- 3.6.2025
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KurzfilmeTranskript
00:00:00Musik
00:00:30Der Angler nimmt unter seinen Mitmenschen eine besondere Stellung ein.
00:00:45Die anderen sind für ihn nicht vorhanden, er nicht für die anderen.
00:00:50Er ist der anerkannt Einsame auf dieser Erde.
00:00:55Niemand wird einen Angler ansprechen oder mit Fragen belästigen,
00:00:58vor allem nicht in Frankreich.
00:01:01Eher wird man einen Toten um Auskunft bitten, als einen der tausend Männer,
00:01:04die in und um Paris an den Ufern der Seine sitzen.
00:01:09Das ist Henri.
00:01:12Es ist warm an diesem Sommersonntag des Jahres 1939.
00:01:18Die Luft ist erfüllt vom Lärm fröhlicher Leute und vom Geräusch der Motoren.
00:01:25Nur die Angler schweigen.
00:01:28Und die Natur.
00:01:33Sie haben wohl keine Augen im Kopf.
00:01:41Lissi!
00:01:44Henri!
00:01:46Seit wann bist du denn unter die Angler gegangen?
00:01:48Bist du deswegen vor zwei Monaten verschwunden?
00:01:52Psst!
00:01:56Nicht mehr Henri, hörst du?
00:02:00Meinetwegen.
00:02:02Pierre.
00:02:02Durgent.
00:02:03Ach so.
00:02:05Immer noch das alte Laster.
00:02:07Sag mal,
00:02:09kannst du zur Abwechslung nicht mal wieder wie ein normaler Mensch leben, hm?
00:02:11Höflicher bist du auch nicht geworden.
00:02:33Musst du immer noch versteckt spielen.
00:02:42Lass das bitte.
00:02:44Du hast dich wirklich nicht verändert, Henri.
00:02:47Bezeihung, also Pierre.
00:02:49Oder Jean.
00:02:49Die Namen passen nicht zu dir.
00:02:55Ich werde dich mein Lieber nennen.
00:03:00Oder
00:03:00passt dir das nicht, mein Lieber?
00:03:03Störe ich dich?
00:03:13Wie kommst du darauf?
00:03:16Du siehst aus wie jemand, der eine Verabredung hat.
00:03:21Wie meinst du das?
00:03:24Wir haben uns zwei Monate nicht gesehen.
00:03:27Das kann doch allein passieren.
00:03:28Wie geht es dir sonst?
00:03:58Danke.
00:03:58Wovon lebst du?
00:04:05Wo wohnst du jetzt?
00:04:06Wie es gerade kommt.
00:04:11Malst du noch?
00:04:13Ich meine, hast du eine größere Arbeit vor?
00:04:15Es gibt jetzt Wichtigeres.
00:04:17Angeln zum Beispiel.
00:04:20Es stimmt, für Henri gibt es Wichtigeres als zu malen.
00:04:24Ja, er sitzt hier, weil er eine Verabredung hat.
00:04:26Der vereinbarte Zeitpunkt ist aber längst überschritten.
00:04:29Er mag Lucie sehr, aber dieses unvorhergesehene Zusammentreffen passt ihm im Augenblick gar nicht.
00:04:34Für Lucie steht fest, dass sich Henri wieder einmal in eine gefährliche Sache eingelassen hat.
00:04:42Er hat ihr nie mehr als sachliches Interesse entgegengebracht und gerade dieses Verhalten ihres Studienfreundes von der Kunstakademie reizt sie.
00:04:50Sie spürt, dass sie ihm auf die bisherige Weise nicht beikommen kann.
00:04:54Lucie ändert ihre Taktik.
00:04:56Du glaubst, dass man dich als Angler nicht finden wird?
00:04:59Täusch dich nicht, mein Lieber.
00:05:01Das Kommissariat Spezial hat jetzt neue Methoden.
00:05:05Wir werden uns dann darauf einstellen.
00:05:08Hm.
00:05:09Und wenn die Polizei ihre Leute schon in euren Gruppen hat?
00:05:16Unsere Leute gehen nicht auf den Leim.
00:05:17Na, dann ist ja alles in Ordnung.
00:05:25Wie meinst du das?
00:05:27Hast du vielleicht auch gewusst, dass ich heute hier bin?
00:05:30Bist du nicht zufällig hier?
00:05:32Es geht um mehr als nur um mich.
00:05:36Pass lieber auf deine Angel auf.
00:05:38Woher weißt du von neuen Methoden?
00:05:40Woher?
00:05:44Ich habe meinem Vater vor ein paar Tagen unfreiwillig beim Gespräch zugehört.
00:05:47Die Sache stimmt. Du kannst Gift draufnehmen.
00:05:50Und weiter?
00:05:51Na, was weiter?
00:05:52Hör endlich auf mit diesen Geschichten.
00:05:54Das ist nicht deine Sache. Überlass das anderen.
00:05:56Du bist bei deiner Begabung der geborenen Maler.
00:05:58Du wirst es nie verstehen.
00:05:59Nein.
00:06:00Das werde ich nie verstehen.
00:06:04Ach, fragen wir.
00:06:08Henri kapselt sich ab.
00:06:11Lucie kann sagen, was sie will.
00:06:13Sie kann ihn zu warnen versuchen.
00:06:15Sie kann ihn provozieren wollen.
00:06:16Henri wehrt alles brüsk ab.
00:06:23Dann schweigen beide.
00:06:27Lucie hat eigentlich keinen Grund mehr, bei Henri zu bleiben.
00:06:30Doch ihr Gefühl für ihn und ein wenig Neugier halten sie zurück.
00:06:34Du.
00:06:43Lucie?
00:06:46Ja?
00:06:48War ich wieder mal zu grob?
00:06:52Kann ich dich etwas fragen?
00:06:54Bitte?
00:06:55Hast du mir auch alles gesagt?
00:06:59Du musst mir alles sagen.
00:07:00Musst?
00:07:02Lucie.
00:07:04Verstehe doch.
00:07:04Nein, ich verstehe nicht.
00:07:05Ich kann nicht zusehen, wie du mit offenen Augen ins Verderben rennst.
00:07:08Ach, hör auf.
00:07:10Entschuldige.
00:07:11Aber deine Meinung dazu kenne ich nun langsam auswendig.
00:07:14Hm.
00:07:16Verstehe.
00:07:17Lebe wohl, mein Lieber.
00:07:19Lucie.
00:07:20Ich muss mit dir sprechen.
00:07:23Mein Wagen steht oben an der Chaussée.
