. Wobei klar, natürlich, es gibt es heutzutage, es würde auch weitergehen,
00:34:24also Nipets werden modifiziert, um bestimmte Nibars möglicher zu machen. Das hört ja dann nicht auf.
00:34:31Es ist ja dann auch nicht so, dass es bei einem Kletterschuh aufhört. Ja. Beim Bouldern ist es ja noch viel extremer. Ich sage
00:34:37jetzt mal beim Seilklettern, klar, werden so Tricks auch ausgepackt, aber beim Bouldern ist es noch
00:34:42viel, viel extremer. Das heißt, okay, ja, dieser eine Look, der geht nur, wenn ich irgendwie meinen
00:34:47Schuh irgendwie so und so modifiziere und da noch irgendwie Gummi wegschneide und da Gummi hinklebe.
00:34:52Da ist natürlich dann die Frage, okay, wo ist denn da die Grenze oder gibt es da überhaupt eine Grenze?
00:34:57Dann sind wir ein bisschen wieder bei dem Unterschied, Wolfgang Güllich früher und die heutige Klettergeneration,
00:35:03der ist wahrscheinlich das eine oder andere tatsächlich am Ende des Tages auch durch
00:35:08die Verbesserung des Materials. Ich meine, da sind inzwischen, wie viele sind es 35 Jahre ins Land gegangen?
00:35:13Klar.
00:35:14Dabei die Entwicklung hat nicht Halt gemacht und wenn du dir die Kletterschuhe und Sneapet und was weiß ich alles
00:35:19heute anschaust, das ist die Qualität des Chalks, die besser geworden ist.
00:35:23Ganz genau und das Gewicht der Klettergurte, das Gewicht der Seile. Früher bist du nicht mit einem 8,5er Seil als einfach Seil geklettert.
00:35:30Du hast dein 11er Seil noch hochgezogen und es hat mehr Reibung gehabt und mehr Gewicht.
00:35:34Modifizierst du dir deine Schuhe?
00:35:36Sagen wir mal so, ich wähle schon bestimmte Schuhe aus für bestimmte Routen.
00:35:40Ich meine, das wurde halt damals, glaube ich, nicht mal gemacht. Da gab es halt irgendwie das High-End-Kletter-Modell an den Kletterschuh.
00:35:46Das wurde halt für alles hergenommen. Ich meine, heutzutage gibt es eine breite Produktpalette.
00:35:50Und es ist halt durchaus möglich, dass ich jetzt den Eier beispielsweise sage, für die und die Rute, bräuchte ich gerne einen Schuh.
00:35:57Da müsste die Ferse so und so sein und der müsste aber weicher sein und dann fahren die das halt so zurecht.
00:36:02Bist du in diese Prototypen, ich nenne es jetzt mal Prototypen, das ist ja kein Serienmodell, bist du dann wirklich, also du gibst deine Anforderungen ab und kriegst den Schuh und sagst, ah, noch nicht ganz, mach das noch anders und das bekommst du auch so.
00:36:15Das war allerdings bei unserer Zeit, damals, da haben wir gerade begonnen, wie wir, der Wolfgang und ich, wie wir die Vertretung von Boreal übernommen haben und da waren wir oft in Spanien, Vienna war das das Ursprungs, die Firma und da haben sie uns jeden Tag neue Prototypes gemacht und geht jetzt mal raus zum Bouldern und so und so und da haben wir schon eigentlich mitwirken dürfen.
00:36:39Nochmal zurück zu den Begehungsstilen, ich meine gerade in Franken, wir Nicht-Franken-Kletterer kommen dann hier hin und wundern uns immer über die Antennen, die den Rucksack mittragen, sprich jeder hat einen Clipstick dabei.
00:36:52Ich klippe mir den dritten Haken vor, unten ist die Schlüsselstelle, Rotpunkt oder nicht?
00:36:57Streng genommen nicht.
00:36:59Also Rotpunkt auf keinen Fall, die Definition Rotpunkt, aber wahrscheinlich freigeklettert, wenn er es halt dann freiglettert, ne?
00:37:07Aber weißt du was, Olaf, ich habe vorletzte Woche das erste Mal versucht, wie ein Clipstick geht, habe ich jetzt mal probiert, weil ich habe mir gedacht, ich will nicht am Boden fallen und manche uralte Touren, Depotweg und so, die klassischen Siebener, da kannst du halt verdammt am Boden fallen, ne?
00:37:25Und da denke ich mir, ja, warum soll man das jetzt eigentlich noch riskieren, nochmal eine Verletzung und so weiter?
00:37:31Aber ich gebe dir schon recht, da hat jeder mit so einer Antenne durch den Wald marschiert.
00:37:34Aber der Kurt war am Schluss auch sehr aufgeweicht, lass uns sagen, der hat dann am Schluss gesagt auch, hey, lass uns das Toprope klettern.
00:37:45Scheiß vorgestiegen haben wir es oft genug, Rotpunkt haben wir es auch schon, ich will mich nimmer verletzen.
00:37:50Und dann am Schluss hat er noch gesagt, hey, ein faires Toprope mit ein bisschen Schlaufe da ist doch eigentlich besser wie jeder scheiß Vorstieg oder du machst das gleich früh Solo.
00:37:59Das war zuletzt sein Motto eigentlich.
00:38:02Ich glaube, es gibt halt immer mal Unterschiede, ob man jetzt irgendwas vorkleppt, weil es weit oder gefährlich ist zum ersten Haken oder ob man irgendwas vorkleppt, weil man es nicht klettern kann oder weil man die Echse nicht klippen kann.
00:38:13Und ich glaube, da muss man einfach dann auch ehrlich sagen, wie hat es denn derjenige gemacht, der die Route erst begangen hat?
