Mit RoadCraft geht die Fahrzeug-Serie, die einst mit Spintires begann, neue Wege. Oder besser gesagt: Sie lässt uns sogar ganze neue Wege bauen! Denn diesmal müssen wir nicht nur mit schwerem Gerät durch unwegsames Gelände fahren, sondern eine ganze Infrastruktur aufbauen. Dazu errichten wir Straßen und Brücken und schicken KI-Konvois auf Tour.
Klingt spannend und stellt sich im Test auch als sehr motivierend heraus. Allerdings lässt RoadCraft auch einige Features vermissen, die in den Vorgängern wie SnowRunner und Co. einfach zur Herausforderung dazugehörten.
Das Ergebnis ist ein gutes Spiel über das man aber auch viel streiten kann und dass vielleicht ein bisschen zu sehr vergisst, was die Serie einst groß gemacht hat.
Klingt spannend und stellt sich im Test auch als sehr motivierend heraus. Allerdings lässt RoadCraft auch einige Features vermissen, die in den Vorgängern wie SnowRunner und Co. einfach zur Herausforderung dazugehörten.
Das Ergebnis ist ein gutes Spiel über das man aber auch viel streiten kann und dass vielleicht ein bisschen zu sehr vergisst, was die Serie einst groß gemacht hat.
Kategorie
🎮️
VideospieleTranskript
00:00Als im Sommer 2024 der Ankündigungstrailer zu Roadcraft lief, war ich schwer beeindruckt und
00:09sehr auf das fertige Spiel gespannt. Immerhin kündigte das Team von Entwickler Saber Interactive
00:14da eine Fahrzeug-Simulation mit eindeutig erkennbarer SnowRunner-DNS an, die den Fokus
00:19aber auch auf neue Elemente legt. Besonders der Straßenbau klang interessant. Als jemand,
00:25der die Serie seit ihren Anfängen bei Spin Tires über Mud und SnowRunner bis hin zum 2024er
00:31Ableger Expeditions verfolgt, konnte ich meine Vorfreude auf Roadcraft nur schwer verbergen.
00:36Ich meine, stellt euch das mal vor, seit Jahren arbeite ich mich mit allerhand schwerem Gerät
00:41durch Wälder, Sümpfe, Eiswüsten, Schluchten und Co. Bewege an ganzen Abenden voll beladene
00:47Holz-Lkw mit Anhängern manchmal nur wenige hundert Meter vorwärts, also wenn überhaupt.
00:52Viel zu oft kippt dabei ja auch mal der ganze Sattelzug auf die Seite und ich stehe
00:57vor den Trümmern meiner Arbeit. Doch jetzt? Jetzt soll ich in Roadcraft endlich eigene Straßen
01:03bauen können? Mich endlich an der gnadenlosen Natur rächen und sie unter dem Vorwand moderner
01:08Transportinfrastrukturen endlich weg-asphaltieren? Mwahahahaha.
01:13Aber wo war ich? Ja, mein innerer Bösewicht freute sich schon auf das perfekte Verbrechen.
01:20Und mit meiner Vorfreude war ich nicht allein. Ob nun gleich jeder mit so einer teuflischen
01:24Motivation an die Sache rangehen würde, will ich niemandem unterstellen. Aber am Ende
01:29stand Roadcraft auf Platz 42 der meistgewünschten Steam-Spiele. Und auch auf den Konsolen PS5 sowie
01:35Xbox Series X und S dürfte die Vorfreude kaum geringer ausfallen. Und jetzt ist es da und ich
01:42bin schon mehr als 40 Stunden lang in der Testversion versunken. Allein und im Koop habe ich die sieben
01:47großen Startmaps erkundet, aufgeräumt und eben auch mit einer schicken Asphaltdecke überzogen. Auf
01:53der einen Seite hat Roadcraft also meine Erwartungen und Hoffnungen auf eine gelungene Sandkasten-Fantasie
01:57durchaus erfüllt. Zugleich ist dabei aber auch vielleicht ein bisschen zu viel Serientradition
02:03auf der Strecke geblieben. Gerade die vereinfachte Simulationserfahrung wird in der Community bestimmt
02:09für Diskussionen sorgen. Hat sie ja sogar schon nach der Demo vor ein paar Monaten. Und vielleicht
02:14muss das Entwicklerteam am Ende in den kommenden Wochen und Monaten doch nochmal ganz schön viele
02:18Stellschrauben drehen, damit auch alte Fans wieder begeistert sind. Aber ich greife vorweg. Schauen wir
02:24uns erstmal an, was Roadcraft bietet, was schon sehr gut funktioniert und oft auch richtig begeistert
02:29und dann ist immer noch genug Zeit für die Kritik. Also, Motto an und Testvideo ab!