00:07:26Am besten ist wir fahren in mein Atelier.
00:07:27Dort bist du am sichersten und wir können ungestört sprechen.
00:07:30Außerdem kannst du dir gleich meine neuen Bilder ansehen, wenn du willst.
00:07:33Ich muss mit dir gehen.
00:08:03Verfluchte Bande.
00:08:07Und der Radfahrer?
00:08:08Nachher erst die da.
00:08:13Keine Tollheit, Lucie.
00:08:15Ich bin nicht wild darauf, in einem Polizeiprotokoll vermerkt zu werden.
00:08:17Hm. Schade.
00:08:30Na, die Nummer haben wir wenigstens.
00:08:3321-63-RJ5.
00:08:36Können wir Ihnen irgendwie helfen?
00:09:06Danke, Madame. Das ist halb so schlimm.
00:09:11Da nehmen Sie. Als Schmerzensgeld.
00:09:14Aber Sie waren es doch gar nicht.
00:09:15Ach.
00:09:17So was? Die hauen ab und Sie helfen.
00:09:19Diese Schweine.
00:09:21Die Nummer von dem Kerl müsste man haben.
00:09:23Na, die kann ich Ihnen sagen.
00:09:27Pierre, weißt du die Nummer von dem Wagen noch?
00:09:33Leider nicht.
00:09:35Mein Gott, Ihre Hose ist ja auch noch zerrissen.
00:09:41Nein, danke. Mich will an der Sache nichts verdienen.
00:09:49Pierre, danke.
00:09:51Bitte?
00:09:57Du bist kein schlechter Stratege, Lucie.
00:10:00Merkst du das erst jetzt?
00:10:05Früher wohnten in dieser Gegend die reichen Bürger von Paris.
00:10:29Jetzt hausen hier die kleinen Krämer, die verarmten Kleinrentner und viele undefinierbare Existenzen.
00:10:36doch auch Literaten und Maler haben hier im Herzen von Paris ihr Domizil.
00:10:41So, alles in Ordnung.
00:10:56Und was ist mit meinen Sachen?
00:10:57Keine Angst, Monsieur Hubert rührt nichts an.
00:11:03Es ist deinetwegen, mein Lieber.
00:11:05Das ist unauffälliger so, hm?
00:11:09Ach du mein Gott, ich habe gar keine Blumen zu Hause.
00:11:11Moment.
00:11:12Ja, bitte.
00:11:14Bitte.
00:11:16Zehn Frauen, bitte.
00:11:17Zehn Frauen, eigentlich ein Wahnsinn.
00:11:19Die Hälfte seines Vermögens.
00:11:23Bitte schön.
00:11:24Danke.
00:11:28Danke.
00:11:35Melken.
00:11:36Ich dachte an unseren ersten Mai.
00:11:39Unsinn.
00:11:40Sag, dass du mich liebst und dass du die Blumen mir zuliebe gekauft hast.
00:11:44Schnell, sag, dass du mich liebst.
00:11:45Ich gehe sonst keinen Schott weiter.
00:11:46Nun lüge doch schon ein bisschen.
00:11:51Ich weiß ja, dass es eine Lüge ist, aber ich würde es so gern von dir hören.
00:11:54Sag, dass du mich liebst.
00:11:56Ich liebe dich.
00:11:58Na also.
00:12:14Aha.
00:12:14Ich dachte, du hättest schon vergessen.
00:12:20Unseren ersten Tanz.
00:12:22Ja, dann warst du eines Tages verschwunden.
00:12:24Spurlos.
00:12:26Grundlos.
00:12:27Nicht grundlos.
00:12:28Aber leichten Herzens.
00:12:29Wenn du meinst.
00:12:39Oh, da haben wir aber Glück.
00:12:41Der Portier ist nicht da.
00:12:42Du weißt doch, die Hälfte dieser Kerle arbeitet für die Sirete oder für das Kommissariat especial.
00:12:46Ich glaube, das ist ein bisschen eine Flüssigkeit.
00:13:12Die Treppe hört wohl gar nicht auf.
00:13:22Durchhalten, mein Junge, wir sind gleich oben.
00:13:23Das Adelier liegt unterm Dach.
00:13:28Ist das hier die einzige Treppe zu deinem Atelier?
00:13:31Natürlich. Genügt sie dir nicht?
00:13:33Doch, doch, aber...
00:13:36Schöne Treppen sind selten.
00:13:39Das Schnittzwerk hier ist ganz hübsch.
00:13:41Henri!
00:13:45Das Restaurant ist geöffnet.
00:14:04Das wär's.
00:14:06Ich bewohne mit ein paar Katzen des Hauses dieses Dach hier oben ganz allein.
00:14:11Keine Nachbarn, eine himmlische Ruhe.
00:14:19Nachricht? Nur für einen Augenblick.
00:14:21Gib die Blumen, wir.
00:14:45Mach dir's bequem, lieber.
00:14:56Ich stell nur die Nelken ins Wasser.
00:15:04Gefällt dir mein Unterstand?
00:15:05Nicht übel.
00:15:06Nicht übel. Alles vorhanden und doch nicht zu viel.
00:15:11Gegensätzliche Wohnfläche, aber voller Harmonie.
00:15:14Dort die Malerin Lussie
00:15:15und hier das Reich der Gastgeberin.
00:15:18So.
00:15:20Und jetzt bist du an der Reihe. Genügt dir eine kalte Platte?
00:15:22Mhm.
00:15:23Dann sei so lieb und stell die Vase auf den Tisch.
00:15:47Oh, pardon.
00:15:48Darf ich an Ihrem Platz servieren?
00:15:58Wenn es sich möglich machen lässt.
00:16:00Ich wüsste nicht, was unmöglich wäre.
00:16:03Wirklich nicht?
00:16:07Nein.
00:16:07Darf ich?
00:16:12Gern.
00:16:24Auf unser Wiedersehen.
00:16:25Weißt du, Lissi?
00:16:43Mir kommen diese paar lumpigen Monate wie Jahre vor.
00:16:48Und wann sieht es dir an?
00:16:50Wieso?
00:16:50Wieso?
00:16:53Du bist anders geworden.
00:16:54Ernster.
00:16:57Härter, verschlossener, auch äußerlich.
00:16:59Äußerlich?
00:17:00Du scheinst seit einiger Zeit nicht mehr genug zu essen.
00:17:03Dir fehlt die richtige Pflege.
00:17:08Wo steckst du nun wirklich?
00:17:16Der alte, unruhige Geist?
