• vor 2 Monaten
Ein ganz ein Großer des Showbusiness gab sich am Mittwochabend ein Stelldichein in einer Buchhandlung auf der Wiener Mariahilfer Straße. Der ehemalige "Wetten, dass"-Moderator Thomas Gottschalk präsentierte sein mittlerweile drittes Buch "Ungefiltert". Der 74-jährige Deutsche lockte nicht nur die Presse, sondern auch Jung und Alt zu seiner Lesung.
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Transkript
00:00Wenn Entertainer-Legende Thomas Gottschalk auf Lesereise für sein Buch
00:05Ungefiltert Station macht, drängen sich nicht nur die Fanmassen, sondern auch die Presse.
00:11Zu gut, weist der 74-Jährige auf der Klaviatur der Öffentlichkeit zu spielen.
00:17Und auch bei seinem Wien-Besuch am Mittwochabend ließ Gottschalk sich nicht lange bitten.
00:22Du hast ja nur mehrere Möglichkeiten in meinem Alter in die Schlagzeilen zu kommen.
00:25Entweder du verstirbst, wozu ich keine Lust hatte, oder du verprügelst deine Partnerin,
00:30wozu ich auch keine Lust hatte und wozu meine Partnerin noch weniger Lust hatte.
00:34Oder ich bin in Teufels Küche dadurch gekommen, dass ich Dinge gesagt habe,
00:39die ich vielleicht gedacht habe und die man heute gar nicht mehr denken darf.
00:42Gottschalks aktuelle Rolle, der alte weiße Mann, der mit einem Augenzwinkern ausspricht,
00:48was heutzutage mehrheitlich auf Widerspruch stößt.
00:52Bockig, bockig ist er, der alte, das ist alter Stasin, oder? Wird mir unterstellt.
00:57Also ich bin der Meinung, dass ich in meinen Fernsehsendungen nie in irgendeiner Form
01:03mich in Dinge gemischt hätte, die mich nichts angingen oder Frauen belästigt hätte, die das nicht wollten.
01:10Ich habe als Entertainer performt und habe als solcher alles getan, was man machen muss,
01:15damit die Leute ihren Spaß haben.
01:17Aber ich habe natürlich nie den Spaß auf Kosten meiner Gäste haben wollen.
01:21Ich sage immer noch frei Schnauze, was ich denke.
01:23Ich habe auch nie gesagt, ich kann nicht mehr sagen, was ich denke.
01:26Ich sage nur, ich bin froh, dass manches, was ich sage, ich nicht vor einer Kamera gesagt habe.
01:31Gottschalks drittes Buch, nach Herbstblond und Herbstbunt,
01:36widmet sich auf 319 Seiten den Phänomenen des Zeitgeists, die er vielfach kritisiert.
01:42Der Titel des neuen Buches, Ungefiltert.
01:45Gefiltert war ich nie und ungefiltert war ich immer.
01:48Aber das Problem ist, dass ich früher erst geredet habe und dann gedacht und heute denke ich erst
01:53und dann sage ich manchmal nichts mehr.
01:55Das Ganze reicht von Gendern über Genzi und ihre Haltung.
02:00Als ich im Bayerischen Rundfunk als festangestellter Redakteur mit 27 zum ersten Mal ein Rundschreiben
02:05auf dem Stand an alle Mitarbeiter in den Händen hielt, ging ich selbstredend davon aus,
02:10dass die Mitarbeiterinnen genauso angesprochen waren,
02:14die sich aber meines Wissens kaum an der Anrede abarbeiteten,
02:18sondern sich sofort mit dem Inhalt auseinandersetzten.
02:21Frauen, die sich von den Inhalten erregt, enttäuscht oder entsetzt lautstark zu Wort meldeten,
02:26erschien mir damals emanzipiert.
02:29Und ich sage, wer es kann, der soll es halt machen.
02:32Ob das jetzt ein Programmdirektor oder eine Programmdirektorin ist, war mir immer egal.
02:36Ich musste den Eindruck haben, ich habe Respekt vor deren Leistung
02:39und ich habe Respekt vor dem, was da kommt.
02:42Aber es ist mir völlig egal, ob das eine Ehe, eine Sie oder eine Es war.
02:46Ich habe mich da keine Sekunde aufgehalten.
02:49Es hat mir gerade ein kritischer Reporter die Frage gestellt,
02:52was denn mit den mehreren Geschlechtern ist, die es inzwischen gibt.
02:56Ich habe gesagt, ich finde es problematisch, wenn jemand früh als Mädchen aufwacht
03:00und sich dann im Laufe des Tages entschließt, eigentlich bin ich doch ein Mann
03:04und am Nachmittag dann auf die Herrentoilette geht, wobei sie immer auf der Damentoilette war.
03:09Es ist natürlich immer noch so, dass gewisse Dinge für mich neu sind
03:14und ich weigere mich, sie als normal anzuerkennen,
03:18was mir natürlich als eine Bockigkeit des alten Mannes ausgelegt wird.
03:22Abgesehen davon habe er in seinen 74 Lebensjahren aber auch ein paar Weisheiten gesammelt.
03:28Zum Beispiel, Reichtum macht bestimmt nicht glücklich.
03:32Eine abschließende Weisheit in Richtung der Österreicher
03:35hatte der jahrzehntelange Meister der Eurovision auch noch parat.
03:39Diese Ernsthaftigkeit, die ich in Deutschland immer feststelle, vielleicht habt ihr sie nicht
03:44und ich bin der Meinung, dass ich ja immer ein Mensch war,
03:47der Ironie und Selbstkritik in den Vordergrund gestellt hat.
03:50Aber Selbstironie ist etwas, was heute nicht mehr funktioniert
03:54und dieses Gefühl, dass man sagt, man meint es ja nicht so ernst,
03:58das gibt es auch nicht mehr, weil alles ernst genommen wird, was einer sagt.
04:02Und ich bin der Meinung, dass vieles, was ich in meinem Leben gesagt habe,
04:05nicht ernst genommen werden durfte, aber heute eben ernst genommen wird
04:09und da tut man mir Unrecht, behaupte ich.

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