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  • 31.5.2025
Tainted Grail: The Fall of Avalon hat endlich den Early Access verlassen und ist mit Version 1.0 nochmal ordentlich gewachsen. Das Rollenspiel im Stil von Oblivion und Skyrim überrascht vor allem mit einer richtig guten Hauptgeschichte, also ausgerechnet mit etwas, dass bei den Bethesda-Vorbildern meist eher enttäuscht.

Guide: 4 Tipps zu Tainted Grail, die mir niemand gesagt hat

Aber auch sonst hat Tainted Grail: The Fall of Avalon viel zu bieten, selbst wenn es nach hinten raus ein bisschen dünner wird. Warum uns das RPG mit seinen Open-World-Regionen so gut gefällt, fassen wir im Test-Video zusammen.
Transkript
00:00Der im Mai erschienene Rollenspieltitel Tainted Grail The Fall of Avalon ist wie ein Pfeil unseres
00:10Helden. Ihr seht ihn nicht kommen und dann lässt er euch nicht mehr los. Zumindest wenn ihr auf
00:16Rollenspiele wie bei Bethesda steht. Uns geht das schon seit dem Early Access Start vor zwei
00:21Jahren so, wo sich bereits abgezeichnet hatte, wie viel Spaß das Spiel macht und woher es
00:27seine Inspiration zieht. Aussehen, Spielgefühl, ja sogar das Schlösserknacken könnten so direkt
00:33aus Skyrim stammen. Über eine Dekade nach dessen Veröffentlichung ist das für die Grafik jetzt
00:40nicht unbedingt ein Kompliment, beim ganzen Rest aber schon. In Tainted Grail verspüren wir nämlich
00:46wieder genau diesen Sog, der uns tagelang am Bildschirm hält, um finstere Löcher zu erkunden,
00:51fachkundige Items herzustellen und fiese Gegner in Käse zu verwandeln. Aber keine Sorge, Tainted
01:00Grail streut den absurden Humor genau wie Bethesda in seinen Spielen nur als kleine Gags am Rande ein.
01:07Ansonsten geht es recht düster zu im Reich von Avalon. Die Welt baut auf einem gleichnamigen
01:13Brettspiel von 2019 auf und mischt die Arthussage und Folklore der britischen Inseln mit düsterer Fantasy,
01:21die ein wenig an Dark Souls erinnert. Im Kern geht es darum, den Niedergang von Avalon zu verhindern.
01:27Das wird von einer tödlichen Seuche, internen Machtkämpfen und einer unberechenbaren Urkraft,
01:33der sogenannten Wirtnis, bedroht, die die Menschen in den Wahnsinn treibt oder zu Monstern diffamiert.
01:40Wie in besten Bethesda-Tagen startet ihr das Abenteuer dann erstmal als Gefangener. Ihr seid
02:02nämlich mit dem roten Tod infiziert, gegen den die Priester des Inselspitals eine Heilung suchen und
02:09dabei ein wenig zu blutig für euren Geschmack vorgehen. Und hier eine kurze Warnung. Weil das
02:15für das Grundverständnis der Ausgangslage und sogar spielmechanisch relevant ist, spoilern wir
02:21jetzt gleich den rund 90-minütigen Prolog des Spiels. Wenn ihr davon gar nichts hören wollt,
02:26springt jetzt bitte zu Minute 3,16. Auf eurer etwas aus den Fugen geratenen Flucht lernt ihr dann
02:34auch ruckzuck euren künftigen Begleiter kennen, der sich noch im Prolog als ein Seelenfragment des
02:39vor 600 Jahren gestorbenen König Arthus herausstellt. Der hat einst die Menschen auf der Flucht vor der
02:46Plage aus ihren Heimatländern nach Avalon geführt und in einem langen Krieg gegen die feindseligen,
02:51dort lebenden Urwesen eine Zukunft erstritten. König Arthus bittet euch nun, seine Seele wieder
02:58zusammenzusetzen, um ihm eine Rückkehr nach Avalon zu ermöglichen und das dahin siegende Königreich
03:04zu retten. In dem greift nicht nur die aus den Heimatländern mitgebrachte Plage um sich,
03:09auch die von Merlin aufgestellten Menhere versagen zusehends darin, die Wirdnis zurückzutreiben.
