Libor-Tricks: Deutsche Bank verhandelt über Milliardenstrafe

  • vor 9 Jahren
Libor-Tricks: Deutsche Bank verhandelt über Milliardenstrafe

Im Skandal um Zinsmanipulationen steuert die Deutsche Bank auf einen teuren Vergleich mit den Regulierern in den USA und Großbritannien zu.

Die Einigung könnte noch im April bekannt gegeben werden und wird nach Insiderinformationen (Reuters, New
York Times, Bloomberg) vermutlich mehr als 1,4 Milliarden Euro kosten – diesen Betrag hatte die Schweizer Großbank UBS in der Affäre hingelegt.

Die Deutsche Bank bestätigte nur, dass sie in der sogenannten Libor-Affäre mit den Behörden zusammenarbeite.

Der Referenzzins Libor ist ein von Banken angegebener
Durchschnittswert, zu dem die Institute sich gegenseitig Geld leihen. Der Zinssatz, den Händler einiger Großbanken über Jahre zum eigenen Vorteil manipuliert haben sollen, ist ein Richtwert für Finanzgeschäfte von Hunderten Billionen Dollar – zahlreiche Kredite sind daran gekoppelt.

In den vergangenen Jahren haben einzelne Institute mit verschiedenen Instanzen Vergleiche abgeschlossen. Die Deutsche Bank etwa einigte sich Ende 2013 mit der EU auf eine Libor-Strafe von 725 Millionen Euro. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin ermittelte.

Die Verhandlungen der Deutschen Bank mit den angelsächsischen Regulierern ziehen sich schon sehr lange hin. Eigentlich hatte das Institut gehofft, das Kapitel bereits Ende 2014 schließen zu können.

Der Libor-Skandal ist die größte Altlast unter zahlreichen Rechtsstreitigkeiten, mit denen sich die Bank herumschlägt. Das Institut ist auch in den weltweiten Devisenskandal verstrickt. Hier stehen die Ermittlungen noch am Anfang. Außerdem rechnen die Frankfurter noch mit einer US-Strafe wegen mutmaßlicher Sanktionsverstöße.

Vorstand und Aufsichtsrat müssen außerdem eine Antwort auf die Frage finden, wie der Konzern trotz immer strengerer Auflagen der Behörden und Mini-Zinsen dauerhaft wieder mehr verdienen kann. Seit Monaten wird in der Frankfurter Konzernzentrale um den richtigen Kurs gerungen.

Die wilden Jahre in der Hochfinanz sind vorbei – das signalisieren Milliardenstrafen für Geldhäuser rund um den Globus.

März 2015: Die Commerzbank einigt sich im Streit mit der US-Justiz auf die Zahlung von insgesamt 1,36 Milliarden Euro. Bei den Verfahren ging es unter anderem um Verstöße gegen US-Handelssanktionen bei Geschäften mit Staaten wie dem Iran und dem Sudan.

November 2014: Aufsichtsbehörden in Großbritannien, den USA und der Schweiz verhängen in einer gemeinsamen Aktion Strafen von insgesamt knapp 3,5 Milliarden Euro gegen sechs internationale Großbanken wegen der Manipulation von Devisenkursen. Betroffen sind
Citigroup, HSBC, JPMorgan, Royal Bank of Scotland (RBS), UBS und Bank of America.

August 2014: Für riskante Hypotheken-Deals aus der Zeit der
Finanzkrise muss die Bank of America mit einer Rekordsumme von 15,7 Milliarden Euro büßen. Es ist der bis dahin höchste Betrag, den ein Unternehmen jemals in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung mit der US-Regierung zu zahlen hat. 9,1 Milliarden gehen an das Justizministerium, 6,6 Milliarden an überschuldete Eigenheimer.

Juli 2014: Ein New Yorker Richter verurteilt die Bank of America zur Zahlung von knapp 1,2 Milliarden Euro wegen Betruges an den beiden staatlichen Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac. Es geht um den Verkauf von Hypothekenpapieren durch den Hausfinanzierer
Countrywide an Fannie Mae und Freddie Mac kurz vor der Finanzkrise.

März 2014: Die Bank of America schließt einen 9 Milliarden Euro schweren Vergleich und legt einen Rechtsstreit wegen strittiger Hypothekengeschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007 bei.

Dezember 2013: Die EU-Kommission bestraft mehrere Finanzinstituten wegen der Manipulation von Zinssätzen wie dem Libor mit Bußen von insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Darunter ist auch die Deutsche Bank mit 725 Millionen Euro.

November 2013: JPMorgan Chase büßt mit 12,3 Milliarden Euro für fragwürdige Hypotheken-Geschäfte. Die US-Bank hatte sich mit dem US-Justizministerium und anderen staatlichen Stellen geeinigt.

Dezember 2012: Die Schweizer Großbank UBS zahlt wegen ihrer Rolle bei der Manipulation des Referenzzinssatzes Libor insgesamt 1,4 Milliarden Euro an US-, britische und Schweizer Behörden.

Imposante Strafen – der Schaden durch die Finanzkrise wird allerdings auf ein Vielfaches geschätzt: 12.080 Milliarden Euro, so die Nonprofit-Organisation "Better Markets" in Washington.

su mit Reuters, dpa