00:38:17Also sprich, wie auf Franken runtergebrochen, wenn ich mir den ersten oder zweiten Haken vorklippe, weil es einfach, du drunter blöd rausschmieren kannst, aber die Schlüsselstelle ist definitiv oberhalb der vorgeklippten Echse.
00:38:32Sagen wir jetzt mal, das ist ein sauberer Durchstieg.
00:38:34Ja, auf jeden Fall. Und du musst auch dazu sagen, bei den Klassikern, geh doch am Weißenstein oder so, da sind ja die Dritte schon so abgeschmiert, dass du da wirklich ohne weiteres schnell mal abschmieren kannst.
00:38:44Und da muss ich sagen, ist eigentlich nur schlau, wenn man keinen Grau unter macht.
00:38:49Also ich denke, die einzigen Leute, die sich darüber aufregen, die, das ist dann eigentlich auch egal.
00:38:55Das sind irgendwelche Leute, die sich halt über alles Mögliche aufregen.
00:38:59Aber ich glaube, das Wichtigste ist einfach, letztendlich geht es ja mit dem Sport und es geht nicht darum, dass man irgendwie sich irgendwas traut und womöglich auf den Boden fällt und sich wehtut.
00:39:09Insofern habe ich da gar kein Problem mit irgendwas vorzuklippen, mache ich selber oft genug.
00:39:13Ich eigentlich auch nicht mehr. Früher war ich da schon ziemlich strikt und habe mir gedacht, wenn ich von unten nicht hochkomme, dann lasse ich die Tour bleiben und ich will es auch nicht toproben.
00:39:23Und da haben wir uns aber so, wie schon gesagt, auch ziemlich aufgeweicht, auch mit dem Alter und so weiter und dass man sagt, hey, das ist jetzt eigentlich scheißegal.
00:39:33Aber was dazu gehört, man muss ehrlich sein.
00:39:36Und ich sage dann auch, du, wenn mich einer fragt, wie ist der Begehungsstil, dann würde ich halt dazu sagen, du, ich habe mir den zweiten, einen Pre-Clip gemacht mit einem Ding.
00:39:47Und dann habe ich so einen Astreinen-Rotpunkt durchgeklettert.
00:39:50Oder ich war mal gehangen und konnte es nur mit einem Hänger klettern.
00:39:55Oder wenn man sagt, ich war jetzt da drei Tage dort und in Wirklichkeit, weiß man, das ist das dritte Jahr dort.
00:40:00So etwas, das sollte man eigentlich dazu sagen.
00:40:03Das ist einfach klare Kommunikation.
00:40:04Ganz klare, eindeutige Kommunikation.
00:40:07Zum Beispiel beim Big Wall-Klettern im Yosemite.
00:40:10Da gibt es Leute, die wirklich hochklettern, selbst holen und kein Hole-Team dabei haben und so weiter.
00:40:17Und die wirklich selbstständig, wie die Lara Neumeyer jetzt oder so, Rotpunkt hier, die Wände durchsteigen, alles selbst machen mit Wechselführung und so weiter.
00:40:27Nichts Schümmern.
00:40:27Und das muss man halt dazu sagen, andere, die haben ihr Team dabei, die schümmern nach, drei Leute, die holen alles nach, das sind die Sicherungsleute.
00:40:37Und der andere, der macht nichts außer Klettern.
00:40:40Und das muss man eindeutig sagen, weil das sind Riesenunterschiede.
00:40:44Bei den Clipsticks, sagen wir jetzt bei mehrselenkturen, sind ja auch noch viel mehr verpönt als im Sportklettern.
00:40:49Aber im Sportklettern geht es halt wirklich darum, okay, die Route frei zu klettern.
00:40:53Aber im Alpinen macht es natürlich einen Riesenunterschied, ob du jetzt in so eine Big Wall einsteigst und hast dir so eine 8 Meter Angel dabei und klippst dir immer den nächsten Haken vor und ziehst dich dann gemütlich drüber über die schweren Stelle und guckst dir alles an oder seilst dich von oben ab.
00:41:08Das macht schon einen Riesenunterschied.
00:41:10Richtig.
00:41:10Ich habe jetzt zum Beispiel einen spanischen Führer heutzutage, es ist so, da steht bei den allermeisten Routen, erster Haken vorgeklippt, zum Beispiel.
00:41:19Okay.
00:41:20Also das steht dann einfach im Führer.
00:41:21Das ist quasi so, wie die Route laut Führer definiert ist, wie sie geklissert werden darf.
00:41:28Genau.
00:41:29Und wie es wahrscheinlich erst begangen wurde, ne?
00:41:30Und wie sie ganz oft erst begangen wurde, in der Red River God zum Beispiel, da werden teilweise die Routen so eingebohrt, dass du sie vorklippen musst.
00:41:39Also die machen den ersten Haken so hoch, weil sie eh davon ausgehen, dass den jeder vorklippt.
00:41:44Dann spannen sich immer nochmal ein oder zwei Haken und da ist es dann gang und gäbe, dass die erste einfach vorgeklippt wird.
00:41:49Interessant.
00:41:49Kommt mir ein bisschen fränkisch vor.
00:41:51Aber gut.
00:41:52Also man sieht, es ist auf jeden Fall viel Bewegung drin, sage ich jetzt mal.
00:41:57Begehungsstile ändern sich, Zeiten ändern sich.
00:42:00Auf jeden Fall.
00:42:01Na, aber du warst eben damals, sage ich mal, vorn dabei und ich habe da ein bisschen auch gegen die Altvorderen rebelliert.
00:42:07Jetzt bist du selber irgendwo einer der Altvorderen geworden.
