Kategorie
📚
LernenTranskript
00:00Grund des Geldes, Vortrag 4 vom 1. April 2025
00:07Kreditgeldschöpfung
00:10Denkfigur mit Fehlern
00:12System mit Makeln
00:15Im dritten Vortrag habe ich erzählt von zwei entgegengesetzte Ansichten darüber,
00:20was dem Geld dessen Wert gibt,
00:23die Perspektive der Kreditinstitute und die der Verbraucher und Unternehmer.
00:29Letztere sehen den Wert des Geldes in den möglichen Dingen,
00:33die man heute oder morgen dafür bekommen kann.
00:37Die Banken hingegen schauen auf die Schöpfungsgrundlage hin,
00:41auf den in der Vergangenheit abgeschlossenen Vertrag
00:45und die dazugehörige Pfandsicherung.
00:49Eben diese Schöpfungsgrundlage und die damit verbundene Denkweise
00:53wollen wir heute auf den Prüfstein legen.
00:59Wenn es so ist, dass zwischen dem Geld und dessen Schöpfungsgrundlage
01:03ein fester Zusammenhang besteht,
01:06nicht nur, wie ich behaupte,
01:08um die planmäßige Löschung dieser Geldportion sicherzustellen,
01:12sondern auch in solcher Art,
01:15dass ohne diese Verbindung ein funktionierendes Geld
01:18mit realer Kaufkraft gar nicht zustande kommen kann,
01:24dann muss dieser Zusammenhang auch irgendwie nachweisbar sein.
01:30Es dürfte dann beispielsweise nicht möglich sein,
01:33diese Grundlage nachträglich, mutwillig zu entwenden oder zu zerstören.
01:41Und würde sich diese Grundlage aus anderen Gründen verändern
01:45oder würde sie verloren gehen,
01:48dann müsste dies dazu führen,
01:50dass die daraus entstandene Geldportion
01:53ihre Kaufkraft entsprechend verlieren würde.
01:59Ich erzähle zunächst eine kleine Geschichte.
02:03Ein alter, vielbereiste Freund berichtete mir einmal von einer Südseereise,
02:09wo er auf einer dieser Inseln
02:12eine kuriose Erfahrung mit Zahlungsmitteln machte.
02:18Die örtlichen Infrastrukturen dort waren damals sehr dürftig.
02:24Öffentliche Verwaltung und alle technischen Kommunikationsmöglichkeiten
02:29waren ausschließlich in der Hauptstadt gebündelt
02:33und die war von vielen Gegenden aus eine Tagesreise entfernt.
02:40Der Bekannte hatte sich im Vorfeld gut erkundet.
02:43Er hatte sich mit Zahlungschecks ausgestattet
02:47und damit konnte er tatsächlich sogar in einfachen Hotels und Restaurants bezahlen.
02:57Seine Reise war großartig und verlief ohne weitere Schwierigkeiten.
03:04Großes Entsetzen packte ihm aber, als er wieder zu Hause war.
03:09Denn von den vielen Checks, die er auf der Insel ausgestellt hatte,
03:13wurde nur ein einziger eingelöst,
03:16und zwar den, den er im Hotel am Flughafen verwendet hatte.
03:22Dieser Mann war ein gewissenhafter Mensch
03:25und so machte es ihm furchtbare Sorgen,
03:27dass die Menschen dort ihr Geld nicht bekommen haben sollten.
03:32Via Bank und Konsulat stellte er allerlei Untersuchungen an,
03:37aber aus der Ferne konnte man in dieser Region wirklich nichts herausfinden.
03:44Allmählich beschlich ihm das Gefühl, die Einheimischen betrogen
03:49und sich dann aus dem Staub gemacht zu haben.
03:54Auch wenn er nichts dafür konnte, ließ ihn die Sache also nicht mehr los.
04:00So vergingen kaum zwei Jahre,
04:02da beschloss er, die Insel einen zweiten Besuch zu gestatten.
04:08Dort angekommen, erkannte ihn im ersten kleinen Dorf auch schon der Hotelier
04:14und begrüßte ihn freudestrahlend.
04:18Unser Bekannter zögerte auch nicht lange,
04:21ihm von dieser peinlichen Sache mit den nicht eingelösten Checks zu erzählen.
04:28Der Einheimische schüttelte aber lächelnd seinen Kopf
04:31und sagte, keine Sorge, mein Freund,
04:35auf unserer Insel hat man volles Vertrauen in eure Checks.
04:40Und ganz ehrlich, den Weg in die Bank spare ich mich selbst auch gern.
04:46Deinen deutschen Check, da glaube ich, da kann ich mich noch dran erinnern,
04:51den habe ich verwendet, um den Wäscheberg einer ganzen Woche waschen zu lassen.
04:58Unser Bekannter kann durch die Antwort nicht ganz beruhigt ausgesehen haben,
05:04denn der Einheimische klopfte ihm auf die Schulter
05:08und zeigte mit einer weiten Geste auf die Hügel und Wälder umher.
05:13Mein Freund, es ist doch alles wunderbar.
05:17Deine Checks sind wahrscheinlich immer noch auf unserer Insel unterwegs.