00:17:24Ich möchte wissen, wie es bei dir da drin aussieht.
00:17:28Hier tief drin.
00:17:32Weißt du, wie du da stehst?
00:17:34Wie vor drei Jahren, als du das erste Mal in die Zeichenklasse der Akademie kamst.
00:17:38Wenn ich hereingekommen bin, kann ich nicht schon da gestanden haben.
00:17:41Logik.
00:17:42Wir haben dich alle angestattet.
00:17:43Du bist beim nächsten Schritt über deine eigenen Beine gestolpert und hast ein ziemlich sinnloses Pardon von dir gegeben.
00:17:48Mag sein.
00:17:51Aber es war ein glücklicher Beginn.
00:17:53Weißt du noch, wie der Assistent unseres geschätzten Professors Bastagnier...
00:17:56Bastagnier?
00:17:57Wie nennst du Bastagnier?
00:17:59Diesen schmerbäuchigen, widerlichen Syberiten.
00:18:02Ich nannte ihn unseren geschätzten Professor, mein Lieber.
00:18:04Aber ich wollte dich eigentlich fragen, ob du dich noch an seinen Assistenten erinnern kannst.
00:18:08Wie der sich mit hochgezogenen Augenbrauen vor dir aufbaut und fragte...
00:18:12Sind Sie Modell?
00:18:13Student.
00:18:14Student?
00:18:15Student?
00:18:16Ach, wohl der neue Stipendiat.
00:18:18Erraten.
00:18:19Na dann suchen Sie sich bitte einen Platz.
00:18:22Und als ich mich umsah und nicht wusste, wo ich mich hinsetzen sollte, da hast du zum ersten Mal etwas zu mir gesagt.
00:18:29Erinnerst du dich?
00:18:31Hier ist noch ein Platz frei.
00:18:34Na bitte setzen Sie sich.
00:18:38Und dann sind wir gut miteinander ausgekommen.
00:18:41Auch wenn wir uns oft gestritten haben.
00:18:43Wenn der Gegenstand den Streit lohnt.
00:18:45Ich weiß, du liebst die Auseinandersetzung.
00:18:50Lucine, ich bin hierher gekommen, um mit dir...
00:18:53Mit mir über meine Bilder zu sprechen.
00:19:00Also sieh dich um.
00:19:03Wie findest du sie?
00:19:05Lucine, bitte.
00:19:06Ich wollte...
00:19:06Henri, du weißt, wie viel ich auf dein Urteil gebe.
00:19:09Na, was meinst du?
00:19:37Deine Linienführung ist klarer geworden.
00:19:43Kräftiger.
00:19:49Und wie gefällt dir das Schwimmstadion?
00:19:51Komposition, Flächenaufteilung?
00:19:57Na, sag schon.
00:19:58Du weißt, ich bin nicht empfindlich.
00:20:01Der Kubismus ist nicht mehr ganz so jung wie du, Lucy.
00:20:03Ich finde, er engt den Künstler mehr ein, als er ihm nutzen könnte.
00:20:11Warum hast du dieses Schwimmstadion gerade so und nicht anders gemacht?
00:20:16Ich fand die Geometrie der Flächen sehr schön.
00:20:22Ah, auf die Flächen bist du also aus.
00:20:27Und hier?
00:20:29Das musst du doch zur selben Zeit gemalt haben.
00:20:31Hm.
00:20:32Mich hat das Wechselspiel von Licht und Schatten fasziniert.
00:20:36Die herrlichen Kontraste.
00:20:37Licht und Schatten.
00:20:40Sujet ist nicht so wichtig.
00:20:41Professor Bastagné hat mir erst vor wenigen Tagen...
00:20:43Wenn ich von Kubismus spreche, dann meine ich Brack und Picasso.
00:20:46Aber nicht Bastagné.
00:20:47Diese hohle Blase.
00:20:50Dieser Bastagné ist ein Schuster.
00:20:53Ein Küchenbulle.
00:20:54Aber, aber doch kein Künstler.
00:20:56Dieser Küchenbulle hat mit einem Akt begonnen.
00:21:08Mit einem Akt von mir.
00:21:10Nein.
00:21:11Möchtest du noch etwas essen?
00:21:15Bitte.
00:21:20Übrigens scheint ihm die Arbeit zu gelingen.
00:21:21Ein Akt in warmen, pastosen Tönen, wie ein Renoir.
00:21:30Du hast ihm Modell gestanden?
00:21:32Warum nicht?
00:21:34Und gerade ich als Malerin verstehe, wie wichtig ein Modell ist.
00:21:37Nicht irgendein Modell, sondern ein bestimmtes.
00:21:38Für einen bestimmten Monsieur Bastagné.
00:21:41Für eine Frau ist es immer eine große Sache, gut gemeint zu werden.
00:21:45Ihre Jugend gleichsam unvergänglich zu wissen.
00:21:48Ha!
00:21:49Dann denk doch nur an die Maya von Goya.
00:21:50Oder an das Aktbild Hendrik Stoffels von Rembrandt.
00:21:54Ich finde es geschmacklos, diesen stümpfer Bastagné
00:21:56in einem Atem mit Rembrandt oder Goya zu nennen.
00:21:59Ach, Rembrandt hätte also meinen Akt malen dürfen.
00:22:03Es ist spät.
00:22:05Du erlaubst, dass ich gehe.
00:22:06Ach, du bist wütend, wenn ich dem Professor Modell stehe.
00:22:10Du bist gekränkt.
00:22:12Eifersüchtig.
00:22:13Ja, du bist eifersüchtig, mein Lieber.
00:22:15Unsinn.
00:22:16Natürlich habe ich den dicken Bastagné nicht Modell gestanden.
00:22:18Das würde ich niemals tun.
00:22:20Wirklich nicht?
00:22:28Warum quälst du mich da?
00:22:30Tu ich das?
00:22:31Ja.
00:22:34Das möchtest du wohl, aber das wird dir nicht gelingen.
00:22:38Du solltest lieber mehr über die Aufgaben der Kunst nachdenken.
00:22:41Ich finde, man kann nur etwas schaffen, wenn man anderen etwas zu sagen hat.
00:23:01Andere.
00:23:02Du arbeitest wohl nur für dich?
00:23:11Für deine Selbstklärung?
00:23:16Ich male kaum noch.
00:23:20Ich merke selber, dass ich künstlerisch auf einem toten Punkt bin.
00:23:22Deshalb konzentriere ich mich ganz auf den Sport.
00:23:30Ich trainiere Langstrecke für die Landesmeisterschaften im Schwimmen.
