Justin Engel will die Nummer eins der Tennis-Welt werden. Dieses Ziel und was er sonst so in seiner Karriere vor hat, verriet der 17-Jährige im exklusiven Interview mit dem kicker.
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SportTranskript
00:00Ja, Justin Engel heute bei uns zu Gast im KiKA-Studio. Justin, herzlich Willkommen. Schön, dass du da bist.
00:09Ja, danke, dass ich hier sein darf.
00:10Justin, du erlebst gerade so deinen ersten kleineren Hype, auch außerhalb der Tennis-Bubble, jetzt durch dein erstes gewonnenes Match auf der ATP-Tour. Wie hast du die Zeit danach so erlebt?
00:22Ja, also es war so, jetzt kennen mich die Leute jetzt auch mehr, ich spreche mich jetzt auch öfters an und so. Es macht total Spaß, aber ja, ich trainiere immer noch sehr hart für meine Ziele.
00:34Ich will ja die Nummer 1 der Welt werden, deswegen ich trainiere immer noch sehr hart und hoffe auf das Beste.
00:40Froschetöne gleich zu Beginn, da kommen wir nachher nochmal drauf zu sprechen. Finde ich gut.
00:44Wie war denn das für dich jetzt, dieses erste ATP-Turnier? Wir haben gerade darüber gesprochen. Wie schaffst du es da, nicht in Erfurt zu erstarren?
00:51Du kommst von den Juniors hoch und dann auf einmal das erste Turnier bei den Großen, sage ich jetzt mal. Wie war es da für dich, in dieses Umkleide reinzukommen?
00:59Ja, total aufregend. Ich meine, du siehst da Leute, die du eigentlich nur im Fernsehen siehst und auf einmal sprechen die dich an und sind total super Leute.
01:10Ich meine, ich habe mit denen schon geredet, als wäre ich mit denen schon jahrelang befreundet. Aber klar, es macht auf jeden Fall total Spaß, dann mit denen untereinander da zu sein.
01:21Gab es da einen bestimmten Austausch, der dir jetzt sofort im Gedächtnis geblieben ist? Ich habe gehört, mit Fabio Fonini hast du mal trainiert.
01:28Ja, also ich meine, ich habe da gegessen und dann auf einmal hat mich der Fabio Fonini angesprochen, ob ich mit ihm trainieren will. Da habe ich gleich zu ihm gesagt, natürlich, klar.
01:37Ich meine, Fabio Fonini ist ein Riesenspieler, viele kennen ihn und dann habe ich mit ihm trainiert. Total sympathischer Typ. Wir haben auch gleich die Nummern ausgetauscht und es hat auf jeden Fall sehr Spaß gemacht.
01:49Also kann man sagen, die Tenniswelt von den gestandenen Profis, die haben dich jetzt erst mal mit offenen Armen gefangen.
01:54Ja, ganz genau.
01:55Wie erlebst du generell jetzt die neue Welt der Großen, die du jetzt eintauchst? Nicht mehr so oft bei den Juniors, sondern jetzt bei den Herren. Hast du da auch ein bisschen Respekt davor oder hat dir jetzt dieses Erlebnis in Kasachstan die Angst davor genommen?
02:09Naja, so Angst habe ich nie gehabt, jetzt da mit den Großen zu spielen, sondern es ist halt einfach was anderes. Du bist halt sehr nervös, wenn du gegen so welche großen Spieler spielst oder in so einem Center Court spielst.
02:23Aber es ist jetzt nicht so, dass ich jetzt Angst hätte und zu viel Respekt habe. Das ist jetzt eigentlich schon relativ normal geworden für mich.
02:35Das ist doch schon mal zu hören, wenn du ohne Angst spielst. Trotzdem ist es ja so, wenn man jetzt von den Juniors in den Bereich zu den Herren wechselt. Früher, oder in den Juniors ist es ja so, da gewinnt man ja dann häufiger die Matches.
02:48Jetzt bei den Herren kann es ja auch theoretisch sein, dass du dich erst mal darauf einstellen musst, dass es am Anfang erst mal mehr Niederlagen gibt. Wie bereitest du dich denn auf diese Challenge vor?