05:22Und wer weiß, lachte er, bestimmt hat jemand inzwischen noch mal
05:27seine Zimmerrechnung bei mir damit bezahlt.
05:32Geschichte zu Ende.
05:35Wenn ich auf einen Zettel das Versprechen niederschreibe,
05:39sagen wir, in einem Jahr an einer bestimmten Person
05:43so und so viel Geld zu zahlen oder etwas anderes zu leisten.
05:48Wenn ich dieses Stück Papier mit Datum und Unterschrift versehe
05:53und dieser Person in die Hand gebe,
05:56dann ist damit ein Dokument entstanden,
06:00das vom Grundsatz her den Charakter eines Wertpapiers hat.
06:08Sofern nun der Anspruch auf meine Leistung anhand von diesem Dokument
06:13sich auf jemand anderes übertragen ließe,
06:17könnte dieser Zettel im Prinzip auch als Zahlungsmittel verwendet werden.
06:27Solche Schriftstücke bezeichnen wir gewöhnlich als Zahlungsversprechen,
06:34obwohl diese Benennung eigentlich eine Verkürzung der Tatsachen ist.
06:39Es ist deshalb verkürzt, weil das eigentliche Versprechen
06:42nicht ein Stück Papier ist,
06:44sondern vielmehr ein zeitlich abgeschlossenes Geschehen war,
06:49eine Abmachung, die sich in der Vergangenheit zutrug.
06:55Seriöse Verschriftlichungen dieser Art gelten in unserer Gesellschaft
06:59als Verträge, als Dokumente.
07:03Sie sind deshalb Dokumente, weil wir ihnen als Zeugnis
07:07und zwingende Evidenz desjenigen Ereignisses,
07:10das sie jeweils repräsentieren, verstehen.
07:15Dokumente dieser Art bilden eine ganz besondere Kategorie von Wertobjekten,
07:21weil sie nicht selbst Realwerte sind,
07:25sondern sie können in reale Werte, also Güter und Leistungen, eingelöst werden.
07:32Diese Einlösung setzt selbstverständlich die Selbstverpflichtung des Schuldners
07:39oder die äußerlich rechtliche Gewalt der Gesellschaft voraus.
07:46Wenn solche Dokumente gewisse Standards und Kriterien erfüllen,
07:52werden sie in unserer Gesellschaft den Realwerten so sehr gleichgesetzt,
07:58dass sie, soweit ich verstehe, sogar anstelle einer materiellen Realsicherung
08:05verpfändet werden können.
08:11In einer etwas ähnlichen Vorstellungsart bewegt sich die englische Notenbank,
08:17wenn sie beschreiben soll, was für eine Sache Geld ist.
08:22Sie beschreibt Geld nämlich als besondere Form eines IOU,
08:27geschrieben mit diesen drei Buchstaben als Akronym für die Worte IOU,
08:32also IOU, ich schulde dir,
08:35und damit gemeint ist eine Schuldverschreibung bzw. ein Zahlungsversprechen.
08:43Geld wäre in dem Fall ein Zahlungsversprechen,
08:46das anders als was wir sonst von solchen Vereinbarungen erwarten,
08:51das ständig weitergereicht werden kann,
08:54ohne dass darauf irgendwelche Vermerke gemacht werden müssen.
08:59Dass das Geld grundsätzlich jedoch nie wie ein Schuldschein eingelöst wird,
09:05sondern nur immer weiter als Tauschmittel weiter und weiter gereicht wird,
09:11das wirkt in dieser Darstellung nicht kritisch beleuchtet.
09:17Die Interpretation dieser Notenbank
09:20macht aus Geld ein außerordentlich merkwürdiges Zahlungsversprechen.
09:25Es ist deshalb so merkwürdig, weil im Geld,
09:29also Giraldgeld und Bargeld gleichermaßen,
09:32so ziemlich alles fehlt, was ein Schuldschein eigentlich kennzeichnet.
09:39Der im Geld enthaltene Anspruch lässt sich auf beliebige Personen übertragen,
09:45ohne dass man dies darauf vermerken muss.
09:50Er habe keinen identifizierbaren Einlösungsfrist.
09:56Wann und für welche Leistungen,
09:59ebenso wenig, wie zwischen welche Parteien er ursprünglich zustande gekommen sei,
10:05lässt sich nicht aus ihm ermitteln.
10:10Geld ist nach diesem Verständnis also
10:13nicht nur eine besondere Form einer Schuldverschreibung,
10:17sondern als solche aufgefasst ist es im höchsten Maße sonderbar.
10:26Sobald das Geld denjenigen Halter,
10:29für dessen Darlehen es zunächst geschöpft wurde,
10:32verlassen hat und in der umlaufenden Geldmenge eintritt,
10:36ist es von dem übrigen Geld nicht mehr zu unterscheiden.
10:42Das Einzige, was man ihm ablesen kann,
10:45ist dessen Wert im Sinne von Währung und Zahl,
10:50so und so viele Euro oder andere Währung.
10:56Übertragbare Schuldscheine als Tauschmittel zu verwenden,
11:00ist vom Prinzip her nicht wesentlich anders,
11:03als wenn Waren als Tauschmittel verwendet werden.