00:42:11Wie blickst du denn heute auf die junge Generation?
00:42:13Fühlst du dich noch dort zugehörig, wenn da, sage ich mal, die Boombox dabei ist, das Red Bull dabei ist irgendwie?
00:42:18Und es ist oft eine coole Szene irgendwie auf eine Art.
00:42:22Ist das deine Welt?
00:42:23Bist du da daheim oder wie fühlt sich das an für dich?
00:42:26Kann man so und so sehen.
00:42:27Also wenn ich jetzt mit den guten Leuten unterwegs bin, so Alex und so weiter, da glaube ich, bin ich immer willkommen.
00:42:34Und ich bin gern dabei und wir tauschen uns gerne aus.
00:42:38Und ich schaue auch unheimlich gerne an, was sich da jetzt geändert hat und was da passiert.
00:42:42Was halt so zwischendrin öfter mal ist, dass man an Felsen hinkommt, dass so junge Leute, die überhaupt einfach die Seile hängen lassen und sich nichts drum scheißen und alles blockieren oder nicht einmal Grüß Gott sagen.
00:42:56Und hinterher sagen sie auf einmal, ja, ich weiß schon, du bist der Norbert.
00:42:59Also die haben mich gekannt und sagen aber nicht einmal Hi, Servus oder Grüß Gott.
00:43:03Und ich gehe dann schon mal hin und sage, hey, ich frage, also der Ton macht schon die Musik, ich frage natürlich erst einmal freundlich, kann ich an eurem Seil klettern, kann ich das Seil abziehen?
00:43:14Was soll das? Wie lange lasst das denn noch hängen?
00:43:16Und die meisten reagieren dann auch angenehm.
00:43:19Aber wenn es jetzt anders ist, und das habe ich auch schon erlebt, dann bin ich einfach hin und habe die Seile ohne was zu sagen abgezogen.
00:43:25Finde ich aber auch richtig so, weil ganz viele der, sage ich jetzt mal, Probleme heutzutage und der falschen Felsetikette, die brühen ja auch daher, dass die Leute, die neu an den Fels kommen, ja auch keine Ahnung haben, wie sie sich dort verhalten sollen.
00:43:39Also es gibt immer mal wieder irgendwie Leute, die Musik machen und da irgendwie laut und party und keine Ahnung was.
00:43:44Aber das ist sicher nicht gewünscht von allen, also jetzt auch nicht von den Profikletterern, sondern das ist schon ein Ort, an dem man sich respektvoll verhalten sollte und an dem auch eine gewisse Felsetikette nötig geworden ist.
00:43:56Und ich denke mal, das ist einfach auch die Aufgabe der Kletterer, die draußen halt schon länger klettern, die Leute, die neu zum Fels dazukommen, so ein bisschen auch darauf aufmerksam zu machen und denen auch so ein bisschen die Felsetikette beizubringen.
00:44:10Ja, und vielleicht noch ganz kurz dazu, und das habe ich eigentlich, vor allem wenn man sieht, es sind Sicherheitsmängel, dann bin ich schon öfter mal eingeschritten, habe ich gesagt, hey, könnt ihr eigentlich sichern oder was macht ihr da?
00:44:27Ja, wir sind das erste Mal im Fels, aber wir können neuner klettern in der Halle.
00:44:30Da habe ich gesagt, ey, seid mir nicht böse, aber die Sicherung, wenn das Seil da am Boden liegt und der am zweiten Haken, der fällt so dermaßen auf den Boden runter oder einmal am Rödelfels oder wo das war, sagt der eine oben, okay, ich bin oben.
00:44:46Der andere geht unten weg, geht zum Pinkeln oder irgendwas, der obere sagt, okay, ich hänge mir jetzt wieder rein.
00:44:51Und die schreien, um Gottes Willen nicht, der wäre mausetot gewesen, ne?
00:44:54Also da muss man einschreiten, ist schon klar.
00:44:56Und was du auch sagst, auch wenn Kleinkinder unterm Feld sitzen und rumschreien die ganze Zeit und du willst da wirklich konzentrieren und was machen, Nummer eins ist meistens gefährlich für die Kinder, das sage ich schon auch.
00:45:08Und wenn die dann dauernd rumschreien, dann sage ich zu der lieben Mutter schon, könntest du vielleicht, ich habe auch Kinder, habe auch Kinder dabei gehabt, aber könntest du mit deinen Kindern vielleicht ein bisschen rumwandern, bis die mal die Klappe halten?
00:45:22Ja, vor allen Dingen, glaube ich, kennen wir alle, du hast selber ja auch nicht die Uhr, wenn ich kletter und meine Kinder plärren unten rum, da kenne ich auch gut.
00:45:29Genau.
00:45:30Das ist für keinen schön und ich muss sagen, ich stand dann auch unter dem Stress, ich möchte nicht, dass die anderen Kletterer genervt sind.
00:45:36Das ist richtig. Und wenn man normal denkt, Olaf, dann macht man das ja auch, dann braucht man auch gar nichts sagen.
00:45:42Aber man muss ein bisschen, wie du so sagst, die Leute, die es nicht gewohnt sind, sich draußen zu bewegen, die wirklich vielleicht aus der Boulderhalle, aus der Kletterhalle kommen, vielleicht sind die ganz froh, wenn man was dazu sagt.
00:45:54Manche wollen es natürlich nicht hören und dann sage ich natürlich auch nichts mehr, aber irgendwie ab und zu ist, glaube ich, ganz gut und fair auch und sicherheitstechnisch relevant, wenn man mal eingreift.
00:46:04In dem Moment, glaube ich, das kennen wir alle, wo du was siehst, wo du sagst, oh jetzt wird es gefährlich, musst du einschreiten, ganz klar.
