68er-Renegat, einst "Dutschke von Wien", Günter Maschke, über sein "Arthur Koestler-Syndrom"

  • vor 6 Jahren
Rudi Dutschke, der ihn, wie nur je ein Lenin seinen Ernst Reuter, nach Wien entsandte, um die an der dortigen Universität vorhandenen Kräfte der Neuen Linken auf Berliner bzw. Frankfurter Kurs zu bringen, wußte, was er an seinem "Maschkiavelli" hatte wie nur je ein Lenin an seinem "Friedland" (Ernst Reuter). Um sich der drohenden Einziehung zur Bundeswehr zu entziehen, entwich Maschke nach Cuba, wo man des Revolutionstourismus westlicher Kaviar-Marxisten derart überdrüssig war, daß man Maschke & Genossen zur Zuckerrohrernte einzog. Desillusioniert kehrte Maschke dem "Stalinismo Tropical" Marke Fidel Castro den Rücken und in die BRD, wo inzwischen Willy Brandt Bundeskanzler war, zurück. Wegen Fahnenflucht zu einem einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt, saß Maschke seine Strafe geduldig ab. Daß dieser Mann trotz seiner mehrjährigen Abwesenheit aus Westdeutschland und seiner Haft nach wie vor über die nötigen Kontakte verfügte, merkte man daran, daß der Erstling des politischen Essayisten - "Kritik des Guerillero" - 1972 im renommierten S. Fischer-Verlag erscheinen konnte, was dem Verfasser im Mai des Folgejahres einen Artikel im SPIEGEL einbrachte, der Maschke einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte und die Verkaufszahlen des schmalen, aber brillanten Büchleins in die Höhe schnellen ließ.

Guckst Du hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42602402.html

Maschke war bereits Kommunist gewesen, als seine SDS-Generationsgenossen noch mit der Trommel um den Christbaum gelaufen waren. Jetzt, da jeder - oder doch beinahe jeder - Student und Oberschüler ein Roter sein wollte, erklärte Maschke in einem KURSBUCH-Essay seinen Abschied von der revolutionären Linken. Was aber wird ein Intellektueller, dessen kommunistischer Traum zerbricht ? Diesseits des Eisernen Vorhangs wird er ein antitotalitärer Liberaler. Maschke, der nach dem Abschied von der Linken zunächst mit suizidalen Anwandlungen zu kämpfen hatte, war indes bei den Vorarbeiten zu seinem Guerillero-Buch mit einem der berüchtigsten und brillantesten Groß-Intellektuellen des 20. Jahrhunderts zusammengetroffen, mit dem Staatsrechtler und politischen Philosophen Carl Schmitt (1888-1985), der wegen seiner Rolle als sog. "Kronjurist Hitlers" seit 1945 mit lebenslangem Lehrverbot belegt war, obwohl sein Urteil von der liberalen Intelligentsia des In- und Auslandes gesucht wurde, die ihm in seinem Heimatort Plettenberg im Sauerland ihre Aufwartung machten; ein Rechts-Intellektueller, klassische Schriften aus den 1920er Jahren in der linken Studentenbewegung als Geheimtip gehandelt wurden. Unter dem Einfluß des hochbetagten Staatsdenkers avancierte der einstige Revoluzzer, der während der frühen 60er Jahre die illegale KPD ebenso durchlaufen hatte wie die deutsche Sektion der Situationistischen Internationale (einer von dem französischen marxistischen Philosophen Guy Debord inspirierten kulturrevolutionären Bewegung junger Künstler und Intellektueller), avancierte nach s