11:08Für beide diese Tauschmittelklassen gilt der Grundsatz,
11:12dass sie sinnvollerweise dann als geldartig bezeichnet werden können,
11:20wenn sie nicht aufgrund ihres realen Nutzwertes,
11:24sondern aufgrund ihres Tauschwertes gehalten
11:28und als Tauschobjekt akzeptiert werden.
11:34Wenn ich hier Schuldscheine als geldartig charakterisiere,
11:39so ist das etwas ganz anderes als,
11:42ähnlicher englischer Notenbank,
11:45Geld im Allgemeinen als Zahlungsversprechen zu definieren.
11:53Die Geschichte vorhin von den Schecks auf der Südseeinsel
11:57ist unter anderem darum interessant,
12:00weil sie die Verwendung von Zahlungsversprechen
12:04wie als ob es Geld wäre,
12:06als das Natürlichste in der Welt erscheinen lässt.
12:12Auf diese Weise scheint sie die These der englischen Notenbank zu erhärten.
12:20Dieser Eindruck ist jedoch nicht besonders belastbar,
12:23denn die Geschichte lässt sich durchaus anders,
12:26und zwar dahingehend interpretieren,
12:29dass die Insulaner deshalb Vertrauen in den Schecks als Zahlungsmittel hatten,
12:35nicht weil Schecks Zahlungsversprechen sind,
12:38sondern es ist ebenso möglich, dass sie die Schecks so verwendet haben,
12:42obwohl es ihnen ganz genau bewusst war,
12:45dass sie die Schecks auf diese Weise nicht mehr würden einlösen können.
12:52Wir werden als nächstes ein bisschen Buchführung machen.
12:56Wir werden die buchführungstechnische Darstellung der Geldschöpfung
12:59durch ein Bankdarlehen betrachten.
13:03Eine Artikelserie von Jean-Marc Décressonnier
13:06hat mir dabei besonders gut geholfen.
13:11Die richtige, doppelte Buchführung ist komplex und abstrakt.
13:16Auch wenn man wie ich wenig bewandert ist auf diesem Gebiet,
13:20kann man sehr wohl in die Materie hineinringen.
13:26Ich habe versucht, das Wesentlichste für unsere Fragen herauszuschälen
13:32und hoffe, dass ihr mich gut folgen könnt.
13:36Schauen wir es uns einmal an.
13:41Die allgemeine Grundform der doppelten Buchführung
13:44mit den beiden Spalten aktiver links und passiver rechts
13:49ist auch für Unternehmen und Institutionen die übliche Form der Buchführung.
13:55In einer Geschäftsbankbilanz werden die Geldeinlagen ihrer Bankkunden
14:00unter passiver und Kundendarlehen unter aktiver gelistet.
14:05Zu jedem Zahlenwert auf der einen Seite
14:08gehören spiegelbildliche Werte auf der anderen Seite
14:12oder zumindest so, dass die beiden Spaltensummen immer gleich sind.
14:18Wenn die eine Spalte insgesamt 0 ist, muss auch die andere 0 sein
14:23und bei anderen Spaltensummen gilt dasselbe.
14:27Solange beide Summen gleich sind, können sie jede erdenkliche Zahl vorweisen.
14:33Buchführung ist etwas verwirrend,
14:35wenn man mit der Praxis und den Begrifflichkeiten nicht vertraut ist.
14:40Aber ansonsten ist das System gewisserweise logisch und geordnet.
14:47Rechts von der Bankbilanz habe ich die Perspektive eines Bankkunden dargestellt.
14:53Geld, das ich auf mein Konto aufbewahre, sind meine Einlagen bei der Bank.
15:00Für mich sind diese Einlagen Forderungen gegenüber der Bank.
15:05Für die Bank sind sie Verbindlichkeiten gegenüber mir.
15:12Ein Darlehen, das ich habe, ist mein Kredit bei der Bank.
15:16Für mich ist das Kredit eine Verbindlichkeit.
15:19Für die Bank wiederum stellt es eine Forderung dar.
15:25Sobald wir diese grundlegende Struktur ein wenig kennen,
15:28können wir nun zur buchhalterischen Darstellung der Kreditgeldschöpfung weitergehen.
15:36Als Beispiel habe ich eine Darlehenssumme von 100.000 Euro gewählt
15:41mit einem Zinssatz von 3,6% im Jahr
15:46und einer monatlichen Rate von 550 Euro.
15:51Der Zinssatz resultiert zunächst in einer Jahreszinssumme von 3600 Euro
15:59und auf zwölf Monate verteilt wird die erste Zinsrate dann 300 Euro.
16:06Von der Monatsrate bleiben schließlich 250 Euro für die Tilgung übrig.
16:13Der hier dargestellte Auszug aus der Geschäftsbankbilanz
16:17zeigt die Situation zum Zeitpunkt, wenn das Darlehen bewilligt
16:22und das Geld zur Verfügung gestellt, aber noch nicht verwendet worden ist.
16:29Die vereinbarte Darlehenssumme ist jetzt entstanden.