00:46:13Wir alle kennen es wahrscheinlich auch, wir haben uns schon blöde Kommentare eingefangen, aber in dem Moment muss da drüber stehen.
00:46:19Lieber blöden Kommentar als ein Helikopter.
00:46:21Das haben sich auch schon Leute bedankt, muss ich sagen.
00:46:24Ja, bei mir auch schon.
00:46:24Da habe ich auch schon Leute bedankt, die ich sagen, oh super, danke, dass du mich darauf hingewiesen hast.
00:46:28Also habe ich wirklich auch schon erlebt.
00:46:29Ja, ja, ja, ja, der Ton macht die Musik, so comes around, goes around, wie die Ami sagen.
00:46:36Wenn du wirklich höflich sagst, letztens zu einem Mädel gesagt, hey, wäre es nicht ganz gut, wenn du ein bisschen einholen würdest.
00:46:43Da hat sie gesagt, der steigt mir jetzt ein Vierer vor, klettert aber Zehner.
00:46:48Und weißt du was, sie holt trotzdem ein und er rutscht weg, fällt ihm ein Seil und wäre auf den Boden gefallen.
00:46:53Zwei Meter über den Boden ist er ausgependelt.
00:46:55Weißt du, was er gesagt hat, Mensch Gott sei Dank warst du da und sie war sprachlos, die er einen Schock hat.
00:47:03Wir haben eine neue Entwicklung bei Begehungsstilen, die in den letzten Jahren so ein bisschen aufgeploppt ist, fränkisch, Ecopoint.
00:47:10Wo ich das erste Mal gehört habe, habe ich gedacht, hat er versucht, einen auf der Rotpunktwelle zu surfen,
00:47:17wo ich nur das Wort gehört habe, irgendwo ohne mir anzuschauen, was dahinter steckt.
00:47:21Dann habe ich mir das Konzept mal angeschaut und habe gedacht, ich finde es eigentlich passend zur modernen Zeit irgendwo.
00:47:31Geht das woanders als in Frankenjura?
00:47:33Was haltet ihr so grundsätzlich von Ecopoint?
00:47:36Ich fange bei dir an, Alex.
00:47:38Weil letztendlich ist es ja nichts anderes als einfach Klettern gehen, bloß die Anreise quasi mit, ja, aus eigener Kraft, sage ich mal, mit Öffentlichen oder mit dem Fahrrad.
00:47:48Was ja so ein bisschen auch dem heutigen Zeitgeist entspricht, weil es gibt ja ganz viele Leute, die sehen ja Klettern als Aktivität.
00:47:56Aber ob die jetzt mal ein Siebener, ein Acht oder ein Neuner klettern, ist denen ja im Endeffekt gar nicht mal so wichtig.
00:48:02Denen ist dann eher vielleicht wichtig, okay, wie kommen sie an den Fels? Können sie das Ganze ein bisschen umweltfreundlicher gestalten?
00:48:08Für solche Leute ist das natürlich super, weil das dann quasi, das wird quasi alles als Teil des Kletterns und Teil des Abenteuers, sage ich mal, überhaupt erst mal in den Fels zu kommen.
00:48:19Gibt es Möglichkeiten, das woanders zu machen?
00:48:20Ja, ich glaube schon, dass es Gebiete gibt, wo das möglich ist. Aber es ist auf jeden Fall schwieriger in anderen Gebieten.
00:48:27Die Fränkische ist, glaube ich, schon ein Gebiet, wo es relativ gut geht. International gibt es wenig Gebiete.
00:48:34Ich meine, glaube, ich war jetzt in Norwegen letztes Jahr, da habe ich schon vier Deutsche gehabt, die sind da mit Busse und Bahn angereist und dann das letzte Stück irgendwie, glaube ich, getrampt oder so.
00:48:43Das geht schon, waren natürlich am Campingplatz, sind immer nur hoch zum Fels gelaufen. Ja, aber man ist dann schon auch angewiesen auf jemanden, der einen mal irgendwie zum Supermarkt mitnimmt, sage ich mal.
00:48:53Im Top-Bereich vorstellbar?
00:48:56Im Top-Bereich absolut unmöglich. Also es ist leider einfach so, wenn ich jetzt mit dem Fahrrad irgendwie in die Fränkische fahre, selbst wenn es nur eine halbe Stunde ist vom letzten Bahnhof, brauche ich keine neuen 10 mehr probieren.
00:49:08Also leider im Top-Bereich nicht durchführbar.
00:49:13Bis auf den Sepp Berthe, eventuell.
00:49:19Wobei der natürlich im Top-Bereich nicht unterwegs ist.
00:49:21Ja, immerhin hat die Dawnwall geklettert, der ja bei Fairmeans immer unterwegs war, der hingesegelt ist, zweimal jetzt schon und absolut alles ganz, ganz umweltfreundlich gemacht hat, sein Reisen.
00:49:38Also nur mit Bus, Bahn oder Schiff.
00:49:41Nichts anderes als ins Yosemite Valley.
00:49:44Wobei er natürlich auch ein Auto hat.
00:49:45Wobei er natürlich auch ein Auto vor Ort gehabt hat.
00:49:47Hat er da ein Auto gehabt?
00:49:48Das wusste ich jetzt nicht.
00:49:49Zu mir hat er gesagt, Greyhound.
00:49:51Ja klar, also ich sage mal so, es geht schon in vielen Bereichen klar.
00:49:57Wenn ich mir jetzt unendlich viel Zeit nehmen würde, ich könnte auch irgendwie nach Flöttinger kommen mit Bus, Bahn und dann bleibe ich halt drei Monate vor Ort.
00:50:06Und camp dort und kletter was schweres.