02:34In Roadcraft beginnt alles mit Naturkatastrophen. Schließlich dreht sich der neue Serienteil um den
02:45Wiederaufbau in verwüsteten Regionen. Ohne Stürme, Erdbeben oder Fluten gäbe es aber gar nichts zum
02:50Aufräumen und während das in der Realität eine Horrorvorstellung ist, wäre es in Roadcraft sehr
02:55schade. Hier gründe ich nämlich mein eigenes Bergungs- und Wiederaufbauunternehmen und mache
03:00mich in von Naturkatastrophen großflächig verwüstete Areale auf. Damit auf den sieben,
03:05jeweils vier Quadratkilometer großen Karten irgendwann wieder Menschen leben, Autos fahren und Firmen
03:10produzieren können, rücke ich mit meinem Fuhrpark an Spezialfahrzeugen an und spocke in die Hände.
03:15Vorher braucht meine Firma aber erstmal einen Namen. Ich nenne sie durch und durch seriös
03:21Rafke und Sohn. Wähle mit dem schicken Pickup mein erstes Aufklärungsfahrzeug und lege die Farbe
03:26meiner Flotte fest. Denn egal ob ich an der Küste Nordafrikas oder den sumpfigen Wäldern Osteuropas
03:32unterwegs bin, ich starte immer mit einem Scout und verschaffe mir zunächst ein Bild der Lage.
03:36Akustische Unterstützung bekomme ich von meiner Kollegin Kelly, die mich per Funk über meine
03:41ersten Ziele informiert. Erfülle ich Haupt- und Lebenmissionen kommentiert Kelly meinen Fortschritt
03:46lobend und wirft mir direkt neue Aufgaben vor die Reifen. Mehr Story-Rahmen gibt es allerdings nicht,
03:51braucht es diesmal aber auch nicht. Mit wenigen Mitteln macht mir das Spiel klar,
03:54ich soll die Drecksarbeit machen, wortwörtlich. Diese Drecksarbeit läuft anfangs immer gleich ab.
04:00Ich erkunde die Karte und stoße nach wenigen Metern auf meine erste Basis und nehme sie in Betrieb.
04:05Hier greife ich über die Garage auf meinen Fuhrpark zu, kaufe über den Shop mit verdienter
04:10Ingame-Währung neue Vehikel und bediene mich an meinem Ressourcenlager. Außerdem dienen die Basen
04:16als Wiedereinstiegspunkte, wenn ich ein steckengebliebenes Fahrzeug bergen muss.