00:23:33Kannst du das verstehen?
00:23:34Ich glaube, du hast ein untrügliches Gefühl dafür, was gut für dich ist und was nicht.
00:23:41Gerade weil du Talent hast.
00:23:44Mag sein.
00:23:45Aber dir fehlt dieses Gefühl.
00:23:49Begreifst du nicht, dass du in die Welt der Kunst gehörst?
00:23:52Die Politik wird dein Talent zerstören.
00:23:54Du wirst die Welt nicht mehr in Farben sehen, sondern nur noch in Schwarz und Weiß.
00:23:58Wie kannst du das behaupten?
00:24:01Du bist auf einem toten Punkt angelangt.
00:24:03Ich aber befinde mich auf dem lebendigsten und wahrscheinlich wichtigsten Abschnitt meines Weges.
00:24:10Die Zeit verlangt nicht nur die Hand des Künstlers.
00:24:13Sie verlangt ihn ganz.
00:24:16Und wie willst du weiterleben?
00:24:19Gehetzt?
00:24:20Gejagt?
00:24:22Ohne Wohnung?
00:24:22Ohne Ruhe?
00:24:24Ohne Zukunft?
00:24:25Kennst du deine Zukunft?
00:24:29Weißt du, ob du so weiterleben kannst?
00:24:33Lucie, in wenigen Wochen wird Krieg sein.
00:24:38Krieg?
00:24:39Ach, das ist doch nicht möglich.
00:24:40Doch.
00:24:42Monsieur Daladier hat mit dem Münchner Abkommen nicht nur unsere Verbündeten verraten,
00:24:45sondern auch Frankreich.
00:24:47Auch den Frieden.
00:24:49Du siehst zu schwarz.
00:24:51Und du siehst gar nichts.
00:24:52Genauso wenig wie unsere Regierung.
00:24:54Der Krieg ruft auf uns zu, aber sie tut nichts.
00:24:58Was hat sie denn getan, als Hitler vor vier Monaten die Tschechoslowakei besetzte?
00:25:03Hm?
00:25:03Nichts.
00:25:03Sie hat ihn ganz leise getadelt.
00:25:09Aber uns Kommunisten seitdem Repressarien ausgesetzt, als wären wir schon verboten.
00:25:15Wahrscheinlich fühlt sie Ruhe und Ordnung durch euch bedroht.
00:25:18Na komm, du, Volkstribunen.
00:25:25Setz dich, wir beide können sowieso nichts ändern.
00:25:27Wir beide allein nicht.
00:25:28Ach, Wunsch, Träume.
00:25:29So bist du.
00:25:31So seid ihr alle.
00:25:31Also doch.
00:25:36Hier, mein Lieber, du kannst es doch nicht lassen.
00:25:40Was heißt das?
00:25:41Der Politiker hat noch Zeit für die Kunst.
00:25:50Zeit für Notizen.
00:25:51Notizen in meiner persönlichen Handschrift.
00:25:56Notizen für später.
00:25:58Wenn ich wieder Zeit für die Kunst haben werde.
00:26:00Wenn, wenn, wenn.
00:26:00Du kannst doch deine Begabung nicht in ein so winziges Skizzenheft zwängen.
00:26:04Du hast doch eine Verantwortung vor der Kunst.
00:26:06Ja, das stimmt.
00:26:09Ich zeig dir die Skizzen.
00:26:11Vielleicht verstehst du mich dann besser.
00:26:17Bist du eigentlich satt geworden?
00:26:18Oder soll ich dir noch etwas zurecht machen?
00:26:20Nein, danke.
00:26:21Nur, falls in dem Krug noch ein Rest ist.
00:26:23Ich kann ja noch eine Flasche holen.
00:26:26Lieber nicht.
00:26:29Henri möchte seinen klaren Kopf behalten.
00:26:31Lissi aber freut sich über seine Angst.
00:26:34Er könnte ihn verlieren.
00:26:38Er will sie von der Richtigkeit seiner Erkenntnisse, seines Weges überzeugen.
00:26:42Sie aber möchte die harte Schale seiner Sachlichkeit durchbrechen.
00:26:45Der Streit um Kunst und Politik ist nicht neu zwischen ihnen.
00:26:48Aber heute ist Henri zum ersten Mal mit ihr an einem langen Abend allein.
00:26:53Erinnerst du dich, wie im vergangenen Jahr die Schläger-Truppen des Croix de Feu
00:26:57die Bilder von Picasso, Brack und Matisse herunterreißen wollten?
00:27:01Ich weiß, das war schockierend.
00:27:04Bilder stürmen im 20. Jahrhundert.
00:27:08Hier ist Jacques Theron.
00:27:10Er hat einen Raum, in dem Bilder von Matisse singen verteidigt,
00:27:13bis wir Hilfe für ihn bringen konnten.
00:27:15Er hatte dann auch die Idee, dort einen ständigen Wachdienst einzurichten.
00:27:18Du hast natürlich mitgemacht.
00:27:21Ja.
00:27:23Gut.
00:27:26Du hast Bilder vor wild gewordenen Raudis geschützt.
00:27:31Aber damit hätte es für dich auch zu Ende sein müssen.
00:27:33Aufhören?
00:27:34Ja, aber du hast dich erstaunlich schnell beeinflussen lassen.
00:27:39Dafür hat die Polizei gesorgt.
00:27:40Ich habe da eine bestimmte Abteilung der Präfektur kennengelernt.
00:27:45Die haben es auf Kommunisten abgesehen.
00:27:49Ich war keiner.
00:27:50Aber ich habe dort welche getroffen.
00:27:55Du bist verhaftet worden.
00:27:56War dir das nicht Warnung genug?
00:27:59Wer gewarnt wird, kann die Gefahr besser erkennen.
00:28:03Hör auf damit.
00:28:03Hör auf mit diesem Leben.
00:28:04Einmal haben sie dich schon ins Krankenhaus geschafft mit einem Messerstich in der Brust.
00:28:09Weißt du, wo du das nächste Mal landest?
00:28:16Ich habe Angst um dich, Harry.
00:28:18Ich passe schon auf mich auf, Lucie Lassner.
00:28:21Es ist nett, dass du dir Gedanken um mich machst.
00:28:24Bist schon ein guter Freund.
00:28:27Ein richtiger Kamerad.
00:28:28Ja.
00:28:30Den man auf die Schulter hat, ich verstehe.
00:28:31Nein, Lucie.
00:28:32Doch!