03:15Die ganze Gemengelage ist noch deutlich vielschichtiger als das, aber wir wollen euch hier auch nicht zu
03:22viel verraten. Denn die Story ist, ganz im Gegensatz zum großen Skyrim, wirklich hervorragend und
03:28trägt das Spiel über die gesamte Spielzeit, die sich je nach Spielweise so zwischen 30 und 60 Stunden bewegt.
03:52Allein schon deswegen empfehlen wir Tainted Grail, völlig unabhängig von den Kritikpunkten,
04:03von denen es durchaus ein paar gibt. Ein weiterer guter Grund für die Empfehlung ist das aus Skyrim
04:09bekannte süchtig machende Gameplay. Das gewinnt zwar keinen Innovationspreis, motiviert uns aber wieder
04:16die Welt zu erkunden, entliegende Winkel abzugrasen und auch noch den grünen Apfel vom Teller des
04:22Gefängniswärters zu mobsen. Dieses grundsolide Gameplay teilt Tainted Grail auf drei große Gebiete
04:28auf. Allzu viel Überschneidung zwischen diesen Open-World-Blasen gibt es nicht, hin und wieder
04:35schickt euch eine Quest aber auch mal zurück in ein vorheriges Gebiet. Und apropos Quests, die NPCs in
04:42diesem Spiel haben ziemlich großen Gesprächsbedarf und das obwohl die alle voll vertont sind. Das
04:49allerdings nur auf Englisch, stellt ihr auf Deutsch bekommt ihr lediglich zusätzliche Untertitel.
04:54Vom Missionsdesign her haben die Aufgaben allerdings eher wenig zu bieten und sind genau wie die Grafik
05:01auf dem Stand von 2011 stehen geblieben. Eine Dynamik, wie ihr sie vielleicht aus Spielen wie The
05:06Witcher 3 kennt, fehlt hier. Questgeber schicken euch los und warten dann stur auf
05:12eure Rückkehr. Kaum jemand wechselt hier mal seine Position oder verändert seinen Zustand.
05:17Das gilt so auch für die Spielwelt, in der sich nichts nachhaltig verändert. Eliminiert ihr zum
05:23Beispiel in einer Quest einen Totenbeschwörer, der einen Friedhof unsicher macht, spawnen danach
05:28trotzdem alle paar Tage neue Skelette. Sehr gestört hat uns das allerdings nicht, weil es dennoch so viel
05:34Spaß macht, die Welt abzugrasen und sich um die kleinen und großen Probleme der Leute zu kümmern.
05:40Das liegt vor allem daran, dass euch das Spiel für eure Mühen belohnt. Ihr findet abseits der Wege
05:46besonderen Loot, sammelt zusätzliche Erfahrungen und erfahrt viel mehr über die super interessante
05:52Spielwelt. Und außerdem sind da auch immer wieder inszenatorische Highlights dabei. Denn während die
06:10normale Open World streckenweise aussieht, als hätten ein paar Amateure eine Skyrim-Mod gemacht, sind alle Szenerien und
06:17Dungeon-Abschnitte, die ein wenig tiefer in die Geschichte von Avalon eintauchen, designtechnisch
06:22und inszenatorisch richtig gut.
06:25Dazu trägt auch der mit mehreren echten Songs bestückte Soundtrack bei, von denen wir hier im Video aber
06:31vorsichtshalber nicht viel zeigen, um keine automatischen Copyright-Claims abzubekommen.
06:36Gerade diese eigentlich nordisch angehauchten Titel schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Damit und durch die
06:44vielen tollen Designs hebt sich Tainted Grail deutlich von durchschnittlichen Fantasy-Welten ab.