16:35Diese Geldschöpfung fand per Bilanzverlängerung statt.
16:40Was etwa so viel wie ein buchführungstechnischer Kunstgriff ist.
16:47Indem auf diese Weise 100 Euro als Einlagensumme des Bankkunden
16:52auf das Darlehenskonto hingeschrieben worden ist,
16:57ist zwar Geld geschaffen worden,
17:00aber weil gleichzeitig ein Kredit in derselben Höhe
17:04innerhalb derselben Kundenbeziehung gegründet wurde.
17:08Gleichen sich die beiden Summen buchführungstechnisch aus.
17:13Sowohl in der Beziehung zu diesem bestimmten Bankkunden
17:17als auch innerhalb der bankeigenen Bilanz.
17:22Diese Praxis wird auch als Nullsummenspiel bezeichnet.
17:29Ich merke noch mal an, dass Einlage und Kredit
17:33in der Kreditnehmerscheinung verbunden sind.
17:38Und aus dieser Perspektive umgekehrt wie für die Bank erscheinen.
17:45Das eine ist eine Verbindlichkeit
17:48und das andere eine Forderung und vice versa.
17:53Beim zweiten Zeitschnitt ist das Geld ausgegeben.
17:59Das Kredit ist noch unverändert,
18:02weil noch keine Monatsrate fällig war.
18:05Dadurch, dass das Geld ausgegeben wurde,
18:08hat es jemand anderes in der Gesellschaft jetzt.
18:13Wenn dieser Zahlungsempfänger,
18:15wie es in den meisten Fällen wohl sein wird,
18:18bei einer anderen Bank beheimatet ist,
18:21dann muss die Kreditnehmerbank
18:24sogenannte Zentralbankreserven leihen
18:27und mit dem Geld an der Bank des Empfängers mitgeben.
18:32Aus diesem Grund entsteht bei der Überweisung
18:35ein negatives Saldo bei der Zentralbank
18:38und dieses negatives Saldo wird auf der aktiven Seite
18:42in der Bilanz aufgeführt.
18:45Wenn der Zahlungsempfänger zufälligerweise
18:48bei derselben Bank wie der Kreditnehmer wäre,
18:51würden keine Zentralbankreserven notwendig werden.
18:56In der bankinternen Bilanz würde dann die Geldsumme
19:00lediglich von der einen zur anderen Kundenbeziehung
19:04innerhalb der Passivasspalte umgebucht werden.
19:09So oder so würden die beiden Spaltensummen
19:12miteinander gleich bleiben.
19:16Beim dritten Zeitschnitt hat der Kreditnehmer
19:19die erste Monatsrate auf das Darlehenskonto überwiesen.
19:24Davon geht der Zinsanteil von 300 Euro an die Bank.
19:31Mit der Tilgungsrate von 250 Euro
19:34findet eine Bilanzverkürzung statt.
19:38Diese 250 Euro und die entsprechende Summe vom Kredit
19:41werden gelöscht.
19:44Das Zentralbankreservensaldo wird dementsprechend angepasst.
19:49Die beiden Spaltensummen sind am Ende nach wie vor gleich.
19:54Beim vierten Zeitschnitt wurde die zweite Monatsrate überwiesen.
19:58Es läuft jetzt genauso ab wie bei der ersten Rate,
20:02nur ist das Restkredit bereits reduziert,
20:05sodass der Zinsanteil ein wenig kleiner wird.
20:09Dementsprechend bleibt mehr für die Tilgung übrig.
20:13Wenn alles nach dem ursprünglichen Tilgungsplan läuft,
20:16geht es jeden Monat ähnlich weiter,
20:19nur dass der Zinsanteil immer kleiner wird,
20:22während die Tilgung zunimmt.
20:24Und immer, immer bleiben beide Spaltensummen gleich.
20:29Der Anteil der umlaufenden Geldmenge,
20:31der durch dieses Darlehen geschöpft wurde,
20:34verschwindet im Gleichschritt mit der Tilgung
20:37allmählich wieder aus der Gesellschaft.
20:41Wie wir also sehen,
20:42haben wir in der buchführungstechnischen Darstellung der Geldschöpfung
20:46ein Bild mit einer gewissen symmetrischen Perfektion.
20:52Das geschöpfte Geld steht der Kreditschuld des Darlehens
20:56in gleicher Höhe gegenüber und in Summe kommt eine Null dabei rum.
21:03Die Nullsummenrechnung ist unspektakulär
21:07und zugleich möchte sie nichts dem Zufall überlassen.
21:12Meine Darstellung ist zwar eine ziemliche Vereinfachung der Bankenbilanz,
21:17aber im einen wie im anderen Fall ist der harmonische Eindruck da
21:24und die Welt, in der wir uns hier bewegen, besteht aus abstrakten Zahlen.
21:31Allgemein gesprochen ist Buchführung gerade dadurch sinnvoll,
21:37dass sie eine Darstellung von etwas Wirklichem ist.
21:43Wenn sie nun aber eine Darstellung ist, dann ist es nicht sich selbst,
21:50sondern es muss etwas anderes in der realen Wirklichkeit,
21:55jenseits der Buchführung, das durch ihre Zahlen abgebildet wird.