02:58Ja klar, es war halt auch schon so, dass mein Vater mich schon davor sehr gut vorbereitet hat, mental schon vorbereitet hat und meinte zu mir, jetzt musst du wissen, du bist jetzt bei den ganz Großen da oben, spielst jetzt Herren Turniere, es kann jetzt natürlich öfters passieren, dass du mal mehr verlierst, als du gewinnst.
03:16Ich hatte schon die Einstellung, gib einfach dein Bestes, schau, wie es läuft und mach einfach weiter. Bis jetzt lief es eigentlich ganz gut für mich und hoffe, dass es so weitergeht.
03:32Es lief schon ganz gut, hauptsächlich hast du ja mit deinem Vater trainiert. Jetzt läuft es vielleicht noch besser, denn ihr habt jemand Neues dazu geholt, Philipp Kohlschreiber, der jetzt mit dir trainiert, der dich trainiert.
03:45Der hat letztens in einem Interview gesagt, das ist vielleicht sogar das spannendste Projekt der Tenniswelt, jetzt mit dir zusammen zu trainieren. Was macht es mit dir, wenn du solche Sätze hörst?
03:55Das sind große Worte. Klar, ich meine, der Kohli ist ein super Trainer. Es gibt vielleicht keinen besseren in Deutschland als ein Kohli als Tennis-Trainer. Ich bin wirklich auch total fest überzeugt, dass er mich an die Weltspritze bringen kann.
04:14Das sind wirklich große Worte, was er gesagt hat, deswegen freut es mich total, dass es von ihm so gekommen ist und hoffe auf das Beste.
04:24Die Verpflichtung von Philipp Kohlschreiber haben ja auch die Verbände möglich gemacht, dadurch, dass sie euch unterstützt haben. Wie war es denn jetzt generell bislang in deiner Tennis-Karriere? Fühlst du dich und du dich mit deinem Vater da genügend unterstützt bislang von den deutschen Tennis-Verbänden?
04:39Ja, ich meine, DTB und BTV haben uns total verholfen, den Kohlschreiber zu verpflichten und dafür bin ich sehr dankbar. Ohne die wäre es gar nicht möglich gewesen. Die Unterstützung war auf jeden Fall sehr groß.
04:55Apropos, du wurdest ja hauptsächlich in der Vergangenheit von deinem Vater trainiert. Jetzt kommt eben der Philipp Kohlschreiber dazu. Wie hat sich denn das Training jetzt für dich verändert? Was macht der Philipp Kohlschreiber anders?
05:06Die Spielintelligenz und die Variationen von den Schlägen und Platzpositionen. Der Philipp Kohlschreiber ist ein Typ, der mir wirklich die Spielintelligenz auf dem Platz beibringen kann. Deswegen ist es wirklich auch ein sehr wichtiger Schritt, den wir jetzt bei uns haben.
05:28Ich war schon immer so ein Hardhitter, der immer in die Ecken geschossen hat und sehr viel über Kraft gekommen ist. Der Kohlschreiber ist einer, der mir jetzt die Spielintelligenz beibringen kann.
05:40Gibt es noch weitere Bereiche, wenn wir gerade schon Spezifisches drin sind, wo ihr sagt, die nächsten Monate arbeiten wir jetzt an dem und dem Aspekt? Also habt ihr euch besondere Ziele festgelegt für die nächsten Trainingsmonate?
05:51Ja, ganz klar. Die Winkel, wenn ich die Bälle jetzt mal raus spiele. Nicht immer nur Longline, immer Stuss, Stuss. Jetzt mal mehr Platz aufmachen, den Gegner ein bisschen mehr bewegen. Das wären jetzt die Sachen, die wir trainieren.
06:12Du hast es gerade schon angesprochen, wenn du trainierst. Heute bist du mal hier zu einem Interview zu Gast. Wie sieht denn sonst so dein normaler Alltag aus? Wie viele Stunden am Tag besteht da aus Tennis und wie lange trainierst du?
06:22Normalerweise trainiere ich in der Früh zwei Stunden Tennis, dann habe ich zwei bis zweieinhalb Stunden Mittagspause, dann nochmal zwei Stunden Tennis, dann habe ich eine Stunde Fitness und dann nochmal eine Stunde Beweglichkeit. Also sind wir dann so bei sechs Stunden am Tag jeden Tag.
