Mittelmeer: Menschenschmuggler setzten Flüchtlinge gezielt auf hoher See aus

  • vor 8 Jahren
Im Hafen von Messina in Sizilien sind am Sonntag mehr als 200 Flüchtlinge und Migranten von Bord eines Schiffes der Organisation Ärzte ohne Grenzen gegangen. An Bord waren auch acht Leichen, 97 Menschen werden vermisst.

Die überwiegend aus Westafrika stammenden Männer, Frauen und Kinder stammen von mehreren Booten. Alle hatten versucht, von Libyen aus nach Europa zu gelangen und waren in Seenot geraten. Ein Schiff der britischen Marine rettete 27 Menschen von einem untergehenden Boot, auf dem ursprünglich fast 130 Personen gewesen sein sollen. Die Überlebenden wurden ebenfalls auf das von Ärzte ohne Grenzen betriebene Schiff Bourbon Argos gebracht.

Einer von ihnen, der 18-jähriger Senegalese Abdulla Diallo erklärte, die Menschenschmuggler hätten das Boot zwei Stunden lang von Libyen weg auf die hohe See geschleppt, dann mit vorgehaltener Waffe Schwimmwesten sowie Motor eingesammelt und die Menschen sich selbst und ihrer Hoffnung auf Rettung überlassen.

“Als das Boot kenterte, dachten wir alle, dass wir sterben würden, wir erwarteten den Tod”, so Diallo. “Nur Gott hat uns gerettet, niemand in dem Boot dachte, wir würden überleben. Die Holzplanken, auf denen wir gesessen hatten, trieb der Wind davon. Wir hatten nur noch den aufgeblasenen Schwimmkörper, aber der fing auch an, unterzugehen. Was konnten wir noch tun? Wir wussten, wenn der Schwimmkörper untergeht, werden wir sterben.”

Dieses Jahr haben bislang rund 168.000 Menschen den Weg über das Mittelmeer gewagt. Der bisherige Rekord auf der gefährlichsten Migrationsroute der Welt im Jahr 2014 lag bei 170.000.

Die Zahl der Todesopfer liegt dieses Jahr bereits bei über 4600 Menschen, 1000 mehr als im ganzen vergangenen Jahr. Allein in der vergangenen Woche gab es laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 365 Todesopfer.

Empfohlen