22:02Ich weiß, dass diese Denkfigur sehr ungewohnt sein kann
22:07und gleichwohl trifft sie einen essentiellen Wahrheitsaspekt an der Sache.
22:14Denn ohne einen tatsächlichen verweisenden Wirklichkeitsbezug
22:20wäre eine Buchführung keine richtige Buchführung,
22:24sondern vielmehr eine Zahlenfiktion.
22:30Bezüglich unserer modellhaften Bankbilanz wäre die Frage nun,
22:35was die aufgeführten Zahlen dann bedeuten können.
22:41Betrachten wir zunächst den ersten Eintrag,
22:45Zeitschnitt 1, der bei der Geldschöpfung gemacht wurde.
22:49Durch die Bilanzverlängerung sind hier gleichzeitig beide Kredit- und Einlagen erschienen
22:54und so ist Geld entstanden.
22:57Wenn das Geld im zweiten Eintrag, Zeitschnitt 2, ausgegeben worden ist,
23:03dann bleibt das Kredit, wie es war, während die Einlagenzahl auf Null geht.
23:10Die 100.000 Euro Einlagen gingen dorthin, wo auch das Geld hinging.
23:18Das Geld ist jetzt beim Zahlungsempfänger.
23:22Dementsprechend erscheint es als Zahl im Bilanz bei seiner Bank
23:28und dort ist es wieder unter Einlagen dieses Kontoinhabers zu finden.
23:36Wenn wir nämlich an der Denkweise festhalten, dass die Zahl in der Bilanz nicht selbst das Geld ist,
23:43sondern ihm vielmehr bedeutet oder repräsentiert,
23:47so müssen wir die Überweisung solcher Art interpretieren,
23:51dass damit dafür gesorgt wird, dass die Einlagenzahl dem Geld hinterher folgt
23:59oder andersherum, dass mithilfe der Zahlen dem Geld befehligt wird, zum Zahlungsempfänger zu gehen.
24:11Was ist nun mit den 100.000 Euro, die in der Bilanz als Kredit unter Aktiva stehen?
24:19Was ist deren Korrelat? Worin besteht es?
24:25Es besteht in dasjenige, wodurch die Bank die Kreditforderung zugebilligt wurde,
24:33nämlich durch den Kreditvertrag,
24:37der wiederum selbst, wie wir anfangs heute sahen, in und durch das schriftliche Vertragsdokument repräsentiert wird.
24:46Ohne dieses Dokument würde die Bank nicht nur verweigern, das Geld für den Kreditnehmer zu schöpfen.
24:55Sie dürfte es auch nicht.
24:58Aber ebenso wahr ist es zugleich, dass die Bank ohne dieses Dokument
25:03keine Forderung gegenüber dem Kreditnehmer geltend machen könnte.
25:10Wir sehen daher, dass dieser Vertrag zu Beginn der Laufzeit einen Wert von 100.000 Euro hat.
25:20Im Tilgungsverlauf werden bei der Geldmenge und die Forderungssumme aus dem Kreditvertrag
25:27in Gleichschritt durch jede einzelne Bilanzverkürzung ein Stück weiter gelöscht,
25:34bis das Darlehen am Ende komplett getilgt ist.
25:39Soweit ist das Bild symmetrisch.
25:44Gehen wir ein paar Schritte zurück.
25:48Wir wissen, im Vorfeld zur Kreditvergabe wurde die Bonität,
25:53also die voraussichtliche Fähigkeit des Antragstellers dazu,
25:58die Summe zurückzahlen zu können, von der Bank bewertet.
26:02Damit sie dem Antrag zustimmen konnte,
26:06musste das Tilgungspotenzial zumindest äquivalent zum beantragten Darlehen sein.
26:12Und bei Vertragsabschluss wurde dann genau 100.000 Euro Wert
26:18von diesem Potenzial für die Bank quasi reserviert.
26:23In der Bilanz stehen daher 100.000 Euro Wert an Kredit,
26:28die 100.000 Euro Wert an Geld als Äquivalent gegenüber.
26:35Diese Zahlen sind zwar gleich, aber das Krux an dieser Sache ist,
26:42dass das, worauf diese zweimal 100.000 verweisen,
26:47zwei vollkommen verschiedene Dinge sind.
26:51Dinge, die sich im Verlauf der Zeit
26:54geldwertmäßig sehr, sehr unterschiedlich verhalten können.
27:02Das Ergebnis der Bonitätsprüfung bescheinigte zwar eine ausreichende Tilgungskraft.
27:09Aber dieses Prüfergebnis ist nichts als eine Prognose über die Zukunft
27:15und, unnötig zu sagen, Prognosen werden ja nicht immer erfüllt.
27:22Die Tilgungsfähigkeit könnte sich plötzlich und dramatisch verändern
27:27und dadurch verändert sich faktisch auch der Wert des Vertragsdokumentes für die Bank.
27:35Bei dem entstandenen Geld sieht es anders aus.
27:39100.000 in Form von Geld bleiben 100.000 Euro Wert.