06:39Aber macht weiterhin voll Spaß?
06:41Ja, klar. Das ist mein Leben, das will ich jeden Tag so machen. Deswegen macht es total Spaß.
06:49Ja, ist ja schön. Spaß ist das eine, große Ziele sind das andere. Du hast es ja gerade hier in deiner allerersten Antwort gleich gesagt, du willst die Nummer eins der Welt werden. Wie kommst du dazu, dass du gleich direkt das größtmögliche Ziel dir ausgesucht hast?
07:04Ich hatte schon immer so die Mentalität, ich will wirklich immer die Nummer eins sein. Ich weiß, ich habe das Zeug dazu, ich weiß, ich trainiere richtig hart dafür. Warum soll es nicht klappen?
07:16Ich meine, wenn ich bei meinem Weg bleibe und ich genauso hart trainiere und nicht meinen Fokus verliere, dann sieht es schon ganz gut aus. Ich hoffe auf das Beste und natürlich das Wichtigste ist, immer schön am Boden bleiben.
07:32Ich bin nie ein Typ, der jetzt arrogant wird, sondern ich bin immer noch ein ganz normaler Typ, der große Ziele hat.
07:40Ja, Worte, bei denen die deutschen Tennisfans natürlich optimistisch sein können. Das ist eine sehr gute Einstellung. Nummer eins zu werden ist das eine Ziel, das wird man natürlich nicht über Nacht.
07:51Habt ihr euch denn jetzt in eurem Team kurzfristige Ziele ausgesucht, wo du sagst, hey, wäre schön, wenn ich das im nächsten Tennisjahr erreiche. Also habt ihr euch da Weltranglistenplatzierungen ausgesucht oder denkt ihr gar nicht so sehr an Platzierungen für das kommende Jahr?
08:05Ja, also wir denken schon natürlich an Ranglistenplatzierungen. Zum Beispiel nächstes Jahr will ich es schaffen, in den Top 200 zu sein, ATP. Und ja, das wäre schön, wenn ich das erreiche. Deswegen schauen wir mal.
08:22Das nächste große Event sind die ATP Finals. Danach geht es in der Saison ja schon wieder los mit den Australian Open. Wir haben natürlich recherchiert. Ich habe schon gelesen, es ist dein Lieblingsturnier. Darum haben wir auch in den Hintergrund natürlich auch so gewählt. Wie sieht es denn aus mit Australien? Wirst du da vielleicht sogar vor Ort sein?
08:40Ja, also wir spielen vielleicht dort ein paar ATP Challenger. Und wenn ich in Australien Challenger spiele, würde ich vielleicht die Union Grand Slam da in den Australian Open mitnehmen. Aber bis jetzt noch nichts Festes geplant. Deswegen schauen wir mal.
08:59Zu den großen Turnieren kommen wir zum Schluss nochmal. Du hast den DTB schon angesprochen. Du sagst, du willst die Nummer 1 der Welt werden. Gerade hat Tennis Deutschland schon einen Spieler, der die Nummer 2 der Welt ist mit Sascha Zverev. Du hast auch, glaube ich, in einem Interview auch schon mal den Rückhandvergleich angesprochen, dass Menschen schon sagen, hey, der spielt ja die Rückhand wie der Zverev. Gab es denn mit ihm schon einen Austausch?
09:22Nein, bis jetzt nur mit Mischa. Ich habe mit ihm mal ein Showmatch gespielt und dann sind wir mal Abendessen gegangen. Aber jetzt mit Sascha noch nicht. Aber er wird bestimmt mal dazu kommen.
09:34Verfolgst du seine Karriere aufmerksam?
09:36Ja, klar. Als Spieler schaust du immer die Ergebnisse von Sascha an. Ich unterstütze ihn total für seine Erfolge. Deswegen würde es mich sehr freuen, wenn ich auch mal mit ihm trainieren würde.
09:52Jetzt hat er es ja gehört. Generell ist ja im Tennis gerade so ein Shift, so ein Wandel, der sich gerade vollzieht. Die Zeit der Big Three geht jetzt endgültig zu Ende. Neue, junge Spieler dominieren die Tour, wenn man jetzt mal die Grand Slams anschaut.