00:50:09Ja, es ist sicher für ein oder zwei Routen möglich.
00:50:13Aber wenn du jetzt Profikletterer bist und versuchst irgendwie auf der ganzen Welt und sei selbst nur in Europa schwer Routen zu klettern, dann ist es einfach nicht mehr möglich.
00:50:22Ja, das ist mit Sicherheit so, wenn du dich da vorher verausgabst.
00:50:28Ich bin ja früher zum Beispiel, ich habe es zur Sophie Baulus, die ist ja Mitgründerin von dem Öko.
00:50:32Ich sage, das ist super, was er macht.
00:50:35Ich fahre auch gerne mit dem Fahrrad hin.
00:50:37Ich habe jetzt ein E-Bike.
00:50:38Und fahre da auch mit meinem Rucksack durch die Gegend.
00:50:43Ich gehe zum Bouldern, gehe zum Klettern und versuche jetzt mal relativ wenig Auto zu fahren.
00:50:48Und ich, wie der Alex auch gesagt hat, das ist für mich dann ein ganzer Spartag einfach.
00:50:52Da geht es nicht nur ums Klettern.
00:50:54Wir fahren halt 50 oder 80 Kilometer mit dem Fahrrad.
00:50:57Und so habe ich begonnen.
00:50:59Bevor ich einen Führerschein hatte, haben wir unser altes Achtgang Rennrad gehabt und wir sind durch die Fränkische gefahren.
00:51:05Wochenlang und haben mit dem Fahrrad, das haben wir unter die Felsen irgendwo hingestellt.
00:51:10Und da sind wir eigentlich nur mit Fahrrad und Rucksack rumgeradelt.
00:51:14Ich meine, das war früher üblich.
00:51:15Hermann Buhl und so weiter.
00:51:16Hermann Buhl, die Brüder Schmied, Martin Hoffmann, die hingeradelt sind.
00:51:21Und wenn ich so am Alpenrand sehe, wer früher ins Oberrheintal wie gefahren ist,
00:51:25Sie sind am Freitag ins Oberrheintal, sind Klettern gegangen und Sonntagabend zurückgefahren.
00:51:29Richtig.
00:51:30Und wir ächzen, wenn wir heute vom Parkplatz unten am Olympiastadion bis zum Fahrraddepot fahren müssen.
00:51:38Ja, richtig.
00:51:39Früher war es üblich.
00:51:40Ja, ja.
00:51:41Was ich noch als sehr gute Leistung erachte, ist, was der Nico Fabrese auch mit dem Sepp gemacht hat,
00:51:48dass die die Alpine Trilogy mit Fahrrad, mit Anhänger, ihre Hunde noch dabei gehabt, hinten drin, die drei schweren Ruten geklettert.
00:51:58Und da haben sie gemerkt, also die Oberschenkel machen noch mit, dann sind sie mit dem Fahrrad an die Eigenartwand und haben da auch die Seh noch dran gehängt als für die Rute.
00:52:06Haben sie immer versucht.
00:52:07Was hat Nico doch gesagt, die Schwierigste war, die Hunde immer irgendwo unterzubringen.
00:52:11Dass sie es da irgendwo bei Freunden oder so lassen konnten und haben die Dinger abgehakt und alles zwischendrin wirklich nicht mit E-Bikes, sondern mit Anhängern gefahren.
00:52:20Da muss ich sagen, allen Respekt.
00:52:23Nico Animal Point.
00:52:24Genau.
00:52:25Aber das konnten sie auch nur machen, weil sie halt über dem Grat standen.
00:52:28Ja, richtig.
00:52:29Weil natürlich klar ist 8C schwer und 8C wird auch immer schwer sein, aber die Zweiklerung einfach schwerer als 8C oder schwerer als 8B+.
00:52:37Richtig, ja.
00:52:37Deswegen ist es möglich.
00:52:39Also wenn man jetzt denen sagt, okay, ihr müsst jetzt, was weiß ich, die Alpine Trilogie sind jetzt drei 9As, dann wird es schon schwieriger.
00:52:46Dann wird es schon, es schaut so anders aus, ja, ja, klar.
00:52:49Wenn wir jetzt beim Thema Begehungsstile sind, jetzt gerade haben wir Eco Point angesprochen, hätte sich wahrscheinlich vor 10, 15 Jahren noch kein Mensch was darunter vorstellen können.
00:52:57Das passt jetzt zur Zeit.
00:52:58Richtig.
00:52:59Ist für euch rumgesponnen irgendwas denkbar, was die Zukunft bringen kann an echten, stilistischen, ethischen, neuen Ausrichtungen, die man dann vielleicht wieder neu definieren könnte, neu benennen könnte?
00:53:12Boah.
00:53:12Boah, das ist schwierig, ja.
00:53:14Das ist schwierig.
00:53:15Also ich glaube, das Rotpunktklettern wird sich einfach, ich glaube einfach selber, dass sich das Rotpunktklettern einfach entwickeln wird.
00:53:20Und dass dann beispielsweise irgendwann mal halt irgendwie auch vielleicht modifizierte Knee-Pads und modifizierte Schuhe, das würde alles unter Rotpunkt fallen.
00:53:29Also ich glaube einfach, dass dieser Begriff, der früher vielleicht viel strenger gesehen wurde, dass sich das einfach ändert.
00:53:35Das öffnet sich, ja.
00:53:36Das ist dann so ein bisschen schon fast Resümee, die Frage, würdet ihr euch für das Thema Rotpunkt, für das echte Rotpunktleben, was wünschen für die Zukunft?
00:53:49Ich würde mir wünschen, dass die Leute einfach ehrlich mit ihren Begehungen sind.
