Armenische mafia erfurt, Germany: Armenian mafia controls the streets of Erfurt

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7 nov. 2017 Sechs Jahre lang hat das Bundeskriminalamt in Erfurt gegen die armenische Mafia ermittelt. MDR THÜRINGEN konnte tausende Seiten Ermittlungsmaterial auswerten. Sie geben einen Einblick in den Clanalltag der armenischen Mafia in Thüringen.

Diebe aus Armenien Wie das BKA in Erfurt ermittelte

Sechs Jahre lang hat das Bundeskriminalamt in Erfurt gegen die armenische Mafia ermittelt. MDR THÜRINGEN konnte tausende Seiten Ermittlungsmaterial auswerten. Sie geben einen Einblick in den Clanalltag der armenischen Mafia in Thüringen.

Die Lage sieht nicht gut aus für Argo B.* (Namen geändert). Er blutet stark am Hinterkopf, wo eine große offene Wunde klafft. Er liegt hinten in einem Wagen. Auf der Fahrt von Luckenwalde gelingt es ihm, seinen Bruder Howan anzurufen, der in Erfurt auf ihn wartet. Der ahnt nicht, was an diesem 11. April 2015 auf einem Parkplatz in der kleinen Stadt bei Berlin passiert ist. Dort, wo Howan seinen jüngeren Bruder Argo gemeinsam mit drei anderen Armeniern hingeschickt hatte.

Howan fragt Argo ob er ok sei. Doch dieser stöhnt nur am Telefon, dass er sich eben "übergeben" hätte. Nein, es sei alles total schief gelaufen. "Die Schwuchteln sind auf uns zugekommen", wimmert Argo wütend ins Telefon. Howan fragt, ob es die "Bullen" gewesen wären? Nein, sagt Argo, es waren die "Anderen".

Die "Anderen" waren, nach den späteren Ermittlungen der Polizei, offenbar bezahlte Schläger. Sie sollten einen Geschäftsmann schützen, den Argo und seine Jungs erpressen wollten. 60.000 Euro sollte der Mann an die Armenier aus Erfurt zahlen. Als er nicht wollte, griffen sie ihn an. Doch was sie nicht ahnten, im Hintergrund warteten die "Anderen". Vermutlich angeheuert von einer Konkurrenz-Gruppe der Berliner Russenmafia.

Für Argo ging die Sache damals noch glimpflich aus, obwohl er schwer am Kopf verletzt wurde. Nach einem Krankenhausaufenthalt gab es gegen ihn und die Armenier ein Verfahren wegen räuberischer Erpressung. Er kam mit einer Bewährungsstrafe davon, zwei andere mussten in den Knast. Doch während die Polizei in Brandenburg und Thüringen in der Sache ermittelte, hörte eine Behörde die ganze Zeit heimlich mit: Das Bundeskriminalamt.
Die BKA-Fahnder hatten 2009 von der Kripo Erfurt ein Verfahren übernommen, das - nach Auswertung der Akten - wohl eines der bis dahin aufwendigsten gegen die armenische Mafia in Deutschland war. Allerdings auch eines, das den Fahndern Unmengen an Daten und Informationen über die bis dahin noch relativ unbekannte Mafia-Gruppierung lieferte. Sechs Jahre lang, bis Ende 2015, versuchten die BKA-Spezialisten heraus zubekommen, wie die Drogengeschäfte der Armenischen Gruppe aus Erfurt abliefen. Dafür hörten sie rund 80.000 Telefongespräche ab, verwanzten Autos und überwachten dutzende Clanmitglieder und ihr Umfeld. Doch ohne Erfolg. Dem BKA wurde klar, dass die Männer um Howan B., der offenbar der Kopf der Gruppe ist, sehr geschickt vorgingen. Immer wieder gelang es der Polizei, bei Grenzfahrten nach Tschechien, Polen, Italien oder Niederlande die Autos zu stoppen, doch Drogen fanden sie nicht.

Aber die Indizien häuften sich, dass enorme Geldsummen im Spiel sein mussten. In den abgehörten Telefonaten wurde der Kauf eines Hotels in Monaco besprochen, das einem bekannten Formel-1-Fahrer gehörte. Dann wieder sollte eine Million in Immobilien in Köln investiert werden. Ein Spielkasino irgendwo in Deutschland hatte die Erfurter Gruppe im Auge. Es gab Hinweise auf Immobilienkäufe in Spanien und anderen Ländern. Grundstückskäufe im Wert von bis zu 500.000 Euro für "Diebe aus Armenien". Dabei dürfte es sich um sogenannte "Diebe im Gesetz" handeln, höchste Autoritäten und die Bosse der russischen und armenischen Mafia. Doch wie genau die Erfurter Armenier das Geld machten, das blieb dem BKA verborgen.

Dabei konnten die Fahnder mithören, wie es auch bei mutmaßlichen Mafia-Gangstern "menschelt". So beschwerte sich Howan B. in einem Gespräch, das "alle immer nur große Fresse haben und wenn es schlecht läuft, mir auf den Sack gehen. Und wenn es gut läuft, meldet sich keiner". Scheinbar die normalen Sorgen des Chefs einer "Mafia GmbH" irgendwo in Deutschland. Howan B. und seine Leute, so wird es in den abgehörten Gesprächen deutlich, steuern eine heute noch aktive komplexe Struktur. Sie besteht vor allem aus Interessen und Gegeninteressen.

Das einzige Schmiermittel für das Getriebe dieser Struktur ist Geld. Es ist ständig Thema in den Gesprächen, die das BKA belauscht. Dabei wird deutlich, dass die Männer andauernd unterwegs sind. Ein unglaublich hoher Grad an Kommunikation ist nötig, ständig wird telefoniert, doch die eigentlich mutmaßlichen kriminellen Geschäfte werden nur angedeutet. Es wird sich verabredet, in Restaurants, Clubs oder Spielotheken, die alle dem Clan gehören.
Da kommt beispielsweise der Anruf aus den Niederlanden. Offenbar von einer dort ansässigen armenischen Mafiazelle. Ein "Tiko" forderte Howan B. auf, "das Ding einzuschalten", die BKA-Fahnder vermuten,

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