00:28:34Du bist hierher gekommen, weil du glaubst, ich kann die Einzelheiten über die neuen Methoden
00:28:38das Kommissariat Spezial nennen.
00:28:44Bitte fragen.
00:28:47Nicht so, Lucie.
00:28:48Warum nicht so?
00:28:49Bitte fragen.
00:28:54Also,
00:28:55du hast heute Nachmittag von getarnten Agenten gesprochen.
00:29:01Das Kommissariat Spezial soll sie in unsere Gruppen geschickt haben.
00:29:03Stimmt das wirklich?
00:29:06Und was weißt du davon?
00:29:09Ich kann nur sagen, wie sie es im Betrieb meines Vaters machen.
00:29:13Dort wird jetzt mit Hochdruck gearbeitet.
00:29:15Man braucht Panzermotore.
00:29:17Das heißt, eine starke Nervosität wegen Deutschland und Polen
00:29:19und auch wegen des Einflusses, den die Kommunisten bei uns auf die Arbeiter haben.
00:29:24Immer mehr Agenten werden eingestellt.
00:29:27Natürlich gut getarnt als Arbeiter.
00:29:29Und die anderen sich dann jeden heraus, der auch nur so denkt wie ihr.
00:29:34Und was geschieht mit denen?
00:29:37Personalabbau.
00:29:38Sie werden auf kalten Wege entfernt.
00:29:40Auf wen sind sie scharf?
00:29:41Kennst du Namen?
00:29:42Charles gehört dazu.
00:29:43Charles Galliani.
00:29:45Ein erstklassiger Mann.
00:29:47Ich überprüfe die Kompressormotoren, die ich fahre, steht selbst.
00:29:50Naja, nicht alle Monteure, mit denen ich auf dem Prüfstand arbeite,
00:29:53haben das Ohr für den besonderen Ton eines Motors.
00:29:55Aber Charles,
00:29:56das ist ein großartiger Junge.
00:29:59Wenn der Kompressor arbeitet,
00:30:00dann hat er nicht mal Augen für mich.
00:30:02So verliebt ist er in seine Motoren und in seine Arbeit.
00:30:06Tja.
00:30:06Und wenn ich dann am Abend die Gespräche meines Vaters
00:30:09mit seinem fetten asthmatischen Geschäftsfreund höre,
00:30:12wie sie diesen oder jenen Arbeiter durch Agenten überwachen lassen
00:30:15und wie ausgerechnet mein Charles als unzuverlässig kaltgestillt werden soll,
00:30:19dann packt mich eine wahre Wut.
00:30:22Dieser Charles ist also ein Politischer?
00:30:24Nein, ein großartiger Junge.
00:30:27Ein ausgezeichneter Monteur.
00:30:28Wenn Charles wirklich auf diese Weise aus dem Betrieb fliegen soll...
00:30:38Man müsste das verhindern.
00:30:39Ja, am jeden Preis.
00:30:43Könnte ich oder einer meiner Freunde mit diesem Charles zusammenkommen?
00:30:49Du willst ihn für die Politik gewinnen?
00:30:52Er steckt ja schon mittendrin.
00:30:55Was willst du mit ihm tun?
00:30:57Ihn warnen.
00:30:58Ihn auf die Spitzel aufmerksam machen.
00:31:03Rissi.
00:31:04Bist du nicht selbst mitschuldig,
00:31:07wenn dieser Charles ins Gefängnis fliegt?
00:31:08Henri, du übertreibst.
00:31:10Ihr seht, dass immer ist, wenn es zu spät ist.
00:31:13Blut ist geflossen, auch ohne, dass der Krieg schon begonnen hat.
00:31:16Ich weiß das.
00:31:16Glaub es mir.
00:31:18Schauselig ist das alles.
00:31:21Kampf ist das alles.
00:31:24Glaub mir, Rissi.
00:31:26Das Leben, das ich jetzt führe, ist nicht leicht.
00:31:27Nie mehr Ruhe, nie mehr absolute Sicherheit.
00:31:31Und doch möchte ich mit keinem tauschen.
00:31:33Ich fürchte, er ist recht keiner mit dir.
00:31:36Lissi, wenn man erst einmal diesen riesigen Schwindel durchschaut hat, diesen Nebel, der das Gespenst des Kriegs verhüllen soll,
00:31:43dann darf man nicht mehr abwarten und schweigen.
00:31:46Es geht doch um deinen Monteur, um Charles Galliani.
00:31:48Jeder Tag ist kostbar.
00:31:51Aber noch kostbarer ist jeder Mensch.
00:31:53Lissi.
00:31:54Lissi.
00:31:54Wirst du uns helfen, mit Charles Kontakt aufzunehmen?
00:32:01Er ist bestimmt ein schlechter Illegaler, denkt Lissi.
00:32:04Bei seinem Temperament wird man ihn tot sicher eines Tages fassen.
00:32:11Also, was ist?
00:32:13Ich werde versuchen, ob ich Charles in den nächsten Tagen sprechen kann.
00:32:18Lissi fürchtet für ihn.
00:32:20Und aus der Furcht erwächst wieder der Wunsch, ihn mit der Kraft ihres Wesens zu umfangen.
00:32:24Ihn an sich zu binden und ihn so aus allem herauszuhalten.
00:32:27Es ist dringend, Lissi.
00:32:31Verzeih, Henri.
00:32:33Bin vom Schwimmen unter Luft ein bisschen müde.
00:32:37Es ist schon spät.
00:32:40Wir werden morgen das Gespräch weiterführen.
00:32:47Ich weiß nicht, wo ich morgen früh sein werde.
00:32:50Du kannst hier liegen.
00:32:54Ich schlafe nebenan.
00:32:55Ja, aber...
00:32:58Das Haus ist verschlossen.
00:32:59Wir müssen den Portier wecken.
00:33:02Du hast doch keine Angst vor mir.
00:33:04Angst?
00:33:04Besser.
00:33:05Na eben, dann ist ja alles in Ordnung.
00:33:13Henri ärgert sich über Ihre Frage.
00:33:19Er ist schließlich kein kleiner Junge.
00:33:23Aber er fühlt sich gefangen.
00:33:25Hier oben im Atelier sitzt er wie in einer Falle.
00:33:31Seltsam, das erregt ihn nicht einmal so sehr.
00:33:34Ihn fasziniert die Sicherheit, die Energie dieser Frau.
00:33:37Ja, eine Frau ist sie, eine begehrenswerte Frau.
00:33:39Henri scheint es, als hätte er das in den letzten Monaten vergessen.
00:33:41Er ist schließlich ein Lied.