06:49Und obendrein sind überall Fragmente der Arthussage richtig clever eingewoben. Zum Beispiel gibt es
07:00immer noch eine Tafelrunde, in der die Namen der ersten Ritter wie Titel weitergegeben werden. Und so
07:06lauft ihr zum Beispiel einem Sir Galahad über den Weg, der seinen Beinamen der Lautere, allerdings im
07:12Sinne von Läutern auslegt und einfach jeden auf den Scheiterhaufen schickt, stört was gegen ihn oder
07:17Kamelot zu sagen hat. Richtig gut ist auch, dass ihr in der Hauptquest immer wieder weitreichende
07:23Entscheidungen treffen könnt. So bestimmt ihr über das Schicksal der drei Regionen, über einzelne
07:28Charaktere und das Ende. Zum Schluss wertet das Spiel das dann aus und belohnt euch mit einem
07:34Zusammenschnitt. Dieses Ende war dann allerdings in der ganzen Handlung der einzige Moment, der ein
07:39bisschen mehr hätte bieten dürfen. Zum einen können sich da je nach euren Entscheidungen die Teilenden ein
07:46bisschen widersprechen und ergeben dann nicht arg viel Sinn. Und zum anderen entlässt euch das Spiel
07:52zwar nicht mit einem Cliffhanger, beantwortet viele Fragen aber nicht so richtig. Da wäre eine
07:57Fortsetzung also durchaus möglich. Zuvor sollte das rund 50-köpfige Team des polnischen Entwicklers
08:04Questline aber noch Arbeit in Bugfixing und Polish stecken. Besonders hinten raus häufen sich nämlich
08:11Probleme wie fehlende Audiozeilen und verpackte Hitboxen. Und überhaupt ist das Spiel ein wenig
08:17frontloaded, hat also mehr Inhalt in der ersten Hälfte. Besonders das dritte Gebiet, der Norden der
08:24kampfwütigen Dalriata Stämme, konnte uns nicht mehr auf die gleiche Weise abholen. Zwar sind einzelne
08:31Szenerien und Quests immer noch beeindruckend, die normale Open World dazwischen wirkt aber zunehmend wie
08:36eine leere, schnell zusammengezimmerte Kulisse. Außerdem ist das ganze Schneesetting mit Wikingern
08:43doch schon sehr ausgenudelt. Besonders lästig wachen hier auch die langen Laufwege zwischen den
08:49Mach dies für uns und bring mir das Quests, die sich ein wenig zu sehr nach Zeitfüller angefühlt haben.
08:55Hier wird dann übrigens auch besonders augenfällig, wie wenig Eigenleben die Mobs in diesem Spiel haben.
09:02Gegner werden mehr oder weniger zufällig in der Welt verteilt und stehen dann oft einfach nur rum,
09:08bis sie eben angegriffen werden. Und das bringt uns zu Kampf und Charakter.
09:12Wie ihr schon im Video gesehen habt, erwartet euch da ganz normale Rollenspielkost aus der
09:18Ego-Perspektive, die ihr wahlweise auch umschalten könnt. Ihr spezialisiert euch also auf Nahkampf,
09:25Bogenschießen oder Magie und verfeinert das noch über weitere Talentbäume. Wir haben uns zum
09:31Beispiel einen schleichenden Scharfschützen zusammengebaut, der extrem viel Schaden mit
09:36dem ersten unbemerkten Schuss macht. Groß in Nebenfähigkeiten wie Alchemie oder Handel
09:41konnten wir allerdings nicht investieren, dafür bekommt ihr einfach nicht genügend Talentpunkte.
09:46Denn zumindest auf den höheren Schwierigkeitsgraden braucht ihr die,
09:50um euren Charakter unmittelbar stärker zu machen. Wann hittet euch einen Bossgegner,
09:55bringen euch auch noch so viele Tränke nichts. Aber wirklich notwendig ist das eh nicht,
10:01ihr könnt euch auch so alles herstellen, was ihr braucht, wenn ihr genügend Zeit mit dem
10:05Sammeln von Ressourcen verbringt. Und bis auf Nahrung, Tränke und in unserem Fall Pfeile gibt es
10:11da sowieso nicht so arg viel Sinnvolles, außer mal ein Relikt in eine Waffe einsetzen oder eine
10:17Rüstung verbessern. Der ganze Aspekt des Loots ist überhaupt ein wenig mau. Vor allem für den
10:23Bogenschützen haben wir kaum nützliche Ausrüstung gefunden, zumal das Spiel das Ganze auch ungeschickt
10:29angeht. Eine Mischung aus geizigem Tragelimit und unverhersehbaren Attributsvoraussetzungen für
10:35das Ausrüsten von Waffen und Rüstungen haben immer wieder dazu geführt, dass wir einen Gegenstand
10:40erstmal nicht benutzen konnten und dann im großen Sammelinventar unserer Truhe vergessen haben.