04:19In der Anfangsphase erkunde ich mit dem Scout die Umgebung und erreiche Checkpoints, die Kelly
04:25mir vorgibt. So entdecke ich Werkstätten, Funktürme und Fabriken für Betonplatten,
04:29Rohre und Stahlträger. Weil die Produktionsstätten zur Wiederaufnahme ihrer Arbeit entweder diverse
04:34Baustoffe oder eine neue Stromversorgung brauchen, tausche ich den Scout aber bald gegen größere
04:39Transportmaschinen. Und das führt mich zum Straßenbau. Falls ihr euch nämlich die durchaus
04:44berechtigte Frage gestellt habt, hä, wozu brauche ich den Straßenbau? Schließlich ackere ich mich in
04:50den Vorgängern durch Terrain, das so weit weg von einer Straße ist, wie GTA von einer Jugendfreigabe
04:56für Sechsjährige. Das ist richtig und das macht ihr auch weiterhin. Neu in Roadcraft sind aber die von
05:02der KI gesteuerten Konvois aus Lastwagen, LKW, Jeeps oder Transportern, die Materialien von einem Depot auf
05:09den riesigen Karten zu einem anderen bringen. Weil die KI-Fahrer aber nicht so hart im Nehmen sind wie
05:14ihr und ich, räumen wir also Schutt von Straßen und bauen neue Asphaltwege, wo bisher nur diese
05:19nervige Natur herumlungert. Mittlerweile habe ich mit meinem Scout die Karte weiter erkundet und wichtige
05:25Standorte in der Region aufgedeckt, nämlich Gaskraftwerk und Stahlrohrfabrik. Im Folgeauftrag soll ich eine
05:31Konvoi-Verbindung einrichten. Im Menü setze ich beginnend vom Startpunkt bis zu 200 Wegpunkte entlang
05:37meiner Route zum Ziel. Das funktioniert ganz gut, solange ich wirklich kleinteilig und in höchster
05:43Zoomstufe den doofen KI-Truckern den Weg vorgebe. Liegen Schutt und Trümmer auf der Strecke, umfahre ich
05:50die Stellen entweder oder ich schwinge mich in den Bulldozer und räume die Straße frei. Und an Stellen,
05:55die entweder von vornherein gar nicht passierbar sind oder die es durch ausgefahrene Spuren mit der Zeit
06:00werden, baue ich eine eigene, schicke, niegelnagelneue Straße. Das mache ich entweder an durch Missionen
06:07fest vorgegebenen Stellen oder im wahrsten Sinne des Wortes querfeldein. Für den Straßenbau brauche
06:13ich neben einem Kipper für Sand einen Bulldozer, einen Asphaltleger und eine Walze. Stilecht lade
06:19ich die kleinen Maschinen, also Asphaltleger und Walze, bei einer meiner Basen auf einen großen
06:23Transporter und fahre zur Baustelle. Am Ort des Geschehens angekommen, fahre ich mit dem Kipper die
06:29neue Strecke ab und kippe Sand von der Ladefläche. Anschließend ebne ich den Sand mit dem Bulldozer
06:34ein und verdichte die Oberfläche. Bereits jetzt funktioniert meine Konstruktion als Behelfstraße
06:39ganz gut und angesichts der wirklich schwammigen und hakeligen Steuerung des Asphaltmischers belasse
06:44ich es nicht selten bei einer schlichten Sandpiste. Um Straßen aber richtig fertigzustellen, braucht es
06:50aber eben doch die Asphaltdecke. Anschließend noch plattwalzen, fertig. Die vier Schritte laufen
06:56bei jedem Straßenbau exakt gleich ab und falsch machen kann ich dabei nichts. Als SnowRunner-Fan
07:01kann ich ein Gefühl der Erhabenheit nicht leugnen, wenn ich mir meine eigene Schnellstraße gezimmert
07:06habe. Mit dem Straßenbau erweitert Saber Interactive seinen Transportkosmos um das nächste logische
07:11Feature, allerdings reicht es in der aktuellen Form noch nicht aus, um ein Spiel komplett allein zu
07:16tragen und das aus zwei Gründen. Grund Nummer eins, in einem Spiel das Roadcraft heißt, crafte ich
07:23vergleichsweise wenig Roads. Klar, ich kann mich auf den großen Maps austoben, ganze Wälder roden und
07:29die Oberflächen mit Asphalt überziehen. Bis auf die erwähnten KI-Konvois gibt es dafür aber keinen
07:34Grund. Für normale Lieferungen und Erkundungen ist mein Fuhrpark für Fahrten durch Wasser, Schlamm und
07:40Co. fast schon zu gut geeignet. Das trifft vor allem auf dem späteren Spielverlauf freischaltbaren
07:46Maschinen zu. Grund Nummer zwei, wenn ich im Rahmen der Missionen an vorgegebenen Stellen
07:51Straßen bauen soll, sieht das so aus. Ich sehe auf der Karte und in der Spielwelt jeweils Bauzonen als
07:57Start- und Endpunkte sowie den Baubereich, also die neue Straße in der Mitte. Fahre ich nun mit Kipper,
08:03Bagger und Co. in die markierten Felder, kann ich auf Wunsch per Knopfdruck die KI die Arbeit
08:08übernehmen lassen und bequem zuschauen. Das hat zwei Vorteile. Zum einen lehrt sich beim Computer
08:14die Ladefläche des Kippers nie, was ihnen Arbeiten in einem Schritt erledigen lässt. Bei
08:19manueller Arbeit müsste ich erst in den Einflussbereich einer Sandgrube fahren und
08:23per Knopfdruck wieder auffüllen. Zum anderen hat die KI keine Probleme mit der nervigen Asphaltmaschine.