00:33:43Dr.
00:33:45Ja, Mann!
00:33:47Vielen Dank.
00:34:17Für Sie? Ja? Wo war denn das? Ich glaube an der Place Danton. Und worum geht es auf deiner Zeichnung? Ach du Schulmeister, siehst du denn nicht? Hier eine Menschenwolke und hier noch eine. Die prallen aufeinander wie Gewitterschwaden mit herrlichen Lichtkontrasten. Wenn man das malen wollte, in tiefem Indigo. Herrliche Lichtkontraste. Indigo.
00:34:47Aber dass diese Menschenwolke im letzten Jahr, am 1. Dezember bei dem missglückten Generalstreik, von diesen auf deinem Bild so winzigen Gendarmen auseinandergeschlagen wurde, dass der Pariser Asphalt zu Füßen d'Entrance durch Franzosen mit französischem Blut gerötet wurde, das braucht eine französische Künstlerin ja nicht zu interessieren.
00:35:07Ich entscheide selbst, was mich interessiert. Du hättest es bei deinem Wissen wahrscheinlich besser gezeichnet. Falls du überhaupt noch zu zeichnen verstehst!
00:35:14Henri möchte weg von hier. Nur weg. Aber den Portier alarmieren? Das wäre ein heller Wahnsinn. Durchs Fenster aussteigen.
00:35:31Das Risiko wäre zu groß. Und warum eigentlich auch? Was war überhaupt geschehen? Er hat jedoch nur seine Meinung gesagt.
00:35:43Na ja, sie kann eben keine Kritik vertragen.
00:35:51Er wird dir beweisen, dass er noch zeichnen kann.
00:36:12Kann ich hier ganz gut finden.
00:36:14Kann ich jetzt jetzt noch?
00:36:16Ja.
00:36:17Das ist sie.
00:36:29Nein, das trifft es nicht.
00:36:51Lyssy ist nicht so hart, so launenhaft.
00:36:59Im Gegenteil, sie könnte ein echter Kamerad sein.
00:37:07Lyssy hat Talent, starkes Talent sogar, aber mehr Klarheit und mehr Vertiefung wären denkbar.
00:37:25Ja, hier muss man mit Licht und Schatten arbeiten.
00:37:52In wenigen markanten Figuren die Fronten sich verkörpern lassen.
00:37:56Nicht Menschenwolken, nein Menschen, die sich gegen Gefühlloses schämen, gegen Pferde und Säbel zur Wehr setzen.
00:38:02Das müssen wir uns zeigen.
00:38:06Darauf kommt es an.
00:38:10Zum Schluss!
00:38:14Das war's für heute.
00:38:44Das ist sehr schön.
00:39:03Du hast recht, Lucie. Ich kann nichts mehr.
00:39:06Doch, Henri. Du kannst sogar sehr viel.
00:39:09Lucie, wie soll ich das erklären? Ich...
00:39:12Wenn du zeichnest, dann verstehe ich dich.
00:39:20Besser als wenn du sprichst.
00:39:24Henri.
00:39:28Ich wollte dich nicht verletzen vorhin.
00:39:30Ich konnte nicht einschlafen, ohne dir das zu sagen.
00:39:37Ich weiß nicht, was mit mir los war.
00:39:43Ich war total verrückt.
00:39:45So siehst du mich?
00:39:55So bist du.
00:39:56So wild und hart?
00:39:58Wild und hart?
00:40:00Naja, Stirn, Backen, Knochen, Kinn, ja.
00:40:03Ja, aber...
00:40:06Sieh doch den Mund.
00:40:08Weich gesprungen.
00:40:09Die Augen wie von einer Hexe.
00:40:15Eine Zauberin.
00:40:16Hexe?
00:40:17Das ist etwas Unglückbringendes.
00:40:21Glück und Unglück bringen es zugleich.
00:40:23Weiches und hartes zugleich.
00:40:25Weibliches und männliches zugleich.
00:40:27Männlich?
00:40:28Das sagst du nur, weil ich dir einmal so deutlich die Wahrheit gesagt habe.
00:40:33Weil du im Grunde überhaupt nichts verstehst.
00:40:35Nichts verstehst.
00:40:36Nichts verstehst.
00:40:42Lucie.
00:40:44Lucie.
00:40:51Ich weh nicht.
00:40:52Ich liebe dich nicht, wirst du nicht weh nicht.
00:40:58Lucie kann nicht schlafen.
00:41:14So müde sie auch ist.
00:41:17Ihre Gedanken sind wach und bewegt.
00:41:22Wer ist der Mensch, der neben mir schläft?
00:41:25Fragt sie sich.
00:41:26Was bin ich für ihn?
00:41:35Viele, die sie kannten, waren sich darüber einig,
00:41:38dass diese tollkühne, nervenharte Rennfahrerin
00:41:40und Meisterschwimmerin eigentlich ein Mann sei.
00:41:43Und ihr weiblicher Charme nur eine Maske.
00:41:48Gerade diese Meinung schmerzte und beleidigte sie aufs Tiefste.
00:41:51Ohne dass sie es sich eingestand.
00:41:53Henri war nicht der erste Mann, mit dem sie eine Nacht verbrachte.
00:42:03Sie hatte viele Verehrer und sie räumte ihrem Körper das Recht ein,
00:42:05das, wie sie glaubte, ihm zukam.
00:42:09Sie tat es, um den Lebensdurst zu stillen
00:42:11und vor sich selbst zu beweisen, dass sie eine Frau sei.
00:42:13Was aber war in dieser Nacht geschehen?
00:42:25Sie hatte geglaubt, ihn zu kennen,
00:42:27aber in der letzten Stunde war ihr ein anderer, ein neuer Mensch begegnet.
00:42:32Ein Mann, der viele Fragen in ihr wach rief.
00:42:35Sie spürt, dass sie von diesem, von seiner Idee besessenen Jungen nicht loskommt,
00:42:44ehe sie nicht das Rätsel gelöst hat, das sie an ihn bindet.
00:42:48Etwas Geistiges ist in ihre Liebe getreten.
00:42:50Was ist?
00:42:56Nichts, lieber.
00:42:58Wie viel Uhr?
00:43:00Erst drei, sei ganz ruhig.
00:43:04Bleib, du bist bei mir in Sicherheit.
00:43:05Niemand wird heraufkommen, glaub es mir.
00:43:06Kann man hier über die Dächer?
00:43:21Das ist doch Wahnsinn!
00:43:22Henri, so hör doch!
00:43:26Geh, wenn du willst.