27:46Egal was geschieht, egal in wessen Händen das Geld kommt,
27:51und sogar auch dann, wenn die Inflation so heftig steigen sollte,
27:56dass der Ursprungsbetrag nicht einmal mehr die Kaufkraft eines Brotes hätte
28:01und völlig ungeachtet dessen, ob der Kreditnehmer tilgen kann oder will.
28:07Die tatsächlich geschöpfte Geldsumme müssen wir daher betrachten als eine absolute Zahl.
28:15Während der Wert des Darlehensvertrages aufgrund der ungewissen Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers
28:24eine ganz klar variable Zahl ist.
28:29Der Kreditvertrag ist in dieser Hinsicht genauso ein Wertpapier
28:35wie alle andere Wertpapiere, die auf dem Finanzmarkt gehandelt werden.
28:42Hier bei uns dürfen die Banken, soweit mir bekannt ist,
28:47unrentable Darlehensverträge nicht so einfach verkaufen.
28:53Es ist jedoch die Rechtslage oder es sind ethische Normen
28:58und nicht die Sache an sich, die dieser Art Handel begrenzt.
29:04In ein Land wie den USA gibt es die Praxis in größerem Stil.
29:11Das Portfolios mit notleidenden Darlehen oder auch faule Kredite genannt
29:18auf dem Markt gehandelt werden.
29:22Ein illustratives Beispiel hierzu.
29:262016 hatte der amerikanische Satiriker John Oliver
29:32quasi von heute auf morgen eine Inkassofirma gegründet
29:36und damit konnte er einfach so ein Portfolio mit Schulden von 9000 Amerikanern
29:44im Wert von 15 Millionen Dollar für weniger als 60.000 Dollar kaufen.
29:51Weniger also als ein halbes Cent pro Dollar.
29:55Daraufhin hat Oliver während einer Sendung seiner Fernsehshow
29:59sämtliche dieser Schulden erlassen.
30:03Dieses Beispiel bestätigt, dass ein Darlehensvertrag etwas ähnliches wie ein Wertpapier ist
30:12und dass es tatsächlich einen variablen Wert hat.
30:17Dieser Wert ist nicht ein Anteil der Wertsumme des geschöpften Geldes,
30:23sondern er wurde bei der Kreditgeldschöpfung ganz und gar zusätzlich zum Geld geschaffen.
30:33Änderungen am Wert dieses Vertrages können keinen direkten Einfluss
30:39auf den Wert des bei derselben Bilanzverlängerung erzeugten Geldes haben,
30:45weil dazwischen keine Verbindung mehr besteht.
30:50Und anders als Kreditverträge, andere Wertpapiere und ebenfalls anders als Realwerte
30:56kann Geld nicht individuell und portionsweise ihren Wert verlieren,
31:02sondern nur eine Währung als Ganze kann die Kaufkraft teilweise oder vollständig einbüßen.
31:13Diese Beobachtungen dürften für uns jetzt die Logik einer Deckung des Geldes
31:21in sich zusammenfallen lassen, diesmal anhand von einem Beispiel aus der Gegenwart.
31:30Was in der Bankbilanz ein hübsches Nullsummenspiel ist,
31:36verweist in Wirklichkeit auf Tatsachen, die die Praxis der Geldschöpfung
31:42durch die Bilanzverlängerung sachlogisch und ethisch mehr als fragwürdig erscheinen lassen.
31:50Normativ, indem man vorgibt, wie etwas zu sein hat, einfach weil man es so beschlossen habe.
31:56Da kann man natürlich Buchführung so gestalten, wie man will,
32:01aber man kann dann nicht mehr behaupten, damit eine tatsächliche Wirklichkeit abzubilden.
32:08Genau wie bei der Teildeckung während des Goldstandards,
32:13wo die Banken mehr Geld schufen, als ihre Goldvorräte hergaben,
32:18oder bei der Münzverschlechterung in den Zeiten, als Münzen aus Gold und Silber
32:22als konkrete Zahlungsmittel verwendet wurden.
32:26So orientiert sich die Kaufkraft des Geldes auch heute weniger nach ihrer Schöpfungsgrundlage
32:33als nach dem Handelsvolumen in der Gesellschaft.
32:37Die Geldmenge muss stets mit dem Handelsvolumen in ein sinnvolles Verhältnis stehen.
32:47Als nächstes müssen wir Realsicherheiten,
32:50jene Kreditsicherung durch Pfandum von Eigentum und anderen Sachwerten,
32:57die zu Darlehensverträgen generell dazugehören, besprechen.
33:03Man könnte nämlich argumentieren, dass wenn Kreditverträge die Kaufkraft des Geldes also nicht rechtfertigen können,
33:11dann könne diese Funktion auf jeden Fall noch durch die Pfandsicherheit,
33:15die etwa in ein Haus, ein Grundstück, Produktionsmittel oder anderes Eigentum bestehen könnte, geleistet werden.
33:25Dieses Argument stößt jedoch auf die gleichen Probleme, wie die wir soeben besprochen haben.