08:28Ha, ernsthaft. Wie kann sich eine Maschine für das zentrale Feature eines neuen Spiels auch auf extra
08:36vom Spiel vordefinierten Abschnitten nur so schwammig steuern. Geht die neu angelegte
08:43Strecke auch nur ein bisschen bergauf, vergräbt das Gerät seine Nase im Sand und kommt nicht voran.
08:48Warum es auf abschüssigen Straßen auch oft so ist, kann ich nicht nachvollziehen. Bessere
08:54Asphaltmischer steuern sich etwas leichter, aber auch nicht wirklich angenehm. Wenn ich abseits
08:59der Missionen eigene Straßen baue, stehen mir diese Maske mit den Bauzonen und die KI-Unterstützung beim
09:04Bauen nicht zur Verfügung. Natürlich hindert mich das nicht am freien Bauen, allerdings überlege
09:09ich wirklich zweimal ob ich eine neue extra Straße tatsächlich brauche und ich entscheide mich oft
09:14dagegen. Denn meine eigenen Straßen dienen eben hauptsächlich als stabiler Untergrund für meine
09:20KI-Konvois. Und bei den automatisierten Fahrzeugkolonnen gibt es in Roadcraft auch noch
09:25Licht und Schatten. Wirklich sehr gut gefällt mir die deutlich belebtere Spielwelt. Ich schaffe in
09:30Roadcraft in den Nachwehen von Naturkatastrophen Ordnung, bringe Infrastruktur wieder zum Laufen
09:36und räume Wege frei. Dass ich erste Konvois über Teile der Karte schicke, ist schon ein erster
09:41sichtbarer Arbeitserfolg. Es passiert etwas in der Spielwelt. Leider geht Roadcraft nicht so weit,
09:47dass ich durch mein Handeln wirklich ganze Städte wieder aufbaue und Menschen bei der Rückkehr beobachten
09:52kann. Aber im Vergleich zu den komplett leeren Welten der Vorgänger sind die Fahrzeuge auf den Straßen
09:57einen Schritt in die richtige Richtung. Habe ich eine Konvoiroute einmal eingerichtet,
10:02fahren Fahrzeuge permanent vom Start zum Zielpunkt. Pro angekommenem Fahrzeug erhalte
10:07ich eine Belohnung in Form von Reputation und Geld. Mit beidem schalte ich neue Fahrzeuge im
10:11Shop meiner Garage frei. Irgendwann sind die Belohnungen aus den Konvois erschöpft. Die
10:16Fahrzeuge fahren aus atmosphärischen Gründen aber weiter auf ihren Routen. Und das ist wirklich klasse.
10:22Also es wäre wirklich klasse, wenn nicht folgendes nerven würde. Die Konvoifahrzeuge verhalten sich
10:28auf den Strecken wie die Vehikel von meinen Koop Mitspielern und mir. Jede Überfahrt verschlechtert
10:33den Zustand unbefestigter Straßen und macht ein Durchkommen für den nächsten Truck schwerer. Wenn
10:38man im späteren Spielverlauf vier oder mehr Konvoirouten gleichzeitig aktiv und auch schon
10:43alle Belohnungen erhalten hat, nerven permanente Einblendungen wie Konvoiroute benötigt Wartung
10:48nur noch. Atmosphäre hin oder her. Bekomme ich keine Belohnung mehr, schalte ich die Routen ab.