00:43:28Brich dir den Hals, wenn du willst,
00:43:29wegen eines Betrunkenen, dem man in seine Bude buxiert.
00:43:36Brich dir den Hals,
00:44:03wegen eines Betrunkenen,
00:44:08hast du gesagt?
00:44:10Wenn du willst,
00:44:11hab ich gesagt.
00:44:20Ich wusste ja, dass du bleibst.
00:44:23Weil du nicht willst, was ich nicht will.
00:44:26Und wenn ich doch gegangen wäre?
00:44:29Verhext.
00:44:31Ach was.
00:44:33Das ist doch kein §
00:44:36Du hast zu.
00:44:38Das ist doch ein
00:44:46Überdelsteruxe,
00:44:47beim Verweiler anz.
00:44:48Meinrat,
00:44:50dass das alles nicht ganz gut k أنnt sich
00:44:51n Treibe,
00:44:53wo es drehe olympischen
00:44:54als svenge ist.
00:44:55Das ist ja auch passiert.
00:44:55Dann vielleicht 오리는
00:45:03Du, vielleicht hättest du doch nicht mit mir fahren sollen.
00:45:11Nicht bei mir bleiben sollen.
00:45:16Mit jeder Minute wird unsere Liebe stärker und tiefer.
00:45:19Unsinn.
00:45:21Ich habe nie länger als zwei Monate leben können.
00:45:24Dann war es plötzlich aus.
00:45:26Einfach aus.
00:45:28So war das bisher?
00:45:30Ja.
00:45:31Immer?
00:45:32Immer.
00:45:34Dort im Schrank steht der Konya.
00:45:35Kohling, bitte.
00:46:00Wie still es auf einmal geworden ist.
00:46:02Wie still und kühl.
00:46:04Nicht nur Paris rot aus.
00:46:07Sondern auch dieser glühende Sommer.
00:46:12Alles ist ganz weit weg.
00:46:14Kaum noch zu hören.
00:46:17Umso besser hört man den Atem.
00:46:20Und das Herz des Anderen.
00:46:23Was hast du?
00:46:38Wie du trinken kannst?
00:46:40Na und?
00:46:40Wie ein Mann.
00:46:42Wie ein Mann.
00:46:43Das sagst du nicht, weil ich den Konya trinke.
00:46:45Bestimmt nicht deswegen.
00:46:46Sondern weil ich Langstrecken schwimme und die Kurven schneide und den Kopf und die Nerven behalte.
00:46:49Weil andere wegen uns betrunken und auf die Dächer klettern.
00:46:51Bin ich deswegen ein Mann?
00:46:52Sag, bin ich deswegen ein Mann?
00:46:59Henri.
00:46:59Nur langsam erwacht Paris am Montagmorgen.
00:47:09Noch läutet keiner der Kirchen zur Frühmesse, noch klärt keiner der Eisenläden der Händler.
00:47:14Henri´s Gedanken sind jetzt auf den neuen Tag errichtet.
00:47:22Sein nächster Treff ist erst für den Mittag vorgesehen.
00:47:25Aber er wird früher hinausfahren und sich die Umgebung des Treffpunktes gründlich ansehen,
00:47:30falls wirklich Polizei auftauchen sollte.
00:47:34Wer weiß, wann du wieder was zu essen bekommst.
00:47:37Das ist lieb von dir.
00:47:39So wirst du mich nicht vergessen.
00:47:41Und vielleicht sogar spüren, dass ich immer bei dir bin.
00:47:43Immer.
00:47:44Bis wenn's wiedersehen.
00:47:45Bis sie.
00:47:46Wir dürfen nicht träumen.
00:47:48Auch wenn der Traum noch so schön ist.
00:47:51Du weißt selbst, die Wirklichkeit sieht anders aus.
00:47:55Aber wir, sind wir nicht auch die Wirklichkeit?
00:47:58Ein Teil von hier.
00:47:59Ein winziger Teil.
00:48:02Und wenn in wenigen Wochen der Krieg die Wirklichkeit ist?
00:48:08Ich werde dir die Verbindung zur Schal schaffen.
00:48:11Du hast recht, man muss ihn warnen.
00:48:13Also?
00:48:13Wann und wo willst du ihn treffen?
00:48:15Ich muss das mit meinen Freunden besprechen.
00:48:17Du kriegst bald Nachricht.
00:48:19Ach, darüber findet wohl erst ein Kronrat statt.
00:48:21Aber eine Besprechung mit zwei, drei Genossen.
00:48:23Und du allein kannst das nicht entscheiden?
00:48:24Nein.
00:48:25Nichts für mich.
00:48:26Ich liebe keine Bevormundung.
00:48:28Ich habe nach meinem Willen, nach meinem Gefühl.
00:48:30Stimmt nicht.
00:48:30Stimmt.
00:48:31Dann hättest du gestern nach deinem Gefühl dem Auto die Bahn geschnitten und es angehalten.
00:48:37Und nach deinem Willen diese Bande zur Rede gestellt.
00:48:42Du hast es aber nicht getan.
00:48:44Dank deiner Bevormundung?
00:48:46Dank deiner Vernunft.
00:48:48Ich weiß, du hast es für mich getan.
00:48:50Dein Gefühl für Gerechtigkeit hätte etwas anderes verlangt.
00:48:55Aber ich habe...
00:48:56Sag noch einmal, dass du mich liebst.
00:48:59Sag es noch ein einziges Mal.
00:49:01Ich weiß ja, es ist Unsinn, aber es tut so gut daran zu glauben.
00:49:04Was sind Worte?
00:49:09Worte können wie Liebkosum sein.
00:49:12Sag es noch einmal.
00:49:15Lüg noch ein einziges Mal.
00:49:20Und wenn ich nicht lüge?
00:49:22Wenn es wahr ist.
00:49:34Ich kenne ein altes Volkslied.
00:49:55Kenne ich es auch?
00:49:56Vielleicht.
00:49:58Schenkte der Herr König mir seine ganze Stadt Paris.
00:50:01Und wollte er, dass ich dafür meine Liebsten Liebe ließ.
00:50:06Sprech ich Siehe.
00:50:09Ihr habt ihr dies wieder.
00:50:11Euer Groß Paris.
00:50:13Lieber als das alles Siehe.
00:50:16Lieber ist die Liebste mir.
00:50:20Ein Glück für dich, dass wir eine Republik haben.
00:50:23Du Troubadour.
00:50:25Kennst du auch das?
00:50:27Der Liebsten hätte ich versprochen.