33:33Denn wenn ein Kreditnehmer zahlungsunfähig werden sollte,
33:38so dass die Bank das Pfand tatsächlich monetarisieren muss,
33:43dann wird man erst nach der Zwangsversteigerung wissen können,
33:48ob die Bank den noch verbliebenen Rest des Darlehens damit tilgen konnte.
33:55Denn materielle Pfandsicherheiten sind letztendlich ebenso variable Werte
34:02wie das Kalkül auf die Tilgungsfähigkeit des Kreditnehmers.
34:07Solange das beispielhafte Haus verpfändet ist,
34:12darf es vom Besitzer natürlich nicht insgeheim verkauft werden.
34:17Aber auch hier ist es nicht die Sache an sich,
34:22sondern die Rechtslage und ethische Normen, die ein solches Vorgehen verhindert.
34:29Alles, was bezüglich dem Fehlen einer notwendigen oder kausalen Verbindung
34:36zwischen dem Geld und dem Kreditvertrag im Hinblick auf die Kaufkraft des Geldes gesagt worden ist,
34:42kann eins zu eins in Bezug auf die Pfandsicherheit wiederholt werden.
34:49Interessanterweise geht diese Parallelität noch weiter.
34:54Ich habe ja dargelegt, dass durch die Kreditgeldschöpfung zusätzlich zum Geld
35:00auch die Darlehensverträge als Wertobjekte erzeugt werden.
35:05Etwas Vergleichbares geschieht mit den gepfändeten Realwerten.
35:11Solange wir Pfandsicherheiten für Kreditverträge brauchen,
35:18solange müssen die dafür geeigneten Objekte zahlreich genug sein,
35:24damit eine ausreichende Geldversorgung in der Gesellschaft gewährleistet werden kann.
35:31Für diesen Zweck reicht es nicht aus, wenn die Pfandobjekte irgendeinen beliebigen Tauschwert haben,
35:38sondern eine Pfändung macht erst dann Sinn, wenn die Chancen gut stehen,
35:43ausreichend viel Geld für den bestimmten Pfandobjekt zu bekommen.
35:49Die Kreditgeldschöpfungsmethode trägt insofern dazu bei,
35:55dass Immobilien, Grund-, Boden- und Produktionsmittel Warencharakter bekommen haben bzw. gegeben werden müssen.
36:06Und für ihre Eignung als Pfand ist es stets von Vorteil,
36:12wenn ihre Pfandwerte und damit ihre Preise eher hoch als niedrig sind.
36:18Die Verbindung der Geldversorgung mit allen potenziell verpfändbaren Objekten
36:24erzeugt noch weitere Rückkopplungseffekte.
36:28Aufgrund der Pfändbarkeit geben solche Objekte dem Eigentumer Zugang zu frischem Geld aus Bankdalien.
36:37Hierdurch werden Häuser etc. den Anschein verliehen,
36:41dass sie einen Teil der Geldsumme ihres eigenen Kaufpreises mit sich bringen.
36:48Wenngleich dies eine Illusion ist,
36:51so macht es die Erbringung des Kaufpreises zeitlich flexibler als es sonst wäre,
36:58und das steigert die Zahlungsbereitschaft der Käufer,
37:02während es die Preiserwartungen der Verkäufer in die Höhe treibt.
37:08Diese verschiedenen Aspekte zusammen geben uns Grund anzunehmen,
37:13dass diese Objekte signifikant teurer gehandelt werden,
37:17als es der Fall wäre, wenn sie die Funktion der Kreditsicherung nicht gehabt hätten.
37:25Und diese Preisentwicklung wiederum bewirkt eine weitere Rückkopplung an die Größe der Gesamtgeldmenge.
37:34Denn diese muss natürlich bei den jederzeit gegebenen Preisen
37:40ebenfalls den Handel mit Realobjekten bedienen können.
37:45Immobilien, Grundboden und Produktionsmittel gehören zu den existenziellen Grundlagen der Menschen und der Gesellschaft.
37:56Die Festigung ihres wahren Charakters wird dann zu ein Problem,
38:02wenn das solcherart akzentuierte Tausch- und Pfandwertpotenzial
38:07bei Widerstreit und Wettkampf mit dem realen Nutzwertpotenzial derselben Objekte geraten.
38:21Dieses Problem kommt zum Beispiel bei der Übergabe eines Unternehmens an neue Inhaber zutage,
38:29wenn sich Käufer oder Verkäufer eher für den absehbaren monetären Gewinn interessieren
38:36als für den gesellschaftlich realen Produktionsbeitrag eben dieses Betriebes.
38:45Durch dieselbe Dynamik wird Wohnraum, dessen Erbauungskosten auch schon lange abbezahlt sind, zu Spekulationsobjekten.
38:57In Bezug auf den Pfand-Nexus zwischen Immobilien und der Kreditgeldschöpfung
39:09befinden wir uns als Gesellschaft in einer etwas ausweglosen Situation.
39:16Denn solange wir an die heutige Geldschöpfungsmethode festhalten,
39:21können wir erstens beim besten Willen nicht auf die Kreditsicherung verzichten.