10:53Dabei wäre eine Lösung so einfach. Warum darf die KI nicht cheaten? Zum einen macht sie es beim
10:59Sandkippen ohnehin schon, zum anderen würde die ganze Mechanik davon profitieren. Lasst mich
11:04einmal eine Route einrichten und sobald das erste Fahrzeug problemlos sein Ziel erreicht hat,
11:09die Route als fertig oder sicher ablegen. Das würde auch bei den immer wieder nervenden KI-Aussetzern
11:15helfen, etwa wenn die Kollegen an Ecken hängen und partout den Rückwärtsgang nicht einlegen
11:19wollen. Im aktuellen Zustand sehe ich keinen Mehrwert am eigentlich sehr coolen, weil belebenden
11:25Konvoi-Feature. Denn alles was der Atmosphäre in Roadcraft zugutekommt, zieht mich weiter in
11:31die Welt hinein. Und wie ihr schon die ganze Zeit im Video seht, ist die Welt wirklich wunderschön.
11:36Die Vorzüge der Optik fangen bei den atemberaubenden Kulissen mit Wäldern, Bergen und Flüssen an und
11:41enden längst nicht bei zerstörten Städten mit Unmengen an Details auf den Straßen und
11:46in kaputten Häusern. Rauch- und Matscheffekte bestechen durch hohe optische Qualität, Dreckpartikel
11:52wirbeln von Reifen und Ketten, frisch verlegter Asphalt dampft und Fahrzeuge hinterlassen
11:57ansehnliche Spuren auf weichen Oberflächen. Nur dass Reifenspuren wie hier auf frisch verlegtem
12:03Kies schnell verschwinden, stört. Ich gehe davon aus, dass das ein Bug ist, der hoffentlich
12:07noch gepatcht wird. Patchen könnte das Team von Saber Interactive auch das Wettersystem
12:12wegen des häufigen Regens und der Sandstürme. Viel zu oft versteckt das Spiel seine bildschöne
12:17Sonnenschein-Optik hinter grauen Regenwolken. Einen komplett dynamischen Tag- und Nachtwechsel
12:22gibt es diesmal übrigens nicht. Roadcraft unterscheidet nur zwischen Tag und Dämmerung.
12:26Doch ich fahre nicht nur von A nach B, sondern in den Haupt- und Nebenmissionen produziere ich
12:30auch selbst. Überall in der Spielwelt sehe ich die Spuren der vorangegangenen Katastrophe
12:35und die sind nicht nur Dekoration. Auf den Maps gibt es mit Betonplatten, Stahlrohr- und
12:40Stahlträgerfabriken große Anlaufstellen, in denen ich herumliegende Trümmerteile zu
12:44Baustoffen verarbeite und dann in der Spielwelt verwende.
12:47Hier ein Beispiel. In der Pipeline ist ein Teilstück gebrochen, also hole ich das kaputte
12:53Teil mit dem Kran raus. In der Stahlrohrfabrik bringe ich recycelbare Ressourcen in den Einzugsbereich
12:58und bekomme ein neues Rohr. Das verlade ich auf meinen LKW und setze es mehr oder weniger
13:03fachmännisch in die Pipeline ein. Neben solchen wiederkehrenden Aufgaben brauche
13:08ich Stahl, Beton und auch Holz zum Brückenbau. Überführungen für meine Schwerlastflotte
13:13platziere ich in der Kartenansicht und liefere anschließend die Rohstoffe zu einem der beiden
13:17Enden. Im Gegensatz zu den Straßen errichten sich Brücken anschließend wie von Zauberhand
13:22und gewähren mir entweder Zugriff auf bisher unzugängliche Kartenbereiche oder ermöglichen
13:27nützliche Abkürzungen. Und die, also die Abkürzungen sind immer eine Investition wert, denn ich verbringe
13:32viel Zeit damit meine Fahrzeuge über die Karte zu bewegen. Wollt ihr eure Fahrzeiten möglichst
13:38gering halten ist der Koop-Modus was für euch. Zwischen den PC-Plattformen, Epic und Steam sowie
13:43den Konsolen gibt es Crossplay. Die Partien mit Freunden laufen wie auch das ganze Spiel sehr
13:48stabil. Und weil ihr euch Arbeitsschritte teilt gibt es nicht so viele doppelte Strecken wie im
13:52Solo-Modus. Startet ein Spiel und ladet eure Freunde einfach ein. Anschließend tuckert ihr gemeinsam über
13:58die ausgewählte Map. Dabei sammeln allerdings alle nur Fortschritt für den Host und der Gastgeber
14:03muss auch einen Fuhrpark für alle bereitstellen. Mit KI-Konvoys und Straßenbau bringt Saber Interactive