10:46Dem Levelsystem, dem Loot und auch ein paar der Gegnertypen fehlt es insgesamt also ein wenig an
10:53Balance, was zwar die Spielerfahrung nicht entscheidend beeinträchtigt, aber trotzdem besser
10:58sein könnte. Tainted Grail bietet aber auch ein paar richtig coole Spielfeatures. Allein schon
11:03sowas Einfaches, wie das wir außerhalb des Kampfes ewig sprinten können, ist einfach echt viel wert.
11:09Und noch etwas kreativer ist das Feature der Wirtnacht. Immer mal wieder steigt da ein
11:15eindrucksvoller Mond auf und schafft eine zugleich faszinierende, als auch beklemmende Atmosphäre.
11:21Da ist dann eure Sicht erheblich eingeschränkt, dafür lassen umgenietete Gegner in dieser Phase
11:27aber Essenzen fallen, die ihr an eurem fast überall aufschlagbaren Lagerfeuer verwenden könnt,
11:32um ein paar zufällige Items zu erhalten oder auch einen kurzfristigen Schnellreisepunkt einzurichten.
11:38Das Beste am Lagerfeuer ist allerdings, dass ihr von Zeit zu Zeit mit einer Art Geisterversion von
11:44König Arthus reden könnt, der dann das aktuelle Spielgeschehen oder irgendwelche Umstände kommentiert.
11:50Das ist jedes Mal ein kleines Atmosphäre-Highlight, weil ihr da von dem richtig guten Sprecher immer
11:56interessante Hintergrundinformationen bekommt und das eine tolle Brücke zwischen dem eher
12:01normalen Fantasy-Alltag der Leute und der hochtrabenden Vorgeschichte schlägt.
12:06Schade ist nur, dass das Spiel nach dem ersten Gebiet plötzlich vergisst, dass es dieses Feature
12:26hat und es dann auch nie mehr vorkommt. Auch das wirkt etwas, als wäre das Spiel hinten raus ein
12:32wenig zusammengeschnitten worden, um nach zwei Jahren im Early Access mal fertig zu werden.
12:37Da hätten sich die Entwickler lieber das sehr aufgesetzt wirkende Housing sparen sollen,
12:41mit dem wir uns nie ernsthaft beschäftigt haben, schon allein weil wir da für lange Zeit kein
12:46Gold übrig hatten. Letztendlich konnten uns weder diese Probleme noch das etwas unfertige dritte
12:52Gebiet die Freude an Tainted Grail nehmen, einfach weil es trotzdem eine so befriedigende Spielerfahrung
12:59bietet. Dass dabei deutlich von Bethesda abgekupfert wurde, stört uns da gar nicht groß. Wir begrüßen
13:05sogar eher, dass jemand verstanden hat, was Spiele wie Oblivion und Skyrim so stark gemacht hat. Denn
13:11das scheint Bethesda zuletzt selbst ein wenig vergessen zu haben. Und dann kommt da bei Tainted
13:17Grail The Fall of Avalon obendrauf noch eine außergewöhnlich gute Story dazu. Das alles zusammen
13:23zeigt mal wieder, was für ein gutes Händchen unsere Nachbarn aus Polen für Rollenspiele haben.
13:29Erhältlich ist das rund 44 Euro teure Spiel übrigens auf GOG und Steam mit Steam Deck-Kompatibilität,
13:35sowie auf der Xbox Series X und S, sowie der PlayStation 5. Und Mod-Support ist auch geplant.
13:43Und damit entlassen wir euch mit einer klaren Empfehlung aus eurem Eid, dieses Video auch wirklich
13:50bis zum Ende anzusehen.

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