39:30Denn würden wir solche Pfändung weglassen und nur auf die Tilgungspflicht des Kreditnehmers setzen,
39:36um die planmäßige Löschung der Darlehensbeträge sicherzustellen,
39:40dann wäre zu befürchten, dass der Anteil der Gesamtgeldmenge,
39:45für die die Tilgung gescheitert ist und die deshalb nicht mehr gelöscht werden kann,
39:49schneller zunehmen wird als bisher.
39:55Zusätzlich müssen wir bedenken, dass Banken für die zeitgerechte Löschung
40:03der mit ihrer Hilfe entstandenen Darlehenssummen mithaften.
40:09Würde man die Pfandsicherheit streichen, würde sich das negativ auswirken auf die Bereitschaft der Banken dazu,
40:17in dieser Verantwortung weiterhin zu stehen.
40:24Beim gegenwärtigen Stand dürften wir zweitens nicht eine gesetzliche Regelung anstreben,
40:31wodurch Eigentum nicht mehr gewinnbringend verkauft werden könnte.
40:36Eine solche Möglichkeit wäre aber durchaus interessant, um zu verhindern,
40:40dass, wie vorhin angemerkt, monetäre Gewinninteressen vor Gemeinwohl und gesellschaftliche Interessen
40:47bei der Übertragung von Eigentum gestellt werden.
40:52Eine solche Maßnahme müsste so streng unhintergehbar sein,
40:58dass dadurch die betreffenden Objekte ungeeignet als Pfandsicherheit würden.
41:05Und reichlich angewandt würde somit der Geldversorgung die erforderliche Pfandgrundlage knapp werden.
41:18Im Variablen Wert des Darlehensvertrages haben wir ein mögliches Indiz dafür gefunden,
41:25warum man von der Bankenperspektive aus das heutige Geld als besondere Form von Schuldscheine beschreiben möchte.
41:35Weil Kreditinstitute für die Geldlöschung mithaften,
41:40haben sie auch guten Grund, den Wert des Geldes vorrangig in den Schöpfungsvereinbarungen gegründet zu sehen.
41:49Durch ihre Verantwortung gefärbt erleben sie die Kreditverträge lange Schatten über das Geld werfen.
41:58Und diese Verträge haben, anders als die Geldmittel, den tatsächlichen Charakter von Schuldscheine.
42:08Geld und Bankschulden entstehen aus demselben Akt, haben ansonsten wenig miteinander zu tun.
42:15Zwischen ihnen stellt der im heutigen Geldsystem notwendige Zwang zur geplanten Geldlöschung eine Verbindung her,
42:23die ausschliesslich dieser Löschung dient.
42:28Es hat sich nicht nachweisen lassen, dass die Geldmittel die Entstehung von Schulden benötigen, um Kaufkraft zu bekommen.
42:37Vielmehr sind solche Gesichtspunkte in Erscheinung getreten, die einen solchen Nexus unwahrscheinlich machen.
42:45Wie wir das Geld kennen, entsteht es portionsweise bei der Kreditgeldschöpfung
42:53und zirkuliert für eine gewisse Zeitdauer in der Gesellschaft umher, bevor es bei der Tilgung wieder verschwindet.
43:01Dieses Geld ist insofern eher mit Flüssigkeiten als mit Objekten vergleichbar,
43:06weil man die eine Geldportion von der anderen eigentlich kaum unterscheiden kann
43:10und es unmöglich ist zu sagen, wann und wo welche Portion entstanden ist.
43:17Gleichwohl hat das Geld einen gewissen Lebenszyklus, der dann zu Ende ist,
43:24wenn das Geld durch die Löschung gleichsam zu seinem Ursprung zurückkehrt, um bei der nächsten Schöpfung wieder neu zu erscheinen.
43:35Nach diesem Ursprung zu fragen, also wo, bei wem es ist oder wie dieser Ursprung zu verstehen ist,
43:45das wirft als nächstes die Frage auf, inwiefern diese Kernsubstanz des Geldes
43:52eher als Privat- oder als Gemeinschaftseigentum aufzufassen wäre.
43:57Kann Geld in diesem Sinne überhaupt einem aktuellen Inhaber auf ewig gehören?
44:04Oder ist die Befristetheit vielleicht eine spezifisch zugehörige Eigenschaft des Geldes?
44:12Denn wenn es so ist, dann sollten wir auch dieser Gegebenheit Rechnung tragen.
44:19Durch den Schöpfungszyklus ergibt sich eine besondere Möglichkeit,
44:24die Gesamtgeldmenge und dessen Verteilung in der Gesellschaft zu regulieren.
44:32Im heutigen Geldsystem ist in dieser Hinsicht bereits mehr möglich,
44:38als in den meisten Länder und Zeiten bisher wahrgenommen worden ist.
44:44Aber das darüber hinaus noch vorhandene Potenzial dazu,
44:48das Geld unter gemeinwohlorientierten, freiheitlichen und demokratischen Sichtpunkten zu regulieren,
44:58ist einfach zu groß, um es ungeborgen liegen zu lassen.
45:05Und um dieses zu erschließen, wird es eben notwendig sein,
45:11die Binnenstruktur des Geldes von Grund auf neu zu gestalten.