00:53:54Also ich meine, es wurde ja beispielsweise auch der eine schwere Buller in Fontainebleau, da hat sich halt jemand ein Buch unter das Knee-Pad geklemmt, damit er halt ein bisschen längeres Bein hat.
00:54:04Das ist jetzt die Frage, okay, ab wie vielen Seiten wird es dann cheaten oder sind dann 20 Seiten erlaubt, Prospekt, oder ist dann die Bibel auch noch okay?
00:54:14Ist halt natürlich immer fraglich, ne?
00:54:17Ja.
00:54:17Also ich glaube, man muss einfach wirklich ehrlich sagen, okay, man hat es halt so und so gemacht.
00:54:22Ich meine, er hat es ja wirklich auch ehrlich zumindest zugegeben, was ich ja gut finde.
00:54:27Denn ich sehe halt immer das Problem drin, dass halt Leute irgendwas machen und sagen, ja, sie haben das geklettert.
00:54:32Habe aber nicht ehrlich gesagt, ja gut, ich habe drei Echsen vorgekleppt oder ich bin deine Mitte rausgequert an die Kelle oder ich habe dies und das gemacht.
00:54:39Ich meine, das hat dann ja schon wieder was Lustiges, wenn er es ehrlich kommuniziert, da sagt, hey, liebe Leute, mir fehlen die sechs Zentimeter zwischen Tritt und Knieklemmer.
00:54:50Ich habe ein Buch da reingeklemmt, so Wort, ne?
00:54:53Also wenn man das, wie gesagt, hat dann schon was Lustiges.
00:54:55Oder früher teilweise auch, wenn die ersten Haken so hoch waren und der erste Griff so hoch, dann hat man halt öfter mal einen Stein hingelegt, so einen kleinen Stein oder auch einen größeren, dass man den ersten Griff ohne anzuspringen hochkommt.
00:55:08Und ich habe zuerst immer den Stein wieder versteckt, aber dann irgendwie habe ich den Kumpel, der sagt, du, ich habe das mit einem Stein geklettert.
00:55:16Also dann muss man einfach ehrlich machen.
00:55:18Die Ehrlichkeit siegt da.
00:55:19Witzigerweise, ich habe jetzt nochmal neulich ein Video von mir geschaut, wo ich First Round First Minute gekletterte in Magalev und da liegt da so ein Stein, der ist vielleicht so 20 Meter hoch, von dem bin ich halt gestartet.
00:55:29Jetzt sind da halt sieben Steine halt zementiert.
00:55:33Ach Wahnsinn, da siehst du?
00:55:34Klar, da sind auch teilweise in Spanien sind halt irgendwelche Steintürme, die sind halt 1,50 Meter hoch und die sind halt zementiert.
00:55:41Ah ja.
00:55:42Und dann denke ich mir so, okay, und dann legt sich halt jemand immer nochmal einen Stein drauf und immer nochmal einen Stein drauf.
00:55:47Klar, es gibt mittlerweile auch deutlich jüngere Leute, die schwere Gerade klettern.
00:55:52Und wenn jetzt jemand natürlich 12 ist, sage ich mal, und 1,30 groß, ja natürlich kann der nicht einfach vom Boden starten.
00:55:58Und natürlich muss der irgendwie an die zwei Griffe hinkommen, an denen jeder startet, weil da kannst du nicht einfach sagen, ja gut, der hat ja beschissen, weil der hat ja dann Stein gebaut, um an dieselben Griffe zu kommen, an die jeder kommt.
00:56:10Aber ich glaube, da muss man vielleicht irgendwann mal in Zukunft einfach sagen, bei irgendwelchen Routen, wo halt auch unten schon eine schwere Stelle ist, das sind einfach die Startgriffe.
00:56:21Ja, kennen wir ja nur von der Halle, wo die Startgriffe markiert sind.
00:56:24Im Endeffekt bei den Top-Routen, denke ich, ist es ganz klar, da weiß die Szene, das sind die Griffe, an denen geht es los.
00:56:32Und einer, der 15 Zentimeter kleiner ist, der darf sich dann vielleicht einen Stein da unten hinlegen.
00:56:39Ich meine, ich gehöre eher zu den Großeren.
00:56:41Ich musste mir in meinem Kletterleben lang anhören, ja du kommst da drin, du bist ja, ja.
00:56:45Und wenn du natürlich mit dem Einstiegsüberhang startest, mag das hier und da ein Vorteil sein, keine Frage.
00:56:51Na klar.
00:56:51Deswegen ist so eine Definition von der Route ja durchaus denkbar.
00:56:57Ja, aber auf der anderen Seite auch die Körper, sagen wir mal, die ganzen Körpermaße und die Größe und so weiter.
00:57:04Ich lasse das, seitdem ich die Lynn Hill eigentlich gut kenne, eigentlich nie gelten, weil ich dann immer sage, hey, dafür haben die Kleinen auch ihre Vorteile.
00:57:12Das ist nicht nur, dass ein ewig langer Mensch nur Vorteile hat.
00:57:15Ist ja auch nicht so.
00:57:16Das sagen aber die Kleinen.
00:57:18Das sagen die Kleinen und dann sage ich immer, schau die Lynn, 158 glaube ich, so, was hat sie gesagt, was war ihr Ausspruch, wie es die Nose geklettert hat?
00:57:26Und Jungs, es geht oder so, ne?
00:57:28Da schaut her, Jungs.
00:57:29Ich sage, klar, es wird sicher Sachen geben, die man nicht klettern kann, weil man zu klein ist.
00:57:33Aber genauso wird es auch Sachen geben können, wahrscheinlich nicht, die man nicht klettern kann, weil man zu groß und schwer ist.