14:09frischen Wind in die Serie. Simulationsfans müssen sich aber im Vergleich zu den Vorgängern auf einige
14:14Entbehrungen gefasst machen. Das geht schon beim Hut los. Während ich mit meinem Scout hier durch die
14:19umgepflügte Botanik navigiere, zeigt der Kompass oben die Himmelsrichtung und bereits aufgedeckte
14:24Zielorte. Oben rechts seht ihr Ressourcen, Geld und Missionsziele. Spannend wird es bei den vier
14:30Symbolen in der unteren rechten Ecke. Je nach Fahrzeug seht ihr maximal vier kleine Grafiken. Von
14:35links nach rechts stehen die für Handbremse, Lastgang für unebenes Gelände, Allradantrieb und
14:40Differenzialsperre. Gerade mit aktiviertem Allradantrieb und eingeschalteter Differenzialsperre
14:46mache ich meine Fahrzeuge merklich geländegängiger und verringere das Feststeck- oder
14:50Umfallrisiko. Und weil ich mich eben bis zum titelgebenden Straßenbau durch unwegsames
14:56Gelände arbeite, aktiviere ich die zusätzlichen Kraftoptionen gleich nach dem Motorstart. Im
15:01Gegensatz zu früheren Serienteilen gibt es in Roadcraft jetzt aber auch keinen Grund mehr,
15:06das nicht zu tun. Weil nämlich die Benzin- und Nachtankmechanik komplett fehlt. Alle Fahrzeuge
15:12und Maschinen haben immer volle Tanks. Ihr müsst also nicht mehr Leistung durch Allradantrieb gegen
15:17einen temporär höheren Spritverbrauch abwägen und eure Routen vorbei an Tankstellen oder
15:21Tankanhängern planen. Das macht die Sache einfacher, aber auch anspruchsloser und ist schon seit der
15:27Demo eine der umstrittensten Änderungen in der Community. Vor allem, wenn ich immer und jederzeit
15:32Allradantrieb und Differenzialsperre ohne Malus aktivieren kann, warum sind die Optionen dann
15:37überhaupt im Spiel drin? Konsequenterweise hätten die beiden Buttons genauso rausfliegen müssen wie
15:42die ganze Nachtankmechanik. Das ist aber nicht die einzige Änderung, über die sicher viel
15:47gestritten werden wird, denn auch das Schadenssystem ist jetzt stark vereinfacht. Kollisionen mit Steinen,
15:52Bäumen, Fahrzeugen oder Stürze von Bergen oder Entschluchten haben in Roadcraft keine Konsequenzen
15:57mehr. Also außer ich lande nicht auf den Reifen oder wie hier bei einem missglückten Doppelabstieg
16:02im Wasser. Naja, machen die Kollegen halt erstmal Mittag und es bleibt nur die Bergung in die nächste
16:07Werkstattbasis. Und wenn ich schon bei Werkstätten bin, lasst mich kurz aufs Tuning schauen. Also
16:13wortwörtlich kurz, weil es die zahlreichen optischen sowie leistungstechnischen Individualisierungsoptionen
16:18der Vorgänger in Roadcraft ebenfalls nicht mehr gibt. Statt etwa aus einer Vielzahl an Reifen für
16:24Straße, Sand und Schlamm zu wählen, bleibt es immer beim Standardmodell. Lediglich die Lackierung für
16:29Fahrzeuge meiner Flotte ändere ich im Menü. Motoren lassen sich nach einmaligem Start jetzt übrigens auch
16:35nicht mehr abschalten und Abblendlichter und Warnlampen verkommen in Roadcraft zur inaktiven
16:40Fahrzeugdekoration. Die nützlichen Winden zum wieder auf die Reifen stellen gibt es nur noch
16:45an Scoutfahrzeugen. Das sind zwar auf den ersten Blick nur Details, aber wahrscheinlich unterschätzen
16:50die Entwickler hier, was einen besonderen Teil der Faszination von SnowRunner und Co. ausmacht,
16:56nämlich die detaillierte Simulation von Fahrzeugen, die fast niemand von uns in der Realität jemals
17:01steuern wird. Und da will ich mich um den Benzinverbrauch sorgen. Bei jedem kleinen Schaden
17:06in Panik geraten und viele Knöpfe drücken, die auch wirklich was machen. Das gehört zur Atmosphäre
17:10dieser Spiele einfach dazu. Schaut doch mal, wie viel Dreck mein Fahrzeug hier beim startenden Motor
17:16in die Umgebung ballert. Ich will das öfter machen können und nicht nur nach jedem Laden.