10:11Wenn du die siehst, die sind ja auch nicht super alt, die sind mit jungen Jahren auf die Tour gestürmt, sagst du dann, hey, das will ich auch? Oder ist der Vergleich vielleicht sogar ein bisschen unfair, weil das einfach zwei Ausnahmetalente sind, mit denen man sich jetzt erstmal nicht so einfach vergleichen sollte?
10:28Ja, schwierig. Klar, natürlich will ich es auch genauso früh erreichen. Aber manche schaffen es ein bisschen später, manche schaffen es ein bisschen früher. Deswegen sind solche Vergleiche immer mal ein bisschen blöd. Aber für mich ist mein Endziel, die Nummer Eins zu werden und das andere ist nebensächlich.
10:52Und generell, wie siehst du es jetzt gerade? Es war ja, sag ich mal, die Generationen, die vor dir gekommen sind, so die Teams oder auch die Sverevs, die hatten halt das Problem, dass diese drei Überspieler da waren, mit Nadal, Djokovic und Federer, die halt alle Pokale sich geschnappt haben. Würdest du sagen, die Zeit ist jetzt günstiger oder sagst du, nee, Sinan und Alkeras sind jetzt wieder genauso stark?
11:12Ja, Sinan und Alkeras, die sind jetzt das Problem. Die nehmen jetzt die ganzen Titel von den anderen weg. Aber das ist, was auch Tennissport braucht. Wir brauchen auch wieder wieder Djokovic, Nadal, Federer. Deswegen ist es schön zu sehen, dass es den Alkeras und Sinan gibt und ich hoffe, ich bin vielleicht der Dritte.
11:37Das wäre doch mal ein schönes Ziel. Du hast ihn gerade angesprochen, Rafael Nadal. Auch das hat die Recherche ergeben. Du hast gesagt, er ist dein großes Vorbild. Was beeindruckt dich denn an ihm so?
11:47Ich meine, seine Mentalität auf dem Platz. Er ist wirklich ein Kämpfer. Er gibt niemals auf, egal wie viel er steht. Und das Allerwichtigste ist auch, wie er außerhalb des Platzes ist. Sein Charakter ist unfassbar. Er ist freundlich zu den Menschen. Deswegen lieben ihn auch die Menschen so. Genau deswegen ist er mein Vorbild.
12:07Wie schon gesagt, ich bin immer schon ein Typ, der auf dem Boden bleibt und nie unfreundlich ist oder arrogant. Deswegen ist er auch mein Vorbild.
12:18Wenn du dir eine Sache von ihm aussuchen könntest, was wäre das?
12:21Ich würde sagen, die extra Kämpfer-Mentalität, das was er auf dem Platz hat. Wenn er mal einen schlechten Tag hat, trotzdem nicht aufregen, immer schön positiv bleiben. Daran arbeite ich noch. Aber mein Ziel ist es, das genauso zu machen wie er.
12:48Das heißt, es gibt auch Matches, wo du dich noch ein bisschen zu sehr aufregst, würdest du sagen?
12:52Ja, also an schlechten Tagen genau. Aber ich bin trotzdem ein positiver Mensch auf dem Platz. Bis jetzt habe ich noch Probleme, wenn ich einen schlechten Tag habe und ich fühle den Ball nicht, da positiv zu bleiben. Aber das kriege ich noch irgendwie hin.
13:03Letzte Frage von Nadal, von Alcaraz, von Djokovic. Da gibt es mittlerweile berühmte Interviews aus Kindertagen, wo sie verraten haben, das ist mein Lieblingsturnier und das will ich unbedingt mal gewinnen.
13:19Jetzt haben wir die Chance mit dir, auch wenn du kein Kind mehr bist, aber noch im jugendlichen Alter. Was ist denn das Turnier, wo du sagst, hey, das ist mein absoluter Traum, das will ich in meiner Karriere mal gewonnen haben?
13:28Also ganz klar ist es das Train Open. Von vielen Spielern ist das auch das Lieblingsturnier. Aus dem Train Open war ich auch schon bei einem Junioren Grand Slam dort und das hat mich total umgehauen, wie es dort ist. Das wäre schon mein erstes Grand Slam, das ich gewinnen würde.