00:57:37Naja, wir haben zum Beispiel das Great Roof probiert, da war ich mit dem Jerry dann nochmal drin.
00:57:42Der Jerry war chancenlos zu seiner besten Zeit und die Lynn hat es geklettert.
00:57:46Kleine Fingerlein, so in dem Untergriff.
00:57:49Und auch der Spannungsbogen, weil da sind ja unten keine Dritte, du gehst ja alles auf Reibung.
00:57:54Die kleine Person, und wenn du da groß bist, da bringst du den Bogen gar nicht her, dass du die Spannung da ständig aufrechterhältst.
00:58:01Ja, typisch ist ja für die Großen, wenn du irgendeine Dachkante hast und du strittst an der Dachkante an und hast halt auch bestimmte Griffe.
00:58:07Da hängt beim Großen der Körperschwerpunkt da woanders als beim Kleinen.
00:58:10Ich glaube, es wird einfach in Zukunft viel mehr Routen geben, die noch einen spezifischeren Körpertyp verlangen.
00:58:18Also da wird es einfach dann wahrscheinlich in Zukunft einfach Leute geben, die können vielleicht 9a-bowlern oder 9a-plus-bowlern, wenn es irgendwie um Slope und Compression geht.
00:58:29Und die hätten aber jetzt, sage ich mal, bei einer 9a, wo es halt um Fingerkraft geht, keine Chance.
00:58:32Und dann wiederum wird es Leute geben, die sind halt so stark in einem anderen Stil, wenn es vielleicht um Fingerkraft und um Leisten und um kleine Zangen geht.
00:58:41Die werden halt dann vielleicht 9a oder 9a-plus-bowlern können an kleinen Leisten und kleinen Griffen, aber die werden niemals denselben Grad klettern in einem Boulder, der einen anderen Stil hat.
00:58:50Wird sich Kunstwand, ich sage bewusst nicht Halle, sondern Kunstwand und draußen, in Klammern noch, Klammer zu, weiter auseinander bewegen, als es aktuell schon passiert ist?
00:59:03Ich glaube, es wird sich noch viel weiter auseinander bewegen, als wir es im Moment uns vorstellen können.
00:59:07Man merkt ja jetzt schon, es gibt im Weltcup immer mehr oder immer weniger Leute, die es sowohl als auch machen.
00:59:14Ganz viele von den Japanern, die waren vielleicht ein, zwei, dreimal, irgendwie eine Handvoll mal am Fels, aber ansonsten haben die halt draußen gar nichts gemacht.
00:59:22Und das wird sich, glaube ich, noch viel weiter auseinander bewegen.
00:59:25Also da wird es sicher Leute geben, die sich spezialisieren auf dem Wettkampf und Leute, die sich spezialisieren auf dem Fels.
00:59:32Gut, dann sind wir mit dem offiziellen Teil zu weit durch.
00:59:35Gut, vielleicht ein Ding habe ich noch vergessen, was ich nur sagen wollte, Olaf, das war, dass wir damals, weil es vorhin ging es auch ums Training,
00:59:44und um die Fitness und so weiter, dass wir damals 88 das Campus Board praktisch erfunden haben.
00:59:51Der Norbert hat es erfunden.
00:59:51Vorgänger vom Glitterboard.
00:59:53Ich habe es eigentlich erfunden, das stimmt.
00:59:55Der Wolfgang hat es nur bekannt gemacht, weil er für die Aktion dran trainiert hat.
00:59:59Und das, glaube ich, war damals schon auch so ein Durchbruch mit dem Campus Board an den runden Leisten und die Abstände da zu trainieren.
01:00:08Und es war damals, glaube ich, schon ganz gut, dass wir das Campus Board entwickelt haben.
01:00:12Das ist ja heute auch nicht mehr wegzudenken, in keinem Gym oder so.
01:00:16Und das ist damals entstanden.
01:00:17Weißt du, warum überhaupt Campus Board?
01:00:19Wegen Campus?
01:00:20Weil es in der Uni gegangen hat, ne?
01:00:22Nee, das waren drei oder vier so Kletterkörsler von uns, die waren an der Uni, an der Spat-Uni.
01:00:30Die haben sich selbstständig gemacht und haben in Nürnberg ein Fitnesscenter eröffnet, das heißt Campus.
01:00:35Und da habe ich dann das Ding reingebaut, weil das waren Freunde von mir.
01:00:40Und wir haben dann gesagt, ich habe einen Zimmermann angeheuert und der Wolfgang hat es halt bekannt gemacht.
01:00:44Und dann hieß es halt immer der Wolfgang Güllich.
01:00:46Und wir haben es dann immer gesagt, hast du es halt patentieren lassen?
01:00:48Da kriegst du, habe ich gesagt, so ein altes Holzbrett, bloß weil das, genauso wie ein Rotpunkt, da haben sie uns ja so oft gesagt.
01:00:54Ja, warum habt ihr da auch kein Patent drauf?
01:00:58Da habe ich gesagt, na einen roten Punkt, was willst du denn da patentieren lassen, ne?
01:01:02Ah ja.
01:01:03Jetzt habe ich da noch eine an Alex, ich weiß nicht mehr, ob die for the record oder off the record ist.
01:01:08Ich habe mal unser Gespräch von 2014 nochmal durchgelesen in der Vorbereitung.
01:01:12Oh, da habe ich nur dumme Sachen gesagt.
01:01:13Nein, überhaupt nicht.
01:01:14Na ja, schon wie halt heuer.
01:01:15Sehr nettes Gespräch.
01:01:16Aber es ging um deine Ausrichtung für die Zukunft.
01:01:19Und da hast du gesagt, dass du dich eigentlich nicht als Wettkampfkletterer am Plastikgriff siehst,
01:01:24sondern schon am Feld siehst.
