Noch 30 Jahre dem Massaker von Srebrenica suchen Behörden und Angehörige nach den sterblichen Überreste von rund 1.000 noch vermissten Opfern. In der bosnischen Stadt hatten serbische Einheiten im Sommer 1995 innerhalb weniger Tage etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet.
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00:00Vor 30 Jahren überlebte der Bosnier Sadiq Selimovic das Massaker von Srebrenica.
00:07Sein Vater und seine drei Brüder nicht.
00:09Auch drei Jahrzehnte später kann der 63-Jährige seinen Schmerz darüber nicht verbergen,
00:14dass die sterblichen Überreste von rund 1000 Opfern noch nicht gefunden wurden.
00:19Im Auftrag des Bosnisch-Herzegowinischen Instituts für Vermisstensuche sucht er weiter nach Zeugen und der Wahrheit.
00:26In den vergangenen drei Jahren haben wir 62 Orte durchsucht mit Hilfe der Polizei, Geheimdienste und Anwohner.
00:34Wir hofften, Massengräber zu finden, aber wir haben nicht einen einzigen Leichnam gefunden.
00:40In der bosnischen Stadt Srebrenica hatten serbische Einheiten im Sommer 1995 innerhalb weniger Tage etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet,
00:50nachdem sie die eigentlich von UN-Blauhelmsoldaten geschützte Enklave eingenommen hatten.
00:54Das Massaker gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
01:02Der Fluss Drina ist das größte Massenrab. Niemand wird es jemals finden.
01:09Mehr als 80 Prozent der Toten konnten bislang identifiziert werden,
01:14sagt Dragana Vucetic, forensische Anthropologin der Internationalen Kommission für Vermisste Personen.
01:19Die Arbeit ist jedoch nicht einfach, denn damals versuchten die Täter, ihre Verbrechen zu vertuschen.
01:26Wir wissen, dass es auf dem Gebiet von Srebrenica, Zvornik und Bratunac fünf Massenhinrichtungsstätten gab.
01:33Die Leichen wurden in Massengräbern in der Nähe begraben.
01:36Aber einige Monate später wurden diese Gräber wieder geöffnet und die Leichen,
01:39die sich bereits im Anfangsstadium der Verwesung befanden, an andere Orte gebracht,
01:43manchmal bis zu 100 Kilometer vom ursprünglichen Massengrab entfernt.
01:52Zwischen 2012 und 2022 wurden etwa 6000 Opfer identifiziert.