17:20Kein Tanken, kein Schaden, Motor immer an und keine Beleuchtung, dazu kein Tuning und weniger Winden.
17:26Roadcraft simuliert deutlich weniger als seine Vorgänger im Geiste. Eingefleischte Simulationsfans
17:31werden in Cybers neuem Spiel viel Bekanntes vermissen. In meinen Augen sind die Änderungen
17:36aber nicht nur schlecht, denn zum einen spielt sich Roadcraft immer noch kleinteilig genug,
17:41zum anderen verschiebt das Entwicklerteam den Fokus. Denn in Roadcraft geht es nicht mehr darum,
17:46dass ich verschiedene Arten von Fracht mühsam durch unwirksames Gelände transportiere.
17:51Stattdessen suche ich optimale Wege und baue sie aus, damit sowohl ich als auch
17:56KI-gesteuerte Konvois diese Wege immer immer wieder befahren können.
18:00Roadcraft will vor allem unsere kleinkindlichen Sandkastengene ansprechen und bei mir hat es
18:06damit Erfolg. Nach Tank und Schadenssystem hätten dem Spiel einen größeren Simulationsschub gegeben,
18:11wirklich vermisst habe ich beides aber bereits nach wenigen Stunden nicht mehr. Einzig die an den
18:16Lkw fehlenden Winden zur Selbsthilfe haben wir in Solopartien sauer aufgestoßen.
18:21Die neue Baumechanik mit Routen für KI-Konvois zu verbinden ist eine gute Idee. Nicht nur macht
18:27das Vorgehen den Straßenbau auch für beinharte Veteranen nachvollziehbar,
18:30sondern auch in die menschenleere Spielwelt zieht endlich etwas Leben ein. Damit aber die
18:35Konvois dauerhaft funktionieren braucht es noch ein paar Updates. Mit Patches können die Entwickler
18:40auch die sporadisch auftretenden, aber doch spürbaren Fehler wie nach einiger Zeit verstummende
18:45Motoren, ausbleibende Funksprüche unserer Disponentin Kelly oder fehlenden Asphalt beim Asphaltmischer
18:50korrigieren. Wer grundsätzlich mit der SnowRunner-Formel etwas anfangen kann und den wechselnden
18:56Schwerpunkten der letzten Spiele wie Expeditions und jetzt eben Roadcraft offen gegenübersteht,
19:00bekommt für 40 Euro 7 große und abwechslungsreiche Sandkästen mit Schauplätzen in Wüsten, Wäldern,
19:06Sumpfgebieten und Hochgebirgen sowie viele Aufgaben und großem kreativen Potential. In Sachen
19:12neue Karten sind zwar noch keine Seasons wie bei SnowRunner angekündigt, aber es wird auf jeden
19:16Fall ein bisschen Nachschub geben. Denn in der 10 Euro teureren Rebuild Edition werden schon zwei
19:21weitere Maps sowie neue Fahrzeuge, Verträge und Aktivitäten für die Zeit nach dem Release
19:26angekündigt. Ob es auch kostenlose Inhaltsupdates geben wird, wissen wir noch nicht. Viel spannender
19:32dürfte zunächst aber sein, wie Saber Interactive auf das Feedback der ersten Käufer reagiert und was
19:37sie in kommenden Updates vielleicht noch anpassen und an Features womöglich sogar zurückbringen. Denn bei
19:42all den Ambitionen vergisst Roadcraft seine Wurzeln wahrscheinlich ein bisschen zu sehr und
19:46unterschätzt, was Serienfans an SnowRunner und Co. so sehr schätzen. Ich sehe da jedenfalls jede
19:52Menge Kritik auf das Entwicklerteam zukommen.