01:01:26Jetzt machst du ja wirklich beides, beides mit großem Erfolg eigentlich.
01:01:30Aber hat es dich jetzt zu dem Wettkampfklettern, war es für dich eine Notwendigkeit, auch bekanntheitsmäßig,
01:01:36sponsorenmäßig, Stichwort dann auch Olympia und so weiter, also da wirklich da einzusteigen?
01:01:41Oder ist es für dich auch eine Leidenschaft, wirklich Wettkampf zu klettern?
01:01:46Wo siehst du dich?
01:01:47Also es war auf jeden Fall keine Notwendigkeit, weder vom Bekanntheitsgrad noch von den Sponsoren,
01:01:52weil ich ja schon meine Bekanntheit gemacht habe durchs Felsklettern und auch meine ganzen
01:01:57Sponsoren ja bekommen habe durchs Felsklettern.
01:02:00Es war, dass ich wieder zurück eingestiegen bin im Wettkampf, dann war es 2017, war es eigentlich
01:02:06hauptsächlich wegen Olympia.
01:02:08Einfach weil ich selber sehen wollte, habe ich das Zeug irgendwie mich für Olympia qualifizieren
01:02:14und weil natürlich noch ein gewisses Interesse da war, okay, wie sieht das Ganze denn bei
01:02:19Olympia denn hinter den, also als Sportler quasi hinter den Kulissen aus.
01:02:23Das war einfach aus Interesse halber und auch um zu gucken, habe ich das Zeug dazu irgendwie
01:02:28nochmal in den Wettkampf einzusteigen und mich für Olympia zu qualifizieren.
01:02:31Für einen Sponsor war es eher kontraproduktiv, Patagonia, weil der Ivan Schuinard hat mir
01:02:37persönlich gesagt, hey, ich war in Ventura, Robert, was hältst denn du von deinem besten
01:02:42Kumpel Alex, von unserem Kletter-Aushängeschild, der geht zur Olympia, was hältst du da davon?
01:02:48Da habe ich gedacht, nein, ich kenne den Ivan ja ganz gut, das ist jetzt wieder irgendwie
01:02:51eine kritische Frage.
01:02:52Er hat gesagt, Ivan, wie wir mal jung waren in seinem Alter, hätten wir doch beide gern zur
01:02:57Olympiadik wollt, oder? Und haben wir ein wenig so angeschaut, hat er gesagt, it's only
01:03:02corruption and doping, nothing else.
01:03:05Also it's only corruption, das stimmt sogar, klar, doping ist da sicher auch dabei, aber
01:03:10das gebe ich auch ganz offen zu, ich meine, Olympia ist jetzt sicher nicht das, für das
01:03:14es die ganzen Leute halten, dass es dieses super riesen Sport-Event ist und es geht nur
01:03:18um die Sportler, muss man ganz ehrlich sagen, es geht weder nur um die Sportler, noch irgendwie
01:03:24stehen die Sportler auf dem Mittelpunkt, noch irgendwie ist das ein Event,
01:03:27was, sag ich jetzt mal, jetzt hier Frieden und Sport promoten soll. Also ich meine,
01:03:34es ist eine ganz klare Geldmacherei.
01:03:36Steckt unheimlich Kohle dahinter.
01:03:38Ja, und nichtsdestotrotz ist es ja, war es doch irgendwie cool, das zu sehen.
01:03:43Für einen Sportler denke ich ja, egal aus welcher Disziplin, einen jungen Sportler ist
01:03:49Olympia ein Traum.
01:03:51Auf jeden Fall. Ich glaube, für andere Sportler haben ja noch viel, viel mehr, weil es ja nichts
01:03:54anderes gibt, außer dem Wettkampf und Olympia quasi ja der wichtigste Wettkampf ist.
01:04:01Für Kletterer ist es natürlich anders, weil es den Fels ja immer noch gibt. Aber nichtsdestotrotz
01:04:07war es einfach mal für mich interessant, in diese Welt einzutauchen und zu sehen, okay,
01:04:12wie läuft sowas denn ab? Wie sehen andere Sportler aus? Wie sieht denn so ein ganzer
01:04:17Wettkampf irgendwie hinter den Kulissen aus?
01:04:18Ja. Und das Interessanteste war tatsächlich einfach das Olympische Dorf für mich.
01:04:22Das glaube ich.
01:04:23Weil man da mit so vielen Sportlern...
01:04:25Wird mich auch super interessieren mal.
01:04:27Weil man mit so vielen Sportlern in Kontakt kommt, die irgendwie mit dem Kletterern gar
01:04:30nichts zu tun haben. Und das zu sehen, das war eigentlich für mich das Coolste.
01:04:35Ja, und die langbeinigen Hochspringerinnen hauptsächlich für dich, ne? Absolut.
01:04:39Ich wollte gerade sagen, ihr habt dann aber nicht die alten WG-Gepflogenheiten von Norbert
01:04:45aufgenommen.
01:04:46Oh, da geht es schon auch zu, Olympia.
01:04:48Ja, bestimmt. Da habe ich schon Storys gehört, ne?
01:04:51Da gibt es schon gar nichts zu.
01:04:52Ja, du weißt ja, wie viel Kontomüter verteilt werden, ne?
01:04:54Ja, okay. Das war das Erste, was mir, glaube ich, der Volker geschickt hat irgendwie.
01:05:01Ja, Wahnsinn.
01:05:02Ja, super. Danke.
01:05:05Es war interessant.
01:05:07Gut.
01:05:08Danke euch auch.
01:05:09Wir schauen, was wir daraus passen jetzt.
01:05:11Und danke euch fürs Kommen.
01:05:12Gerne.
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