00:50:29Ich liebte sie bis zur Grabesstadt.
00:50:33Schöner von Aprikosenblatt hätte dies Versprechen nicht gestochen.
00:50:37Doch da hebt sich ein Lüftchen nur.
00:50:39Ade das Blatt, ade der Schwur.
00:50:45Es ist Zeit für dich.
00:50:46Es ist schon fünf.
00:50:48Warte einen Augenblick.
00:50:49Alles erscheint Henri auf einmal verändert.
00:50:55Es fällt ihm nicht leicht, sich von dem Raum zu trennen, in dem er glücklich war.
00:51:01Er hatte Lucie noch nie richtig gesehen.
00:51:04In Wirklichkeit ist sie schöner, klüger, zärtlicher.
00:51:06Ich könnte es jetzt besser zeichnen.
00:51:09Danke, Auring.
00:51:16Wirst du wiederkommen?
00:51:18Du weißt, es hängt nicht von mir ab.
00:51:20Ich verstehe.
00:51:21Und ich wollte dir nur noch sagen, dass du hier jederzeit ein sicheres Quartier finden kannst.
00:51:26Und dass du vergessen kannst, was zwischen uns war.
00:51:28Was hast du?
00:51:53Ich möchte mich an das alles erinnern können.
00:51:58Wie sich das Leben für mich in diesen wenigen Stunden verändert hat.
00:52:05Ich nehme Freude, Mut und Hoffnung mit hinaus.
00:52:08Nein, den Mut und die Hoffnung hatte ich.
00:52:15Aber wenig Freude.
00:52:19Ich wusste nicht, wie schön das Leben sein kann.
00:52:24Wie lebenswert.
00:52:28Vielleicht ist dies eine ganz private Sache.
00:52:34Doch sie gibt mir eine große Lust zu kämpfen.
00:52:37Eine wunderbare Freude.
00:52:40Für Lucie sind diese Worte die schönste Liebeserklärung.
00:52:43Ich habe das Zeug total vergessen.
00:52:55Ich habe das Zeug total vergessen.
00:52:57Moment.
00:53:03Ist was?
00:53:04Ja.
00:53:05Dein Fahrrad und deine Sachen.
00:53:06Ich hole sie aus der Garage.
00:53:07Donnerwetter.
00:53:08Ich hatte das Zeug total vergessen.
00:53:10Also doch verhext.
00:53:11Henry hat bereits Abstand zu dem gewonnen, das in den letzten Stunden geschah.
00:53:21Es gelingt ihm aber nicht, sich völlig in den zurückzuverwandeln, der er noch gestern war.
00:53:31Hier, mein Lieber, und vergiss es nicht wieder bei einer ähnlichen Gelegenheit.
00:53:34Solche Gelegenheit gibt es nur einmal.
00:53:39Dein Glück?
00:53:40Du, ich werde in den nächsten Wochen abends im Atelier sein.
00:54:05Und oft auch schon nachmittags.
00:54:07Und wenn einer meiner Kameraden ein Quartier braucht?
00:54:19Nur für den Notfall.
00:54:26Lass mir ein bisschen Zeit, Henry.
00:54:30Ich möchte in den nächsten ein, zwei Wochen dort nur dich um mich haben.
00:54:36Verstehe das bitte.
00:54:38Es war vielleicht dumm, dich darum zu bitten.
00:54:43Wenn es sehr wichtig ist, dann schick, wen du willst.
00:54:45Mit einem Zeichen von dir.
00:54:47Das ist ja wunderbar.
00:54:49Das ist für uns ein ganz großes Plus.
00:54:57Und auch für deinen Monteur.
00:55:00Den Schaden.
00:55:00Du wirst es später mal besser verstehen.
00:55:10Meinst du?
00:55:11Es ist Lucy nicht leicht gefallen, Henry diese Zusage zu geben.
00:55:16Aber sie liebt ihn.
00:55:18Sie kann und will ihn nicht enttäuscht von sich gehen lassen.
00:55:20Und du wirst du, wenn du das?
00:55:21Du wirst da.
00:55:21Amin.
00:55:21Musik
00:55:51Ja, ich glaube, es ist Zeit.
00:56:13Wenn wir noch lange bleiben, wird es immer schwerer für uns.
00:56:20Ich bring dich noch bis zur Brücke.
00:56:21Für Gottes Willen, bleiben Sie da stehen!
00:56:23Bleiben Sie stehen!
00:56:25Wo laufen Sie denn hin?
00:56:27Was ist das?
00:56:29Nein!
00:56:31Nein!
00:56:39Bist du wahnsinnig?
00:56:41Du willst von nachher auf der Präfektur vernommen werden.
00:56:43Das ist egal.
00:56:44Das ist meine Sache.
00:56:45Verschwinde.
00:56:46Denk an deine Sache.
00:56:48Schnell, schnell!
00:56:50Sie müssen helfen!
00:56:52Jemand ist von der Brücke gesprungen!
00:56:56Sie müssen ganz schnell machen!
00:56:58Schnell, schnell. Sie müssen helfen.
00:57:10Jemand ist von der Brücke gesprungen.
00:57:11Wir müssen Sie ganz schnell machen.
00:57:12Eilen Sie sich.
00:57:14Schnell, schnell, schnell, schnell.
00:57:28Zu spät.
00:57:47Alle Achtung. Sie hat es geschafft.
00:57:50Ein Mordsmädel.
00:57:52Haben Sie den Sprung gesehen? Erstlassig.
00:57:55Das muss eine Schwimmerin sein.
00:57:56Trotzdem, Mut gehört dazu, finden Sie nicht?
00:58:01Na ja.
00:58:01Ja, na ja.
00:58:03Ich sehe schon, Sie sind Angler.
00:58:05Da interessiert Sie sowas natürlich nicht.
00:58:07Sind Sie etwa kein Angler?
00:58:09Und außerdem hat mich das interessiert.
00:58:11Na schön.
00:58:12Versuchen Sie, ob etwas anbeißt.
00:58:18Henri hat noch immer die erregte Stimme im Ohr, mit der Lucie im Zurief.
00:58:22Verschwinde, denk an deine Sache.
00:58:23Ja, er wird nachher an Land steigen und über Neuilly und Coulomb nach Bézanne hinausfahren.
00:58:32Er ist erfüllt von Kraft, Glück und Dankbarkeit, wie noch nie in seinem Leben.
00:58:39Wir sehen uns.
00:58:39Wir sehen uns.
00:58:40Dann geht's.
00:58:40Wir sehen uns.
00:58:40Wir sehen uns.
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